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Das Weblog zur Volkskunde des Bankraubs

 

Literatur und Bankraub

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Der Witz dieser nette Geschichte vom Bankraub in Barcelona ist eigentlich schon alt ...

Aber im Kommerz-Blog wird dieser Witz doch sehr schön erzählt und in einen historischen Kontext eingebunden, der das anarchosyndikalistische Milieu in der katalanischen Hauptstadt durchaus einzufangen weiss ...

Die Geschichte beginnt so:

"vorgestern erfuhr ich, dass eine freundin von mir verhaftet wurde. sie ist normalerweise fahrradfahrerin. dass sie auch eine professionelle bankraeuberin ist, war mir hingegen neu. sie hat auch einen fuehrerschein und zwischen all dem und der geschichte der region hier gibt es einen zusammenhang, den ich jetzt erklaeren werde."

und endet mit "viva la anarkia!"

Zum Bankraub in Barcelona

Unabhängig davon, ob die Geschichte wahr ist oder nicht, habe ich sie mal unter die Rubrik "Literatur" einsortiert ...

Ritzel
Im krimiblog.de - Fundstücke eines Krimilesers von Ludger Menke finden wir eine Besprechung zu Ulrich Ritzels Kriminalroman Uferwald , aus der wir erfahren, dass in diesem Krimi auch ein Banküberfall eine gewisse - wenn auch nicht tragende - Rolle spielt:

"Hauptproblem bei Ritzel ist jedoch die kriminalistische Grundlage, die auf ziemlich wackeligen Füßen steht: Ein zufällig gefundenes Tagebuch, entdeckt in der Wohung einer toten, vereinsamten Frau, die durch das soziale Raster gefallen ist, gibt den Anstoß zur Ermittlung. Würde es einem solchen Tagebuch, zudem von ihrem Sohn, nicht ebenso ergehen? Die Geschichte hängt an einem dünnen Faden, der im Laufe der Erzählung eher ausfranst, als dass er dicker würde. Bleibt Ritzels Sprache, die sich durch einen ironischen Ton, durch exakte Beobachtungen und durch ein ruhiges Tempo auszeichnet. Wie schon in seinen Vorgängerromanen findet Ritzel für sein Drama eine passende Stimme. Ja, der Autor kann gut und abwechslungsreich erzählen, wie etwa ein grotesk beschriebener Bankraub zeigt. Doch auch hier wieder das Problem: Der Überfall hat nur wenig mit der eigentlichen Handlung zu tun, ist wunderbar humorvoll erzählt, aber mehr verwirrend und hemmend als antreibend und spannend. Schickes Füllmaterial eben."
(aus: krimiblog.de)

Ritzel, Ulrich: Uferwald. - München : btb, 2006
ISBN-10: 3-442-75144-6
ISBN-13: 978-3-442-75144-0


Bestellen bei der Basis-Buchhandlung in München

Eine weitere Verfilmung ist anzuzeigen:

Mit Filmen wie "Kleine Morde unter Freunden", "Trainspotting" und "28 Days Later" hat sich Regisseur Danny Boyle in den vergangenen Jahren einen Namen gemacht.

Am 25. August kommt sein nächtes Werk ("Millions") in die Kinos.

"Millions" ist die Verfilmung eines Romans von Frank Cottrell Boyce, der hierzulande als
Kinderbuch firmiert und 2004 mit einem "Luchs" ausgezeichnet wurde.
Der Roman erzählt die Geschichte zweier kleiner Brüder, die plötzlich zu Millionären werden. Sie finden mehr als 22 Millionen britische Pfund - die Beute aus einem Banküberfall kurz vor der Euro-Umstellung - die die Bankräuberr auf ihrer Flucht verloren haben. Es bleibt nicht mehr viel Zeit das Geld auszugeben.

Zur Webpage des Verlags

Dem Geist der Zeit verpflichtet
Hier Auszüge aus einem taz-Bericht (29.1. 2005) über eine Krimi-Tagung an der Evangelischen Akademie Iserlohn (den gehen offensichtlich auch die Themen aus):

Wenn der Verbrecher von heute im Unterschied zum Bürger lediglich der ungeduldigere Kapitalist ist, bleibt dem Detektiv nur noch die Flucht in den Alkohol: "Wiederkehr des Bösen? Der Kriminalroman auf neuen Wegen", eine Tagung in der Evangelischen Akademie Iserlohn.

