Davon träumen sie alle - und unsereins merkt es - wenn die JournalistInnen anrufen.
Es ist von einer Viertelmilliarde die Rede, die drei Wächter der Bagdader Dar-al-Salam-Bank entwendet haben. Es war keine Banküberfall oder Bankraub, sondern schlicht und einfach ein Diebstahl aus einer Bank. Einmal mehr zeigt sich jene Binsenwahrheit bestätigt, dass die größten Coups in der Regel aus dem Innern der Bank erfolgen. So auch hier. Verdächtigt wird das Sicherheitspersonal. SPIEGEL ONLINE zeigt sich beim Thema Bankdiebstahl auch nicht so semantisch bewandert: "Es ist einer der größten Banküberfälle aller Zeiten"
Es ist nicht nur "der größte Bankraub in der Geschichte des Irak" ("Bankdiebstahl!", Herrschaften), wie die Wiener Zeitung "Die Presse" (12.7. 2007) schreibt, es wäre, wenn sich die Berichte bestätigen, der größte bekanntgewordene Bankdiebstahl aller Zeiten. Aber da ist erst mal abzuwarten. Die Nachrichtenlage in einem Land wie dem Irak, kann sich schnell ändern:
"Mit einer Beute von 282 Millionen US-Dollar (205 Millionen Euro) haben sich in Bagdad drei Wächter einer Privatbank abgesetzt. Die Nachrichtenagentur Aswat al- Irak berichtete, die drei Männer hätten das Geld am Mittwoch aus der Dar-al-Salam-Bank entwendet. Diese liegt an einer belebten Geschäftsstraße im Zentrum von Bagdad. Anschließend konnten sie fliehen - mit einer Viertelmilliarde Dollar im Gepäck. Über mögliche Hintermänner des Coups oder die näheren Umstände wurde zunächst nichts bekannt."
Den derzeit informativsten deutschsprachigen Bericht liefert Die WELT Online ('Die lächerlichen Millionen einer Privatbank"):
"Tatsächlich habe ein derartiger Coup stattgefunden, erzählt ein Mitarbeiter der Dar-al-Salam-Bank, der nicht genannt werden will, WELT ONLINE. Allerdings sei dies am Mittwoch nach Feierabend geschehen. Aufgrund der Sicherheitslage schließen Banken und Geschäfte schon um 14 Uhr. Ab 20 Uhr herrscht in Bagdad Ausgangssperre. Doch schon Stunden vorher sind die Straßen der irakischen Hauptstadt praktisch ausgestorben. Die Menschen haben Angst, ihre Häuser zu verlassen. So habe der Raub weitgehend unbeobachtet stattgefunden. Da die Diebe mit dem Gebäude vertraut waren, konnten sie die Sicherheitsanlagen ausschalten und nahezu unerkannt entkommen. Der Diebstahl wurde erst am Donnerstagmorgen entdeckt."
Die notwendigen Hintergrundinformationen über die Bank und die Wahrscheinlichkeit, dass der Millionencoup stattgefunden hat, kriegen wir auch von der WELT-Online-Webseite:
"Die Dar-al-Salam-Bank ist eine der insgesamt acht Privatbanken, die nach dem Sturz des Saddam-Regimes eine Lizenz erhielten. Das Bankenwesen im Zweistromland ist noch völlig unterentwickelt. Die meisten Transaktionen werden nach wie vor in Cash abgewickelt. Kreditkarten gibt es nicht. Auch Geldautomaten sucht man vergebens. Die Dar-al-Salam-Bank konzentriert sich fast ausschließlich auf Transfers für Unternehmen. Hauptaktionär ist die HSBC (Honkong-Schanghai), die mittlerweile drei Filialen in Bagdad unterhält. Ausgeraubt wurde die Niederlassung im Stadtzentrum, am Saadon-Park, am Ostufer des Tigris. In der Nähe befinden sich das Nationaltheater und das Dar-al-Salam-Hotel. Über die gestohlene Summe gibt es keine Bestätigung. „Es können auch nur Gerüchte sein“, gibt der Mitarbeiter zu bedenken, „wie üblich im Irak“. Dass die Bank über Nacht so viel Geld in ihrem Safe lässt, glaubt er eigentlich nicht, „nicht in unserer Situation“."
Ausserdem erhalten wir eine Einschätzung, warum im Irak so ein Millionencoup eigentlich keiner ist:
" Säckeweise Dollarnoten
Warum ein Bankraub von gut 200 Millionen Euro im Irak nicht für mehr Aufsehen sorgt, liegt an den völlig absurden Relationen, denen die Menschen dort ausgeliefert sind. So wurde nach dem Sturz Saddam Husseins das gesamte Vermögen der Zentralbank geplündert. Augenzeugen berichten, dass säckeweise Dollarnoten aus dem Gebäude herausgetragen
Schlagworte
Bankraub Irak 282 Millionen Kriminalität Verbrechen
wurden. Wer schnell reagierte, konnte ein Vermögen zusammentragen. Noch heute tauchen Seriennummern von damals in den Wechselstuben auf.
