Von Banken und Nullen
Auf Telepolis (22.12.2008) veröffentlicht derzeit Artur P. Schmidt eine Artikelreihe unter der Überschrift "Unter Bankstern", wohl nicht zufällig dem ollen Karl-May nachempfunden ("Unter Geiern"). In Teil 1 heisst es dazu:
"„Unter Bankstern“ lautet der Titel der Artikelserie, da sich die Banker in der Finanz- und Bankenkrise als eine Art Räuber und Gangster – sprich: Bankster - erwiesen haben. In dieser Funktion erschaffen Banker keine Werte mehr, sondern sie sind Weltmeister darin, diese alle zehn Jahre im Rahmen von großen Finanzkrisen zu vernichten. Wegen der Bankrotte bzw. Beinahebankrotte vieler Banken im Jahr 2008 war es sehr treffend, den Kuckuck zum Vogel des Jahres 2008 zu küren, da der Begriff umgangssprachlich das sogenannte Pfandsiegel meint, welches die Zwangsvollstreckung von Sachen dokumentiert. Besonders beliebt ist der Kuckuck in den Vereinigten Staaten, wo Zwangsversteigerungen (Foreclosures) zum absoluten Marktrenner avanciert sind."
Zunächst fragt der Autor aber etwas scheinheilig:
"Was ist eigentlich eine Bank? Sie ist zunächst einmal ein Sitzmöbel, weshalb wir auch sofort verstehen, warum Bankmanager Probleme lieber aussitzen, anstatt sie zu lösen. Bänke sind in der Regel aus Holz, womit sie leider die gleiche Konsistenz wie manche Köpfe in den Chefetagen der Banken haben. Im Mittelalter durften nur Personen auf einer Bank Platz nehmen, die einander gleichgestellt waren. Ebenso ist es heute, denn viele Großbanken hätten am liebsten nur noch Elitekunden, die über ein besonders üppiges Bankkonto verfügen."
Es geht also gegen die Bankmanager! Dann fragen wir uns, wer ist eigentlicher dieser Bursche namens Artur P. Schmidt? Auf seiner Webseite wirbt der "Dr. Ing." für sich:
"Keynote-Speaker der besonderen Art - They call him the risk master!"
Das ist dann aber ein Lautsprecher der besonderen Art:
"Artur P. Schmidt stellt nicht nur unbequeme Fragen, sondern er gibt auch unbequeme Antworten zu den wichtigsten Wirtschaftsthemen unserer Zeit wie Fernsehauftritte in 10vor10 sowie Planetopia belegen.
Als Autor von zahlreichen Büchern und hunderten von Veröffentlichungen gilt er als einer der führenden Experten der Netz-Ökonomie und zu Fragestellungen der Unternehmensführung.
Als Keynote-Speaker tritt Artur P. Schmidt regelmässig an hochkarätigen Veranstaltungen von Kunden wie Hewlett-Packard, SAP, Symantec, Reichle & De-Massari, Swiss Economic Forum, Telematiktage Bern oder dem Zentrum für Unternehmensführung auf und verschafft den Teilnehmern ein Erlebnis der besonderen Art. Es gibt nur wenige Redner weltweit, die über ein profunderes Wissen über die komplexen Wechselwirkungen in den Märkten verfügen."
Na wenn es denn gegen die Banken geht, dann sind die anderen offensichtlich die Guten! Und das sich Telepolis so einen einkauft, wundert auch nicht mehr so wirklich:
Insofern tritt hier ein Fürsprecher der einen Kapitalfraktion gegen die andere an:
"Eine besondere Form von Bank ist die Hollywood-Schaukel, in der sich Bankmanager besonders gerne in ihren Villen in der Karibik sonnen. Bevor wir es vergessen, natürlich gibt es noch eine andere Funktion von Banken: Sie schaffen durch das Betreiben postmoderner Spiel-Casinos monetäre Probleme und Krisen. Bankiers benötigen volatile Märkte, um Gewinne zu erzielen, weshalb sie gar kein langfristiges Interesse an Stabilität haben können. Krisen sind für Banken willkommene Chancen, die Kosten von Missmanagement auf die Allgemeinheit abzuwälzen und ihre eigenen Gewinne zu maximieren. Wir müssen uns deshalb von der Diktatur der Banken befreien."
