AusstellungenMuseum
BankerInnen und PolizistInnen
Bankraub in Film und Fernsehen
Bankraub-Dokus - Themenabende usw.
Bankraub-Schriftsteller
Bankraub-Trends
Bibliographie der Volkskunde des Bankraubs
Biographien des Bankraubs
Blog-Review
Brecht-Zitat
Brutalisierung des Bankraubs
Buergerliches Recht
Edle Raeuber - Robin Hoods
Fluchttechniken
Geiz ist geil
GenderMainStreaming
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
icon
Das Weblog zur Volkskunde des Bankraubs

 

Lotto und Bankraubphantasien

vorherige Seite
Im Sumpf (21-23) die FM 4-ORF-Sendung mit Fritz Ostermayer und Thomas Edlinger widmet sich am heutigen Tag der Arbeit dem Thema Bankraub:


Bankraub - eine Investition in welche Zukunft?

Der Völkerkundler (sic!) Klaus Schönberger gibt am Tag der Arbeit Auskunft über die Bedingungen der Arbeit am illegalen Gelderwerb, der dereinst zu einem sorgenfreien Leben ohne Arbeit führen soll.


Edlinger und Ostermayer haben genug von der Arbeit und suchen nach Möglichkeit, dieselbe loszuwerden, logisch dass sie sich da jemanden einladen, der in Sachen Bankraub Bescheid weiss.
Aber ob das für die beiden wirklich was Richtiges ist, das muss sich erst noch zeigen ... Ab 21 Uhr

Oberpfalznetz (12.4. 2005)

Ein Bockbierfest und die Folgen

Amberg. Aus Spaß wurde Ernst: Mit Heribert Niedermeier hat die Amberger CSU eines ihrer prominentesten Mitglieder verloren. Der Sparkassen-Chef hatte beim Bockbierfest zu den "Derbleckten" gehört, eine Passage des Polit-Kabaretts als Entgleisung empfunden und das in einem Brief kundgetan.

Im Pfarrsaal von St. Michael hatten "Die drei Putzen vom OB" in Person von Bürgermeister Michael Cerny, Fraktionsvorsitzendem Dieter Mußemann und Stadtrat Martin Preuß am 25. Februar wieder einmal kräftig vom Leder gezogen. Eine ihrer Zielscheiben: Heribert Niedermeier. Er musste einigen Spott in Sachen Forum-Insolvenz über sich ergehen lassen. Aber auch eine Äußerung von Cerny, in der dieser auf den Banküberfall im D-Programm (s.u.) anspielte.

Niedermeier war selbst nicht anwesend, er las von den Frotzeleien in der Amberger Zeitung und sah sich daraufhin veranlasst, einen Brief zu formulieren. "Ich habe meinen Unmut gegenüber den drei Putzen schriftlich zum Ausdruck gebracht", erklärte der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse am Montag auf Nachfrage. Er besitze durchaus Humor und verstehe sicher Spaß, unterstrich der 61-Jährige. Über die Forum-Sticheleien rege er sich deshalb auch nicht auf, da habe er keine Probleme damit. Die Banküberfall-Geschichte sei für diese Kabarett-Veranstaltung allerdings alles andere als passend gewesen. Sie habe die Grenzen des guten Geschmacks überschritten und sei sogar menschenverachtend.

Gegenüber der AZ wies Niedermeier darauf hin, dass die Beschäftigten, die damals erneut Opfer eines Überfalls wurden, noch heute traumatisiert seien und unter psychologischer Betreuung stünden. "Ich leide mit diesen Mitarbeitern mit", sagte Niedermeier. Es könne seinen Angestellten nicht zugemutet werden, dass über so eine kriminelle Tat auch noch Witze gerissen würden. Das habe er in seinem Schreiben auch deutlich gemacht.



Hier die Äußerungen der CSU-Kabarettisten:

Michaela (Michael Cerny): "Über den Niedermeier wird ja a so viel gred. Der soll sich selber zu seim eigenen 60. Geburtstag den Banküberfall der Sparkassenfiliale in der Don-Bosco-Straße gschenkt ham."

Martina (Martin Preuß): "Vielleicht war des aber a bloß so a Art Sparkassen-Schlussverkauf."

Dietlinde (Dieter Mußemann): "Na na na. Des kann gar niad sei, weil as Forum hat von der Sparkass aus auch koan Schlussverkauf machen dürfn."

AUS DUBLIN RALF SOTSCHECK für die taz (8.3. 2005)

"Die IRA, bewaffneter Arm der Sinn Féin, sorgt mit immer neuen Skandalen für die Marginalisierung der eigenen Leute.
Auf einen gigantischen Bankraub, dessen Beute bei IRA-Sympathisanten auftaucht, folgte ein Mord an einem treuen Anhänger"


Während der Mord Sympathien kostet, verhält es sich bei dem Bankraub erwartungsgemäß etwas anderes (jedenfalls in der eigenen Anhängerschaft):

"Unter dem Bankraub litten die Wahlchancen von Sinn Féin kaum. Doch nach dem Mord an McCartney sank die Unterstützung der Partei in der Republik Irland von elf auf neun Prozent."


