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Das Weblog zur Volkskunde des Bankraubs

 
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Das war nicht anders zu erwarten. "Filmreif", das ist jenes Etikett, das die Medien immer dann verteilen, wenn sie glauben mitteilen zu müssen, dass die Wirklichkeit sich nach der Fiktion richte. Es ist quasi die Steigerungsform von "sensationell".
(ZDF-Heute, 9.8. 2005)

"Beim größten Bankraub der brasilianischen Geschichte sind nach Behördenangaben rund 150 Millionen Real (knapp 55 Millionen Euro) "in filmreifer Art" erbeutet worden. Das Fehlen des Geldes sei in der Filiale der Zentralbank in der nordöstlichen Provinzhauptstadt Fortaleza im Bundesstaat Ceara am Montag (Ortszeit) bemerkt worden."

Ein "Coup wie im Kino" heisst es denn auch bei n-tv (9.8. 2005).
Inzwischen gibt es die ersten Bilder von der Aktion. TunnelFortaleza
Der Tagesschaubeitrag ist ebenfalls online (9.8.2005)


Die Räuber hätten in vermutlich wochenlanger Arbeit vier Meter unter der Erdoberfläche einen 200 Meter langen Tunnel gegraben. Sie seien dann irgendwann am Wochenende in die Tresorräume der Bank eingedrungen. Dazu hätten die Verbrecher den Erkenntnissen zufolge vor drei Monaten ein Haus in der Nachbarschaft der Bank gemietet und die Grabungsarbeiten dort begonnen, hieß es.

"Die haben ungefähr 3,5 Tonnen Geld in 50-Real-Scheinen weggeschleppt", sagte ein Sprecher der Bundespolizei erstaunt. Man werde größte Mühe haben, das gestohlene Geld aufzuspüren. Es handele sich nämlich um alte Scheine, die zwecks Prüfung der Umlauffähigkeit eingesammelt worden seien. "Das ist zweifellos der größte Bankraub in der Geschichte unseres Landes, so etwas sieht man sonst eigentlich nur im Kino", sagte der Chef der Bundespolizei in Ceara, João Batista Paiva Santana der Onlineausgabe der Zeitung "O Globo". [Roubo do século]


[Und die Berliner Morgenpost (9.8. 2005)setzt noch hinzu: "Er dachte dabei vielleicht an Klassiker wie "Rififi" aus dem Jahre 1955."
Spiegel Online (9.8. 2005) will die Paralellen bei Ocean Eleven sehen: "Ein Coup im Stil des Gangsterfilms 'Ocean's Eleven'."]

TunnelFortaleza2 Alarmanlagen versagt
Es sei noch unbekannt, wie lange sich die Räuber im Bankbereich aufgehalten hätten und weshalb die modernsten Alarmsysteme mit Bewegungsmeldern und Überwachungskameras nicht reagiert hätten, hieß es in einer Mitteilung der Zentralbank. Die rund 500 Quadratmeter großen Tresorräume der Bank im Zentrum Fortalezas würden zudem von zwei Meter dicken Betonwänden und Stahlnetzen geschützt.

Der bislang größte Bankraub der brasilianischen Geschichte geschah Medienangaben zufolge im Juli 1999, als ein 20-köpfiges schwer bewaffnetes Kommando nachts eine Filiale der Bank Banespa im Zentrum von São Paulo stürmte, 15 Männer des Wachpersonals überwältigte und und mit 39 Millionen Real entkam. (ZDF-Heute, 9.8. 2005)


Völlig gaga ist aber der offensichtlich obligatorisch Hinweis auf Ronald Biggs, der in zahlreichen Berichten, die auf Reuters-Meldung basieren, hinten angehängt ist:

"Der Raub übertrifft die Tat des legendären Zugräubers Ronnie Biggs. Der Brite hatte 1963 mit elf Kameraden einen Postzug von Glasgow nach London überfallen und dabei nach heutigem Wert rund 53 Millionen Dollar erbeutet. Biggs war später nach Brasilien geflohen und lebte dort viele Jahre. (APA/Reuters)" (z.B. Der Standard, 9.8. 2005)

Ronald Biggs war nicht der legendäre Zugräuber, sondern eine kleine Nummer beim Postraub 1963. Er durfte mitmischen, weil er einen Kollegen kannte, der eine Dieselloksteuern konnte. Berühmt wurde er, weil er ausbrechen konnte und in Brasilien die rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfte, um Scotland Yard eine Nase zu drehen. Vgl. den Beitrag "Ronnie Biggs Superstar" von Dirk Schindelbeck in "Vabanque" (S. 64 ff.insbesondere S. 70), in dem er die "Öffentlichkeitsarbeit" von Biggs analysiert.

Wieder mal eine Geschichte, die das Zeug für neue Mythen und Verfilmungen hergeben wird. Die Medien berichten über einen neuen "Jahrhundertcoup durch Tunnelbau" (SPIEGEL ONLINE - 08. August 2005, aber auch andere Zeitungen oder Sender wie SF DRS unter Bezug auf eine afp-Meldung)

Bankräubern gelingt Jahrhundertcoup durch Tunnelbau

Der Weg zur Millionen-Beute führte durch den Untergrund: Bankräuber haben in Brasilien einen 200 Meter langen Tunnel gegraben und so rund 52 Millionen Euro (150 Millionen Real) gestohlen. Der Coup ist der größte Bankraub in der Geschichte des Landes.

