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"Noch inniger als die Panzerknacker sehnen sich Filmemacher nach dem perfekten Bankraub" heißt es in der FR-Rezension (22.3.2006) über Inside Man.

In der Ausgabe 12/2006 (also der Ausgabe vom 20.3.) lässt sich der Focus über fiktive (S. 74) und reale Bankräuber (S. 66-67) aus.
Anläßlich des Kinostarts von "Inside Man" lesen wir:
"Es ist immer wieder ein erlesenes Vergnügen, scharfsinnigen und gut aufeinander eingespielten Räubern dabei zuzusehen, wie sie das Unmögliche vollbringen, etwa einen groß angelegten Bankraub mit Geiselnahme."

Ein paar Seiten davonr lesen wir einen Zwei-Seiten-Artikel über das aussterbenede Bankraubhandwerk. Über eine der berühmt-berüchtigten Grafiken des Focus wird von einem "Gekippten Trend" und dem "Gangster-Dax im Minus" in bezug auf die Anzahl der Raubüberfälle auf Bank- und Postfilialen in Deutschland gesprochen:

"VERBRECHEN / Die Räuber sterben aus
Die Zahl der Banküberfälle geht drastisch zurück. Neue Sicherheitskonzepte schrecken die Kriminellen ab / Es lief nicht gut in letzter Zeit für Christopher E. Zuerst verlor der Spüler seinen Job. "


Der Beitrag argumentiert auf der Basis von gestiegenen Sicherheitsmaßanmen sowie einem Trend zur Automatisierung mittels HighTech und beschreibt, in welcher Weise die technischen Vorkehrungen die zu erwartende Beute drastisch reduziert habe. Sie zitieren den Leiter des Münchner Raubdezernats: "Die Bankräuber sterben aus. Es lohnt sich nicht mehr: Mit jedem Computerbetrug ist mehr zu verdienen als bei einem Raub."

Das war aber schon immer so. Der Punkt dabei ist vielmehr, dass vor allem Anfänger abgeschreckt werden. Demgegenüber müssten die Faktenhuber vom Focus mal eine Frage mehr stellen, als sie das sonst so gewöhnt sind. Nämlich, ob die Profis, nicht schon längst zum Berauben von Geldtransporter übergangen sind, wie sich das etwa in England abzuzeichnen beginnt.

Der Münchner Trend ist wohl auch ein Berliner. Bloss in Hamburg sind die Haspa-Filialen offensichtlich noch nicht alle auf dem neuesten Stand der Produktivkräfte:

"Profis erkennen auf einen Blick, ob etwas zu holen ist", berichtet Kriminalrätin Kerstin Streich vom Hamburger Landeskriminalamt. Laut Focus versprächen "Banken mit dem guten alten Kassenhäuschen aus Panzerglas" mehr Beute.

Eigentlich nicht sonderlich neu diese Erkenntnisse, aber vielleicht wollte der Focus im Windschatten von Kent einmal mehr bereits Bekanntes als "Fakten, Fakten, Fakten" servieren.

lesen wir auf Telepolis (23.3. 2006) von Rüdiger Suchsland: "Die Bank als Laboratorium der USA", die an den taz-Artikel von Jan Distelmeyer anknüpfen kann und weitere ergänzende Informationen bereit hält:


