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Das Weblog zur Volkskunde des Bankraubs

 
Morgen, Sonntag, 7. Oktober, 12 Uhr, findet - wie bereits hier angekündigt - die Ausstellungseröffnung im Schleswiger Volkskundemuseum statt. Mit von der Partie der Herausgeber von Vabanque, Klaus Schönberger vom Institut für Volkskunde der Universität Hamburg. Er hält einen Einführungsvortrag unter dem Titel: "'Jeder will doch Geld haben ...'Volkskundliche Anmerkungen zur Geschichte und Gegenwart des Bankraubs in der Praxis und der populären Kultur".

Welt Online (4.10. 2007) titelt "Eine elegante Frau auf Raubzügen im Norden" :
Ausstellung in Schleswig erinnert an erste deutsche Bankräuberin Gisela Werler
Schleswig - Eine gut aussehende und elegante Frau mit blonder Perücke, Sonnenbrille und einem Revolver bewaffnet - das war das Schreckensszenario für die Banken in Schleswig-Holstein, Hamburg und Niedersachsen Mitte der 1960er Jahre. 19 Mal schlug die berüchtigte "Banklady" zu. Mit einer Ausstellung erinnert das Volkskunde Museum Schleswig an die erste Bankräuberin Deutschlands. "Es war eine Sensation, dass eine Frau einen Banküberfall verübt hat", sagte Carsten Fleischhauer vom Volkskunde Museum. Man wolle sie aber nicht idealisieren. "Auch die Opfer kommen zu Wort."
Gisela Werler, von den Medien damals die "Banklady" genannt, erbeutete zwischen 1964 und 1967 mit ihren drei Komplizen rund 400 000 Mark. Die Sonderausstellung, die am Sonntag eröffnet wird und rund zwei Jahre laufen soll, zeigt Fotos, Video- und Audio-Dokumente, aber auch Originale wie Perücken oder die Maschinenpistole, die für die Überfälle benutzt wurden. Nachgestellt wurden die Wohnung, die Werler als "Hauptquartier" diente, eine Polizeistation und die Bankfiliale des letzten Überfalls am 15. Dezember 1967 in Bad Segeberg. "Wir sind ziemlich nah an der Realität", betont Fleischhauer.
Ihre Höflichkeit beim Überfall - sie sagte "bitte" und "danke" - wurde zum Markenzeichen der "Banklady". Ein damaliger Bankangestellter kritisierte später: "Das war eine Verbrecherin und keine Volksheldin. Die wurde aber zur Volksheldin gemacht."
Werler erhoffte sich von dem erbeuteten Geld ein besseres Leben. Antreiber und Planer der Überfälle war ihr Lebensgefährte, der als einziger des Quartetts noch lebt. Dennoch konzentrierte sich die Öffentlichkeit auf die Auftritte der "Banklady". "Zeugen hatten ausgesagt, dass sie gut aussehe", sagt Fleischhauer. Dies habe die Fantasie der Medien beflügelt und aus ihr eine "femme fatale" gemacht. "Ohne ihre Maskerade war sie eine normale Frau."
Gefasst wird das Paar im Dezember 1967 nach einer Verfolgungsjagd der Polizei. Erstmals unterläuft den beiden ein Fehler: Vor einer geschlossenen Bahnschranke werden sie nach einem Überfall in Bad Segeberg auf der Flucht in ihrem gestohlenen Auto zur Umkehr gezwungen. Zuvor hatten sie vier Bankangestellte angeschossen.
Die "Banklady" Werler wird zu neuneinhalb Jahren Gefängnis verurteilt, von denen sie rund siebeneinhalb Jahre absitzt. Ihr Gefährte muss für 13 Jahre und sechs Monate hinter Gitter. Die beiden heiraten in der Gefängniskapelle und leben bis zum Tod der "Banklady" im November 2003 in Hamburg.


In der Schleswig-Holsteinischen Zeitung (6.10. 2007) (auf deren Webseite kann man nun wirklich nicht herausfinden, wie die Print-Zeitung des online-Angebotes "shz.de" wirklich heißt) findet sich auch eine Beschreibung des Ausstellungskonzeptes:

Die höfliche "Frau mit Perücke"

"(...)
40 Jahre sind seit den spektakulären Überfällen der Banklady vergangen. Doch immer noch fasziniert ihre Geschichte. Das Volkskunde Museum Schleswig hat ihr nun eine Ausstellung gewidmet. Dank der umfangreichen polizeigeschichtlichen Sammlung ist es Guntram Turkowski und Carsten Fleischhauer gelungen, in eindrucksvoller Weise Täter, Opfer und Ermittler zu Wort kommen zu lassen.

