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Das Weblog zur Volkskunde des Bankraubs

 

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Morgen, Sonntag, 7. Oktober, 12 Uhr, findet - wie bereits hier angekündigt - die Ausstellungseröffnung im Schleswiger Volkskundemuseum statt. Mit von der Partie der Herausgeber von Vabanque, Klaus Schönberger vom Institut für Volkskunde der Universität Hamburg. Er hält einen Einführungsvortrag unter dem Titel: "'Jeder will doch Geld haben ...'Volkskundliche Anmerkungen zur Geschichte und Gegenwart des Bankraubs in der Praxis und der populären Kultur".

Welt Online (4.10. 2007) titelt "Eine elegante Frau auf Raubzügen im Norden" :
Ausstellung in Schleswig erinnert an erste deutsche Bankräuberin Gisela Werler
Schleswig - Eine gut aussehende und elegante Frau mit blonder Perücke, Sonnenbrille und einem Revolver bewaffnet - das war das Schreckensszenario für die Banken in Schleswig-Holstein, Hamburg und Niedersachsen Mitte der 1960er Jahre. 19 Mal schlug die berüchtigte "Banklady" zu. Mit einer Ausstellung erinnert das Volkskunde Museum Schleswig an die erste Bankräuberin Deutschlands. "Es war eine Sensation, dass eine Frau einen Banküberfall verübt hat", sagte Carsten Fleischhauer vom Volkskunde Museum. Man wolle sie aber nicht idealisieren. "Auch die Opfer kommen zu Wort."
Gisela Werler, von den Medien damals die "Banklady" genannt, erbeutete zwischen 1964 und 1967 mit ihren drei Komplizen rund 400 000 Mark. Die Sonderausstellung, die am Sonntag eröffnet wird und rund zwei Jahre laufen soll, zeigt Fotos, Video- und Audio-Dokumente, aber auch Originale wie Perücken oder die Maschinenpistole, die für die Überfälle benutzt wurden. Nachgestellt wurden die Wohnung, die Werler als "Hauptquartier" diente, eine Polizeistation und die Bankfiliale des letzten Überfalls am 15. Dezember 1967 in Bad Segeberg. "Wir sind ziemlich nah an der Realität", betont Fleischhauer.
Ihre Höflichkeit beim Überfall - sie sagte "bitte" und "danke" - wurde zum Markenzeichen der "Banklady". Ein damaliger Bankangestellter kritisierte später: "Das war eine Verbrecherin und keine Volksheldin. Die wurde aber zur Volksheldin gemacht."
Werler erhoffte sich von dem erbeuteten Geld ein besseres Leben. Antreiber und Planer der Überfälle war ihr Lebensgefährte, der als einziger des Quartetts noch lebt. Dennoch konzentrierte sich die Öffentlichkeit auf die Auftritte der "Banklady". "Zeugen hatten ausgesagt, dass sie gut aussehe", sagt Fleischhauer. Dies habe die Fantasie der Medien beflügelt und aus ihr eine "femme fatale" gemacht. "Ohne ihre Maskerade war sie eine normale Frau."
Gefasst wird das Paar im Dezember 1967 nach einer Verfolgungsjagd der Polizei. Erstmals unterläuft den beiden ein Fehler: Vor einer geschlossenen Bahnschranke werden sie nach einem Überfall in Bad Segeberg auf der Flucht in ihrem gestohlenen Auto zur Umkehr gezwungen. Zuvor hatten sie vier Bankangestellte angeschossen.
Die "Banklady" Werler wird zu neuneinhalb Jahren Gefängnis verurteilt, von denen sie rund siebeneinhalb Jahre absitzt. Ihr Gefährte muss für 13 Jahre und sechs Monate hinter Gitter. Die beiden heiraten in der Gefängniskapelle und leben bis zum Tod der "Banklady" im November 2003 in Hamburg.


In der Schleswig-Holsteinischen Zeitung (6.10. 2007) (auf deren Webseite kann man nun wirklich nicht herausfinden, wie die Print-Zeitung des online-Angebotes "shz.de" wirklich heißt) findet sich auch eine Beschreibung des Ausstellungskonzeptes:

Die höfliche "Frau mit Perücke"

"(...)
40 Jahre sind seit den spektakulären Überfällen der Banklady vergangen. Doch immer noch fasziniert ihre Geschichte. Das Volkskunde Museum Schleswig hat ihr nun eine Ausstellung gewidmet. Dank der umfangreichen polizeigeschichtlichen Sammlung ist es Guntram Turkowski und Carsten Fleischhauer gelungen, in eindrucksvoller Weise Täter, Opfer und Ermittler zu Wort kommen zu lassen.

Die Kuratoren setzen drei Schwerpunkte: die damalige Wohnung der Banklady, die Segeberger Bank und ein Polizeiquartier. Außerdem werden Beweismittel wie Perücken, Sonnenbrillen oder Tatwaffen gezeigt. Fleischhauer ist sich sicher: "Wir sind ziemlich nah an der Realität."
"Die Banklady", Volkskunde Museum Schleswig, Suadicanistr. 46-54. Eröffnung So., 12 Uhr, danach tägl. 10-18 Uhr
.


