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Das Weblog zur Volkskunde des Bankraubs

 
"Das Böse ist immer und überall"
von Katja Seefeldt in Telepolis (08.11.2004)

Warum wir eine Zunahme der Kriminalität sehen, wo keine ist

Die Kriminalität sinkt, doch die Furcht der Deutschen vor Verbrechen wächst, die Gerichte strafen härter und die Politik lässt neue Haftplätze bauen. Eine aktuelle Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen geht den Zusammenhängen nach.

Die Statistiken melden rückläufige Zahlen bei Straftaten, vor allem bei schweren Delikten, doch das Strafbedürfnis der Deutschen steigt ebenso wie die Zahl der Häftlinge. Großen Anteil an dieser Entwicklung hat die Berichterstattung über Kriminalität in den Medien und eine Politik, die sich eng an der öffentlichen Meinung ausrichtet. Das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen (KFN) hat in einer Studie nachgefragt, wie die Bevölkerung in Deutschland die Kriminalitätsentwicklung beurteilt, wie sie in ihrem Urteil von den Medien beeinflusst wird und welche Folgen dies für die Kriminalpolitik hat.


Als soziale Variable führt die Studie den "Bildungsfaktor" an:


"Doch es gibt noch weitere Faktoren, der für Kriminalitätseinschätzung und Straflust eine Rolle spielen. "Bildung ist der entscheidende Faktor", erläutert Pfeiffer. "Ältere Menschen verschätzen sich mehr als die Jüngeren, Frauen mehr als Männer, die Ostdeutschen mehr als die Westdeutschen. Und die Ungebildeten mehr als die Gebildeten. Am höchsten verschätzt sich der ungebildete, ältere Mann aus Ostdeutschland, der primär RTL und Sat 1 guckt und die Bild-Zeitung liest. Der ist auch für rigides Strafen, möglichst die Todesstrafe. Die geringsten Strafbedürfnisse weisen jüngere Menschen in Westdeutschland auf, mit gehobenem Bildungsniveau, die sich z. B. anhand von FAZ, SZ und Tagesthemen informieren. Sie liegen relativ nahe an der Wirklichkeit und sind für moderates Strafen."


Tja, da würde unsereins dann doch noch die Fragestellung interessieren. Bereits im Kontext von Rassismusforschung hatte Anfang der 90er Jahre Birgit Rommelspacher auf die besondere Disposition von Eliten zum Wohlstandschauvinismus hingewiesen. Demgegenüber seien in der individualisierungstheoretischen Sichtweise a la Heitmeier nur die Moderinisierungsopfer das Problem. Man muss ja nur entsprechende Begriffe und Items vorgeben und schon geht die eine Gruppe in die Falle und die andere ist sprachlich auf der Hut und kann die Gefahr umschiffen. Darauf sollte man nun wirklich nicht viel geben. Schließlich lässt sich auch mit Bourdieu der klassenspezifische Blick der Forscher selbst zum Thema machen und Pfeiffer ist einer, der besonders gerne die Medien für Gewalt und Kriminalität verantwortlich macht.
Das wäre dann auch noch mal zu hinterfragen ...
 

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