Brasilia - Das Geld wurde aus der brasilianischen Zentralbank in Fortaleza, der Hauptstadt des Bundesstaates Ceará, entwendet, teilte die Polizei mit. "Das Verbrechen wurde an diesem Morgen entdeckt", hieß es in einer Erklärung der Zentralbank.

Die unbekannten Täter drangen demnach am Wochenende in den 500 Quadratmeter großen Tresorraum der Bank ein. Dazu hatten sie unweit vom Bankgebäude ein Gartengeschäft eröffnet und einen 200 Meter langen Tunnel gegraben. Das Gartengeschäft verschaffte den Tätern den Angaben zufolge die Möglichkeit, große Mengen Erdreich fortzuschaffen, ohne dass dies Misstrauen erweckte.

Die Bankräuber gingen mit großer Präzision vor. "Sie wussten genau, wo sich der Tresorraum befand", sagte einer der Ermittler. Das Wochenende nutzten sie, um die zwei Meter dicken Wände zu durchbrechen. Sie räumten fünf Container mit 50-Real-Scheinen leer. Der Tunnel lag rund vier Meter unter der Erdoberfläche.

Der bislang größte Bankraub in Brasilien wurde 1999 verübt. Damals hatte eine Bande 37 Millionen Real aus einer Niederlassung der Bank Banespa in Sao Paulo geraubt.


Die Schweizer Version der BILD-Zeitung, der Blick (8.8.2005), vermag die Story noch ein bisschen aufzupeppen:

Tunnel in den Tresorraum
FORTALEZA – Was in vielen Comic-Heftchen zum Schmunzeln anregt, ist Bankräubern in Brasilien gelungen. Sie gruben einen 200 Meter langen Tunnel und ergaunerten sich Millionen.
Die Diebe haben sich nicht irgend ein armseliges Geldinstitut ausgesucht. Sondern die stolze brasilianische Zentralbank. Dann gruben sie sich 4 Meter unter der Erde rund 200 Meter weit direkt ins Herz des Hauses: in den Tresorraum.

Dieser ist 500 Quadratmeter gross und wird von 2 Meter dicken Betonwänden (!) geschützt. Doch die Täter hatten Zeit: Der Diebstahl ereignete sich zwischen Geschäftsschluss am Freitagabend und Montagmorgen.

Auch die wurden geknackt. Im Innern des Tresors begann das grosse Geldeinpacken: 150 Millionen Real (81 Millionen Franken) sind weg. Über die Täter ist noch nichts bekannt.

Es ist der grösste Bankraub in der Geschichte des Landes. Die Zentralbank befindet sich in Fortaleza, etwa 2500 Kilometer nordöstlich von Sao Paulo. Der Diebstahl ereignete sich zwischen Geschäftsschluss am Freitagabend und Montagmorgen.


Noch mehr Hintergrundinformation bei Bloomberg.com

« ni haine, ni violence et sans arme »
Die Biographie Albert Spaggiaris findet sich in der französischen Ausgabe von Wikpedia:

"Il a été le cerveau du casse du siècle, le cambriolage de la Société générale de Nice. Pendant trois mois, une quinzaine d’hommes, moitié de truands, moitié de politiques, vont creuser un tunnel de 8 mètres en passant par les égouts jusqu’à la salle des coffres. Au cours du week-end du 17 juillet au 19 juillet 1976, trois-cent trente-sept coffres seront ouverts : cinquante millions de francs de l’époque, « ni haine, ni violence et sans arme » comme le dit le message laissé par Spaggiari.
(...)
Albert Spaggiari est le “cerveau” du casse de Nice. Une véritable légende du grand banditisme, et cela de son vivant… En 1976, il a réussi un coup monumental, le cambriolage de la salle des coffres de la Société Générale de Nice en passant par les égouts. Butin, 5 milliards de centimes de franc, 24 millions d’euros…"


Der Artikel wird unter der Kategorie "Article soupçonné de partialité" geführt, was soviel bedeutet: "Les articles listés ci-après ont été soupçonnés de ne pas respecter la neutralité de point de vue la plus absolue et leur contenu est à considérer, plus que d'autres, avec prudence."
Auf der Diskussionsseite zu diesem Artikel wird dann auch kritisiert:
""sa tombe est toujours abondament fleurie" "Nice, la cité de Catherine SEGURANE" "véritable légende du grand banditisme" "un coup monumental" "dans les égouts, les héros ont fini par apprivoiser les rats" " voyou à la Française comme on n'en fait plus, de ceux qui ont de la classe: veste de blazzer impeccablemement coupées" " populaire, et toujours du bon côté. Il apparaît à la fois séducteur désinvolte à la Arsène Lupin et militant des causes nationalistes" ... cette litanie de compliments et de superlatifs est une insulte à tous les grands savants qui n'ont que quelques lignes dans l'encyclopédie. Cham 14 juillet 2005 à 17:16 (CEST)"

In der Tat sollte ein Lexikonartikel über Spaggiari nicht den zeitgenössischen Diskurs verdoppeln. Aber ist das nicht ein grundsätzliches Problem von Wikipedia, dass es vor allem deshalb funktioniert, weil die SchreiberInnen sich für eine Sache besonders begeistern? Insofern verdoppelt der Beitrag die mediale Bewunderung für diesen Coup, dabei müsste die Bewunderung Gegenstand der Darstellung werden.