Aber nicht nur das. Schlagzeilen von veruntreuten Geldern in Milliardenhöhe durch korrupte US-Beamte oder irakische Regierungsmitglieder sorgen für weit mehr Aufregung, als die „lächerlichen“ Millionen einer Privatbank. So sucht der amerikanische Kongress noch immer mehrere Milliarden, die bis 2005 in den Irak geschickt wurden und von denen bis jetzt jede Spur fehlt. Eine Milliarde Dollar soll allein das Verteidigungsministerium der ersten Übergangsregierung unter Ministerpräsident Ijad Allawi veruntreut haben. Die Ermittlungen würden fortgesetzt, verlautet aus Regierungskreisen. Doch die täglichen Bomben und vielen Toten in Bagdad überdecken zumeist alles andere. "
Auch die New York Times (12.7. 2007) sieht mehr Fragen als Antworten:
"The robbery, of $282 million from the Dar Es Salaam bank, a private financial institution, raised more questions than it answered, and officials were tight-lipped about the crime. The local police said two guards engineered the robbery, but an official at the Interior Ministry said three guards were involved.
Both confirmed that the stolen money was in American dollars, not Iraqi dinars. It was unclear why the bank had that much money on hand in dollars, or how the robbers managed to move such a large amount without being detected.
Several officials speculated that the robbers had connections to the militias, because it would be difficult for them to move without being searched through many checkpoints in Baghdad."
Dann wollen die Zeitungen nach so einem Coup immer auch noch Hintergrundinformationen liefern. Bei jedem größeren Banküberfall werden vergleichbare Fälle aufgezählt. Auch dieses Mal lesen wir in der "Presse" den sattsam bekannten Unsinn über Ronald Biggs (vbgl. hierzu diverse Einträge in diesem Blog (einfach "Biggs" in der Suche eingeben).
SPIEGEL ONLINE schreibt auch nicht wirklich mehr, aber wenigstens Keinen Blödsinn über Ronald Biggs.
Hochachtung klingt bei der LinksZeitung durch: "Fette Beute bei Bankraub in Bagdad - Sicherheitsleute klauen 282 Millionen Dollar"
Es ist von einer Viertelmilliarde die Rede, die drei Wächter der Bagdader Dar-al-Salam-Bank entwendet haben. Es war keine Banküberfall oder Bankraub, sondern schlicht und einfach ein Diebstahl aus einer Bank. Einmal mehr zeigt sich jene Binsenwahrheit bestätigt, dass die größten Coups in der Regel aus dem Innern der Bank erfolgen. So auch hier. Verdächtigt wird das Sicherheitspersonal. SPIEGEL ONLINE zeigt sich beim Thema Bankdiebstahl auch nicht so semantisch bewandert: "Es ist einer der größten Banküberfälle aller Zeiten"
Es ist nicht nur "der größte Bankraub in der Geschichte des Irak" ("Bankdiebstahl!", Herrschaften), wie die Wiener Zeitung "Die Presse" (12.7. 2007) schreibt, es wäre, wenn sich die Berichte bestätigen, der größte bekanntgewordene Bankdiebstahl aller Zeiten. Aber da ist erst mal abzuwarten. Die Nachrichtenlage in einem Land wie dem Irak, kann sich schnell ändern:
"Mit einer Beute von 282 Millionen US-Dollar (205 Millionen Euro) haben sich in Bagdad drei Wächter einer Privatbank abgesetzt. Die Nachrichtenagentur Aswat al- Irak berichtete, die drei Männer hätten das Geld am Mittwoch aus der Dar-al-Salam-Bank entwendet. Diese liegt an einer belebten Geschäftsstraße im Zentrum von Bagdad. Anschließend konnten sie fliehen - mit einer Viertelmilliarde Dollar im Gepäck. Über mögliche Hintermänner des Coups oder die näheren Umstände wurde zunächst nichts bekannt."
Den derzeit informativsten deutschsprachigen Bericht liefert Die WELT Online ('Die lächerlichen Millionen einer Privatbank"):
"Tatsächlich habe ein derartiger Coup stattgefunden, erzählt ein Mitarbeiter der Dar-al-Salam-Bank, der nicht genannt werden will, WELT ONLINE. Allerdings sei dies am Mittwoch nach Feierabend geschehen. Aufgrund der Sicherheitslage schließen Banken und Geschäfte schon um 14 Uhr. Ab 20 Uhr herrscht in Bagdad Ausgangssperre. Doch schon Stunden vorher sind die Straßen der irakischen Hauptstadt praktisch ausgestorben. Die Menschen haben Angst, ihre Häuser zu verlassen. So habe der Raub weitgehend unbeobachtet stattgefunden. Da die Diebe mit dem Gebäude vertraut waren, konnten sie die Sicherheitsanlagen ausschalten und nahezu unerkannt entkommen. Der Diebstahl wurde erst am Donnerstagmorgen entdeckt."
