Willkommen auf den Seiten von "Where the money is ... das Weblog zur Volkskunde des Bankraubs". Hier wird seit sechs Jahren zusammengetragen, was die Populäre Kultur in Sachen Bankraub anbietet. Über das Menu können Sie sich mit den verschiedensten Themen vertraut machen. Wenn Sie erfahren möchten, dass Bonnie & Clyde überhaupt nur einen Banküberfall durchgeführt haben, oder dass Ronnie Biggs nur eine kleine Nummer beim Postraub war und schon gar nicht der Chef des ganzen Unternehmens, oder dass der Brechtspruch lautet "Was ist ein Einbruch in eine Bank .." und nicht "Was ist ein Banküberfall gegen die Gründung einer Bank" usw., dann können Sie hier ziemlich lang herumstöbern. Und last but not least finden Sie Hinweise auf das diesem Blog zugrundeliegende Buch "Va Banque".
PS. No one is innocent …
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vabanque - am Donnerstag, 18. März 2010, 18:12 - Rubrik: Blog-Review
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In der morgigen Printausgabe der taz (19.3. 2010) findet sich ein Interview, dass die Berliner Tageszeitung mit Klaus Schönberger geführt hat:
Kulturwissenschaftler zum Poker-Überfall
"Die Räuber stehen als Loser da"
Dilettanten oder coole Gangster? Der Kulturwissenschaftler Klaus Schönberger findet, die Räuber vom Berliner Poker-Turnier hatten wenig Stil.
taz: Zwei der Berliner Pokerräuber sind gefasst. Sind sie Dilettanten, wie die Polizei sagt, oder doch coole Gangster?
Klaus Schönberger: Das Medienpublikum ist gnadenlos - es begeistert sich nur für die Gewinner. Wichtige Kriterien bei solchen Raubakten sind Pfiffigkeit, die Höhe der Beute und mit Einschränkung auch Gewaltlosigkeit. Der Überfall war schon kreativ: Es gab einen Insidertipp, und die Räuber wussten wann das Geld von einem Tresor ins andere gebracht wird. Sie haben auch letztendlich eine vergleichsweise hohe Summe erbeutet. Alles Pluspunkte hinsichtlich der ersten beiden Kriterien. Aber dann gibt es die vielen Minuspunkte: Sie haben einen großen Teil der Beute verloren und mussten Gewalt anwenden. Dass einer sich während des Überfalls stellen ließ, ist der Super-GAU bei so einem Raub.
taz: Warum rauben Menschen Banken, oder eben Pokerturnier aus?
Bei Bankräubern ist das Überraschende, dass fast jeder (männliche) Mensch einer sein könnte. Es gibt da – anders als bei anderen Delikten – keine Täterprofile. Häufig sind es Anfänger und in der Regel werden sie sofort erwischt, oder – weil niemand darauf kommt – gar nicht.
taz: Ist es dann überraschend, dass es schief ging?
Nein. So ein Überfall muss quasi-militärisch durchgeführt werden und da braucht man entsprechende Erfahrungen. Die Räuber waren sehr jung und das war wahrscheinlich das größte Ding, das sie gedreht haben.
taz: Warum ist das denn so spannend, wenn da Mal eine Pokerrunde überfallen wird?
Das hängt mit gesellschaftlichen Fantasien über Reichtum zusammen: Alle träumen vom Sechser im Lotto oder eben vom Bankraub. Alle wollen Geld haben und die Frage ist, wem kann man es legitim abnehmen. In Berlin war von Anfang an die Begeisterung nach diesem Raub groß: Ich gehe davon aus, dass Pokerspieler keinen besonders guten Ruf haben. "Wer für so was Geld und Zeit hat, dem darf man's ja abnehmen", denken sich da viele.
taz: Können die Räuber jetzt in den Augen des Publikums noch ihre Ehre retten?
Höchstens wenn die letzten beiden es schaffen, zu entkommen. Oder später aus dem Gefängnis ausreißen und nicht gefasst werden. Ansonsten stehen sie jetzt schon als Loser da: Der Raub an sich ist schief gegangen, sie wurden schnell gefasst und die Polizei hat sie bereits als Dilettanten dargestellt.
