Das war nicht anders zu erwarten. "Filmreif", das ist jenes Etikett, das die Medien immer dann verteilen, wenn sie glauben mitteilen zu müssen, dass die Wirklichkeit sich nach der Fiktion richte. Es ist quasi die Steigerungsform von "sensationell".
(ZDF-Heute, 9.8. 2005)
"Beim größten Bankraub der brasilianischen Geschichte sind nach Behördenangaben rund 150 Millionen Real (knapp 55 Millionen Euro) "in filmreifer Art" erbeutet worden. Das Fehlen des Geldes sei in der Filiale der Zentralbank in der nordöstlichen Provinzhauptstadt Fortaleza im Bundesstaat Ceara am Montag (Ortszeit) bemerkt worden."
Ein "Coup wie im Kino" heisst es denn auch bei n-tv (9.8. 2005).
Inzwischen gibt es die ersten Bilder von der Aktion.
Der Tagesschaubeitrag ist ebenfalls online (9.8.2005)
Die Räuber hätten in vermutlich wochenlanger Arbeit vier Meter unter der Erdoberfläche einen 200 Meter langen Tunnel gegraben. Sie seien dann irgendwann am Wochenende in die Tresorräume der Bank eingedrungen. Dazu hätten die Verbrecher den Erkenntnissen zufolge vor drei Monaten ein Haus in der Nachbarschaft der Bank gemietet und die Grabungsarbeiten dort begonnen, hieß es.
"Die haben ungefähr 3,5 Tonnen Geld in 50-Real-Scheinen weggeschleppt", sagte ein Sprecher der Bundespolizei erstaunt. Man werde größte Mühe haben, das gestohlene Geld aufzuspüren. Es handele sich nämlich um alte Scheine, die zwecks Prüfung der Umlauffähigkeit eingesammelt worden seien. "Das ist zweifellos der größte Bankraub in der Geschichte unseres Landes, so etwas sieht man sonst eigentlich nur im Kino", sagte der Chef der Bundespolizei in Ceara, João Batista Paiva Santana der Onlineausgabe der Zeitung "O Globo". [Roubo do século]
[Und die Berliner Morgenpost (9.8. 2005)setzt noch hinzu: "Er dachte dabei vielleicht an Klassiker wie "Rififi" aus dem Jahre 1955."
Spiegel Online (9.8. 2005) will die Paralellen bei Ocean Eleven sehen: "Ein Coup im Stil des Gangsterfilms 'Ocean's Eleven'."]
Alarmanlagen versagt
Es sei noch unbekannt, wie lange sich die Räuber im Bankbereich aufgehalten hätten und weshalb die modernsten Alarmsysteme mit Bewegungsmeldern und Überwachungskameras nicht reagiert hätten, hieß es in einer Mitteilung der Zentralbank. Die rund 500 Quadratmeter großen Tresorräume der Bank im Zentrum Fortalezas würden zudem von zwei Meter dicken Betonwänden und Stahlnetzen geschützt.
Der bislang größte Bankraub der brasilianischen Geschichte geschah Medienangaben zufolge im Juli 1999, als ein 20-köpfiges schwer bewaffnetes Kommando nachts eine Filiale der Bank Banespa im Zentrum von São Paulo stürmte, 15 Männer des Wachpersonals überwältigte und und mit 39 Millionen Real entkam. (ZDF-Heute, 9.8. 2005)
Völlig gaga ist aber der offensichtlich obligatorisch Hinweis auf Ronald Biggs, der in zahlreichen Berichten, die auf Reuters-Meldung basieren, hinten angehängt ist:
"Der Raub übertrifft die Tat des legendären Zugräubers Ronnie Biggs. Der Brite hatte 1963 mit elf Kameraden einen Postzug von Glasgow nach London überfallen und dabei nach heutigem Wert rund 53 Millionen Dollar erbeutet. Biggs war später nach Brasilien geflohen und lebte dort viele Jahre. (APA/Reuters)" (z.B. Der Standard, 9.8. 2005)
Ronald Biggs war nicht der legendäre Zugräuber, sondern eine kleine Nummer beim Postraub 1963. Er durfte mitmischen, weil er einen Kollegen kannte, der eine Dieselloksteuern konnte. Berühmt wurde er, weil er ausbrechen konnte und in Brasilien die rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfte, um Scotland Yard eine Nase zu drehen. Vgl. den Beitrag "Ronnie Biggs Superstar" von Dirk Schindelbeck in "Vabanque" (S. 64 ff.insbesondere S. 70), in dem er die "Öffentlichkeitsarbeit" von Biggs analysiert.