"Wer hier drinnen, und wer draußen ist, bleibt vorerst unklar - der neue Film von Spike Lee ("Doin' the Right Thing", "Malcolm X", "25th Hour") ist ein Thriller in der ehrwürdigen Tradition des "Heist-Movies"; "Rififi" trifft "A Dog Day Afternoon". Doch der Thriller hat Tiefgang, und am Ende ist alles anders, als es schien. Mit wunderbarem Stil setzt Spike Lee seine Desillusionierungen des amerikanischen Traums fort und bietet scharfe Kritik an Rassismus und sozialen Verhältnissen.InsideMan_1
(...)
Er bleibt seinen Ursprüngen treu, indem er Macht zeigt, indem er uns ganz subtil auf die andere Seite zieht, die jenseits der Macht. Spike Lee bleibt auch hier auf der Straße, bleibt bei den normalen Menschen. Um manches hingegen geht es gar nicht. Um Psychologie etwa. Darum glaubten manche, auch kluge US-Kritiker, man könne dem Film flache Charaktere vorwerfen, oder dass die Gruppenkonstellation im Gegensatz zu Klassikern des Heist-Genres nicht auf ihre inneren Brüche hin dramatisiert sei. Aber Spike Lee will David Mamet keine Konkurrenz machen. Ihn interessieren die Probleme alter Männer nicht. Auch "Whodunnit"-Rätseleien sind ihm egal. Anstelle dessen geht es um das System und um Typisierungen. Repräsentation statt Individualität, Soziologie statt Psychologie.

"I was young and ambitious.": Bush und die Nazis

Auch darum schmiedet der Film am Ende ein klammheimliches Bündnis zwischen Polizeidetektiv und Gangster, die einander viel ähnlicher sind, als sie zunächst glauben (wollen). Sie machen sich keine Illusionen: "When there is blood on the streets, buy property." Denn die wahren Gangster, damit darf man bei diesem Regisseur rechnen, sind nicht die Bankräuber, sondern die Bankbesitzer: "It was 60 years ago, I was young and ambitious. I sold my soul and I try to buy it back ever since." Man sagt Lee gern antisemitische Neigungen nach. Hier beweist er das Gegenteil.

Ein Teil seiner - guten - Gangster entpuppen sich als Juden, die einen alten Nazi-Freund fertigmachen. "I was stealing from a man, who treated us away for a few dollars." Es dürfte keineswegs Zufall sein, dass sich diese verborgene Vergangenheit mit der von Präsidenten-Großvater Prescott Bush deckt, der als Vorstandsmitglied der Privatbank Brown Brothers Harriman von Geschäften mit Nazi-Deutschland vor und während des Zweiten Weltkriegs noch nach US-Kriegseintritt profitierte.

Und auch für einen harmlos-treffenden Joke auf Kosten von Peter Jackson und seinen Tolkinisten ist noch Zeit: - "Follow the ring!" sagt Owen und grinst. Und wir mit ihm. Spannend, dabei immer wieder auch sehr witzig, voll scharfer Dialoge, ist Spike Lee ein glänzender Film gelungen, in dem trotz einer Menge Action kein bisschen Blut fließt - auch mal angenehm unkonventionell -, voll rätselhaftem, verhaltenen Thrill, lässig, rhythmisch, cool und schön. "

Jan Distelmeyer lobt in der taz (23.3. 2005) gleichermaßen Spike Lees "Inside Man" in höchsten Tönen ...

"Nichts ist falsch am Genrefilm
Weil er es kann: Mit seinem neuen Film "Inside Man" bewegt sich Spike Lee virtuos im Genre des Caper-Movies. Seine Bankräuber arbeiten am perfekten Coup, sein Ermittler glänzt durch Schlagfertigkeit, und Jodie Foster ist besser denn je.
(...)
Es hat hier in der Tat Sinn, die Erwartungen ausnahmsweise weniger am (wie auch immer skizzierten) Image des berühmtesten afroamerikanischen Regisseurs als eben am Genre auszurichten. Caper-Movies handeln von der Durchführung spektakulärer Raubzüge. Ihre Perspektive ist von "The Asphalt Jungle" (1950) über "Rififi" (1954) bis zu "Ocean's Twelve" (2004) die der Gangster, und mit ihnen wird das Rein- und wieder Rauskommen zur Kopf- und Herzensangelegenheit. Lagepläne wollen studiert, Abläufe präzise geplant sein. Sicherheitsvorkehrungen müssen überwunden, Safes oder Schlösser geknackt und der Ort des Verbrechens möglichst spurlos wieder verlassen werden.