Bloss weil ich die eine Bereicherungsmethode nicht gut finde, spüre ich keine Lust die andere Form der Mehrwertabpressung als "Realwirtschaft" feiern zu lassen.
"Von Bankrotten und Beinahebankrotten
Als Bankraub oder Banküberfall bezeichnet man die Entwendung von Geld oder anderer Wertgegenstände aus einem Kreditinstitut."
Quatsch! Entwendung ist Diebstahl und Überfall und Raub sind nach dem bürgerlichen Gesetzbuch andere Kaliber. Das mag man falsch finden, doch derlei Sozialromantik sollte man sich von solchen Lautsprechern nicht durchgehen lassen. Und dann fehlt natürlich nur noch das Schmankerl von den "wahren Bankräubern":
"Entgegen der öffentlichen Meinung wird nur etwa die Hälfte aller Banküberfälle aufgeklärt. Der Mythos der hohen Aufklärungsquote wird deshalb aufrecht erhalten, um potentielle Bankräuber von Überfällen abzuhalten. Doch der Fall des gewöhnlichen Bankräubers ist trivial in Anbetracht der Summen, die Bankmanager durch Krisen, die sie selbst hervorrufen, Anlegern gestohlen haben. Merke: Die gefährlichsten Bankräuber des Planeten waren nicht die Dalton-Brüder, sondern es sind die Banker selbst. Sie sind die wahren Profis unter den Bankräubern. Ein Bankräuber ist zu faul, um selbst zu arbeiten, und holt sich das Geld anderer Leute. Ein Bankmanager ist zu feige um sein eigenes Geld zu verzocken, und holt sich deshalb das Geld seiner Kunden."
Geschenkt!
Der Unterschied zwischen einem Unternehmer, der Pleite geht, und einer Bank ist, dass der Unternehmer vor seinem Aus Werte geschaffen hat, während eine Bank mit ihrem Aus alle Werte vernichtet. Da es weniger als Nichts nicht geben kann, muss der Staat am Schluss Banken sanieren, denn sonst würde man sich ja selbst eingestehen müssen, dass man zuvor bei der Kontrolle versagt hat. Das Problem: Banker genießen in Fragen der Vermögensvernichtung offenbar eine Art Immunität. Gegen das Treiben der Großbanker waren die Aktionen des Räuberpaares Bonnie und Clyde während der Weltwirtschaftskrise im Südwesten der USA Sandkastenspiele.
Aha, da ist sie wieder, die Unterscheidung in raffenden und schaffendes Kapital.
"Die wirklichen Raubzüge werden heute von J.P. Morgan oder der Bank of America in Nacht- und Nebelaktionen vorzugsweise am Wochenende unter Mitwirkung der Zentralbank durchgeführt. Dann verleibt man sich die ehemaligen Wettbewerber, vorzugsweise Investmentbanken, ein, um noch mehr Kapital für die Manipulation der Weltwirtschaft einzusammeln. Der Ursprung des modernen Geldwesens in Europa geht zurück bis ins Mittelalter. In Italien gab es so genannte Geldwechsler (banchieri), die das Geld auf dem Tisch (banca) ausbreiteten. Heute gibt es Bankräuber (masnadieri), die den Kunden hinters Licht (fanale) führen."
Ach, und worin besteht der Unterschied gegenüber den anderen Kapitalisten (HP, SAP, Symantec), die ihre MitarbeiterInnen gleichermaßen hinters Licht führen und ihnen die abgenommenen Mehrwerte als rechtmässiges ökonomisches Handeln vorgaukeln? Glaubt Ihnen keine Wort. Pack schlägt sich, Pack verträgt sich. Im wesentlichen geht es nur darum, bessere Konditionen für Eure Ausbeutung zu erhandeln. Pack schlägt sich, Pack verträgt sich ...
