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Das Weblog zur Volkskunde des Bankraubs

 

Hausforschungen

In Österreich gibt es drei Tageszeitungen, die allesamt dem Schmierenjournalismus zuzuordnen sind. Fast harmlos aber symptomatisch zeigt uns das das Wiener U-Bahn-Gratisblatt "Heute" (verantwortlich für diese geballte Kompetenz zeichnet Eva Dichand, die Tochter des einstigen Kronen-Herausgebers, Hans Dichand). Bereits Ende März ist an der Universität Innsbruck eine Publikation erschienen, die Bankraubprävention auf österreichisch vornimmt. Nunmehr ist ein gewisser Thomas Staisch auch auf das Buch von Armin Blasbichler gestossen. Der Artikel zeichnet sich durch Auslassung des Kontext aus, kommt drei Monate zu spät (für eine Zeitung, die den Titel "heute" trägt). Ist denn schon Sommerloch? Der Typ ist entweder so eine Art Bildungsverweigerer, weil unfähig eine Geschichte nach zu erzählen oder selbst eine Art Bankräuiber, weil Informations-, sprich: Geldfälscher. Ein bisschen mehr Hintergrundinformation gibt es hier.

Im Rahmen eines Forschungseminar wurde an der Universtität Innsbruck wurde im Fach Architektur eine etwas andere Form der Bankraubplanung eingeübt. Die Ergebnisse liegen nun in Buchform vor, für die auch Klaus Schönberger einen Beitrag lieferte. Die Universtität (13.4. 2011) ist sichtlich angetan. Ein bisschen peinlich ist allerdings, dass der Pressetext genau jene Ungenauigkeit im Umgang mit dem Brecht-Zitat wiederholt, die im Buch analysiert wird. Wir lernen, Presseabteilungen von Universitäten lesen die Bücher nicht, die sie anpreisen und die in ihrer Hochschule entstanden sind:


Blasbichlers Twentyone präsentiert



„Es ist das größere Verbrechen, eine Bank zu gründen, als eine Bank auszurauben“, heißt es bei Bert Brecht. Unter diesem Motto gestalteten Studierende der Fakultät für Architektur in einer von Armin Blasbichler geleiteten Lehrveranstaltung 21 Handlungsanweisungen, eine Bank zu berauben. Das Ergebnis wurde nun im Rahmen einer Ausstellung im Kunstraum Innsbruck und in Buchform präsentiert.


Vizerektor Tilmann Märk hob in seiner Begrüßung hervor, wie sehr die Forschung an der Universität Innsbruck auch das kulturelle Leben bereichert. Dr. Hubert Salden, Kurator für zeitgenössische Kunst, unterstrich in seiner Einführung, Blasbichlers Twentyone ermuntere dazu, auf eine kreative Weise Fragen zu stellen, zu planen und zu handeln, sodass sich Menschen miteinander verständigen und die Vorstellungskraft gesellschaftlich wirksam gebrauchen.

21 Studierende der Architektur der Universität Innsbruck hatten im Rahmen eines von Armin Blasbichler geleiteten Forschungsseminars 21 Bankstellen im Großraum Innsbruck in einem Feldversuch durchleuchtet. Nach dem Muster von Hackern haben sie aus den gefundenen „Schwachstellen“ Szenarien zur Beschaffung von Werten vielfältiger Natur entwickelt. Das Ergebnis sind Notfallpläne für die Banken und deren breit gefächerte Kundschaft.
Handlungsräumen gestalten

To do the bank job bezeichnet die Tätigkeit der Beschäftigten einer Bank. Es heißt, sie schaffen Werte. Die Sprache genehmigt sich dabei ein spekulatives Moment, wenn sie mit to do the bank job auch die Tätigkeit beschreibt, eine Bank zu berauben. Mit den Anleitungen zu Handlungsräumen erwächst dem Verb to do the bank job eine dritte Bedeutungsebene, eine immaterielle Architektur. Im Sinne einer Wiederbeschaffung von Werten spekuliert sie mit der Rolle des Architekten als Drahtzieher von Banküberfällen.

Das Buch mit Beiträgen von Otto von Busch, Hubert Salden und Klaus Schönberger ist bei innsbruck university press erhältlich."