Aus den Uetersener Nachrichten (4.10. 2007) noch ein paar Details zur Ausstellungskonzeption:

"Es werden die original Waffen, Maskierungen und Ausstattungsstücke der Bankräuber, jeweils aus der Perspektive der Opfer, der Ermittler und der Täter gezeigt. Ausstellungsstationen wie Bankfiliale, Polizeistation der sechziger Jahre sowie die Privatwohnung der „Banklady Gisela“ , wo sie mit ihren Komplizen und späterem Ehemann die Überfälle feierte, sind anschaulich rekonstruiert. Beteiligte kommen in Video- und Hörstationen zu Wort."

Das Hamburger Abendblatt (6.10. 2007) widmet der Ausstellung allein drei Artikel. Zunächst einmal die Basics über die Ausstellung. Ein weiterer Artikel beschäftigt sich mit dem nur auf der Grundlage des fordistischen Wohlfahrtsstaates der 60er Jahren verstehbaren individuellen Hintergrund der beiden Täter aus Sicht der Ermittlungsbehörden:

"Sie liebte Kostüme, er freute sich über Kalbsteaks
"Eine Lady?" Warum Gisela Werler so bezeichnet wurde, hat Hans Schliemann (88) nie verstanden. So gar nichts Damenhaftes konnte der Kriminalbeamte an der Serien-Räuberin entdecken, als er sie nach der Schießerei in Bad Segeberg vernahm. "Sie war eine junge einfache Frau", erinnert sich der Pensionär, der in den 60er-Jahren die Abteilung für Schwerkriminalität im Kriminalpolizeiamt in Kiel leitete. "Sie war Packerin in einem Tapetengeschäft." Eine Lady sei die optisch unauffällige Frau nicht gewesen.

Schliemann hatte in dem Gespräch leichtes Spiel. "Sie war für unsere Fragen zugänglich." Die "Banklady" gestand während der Vernehmungen sämtliche Überfälle, die sie gemeinsam mit ihrem Komplizen Hermann W. begangen hatte. Warum die unscheinbare Frau an der Seite des skrupellosen Taxi-Fahrers Deutschlands erste Bankräuberin wurde, steht für Schliemann zweifelsfrei fest: "Sie war ihm hörig."

Das Paar habe sich von dem geraubten Geld "etwas gönnen" wollen. Sie kaufte sich schicke Kostüme und einen gebrauchten VW Käfer, er freute sich über "Kalbsteaks vom Feinsten" und fuhr mit seiner Liebsten nach Büsum oder Helgoland in den Urlaub.

Bereits vor der Festnahme hatte sich Schliemann monatelang mit den Bankräubern beschäftigt: Im Kriminalpolizeiamt, dem Vorläufer des Landeskriminalamtes, liefen regelmäßig die Meldungen über die Überfälle der Täter ein, die scheinbar nicht zu fassen waren. Schliemann verglich Fahrzeuge und Kennzeichen, untersuchte das Vorgehen an den Tatorten und informierte die örtlichen Dienststellen. Außerdem gab er Warnungen an Banken rund um Hamburg heraus.

"Konkretes konnte ich jedoch nicht liefern", sagte er. Zwar wurden mehrere Phantomzeichnungen angefertigt. Doch wegen der wechselnden Maskierung sah die Banklady auf jedem Bild anders aus. "Ich tappte im Dunkeln", sagte Hans Schliemann."


Der dritte Artikel des Abendblattes erinnert an die Umstände der Verhaftung in Bad Segeberg im Jahre 1967

Die Sonderausstellung des Volkskunde Museums zeigt die Geschichte der ersten Bankräuberin Deutschlands.

Im Jahr 2006 konnte das Volkskunde Museum der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloß Gottorf zwei große polizeigeschichtliche Sammlungen in seinen Bestand übernehmen – die Sammlung von Wolfgang Kroker, dem langjährigen Beauftragten für Polizeigeschichte des Landes Schleswig-Holstein, die eine der größten privaten Polizeisammlungen Deutschlands darstellt, und die frühere Lehrmittelsammlung der Polizeidirektion für Aus- und Fortbildung in Eutin, die bis vor wenigen Jahren im Unterricht für schleswig-holsteinische Polizeianwärter eingesetzt wurde.
Durch diese bedeutenden Schenkungen ist das Volkskunde Museum an eine in Norddeutschland einzigartige polizeigeschichtliche Sammlung gelangt, die mit ihrer Breite und Qualität überregional bedeutsam ist. Ab Oktober 2007 stellt das Volkskunde Museum dieses neue Sammlungsgebiet in regelmäßigen, themenbezogenen Sonderausstellungen der Öffentlichkeit vor.

Die erste polizeigeschichtliche Sonderausstellung des Volkskunde Museums befasst sich mit einem der spektakulärsten Kriminalfälle der Landesgeschichte: Die „Banklady“ Gisela Werler war die erste weibliche Bankräuberin Deutschlands. Von 1964-67 verübte sie mit ihren Komplizen insgesamt 19 Banküberfälle in Schleswig-Holstein, Hamburg und Niedersachsen, bis sie 1967 in Bad Segeberg verhaftet wurde. Der Prozess gegen die „Banklady“ vor dem Landgericht Kiel im Jahr 1968 gehörte zu den aufsehenerregendsten Medienereignissen der späten sechziger Jahre.
Schleswig