Auf Telepolis (22.12.2008) veröffentlicht derzeit Artur P. Schmidt eine Artikelreihe unter der Überschrift "Unter Bankstern", wohl nicht zufällig dem ollen Karl-May nachempfunden ("Unter Geiern"). In Teil 1 heisst es dazu:
"„Unter Bankstern“ lautet der Titel der Artikelserie, da sich die Banker in der Finanz- und Bankenkrise als eine Art Räuber und Gangster – sprich: Bankster - erwiesen haben. In dieser Funktion erschaffen Banker keine Werte mehr, sondern sie sind Weltmeister darin, diese alle zehn Jahre im Rahmen von großen Finanzkrisen zu vernichten. Wegen der Bankrotte bzw. Beinahebankrotte vieler Banken im Jahr 2008 war es sehr treffend, den Kuckuck zum Vogel des Jahres 2008 zu küren, da der Begriff umgangssprachlich das sogenannte Pfandsiegel meint, welches die Zwangsvollstreckung von Sachen dokumentiert. Besonders beliebt ist der Kuckuck in den Vereinigten Staaten, wo Zwangsversteigerungen (Foreclosures) zum absoluten Marktrenner avanciert sind."
Zunächst fragt der Autor aber etwas scheinheilig:
"Was ist eigentlich eine Bank? Sie ist zunächst einmal ein Sitzmöbel, weshalb wir auch sofort verstehen, warum Bankmanager Probleme lieber aussitzen, anstatt sie zu lösen. Bänke sind in der Regel aus Holz, womit sie leider die gleiche Konsistenz wie manche Köpfe in den Chefetagen der Banken haben. Im Mittelalter durften nur Personen auf einer Bank Platz nehmen, die einander gleichgestellt waren. Ebenso ist es heute, denn viele Großbanken hätten am liebsten nur noch Elitekunden, die über ein besonders üppiges Bankkonto verfügen."
Es geht also gegen die Bankmanager! Dann fragen wir uns, wer ist eigentlicher dieser Bursche namens Artur P. Schmidt? Auf seiner Webseite wirbt der "Dr. Ing." für sich:
"Keynote-Speaker der besonderen Art - They call him the risk master!"
Das ist dann aber ein Lautsprecher der besonderen Art:
"Artur P. Schmidt stellt nicht nur unbequeme Fragen, sondern er gibt auch unbequeme Antworten zu den wichtigsten Wirtschaftsthemen unserer Zeit wie Fernsehauftritte in 10vor10 sowie Planetopia belegen.
Als Autor von zahlreichen Büchern und hunderten von Veröffentlichungen gilt er als einer der führenden Experten der Netz-Ökonomie und zu Fragestellungen der Unternehmensführung.
Als Keynote-Speaker tritt Artur P. Schmidt regelmässig an hochkarätigen Veranstaltungen von Kunden wie Hewlett-Packard, SAP, Symantec, Reichle & De-Massari, Swiss Economic Forum, Telematiktage Bern oder dem Zentrum für Unternehmensführung auf und verschafft den Teilnehmern ein Erlebnis der besonderen Art. Es gibt nur wenige Redner weltweit, die über ein profunderes Wissen über die komplexen Wechselwirkungen in den Märkten verfügen."
Na wenn es denn gegen die Banken geht, dann sind die anderen offensichtlich die Guten! Und das sich Telepolis so einen einkauft, wundert auch nicht mehr so wirklich:
Insofern tritt hier ein Fürsprecher der einen Kapitalfraktion gegen die andere an:
"Eine besondere Form von Bank ist die Hollywood-Schaukel, in der sich Bankmanager besonders gerne in ihren Villen in der Karibik sonnen. Bevor wir es vergessen, natürlich gibt es noch eine andere Funktion von Banken: Sie schaffen durch das Betreiben postmoderner Spiel-Casinos monetäre Probleme und Krisen. Bankiers benötigen volatile Märkte, um Gewinne zu erzielen, weshalb sie gar kein langfristiges Interesse an Stabilität haben können. Krisen sind für Banken willkommene Chancen, die Kosten von Missmanagement auf die Allgemeinheit abzuwälzen und ihre eigenen Gewinne zu maximieren. Wir müssen uns deshalb von der Diktatur der Banken befreien."
