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Das Weblog zur Volkskunde des Bankraubs

 
Die Deutsche Welle (12.11.2010) interviewt die österreichischen Filmemacher Gerhard Fillei und Joachim Krenn über ihren Film "South"

"South" - ungewöhnliches Filmdebüt aus Österreich

Über 12 Jahre haben Gerhard Fillei und Joachim Krenn an ihrem Film gearbeitet. Im Interview geben die beiden Regisseure Auskunft über den schwierigen und langwierigen Produktionsprozeß ihres Kinodebüts.


Ein blutiger Banküberfall in Los Angeles. Einem der Bankräuber gelingt die Flucht. Er will sich in den Süden, nach Kolumbien, absetzen. Wer beim Film "South" mit einer konventionellen Krimihandlung rechnet, der sieht sich getäuscht. Die beiden Regisseure Gerhard Fillei und Joachim Krenn haben aus der Story ein filmisches Puzzle gemacht mit vielen Sequenzen, die der Zuschauer erst in seinem Kopf zu einem Ganzen zusammensetzen muss. Mindestens ebenso spannend: die Geschichte der Produktion des Films, die sich über ein Jahrzehnt hinzog.



DW-WORLD: Wie kam es zu dem Film? Wie ist die Idee geboren worden über den Banküberfall, über den geheimnisvollen, flüchtigen Täter?

Joachim Krenn: Wir waren zunächst in New York und hatten beide verschiedene Ideen für einen Kurzfilm. Dann wollten wir unsere Ideen zusammenbringen und daraus einen vierzigminütigen Film machen. Gerade in dieser Zeit - es war das Jahr 1997 - ist in Los Angeles, in North Hollywood, eine Bank überfallen worden. Das war zu dem damaligen Zeitpunkt einer der brutalsten Banküberfälle der Geschichte. Alle Medien haben darüber berichtet. Das war im Fernsehen zu sehen, im Radio zu hören, überall in der Presse wurde darüber geschrieben.

Es war immer von drei mit Maschinengewehren bewaffneten Tätern die Rede. Am Ende des Tages wurde dann aber plötzlich nur noch von zwei Tätern gesprochen. Wir haben uns dann natürlich gefragt, was läuft denn da ab? Wie wäre es, wenn der eine Täter, der dritte, wirklich dabei war und was ist jetzt mit dem? Wo ist er jetzt hin? Warum hat er das gemacht? Und so hat sich die Geschichte dann entwickelt.


Regieduos sind ja eher ungewöhnlich. Wie ist es dazu gekommen, dass Sie beide den Film zusammen gemacht haben?

Gerhard Fillei: Wir kennen uns schon sehr lange, seit wir 16 Jahre alt waren. Wir sind in dieselbe Schule gegangen. Wir waren damals in einem Schülerheim. Da haben wir uns oft in der Früh versteckt statt in die Schule zu gehen. Dann haben wir gewartet, bis der Präfekt durch die Zimmer gegangen ist und alles kontrolliert hat. Dann sind wir aus unserem Versteck raus, haben unsere Sachen gepackt und sind irgendwo zum See oder in den Wald gegangen und haben angefangen Geschichten zu schreiben. Da liegen eigentlich die Wurzeln für unsere heutige Arbeit.


Anschließend haben wir uns zunächst aus den Augen verloren. 1996 ist in unseren Leben viel passiert, wir haben beide von einem Monat auf den anderen unsere Jobs gekündigt. Wir haben uns dann entschlossen uns selbstständig zu machen, ein Treatment geschrieben und haben dafür auch eine Drehbuchentwicklungsförderung bekommen.


Wir wollten uns aber auch weiterentwickeln, wollten das Handwerk lernen. Am besten in einem anderen Land, in einer anderen Sprache. Wir sind dann auf einen Artikel gestoßen von einer Filmschule in New York. Da haben wir uns gesagt, das müssen wir machen - da war natürlich auch eine gewisse Abenteuerlust dabei. Aufgrund dieses Artikels sind wir dann nach New York gegangen. Innerhalb der ersten zehn Tage ist dann drüben in den USA so viel passiert, dass wir letztendlich die Schule nicht besucht haben. Stattdessen sind wir für drei Monate auf die New York University gegangen.


Zwischendurch gab es dann finanzielle Engpässe, sie konnten den Film nicht mehr weiterdrehen...

Joachim Krenn: In den ersten drei Jahren haben wir auf eigene Faust gearbeitet, aus der eigenen Tasche produziert. Und dann war irgendwann der Punkt erreicht, wo wir kein Geld mehr hatten. Da mussten wir etwas unternehmen. Wir haben eine Firma gefunden, die den Film fertig produzieren wollten. Im Gegenzug sollten wir die Rechte an dem Film, an der Auswertung des Films, überschreiben, was wir dann auch gemacht haben. Kurz nach der Vertragsunterzeichnung ist dann aber von der Firma kein Geld mehr geflossen, die konnten den Film überhaupt nicht finanzieren.


Wir standen also wieder ohne Geld da, aber auch ohne die Rechte an dem Film! Wir haben dann in den nächsten sieben Jahren den Film auf eigene Faust weitergedreht. Erst im Jahr 2007 haben wir dann die Film-Rechte zurückkaufen können.


Gerhard Fillei: Wenn man die Rechte nicht hat an einem Projekt, ist es natürlich unglaublich schwierig den Film zu verkaufen. Wer gibt uns schon Geld für ein Projekt, was nicht einmal uns gehört. Die einzige Möglichkeit, die wir hatten war selber Geld in den Film zu stecken.

Sie haben so viele Jahre an dem Film gearbeitet. Vermischt sich da nicht manchmal die Arbeit und das, was man sonst so erlebt...?


Joachim Krenn: Man hat ja doch schon ein gewisses Alter erreicht, hat so viele Dinge erlebt... Vor allem während dieser zwölf Jahre. Während der Produktion haben wir beide so viele Höhen und Tiefen mitgemacht, dass ich glaube, dass sich ganz viele Geschichten des Films wahrscheinlich aus dem Erlebten heraus entwickelt haben. Natürlich hat vieles, was wir erlebt haben, das Drehen beeinflusst. Dass wir einen Film machen über einen Bankraub, wo wir selber über Jahre so unglaubliche Probleme mit Banken hatten, hat wohl unterbewusst eine Rolle gespielt....

 

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