Die Ausstellung im Volkskunde Museum zeigt die originalen Waffen, Maskierungen und Ausstattungsstücke der Bankräuber in drei großen Inszenierungen, die jeweils die Perspektive der Opfer, der Ermittler und der Täter widerspiegeln. Eine Ausstellungsstation ist als Bankfiliale eingerichtet, eine zweite als Polizeistation der sechziger Jahre, und die dritte stellt die Privatwohnung der „Banklady“ dar, in der sie mit ihrem Komplizen und späteren Ehemann die erfolgreichen Überfälle gefeiert hat. Bankangestellte, Polizisten und auch die Bankräuber kommen in Video- und Hörstationen mit Zeitzeugen-Interviews selbst zu Wort, so dass die Exponate der Ausstellung von den Akteuren persönlich beschrieben und erläutert werden. Damit macht die Ausstellung „Die Banklady“ die Kriminal- und Alltagsgeschichte der sechziger Jahre in besonders lebendiger Weise nachvollziehbar.

Ausstellungseröffnung:
Sonntag, 7. Oktober 2007, 12.00 Uhr im Vortragssaal des Volkskunde Museums (Haus A).
Zur Einführung sprechen Staatssekretär Ulrich Lorenz (Innenministerium) und Dr. Klaus Schönberger (Institut für Volkskunde der Universität Hamburg).

Der Titel des Vortrags von Klaus Schönberger lautet:
"Jeder will doch Geld haben ..."
Volkskundliche Anmerkungen zur Geschichte und Gegenwart des Bankraubs in der Praxis und der populären Kultur



Dauer: Sonntag, 07.10.2007 bis Montag, 31.12.2007


Adresse:
Volkskunde Museum Schleswig - Stiftung Schleswig Holsteinische Landesmuseen Schloß Gottorf
Haus A
Suadicanistr. 46-54
24837 Schleswig
Tel.: (04621) 96 76 0
Fax: (04621) 96 76 34
eMail: volkskunde[at]schloss-gottorf.de
Web: www.schloss-gottorf.de

Weitere Einträge zur Banklady in diesem Blog:
Zum ARD/NDR-Portrait

Das Thema wurde im übrigen in Vabanque erstmals aufgegriffen. Der Beitrag von Franziska Roller behandelt das Schicksal von Gisela Werler etwas allgemeiner - im Kontext des weiblichen Bankraubs insgesamt: "Bankladies - Wenn Frauen zu sehr rauben"

wird in Mössingen, nahe Tübingen, in der Ausstellung „Kassenschränke und Panzerknacker“ in der dortigen Kulturscheune gefragt. Im Tübinger Schwäbischen Tagblatt (23.4.2007) gibt es über die Eröffnungsveranstaltung mit Bürgermeister Werner Fifka und dem Mössinger Heimatmuseumsleiter Helmut Berner einen launigen Bericht ("Schwere Jungs und schwere Schränke") von Uli Eisele und eine ausführliche Fotostrecke:


"MÖSSINGEN (ele). Die „Panzerknacker“ kamen leider nicht live-haftig zur Ausstellungs-Eröffnung „Kassenschränke und Panzerknacker“. Stattdessen dröhnten ihre Musik schwermetallhaltig aus den Lautsprechern. Die Rottenburger Knast-Band habe sich kurz vor der Vernissage „aufgelöst“, kolportierte Bürgermeister Fifka. Einen würdigen Vertreter mimte Museumsleiter Hermann Berner im roten „Panzerknacker“-T-Shirt.

Als „vergessenes Stück Mössinger Industriegeschichte“ hat Hermann Berner die neue Ausstellung in der Mössinger Kulturscheune bezeichnet. Wer hätte auch gedacht, dass das ländliche Mössingen zwischen 1900 und 1930 so etwas wie ein Zentrum der süddeutschen Kassenschrank-Produktion war?


Der erste „Schränker“ war der Schlossermeister Georg Mader mit seinem 1877 in der Falltorstraße gegründeten Betrieb. Um 1900 machte sich dann auch noch sein Lehrling Adolf Steeb mit einer Kassenschrank-Produktion selbstständig. Der Markt warf anscheinend genügend für gleich zwei Mössinger Betriebe ab. Die nächsten Kassenschrank-Produzenten saßen in Stuttgart, Ulm, Karlsruhe und Heilbronn.

Allerdings seien das eher Handwerks- als Industriebetriebe gewesen, schränkte Bürgermeister Fifka in seiner Eröffnungsrede am Sonntag vor der Kulturscheune ein – vor rund 100 Vernissagen-Gästen. Ein „Nischen-Gewerbe“, so formulierte es Museumsleiter Hermann Berner, aus der Notwendigkeit eines Zuverdienstes geboren. Außer Schlössern und Beschlägen für den Bau produzierte Mader auch noch Backbleche, die seine Frau mit dem „Handwägele“ auf der Alb verhausierte."


Der Artikel klärt uns dann auf, in welch nahem Verhältnis die Logik des Geldschrankherstellers zum Geldschrankknacker sich befindet (die Hacker von gestern sind schließlich auch die Sicherheitsexperten von morgen):

"Berner hat den Letzten aus der Dynastie der „Panzerknacker“, Gustav Steeb, noch persönlich kennen gelernt. Der hatte sich – wie die Söhne und Enkel aus der Mader-Sippe –, mehr mit dem Öffnen als der Produktion von Kassenschränken einen Namen gemacht, da nach dem Krieg keiner mehr Geld für Tresore hatte. Steeb ist Berner noch als „lebhafter älterer Herr“ in Erinnerung, „der immer englisch mit mir sprechen wollte, weil er eine Zeitlang in den USA gelebt hat“ – von 1930 bis 1939 nämlich. Leider sprach Steeb weder auf Deutsch noch auf Englisch besonders verständlich – weshalb er laut Hermann Berner die meisten seiner Berufsgeheimnisse vor zehn Jahren mit ins Grab nahm.