Der Beitrag des Zürcher Kulturwissenschaftlers Klaus Schönberger trägt den Titel: Prolegomena zu einer künftigen Volkskunde des Bankraubs


Armin Blasbichler, Stefano de Martino (Hg.): Blasbichlers Twentyone

ISBN 978-3-902719-95-9
brosch., 104 Seiten, zahlr. Farbabb.
2011, innsbruck university press • iup
Preis: 29,90 Euro

To do the bank job bezeichnet die Tätigkeit der Beschäftigten einer Bank. Es heißt, sie schaffen Werte. Die Sprache genehmigt sich dabei ein spekulatives Augenzwinkern, wenn sie mit to do the bank job auch die Tätigkeit beschreibt, eine Bank zu berauben. Mit den Anleitungen zu Handlungsräumen erwächst dem Verb to do the bank job eine dritte Bedeutungsebene, eine immaterielle Architektur. Im Sinne einer Wiederbeschaffung von Werten spekuliert sie mit der Rolle des Architekten als Drahtzieher von Banküberfällen.

Vorbeigegangen ist an ihr die Hochkonjunktur des Bankraubs in Österreich anno 2004. Jedenfalls berichtet dies österreichische Tageszeitung "Die Presse" (27.9.2004) anlässlich der Generalsanierung des Gebäudes und dessen 100jährigen Jubiläums:

Ein "Weltdenkmal" wird rückgeführt

Zum 100-jährigen Bestehen wird Otto Wagners Postsparkasse generalsaniert und wieder in den ursprünglichen Zustand versetzt. Ein Bericht von der Baustelle.

WIEN. Hundert Jahre gehen auch an einem der perfektesten Werke österreichischer Architektenkunst nicht unberührt vorbei. Im großen Kassensaal, dem Herzstück von Otto Wagners Postsparkasse, nagt schon der Zahn der Zeit: Rostspuren an den Wänden, aufgeplatzte Metallverkleidungen und ein undichtes Dach.
(....)

Es ist eine Großbaustelle, die - relativ unbemerkt von der Öffentlichkeit - schon seit einem halben Jahr in dem vielleicht markantesten Ringstraßenbau eingerichtet ist. Extra für die "Presse" wurde eine Baustellenbesichtigung organisiert, die in die Geheimnisse des von 1904 bis 1906 errichteten Meisterwerks einführte. 2006 soll es, pünktlich zum 100-jährigen Jubiläum, in alter Pracht erstrahlen - denn nachträglich vorgenommene "Verfremdungen" sollen wieder verschwinden.
(...)
Großes hat man noch mit dem kleinen Kassensaal beim Hinterausgang vor: Dort soll ein kleines Museum über die Baukünste von Otto Wagner entstehen - mit Plänen, Ansichten, und einem kleinen Shop. Um nämlich auch die vielen Touristen zu befriedigen. Für Hoppe ist der Ansturm kein Wunder: "Wir sprechen hier von einem Weltdenkmal. Für die architektonische Welt ist es bedeutender als der Stephansdom." Was auch eine Gruppe zu würdigen weiß: Bankräuber hätten es wegen der ungünstigen Fluchtwege bisher noch nicht probiert. Auch in dieser Hinsicht war Wagner offenbar Visionär . . .

Good bye "Oskar"
Sprengung des Sparkassen-Hochhauses am 7. März

"Am 8. März wird es das Sparkassen Gebäude an der Körnerstrasse nicht mehr geben. Mit der Sprengung des fast 30 Jahre alten Gebäudes schafft die Sparkasse Hagen Platz für ihr zukünftiges "SparkassenKarree". Für eine ganze Generation von Hagenern gehörte der lange "Oskar", wie das Gebäude auch genannt wird, zum Stadtbild dazu."

Zum Angebot der Hagen Touristik am Sprengtag

Zur WDR-Fotogalerie

"Neues Grand Hotel zieht in ehemaliges Bankhaus"
Der Tresorraum wird zum Wellnessbereich mit Schwimmbad, die alte Kassenhalle zum Ballsaal und die früheren Büros der Vorstandsmitglieder werden zu Suiten - aus dem ehemaligen Berliner Haupthaus der Dresdner Bank am Bebelplatz in Mitte wird ein Fünf-Sterne-Hotel mit dem Namen "Grand Hotel de Rome". Gestern wurden die Pläne vorgestellt.
Berliner Zeitung, 30.1.2004

 

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