Wenn man so will, besteht das Wesen der Caper-Movies also in der Studie, den Geheimnissen sowie dem Beherrschen von Räumen, und genau das weiß "Inside Man". Seine Haltung als Genrefilm besteht darin, dieses Wissen nun keineswegs postklassisch doppelbödig auszuspielen, um den Schulterschluss mit allen Kennern zu suchen (und damit die Grenzen des Genres zitaten- und gestenreich zu verlassen), sondern den Rahmen so ernst wie möglich zu nehmen. There's nothing wrong with doing genre films: Für "Inside Man" wird so das Genre selbst ein Raum, in dem er sich bestens auskennt, um sich elegant und souverän darin zu bewegen."


... und wir loben wiederum Jan Distelmeyer für seine anregende Filmkritik.

Er beschreibt in überaus anregender Weise "um was es geht" in "Inside Man". Er weiss die Zusammenhänge herzustellen, den Filmablauf zu erklären und zu interpretieren. Wirklich sehr schön: Filmikritik auf Augenhöhe ...

"Jodie Foster, kalt und selbstsicher wie nie zuvor in ihrer Karriere, trägt ihr elegantes Designerkostüm wie eine Wall-Street-Nahkampfausrüstung, als sie klarstellt: "Hören Sie, Detective, worum es hier geht, das sind Dinge, die ihre Besoldungsstufe überschreiten."

"Worum es hier geht", ist natürlich mehr als ein Banküberfall - in dem Sinne, dass das Gelingen des perfekten Raubzugs schließlich auf "arisiertes" Kapital aus Nazideutschland abzielt. Doch auch jenseits dieser Plotentwicklung offeriert das Debüt von Drehbuchautor Russel Gewirtz Sinnangebote. Neben den direkten Anspielungen auf die momentane Terror-Hysterie und damit verbundenen Stigmatisierungen (eine der freigelassenen Geiseln hat das Pech, als Sikh einen Bart und Turban zu tragen. Die Polizisten drehen durch: "Scheiße, ein Araber!") wird hier der Kniff Dalton Russels interessant, Gangster und Geiseln als identisch erscheinen zu lassen. Die daraus resultierende Panik der Behörden nach der Geiselnahme, jeden der Overallträger unter Verdacht zu stellen, ja stellen zu müssen, lässt sich leicht als Karikatur der gegenwärtigen Verhältnisse lesen. In diesem Sinne wäre die Geiselnahme in der Manhattan Trust Bank tatsächlich, wie Detective Frazier sagt, "kein Banküberfall". Dass überdies die Technik des Urmisstrauens, die konkrete Paranoia von Frazier & Co, am Ende gar nichts bringt, spricht ebenso für sich."



Denn nicht nur der Filmprotagonist Dalton Russel "kann es" (eine Bank ausrauben) sowie Spike Lee (einen Caper-Movie drehen)

"Keine von diesen Deutungen drängt sich auf. Sie haben nichts mit den etwaigen Klagen über "um politische Botschaften bemühte Stoffe" zu tun, sondern ergeben sich wie in etlichen klassischen Genrefilmen von Regisseuren wie Don Siegel oder Sidney Lumet wie nebenbei. Sie sind Teilprodukte, Begleitumstände der Arbeit im Rahmen, auch darin Hollywood-Oldschool. So gibt es, wenn wir am Ende von "Inside Man" in den ominösen Raum zurückkehren, in dem Dalton Russell uns in die Geschichte eingeführt hatte, sogar noch die Chance, nachträglich Spike Lee als Autor im Film zu platzieren. Auf die rhetorische Frage nach seinem Grund für den Bankraub hatte Russell zu Beginn geantwortet: "Weil ich es kann!" Genau das könnten die Freunde der Autorentheorie nun auch als Spike Lees Antwort gelten lassen. Weshalb er sich "einer klassischen Genregeschichte" angenommen habe? Weil ich es kann, spricht aus dem Genre der Inside Man."