Seine Werkstatt ging in den Besitz der Stadt über. Sein Wunsch, in Mössingen ein kleines Panzerschrank-Museum einzurichten, wurde Berners Vermächtnis, das er mit der Ausstellung in der Kulturscheune (noch bis 4. November geöffnet) einlöste. Die Schau präsentiert sechs historische Panzerschränke aus Mössinger Produktion, drei von Mader und drei von Steeb, dazu ein paar alte Geldkassetten – und die Talheimer Gemeindekasse, von der niemand weiß, woher sie stammt. Beim Aufstellen der „sauschweren“ Panzerschränke hätten die Mitarbeiter des Bauhofes wirklich alles gegeben, lobte Bürgermeister Fifka."


Schließlich werden die Zuschauer selbst animiert, sich auf verschiedenartige Weise einzubringen:

"Berner hat den Letzten aus der Dynastie der „Panzerknacker“, Gustav Steeb, noch persönlich kennen gelernt. Der hatte sich – wie die Söhne und Enkel aus der Mader-Sippe –, mehr mit dem Öffnen als der Produktion von Kassenschränken einen Namen gemacht, da nach dem Krieg keiner mehr Geld für Tresore hatte. Steeb ist Berner noch als „lebhafter älterer Herr“ in Erinnerung, „der immer englisch mit mir sprechen wollte, weil er eine Zeitlang in den USA gelebt hat“ – von 1930 bis 1939 nämlich. Leider sprach Steeb weder auf Deutsch noch auf Englisch besonders verständlich – weshalb er laut Hermann Berner die meisten seiner Berufsgeheimnisse vor zehn Jahren mit ins Grab nahm.

Seine Werkstatt ging in den Besitz der Stadt über. Sein Wunsch, in Mössingen ein kleines Panzerschrank-Museum einzurichten, wurde Berners Vermächtnis, das er mit der Ausstellung in der Kulturscheune (noch bis 4. November geöffnet) einlöste. Die Schau präsentiert sechs historische Panzerschränke aus Mössinger Produktion, drei von Mader und drei von Steeb, dazu ein paar alte Geldkassetten – und die Talheimer Gemeindekasse, von der niemand weiß, woher sie stammt. Beim Aufstellen der „sauschweren“ Panzerschränke hätten die Mitarbeiter des Bauhofes wirklich alles gegeben, lobte Bürgermeister Fifka."


In diesem Blog erfährt man auch, wie man solche Teile heutzutage knackt ...

Das kleine Kriminalmuseum Frankfurt hat am Samstag, dem 5. Mai 2007, ab 19.00 Uhr bereits zum vierten Mal seine Tore für Besucher - die allerdings alle über 14 Jahre alt sein müssen – für die Nacht der Museen geöffnet.

Hier wird Skurriles und Makaberes aus Kriminalfällen der Nachkriegszeit präsentiert.

Zusehen sind unter anderem aufgeschweißte oder aufgehebelte Geldschränke, Einbrecher-Werkzeuge, Exponate aus Raub- und Morddelikten, Schmuggelbehältnisse, Schusswaffen aller Art, alte Uniformen und vieles mehr.

Wer will, kann sich mit dem neuen Fingerabdrucksystem (Life-Scan) seine Fingerabdrücke nehmen lassen oder die alt bewährte Methode wählen und sich dabei fotografieren lassen.

Im Rahmen einer Performance wird zur Jährung des 50. Todestages der Fall Nitribitt nochmals aufgerollt. Dieser steht unter dem Motto: „50 Jahre tot: Rosemarie Nitribitt“.

Ein Sänger und seine Muse werden Lieder aus den 50er und 60er Jahren zum Besten geben. Im Hintergrund läuft auf einer Leinwand ein Zusammenschnitt verschiedener Szenen, die das Leben des „Mädchens Rosemarie“ Revue passieren lassen, ab.


Das Programm

Am morgigen Samstag, 5. Mai ist auch in Hamburg wieder eine der inzwischen allerorten beliebten Langen Nacht der Museen. Das Museum für Kommunikation ist auch dabei. Dort läuft derzeit (bis 16.9.) die Ausstellung "Geld oder Leben". Die vom Frankfurter Museum für Kommunikation erstellte Ausstellung ist allerdings ein wenig eingezwängt in ihr moralisches Korsett und verschenkt die meisten Themen.

Beispielsweise wird die Berliner Geldschrankknackerszene zwischen 1900 und 1930 nur via Fahndungsphotos thematisiert. Dabei gäbe es hier eine wunderbare Ansatzmöglichkeit den Alltag, die vereinsförmigen und die familiären Rückversichungersmodalitäten dieser Szene zu beleuchten.
Konzeptionell mangelt es an einer klaren Trennung zwischen Raubzügen gegen Banken und Postämter und gegenüber anderen Raubopfern. Unklar bleibt auch, welche Absicht dahinter steht, den Richtblock des Schinderhannes so prominent zu inszenieren?).

