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Das Weblog zur Volkskunde des Bankraubs

 
Start mit Banklady

Am Montag 18.6. strahlt die ARD eine vierteilige NDR-Dokumentationsreihe (Sendetermine: montags, 18./25. Juni und 9./16. Juli, 21.00 Uhr,) zum Thema Bankraub aus. Dabei werden vier spektaktuläre Fälle beispielhaft herausgegriffen, was letztlich zwar der Mystifizierung weiteren Vorschub leisten wird, da es dem Bedürfnis des Publikums geschuldet ist, das Spektakuläre in den Mittelpunkt zu stellen:

Die Pressemappe der ARD bewirbt die Reihe mit dem bekannten Brecht-Zitat und ist deutlich inspiriert durch die Darstellung und Argumentation von Va Banque, ohne es zu erwähnen:

„Geld her!“: vierteilige NDR Dokumentarreihe über große
Banküberfälle

„Was ist ein Dietrich gegen eine Aktie?
Was ist der Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?“
(Bertolt Brecht, Die Dreigroschenoper)

Nein, Brecht konnte sich mit dieser Ansicht nicht durchsetzen. Auch wenn neuerdings sogar mächtigste Bankmanager vor Gericht stehen - sie müssen nicht mit dem Strafmaß rechnen, das dem gemeinen Bankräuber droht. Ein Blick auf einschlägige Gerichtsurteile zeigt, wie sehr der Überfall auf ein Geldinstitut immer noch der gesellschaftlichen Ächtung unterliegt. Gleichwohl umgibt den Bankräuber eine ungleich faszinierendere Aura als den gemeinen Straßendieb. Wer hätte nicht bei „Rififi“ mit den Gangstern mitgefiebert oder die technische Intelligenz und die kaltblütige Perfektion der englischen Posträuber bewundert? Die allgemeine Faszination für Bankräuber gibt Rätsel auf – ist es die Bewunderung für den Gentleman-Gangster, wenn nur materieller Schaden entsteht und den Bankangestellten nicht die private Brieftasche geleert wird? Oder erfüllt der Räuber stellvertretend den heimlichen Traum vom schnellen Reichtum – denselben Traum, der Millionen allwöchentlich zur Lotto-Annahmestelle treibt? Es ist eine gefährliche Faszination. Unter den alljährlichen abgeurteilten Räubern sind viele Unbedarfte und Verzweifelte, die, berauscht von diesem Traum, „das große Ding“ wagten und sich auf Fahndungsplakaten, im Gefängnis und vielleicht sogar in der TV-Reihe „Deutschlands dümmste Verbrecher“ wiederfinden.
Das Geld der anderen zu rauben ist ein uralter Trieb. Die Mittel und Wege, es zu bekommen, haben sich im Lauf der Zeit geändert, und seit Alarmanlagen, Tresore und Wachmannschaften die Schätze bewachen, herrscht ein inoffizieller Wettbewerb zwischen Räuber und Gendarm um die Vormacht im High-Tech-Bereich. Die Geschichte einzelner Banküberfälle ist aber auch eine andere Geschichte der Gesellschaft, die sie erschütterten. Sie erzählen von sozialen Spannungen, politischen Verwerfungen, Skandalen und Schicksalen, die der Banküberfall schlaglichtartig beleuchtet. Die Karriere der Banklady in den Sechzigerjahren war ein Affront gegen das Frauenbild der Zeit, der Todesschuss von München wäre ohne den Hintergrund des aufkommenden Terrorismus vermutlich nicht passiert. Die Geschichte der Tunnelgangster von Berlin zeigt, dass die modernen Ermittlungsmethoden der Polizei selbst den brillantesten Coup irgendwann aufklären können. Und die absurde Entwicklung des Banküberfalls von Uelzen verdankte sich der verzweifelten Perspektivlosigkeit junger Aussiedler, die gedanklich nicht in Deutschland angekommen waren.
Die Reihe erzählt deshalb nicht allein eine packende „crime story“, sondern nutzt Zeitgeschichte als Banderole der Handlung, bindet die Erzählung zurück an den Zeitgeist. Was erzählt das Verbrechen über die Zeit, in der es stattfindet, über die Gesellschaft, über die Menschen? Insofern ist die Reihe auch – ohne die weltanschauliche Prämisse Brechts zu teilen – eine Sittengeschichte des Bankraubs durch die deutsche Geschichte hindurch.
 

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