Bloss weil ich die eine Bereicherungsmethode nicht gut finde, spüre ich keine Lust die andere Form der Mehrwertabpressung als "Realwirtschaft" feiern zu lassen.
"Von Bankrotten und Beinahebankrotten
Als Bankraub oder Banküberfall bezeichnet man die Entwendung von Geld oder anderer Wertgegenstände aus einem Kreditinstitut."
Quatsch! Entwendung ist Diebstahl und Überfall und Raub sind nach dem bürgerlichen Gesetzbuch andere Kaliber. Das mag man falsch finden, doch derlei Sozialromantik sollte man sich von solchen Lautsprechern nicht durchgehen lassen. Und dann fehlt natürlich nur noch das Schmankerl von den "wahren Bankräubern":
"Entgegen der öffentlichen Meinung wird nur etwa die Hälfte aller Banküberfälle aufgeklärt. Der Mythos der hohen Aufklärungsquote wird deshalb aufrecht erhalten, um potentielle Bankräuber von Überfällen abzuhalten. Doch der Fall des gewöhnlichen Bankräubers ist trivial in Anbetracht der Summen, die Bankmanager durch Krisen, die sie selbst hervorrufen, Anlegern gestohlen haben. Merke: Die gefährlichsten Bankräuber des Planeten waren nicht die Dalton-Brüder, sondern es sind die Banker selbst. Sie sind die wahren Profis unter den Bankräubern. Ein Bankräuber ist zu faul, um selbst zu arbeiten, und holt sich das Geld anderer Leute. Ein Bankmanager ist zu feige um sein eigenes Geld zu verzocken, und holt sich deshalb das Geld seiner Kunden."
Geschenkt!
Der Unterschied zwischen einem Unternehmer, der Pleite geht, und einer Bank ist, dass der Unternehmer vor seinem Aus Werte geschaffen hat, während eine Bank mit ihrem Aus alle Werte vernichtet. Da es weniger als Nichts nicht geben kann, muss der Staat am Schluss Banken sanieren, denn sonst würde man sich ja selbst eingestehen müssen, dass man zuvor bei der Kontrolle versagt hat. Das Problem: Banker genießen in Fragen der Vermögensvernichtung offenbar eine Art Immunität. Gegen das Treiben der Großbanker waren die Aktionen des Räuberpaares Bonnie und Clyde während der Weltwirtschaftskrise im Südwesten der USA Sandkastenspiele.
Aha, da ist sie wieder, die Unterscheidung in raffenden und schaffendes Kapital.
"Die wirklichen Raubzüge werden heute von J.P. Morgan oder der Bank of America in Nacht- und Nebelaktionen vorzugsweise am Wochenende unter Mitwirkung der Zentralbank durchgeführt. Dann verleibt man sich die ehemaligen Wettbewerber, vorzugsweise Investmentbanken, ein, um noch mehr Kapital für die Manipulation der Weltwirtschaft einzusammeln. Der Ursprung des modernen Geldwesens in Europa geht zurück bis ins Mittelalter. In Italien gab es so genannte Geldwechsler (banchieri), die das Geld auf dem Tisch (banca) ausbreiteten. Heute gibt es Bankräuber (masnadieri), die den Kunden hinters Licht (fanale) führen."
Ach, und worin besteht der Unterschied gegenüber den anderen Kapitalisten (HP, SAP, Symantec), die ihre MitarbeiterInnen gleichermaßen hinters Licht führen und ihnen die abgenommenen Mehrwerte als rechtmässiges ökonomisches Handeln vorgaukeln? Glaubt Ihnen keine Wort. Pack schlägt sich, Pack verträgt sich. Im wesentlichen geht es nur darum, bessere Konditionen für Eure Ausbeutung zu erhandeln. Pack schlägt sich, Pack verträgt sich ...
vabanque - am Freitag, 26. Dezember 2008, 22:24 - Rubrik: BankerInnen und PolizistInnen
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