Und den folgenden Kalauer wollen wir mal getrost übersehen:

"Verbrechen lohnt sich - und wer immer noch Schwierigkeiten hat, diesen Allgemeinplatz zu akzeptieren, sollte in die Bestsellerlisten der letzten Jahre schauen: Dan Brown, Donna Leon, Henning Mankell oder Elizabeth George erreichen Millionenauflagen, und auch hierzulande können immer mehr Autoren von ihren Krimis leben."


Und einem Bielefelder Soziologen (Systemtheoretiker?) gelingt die Einsicht des Tages, die nun auch nicht so überraschend kommt:

"Der Bielefelder Soziologe Otthein Rammstedt glaubt auch im Krimi nicht an das Böse als anthropologische Konstante außerhalb der Definitionen einer Gesellschaft, es ist ihr mit seinen Verbrechen immanent und folgt ihrer Zweck-Mittel-Rationalität. Der Krimi zeige sich dem Geist der Zeit verpflichtet, und so sei der Verbrecher im Unterschied zum Bürger lediglich der ungeduldigere Kapitalist. Allein der Detektiv glaube noch an eine Moral jenseits dieser Systemlogik und könne sich, zunehmend desillusioniert, nur noch mit immer mehr Alkohol vor der finalen Verzweiflung retten: von Philip Marlowe zu Bella Block."

Wir empfehlen den Beitrag von Ralph Winkle in Vabanque:
Bankraub als komplexes System - Zugänge zum Kriminalroman (S. 290-299), da ist der Gag mit der Systemtheorie schon mal durchdekliniert worden.

Peter Carey: Die wahre Geschichte von Ned Kelly und seiner Gang. S. Fischer Frankfurt/M. 2002.