Die notwendigen Hintergrundinformationen über die Bank und die Wahrscheinlichkeit, dass der Millionencoup stattgefunden hat, kriegen wir auch von der WELT-Online-Webseite:
"Die Dar-al-Salam-Bank ist eine der insgesamt acht Privatbanken, die nach dem Sturz des Saddam-Regimes eine Lizenz erhielten. Das Bankenwesen im Zweistromland ist noch völlig unterentwickelt. Die meisten Transaktionen werden nach wie vor in Cash abgewickelt. Kreditkarten gibt es nicht. Auch Geldautomaten sucht man vergebens. Die Dar-al-Salam-Bank konzentriert sich fast ausschließlich auf Transfers für Unternehmen. Hauptaktionär ist die HSBC (Honkong-Schanghai), die mittlerweile drei Filialen in Bagdad unterhält. Ausgeraubt wurde die Niederlassung im Stadtzentrum, am Saadon-Park, am Ostufer des Tigris. In der Nähe befinden sich das Nationaltheater und das Dar-al-Salam-Hotel. Über die gestohlene Summe gibt es keine Bestätigung. „Es können auch nur Gerüchte sein“, gibt der Mitarbeiter zu bedenken, „wie üblich im Irak“. Dass die Bank über Nacht so viel Geld in ihrem Safe lässt, glaubt er eigentlich nicht, „nicht in unserer Situation“."
Ausserdem erhalten wir eine Einschätzung, warum im Irak so ein Millionencoup eigentlich keiner ist:
" Säckeweise Dollarnoten
Warum ein Bankraub von gut 200 Millionen Euro im Irak nicht für mehr Aufsehen sorgt, liegt an den völlig absurden Relationen, denen die Menschen dort ausgeliefert sind. So wurde nach dem Sturz Saddam Husseins das gesamte Vermögen der Zentralbank geplündert. Augenzeugen berichten, dass säckeweise Dollarnoten aus dem Gebäude herausgetragen
Schlagworte
Bankraub Irak 282 Millionen Kriminalität Verbrechen
wurden. Wer schnell reagierte, konnte ein Vermögen zusammentragen. Noch heute tauchen Seriennummern von damals in den Wechselstuben auf.
Aber nicht nur das. Schlagzeilen von veruntreuten Geldern in Milliardenhöhe durch korrupte US-Beamte oder irakische Regierungsmitglieder sorgen für weit mehr Aufregung, als die „lächerlichen“ Millionen einer Privatbank. So sucht der amerikanische Kongress noch immer mehrere Milliarden, die bis 2005 in den Irak geschickt wurden und von denen bis jetzt jede Spur fehlt. Eine Milliarde Dollar soll allein das Verteidigungsministerium der ersten Übergangsregierung unter Ministerpräsident Ijad Allawi veruntreut haben. Die Ermittlungen würden fortgesetzt, verlautet aus Regierungskreisen. Doch die täglichen Bomben und vielen Toten in Bagdad überdecken zumeist alles andere. "
Auch die New York Times (12.7. 2007) sieht mehr Fragen als Antworten:
"The robbery, of $282 million from the Dar Es Salaam bank, a private financial institution, raised more questions than it answered, and officials were tight-lipped about the crime. The local police said two guards engineered the robbery, but an official at the Interior Ministry said three guards were involved.
Both confirmed that the stolen money was in American dollars, not Iraqi dinars. It was unclear why the bank had that much money on hand in dollars, or how the robbers managed to move such a large amount without being detected.
Several officials speculated that the robbers had connections to the militias, because it would be difficult for them to move without being searched through many checkpoints in Baghdad."
Dann wollen die Zeitungen nach so einem Coup immer auch noch Hintergrundinformationen liefern. Bei jedem größeren Banküberfall werden vergleichbare Fälle aufgezählt. Auch dieses Mal lesen wir in der "Presse" den sattsam bekannten Unsinn über Ronald Biggs (vbgl. hierzu diverse Einträge in diesem Blog (einfach "Biggs" in der Suche eingeben).
SPIEGEL ONLINE schreibt auch nicht wirklich mehr, aber wenigstens Keinen Blödsinn über Ronald Biggs.
Hochachtung klingt bei der LinksZeitung durch: "Fette Beute bei Bankraub in Bagdad - Sicherheitsleute klauen 282 Millionen Dollar"
vabanque - am Donnerstag, 12. Juli 2007, 16:42 - Rubrik: Millionencoup
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