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Das Weblog zur Volkskunde des Bankraubs

 
Angesichts der formidablen Aussicht, dass die Deutsche Bank trotz Steigerung ihrer Gewinne um 87 % gleichzeitig 6400 Arbeitsplätze abbauen will, bemüht nun auch die Junge Welt (5.2.2005) den alten Brechtspruch:

Deutsche Bank kapitalistisch

»Was ist ein Dietrich gegen eine Aktie, was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?« fragt Brecht. Aber die sogenannten Anständigen in diesem Land nehmen ihn, weiß der Kuckuck warum, nicht zur Kenntnis. Obwohl sie sich, schon stark beansprucht von der permanenten Ankündigung von Aufständen gegen Neonazis, nun auch noch mit dem schlechten Benehmen der Deutschen Bank auseinandersetzen müssen. Trotz eines gewaltigen Gewinnsprungs um 87 Prozent auf 2,5 Milliarden Euro will der deutsche Branchenprimus 6400 Arbeitsplätze abbauen, vermelden die Agenturen.

»Das ist eine Schweinerei«, empörte sich der SPD-Fraktionsvize Michael Müller in der Berliner Zeitung. »Die Gewinnerwartung so (!) zu Lasten der Arbeitsplätze zu überziehen, ist eine Unverschämtheit.« Die Anständigkeit der CDU allerdings, gemessen an ihrer moralischen Entrüstung, war noch größer: »Dies ist ein Zeichen, daß die Wirtschaftsethik verloren zu gehen droht«, sagte der derzeitige Vorsitzende des sogenannten Arbeitnehmerflügels der Partei, Gerald Weiß.

Wirtschaftsethik? Verstößt ein in die Luft geworfener Stein gegen die Ethik, wenn er wieder zur Erde zurückfällt? Er folgt wohl vielmehr den Gesetzen der Schwerkraft. So wie die Deutsche Bank sich nach den ökonomischen Gesetzen des Kapitalismus verhält und zu jedem Zeitpunkt genau jene Zahl von Stellen vorhält, die für die Kapitalverwertung gerade am effektivsten ist. Das ist weder anständig noch unanständig, sondern die Existenzgrundlage der kapitalistischen Gesellschaft.

Im vergangenen Jahr sind die Einkommen aus Gewinn und Vermögen um fast elf Prozent in die Höhe geschossen, während die Löhne der Beschäftigten bekanntlich stagnierten. Eines der Hauptergebnisse dieser Gewinnexplosion ist der Anstieg der offiziellen Gesamtarbeitslosenzahlen auf inzwischen über fünf Millionen. Das ist der Vorgang in der gesellschaftlichen Dimension, den die Deutsche Bank jetzt im Bereich ihres Konzerns durchsetzt. Doch darüber hat sich niemand empört. Statt dessen wurde mit »Hartz IV« eine in der Geschichte der Bundesrepublik beispiellose Hatz auf die Arbeitslosen eröffnet. Die Initiatoren sind dieselben Politiker, die sich im Fall der Deutschen Bank jetzt so entrüstet geben. Dagegen machen könne man natürlich nichts. Auf »unternehmerische Entscheidungen« habe man »nicht viel Einfluß«, ließ die Grünen-Finanzexpertin Christine Scheel die Öffentlichkeit wissen.

Wo sie recht hat, hat sie recht. Denn die Sache ist umgekehrt eingerichtet: Die Politik ist zu gar nichts anderem da, als die Interessen der Unternehmer zur Staatsräson zu machen. Damit das so bleibt, gehört ein bißchen Empörung wie das Klingeln zum Geschäft."

Thüringer Landeszeitung (7.2. 2005)
Der sanfte Druck der Olsens

Altstadt. (tlz/el/fk) Büttenreif wurden schon am Nachmittag die Karnevalisten in der Sparkasse begrüßt: Mit einer kleinen Rede übergab hier Vorstandsmitglied Hans-Georg Dorst unter sanftem Druck der Olsen-Bande zwei Schecks: Einen über 8500 Euro für den Festumzug 2006, einen über 111,11 Euro für das Tierschutz-Engagement des Prinzenpaares Ralph I. und Marion I. Seit 46 Jahren sei er Kunde der Sparkasse, bekannte GEC-Präsident Rolf Fliedner - doch nie sei er lieber in die Filiale am Anger gegangen. Denn mit ihrem Scheck hätte die Sparkasse der "denkwürdigen Entscheidung gegen das Brauchtum", gefällt im Stadtrat, etwas Hochlöbliches entgegen gesetzt.

Und weil der närrische Banküberfall nach Egon Olsens Plan zwar wie üblich nicht klappte, so war der TLZ die ausgebuffte Narretei von Egon alias Otto Göldner doch einen Orden wert, den er zum Sturm aufs Pressehaus überreicht bekam. (...)


Und die Thüringer Allgemeine (4.2. 2005) berichtet über das gleiche Ereignis:

Tresor sprang von allein auf

Die Mannen der Sparkasse wirkten alles andere als siegesgewiss, als das Gardekorps gestern um 12.11 Uhr vor dem Geldhaus am Anger anrückte. Ein Kanonenböller und grimmiger Trommelwirbel brachen die Gegenwehr, so dass die Olsen- bande eindringen konnte.

ALTSTADT. Der Banküberfall war einer der Höhepunkte eines närrischen Streifzugs durch die Innenstadt. Das Preußische Infanterieregiment hatte sich mit dem Anger-Karnevalsclub (AKC) und dem Prinzenpaar verbündet, um mehr oder weniger friedlich milde Gaben einzufordern.

Bei der Sparkasse hofften die Schar auf dicke Beute. War ihnen doch im städtischen Haushalt der Zuschuss für den Festumzug gekappt worden, 8480 Euro. Folglich besetzte das bunte Komitee die Bank in voller Stärke. An der Spitze hatte Egon Olsen sich den perfekten Plan gebastelt, doch er musste scheitern: Zuerst weigerte sich das Mikrofon, seine Forderungen mit Nachdruck zu übermitteln, dann verhaspelte sich der greise Bankräuber im Text. Der Chef, der Lange und der Dicke sangen dann aber so herzzerreißend, dass der Tresor schon aus Mitleid aufgehen musste.

 

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