Dann gibt es eine allerdings nur auf den ersten Blick thematisch völlig unpassende Installation: Das Fernseh-Wohnzimmer aus den 70er Jahren. Es wird nicht erklärt, was es in der Ausstellung soll. Aber vermutlich dürften den Meisten sehr schnell klar geworden sein, worauf das abzielt: Auf uns ZuschauerInnen. Das ist eine wirklich gute Idee.

Es findet sich darüber hinaus auch keine Erklärung für die Faszination (bzw. sie kommt nicht wirklich vor) die für das Publikum vom Bankraub ausgeht und den Niederschlag in der populären Kultur.

Die Ausstellung ist vor allem bemüht "politisch korrekt" zu sein und betont die Opferperspektive - weniger der Bank, als der überfallenen Angestellten. Die aber interessiert das Publikum herzlich wenig.

Ungeachtet dessen stellt die Ausstellung doch sehr schöne Objekte und Geschichten zur Verfügung, mittels denen sich die Phantasie und das Begehren beflügeln lassen.

Im Rahmen der Langen Nacht der Museen wird jetzt dann implizit doch die Täterperspektive angeboten:

"Am 5. Mai ist lange Nacht in Hamburg. 45 Museen, mehr als 600 Veranstaltungen. Bei uns heißt es „Handy hoch!“: Rund um die Ausstellung „Geld oder Leben!“ und das mobile Telefonieren locken Aktionen und Führungen, Kulinarisches und Außergewöhnliches.
(...)
Und noch mehr ist bei uns am Gorch-Fock-Wall los: Immer zur vollen Stunden locken Führungen – ausgewählte Objekte, kurze Einblicke, spannende Geschichten. Ein nächtlicher Raubzug um Mitternacht zum Beispiel. Alle halbe Stunde gibt es Aktionen: Entschlüsseln geheimer Nachrichten, Phantombildern auf die Spur kommen, den Ursprung von Redensarten ermitteln. Und die ganze Nacht über sind unsere Werkstätten besetzt und Sie können Ihre Fingerabdrücke auf Schlinge, Tanne, Wirbel und Bogen untersuchen. Zusätzlich haben wir eine Spelunke eingerichtet - nicht nur mit Wasser und Brot. Na ja, aber auch das kann lecker sein.

Hier alles Wichtige in Kürze:

Termin: 5. Mai 2007, 18 bis 2 Uhr nachts
Eintritt: 12 €, erm. 8 € inkl HVV-Ticket
Karten: In allen teilnehmenden Museen erhältlich

Nun geht sie auf die Reise, die Frankfurter Ausstellung "Geld oder Leben!"des Museums für Kommunikation. Ab kommenden Mittwoch, 14.2. 2007, 19 Uhr wird dieselbe auch im Hamburger Museum für Kommunikation bis 16.9. 2007 zu sehen sein.

Zur Eröffnung sprechen:
  • Dr. Oliver Rump (Direktor Museum für Kommunikation, Hamburg)
  • Dr. Klaus Beyrer (Projektleiter, Museum für Kommunikation, Frankfurt)
  • Christian Redl liest Räuberballaden von Carl Zuckmayer, Joseph von Eichendorff und Friedrich Schiller.
Zur Diskussion um die Frankfurter Ausstellung vgl. diverse Einträge in diesem Blog
dpa-Aussendung (15.02.2006)
Frankfurter Rundschau (15.2. 2006)
Darmstädter Echo (15.2. 2006)
Deutschlandradio (14.2. 2006)
Frankfurter Allgemeine Zeitung (14.2. 2006)
Südwestpresse (6.5. 2006)

Manchmal findet man Quellen spät. So auch den Bericht der Stuttgarter Zeitung (28.6. 2004) ber das Freiburger Kriminalmuseum, das hier und in Vabanque bereits behandelt wurde.

Kriminalmuseum ab 18

Freiburg - Sie sind Krimifan, lieben Verbrechen und ihre Aufklärung? Dann sind Sie im Freiburger Kriminalmuseum richtig. In Baden-Württembergs einzigem Museum dieser Art, das in der Akademie der Polizei untergebracht ist, führen aber nicht nur echte Kriminalbeamte in die Geheimnisse ihres Fachs ein. Auch alle Ausstellungsstücke stammen aus echten Straftaten. So gibt es zu jedem der Exponate ein Stück wirkliche Kriminalgeschichte zu hören.

Es beginnt mit relativ alltäglichen Themen wie Einbruch, Diebstahl oder Banküberfall. Werner Dreser vom Fachbereich Kriminalitätsbekämpfung der Akademie der Polizei zeigt beispielsweise das Werkzeug einer berühmt-berüchtigten Bankräuberbande. "Diese nur aus Damen bestehende Gruppe hatte sich in den 60er Jahren im Freiburger Raum auf Raubdelikte spezialisiert", erzählt der Fachmann. Und dabei immerhin umgerechnet rund 60.000 Euro erbeutet.

Vorbei geht es weiter am Universalwerkzeug französischer Wohnungseinbrecher bestehend aus Handbohrern, Brechstangen und Trennscheiben bis hin zu Kurzwaffen, die bei einem Banküberfall verwendet worden waren. Das Pikante daran ist, dass zwei Pistolen in den 70er Jahren von Insassen der Justizvollzugsanstalt (JVA) in Freiburg gebastelt worden waren."

