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Das Weblog zur Volkskunde des Bankraubs

 
Der Lord von Barmbek ist in diesem Weblog bereits gewürdigt worden. Nun hat auch der Schauspieler Ulrich Tukur denselben für das Hamburger St.Pauli Theater entdeckt und zeigt Sympathien. In einem Interview mit der Hamburger Morgenpost (4.1. 2005) will er seinen Lord fein geschieden wissen von anderen Halunken.

Ulrich Tukur & Ulrich Waller: »Das waren sportive Unternehmer!«

Edel-Schurke auf dem Kiez - Am Sonnabend betritt »Der Lord von Barmbeck« die Bühne des St. Pauli Theaters

Zwischen organisiertem Verbrechen und irrwitzigen Einbruchstouren verlief die kriminelle Karriere von Julius Adolf Petersen. Als "Gentlemangangster" machte sich der "Lord von Barmbeck" nach dem Ersten Weltkrieg einen Namen - und nahm sich später einsam in einer Gefängniszelle das Leben. Im St. Pauli Theater bringen Autor-Regisseur Ulrich Waller und Autor-Hauptdarsteller Ulrich Tukur seine Geschichte auf die Bühne.

MOPO: Was macht die Geschichte des "Lord von Barmbeck" heute noch interessant?

Tukur: Julius Adolf Petersen hat eine sehr pfiffige Lebensgeschichte hinterlassen. Und wir dachten, man sollte auf der Bühne was über ihn erzählen. Das ist ja auch ein Stück Hamburger Geschichte. Wir schließen unsere "Kriminellentrilogie" - nach "Blaubarts Orchester" und "Dreigroschenoper" - mit einem authentischen Hamburger Mackie Messer ab.

Waller: Das Lokalkolorit interessiert uns aber nur als Hintergrund, es geht um den "Lord" als Prototyp. Wie so ein Mann, der den staatlich verordneten Weg zu Reichtum und Glück nicht einhält, in die Mühlen eines Systems gerät, wie ihm jede Lebensperspektive genommen wird. Der "Lord" ist eine merkwürdig unzeitgemäße Figur, er verschwand 1922 im Knast und kam wieder, als die Weimarer Republik kippte, in ein Deutschland, das sich komplett verändert hatte. Auch die Verbrecherszene war viel amerikanischer geworden war, es wurde mehr geschossen.

MOPO: Wie viel Rechercheaufwand steckt in dem Stück?

Waller: Wir haben ein Jahr recherchiert, konnten auch Originalakten im Staatsarchiv einsehen.

Tukur: Man muss sich entscheiden, was für eine Geschichte man erzählen will: Was ist interessant an dieser Figur? Warum sind diese Verbrechertypen Identifikationsfiguren?

MOPO: Ist Petersen für Sie eine Heldenfigur?

Tukur: Er hat sich zu einer gemacht, und er ist ein Mythos geworden. Seine Truppe war über 400 Mann stark, die haben Gelder verschoben bis in die USA. Witzig war es nicht wirklich. Er war sicherlich ein charmanter, intelligenter und aus gutem Holz geschnitzter Typ - in Maßen. Aber diese Geschichte endet elend, wie immer bei Menschen, die verzweifelt versuchen, in der Gesellschaft anzukommen, die aber ein anarchisches Grundpotenzial haben und bestimmte Regeln einfach nicht akzeptieren können.

MOPO: Aber Sie begegnen ihm mit einer gewissen Grundsympathie.

Tukur: Na klar! Er hat immer gesagt: Bei mir wird nicht geschossen. Das waren Geldschrankknacker, deren größter Traum die Bettentour war: den Schlüssel für den Tresor der Reichen vom Nachttisch klauen, alles rausholen und den Schlüssel wieder zurücklegen. Das war das Größte! Das waren sportive Unternehmer.

MOPO: Welchen Ruf hatte der "Lord" in der Hamburger Gesellschaft?

Waller: Wenn man sich durch die Ermittlungsakten arbeitet, zeigt sich, dass er ein sehr guter PR-Stratege war. Er hat Presseerklärungen abgegeben und an Eides statt erklärt, dass er kein Ein-, sondern ein Ausbrecher sei. Er war rotzfrech, und das hat den Leuten gefallen.

MOPO: Warum eine solche Geschichte auf die Bühne bringen - damit sie erhalten bleibt?

Tukur: Definitiv. Das ist eine Art Demokratie für die Toten, denn die können nicht mehr reden. Wenn wir uns nicht um sie kümmern, sind deren Leiden und Kämpfe für immer vergessen
.

Ja dann, hoch die ....

update nach fast zwei Jahren (10.10.2007):
Hier beim datenhamster.org gibts ein Blogeintrag von der NDR-TV-Übertragung des Theaterstücsk

Die Leipziger Volkszeitung (5.1. 2005) berichtet über einen Tresoraufbruch, dessen Machart offensichtlich die Antwort auf die zunehmenden Sicherheitsmaßnahmen im Innern ist. Die "Schränker" verlegen das Geschehen an eine andere Frontlinie. Immer wieder war in letzter Zeit von Fällen zu lesen, bei denen mit Brachialgewalt gegen das Bankgebäude vorgegangen wurde. Aber immerhin aus Bankräubern, die bewaffnet gegen Personal und Kunden vorgehen, werden so wieder "Schränker", deshalb sin die Äußerungen über die neue Form von "Brutalität" am Ende des Artikels doch etwas überzogen:

Räuber heben mit Bagger Geld in Glesien ab

Glesien. (...) Mit einem geklauten Bagger rissen gestern Nacht gegen 3 Uhr Unbekannte die Fassade der Volksbank in Glesien ein und stahlen den Tresor samt Geldautomaten. Ihr Tatwerkzeug, den Bagger, klauten die Bankräuber zuvor aus dem Gewerbegebiet in Wiedemar. Ihr ursprünglicher Plan, den Bagger mit einem Tieflader zur Bank zu fahren, misslang offenbar. So entschlossen sich die Räuber kurzerhand, direkt mit dem Bagger zur Bank zu fahren.

(....) Spezialisten des Landeskriminalamtes Sachsen kamen gestern Morgen, um die Spuren zu sichern. "Ich kann leider keine Angabe zum entwendeten Geldbetrag machen, da die Summe nicht zum Nachahmen animieren soll", bittet Polizeisprecher Michael Hille um Verständnis. Ein Brancheninsider vermutet aber, dass in dem Geldautomaten bis zu 300 000 Euro gewesen sein könnten.
(...)

"Ich arbeite seit 15 Jahren bei der Volksbank in Delitzsch und wir haben schon einige Überfälle erlebt, aber dass mit solch einer Brutalität vorgegangen wurde, das ist neu", erklärte gestern Wolfgang Schuster, Leiter der Volksbank Delitzsch.

 

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