Sa, 06.08.2005, 23:55 im Bayern-Fernsehen:
Hundstage


Originaltitel: Dog Day Afternoon
Land: USA
Jahr: 1975
Regie: Sidney Lumet
Mit: Al Pacino, Penelope Allen, Sully Boyar, John Cazale, Beulah Garrick
Länge: 124 Min.


Drei Männer stürmen eine Bank, weil sie das Geld für die Operation eines Freundes auftreiben wollen. Aber nichts geht wie geplant. Einen Banditen packt die Angst und flieht. Die anderen beiden Sal (John Cazale) und Sonny (Al Pacino) nehmen den Direktor und seine Angestellten als Geiseln. Polizei, Presse und Schaulustige umstellen schnell das Gebäude. Sonny versucht zu verhandeln, zumal er festgestellt hat, dass der Tresor nicht viel Geld enthält. Die Ungeschicklichkeit der Bankräuber schliesslich rührt Zuschauer wie Geiseln zunehmend. - Sidney Lumet zeichnet einen authentischen Fall in Brooklyn nach, der bis ins Detail spannend bleibt.

Mehr über den Film

Der Standard (24.7. 2005) über den argentinischen Tenorsaxofonisten Gato Barbieri und die kubanische Gesangsdiva Omara Portuondo, die beim Jazzfest Wiesen (Österreich) mit Tanzmusik begeisterten:
Out of Sight
"Gato Barbieri ist nach einer gut zehnjährigen Phase der Depression aufgrund des Todes seiner Frau und Muse Michelle und drei Bypassoperationen jetzt seit 1997 mit Unterbrechungen an guten Tagen wie diesem durchaus wieder in der Lage, sein Saxofon mit rau wie beseelt um Freiheit brüllendem Ton zwischen Banküberfall und Kuschelrock zum Singen zu bringen."

In der taz vom 11.7. 2005 und in der heutigen Süddeutschen Zeitung (25.7. 2005) wird ausführlich über den Siegelsbacher Bankraubmord berichtet:

"In Heilbronn steht zurzeit ein Mann vor Gericht, der bis zum 7. Oktober 2004 brav seine Brötchen gebacken hat. Dann soll der Bäcker von Siegelsbach eine Pistole genommen, die Bank überfallen und eine Rentnerin erschossen haben
AUS SIEGELSBACH PHILIPP MAUSSHARDT"

Der ganze Text in der taz


Weitere Einträge zum Fall:

Prozesseröffnung

"Es war der Bäcker"

Was passierte?

Etwas versteckt in einem Kommentar in diesem Weblog (deshalb ans Licht gebracht) zu dem 10jährigen Jubiläum der Berliner Tunnelgangster verweist "findme" darauf, dass es bereits 1987 in Paris einen Bankraub gegeben habe, der das Vorbild für den Coup von 1995 gegeben habe. By the way, es gibt auch noch die Behauptung, dass ein Jerry-Cotton-Heft als Vorlage gedient habe:

Ich zitiere aus einem Interview von Carsten Kuhr mit Walter Appel bzw. Earl Warren auf Phantastik-News

CK:

Dein "Jerry Cotton"-Heft Nr. 1080 hat im Nachhinein eine gewisse Beruehmtheit erlangt, da die Berliner Tunnelraeuber die Idee fuer ihren Fischzug sich dort ausgeliehen haben. Erzaehl doch mal, da gab es ja jede Menge Publicity fuer Dich?

WA:

