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Das Weblog zur Volkskunde des Bankraubs

 

Geiz ist geil

Im Hamburger Abendblatt (20.2.2008) muss mal wieder Bankraub als Vergleich herhalten und die jüngsten Steuerhinterziehungen werden auf ihre Sozialverträglichkeit untersucht:

""Spitzbuben, die den Hals nicht voll kriegen", nannte Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust Steuerhinterzieher, die auf verschlungenen Wegen ihr Geld ins Ausland bringen, um es hier nicht versteuern zu müssen. Bis zu zehn Jahre Gefängnis sieht das Gesetz für Steuerbetrüger vor. Es ist, machen wir uns nichts vor, Hochleistungs-Kriminalität, Steuern in Millionenhöhe zu hinterziehen.

Diese Form von Kriminalität ist so sozialschädlich wie ein Bankraub. Das müssen die, die sowieso das Sahnehäubchen auf dem Kaffee haben, wissen, wenn sie dem Staat vorenthalten, was des Staates ist - auch und vor allem zu Zeiten, wo in Deutschland Eltern Schulzimmer streichen müssen, weil dem Staat das Geld fehlt."


Irgendwie glaubt man zu träumen. Was denen auf einmal so einfällt, wo das doch eh alle schon immer gewusst haben. Aber was das mit Bankraub zu tun haben soll? Und die "Geiz ist geil"-Anzeigen haben sie doch alle gedruckt ...

So eine Debatte um Steuerflucht, Steuerhinterziehung und Bankgeheimnis bringen immer jede Menge Kalauer mit sich. Im Zuge der politischen Verwicklungen zwischen Deutschland und dem Fürstentum Liechtenstein berichtet die Zürcher Wochenzeitung WOZ (21.2. 2008) unter der Überschrift "Angriff auf Entenhausen" über die Versuche den Finanzplatz Liechtenstein wieder reinzuwaschen:

"In Liechtenstein gibt es über 70 000 solcher Stiftungen. Es geht um Dutzende Milliarden Franken, wenn nicht mehr. Wie viel davon Schwarzgeld ist, ist unklar.

Die vom Datenklau betroffene fürstliche LGT-Bank hat 77 000 KundInnen. Ein deutscher Staatsanwalt sagte dieser Tage: «Wir haben die Bank geknackt.» Ist die aggressive Sprache ein Hinweis auf die Machenschaften Liechtensteins? Gibt es, wie deutsche Medien berichteten, in den auf DVD vorliegenden Daten gar Hinweise auf Dienstvorschriften des Fürstentums über die Verschleierung von Finanzströmen? Seine Durchlaucht: «Nein, natürlich nicht.» Und: «Es kann nicht unsere Aufgabe sein, jeden Kunden auszufragen, ob er gedenkt, in seinem Heimatland alles zu deklarieren.» Klaus Tschütscher sagt: «Geknackt - diese Sprache ist bei uns undenkbar. Es ist die Sprache der Panzerknacker. Wir sind hier nicht in Entenhausen.»"

So ist das also mit der Zeitung, hinter der immer ein kluger Kopf zu stecken scheint. Die FAZ bzw. ihr Online-Angebot fasst unter der Rubrik "Finanzen - Geld & Mehr" in einem "Spezial" eine Reihe von Tips für den vermögenden Steuerhinterzieher zusammen. Unter der Überschrift "Selbstanzeige oder nicht?" betreibt die Redaktion klassische "Anti-Repressionsarbeit". In Manier der "Roten Hilfe" werden juristische Tips an die betroffene Klientel der Internationalen der Steuerhinterzieher gestreut. Schließlich ist außer Versicherungsbetrug kein Delikt derart beliebt, bei den vermögenden oberen 10000.

Unter der Überschrift "Selbstanzeige oder nicht?" heißt es im faz.net:
"Die Selbstanzeige ist für die Betroffenen dennoch ein rechtliches Minenfeld. Es gilt dabei viele Dinge zu beachten, will man sich nicht weiter gehenden Vorwürfen aussetzen als es vielleicht gerechtfertigt sein mag. FAZ.NET gibt in diesem Spezial einen Überblick über das Instrument der Selbstanzeige und Empfehlungen, was dabei beachtet werden sollte."

Die Beratung für Steuerhinterzieher durch das faz.net lautet unter der Überschrift "Steuertipp - Sieben Tipps für eine steuerliche Selbstanzeige" beispielsweise so:
"Die deutsche Finanzverwaltung macht Jagd auf Bundesbürger, die ihr Geld ins Ausland gebracht haben oder 'vergessen' haben, Kapitalerträge zu versteuern. Viele Sünder sehen ihre Rettung in einer so genannten Selbstanzeige. Doch die entpuppt sich in der Praxis als Minenfeld."

Weiter heißt es:
"Betroffene sollten daher in jedem Fall schnellstens einen Fachanwalt für Steuerrecht oder einen versierten Steuerberater um Rat fragen. Denn eine fehlerhafte Selbstanzeige kann mehr Schaden anrichten als Nutzen bringen, zum Beispiel wenn die eigentliche Steuerhinterziehung schon verjährt ist."

Das Schreiben an das zuständige Finanzamt solle nicht als "Selbstanzeige" gekennzeichnet sein, schlägt faz.net vor:
"Dies würde umgehend zur Einleitung eines Strafverfahrens durch die Straf- und Bußgeldsachenstelle führen. Geschickter: Betroffene formulieren ihre Selbstanzeige als 'Berichtigung der ursprünglichen Steuererklärung/en'."

So kann man wohl mit Fug und Recht sagen, dass hinter dieser Zeitung wohl immer ein Steuerhinterzieher steckt ...

