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Das Weblog zur Volkskunde des Bankraubs

 
In den Berliner Sophiensaelen kann man sich im Juni 2005 mit Werten und Visionen des Alters befassen, unter anderem mit unorthodoxen Möglichkeiten der Altersvorsorge bei leeren Rentenkassen.

Sandra Strunz versucht nämlich, in ihrem Stück "Vabanque" Rentnern von morgen den Banküberfall als Alternative zur Altersarmut nahe zu bringen. So jedenfalls stellt es die taz dar.

Das Theater selbst wirbt folgendermaßen:

16.-19. & 23.-26.06.2005
Sandra Strunz › Vabanque

"Während sich heute alte Menschen den Vorwurf gefallen lassen müssen, Zeit und Geld im Überfluss zu besitzen, rumoren die „Alten von morgen“ im Bewusstsein der Gesellschaft: Viel Zeit werden sie haben, aber wenig Geld. In Vabanque greifen acht Senioren zur magischen Abkürzung und sichern sich ihre Zukunft mit einem
Bankraub. Vabanque spitzt die Fragen nach dem Wert und Visionen des Alters zu. Das Stück basiert auf einer Interviewrecherche mit Menschen zwischen 4 und 98 Jahren und Texten der Autoren Olga Tokarczuk und Raphael Urweider."

Regie › Sandra Strunz,
Dramaturgie › Viola Hasselberg,
Texte u.a. › Olga Tokarczuk & Raphael Urweider,
Eine Koproduktion von Sophiensaele, schauspielhannover, Teatr Nowy im.Tadeusza Lomnickiego Poznan und DepArtment.


Ursprünglich wurde das Stück in Hannover entwickelt und deren Beschreibung verweist in den verwendeten Begriffen auf das gleichnamige Buch:

"Vabanque
Ein Stück mit polnischen und deutschen Darstellern ab 70



Auf der Bank lagert im Übermaß, was vielen von uns zu mangeln scheint: Geld. Geld zählt als Maßeinheit für Glück, mit Geld lassen sich glücklich machende Güter bezahlen. Nur Zeit kann man nicht mit Geld kaufen. Während sich heute alte Menschen den neidvollen Vorwurf gefallen lassen müssen, beides, Zeit und Geld, im Überfluss zu besitzen, und damit die Räuber der Ressourcen und Reserven der Zukunft zu sein, rumoren die Alten von morgen im kollektiven Bewusstsein der Gesellschaft: zu viel Zeit werden sie haben, aber wahrscheinlich eher wenig Geld. In unserem Stück greifen acht Senioren zur "magischen Abkürzung", um in ihrem Leben zum vielleicht letztmöglichen Zeitpunkt den Traum vom neuen Anfang in die Tat umzusetzen. "Take the money and run" - acht Mal zeigt "Vabanque" Banküberfälle von Senioren. Die Darsteller, Laien und professionelle Schauspieler jenseits der siebzig, kommen aus den Nachbarstaaten Polen und Deutschland, die ein immer noch belastetes, exemplarisches ost-west-europäisches "Familienverhältnis" miteinander pflegen. Warum haben wir im Gegensatz zu Mythen der Jugend keine Vorstellungen mehr vom Alter? Was ersetzt Weisheit und Würde? Die letzte lebende Generation Deutscher und Polen, die sich als Kriegsgegner gegenüberstanden, wird in "Vabanque" zu Akteuren des gemeinsamen Raubs."


Aus einer Rezension von dpa (10.6.2005):

"Regisseurin Sandra Strunz und Dramaturgin Viola Hasselberg spielen mit den Gegensätzen zwischen dem erwarteten Verhalten der Alten und dem Ausbrechen aus diesen Rollenklischees. Das Planen eines Bankraubs wird für die Senioren zu einem revolutionären Akt - sie wollen sich nicht abfinden mit der ihnen zugedachten und zugewiesenen Rolle. Häufig wirkt das komisch. Ungelenk schreiten die Rentner in die Bank, mühen sich, Verfallserscheinungen zu verbergen. Ein Gewehr ist als Krückstock getarnt. Die Zuschauer quittieren solche Szenen am Premierenabend mit viel Gelächter und Szenenapplaus. Am Ende gibt es minutenlangen Beifall."

Vgl. a. Cellesche Zeitung, 10.6.2005
 

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