Von wem und woher die Berliner Tunnelgangster die Idee fuer ihren Coup hatten, weiss ich nicht, ich habe nie mit ihnen gesprochen. Mir liegt auch keine Erklaerung oder Aeusserung ihrerseits dazu vor. Nach Bekanntwerden des Berliner Tunnelbankraubs im Sommer 1995 schrieb eine unbekannte Leserin dem "Focus", die Idee sei einem Jerry-Cotton-Roman entnommen, naemlich 1080 "Die Geisel der Millionen-Gangster". Das wurde im "Focus" gebracht, woraufhin ich ein Fax an den "Focus" schickte, der Roman sei von mir, und ich wuerde mich fuer die Erwaehnung und die mir zugeschriebene Ehre, der geistige Urheber dieses Coups zu sein, bedanken. Ob das so sei, wuesste ich nicht. Wie es die Presse so macht, wurde die Sache aufgegriffen, der "Focus" schickte einen Fotografen, brachte einen Artikel ueber mich, das Fernsehen kann, interviewte mich - ARD, Sat 1 usw. -, und die BZ (Berliner Zeitung) druckte den besagten Krimi in zehn Folgen nach. Fuer den BZ-Nachdruck habe ich exakt DM 1.000,-- (Eintausend) erhalten, fuer eine Berlin-Auflage des besagten Romans vom Bastei-Verlag nochmal ein paar hundert Mark. Also nichts Weltbewegendes. Danach folgte etwas, das ich heute noch als den Alptraum eines Verkaeufers betrachte: Ich hatte Publicity, wurde gefragt, was haben Sie denn alles geschrieben? Soviel? Muessen Sie aber begabt sein und viel Fantasie haben. - Toll - wo kann man das kaufen? Da stand ich dann da mit dem kurzen Hemd und musste antworten: Das sind Hefte und Taschenbuecher gewesen, die allesamt - 99 % - unter Pseudonym erschienen, wie man das nachbeziehen soll, weiss ich nicht. Da muessen Sie beim Verlag fragen. Einmal erschienen oder im Phasenvertrieb, und dann waren'se weg. Das ist nicht so wie beim Buchhandel mit ISBN-Nummer und Autorenname, dass man gelistet ist und nachbestellen kann. In dem Fall und in der Auslieferungweise ist das, wie in einer frueheren Frage erwaehnt, Gebrauchs- und Wegwerfliteratur vom Handling her. Ex und hopp. Das hat mich nun sehr gestoert. Die schoene Publicity, und was konnte ich nachliefern oder nachschieben? Nichts. Jetzt kann ich mich wieder darauf berufen, obwohl es nicht mehr so brandaktuell ist. Spaetestens zu dem Zeitpunkt - 1995 - habe ich gemerkt, dass hier etwas fuer mich verkehrt laeuft, wenn ich 22 Jahre in einer Branche taetig bin, ueber 700 Romane - damals - geschrieben und veroeffentlicht habe und vom Buchhandel gesehen als Autor eine Unperson bin oder ueberhaupt nicht registriert werde. Das kann's ja nicht sein. "Einer der produktivsten und unbekanntesten Schriftsteller Deutschlands", nannte mich Tillman Jens in seiner Reportage ueber mich und den Tunnelbankraeuber-Roman in der ARD. Da war ich hellauf begeistert!!!

Ob nun Jan Zocha, der "König der Bankräuber" (aufgrund 40 gelungener oder versuchter Banküberfälle), eine Gentelman-Bankräuber war oder nicht, diskutieren die Medien landauf und landab. Stern Online (20.7.2004) und Spiegel online (20.7.2005) widmen dem Bankräuber ausführliche Artikel. auf 12 Jahre und Sicherungsverwahrung lautet das Urteil.

Die taz (13.7.2005) beginnt mit der sportlichen Seite des Safeknackens:

Der Safe als Herausforderung
Zwei 39-jährige Familienväter müssen sich vor dem Landgericht veranworten. Sie sollen als Mitglieder einer Panzerknackerbande mehrfach Banktresore aufgebrochen haben

Übung macht den Meister - diese fundamentale Erkenntnis holte auch zwei Mitglieder einer Panzerknackerbande ein, die sich seit gestern vor dem Landgericht verantworten müssen. Die beiden 39-jährigen Handwerker sollen laut Staatsanwaltschaft Anfang 1997 in drei beziehungsweise vier Banken versucht haben, Tresore aufzuschweißen.

Nur in zwei Fällen waren sie erfolgreich - trotz intensiver Vorbereitung. Erst einmal sind sie "ableuchten" gefahren. Diese Touren hat Jörg B., der bereits Anfang der 90er-Jahre einen Banküberfall verübt hatte, stets genau geplant: Er hatte Fotos und Lagepläne von Banken und Sparkassen aus dem Internet dabei. Während sein Komplize Michael M. im Auto wartete, prüfte er mit einer Taschenlampe die Lage vor Ort."


Schliesslich kommen wir zu den Widerspruechen: Der ganze Text ueber die ueblichen Problemen von Bankraeubern bzw. Safeknackern ....

Out of Sight Soderberghs "Out of Side" ist als DVD-Edition der Sueddeutschen Zeitung bzw. des Standard erschienen. Und in der Tat: "Die Geschichte beginnt mit dem coolsten Banküberfall, den man sich vorstellen kann." Steven Soderbergh laesst Bankraeuber George Clooney die ueberfallnenKassiererin fragen: "Ist das Dein erster Bankueberfall, Baby?"

Der Haifisch, der hat Zähne, und die Zähne beißen zu
Die Heilbronner Stimme (18.7.2005) berichtet ueber die Premiere von Brechts Dreigroschenoper auf Schwäbisch-Haller Treppe:

Erzieherische Wirkung soll das epische Theater des Bertolt Brecht haben. Der Zuschauer soll das Theater als ein anderer verlassen als der er gekommen ist. Nun wissen wir seit Brechts "Dreigroschenoper" aber, dass das "Fressen vor der Moral" kommt, also auch vor dem epischen Theater des Herrn Brecht, weshalb der Mensch seine Stücke durchaus nachdenklich verlässt, aber eben nur bis zum nächsten Rostbraten.Was ist zu tun, damit mehr hängen bleibt, mag Christoph Biermeier, Intendant der Freilichtspiele Schwäbisch Hall, sich gefragt haben, als er die Inszenierung eben jener "Dreigroschenoper" in Angriff nahm.
(...)
Wir sind hier nicht zum Spaß. Und der Kontrast funktioniert.