... auch Jan Distelmeyer kann uns einen Film schmackhaft machen.
Jetzt aber ab ins Kino ....

von der Kritik wird der neue Spike Lee-Film "Inside Man".
Insbesondere der im Mittelpunkt des Plot stehende Bankraubs sei ziemlich clever angelegt, loben ORF ("Spike Lees Gratwanderung zwischen Hollywood-Handwerk und Gesellschaftskommentar"/"Geniale Finte") aber auch die Süddeutsche Zeitung (22.03.2006) bekennt, dass es in diesem Film um "einen wirklich überraschenden Banküberfall" gehe. Der Bayrische Rundfunk (21.2. 2006) resümiert: "Spike Lee führt uns an der Nase herum: "Inside Man" ist ein diebischer Spaß, elegantes und intelligentes Unterhaltungskino."


Der Wiener Kurier (18.3. 2006) brachte am Sonntag ein kurzes Interview mit Spike Lee zu seinem Arbeitsstil, weiteren Plänen etc. Spike Lee positioniert laut dpa (22.03. 2006) seinen Film zugleich als aktuellen Kommentar gegen die rassistischen Verhältnisse in den USA:

"Lees neuer Film «Inside Man» setzt sich mit der Verschärfung des amerikanischen Rassismus nach dem 11. September 2001 auseinander. Eine funktionierende multikulturelle Gesellschaft hält er für unrealistisch: «An die Schmelztiegel-Scheiße habe ich noch nie geglaubt. Dafür muss man weiß sein.»

«99 Prozent der Amerikaner kennen den Unterschied zwischen Sikh und Muslim nicht», sagte Lee dem Blatt. «Sie nennen sie einfach Handtuch-Köpfe. Leute, die Turbane tragen, das sind Brüder von bin Laden. Taliban, El Kaida, das läuft ganz automatisch.»


In der ZEIT (16.03. 2006) findet sich gleichermaßen ein Interview, das allerdings sehr schnell den eigentlich Anlass hinter sich lässt.

Zur englischsprachigen Webseite von "Inside Man"

Zur deutschen Webseite mit Trailer ("Mein Name ist Dalton Russel. Passen Sie genau auf, was ich jetzt sage, denn ich wähle meine Worte immer sehr sorgfältig und ich wiederhole mich nie. Vor kurzem habe ich verschiedene Abläufe geplant und in die Tat umgesetzt um den perfekten Bankraub zu begehen. Warum? Weil ich das kann.") und einem ebenfalls "ziemlich abgefahrenen" "Rettet-die-Geisel"-Spiel.

"Kommunisten-Online ist eine Homepage von Kommunisten."

Mit Brechtspruch und Brasilienphantasien, da können sogar orthodoxe Kommunisten (eine gruselige Veranstaltung) schwach werden:


Bankraub in Brasilien

„Was ist ein Dietrich gegen eine Aktie? Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen eine Gründung einer Bank?"
Bert Brecht

Andere Länder, bessere Kriminalfälle. In der Bundesrepublik gilt es als spektakulär, wenn die untalentierte Schauspielerin Veronika Ferres ein Kosmetikprodukt, für dessen Reklame sie lächerliche Tantiemen bezieht, in einem Fernsehfilmchen so lange in die Höhe hält, bis der normale, also PISA-geschädigte Bundesbürger die Schriftzüge auf der Verpackung verarbeitet hat. Oder wenn ein Infineon-Manager, also einer aus der Branche, die neulich noch New Economy hieß und vor allem eine Abzockfalle für Kleinsparer war, sich wegen trivialer Freizeitvergnügen schmieren läßt. Oder wenn der VW-Betriebsrat mit Bordellbesuchen in Prag und anderswo ruhiggestellt wird etc. Das Land ist so: Schmierig und geldgeil sind die höheren Stände und führen das gern im Fernsehen vor. Kleinkriminelle haben kaum eine Chance, es zu etwas zu bringen.

