Es wurde in diesem Blog sich ab und an schon mal über die Formulierung "filmreif" bei der medialen Beschreibung von Banküberfällen mokiert ("Bankraub wie im Kino"). In solchen Formulierungen zeigt sich, wie die 'Fiktion' die 'Wirklichkeit' vor sich herzutreiben vermag. Es ist schließlich eine der Quintessenzen von Vabanque, dass das Publikum den Bankraub mit Stil und Format fordere. Nicole Halbapfel, Bloggerin in Diensten der Süddeutschen Zeitung, reklamiert nun gleichernmaßen "Bitte keine Tränen - Wahre Gauner essen keine Kuchen". Zunächst lässt sie sich über die "guten Bösen" und "großartige Banditen", die ihrer Ansicht nach "nicht nur im Film existieren" (Als Beispiel führt sie den Hochstapler und Ausbrecher Juan Carlos Guzman - "von Beruf Gentleman-Räuber" - an, wobei Guzman eben kein Räuber, sondern Hochstapler, Einbrecher oder Dieb ist - aber so Details sind hier nicht wirklich wichtig). Unsere "Trabantin" macht durch ihr apologetisches Bekenntnis zu "Butch Cassidy and The Sundance Kid – Zwei Banditen" (USA 1968) unzweifelhaft klar, was sie von den Bankräubern erwartet: Stil und Eleganz ("Manos arriba. Esto es un robbo") und keinesfalls irgendwelches Gejammere aus der 'sozialen Hängematte':
"(...) Denn neuerdings mehren sich die Zeichen einer neuen Weinerlichkeit unter den echten Räubern"
Dann führt sie uns zwei Exemplare aus dieser schnöden 'Wirklichkeit ' vor und fordert auch noch das Verlieren mit Stil ("Verlieren können, gehört zum Job."). Tja, das Publikum weiss inzwischen was die 'Wirklichkeit' ihnen schuldig ist :
"Dass jedoch wahre Helden nie von der Leinwand ins wirkliche Leben wechseln dürfen, hat leider der - ansonsten unbenommen wunderbare - Schriftsteller Bruce Chatwin bewiesen. Mit seinen Recherchen hat er das grandiose Finale in dem Film "Butch Cassidy und the Sundance Kid" zerstört.
Auf Zelluloid sterben die beiden Helden, aber die Wirklichkeit ist angeblich wesentlich profaner. Chatwin hat Cassidys Schwester getroffen. Sie schwört, dass er in hohem Alter in den Kreis der Familie zurückgekehrt ist - und dort Blaubeertorte verzehrt hat.
Das kann doch nicht wahr sein!"
Genau. Denn wer schützt unsere Fiktion sonst vor der schnöden 'Wirklichkeit'. Und ich kann mir jezt überlegen, wie ich diesen Eintrag kategorisiere: Bankraub in Film und Fernsehen, Populäre Kultur oder Volksglaube?
Da zu sehr diesen Sozialklimbim betonen würde, um den es gerade nicht geht, diversifizieren wir weiter: "Stil und Etikette"
"(...) Denn neuerdings mehren sich die Zeichen einer neuen Weinerlichkeit unter den echten Räubern"
Dann führt sie uns zwei Exemplare aus dieser schnöden 'Wirklichkeit ' vor und fordert auch noch das Verlieren mit Stil ("Verlieren können, gehört zum Job."). Tja, das Publikum weiss inzwischen was die 'Wirklichkeit' ihnen schuldig ist :
"Dass jedoch wahre Helden nie von der Leinwand ins wirkliche Leben wechseln dürfen, hat leider der - ansonsten unbenommen wunderbare - Schriftsteller Bruce Chatwin bewiesen. Mit seinen Recherchen hat er das grandiose Finale in dem Film "Butch Cassidy und the Sundance Kid" zerstört.
Auf Zelluloid sterben die beiden Helden, aber die Wirklichkeit ist angeblich wesentlich profaner. Chatwin hat Cassidys Schwester getroffen. Sie schwört, dass er in hohem Alter in den Kreis der Familie zurückgekehrt ist - und dort Blaubeertorte verzehrt hat.
Das kann doch nicht wahr sein!"
Genau. Denn wer schützt unsere Fiktion sonst vor der schnöden 'Wirklichkeit'. Und ich kann mir jezt überlegen, wie ich diesen Eintrag kategorisiere: Bankraub in Film und Fernsehen, Populäre Kultur oder Volksglaube?
Da zu sehr diesen Sozialklimbim betonen würde, um den es gerade nicht geht, diversifizieren wir weiter: "Stil und Etikette"
sparkassenkunde - am Mittwoch, 22. Februar 2006, 09:17 - Rubrik: StilUndEtikette