Hat der Mann zuviel Privatfernsehen gesehen? fragt man sich, wenn man die Äußerungen von Premiere-Chef Michael Börnicke zum Thema TV-Piraterie sich zu Gemüte führt. Offenbar ist der Pay-TV-Sender Premiere nicht nur mit roten Zahlen geschlagen, sondern auch noch mit einem Chef, der das intellektuelle Format eines Bachelor-BWLers besitzt, wie ein Bericht auf der Webseite "Onlinekosten" veranschaulicht:

"Unternehmenschef Michael Börnicke hat den Schwarzsehern allerdings den Kampf angesagt und eine Umstellung des Verschlüsselungssystems angekündigt. "Piraterie ist Bankraub ohne Geiselnahme", sagte Börnicke am Donnerstag in einer Telefonkonferenz."

Nun mag man sich darüber streiten, was denn das Charakteristikum eines Bankraubs ist. Aber dass so einer sich das vor allem mit Geiselnahme vorstellen kann, zeigt schon, welche Filme er sich hauptsächlich anschaut. Dass der Bursche aber dann auch nicht wirklichl rechnen kann, zeigt die Milchmädchenrechnung, die er angesichts des Verkaufs von "Schwarz-Seher-Receivern", anstellt:

"Börnicke äußerte sich auch zu dem Schaden, der durch die neu eingeführten Schwarz-Seher Receiver entstanden sei. Premiere gehe davon aus, dass seit November vergangenen Jahres rund 400.000 Receiver chinesischer Herkunft in den Markt gebracht worden seien. Dadurch sei das Nettowachstum im vierten Quartal 2007 um etwa 50.000 Neukunden geringer ausgefallen, als prognostiziert wurde."


Man kann sich so seinen Reim auf Leute machen, die den Scheiss, den sie ansehen wollen, nicht bezahlen wollen. Aber wie der zu dem Schluss kommt, dass alle die den Scheiss schwarz sehen wollen, wenn sie das nicht könnten, bei ihnen bezahlen würden, muss dann doch mal mit einem dicken Fragezeichen versehen werden? Als ob es zwingend sei, dass wenn man nicht mehr schwarz schauen könnte, man ergo dafür bezahlen würde. So outen sie sich bisweilen als Premiere-Zuschauer, als ob das nicht auch eine Werbemaßnahme ist. Bloss taucht das dann eben in einem anderen Etat auf bzw. gar nicht.

PS. Bankraub ohne Geiselnahme kann auf breite Sympathien hoffen .. und Banken haben derzeit schlechte Karten, sich als Oper aufzuführen.

die geheimagentur lädt ein: asche zu asche geht in die nächste Runde.

In Frankfurt meldete sich in einer Performance eine "bank of burning money" zur wort und philosophierte über das Geldverbrennen. Der text ist etwas kryptisch, aber irgendwie kriege ich den Eindruck nicht los, dass das auch etwas mit unserem Thema zu tun hat:

die mobile bank of burning money fährt durch frankfurt/main und besucht die deutsche bank, die commerzbank und die europäische zentralbank. geld wird verbrannt oder einfach verschenkt, verschwenderische akte werden gefeiert. unser geldtransporter wird zum fluchtwagen aus der logik der verknappung: in bewegung geraten, in bewegung bleiben, erduften.

"solange die welt auf geld gegründet ist, wird es zu wenig davon geben."
ach echt? in kontrafaktischer tollkühnheit lautet das geschäftsprinzip der bank of burning money: "geld gratis". und wenn das noch nicht reichen sollte, so ist ja mit der gründung einer bank auch die einladung zum banküberfall ausgesprochen. in diesem sinne: die geheimagentur.

via Blogchronik der Kommunikationsguerilla

Investoren wollen an das Geld der Konzerne
Laut Welt (18.8.2004) wollen die Aktienbesitzer vor allem eines, den Gewinn der AGs abschöpfen.

"Volle Kassen wecken Begehrlichkeiten - Bei Eon, BASF, KPN, Heineken, Vodafone, SAP bestehen gute Ausschüttungschancen.

Frankfurt/Main - Konzernbosse müssen sich dieser Tage fühlen wie beim Banküberfall. Sie bekommen die Pistole auf die Brust gesetzt: "Her mit der Kohle", schallt es ihnen von den Kapitalmärkten entgegen. Die Rufe sind mittlerweile so laut geworden, dass jetzt die Investmentbank Merrill Lynch gleich ihre monatliche Fondsmanagerumfrage unter das Motto "Show me the Money" stellen musste. (...)
Der Ruf nach Ausschüttungen war nicht immer so laut. Noch im Jahr 2002 legten die Marktteilnehmer großen Wert darauf, dass die Unternehmen im Umfeld von Massenpleiten ihre Bilanzen durch Schuldenabbau wieder aufpolieren. Im vergangenen Jahr forderten die Experten dann, dass die Firmenlenker angesichts der anziehenden Konjunktur das Geld in wachstumsträchtige Investitionen stecken sollen. Nun wollen die Institutionellen aber offenbar auf Nummer Sicher gehen und begnügen sich mit dem Spatz in der Hand als der Taube auf dem Dach. "Das ist auch ein Ausdruck von Konjunktur-Pessimismus", erklärt Bowers. Denn die Befragten glaubten zum einen nicht an attraktive Investitionsmöglichkeiten der Unternehmen. Zum anderen sähen sie wohl nur begrenztes Kurspotenzial und wollten durch Ausschüttungen ihre Gesamtperformance aufbessern. (...)"

 

twoday.net AGB

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