Bei Sätzen wie: "Was ist ein Bankraub gegen die Gründung einer Bank" brandet umgehend Applaus auf."

Wüppesahl muss für viereinhalb Jahre in Haft

melden die verschiedensten Zeitungen und Online-Dienste

"Der frühere Bundestagsabgeordnete und Kriminalbeamte Thomas Wüppesahl muss wegen Planung eines Raubmordes für viereinhalb Jahre hinter Gitter. Das Hamburger Landgericht Die Kammer sah es als erwiesen an, dass Wüppesahl einen Geldtransporter überfallen und dabei den Geldboten erschießen wollte."

Nun haben sie ihn also zur Strecke gebracht - und er sich wohl auch ein Stück selbst. Wir warten die Revisionsverhandlung ab.

Spiegel online
In der taz schreibt die gegenüber Wüppesahl kritisch eingestellte "Fraktion"
N24

So ziemlich die gegenteilige Vorstellung von dem was hier Thema ist, dokumentiert das Wiener Volkskundemuseum in der Laudongassse - letztlich endlich mal die Gelegenheit die gesammelten Spardosen auszustellen.
spardirwas

"SPAR DIR WAS!"
VOM BEGEHREN ZU/M VERMEHREN

5. Mai - 30. Oktober 2005

"Sparen ist Tugend, Kultur, Appell, Norm, Gewohnheit aber auch Erinnerung. Sparen ist Teil volkswirtschaftlicher Abläufe, betrifft unterschiedlichste Lebensbereiche, ist in unterschiedlichster Ausprägung Teil unserer Mentalität.

Die Ausstellung widmet sich der Sparpraxis und versucht anhand aktueller Statements von Betroffenen und Experten bestimmte historische Entwicklungsschritte, Paradigmenwechsel - vor allem seit 1945 - und gegenwärtige Diskurse nachzuzeichnen. Darüber hinaus stellen entsprechende Medien- und Dokumentarmaterialen die getroffenen Aussagen in ihren jeweiligen zeitlichen Kontext.

Über sechshundert ausgestellte Spardosen - Sparbehelfe - des Museums der Erste Bank haben nicht nur den Zweck, Geld zu speichern. Sie werden, in ihrer Funktion symbolisch erweitert, zu Speichern für Spargeschichten. Denn anhand dieser kleinen, vielförmigen Objekte, die in den Regalen der meisten Haushalte zu finden sind, lassen sich erlebte Alltage festmachen. Spardosen sind Träger kunsthistorischer Werte, handwerklichen Könnens und maschineller Fertigkeit. Sie sind Abbilder gesellschaftlicher Normen und politischer Botschaften. Sie sind Produkte zwischen Symbolwelten und Werbezielen. Innerhalb dieses Deutungspotentials verbinden sie sich mit den Erinnerungen einzelner."

Die Ausstellung widmet sich der Sparpraxis und versucht anhand aktueller Statements von Betroffenen und Experten bestimmte historische Entwicklungsschritte, Paradigmenwechsel - vor allem seit 1945 - und gegenwärtige Diskurse nachzuzeichnen. Darüber hinaus stellen entsprechende Medien- und Dokumentarmaterialen die getroffenen Aussagen in ihren jeweiligen zeitlichen Kontext.

Über sechshundert ausgestellte Spardosen - Sparbehelfe - des Museums der Erste Bank haben nicht nur den Zweck, Geld zu speichern. Sie werden, in ihrer Funktion symbolisch erweitert, zu Speichern für Spargeschichten. Denn anhand dieser kleinen, vielförmigen Objekte, die in den Regalen der meisten Haushalte zu finden sind, lassen sich erlebte Alltage festmachen. Spardosen sind Träger kunsthistorischer Werte, handwerklichen Könnens und maschineller Fertigkeit. Sie sind Abbilder gesellschaftlicher Normen und politischer Botschaften. Sie sind Produkte zwischen Symbolwelten und


Nähere Informationen [Das Popup ist wohl nur temporär zugänglich]

Ausserdem gibt es noch ein umfangreiches Begleitprogramm - das die naheliegenden alternativen Formen des Begehrens (Lotto spielen und Bank ausrauben) allerdings nicht berücksichtigt. Kein Wunder:

"Eine Ausstellung des Österreichischen Museums für Volkskunde in Zusammenarbeit mit der "DIE ERSTE österreichische Spar-Casse Privatstiftung" im Rahmen des Projekts "Alltagskultur seit 1945"."