Die "Südwestpresse" aus Ulm - im südwestdeutschen Volksmund auch "Wildwestpresse" genannt, publizierte am vorletzten Samstag (6.5. 2006) eine ganze Seite über die Frankfurter Ausstellung "Geld oder Leben". Der Beitrag von Henning Petershagen (»Schwäbisch für Besserwisser«), der in Ulm für die Volkskunde zuständig ist, wurde nicht online gestellt.

Unter dem Titel "Ein Herz für Bankräuber. Der Schadenfreude folgt Romantisierung. Geschichte einer verstohlenen Sympathie" lesen wir wohlbekanntes, verkürztes bis falsches:

"Der Geldraub im großen Stil ist vermutlich das einzige Verbrechen, das sich einer oft unverhohlenen öffentlichen Sympathie erfreut, immer vorausgesetzt, des kommt niemand dabei zu schaden. Seit es Kino gibt, wird er dort verherrlicht, und zuvor waren es Bänkelsänger und Literaten, die den Räuber priesen, der die Reichen beraubte."

Während die Feststellung in Sachen Sympathie im ersten Satzteil zutreffend ist, ist die Behauptung über die Gewalt schlicht falsch. Das beste Beispiel sind Bonnie & Clyde, die ein ziemliches Pack gewesen sein müssen - und eine nicht unerhebliche Blutspur (12 Tote) hinterlassen haben, was die Populärkultur einen Teufel schert - vgl. Va Banque, S. 46. f. (Eine grundsätzliche Anmerkung zum Thema "Romantisierung" findet sich am Schluss dieses Eintrags).

Und selbstverständlich trägt auch Petershagen zur weiteren Romantisierung bei. Sein Artikel zieren Photos der Gebrüder Sass und die Playmobil-Tresorknacker,
die nun wiederum nicht anders, denn romantisierend angelegt sind. Wenn etwa für die Gebrüder Sass der Titel "Virtuosen des Schneidbrenners" vergeben wird: dito. Sie waren die ersten, die dieses Gerät benutzten und von Virtuosität kann da keine Rede sein. Pioniere wäre treffender gewesen. Auch der Postraub von England wird unfreiwillig romantisiert, wenn er als "unblutig" dargestellt wird.

Überhaupt wird hier einmal mehr das Phänomen Bankraub vor allem aus der Perspektive der spektakulären Einzelfälle dargestellt. Da betreibt man unfreiwillig (? - No one is innocent oder verdächtig ist jeder) weiter "Romantisierung". Und schließlich folgt ein Medienreflex, den wir ansonsten vor allem aus der Boulevard-Presse kennen. Dem genialen Bankräuber werden die "dummen Bankräuber" gegenübergestellt:

"Mit dem kriminellen Alltag hat dieses vom Fernsehen hochstilisierte Idealbild des intelligenten, strategisch denkenden und fast gewaltenfreien Edelverbrechens nichts zu tun. Die meisten Bankräuber sind dumm und brutal."
Wie Journalisten halt auch.

Das ist der größte anzunehmende Unfug, der mal wieder irgendwo abgeschrieben wurde. Dabei ist das Bedürfnis der Medien "dumme Verbrecher" zu inszenieren bloss die Kehrseite "geniale Verbrecher" zu präsentieren( Vgl. dazu Va Banque, S. 49 ff.). Aber hier als Beispiel die erste Geiselnahme von München anno 1971 zu nehmen, ist dann doch etwas zu viel. Immerhin hat die damals völlig überforderte Münchner Polizei das Blutbad angerichtet, weil begonnnen (und wahrscheinlich auch die Geisel erschossen, die ums Leben kam, aber solche Details sind natürlich unerheblich - Vgl. Va Banque, S. 92 ff.).

Eine Überschrift wie "Die Tage der Gentlemen sind gezählt" reproduziert darüber hinaus jene Romantisierung, von der man sich ansonsten kritisch absetzen möchte. Die "Gentlemen" waren in den vergangenen 50 Jahren nicht wirklich zahlreich, sondern ab den 60er Jahren kann die Mehrzahl meisten Bankräuber als "Anfänger" angesehen werden, die mehr oder weniger erfolgreich waren (was die Höhe der Beute und ihre Flucht anbelangt).

Kommen wir zum Schluss: Der Artikel bringt keine neuen Aspekte, den die zahlreichen Berichte über die Frankfurter Ausstellung nicht schon erwähnt hätten. Im Prinzip reproduziert Petershagen die zentralen Verkürzungen und Mystifkikationen der Medienindustrie. Er ahnt nicht einmal, dass er selbst Teil des Problems ist (was die Frankfurter Ausstellungsmacher immerhin reflektiert haben - ihnen aber auch nichts hilft - bzw. wohl einkalkuliert ist), so dass er die Mystifizierung kräftig fortschreiben hilft. Quod erat demonstrandum.

Auf eine Art nochmals informativer ist der FAZ-Artikel vom 14.2. 2006 (Als Räuber noch romantisch waren" von Katharina Iskandar) über die Frankfurter Ausstellung "Geld oder Leben". Jedenfalls finden sich darin wiederum Informationen, die wir bisher den anderen Medien nicht entnehmen konnten:

"Für die Polizei war Karl Drägenstein „ein ebenso verwegener wie geschickter” Tresorknacker, Peter Pawlak gar „einer der gerissensten ,Schränker' alter Schule”. Ihre Fahndungsfotos, die die Männer nicht nur von vorn und von der Seite, sondern auch mit und ohne Zylinder zeigen, machten - ebenso wie ihr spektakulärer Geldraub - Geschichte.

