Neulich fragte die Jungle World bei verschiedenen AutorInnen, LeserInnen und linken Promis nach deren Lieblingswitzen und veröffentlichte dann tatsächlich - neben einigen Texten zum Thema "Die Linke und der Humor. Lachen können sie woanders" - 31 Witze von Diedrich Diedrichsen und anderen. "Analyse und Kritik" (17.3. 2006, S. 35 "Aufgeblättert") lobte den Mut, das Thema angepackt zu haben, bemerkte aber auch, dass es gerade die Jungle World sei, die nicht gerade durch die Fähigkeit aufgefallen sei, sich selbst nicht ganz so ernst zu nehmen. Wohl wahr. Zumal man diese Redaktion offenbar auch nicht ernst nehmen kann.
Denn bestimmte redaktionelle Leistungen in dieser Zeitung sind selbst eine Lachnummer beziehungsweise zum Davonlaufen ("Lachen können sie woanders"). Wenn etwa in der Ausgabe Nr. 14 (5.4. 2004) im Feuilleton unter dem Kürzel (AHA) - vermutlich Andreas Hartmann - eine neue Verschwörungstheorie in Sachen Spike Lee ("Inside Man") zum Besten gegeben wird.
Niemand hatte es bisher gesehen. Aber ein Jungleworld-Feuilleton-Redakteur muss wieder eine anti-deutsche Befindlichkeit zum Besten geben (LeserInnen, die mit den Verwerfungen innerhalb der linksradikalen Szene nicht so vertraut sind, können sich bei Gerhard Hanloser (Hg.): „Sie warn die Antideutschesten der deutschen Linken“. Zu Geschichte, Kritik und Zukunft antideutscher Politik. Unrast, Münster 2004 informieren - wobei der Titel eigentlich heißen müsste: "Sie sind die deutschesten der deutschen Linken"). Unter der Überschrift "Die besseren Nazis" wird behauptet, dass der neue Film von Spike Lee, "Inside Man" durch "die dauernde Verwendung plumper antisemitischer Klischees" auffalle.
Was sonst noch keinem aufgefallen, das verkündet die Jungle World (wobei das für solche Leute natürlich kein Gegenargument, sondern die Bestätigung ihrer Wahnvorstellung ist) der gläubigen Gemeinde:
"Der Direktor der überfallenen Bank, so stellt sich schon bald heraus, ist Jude. Banken gehören meist Juden, das kennt man ja."
Könnte es nicht sein, dass AHA hier selbst eigenen antisemitischen Projektionen aufgesessen ist? Aus dem Film geht seine/ihre Behauptung nicht hervor, jedenfalls habe ich das nicht gesehen, gehört und bemerkt, und es wurde auch in keiner Rezension, die mir bisher zugänglich war, festgehalten:
"Aber dieser Bankdirektor hat auch noch ein dunkles Geheimnis, und das hält er in einem Safe in seiner eigenen Bank unter Verschluss. Wie sich bald herausstellt, würden die in dem Safe gelagerte Papiere beweisen, dass der Herr Bankdirektor damals mit den Nazis gemeinsame Sache gemacht hatte, dass sein ganzer unermesslicher Reichtum auf dem Verrat anderer Juden beruht. Ah ja, klar: Die besten Nazis waren also immer noch die Juden selbst, oder wie?"
Das ist immer derselbe Trick in der "Argumentation" oder sagen wir besser "Verleumdung". Die eigenen Schlussfolgerungen werden zur Tatsache erhoben. Die eigene Interpretation, das eigene Begehren wird dabei auf eine Filmhandlung projeziert. Selbst angenommen, es würde sich um einen jüdischen Bankdirektor handeln, dann wird die eigene deutsche Nazi-Geschichte auf den 'Neger' ("Das neue Werk des afroamerikanischen Regisseurs") projeziert. Die Versuche, die nazi-deutsche Geschichte zum omnipräsenten und die Weltgeschichte einzig seligmachenden Ereignis zu verklären, das ist die antideutsche (und vielleicht fieseste) Form der Entsorgung der deutschen Nazi-Geschichte. Das anti-deutsche Ticket (Adorno) vermag so en passant die eigenen Befindlichkeiten und Ressentiments in eine Form von Gutmenschentum umzumünzen, gegen die Walter Jens und der Küng noch sympathische Gestalten sind.
Man könnte außerdem dann daran zweifeln, dass der AHA den Film tatsächlich gesehen hat, wenn man sich anschaut, wie er den filmischen Widerpart des Bankdirektors der Manhattan Trust Bank beschreibt:
"Gegen so einen üblen, habgierigen und unmoralischen Juden wie den Bankdirektor müssen dann sogar der schwarze Supercop (Denzel Washington) und der smarte weiße Bankräuber (Clive Owen) zusammenhalten. Irgendjemand muss schließlich endlich mal für Ordnung sorgen in dieser verjudeten Stadt."
Hier unterschlägt uns der Autor schlicht, dass es gerade jüdische Widersacher sind, die mit dem Bankdirektor - dessen jüdische Herkunft bisher nur er bebemerkt hat - noch ein Hühnchen zu rupfen haben. Der Protagonist wird einfach zum "Weißen" gemacht. Schöne Umschreibung (weil nicht falsch, aber das entscheidende Detail einfach unterschlagen).
Insider aus der Jungle World-Leserschaft wissen natürlich, wie solche Texte dort entstehen. Aber selbst wenn der Autor diese Geschichte nur so aufgeschnappt hat und zugleich in einen beiläufigen Artikel verwurstete, ist es wohl kein Zufall, wie hier die eigene, weil deutsche Nazi-Geschichte instrumentalisiert und entsorgt wird.
