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Das Weblog zur Volkskunde des Bankraubs

 

Wien 2009

Die Wiener Tageszeitung "Die Presse" (26.10.2010) veranstaltet jüngst eine Podiumsdiskussion zur Frage der Möglichkeit des Bankraubs in Österreich. Die kommen aber früh. Die Erste Bank war da schon früher dran:

"Ist Österreich ein attraktiver Ort für Bankräuber? Dieser Frage gingen am Mittwoch die Teilnehmer der „Presse“-Podiumsdiskussion nach. Dabei kritisierte Erwin Rösinger, Sicherheitsdirektor von UniCredit, dass die Strafen für Räuber in Österreich zu locker seien: „Der Täter überlegt sich, wo er welche Strafe für seine Tat bekommt.“ Auch seien hier die Sicherheitsmaßnahmen dürftig. In Italien seien die Banken gut gesichert (Schleuse am Eingang), während man hier eine „offene Landschaft“ habe, so Geiger. Zumindest habe man jetzt weniger Bargeld in der Kassa.

Vor der Podiumsdiskussion wurde der Film „Die Räuber“ von Benjamin Heisenberg gezeigt. Er handelt von den spektakulären Coups Johann Kastenbergers: In den 1980ern überfiel er mehrere Banken in Wien und Niederösterreich, tötete einen Menschen, wurde geschnappt, entfloh und erschoss sich nach einem Katz-und-Maus-Spiel mit der Polizei selbst. Geiger war bei den Ermittlungen dabei: „Es war ein schwieriger Fall. Wir hatten zunächst keine Spur.“ Erst nach dem Mord an einem ehemaligen Schulkameraden führte die Spur zu Kastenberger. „Es gibt keinen typischen Täter“, erklärte Geiger die Schwierigkeit, einen Bankräuber zu überführen. Sogar Polizisten hätten schon mal Banken ausgeraubt.

Der Bankangestellte Dominik Wagner, dachte zuerst an einen Faschingsscherz, als der maskierter Kastenberger seine Filiale stürmte. „Mir fiel ein Stein vom Herzen, als er sich erschossen hat.“


Zu den Polizisten

Der Wiener Tageszeitung Die Presse (18.12.2009) entnehmen wir die neuesten Zahlen in Sachen Bankraub für Österreich:

"Weniger Überfälle 2009

Herwig Lenz, Experte für Prävention im Bundeskriminalamt, nannte am Donnerstag Zahlen: Demnach wurden 2007 in Österreich 136 Banken und Postämter überfallen, 76 davon in Wien – ein Negativrekord. Bis Anfang Dezember dieses Jahres wurden hingegen in ganz Österreich 94 Geldinstitute überfallen, in Wien 42. „Die Maßnahmen beginnen zu greifen“, meinte Lenz."

Die Tatsache, dass in der von der Ersten Bank in Auftrag gegebenen Studie die Bankräuber selbst einbezogen worden sind, hat mediale Aufmerksamkeit erreget. Unsereins fragt sich dabei allerdings welche methodischen Massnahmen eine solch qualitative Befragung benötigt, warten wir mal ab, bis wir die Untersuchung selbst in den Händen haben.

Die NZZ (17.12.2009): titelt «Wie komm' ich rasch zu Geld?» betont den Amateur-Aspekt sowie die Medien-Nachahmungsthese

Die Wiener Presse 17.12.2009stellt die österreichischen Bankräuber auf die gleiche Stufe wie die Bankster, die sie auszurauben versuchen: "Bankräuber: Unprofessionell, geldgierig, impulsiv"

Das Wirtschaftsblatt (17.12.2009) gibt sich höhnisch: "Bankräuber mit mehr als 50 Prozent „Umsatzeinbruch“:

"Rund 40 Prozent der Räuber gehen leer aus, jeder zweite Raubüberfall wird aufgeklärt. Österreichs Banken investieren in zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen.