Das Buch beginnt mit dem Showdown, in dessen Verlauf der australische 'Outlaw' Ned Kelly, 1855 geboren, gefangen genommen und anschließend hingerichtet wurde. Der Roman von Peter Carey ist als Autobiographie konzipiert, den Ned Kelly für seine Tochter verfasst habe. Die äußere Form ist als „undatierter, unsignierter handschriftlicher Bericht aus dem Bestand der Melbourne Public Library (V.L.10453)“ gerahmt, der nach dem „Kelly-Aufstand“ am Abend des 28.6. 1880 in 13 Päckchen mit verschmutzten, verknitterten Papieren in einer Metalltruhe gesichert wurde. peter-carey-190x300Der australische Schriftsteller Peter Carey (Jg. 1943), der in New York lebt, gilt laut Klappentext als „einer der bekanntesten Autoren seines Landes“. Für das hier interessierende Buch bekam er 2001 zum zweiten Mal den „Booker Prize“ verliehen. Für den Roman unternahm Carey umfangreiche Recherchen. Er konsultierte darüber hinaus weitere Bücher über Ned Kelly (John McQuilton: The Kelley Outbreak; Kevin Passey/Gary Dean: Harry Power: Tutor of Ned Kelly; Henry Glassie: Irish Folktales; Keith McMenomy: Ned Kelly: The Authentic Illustrated Story und Ian Jones: Ned Kelly)
Diese Form und die präsentierte Historizität des Stoffes suggeriert Authentizität. Und in der Tat ist der Roman realistische Literatur, die sich wohltuend jeder sozialromantischen Verklärung des Outlaw-Lebens enthält. Carey holt die historische Figur Ned Kelly vielmehr auf den Boden jener sozialen Realität des 19. Jhdt. in Australien zurück, die eine sozialhistorische Betrachtung vermutlich ebenfalls zutage befördern würde. Es bleibt nicht viel Raum für den vermeintlichen Glamour des „Outlaws“. Zutage tritt vielmehr eines Lebenswelt, die geprägt ist von Armut, Schmutz, Korruption, Ungerechtigkeit und Verzweiflung. Das Leben des Ned Kelly wird gezeichnet von dem Verlangen nach einem Zuhause und vor allem nach Würde und Respekt. Gesetzlosigkeit ist ein Zustand, der nicht qua Rechtsprechung, sondern durch die Macht des Stärkeren konstituiert wird. Demgegenüber entsteht jene moralische Ökonomie, die versucht, die Welt zusammenzuhalten, die aber immer wieder zusammenstößt mit den sozialen Kräften der ursprünglichen Akkumulation, die einmal mehr zeigt, dass die Kapitalanhäufung historisch zu einem Gutteil das Ergebnis von krimineller Energie, Gier und Skrupellosigkeit gewesen ist. Der Begriff der »ursprünglichen Akkumulation« besagt denn auch nichts anderes, als dass die Mehrheit der Bevölkerung von ihrem Landbesitz bzw. ihrer landwirtschaftlichen Lebensgrundlage enteignet werden muss, damit sie als Arbeitskräfte für die Industrie bzw. Die industrialisierte Landwirtschaft der Kolonie zur Verfügung stehen. Wie so etwas konkret vonstatten geht, beschreibt dieser Roman am Beispiel der Biographie des Ned Kelly. Es bedarf schon einer ziemlichen Ansammlung von falschen Anschuldigungen, Gefängnisaufenthalten und entsprechender Erfahrung mit Polizei und Justiz, bis sich die Kelly-Bande herausbildet. Dabei handelt es sich gerade einmal um vier Männern, ohne große Schulbildung, die gegen eine Koalition von Medien, Regierung und »Greifern« nur deshalb zeitweise bestehen konnte, weil sie sich wie eine Guerilla als Fisch im Wasser bewegen konnten. Ihre Unfähigkeit die Bande gefangenzunehmen erklärte die Polizei damit, dass sie im betreffenden Landstrich die Kontrolle verloren habe.
Von einem Banküberfall ist im gesamten Buch erstmals auf S. 364 die Rede. Insgesamt gibt es zwei davon. Der erste Bankraub ist im Roman derart konzipiert, dass er die materielle Grundlage zur Gegenbestechung der Bevölkerung liefern solle, damit die „Greifer“ die Armen nicht für Hinweise über den Aufenthalt der Gang gewinnen können. Der Banküberfall wird maßgeblich von der Geliebten und Gefährtin, Mary Hearn, von Ned Kelly geplant, die Beschreibung des Vorgangs wird über einem Bericht des Morning Chronicle, vom 11.12.1878 in den Roman montiert. Anstatt der erhofften 10.000 Pfund wurden es aber nur 2.200 Pfund. Es folgte ein zweiter Banküberfall, der in Begleitung von einem Polizisten und in Polizeiuniform durchgeführt wurde. Die Banküberfälle dienen der Geldbeschaffung und zur Begleichung von Schulden. Also klassische Ziele. Darüber hinaus wird auch noch Freunden geholfen und somit dient diese Form des Gelderwerbs der Akkumulation von sozialem Kapital.

Jede Menge Stoff über Ned Kelly

"(...)So schwierig wie notwendig dagegen erscheint es mir, auf Höflichkeit in unkonventionellen, ja sogar illegalen Situationen hinzuweisen. Es muß betont werden, daß die Handlungen, auf die ich eingehen möchte an sich nicht nur unkonventionell oder unsittlich, sondern ausgesprochen kriminell sind. Nehmen wir etwa ein an sich so kriminelles wie unhöfliches Delikt wie den Bankraub oder den Banküberfall, und denken wir an jene bis dato so gesetzestreue, anständige, ehrenwerte Dame, die am hellichten Tag - genauer gesagt gegen 15.29 Uhr - im Vorort einer deutschen Großstadt eine hboellSparkasse um 7000 Mark erleichterte. Man muß sich das einmal vorstellen: eine einundsechzigjährige Dame von der Sorte, die man zerbrechlich nennt, hei deren Anblick man an Patiencen oder Bridge denkt, Witwe eines Oberstleutnants, betritt die Filiale einer Sparkasse, um sich illegal in den Besitz von Geld zu bringen! Wenn diese Dame als die "höfliche Bankräuberin" bekannt geworden, sogar in den Polizeiakten als solche bezeichnet worden ist, so ist mit dem Adjektiv höflich ihre besondere Gefährlichkeit gemeint. Diese Dame hat instinktiv getan, was der höfliche Bankräuber tun muß: an Waffen, an Gewalt, an Geschrei gar nicht erst zu denken, solche plumpen Methoden gar nicht erst zu erwägen. Es ist ja nicht nur unhöflich, auch gefährlich, mit Pistolen oder Maschinengewehren herumzufuchteln und zu schreien: "Her mit dem Zaster, oder es knallt!", und natürlich geht eine Dame wie die unsrige nicht einfach aus abstrakter Geldgier in die nächstbeste Bank, auch nicht, weil sie plötzlich aus dem Gleichgewicht geraten ist, sondern weil sie in einer vertrackten Situation ihr Gleichgewicht wiedergefunden hat. Sie hat sieh diese Aktion genau überlegt und hat ihre Motive!"
Weiter im Text bei: Heinrich Böll: Gesammelte Erzählungen 2, Kiepenheuer & Witsch, 1981

