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Das Weblog zur Volkskunde des Bankraubs

 
In schönem Reportagen-Speech phantasieren die Lübecker Nachrichten (10.6.2005) über die tags zuvor stattgefundene nächtliche Sprengung eines Geldautomaten in Breitenfeld (nahe Mölln). In einer Art verbalen Re-Enactements beschreibt das Blatt, wie es sich zugetragen haben könnte:

"Mindestens 10 000 Euro haben Räuber gestern Morgen aus einem Geldautomaten in Breitenfelde erbeutet. Sie zündeten eine Sprengladung.

Breitenfelde - Als es knallt am frühen Morgen, ist es etwa 2.50 Uhr - und noch dunkel. Der Automat der Raiffeisenbank unmittelbar neben der Bundesstraße 207 wird aufgerissen. Die Täter schnappen sich eine Kassette. Geldscheine wirbeln durch die Luft, sie bleiben liegen, bis zu 20 Meter verstreut um die Bank herum. Aber mindestens 10 000 Euro in der Kassette haben die Täter erbeutet, als sie davon rasen. Die Bundesstraße 207 ist ein schneller Fluchtweg."


Eine spannende Frage ist die nach dem Sinn der Dramatisierung seitens der Polizei. Neben dem Neuigkeitsaspekt wäre zu fragen, ob die staatlichen Verfolgungsbehörden nicht den Ausnahmezustand qua Selbstverständnis benötigen:

"Meines Wissens hat es einen solchen Bankraub in Schleswig-Holstein noch nicht gegeben", sagt Jürgen Willenbrecht, Sprecher des Landeskriminalamtes. Und es ist nicht der erste Überfall auf diese Bankfiliale. Schon einmal kamen Bankräuber. "Das war vor zehn oder 15 Jahren", erinnert sich Direktor Köster. Aber diese Tat jetzt habe eine neue Qualität: "Die sind mit schockierender Brutalität vorgegangen."

Jedenfall ist interessant, dass diese Form von aufrüstender "Abrüstung" im Bankraub, die Gewalt gegen Menschen nicht in Betracht zieht, in dieser Weise dramatisiert wird. Vor allem der Vergleich mit dem Jahre zuvor stattgefundenen klassischen Bankraub spricht Bände.
Aus der Sicht des Zuschauers könnte allenfalls beklagt werden, dass die Zeit der filigranen Tresorknacker und Einbrecher offensichtlich vorbei ist. Die Häufung solcher rabiaten Methoden verweist darauf, dass die Verbreitung von Sprengstoff oder der Zugang zu schwerem Gerät eine neue Form von "Hit-and-Run"-Bankraub hervorgebracht hat. An das große Geld kommt man so nicht. Was auch schon Aussagen über die soziale Basis der Akteure macht und der Behauptung von der Dominanz der Wissensgesellschaft Hohn spricht.
sparkassenkunde meinte am 15. Jun, 16:11:
"Das waren Profis"
Keine heiße Spur nach der Geldautomaten-Explosion in Breitenfeldes Raiffeisenbank

berichten die Lübecker Nachrichten am 14.6. 2005 (http://www.ln-online.de/news/archiv/?id=1659873)

"Fünf Tage danach: Die Bankräuber von Breitenfelde sind weiter auf der Flucht. Der gesprengte Geldautomat wird erst heute untersucht. Klar ist nur: Das waren Profis." 
 

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