Vgl. a. Jungle World (2.3. 2005):

"Sinn Fein unter Beschuss
Nach einem spektakulären Bankraub und einem Mord in Belfast haben die nordirischen Republikaner ein Imageproblem.
(...)
Mehr als der Überfall, den viele Nordiren bei der Konfessionen mit einer gewissen Schadenfreude kommentieren, schadet Sinn Fein ein Mord, der Anfang Februar in Belfast verübt wurde. Gerry Adams forderte daraufhin die Bevölkerung auf, die Täter nicht zu schützen – ein Schritt, der nicht zu unterschätzen ist, weil in vielen Vierteln Belfasts der britischen Polizei üblicherweise nur mit Misstrauen begegnet wird."

Nachzutragen ist auch noch ein Bericht auf der Titelseite der Stuttgarter Zeitung (16.2.2005 - leider nicht online) über einen todkranken 53jährigen Ladenbesitzer aus Ligurien, der zum Serienbankräuber geworden sei, "um seine Familie finanziell abzusichern".

In dem Artikel wird auch über das Verständnis der italienischen Zeitungen berichtet: "Niemand in Italien stellt den Mann an den Pranger."

Ja, ja, die Italiener, die haben es halt mit der Familie.

Das Hamburger Abendblatt (15.12. 2004) weiss zu berichten:

Nach Rekord-Ansturm der Lottospieler: Jackpot geknackt?

"Münster - Deutschland einig Lottoland. Noch nie haben die Tipper so viel Geld eingesetzt wie an diesem Sonnabend: 113 Millionen Euro! Damit hat der Jackpot wie erwartet die zehn Jahre alte Rekord-Marke überboten und ist mit mindestens 21,6 Millionen Euro gefüllt. Das bestätigte WestLotto-Sprecher Elmar Bamfaste.

Die genaue Gewinnsumme stand gestern aber noch nicht fest. Ob der Jackpot geknackt wurde, erfahren die Lottospieler heute vormittag. Über das Gedränge in vielen Lottoläden sagte Bamfaste: "Solch einen Ansturm haben wir seit Jahren nicht erlebt. Vor den Terminals standen lange Schlangen."


Jetzt wissen wir es wieder:
Es gibt in Deutschland mehr Lottospieler als Bankräuber

Interessant ist allerdings die sprachliche Anleihe, die das Rennen um den Jackpot symbolisch im Bankraub-Kontext ansiedelt. Das Hamburger Abendblatt weiss aber auch, wie aussichtslos das ganze Unterfangen ist:

"Die Wahrscheinlichkeit, wenigstens die sechs Richtigen zu treffen, liegt bei etwa 1 zu 14 Millionen. Noch unwahrscheinlicher wird ein Volltreffer mit sechs Richtigen und der Superzahl: Hier stehen die Chancen sogar nur bei 1 zu 140 Millionen. Zum Vergleich: Von einem Blitz getroffen zu werden, ist 20mal wahrscheinlicher, Fünflinge zu bekommen, ist 56mal wahrscheinlicher und einen Flugzeugabsturz zu überleben, ist 63mal wahrscheinlicher."

im Burgenland. Das behauptet die Kronezeitung (28.10.2004) und irgendwie glauben die wahrscheinlich wirklich das Bankraub irgendwas mit Sex zu tun haben muss. Die Assoziationen und Phantasien sprechen jedenfalls für sich.

Filmreife Flucht im Stil des berühmten Film-Gaunerpärchens Bonnie und Clyde! Nach dem spektakulären Überfall auf eine Bank im Burgenland wird der Räuber, ein Wiener (23), gejagt. Er soll sich mit seiner Freundin (25) und zwei Töchtern in einem blauen Ami-Schitten nach Italien abgesetzt haben. Großfahndung!

Als Pirat maskiert und lässig mit einer brennenden Zigarette im Mund, war der Familienvater vor einer Woche in eine Bank in Leithaprodersdorf spaziert. Mit dem Zettelschmäh erbeutete der Täter 15.800 Euro.