Nun hängen ihre Porträts im Museum für Kommunikation als Zeugnis dafür, daß Bankräubern bis heute ein Mythos anhaftet. Mit der Ausstellung „Geld oder Leben! Vom Postkutschenüberfall zum virtuellen Datenraub” hat das Museum für Kommunikation ein Thema aufgegriffen, das hartgesottene Kriminologen und neugieriges Publikum gleichermaßen beeindrucken dürfte.

Viele der Exponate stammen aus polizeigeschichtlichen Sammlungen aus dem gesamten Bundesgebiet. So ist die Ausstellung nicht zuletzt eine Chronologie der deutschen Kriminalgeschichte, die sich auf den Geldraub fokussiert. Im Lauf des 18. Jahrhunderts mehrten sich die Fälle räuberischer Übergriffe auf Briefkuriere und Postwagen. Von 1920 an etablierte sich der Bankraub, der als neue Form des Überfalls aus Amerika nach Europa kam."


Im folgenden wird auf die Vermischung von Romantik und Brutalität abgehoben, die die Ausstellung vermeiden wolle. Die Überschrift des FAZ-Artikels suggeriert zudem, dass heute die Zeit der Romantisierung vorbei sei. Dass das mitunter nichts mit dem Grad der Brutalisierung zu tun haben muss, sei demgegenüber nochmals eigens betont.

Auf der Webseite des Deutschlandradios (Kultur: Fazit) findet sich ein Radiobeitrag zur Eröffnung der Frankfurter Ausstellung. Hier runterladen.

Der Beitrag vom 14.2. 2006 lässt sich aber auch einfach nachlesen. Nämlich hier:


Von Postkutschenräubern zu Internetbetrügern
Ausstellung "Geld oder Leben" zeigt Geschichte von Raub und Diebstahl

Von Gudula Geuther

"Mit einer Fülle von Exponaten zeigt das Frankfurter Museum für Kommunikation die Geschichte von Diebstahl und Räuberunwesen. Während sich die Methoden der Gangster im Lauf der Jahrhunderte änderten, blieb ihr Ziel stets das gleiche: Geld oder Leben. Den Internet-Kriminellen von heute geht es allerdings "nur" um ersteres.

Auf allzu genaue Darstellung martialischer Strafen verzichtet die Ausstellung. Auch das Original-Fallbeil, mit dem der Schinderhannes Johannes Bückler 1803 hingerichtet wurde, kommt ohne die Rekonstruktion einer Guillotine aus. Die Klanginstallation lässt allerdings genug erahnen. Und die Mauer aus Menschen, in schwarzen Umrissen um das Beil gruppiert, zwischen denen der Besucher hindurchgucken muss.

"Es war ein großes Spektakel, eine große Sensation, und um überhaupt zu sehen, was passiert, muss man sich erst mal zu den Pappfiguren stellen, die hier stehen, und muss denen erst mal über die Schulter schauen. Damit wird ein Stück weit dieser Voyeurismus erinnert, wie er damals möglicherweise auch schon vorhanden war. Wir sagen: Wir würden ja heute einer Hinrichtung niemals beiwohnen wollen. Vielleicht war das für die Menschen um 1800 noch ganz anders…"

So der Projektleiter Klaus Beyrer. Geändert haben sich vor allem die Taten selbst. Und so verändern sich auch die Exponate: Von Postkutschen zwischen Baumstämmen hin zu gesprengten Tresoren und ihren professionellen Knackern. Die - oft hochversiert - den Bankraub als Beruf sahen, sagt Gaby Sonnabend, die die Ausstellung mit erarbeitet hat.

"Die Banküberfälle haben sich zuerst in den USA entwickelt, schon Mitte des 19. Jahrhunderts, nach dem Ende des Bürgerkriegs, auch dadurch, dass Geldscheine immer stärker genutzt wurden. Also, man musste jetzt nicht mehr schwere Münzen rumschleppen, sondern es war auch einfach viel einfacher geworden, Banken zu überfallen und das Geld abzuschleppen. In Deutschland erst so ab den 20er Jahren richtig, mit der Etablierung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs. Richtig etabliert hat es sich nach dem Ende des Ersten Weltkrieges. Und dann kamen auch die Tresorknacker zum Zuge."

In Deutschland allen voran die Brüder Sass, die den neuen Schneidbrenner mit so viel Erfolg einsetzten, dass sie 1929 aus der Stahlkammer der Berliner Disconto-Gesellschaft wahrscheinlich über zwei Millionen Reichsmark mitgehen ließen. Eine Tat, die ihnen lange nicht nachgewiesen werden konnte.

Mit welchen Mitteln die Polizei versuchte, Tätern auf die Spur zu kommen, zeigt ein nachgestelltes Atelier, in dem das standardisierte Verbrecherfoto entstehen sollte. Die Anleitung, wie die Körper von Tätern vermessen werden sollten, in der oft falschen Hoffnung, so jede Person klar identifizieren zu können - kurz bevor sich der Fingerabdruck durchsetzte. Oder ein Bausatz für Phantombilder, der lange Zeit keine weiblichen Gesichtszüge kannte.