Über dieses Flash-Popup gerät man an eine Reihe Spargeschichten, die nach einer Stichprobe vor allem diesen Tenor haben:
"Spare in der Zeit - dann hast Du in der Not"
Tja was da wohl die bundesdeutschen Hartz IV-Empfänger dazu sagen würden, wenn es ihnen an ihre mühsam angesparten privaten Lebens- und Rentenversicherung geht bzw. jedes "Vermögen" über 4500 EUR angerechnet wird. Sie werden merken, das rot-grün an ihnen spart.
Immerhin, das Geld in der Sparbüchse kann zwar geklaut werden, aber auch vor dem Zugriff des Sozialamtes bzw. der Bundesagentur verborgen bleiben.

"Ein neuer Trailer von „City of Villains“ begleitet einen Super-Schurken beim Banküberfall. In der Mission gilt es, einen speziellen Gegenstand zu bergen und sich den zahlreichen Wachen zu entledigen. Gegen Ende versucht sogar ein Held, das Ganze zu vereiteln. Die Entwickler selbst kommentieren dabei Szenen des Videos. "
01.07.2005 | 11:57 | Tobias M. | Quelle: K-Files

Offensichtlich ein Qualitätsmerkmal ist folgende Funktion:

Das Stand-Alone-Add-On des MMOPRGs „City of Heroes“ lässt euch erstmals in die Rolle eines Bösewichts schlüpfen. Actiongeladene PvP-Gefechte mit Vertretern der guten Seite sind vorprogrammiert.


immerhin sind für den Download fast 60 Megabyte vonnöten.

das jedenfalls meinte ein Kripomann gegenüber dem Stern (6.6. 2005), der in einem ausführlichen Artikel und vor dem Hintergrund des Falles Wüppesahl die Nähe zwischen Kriminalität und Kriminalitätsbekämpfung erörtert:

" Es stimme schon, sinnierte der Kripomann im Gespräch mit stern.de am Telefon, Polizisten seien "potentielle Verbrecher". Viele Ordnungshüter kämen aus der "Mittelschicht". "Macht, Geld und Prestige" seien für sie "enorm wichtig". Verführerische Gründe, um die Seiten zu wechseln. Außerdem: "Nach ein paar Dienstjahren kennt man ja auch die Tricks".
(...)
Abgesehen von diesem spektakulären Prozess - dessen Ausgang noch völlig offen ist - es ist keineswegs selten, dass Polizisten kriminell werden. Beinahe jeden Monat sorgt ein neuer Fall für Aufsehen:"


Dann folgt eine ganze Latten von Verfahren gegen Polizisten sowie einige "Experten"-Meinungen in Sachen polizeilicher Kriminalität.
Der Artikel betont schließlich den Unterschied zwischen kriminellen Polizisten und anderen Berufsgruppen:

"Um so schockierender ist es, wenn Polizisten als Totschläger, Kinderschänder, Räuber, Vergewaltiger, Dealer, Zuhälter oder Betrüger Schlagzeilen machen. Schwarze Schafe gibt es überall, winken Polizeipräsidenten und Innenminister in solchen Fällen gerne ab, betonen, dass die Polizei eben auch nur ein "Spiegelbild der Gesellschaft" sei.

Beschwichtigungsversuche, die darüber hinweg täuschen sollen, dass es ein besonderes Problem ist, wenn Polizisten, deren Job es ist, Gesetze zu hüten, kriminell werden. Zwar gibt es auch Lehrer, Bäcker oder Fleischer, die Verbrechen begehen. Doch anders als diese Berufsgruppen kennen Polizisten das Strafgesetzbuch nicht nur viel genauer und haben täglich vor Augen, was Recht und Unrecht ist. Polizisten sind eine der wichtigsten Säulen des Rechtsstaates. Gesetzeshüter, die zu Verbrechern werden, gefährden das Rechtssystem. Deshalb ist ein Polizist, der Dealer festnimmt, aber selbst Drogen verkauft, eine viel schlimmere Bedrohung für das Gemeinwohl als ein kiffender Journalist oder eine klauende Verkäuferin. "Polizisten sind nicht per se die besseren Menschen", sagt Polizeiforscher Rafael Behr ("Cop Culture Alltag des Gewaltmonopols") von der Universität Frankfurt."


Schließlich wird darüber räsonniert, warum im Gegensatz zu den USA, die kriminelle Energie deutscher Polizisten keinerlei wissenschaftlicher Erforschung findet.

Die Nordausgabe der taz (24.6.2005) berichtet über die Aussagen Wüppesahls vor Gericht. Demnach habe er sich nur auf diese Geschichte eingelassen, da er eine Spitzelverdacht gegen seinen Freund hegte:

Vom Köder zur Falle
Prozess gegen Thomas Wüppesahl: Gericht glaubt dem Kritischen Polizisten die Angst vor V-Mann

Im Prozess gegen den Kritischen Polizisten Thomas Wüppesahl war gestern vor dem Landgericht der Tag der Verteidigung: Es ging um die Frage, ob Wüppesahl die Planung des Raubmordes tatsächlich nur inszeniert hat, um seinen Freund Andreas Sch. als "V-Mann" zu enttarnen und skandalöse Ermittlungsmethoden bei der Polizei aufzudecken. Den Spitzel-Verdacht hegte er, nachdem während seines Urlaubes 2001 in sein Haus eingebrochen wurde und überwiegend Unterlagen verschwanden. Zudem wollte ein Nachbar damals Wüppesahls Auto gesehen haben, das dieser an Sch. verliehen hatte. (...)