Österreichs Bankräuber müssen Einbrüche bei den Beutesummen hinnehmen. Die durchschnittliche geraubte Geldsumme pro Banküberfall ist im Jahresvergleich von 37.000 € auf 25.000 € gesunken, da die Banken aus Sicherheitsgründen ihre Kassabestände reduziert haben. Bei 131 Banküberfällen im Jahr 2008 - davon rund die Hälfte allein in Wien - wurden im Vorjahr insgesamt 4,85 Millionen € erbeutet. Heuer hat sich die gesamte Beutesumme bei 94 Überfällen in ganz Österreich auf 2,35 Millionen mehr als halbiert."

titelt der Standard (17. Dezember 2009) und berichtet über die hier bereits annoncierte Studie des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KfV)</.

Liest man sich das durch, dann fragt man sich schon, was ist nun der Zugewinn zu den bereits in Vabanque im Jahr 2000 ausgebreiteten Erkenntnissen.

Amateure, keine spezifische Schicht oder Gruppe, keine Überfälle auf Private, Lotto oder Bankraub

Das alles kennen wir also schon. Aber vermutlich gehören solche Untersuchungen zu jener Form symbolischer Politik mit der suggeriert werden soll, dass etwas getan wird.


"Eine Studie unter verurteilten Bankräubern zeigt, dass vor allem Gelegenheit Diebe macht

Schnell an viel Geld kommen - da denkt man vor allem an zwei Dinge: Lottogewinn oder Banküberfall. Was sich so leicht dahinsagt, wurde heuer 94 Mal in die Tat umgesetzt. "Die meisten Bankräuber sind Amateure. Zum Beispiel Straßenbahnfahrer oder Steuerberater, die sich auf diesem Weg Probleme vom Hals schaffen wollen", sagt Christopher Schlembach vom Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV). Schlembach hat im vergangenen Jahr eine Studie zum Thema Bankraub durchgeführt, die auf Gesprächen mit ehemaligen Bankräubern basiert.

Das Ergebnis: "Die wenigsten Bankräuber planen den Überfall, vielmehr lassen sie sich von der Situation und der Gelegenheit verleiten", sagt Schlembach. Denn für einen Bankraub brauche es weder intensive Planung, kein spezielles Fachwissen noch ein kriminelles Netzwerk um das Diebesgut später in Bargeld umzusetzen, wie etwa bei einem Einbruchsdiebstahl. Rund die Hälfte der 41 Häftlinge gab an, durch Medien zur Tat inspiriert worden zu sein. "Ich hab dann auch in der Zeitung gesehen, wie das grob funktioniert. Ich hab meine wirklichen Informationen nur durch die Zeitung bekommen", sagt einer der Verurteilten. Jemanden Privaten überfallen, das wollte ein Befragter nicht: "Das ist ja sein Privatgeld." Vorbereitet habe er sich auch viel übers Internet, als Arbeitsloser hätte man ja viel Zeit.

Dass auf Bankraub zwischen einem und 15 Jahre Haft stehen und rund die Hälfte der Täter erwischt wird, scheint nur wenig abschreckend, was vor allem an der Spontaneität liegt, mit der das Delikt begangen wird."


Tips werden auch gleich bei einer Bildunterschrift en passant mitgegeben:
"Möglichst lange Wege durch die Filiale, Wachpersonal und digitale Videoüberwachung stellen für den Täter ein erhöhtes Risiko dar."

Auch andere Aspekte wussten wir schon lange:

"Zahl der Bankraube geht zurück

Die Statistik der vergangenen Jahre zeigt, dass die heimischen Banken mittlerweile einigermaßen gut gerüstet sind. Seit 2007 sind hat sich die Zahl der Bankraube beinahe um ein Drittel reduziert. Die Strategie: Es dem Räuber so schwer wie möglich zu machen. In der Praxis bedeutet das, dass die meisten Banken ihre Kassenbereiche so angelegt haben, dass er von der Straße aus nicht eingesehen werden kann. Auch möglichst lange Wege durch die Filiale, Wachpersonal und digitale Videoüberwachung stellen für den Täter ein erhöhtes Risiko dar. "Je kürzer der Weg vom definitiven Eingang über´s Foyer oder bis zur Kasse, desto besser", sagt einer der Interviewten.
Zwar gaben 94 Prozent der Befragten an, Überwachungskameras nicht als abschreckend zu empfinden. Dennoch helfen die qualitativ mittlerweile hochwertigen Bilder bei der Tätersuche. Besonders effizient ist laut Herwig Lenz, Leiter der Kriminalprävention und Opferhilfe des Bundeskriminalamts, aber die Belohnung für eingegangene Hinweise. "Immerhin sind Räuber auch Menschen mit einem Freundeskreis und auch da gibt es Neider", sagt Lenz.