(ZDF-Heute, 9.8. 2005)
"Beim größten Bankraub der brasilianischen Geschichte sind nach Behördenangaben rund 150 Millionen Real (knapp 55 Millionen Euro) "in filmreifer Art" erbeutet worden. Das Fehlen des Geldes sei in der Filiale der Zentralbank in der nordöstlichen Provinzhauptstadt Fortaleza im Bundesstaat Ceara am Montag (Ortszeit) bemerkt worden."
Ein "Coup wie im Kino" heisst es denn auch bei n-tv (9.8. 2005).
Inzwischen gibt es die ersten Bilder von der Aktion.
Der Tagesschaubeitrag ist ebenfalls online (9.8.2005)
Die Räuber hätten in vermutlich wochenlanger Arbeit vier Meter unter der Erdoberfläche einen 200 Meter langen Tunnel gegraben. Sie seien dann irgendwann am Wochenende in die Tresorräume der Bank eingedrungen. Dazu hätten die Verbrecher den Erkenntnissen zufolge vor drei Monaten ein Haus in der Nachbarschaft der Bank gemietet und die Grabungsarbeiten dort begonnen, hieß es.
"Die haben ungefähr 3,5 Tonnen Geld in 50-Real-Scheinen weggeschleppt", sagte ein Sprecher der Bundespolizei erstaunt. Man werde größte Mühe haben, das gestohlene Geld aufzuspüren. Es handele sich nämlich um alte Scheine, die zwecks Prüfung der Umlauffähigkeit eingesammelt worden seien. "Das ist zweifellos der größte Bankraub in der Geschichte unseres Landes, so etwas sieht man sonst eigentlich nur im Kino", sagte der Chef der Bundespolizei in Ceara, João Batista Paiva Santana der Onlineausgabe der Zeitung "O Globo". [Roubo do século]
[Und die Berliner Morgenpost (9.8. 2005)setzt noch hinzu: "Er dachte dabei vielleicht an Klassiker wie "Rififi" aus dem Jahre 1955."
Spiegel Online (9.8. 2005) will die Paralellen bei Ocean Eleven sehen: "Ein Coup im Stil des Gangsterfilms 'Ocean's Eleven'."]
Alarmanlagen versagt
Es sei noch unbekannt, wie lange sich die Räuber im Bankbereich aufgehalten hätten und weshalb die modernsten Alarmsysteme mit Bewegungsmeldern und Überwachungskameras nicht reagiert hätten, hieß es in einer Mitteilung der Zentralbank. Die rund 500 Quadratmeter großen Tresorräume der Bank im Zentrum Fortalezas würden zudem von zwei Meter dicken Betonwänden und Stahlnetzen geschützt.
Der bislang größte Bankraub der brasilianischen Geschichte geschah Medienangaben zufolge im Juli 1999, als ein 20-köpfiges schwer bewaffnetes Kommando nachts eine Filiale der Bank Banespa im Zentrum von São Paulo stürmte, 15 Männer des Wachpersonals überwältigte und und mit 39 Millionen Real entkam. (ZDF-Heute, 9.8. 2005)
Völlig gaga ist aber der offensichtlich obligatorisch Hinweis auf Ronald Biggs, der in zahlreichen Berichten, die auf Reuters-Meldung basieren, hinten angehängt ist:
"Der Raub übertrifft die Tat des legendären Zugräubers Ronnie Biggs. Der Brite hatte 1963 mit elf Kameraden einen Postzug von Glasgow nach London überfallen und dabei nach heutigem Wert rund 53 Millionen Dollar erbeutet. Biggs war später nach Brasilien geflohen und lebte dort viele Jahre. (APA/Reuters)" (z.B. Der Standard, 9.8. 2005)
Ronald Biggs war nicht der legendäre Zugräuber, sondern eine kleine Nummer beim Postraub 1963. Er durfte mitmischen, weil er einen Kollegen kannte, der eine Dieselloksteuern konnte. Berühmt wurde er, weil er ausbrechen konnte und in Brasilien die rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfte, um Scotland Yard eine Nase zu drehen. Vgl. den Beitrag "Ronnie Biggs Superstar" von Dirk Schindelbeck in "Vabanque" (S. 64 ff.insbesondere S. 70), in dem er die "Öffentlichkeitsarbeit" von Biggs analysiert.
sparkassenkunde - am Dienstag, 9. August 2005, 10:43 - Rubrik: Millionencoup