Der ganze Text hier

Ein weiterer taz-Artikel ("Mobbing in drei Akten": 17.6. 2005), in dem der Tenor sich gegen Wüppesahl richtet.

Die Hamburger MoPo (16.6.2005)

Etwas informativer im Hinblick auf die Durchführung des Berliner Tunnelraubes anno 1995 als das taz-Interview (s.u.), ist der Jubiläumsartikel der Berliner Morgenpost (26.6.2005), der zudem unter der Rubrik "Heimatgeschichte" firmiert.
Darüber hinaus heisst in der MoPo der verantwortliche Kriminaldirektor und Chef der 60köpfigen Sonderkommission im übrigen Detlef Büttner. Zudem verweist die MoPo darauf, dass nach wie vor nicht alles geklärt ist:

"Mit den Tätern verschwand eine Millionenbeute aus der Bank, und ein Teil des Geldes konnte bis heute nicht wiederbeschafft werden. Das Verbrechen der Tunnelgangster ist einer der spektakulärsten Fälle der Berliner Kriminalgeschichte. Obwohl die Täter schnell überführt wurden, sind längst nicht alle Fragen zu dem Fall geklärt.
(...)
So wird voraussichtlich offenbleiben, ob die Gangster entscheidende Hinweise aus Kreisen des Personals erhalten hatten.
(...)
Christine Rother war die Polizeisprecherin, die am 28. Juni mit dieser Botschaft an die Öffentlichkeit gehen mußte. Den Journalisten sagte sie kryptisch: "Nach dem Eindringen in das Gebäude ist es bisher zu keinem Täterkontakt gekommen." Sie erinnert sich: "Speziell diese Formulierung hatte man mir eingebleut, und mehr durfte ich nicht sagen." Weil trotzdem immer weiter nach den Geiselnehmern gefragt wurde, platzte sie schließlich damit heraus: "Mensch, die sind weg."
(...)
Erst nach und nach stellte sich heraus, was wirklich geschehen war: Die vier Räuber, die durch die Eingangstür hereingekommen waren, hatten schnell Verstärkung erhalten. Zwei weitere Bandenmitglieder hatten bereits im Tunnel auf sie gewartet und von unten ein Loch in die Kellersohle gebohrt. Am Bohrloch durchbrachen die Täter aus der Bank von oben den Fußboden und stellten so die Verbindung zum Tunnel her. Man war nun zu sechst. Mit schwerem Werkzeug machten sich die Kriminellen im Tresorraum über die Kundenschließfächer her. Anschließend transportierten sie die Beute durch den Stollen ab. Hier kamen Skateboards als Tunnelloren zum Einsatz. Auf demselben Weg verschwanden auch die Gangster im Schutz der Nacht. Ihr Bauwerk endete nach 170 Metern in einer Garage auf einem Grundstück neben der Matterhornstraße. Obwohl die Garage noch im Bereich der Absperrungen lag, konnten die Männer heimlich durch den Polizeikordon schlüpfen.


Es folgen etliche Details zu Fahndung, Haftstraßen, Erschütterung des Gentleman-Images der Geiselnehmer usw. Und auch zur Beute:

Es bleibt die Frage nach dem Geld. Sie drängte sich besonders mit der Euro-Einführung im Jahr 2002 noch einmal auf. Denn wie tauscht man größere Summen, ohne dabei aufzufallen? Bis zum Frühjahr 1996 konnten die Fahnder 5,3 Millionen Mark in Brandenburg, Niedersachsen und Damaskus sicherstellen. Bei den ursprünglich 5,6 Millionen Mark, die von SEK-Beamten übergeben worden waren, wäre damit kaum noch etwas von der Beute übriggewesen. Doch aus 206 privaten Schließfächern im Keller der Bank hatten die Verbrecher nach groben Schätzungen weitere zehn Millionen Mark geholt. Konkrete Summen wurden nie genannt, und Experten zweifeln, ob tatsächlich alle Schließfach-Besitzer wahrheitsgemäß angegeben hatten, welche Beträge in der Bank deponiert waren. "Die in der Ecke nicht", hatte einer der Tunnelgangster beim Aufbrechen der Kleintresore seinen Komplizen zugeraunt. Woher hatte er dieses Wissen? Und woher kannten die Kriminellen den Schwachpunkt der Bank, nämlich die dünne Kellersohle? Die Staatsanwaltschaft leitete Ermittlungen gegen Unbekannt ein, doch ohne Ergebnis. Heute sind die Akten zum Tunnelgangster-Fall geschlossen. Auch der Euro und die drohenden Wertlosigkeit der Beute führten nicht dazu, daß größere Beträge aus dem Verbrechen auftauchten. Wo der Rest versteckt liegt, bleibt ein Geheimnis."