Der Sylter Lokal-Kabarettist ("inzwischen als Kult-Comedy-Star und Zeitsatiriker hoch gehandelt") Manfred Degen "zelebrierte einen Abend zwischen Satire und Klamauk (Die Gäste bogen sich vor Lachen, und es blieb für alle kaum Zeit zum Luftschnappen)" hat laut Lübercker Nachrichten (20.10.2004) so seine eigenen Vorstellungen, wie man auf der Insel mit Bankräubern umgeht:

"Ein Banküberfall auf Sylt? Das ist ein Kapitalverbrechen, da kann der Bankräuber mit sturmgeschwächter Stimme nur heiser krächzen: „Das ist ein Überfall – alles hinlegen!“ Ein Bankkunde: „Vor drei in der Früh leg ich mich nie hin!“ und der andere ganz mitleidig: „Diese Strumpfmaske steht Ihnen aber auch gar nicht!“ Selbst der Bankangestellte reagiert unerwartet: „Du Null, ich geb dir doch kein Bargeld, dann stimmt doch heute Abend meine Kasse nicht!“ Da laut Degen auf Sylt selbst ein Bankraub „den Charme eines Heimatabends hat“, freut sich der Desperado, „der Strumpfhosenhotzenplotz“, dass er so einen schönen Revolver mit einem Jahr Garantie erwerben konnte, und jeder darf mal seine Wumme in die Hand nehmen. Schließlich tauscht man Visitenkarten aus, befragt den verhinderten Räuber nach Ausbildung und Homepage und veranstaltet schließlich eine spontane Sammlung. Schließlich wollte der „Outlaw“ ja nur seiner Mutter eine Reise zu den Malediven schenken."

weist jener ARTE-Texter auf, der versucht sich dem Phänomen Manu Chao anzunähern und dabei en passant preisgibt, wie er sich das große Geldverdienen vorstellt:

"Nach ,,Clandestino"
Was würden SIE tun, wenn sich ihr erstes Soloalbum 2,5 Millionen Mal verkauft hätte (davon 1,2 Millionen Mal in Frankreich und 1,3 Millionen Mal international)? Den Jugendtraum vom Banküberfall endgültig begraben und stattdessen die DVD-Ausgabe von ,,Bonny & Clyde" mit dem entsprechenden Gerät kaufen? Eine Luxuskreuzfahrt mit Freunden und Familie? Einen Abstecher auf den Planeten Mars? Oder gleich ein neues Album in Angriff nehmen, um nicht aus der Übung zu kommen und das Eisen schmieden, so lange es heiß ist? Glückwunsch, Sie haben blühende Phantasie! "

JOSEF URSCHITZ (Die Presse) 29.09.2004
meint anlässlich der jüngsten Spekulationen mit dem Ölpreis (der erstmals ohne "ersichtlichen" Grund auf mehr als 50 Dollar getrieben wurde. Als ob das fundamentale Prinzip der kapitalistischen Produktionsweise einen anderen "Grund" denn die Erhöhung der Profitrate hat), dass die Gelderwerbmethode Bankraub nicht mehr von heute sei:

Nehmen wir einmal an, Sie betreiben eine kleine Ter ror- oder Rebellengruppe. Und sind ein wenig klamm: Die Sprengstoffpreise explodieren, wenn man das so sagen darf, und die Schecks aus Saudiarabien sind nicht einmal inflationsgesichert. Was also tun? Bankraub? Entführung samt Lösegelderpressung? Das ist doch Old Economy: umständlich und riskant.


Deshalb empfiehlt der Kommentator:

Sie stürzen sich also auf den Derivativmarkt, wetten in großem Stil auf steigende Ölpreise, kündigen dann auf einer einschlägigen Website das ganz große Ding gegen wichtige Ölfördereinrichtungen an - und schon ist der Ölpreis oben und die Millionen sind in der Kasse.

ist "überragend, was die Qualität, aber auch was die Preise betrifft". Insofern bedarf es schon eines Bankraubs oder eines Lottogewinns, um das Lokal aufsuchen zu können, meint jedenfalls die Online-Ausgabe des Darmstädter Echos (27.9.2004):

"Gesetzt den Fall, der umsichtig geplante Banküberfall habe fette Beute eingebracht, die solvente Erbtante sei urplötzlich gestorben oder die Zusatzzahl habe sich bei der Ziehung als gut gewählt erwiesen.

Ja, dann könnte man endlich auf die Malediven, vielleicht auch mit dem neuen Achtzylinder nach Sankt Moritz. Oder das zwölfgängige Probiermenü im Lampertheimer „Waldschlöss’l“ ordern. Kostenpunkt: 96 Euro – pro Person, versteht sich.

In Zeiten von Sparpaketen und Hartz IV erscheint das etwas versteckt am Ortsrand gelegene Renommierrestaurant – ehedem Träger eines Michelin-Sterns – als schierer Anachronismus. Und ein Reservat mit Zugangsbeschränkung."

 

twoday.net AGB

xml version of this page

xml version of this page (summary)

xml version of this topic

powered by Antville powered by Helma

Creative Commons License
This work is licensed under a Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivs 2.0 Germany License.