Geringe Beutesummen

Das große Geld, von dem die meisten Bankräuber träumen sei aber längst nicht mehr zu holen: "Wenn potentielle Bankräuber meinen, bei uns könnte man ‚auf die Schnelle' viel Geld holen, dann irren sie", sagt Heinz Friedl, Sicherheitsbeauftragter der Raiffeisenlandesbank Wien-NÖ. Die Banken haben die Menge an vorrätigem Bargeld längst reduziert. Die Raiffeisenfilialen arbeiten beispielsweise mit einem automatischen Kassentresor, wodurch keine großen Geldmengen schnell greifbar sind.
Während 2007 die Beute durchschnittlich bei rund 35.000 Euro lag, waren es 2009 nur noch 25.000. "Rechnet man die hohe Wahrscheinlichkeit erwischt zu werden und das Strafmaß dazu, ergibt sich ein relativ geringer Stundenlohn", sagt Lenz. "

Nunmehr tut sich etwas in Wien, der europäischen Hauptstadt des Bankraubs. Inzwischen sind es zu Jahresende nur noch 49 Banküberfälle (erfahrungsgemäss kommen kurz vor Weihnachten noch einige dazu) in diesem Jahr. Der Kurier (11.12.2009) berichtet über die neuen Anstrengungen (Prävention wie Verfolgung):

"In Wien sind heuer 49 Banken und Postämter überfallen worden, 63 waren es im gesamten Vorjahr, gar 77 im Jahr 2007. Nun hat ein neues Fahndungskonzept die Polizei zwar (noch) nicht zum Täter geführt, sonst hat die Premiere aber geklappt: Freitag um 11.06 Uhr überfiel ein Räuber die Raiffeisenbank in der Himberger Straße 14 in Favoriten. Augenblicke später flackerte das Fahndungsbild, per eMail verschickt, auch schon auf den Monitoren in der Landesleitzentrale auf. Fahndung in Echtzeit quasi."

Nachdem in der letzten Zeit in der Öffentlichkeit die Bankmanager als die eigentlichen Bankräuber angesehen wurden, wird nun wieder eine Tradition der Kriminologie der 1980er Jahre aufgenommen. Was damals scheiterte, soll nun versucht werden, wieder in Angriff zu nehmen: Täterprofile.

Damals wurde angesichts der Tatsache, dass jeder verdächtig ist, die Profilerei aufgegeben. Die Erste Bank Group in Wien stellt nun am kommenden Donnerstag, 17.12. 2009, 10 Uhr eine neue Studie vor:

Bankraubstudie. Eine Befragung von Ex-Bankräubern und wie Österreichs Banken darauf reagieren

Donnerstag, 17.12.2009
10:00 Bankraubstudie - Eine Befragung von Ex-Bankräubern und wie Österreichs Banken darauf reagieren (link...)
Gesprächspartner
- Birgitt Zetinigg, Studienautorin, Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV)
- Herwig Lenz, Leiter der Kriminalprävention und Opfernhilfe, Bundeskriminalamt
- Elisabeth Bleyleben-Koren, Generaldirektor und Vorstandsvorsitzende der Erste Bank
- Herbert Hangel, Head Global Banking Services der Bank Austria
- Heinz Friedl, Sicherheitsbeauftragter der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien
u.A.w.g.
Veranstalter Erste Bank der oesterreichischen Sparkassen AG
Ort Erste Bank der oesterreichischen Sparkassen AG, Dachgeschoss, "K4" Petersplatz 7 Wien 1010
Rückfragen an Erste Bank der oesterreichischen Sparkassen AG Tel.: 05 0100 / 12907 Fax: 05 0100 9 / 12907 Kontakt: Peter N. Thier


Mit Dank an Martin Zimper

 

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