Am Ende auch hier noch ein Respekt vom damaligen SEK-Einsatzleiter:

Mit dem Abstand von zehn Jahren zieht Martin Textor sein persönliches Fazit: "Die Tunnelgangster waren die ausgebufftesten Profis, die mir in meiner Laufbahn untergekommen sind. Sie waren in der Lage, das Handeln der Polizei vorauszudenken und daraus ihre Vorteile zu ziehen, auch wenn es ihnen am Ende nichts genützt hat."

10 Jahre Tunnelraub

Im Montagsinterview der Berliner Lokalausgabe der taz (27.6.2005) feiert die taz nochmals den Berliner Tunnelraub sowie den Fahndungserfolg der Berliner Polizei von vor zehn Jahren. So haben wir es gern: Alle sind Sieger. Selbst der zuständige Kommissar zollt dem Tunnelteam Respekt:

"Es ist der Jahrhundertfall, der größte Coup der deutschen Kriminalgeschichte: Heute vor zehn Jahren - am 27. Juni 1995 - stürmten Maskierte die Commerzbank Schlachtensee. Sie nehmen 16 Kunden und Angestellte als Geiseln und fordern 17 Millionen Mark Lösegeld, einen Hubschrauber und einen Fluchtwagen. Die Bankräuber entkommen durch einen zuvor gegrabenen Tunnel. Selten hat sich die Polizei so blamiert. Aber Kriminalhauptkommissar Arnold Fischer (60) und seine Leute machen die Schlappe wieder wett. Fünf Wochen später nehmen sie die sechs Tunnelgangster fest. "Es war uns eine Genugtuung", sagt der pensionierte Kommissar."

Das taz-Interview wird von einer PLUTONIA PLARRE geführt, bei der zumindest der Name wie aus einem Erika-Fuchs-Panzerknacker-Epos entnommen scheint. Na ja, vielleicht ist auch das ganze Interview ein Fake, jedenfalls möglich erscheint uns heutzutag schließlich vieles. Entscheiden Sie selbst:

"taz: Herr Fischer, die Tunnelgangster, was sagt ihnen das noch?

Arnold Fischer: Das war ja mindestens ein Jahrhundertfall und der absolute Höhepunkt meiner beruflichen Laufbahn. So was hat es auf der ganzen Welt nicht noch mal gegeben. Logistik, Planung und Tatausführung waren schon genial. (...)

taz: Als die Täter flüchteten, war die Bank von Spezialeinheiten und Scharfschützen umstellt. Die Polizei hat sich selten so blamiert.

Das haben die Medien so dargestellt. Aber so einfach war das nicht. Dass da unten noch ein Tunnel war, war überhaupt nicht absehbar. (...)


JournalistInnen interessieren sich für Details. Besonders das Graben und Schaufeln, aber auch der Tunnel an sich, hat etwas phantastisches, das die Imagination beflügelt:

taz: Wer ist als Erster in den Tunnel rein?

In den 100 Meter langen Regenwasserkanal haben wir erst einen Roboter von den Wasserwerken reingeschickt. Mit Kamera. Ganz vorsichtig. Wir wussten ja nicht, ob da drinnen vielleicht Fallen eingebaut sind. Das waren hochprofessionelle Täter. Man musste mit jeder Schweinerei rechnen. War aber nicht. Die waren wohl froh, mit dem Geld zu entkommen. Im restlichen Teil des Tunnels, den die eigenhändig gegraben hatten, mussten meine Leute krauchen.

taz: Der Schacht hatte einen Durchmesser von einem Meter - nichts für Klaustrophobiker. Wie war der Tunnel von innen gesichert?

Der Stollen war gut gemacht. Wände und Decken waren mit Holzbohlen abgestützt. Aber man musste damit rechnen, dass was einstürzt. Die Täter hatten ja selber zweimal eine Panne, wie wir später erfahren haben.

taz: Was war passiert?

Einmal ist Sand nachgerutscht. Dabei ist einer fast erstickt. Ein anderes Mal ist Regenwasser eingedrungen. Einer ist fast ertrunken. (...)


Immerhin findet sich eine professionelle Berufsauffassung, die genau weiss, wer für was zuständig ist:

taz: Was war mit der Beute?

Dafür hat sich die Presse immer besonders interessiert. Uns ging es in erster Linie darum, die Straftat aufzuklären. Die Wiederbeschaffung der Beute ist eigentlich Sache der Versicherung. (...)


Sportlich, uneigennützig und fair zeigt sich der ehemalige Berliner Kriminalkommissar; kann er auch. Hat schließlich die "Ehre" der Berliner Polizei "wieder hergestellt":

taz: Sind Sie nach der Aufklärung des Falls befördert worden?

Meinen höchsten Dienstgrad hatte ich schon 1985 erreicht. Weiter als bis zum Ersten Kriminalhauptkommissar ging es für mich nicht mehr. Aber für meine Leute und mich war es eine persönliche Genugtuung. Wir haben es unseren hochintelligenten Gegnern gezeigt. Die Täter waren super, aber wir waren noch besser. Und wir haben einen Beitrag zur Wiederherstellung des Ansehens der Berliner Polizei geleistet, über die so viel Häme ausgegossen worden ist."

 

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