Die Zürcher WOZ (14.2.2008) liefert noch eine andere Perspektive auf den jüngsten bewaffneten "grossen Zürcher Kunstraub". Der Artikel von Daniel Ryser zitiert eingangs einen Newsletter des St, Galllener Konzertlokals Palace:
«Was ist schon ein Kunstraub gegen die Gründung einer Kunstsammlung? Wie beispielsweise die des Schweizer Waffenexporteurs Bührle, dessen Vermögen in den Jahren 1936 bis 1944 von 0,14 auf 127 Millionen Franken anwuchs.»
Und die WOZ:
"Ohne seine Waffen hätte Emil G. Bührle nie Bilder kaufen können. Ohne ihre Waffen hätten die Räuber am Sonntag seine Bilder nicht stehlen können."
Und dann stellt sich schon in Brechtscher Manier die Frage, ob hier nicht Gangster Ganster beklaut haben:
"Waffenexporteur Bührle kaufte sich in den dreissiger, vierziger und fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts wie besessen Kunst. 1934 kaufte er eine erste Zeichnung von Degas. Mit dem Geld aus dem Waffenverkauf legte sich der Kunstsammler den Boden für seine gepflegte Sammlung (und zahlte der Stadt Zürich 1954 den Kunsthaus-Neubau - vier Millionen Franken). Bührle hatte seine Flugabwehrkanonen in den dreissiger Jahren in über dreissig Länder verkauft, wo sich KommunistInnen und FaschistInnen damit gegenseitig totschossen. Die siebentausend Flabkanonen, die er an Hitler verkaufte, machten den ehemaligen Kavallerieoffizier der deutschen Reichsmacht und Kunststudenten Bührle definitiv zum Mehrfachmillionär und füllten seinen Keller mit Kunst. Seine Sammlung gehörte bereits in den fünfziger Jahren zu einer der bedeutendsten Privatsammlungen der Welt: Vierzehn Van Goghs, neunzehn Cézannes, zwölf Renoirs, zwölf Monets, fünfzehn Manets. «Wer bei Bührle stiehlt, stiehlt immer in Millionenhöhe», sagt ein Kunsthistoriker.
Dreizehn Bilder, die er nach dem Krieg kaufte, waren Raubkunst der Nazis. Per Gerichtsentscheid wurde Bührle 1948 gezwungen, die Bilder an die jüdischen Besitzer zurückzugeben. Neun kaufte er später zurück. Das jetzt gestohlene Cézanne-Bild «Der Knabe mit der roten Weste», kaufte er 1948. Es ist 80 cm hoch und 64,5 cm breit. Der französische Künstler malte es in den Jahren 1894/95 in der Rue d'Anjou in Paris. Es gilt als eines der schönsten Figurenbilder überhaupt. Als der Waffenexporteur das Bild kaufte, war die Kunstwelt noch längst nicht derart ökonomisiert (auch wenn die Summe für jene Zeit bereits stattlich war). Bührle bezahlte für das 100-Millionen-Franken-Werk eine Dreiviertelmillion."
Solange aber nicht klar ist, wer das war, könnte mal ein anderer Brechttext zur Abwechselung zitiert werden:
"In Erwägung, ihr hört auf Kanonen
and're Sprachen könnt ihr nicht versteh'n
müssen wir dann eben, ja das wird sich lohnen
die Kanonen auf euch dreh'n."
(Resolution der Kommunarden)
Hier eine Neuvertonung von der bereits in der zu DDR-Zeiten systemkritischen Band "Freygang":
«Was ist schon ein Kunstraub gegen die Gründung einer Kunstsammlung? Wie beispielsweise die des Schweizer Waffenexporteurs Bührle, dessen Vermögen in den Jahren 1936 bis 1944 von 0,14 auf 127 Millionen Franken anwuchs.»
Und die WOZ:
"Ohne seine Waffen hätte Emil G. Bührle nie Bilder kaufen können. Ohne ihre Waffen hätten die Räuber am Sonntag seine Bilder nicht stehlen können."
Und dann stellt sich schon in Brechtscher Manier die Frage, ob hier nicht Gangster Ganster beklaut haben:
"Waffenexporteur Bührle kaufte sich in den dreissiger, vierziger und fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts wie besessen Kunst. 1934 kaufte er eine erste Zeichnung von Degas. Mit dem Geld aus dem Waffenverkauf legte sich der Kunstsammler den Boden für seine gepflegte Sammlung (und zahlte der Stadt Zürich 1954 den Kunsthaus-Neubau - vier Millionen Franken). Bührle hatte seine Flugabwehrkanonen in den dreissiger Jahren in über dreissig Länder verkauft, wo sich KommunistInnen und FaschistInnen damit gegenseitig totschossen. Die siebentausend Flabkanonen, die er an Hitler verkaufte, machten den ehemaligen Kavallerieoffizier der deutschen Reichsmacht und Kunststudenten Bührle definitiv zum Mehrfachmillionär und füllten seinen Keller mit Kunst. Seine Sammlung gehörte bereits in den fünfziger Jahren zu einer der bedeutendsten Privatsammlungen der Welt: Vierzehn Van Goghs, neunzehn Cézannes, zwölf Renoirs, zwölf Monets, fünfzehn Manets. «Wer bei Bührle stiehlt, stiehlt immer in Millionenhöhe», sagt ein Kunsthistoriker.
Dreizehn Bilder, die er nach dem Krieg kaufte, waren Raubkunst der Nazis. Per Gerichtsentscheid wurde Bührle 1948 gezwungen, die Bilder an die jüdischen Besitzer zurückzugeben. Neun kaufte er später zurück. Das jetzt gestohlene Cézanne-Bild «Der Knabe mit der roten Weste», kaufte er 1948. Es ist 80 cm hoch und 64,5 cm breit. Der französische Künstler malte es in den Jahren 1894/95 in der Rue d'Anjou in Paris. Es gilt als eines der schönsten Figurenbilder überhaupt. Als der Waffenexporteur das Bild kaufte, war die Kunstwelt noch längst nicht derart ökonomisiert (auch wenn die Summe für jene Zeit bereits stattlich war). Bührle bezahlte für das 100-Millionen-Franken-Werk eine Dreiviertelmillion."
Solange aber nicht klar ist, wer das war, könnte mal ein anderer Brechttext zur Abwechselung zitiert werden:
"In Erwägung, ihr hört auf Kanonen
and're Sprachen könnt ihr nicht versteh'n
müssen wir dann eben, ja das wird sich lohnen
die Kanonen auf euch dreh'n."
(Resolution der Kommunarden)
Hier eine Neuvertonung von der bereits in der zu DDR-Zeiten systemkritischen Band "Freygang":
vabanque - am Donnerstag, 14. Februar 2008, 10:28 - Rubrik: Brecht-Zitat