Julia Schoch: Verabredungen mit Mattok. Piper, München. 132 S., 14,90 EUR.

"Massiv und geheimnisvoll" überschreibt die "Berliner Literaturkritik" (24.06.04) die Besprechung von Julia Schochs erster Roman "Verabredungen mit Mattok".

Mattok ist Bankräuber und auf der Flucht in den Osten. An der Ostsee trifft er auf Claire, eine Taschentrickkünstlerin:

"Für Claire sei er ein undurchschaubarer Mann, der sie fasziniert und zu dem sie sich "fast willenlos" hingezogen fühle. So beginne eine Liebesgeschichte "mit ganz eigenen Gesetzen". Die Autorin erzähle "mit eindringlicher Präzision die ungewöhnliche Begegnung zweier an der Gegenwart Verzweifelnden", heißt es seitens des Verlags."


In der Welt (19.6. 2004) heiß es

"Mattok ist eine undurchsichtige Figur. Er taucht am Strand auf, als wäre er dem Wasser entstiegen und nimmt Claire durch seine zur Röhre gekrümmten Finger in den Blick. Von da an sind die beiden verbunden, die Taschenspielerin und der Freak mit Elvistolle, der Bankräubern die Beute abgejagt hat. Wirklich zueinander können diese beiden nicht kommen. Sie bleiben sich ein Rätsel. Und auch die gemeinsame Tat, immerhin ein kleiner Mord, wird folgenlos verschluckt von der öligen Ostsee. So bleibt selbst das Verschmelzen im gemeinsamen Verbrechen nur eine beiläufige Episode. Claire und Mattok wissen auch am Ende der Geschichte nicht, was sie mit sich und der Welt anfangen sollen."

Weitere Besprechungen im Perlentaucher ...

Die taz (28.5.2004) kategorisiert die Autorin
unter "Die neuen Zonenkinder":

"Junge, noch in der DDR geborene Autoren und Autorinnen plagen sich nicht mit deutsch-deutscher Identitätspolitik herum, sondern stellen das Originelle und Spezifische ins Zentrum ihres Schreibens."

Eine wahre Geschichte<capus

Alex Capus: Fast ein bißchen Frühling. Roman. Residenz Verlag Salzburg. 175 Seiten, gebunden, 17,90 EUR.

"Es ist geradezu bitterkalt im Winter des Jahres 1933/34 in Westeuropa mit klirrendem Frost und Rekordminustemperaturen, als die beiden jungen Deutschen Kurt Sandweg und Waldemar Velte in Basel auftauchen. Von Frühling keine Spur! Beide sind arbeitslos, planen auszuwandern und haben sich das nötige Reisegeld bei einem Bankraub besorgt. Dabei hat es Tote gegeben. Doch davon wissen die beiden jungen Verkäuferinnen Dorly und Marie - sie ist die Großmutter des Erzählers - nichts."
Weiterlesen im »Neuen Deutschland« vom 14.06.2002

Weitere Rezensionen
literaturkritik.de » Nr. 6, Juni 2003
FAZ (18.4.2002)

 

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