Frankfurt
"Eine Museumsmitarbeiterin hält eine alte Polizeiregistrierungsnummer hoch vor einem Foto einer fotografischen Registrierung."

"Die Frau als Täter ist schon mal gar nicht mit eingeplant gewesen. Diese Kartei, die stammt aus den 60er Jahren. Und man legt ein Männer-Phantombild, soweit das eben überhaupt möglich ist, und dann legt man 'ne Folie rüber. Und dann wird das mit weißem Stift ein bißchen retouchiert, dann werden noch Frauenhaare hingemalt und dann hat man schon die Täterin."

Tatsächlich begehen diese schweren Delikte wie Raubüberfälle selten Frauen.

"In den Banden des 18. Jahrhunderts war der Frauenanteil recht hoch - bis zu 40 Prozent. Wobei man dann auch unterscheiden muss: Waren das dann wirklich die Köpfe der Bande oder waren das halt die Frauen. Es gab wohl beides."

Umso häufiger sind Frauen unter den Opfern, als Kassiererinnen. Die Sicht der Bankangestellten bekommt der Besucher über Kopfhörer vermittelt. Anonym schildert eine Frau ihre Todesangst, ihren ersten Zusammenbruch und die Folgen fürs Leben.

"Ich bin erst mal noch bis Ende des Jahres ganz normal arbeiten gegangen, hab aber gemerkt, dass ich überhaupt nicht schlafen kann. Konnte auch nicht mehr in dem gemeinsamen Schlafzimmer mit meinem Partner schlafen. Ich hab immer im Wohnzimmer, auf der Couch - bis heute - geschlafen. Das war mir alles zu eng. Und da konnt ich halt auch nicht kontrollieren - diese Fenster. Vom Kopf her weiß ich, dass das Quatsch ist, aber ich hatte halt das Gefühl, der will mir was antun."

Ein Kontrast zur Verklärung von Raub und Räubern. Dargestellt durch Filme, wie die verschiedenen Schinderhannes-Varianten. Oder der Straßenfeger von 1966 "Die Gentlemen bitten zur Kasse" über den englischen Postzug-Raub. Exponate wie der erste nicht mehr anonyme Druck von Schillers "Räubern". "Bonnie und Clyde"-Plakate, Spielfiguren für den kindlichen Banküberfall zum Selbst-Nachspielen. Umso wichtiger ist Klaus Beyrer die Stimme der Opfer.

"Die Ausstellung kann sich einer gewissen Romantisierung der Räuber und Räuberbanden nicht entziehen. Und wenn man in der Ausstellung Filme zu sehen bekommt, wie beispielsweise 'Die Gentlemen bitten zur Kasse', dann entwickelt sich eine gewisse Sympathie für die Täter. Und dazu soll es ein deutliches Gegengewicht geben."

Profis sind Bankräuber heute kaum noch. Zu risikoreich sei das Geschäft, zu ausgeklügelt die Sicherungssysteme der Banken. Die Profis sitzen heute am Computer. Am Bildschirm lernt der Ausstellungsbesucher, welche E-Mails verdächtig sind, oder woran er gefälschte Internetauftritte seiner Bank erkennt.

Und er kann am Geldautomaten der Zukunft spielen. Entwickelt an der Fachhochschule Gießen unter Leitung von Michael Behrens.

"Wir denken, dass die Geldautomaten der Zukunft uns eben nicht mehr zwingen werden, den PIN-Code auswendig zu lernen. Neben dem Fingerabdruck könnte das zum Beispiel auch über eine Gesichtserkennung, über eine Kamera laufen, oder über eine Iris-Erkennung, das ist dieser farbige Teil rund um die Pupille."

Das Ende des Automatenbetruges - oder der Beginn eines neuen Wettlaufes.

"Die Geschichte zeigt: Sobald es eine neue Sicherungstechnik gibt, dann denken sich diejenigen, die ans Geld wollen, ja auch immer wieder was Neues aus. Also es ist ein ewiger Wettlauf und ich denk, das wird nicht der Schlußstein sein, der Geldautomat.""



Ad Romantisierung:
Immer wieder wird im Kontext der Beschäftigung mit dem Thema Raub und Bankraub betont, dass man sich gegen die Romantisierung von Bankraub wenden wollen. Sozusagen ein volkspädagogisches Programm. Dieses Anliegen formuliert auch Klaus Beyrer, Vizedirektor des Museum für Kommunikation. Ein hehres Ziel, aber von der Idee her schon zum Scheitern verurteilt. Charmant wäre eine Haltung, die das reflektiert. Auch die Frankfurter Ausstellung wird dazu beitragen, was immer auch ihr erklärtes Ziel ist. Abgesehen von der Frage, warum eigentlich, gibt es gute Gründe für die Menschen dem Raub als solchem, aber insbesondere dem Bankraub im Besonderen, eine gewisse romantisierende Haltung entgegenzubringen.

Ad Frauen:
Vielleicht einfach auch nochmals bei Vabanque nachlesen, wo das Thema ja erstmals aufgegriffen wurde. Wir sind gespannt, in welcher Weise der Beitrag über die "Bankladies - Wenn Frauen zu sehr rauben" von Franziska Roller "Berücksichtigung" in der Darstellung gefunden hat.

 

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