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Das Weblog zur Volkskunde des Bankraubs

 
Ob Zufall oder ob es Ausdruck eines Stimmungswechsels oder gar ob es eine geplante Strategie ist, muss an dieser Stelle gar nicht entschieden werden. Aber es fällt doch auf, dass gegenwärtig intensiv die Folgewirkungen von Banküberfällen bei Bankangestellteb, aber auch bei Geiseln thematisiert wird. Ich möchte das an drei Beispielen diskutieren:

1. Die mediale Aufbereitung des Tiger-Kidnapping anhand des jüngsten "Millionenraubes" in UK.
2. Ein SPIEGEL-Artikel in Heft 7/2006 über die psychischen Schäden bei Opfern von Banküberfällen.
3. Die öffentliche Präsentation als auch der Katalog der Frankfurter Ausstellung "Geld oder Leben".


ad 1.)
Die mediale Aufbereitung des Millionengeldraubs von Kent war einerseits geprägt von der Bewunderung der angeblich "militärischen Präzision" der Räuber, zugleich wurde auch immer wieder die Brutalität der Gangster hervorgehoben, die gegenüber ihren Opfern zum Ausdruck gekommen sei. Insbesondere die Penetranz, mit der auch die Polizei immer wieder versucht(e), diesen überaus unschönen Aspekt des Geldraubs in den Mittelpunkt zu stellen, deutet darauf hin, dass es eine bewußte Strategie der Verfolgungsbehörden war und von den Medien aufgrund der berichtbaren Brutalität willig aufgenommen worden war. Klares Ziel: Das Aufkommen von Symphatie zu erschweren.

ad 2.)
Bereits eine oder zwei Wochen vor dem Kenter "Millionenraub", liefe rte der Spiegel im Februar in einem mehrseitigen Artikel ("Das zweite Leben") folgenden Problemaufriss:

"Jeden Werktag gibt es im Schnitt drei bis vier Überfälle auf Bank- oder Postfilialen, die meisten jetzt, in der dunklen Jahreszeit. Der Coup dauert meist nicht mal fünf Minuten. Viele Angestellte aber, die in den Lauf einer Pistole gestarrt haben, werden die Angst nie wieder los."

Eingangs schildert der Verfasser zwei besonders drastische Fälle, um dann auf das Phänomen insgesamt zu sprechen zu kommen und die psychologischen Unterstützungmaßnahmen zu schildern, die Banken ihren betroffenen Mitarbeitern anbieten.

Im wesentlichen dreht sich der Artikel aber um ein Beispiel. Um die Situation besonders drastisch zu illustrieren, scheut sich der Autor auch nicht vor einer Art Re-Enactment des erwähnten Falles, bei dem ein psychisch kranker Bankräuber offenbar durchgeknallt war. Der Artikel soll zum Mitleiden anregen. Immerhin kommt zum Schluß dann auch noch jener Aspekte zur Sprache, wonach "in acht von zehn Fällen (...) die Überfallenen gleich nochmal zum Opfer - von einzelnen Kollegen und Vorgesetzten", von Kunden, aber auch von Freunden, Familie und Partnern würden (- Das Böse ist immer und überall -").

ad 3.)
Auch die AusstellungsmacherInnen im Frankfurter Museum für Kommunikation bemühen sich diesen Aspekte in den Vordergrund zu stellen. So berichten die meisten Medien über die Hinweise, dass das Museum eine Romantisierung vermeiden möchte. Im Katalog lassen sie Dr. phil. Christian Lüdke zu Wort kommen, der auch eine Human Protect Consulting GmbH samt Webpage ("http://www.bankueberfall.de/) betreibt, die vor allem der Opferhilfe dienen soll. Auch dieser Text soll der Emphatie für die Opfer der Bankkräuber auf die Strünge helfen. Ungeachtet dessen kann und will die Frankfurter Mitarbeiterin Gaby Sonnabend nicht verhehlen:

Die Frage ist, warum es dennoch nicht funktioniert. Auch die FrankfurterInnen müssen zugeben: "Die Ausstellung kann sich einer gewissen Romantisierung der Räuber und Räuberbanden nicht entziehen" und auch die Mitarbeiterin muss bekennen: "Die Wissenschaftlerin Sonnabend ist nach eigener Einschätzung selbst nicht frei von der Bewunderung für die schweren Jungs."

Und das ist auch nicht verwunderlich, da das Begehren, das die Banküberfälle ansprechen eben nur wenig mit den Opfern zu tun hat. Es kann auch nicht damit neutralisiert, indem man die Opfer betont. Dem stehen eine lange Tradition der Populärkultur entgegen, die sich schon immer einen Teufel um die Wirklichkeit scherte und erfolgreich andere Tiefenschichten der Menschen anzusprechen vermochte. Insofern dient das im Falle des Frankfurter Musuems als Absicherung gegenüber Vorwürfen wie der Indifferenz. Aber auch die Polizeistrategien wird nicht aufgehen. Die Popularität von Bankraub basiert auf sozialer Ungleichheit und dem Wunsch der Subjekt dies zu ändern. Solange es die gibt, werden die Unterlegenen und Subalternen sich immer wieder freuen, wenn ein Ding wie in Kent gedreht wird. Die Leiden und Schmerzen der Bankangestellten wie anderen Opfer sind dabei jener mentale Kolleratalschaden unpräziser Salven der Akteure der Populärkultur, die die alltäglichen Opfer von ungezügelter Kapitalakkumulation, von Lohnraub und Ausbeutung noch nie zu zählen vermochten.
 

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