Klaus Schönberger:
Der Zürcher Kulturwissenschaftler untersucht die Geschichten populärer Bankräuber und die Faszination der Gesellschaft für Raubüberfälle. 2001 gab er das Buch "Va Banque" heraus, dass Beiträge zur Theorie und Praxis des Bankraubs versammelt und bloggt über die Volkskunde des Bankraubs.
INTERVIEW: LALON SANDER
Kulturwissenschaftler zum Poker-Überfall
"Die Räuber stehen als Loser da"
Dilettanten oder coole Gangster? Der Kulturwissenschaftler Klaus Schönberger findet, die Räuber vom Berliner Poker-Turnier hatten wenig Stil.
taz: Zwei der Berliner Pokerräuber sind gefasst. Sind sie Dilettanten, wie die Polizei sagt, oder doch coole Gangster?
Klaus Schönberger: Das Medienpublikum ist gnadenlos - es begeistert sich nur für die Gewinner. Wichtige Kriterien bei solchen Raubakten sind Pfiffigkeit, die Höhe der Beute und mit Einschränkung auch Gewaltlosigkeit. Der Überfall war schon kreativ: Es gab einen Insidertipp, und die Räuber wussten wann das Geld von einem Tresor ins andere gebracht wird. Sie haben auch letztendlich eine vergleichsweise hohe Summe erbeutet. Alles Pluspunkte hinsichtlich der ersten beiden Kriterien. Aber dann gibt es die vielen Minuspunkte: Sie haben einen großen Teil der Beute verloren und mussten Gewalt anwenden. Dass einer sich während des Überfalls stellen ließ, ist der Super-GAU bei so einem Raub.
taz: Warum rauben Menschen Banken, oder eben Pokerturnier aus?
Bei Bankräubern ist das Überraschende, dass fast jeder (männliche) Mensch einer sein könnte. Es gibt da – anders als bei anderen Delikten – keine Täterprofile. Häufig sind es Anfänger und in der Regel werden sie sofort erwischt, oder – weil niemand darauf kommt – gar nicht.
taz: Ist es dann überraschend, dass es schief ging?
Nein. So ein Überfall muss quasi-militärisch durchgeführt werden und da braucht man entsprechende Erfahrungen. Die Räuber waren sehr jung und das war wahrscheinlich das größte Ding, das sie gedreht haben.
taz: Warum ist das denn so spannend, wenn da Mal eine Pokerrunde überfallen wird?
Das hängt mit gesellschaftlichen Fantasien über Reichtum zusammen: Alle träumen vom Sechser im Lotto oder eben vom Bankraub. Alle wollen Geld haben und die Frage ist, wem kann man es legitim abnehmen. In Berlin war von Anfang an die Begeisterung nach diesem Raub groß: Ich gehe davon aus, dass Pokerspieler keinen besonders guten Ruf haben. "Wer für so was Geld und Zeit hat, dem darf man's ja abnehmen", denken sich da viele.
taz: Können die Räuber jetzt in den Augen des Publikums noch ihre Ehre retten?
Höchstens wenn die letzten beiden es schaffen, zu entkommen. Oder später aus dem Gefängnis ausreißen und nicht gefasst werden. Ansonsten stehen sie jetzt schon als Loser da: Der Raub an sich ist schief gegangen, sie wurden schnell gefasst und die Polizei hat sie bereits als Dilettanten dargestellt.
Klaus Schönberger:
Der Zürcher Kulturwissenschaftler untersucht die Geschichten populärer Bankräuber und die Faszination der Gesellschaft für Raubüberfälle. 2001 gab er das Buch "Va Banque" heraus, dass Beiträge zur Theorie und Praxis des Bankraubs versammelt und bloggt über die Volkskunde des Bankraubs.
INTERVIEW: LALON SANDER
vabanque - am Donnerstag, 18. März 2010, 15:24 - Rubrik: StilUndEtikette
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