Die Kuratoren setzen drei Schwerpunkte: die damalige Wohnung der Banklady, die Segeberger Bank und ein Polizeiquartier. Außerdem werden Beweismittel wie Perücken, Sonnenbrillen oder Tatwaffen gezeigt. Fleischhauer ist sich sicher: "Wir sind ziemlich nah an der Realität."
"Die Banklady", Volkskunde Museum Schleswig, Suadicanistr. 46-54. Eröffnung So., 12 Uhr, danach tägl. 10-18 Uhr
.


Aus den Uetersener Nachrichten (4.10. 2007) noch ein paar Details zur Ausstellungskonzeption:

"Es werden die original Waffen, Maskierungen und Ausstattungsstücke der Bankräuber, jeweils aus der Perspektive der Opfer, der Ermittler und der Täter gezeigt. Ausstellungsstationen wie Bankfiliale, Polizeistation der sechziger Jahre sowie die Privatwohnung der „Banklady Gisela“ , wo sie mit ihren Komplizen und späterem Ehemann die Überfälle feierte, sind anschaulich rekonstruiert. Beteiligte kommen in Video- und Hörstationen zu Wort."

Das Hamburger Abendblatt (6.10. 2007) widmet der Ausstellung allein drei Artikel. Zunächst einmal die Basics über die Ausstellung. Ein weiterer Artikel beschäftigt sich mit dem nur auf der Grundlage des fordistischen Wohlfahrtsstaates der 60er Jahren verstehbaren individuellen Hintergrund der beiden Täter aus Sicht der Ermittlungsbehörden:

"Sie liebte Kostüme, er freute sich über Kalbsteaks
"Eine Lady?" Warum Gisela Werler so bezeichnet wurde, hat Hans Schliemann (88) nie verstanden. So gar nichts Damenhaftes konnte der Kriminalbeamte an der Serien-Räuberin entdecken, als er sie nach der Schießerei in Bad Segeberg vernahm. "Sie war eine junge einfache Frau", erinnert sich der Pensionär, der in den 60er-Jahren die Abteilung für Schwerkriminalität im Kriminalpolizeiamt in Kiel leitete. "Sie war Packerin in einem Tapetengeschäft." Eine Lady sei die optisch unauffällige Frau nicht gewesen.

Schliemann hatte in dem Gespräch leichtes Spiel. "Sie war für unsere Fragen zugänglich." Die "Banklady" gestand während der Vernehmungen sämtliche Überfälle, die sie gemeinsam mit ihrem Komplizen Hermann W. begangen hatte. Warum die unscheinbare Frau an der Seite des skrupellosen Taxi-Fahrers Deutschlands erste Bankräuberin wurde, steht für Schliemann zweifelsfrei fest: "Sie war ihm hörig."

Das Paar habe sich von dem geraubten Geld "etwas gönnen" wollen. Sie kaufte sich schicke Kostüme und einen gebrauchten VW Käfer, er freute sich über "Kalbsteaks vom Feinsten" und fuhr mit seiner Liebsten nach Büsum oder Helgoland in den Urlaub.

Bereits vor der Festnahme hatte sich Schliemann monatelang mit den Bankräubern beschäftigt: Im Kriminalpolizeiamt, dem Vorläufer des Landeskriminalamtes, liefen regelmäßig die Meldungen über die Überfälle der Täter ein, die scheinbar nicht zu fassen waren. Schliemann verglich Fahrzeuge und Kennzeichen, untersuchte das Vorgehen an den Tatorten und informierte die örtlichen Dienststellen. Außerdem gab er Warnungen an Banken rund um Hamburg heraus.

"Konkretes konnte ich jedoch nicht liefern", sagte er. Zwar wurden mehrere Phantomzeichnungen angefertigt. Doch wegen der wechselnden Maskierung sah die Banklady auf jedem Bild anders aus. "Ich tappte im Dunkeln", sagte Hans Schliemann."


Der dritte Artikel des Abendblattes erinnert an die Umstände der Verhaftung in Bad Segeberg im Jahre 1967

 

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