Diese Form mit der Nazi-Geschichte die eigenen Befindlichkeiten zu pflegen ist aber keine Lachnummer mehr, sondern irgendwo zwischen Tragik und Farce linker Publizistik in diesem Lande anzusiedeln.
Denn bestimmte redaktionelle Leistungen in dieser Zeitung sind selbst eine Lachnummer beziehungsweise zum Davonlaufen ("Lachen können sie woanders"). Wenn etwa in der Ausgabe Nr. 14 (5.4. 2004) im Feuilleton unter dem Kürzel (AHA) - vermutlich Andreas Hartmann - eine neue Verschwörungstheorie in Sachen Spike Lee ("Inside Man") zum Besten gegeben wird.
Niemand hatte es bisher gesehen. Aber ein Jungleworld-Feuilleton-Redakteur muss wieder eine anti-deutsche Befindlichkeit zum Besten geben (LeserInnen, die mit den Verwerfungen innerhalb der linksradikalen Szene nicht so vertraut sind, können sich bei Gerhard Hanloser (Hg.): „Sie warn die Antideutschesten der deutschen Linken“. Zu Geschichte, Kritik und Zukunft antideutscher Politik. Unrast, Münster 2004 informieren - wobei der Titel eigentlich heißen müsste: "Sie sind die deutschesten der deutschen Linken"). Unter der Überschrift "Die besseren Nazis" wird behauptet, dass der neue Film von Spike Lee, "Inside Man" durch "die dauernde Verwendung plumper antisemitischer Klischees" auffalle.
Was sonst noch keinem aufgefallen, das verkündet die Jungle World (wobei das für solche Leute natürlich kein Gegenargument, sondern die Bestätigung ihrer Wahnvorstellung ist) der gläubigen Gemeinde:
"Der Direktor der überfallenen Bank, so stellt sich schon bald heraus, ist Jude. Banken gehören meist Juden, das kennt man ja."
Könnte es nicht sein, dass AHA hier selbst eigenen antisemitischen Projektionen aufgesessen ist? Aus dem Film geht seine/ihre Behauptung nicht hervor, jedenfalls habe ich das nicht gesehen, gehört und bemerkt, und es wurde auch in keiner Rezension, die mir bisher zugänglich war, festgehalten:
"Aber dieser Bankdirektor hat auch noch ein dunkles Geheimnis, und das hält er in einem Safe in seiner eigenen Bank unter Verschluss. Wie sich bald herausstellt, würden die in dem Safe gelagerte Papiere beweisen, dass der Herr Bankdirektor damals mit den Nazis gemeinsame Sache gemacht hatte, dass sein ganzer unermesslicher Reichtum auf dem Verrat anderer Juden beruht. Ah ja, klar: Die besten Nazis waren also immer noch die Juden selbst, oder wie?"
Das ist immer derselbe Trick in der "Argumentation" oder sagen wir besser "Verleumdung". Die eigenen Schlussfolgerungen werden zur Tatsache erhoben. Die eigene Interpretation, das eigene Begehren wird dabei auf eine Filmhandlung projeziert. Selbst angenommen, es würde sich um einen jüdischen Bankdirektor handeln, dann wird die eigene deutsche Nazi-Geschichte auf den 'Neger' ("Das neue Werk des afroamerikanischen Regisseurs") projeziert. Die Versuche, die nazi-deutsche Geschichte zum omnipräsenten und die Weltgeschichte einzig seligmachenden Ereignis zu verklären, das ist die antideutsche (und vielleicht fieseste) Form der Entsorgung der deutschen Nazi-Geschichte. Das anti-deutsche Ticket (Adorno) vermag so en passant die eigenen Befindlichkeiten und Ressentiments in eine Form von Gutmenschentum umzumünzen, gegen die Walter Jens und der Küng noch sympathische Gestalten sind.
Man könnte außerdem dann daran zweifeln, dass der AHA den Film tatsächlich gesehen hat, wenn man sich anschaut, wie er den filmischen Widerpart des Bankdirektors der Manhattan Trust Bank beschreibt:
"Gegen so einen üblen, habgierigen und unmoralischen Juden wie den Bankdirektor müssen dann sogar der schwarze Supercop (Denzel Washington) und der smarte weiße Bankräuber (Clive Owen) zusammenhalten. Irgendjemand muss schließlich endlich mal für Ordnung sorgen in dieser verjudeten Stadt."
Hier unterschlägt uns der Autor schlicht, dass es gerade jüdische Widersacher sind, die mit dem Bankdirektor - dessen jüdische Herkunft bisher nur er bebemerkt hat - noch ein Hühnchen zu rupfen haben. Der Protagonist wird einfach zum "Weißen" gemacht. Schöne Umschreibung (weil nicht falsch, aber das entscheidende Detail einfach unterschlagen).
Insider aus der Jungle World-Leserschaft wissen natürlich, wie solche Texte dort entstehen. Aber selbst wenn der Autor diese Geschichte nur so aufgeschnappt hat und zugleich in einen beiläufigen Artikel verwurstete, ist es wohl kein Zufall, wie hier die eigene, weil deutsche Nazi-Geschichte instrumentalisiert und entsorgt wird.
Diese Form mit der Nazi-Geschichte die eigenen Befindlichkeiten zu pflegen ist aber keine Lachnummer mehr, sondern irgendwo zwischen Tragik und Farce linker Publizistik in diesem Lande anzusiedeln.
contributor - am Sonntag, 16. April 2006, 18:24 - Rubrik: Bankraub in Film und Fernsehen