In Brasilien hat ordentliches Panzerknackerhandwerk noch goldenen Boden. 150 Millionen Real (umgerechnet etwa 52 Millionen Euro) holten Bankräuber aus dem Tresorraum der brasilianischen Zentralbank in Fortaleza, der Hauptstadt des Bundesstaates Ceara. Es war der größte Bankraub in der Geschichte des Landes. Die Summe übertrifft die Beute aus dem Überfall von Ronald Biggs 1963 in England, als er und elf weitere Umverteiler aus einem Postzug von Glasgow nach London nach heutigem Wert rund 53 Millionen Dollar holten. Die Räuber von Fortaleza gingen mit derselben Gelassenheit wie jene damals an die Arbeit. Sie gruben drei Monate lang vier Meter unter der Erde mit High-Tech an einem 80 Meter langen Tunnel, den sie ordnungsgemäß abdichteten und mit elektrischem Licht ausstatteten – zum Wohlfühlen sozusagen. Ausgangspunkt war ein fiktives Gartengeschäft, wo Erdtransporte nicht besonders auffielen. Am vergangenen Wochenende schredderten sich die Profis durch den 1,10 Meter dicken Betonboden des Tresorraums und räumten fünf Container mit 50-Real-Scheinen aus. Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung von Banken mit Kunden wie Veronika Ferres, Infineonmanagern oder VW-Betriebsräten? (asc)


Ansonsten sind die alten Feindbilder des Marxismus-Leninismus geblieben.

Moskau: Imposanter Tunnel in Richtung Bank entdeckt

Eine gescheiterte Tunnelexpedition vom Februar 2006 ist nachzutragen. Russland aktuell berichtete am 21.02.2006:

Moskauer Bankräuber gruben Tunnel – vergeblich
Moskau. Ein höchst mühsam vorbereiteter Überfall auf die Impex-Bank ist im Anfangsstadium gescheitert: Seismologische Instrumente der Bank hatten Alarm geschlagen, dass sich unter dem Fundament Hohlräume auftun.

Daraufhin wurde ein 50 Meter langer Tunnel entdeckt, der aus einer Garage in Richtung Bank führt. Doch die unbekannten Tunnelbauer suchten rechtzeitig das Weite

In dem äußerlich unscheinbaren Geldspeicher im Keller eines fünfstöckigen Gebäudes in der uliza Bersarina wird täglich der Bargeldumsatz der Bank gezählt und verpackt. Offenbar hatten die Täter vor, durch den Fußboden in den Umkleideraum der Wachmannschaft einzubrechen und die Wächter zu überwältigen.

Wie die „Iswestija“ heute berichtet, hatte der Sicherheitsdienst der Bank nach dem Alarmsignal in der Nähe des Fundaments den Tunnel entdeckt, der zu einer nahen privaten Garage führte. Die daraufhin begonnene Observation durch die Miliz brachte jedoch nichts: Die unbekannten „Goldschürfer“ hatten offenbar Lunte gerochen und das Weite gesucht.

Perfektionisten am Werk: Stehhöhe war gewährleistet
Die von ihnen zurückgelassene Baustelle beeindruckte die Fahnder: Der mit Holz ausgekleidete Tunnel war ein Meter breit und zwei Meter hoch und elektrisch beleuchtet. Gleichzeitig hatten die verhinderten Bankräuber einen zweiten Tunnel in der Gegenrichtung gegraben, der von der Garage in ein nahes Betonwerk führte. Auf diesem Weg wollten sie offenbar nach dem Raubzug fliehen.

Der in Säcke verpackte Erdaushub muss mindestens sechs Lkw-Ladungen ausgemacht haben, kalkulierten die Ermittler. Der letzte Eigner der Garage konnte zunächst nicht ermittelt werden.

Juristische Pointe: Wühl-Aktion ist nicht strafbar
Allerdings gibt es bei der Fahndung noch ein großes juristisches Problem: Da die wühlenden Panzerknacker die Räumlichkeiten der Bank noch nicht einmal angekratzt hatten, liegt kein Banküberfall vor. Und das Graben von Tunnels in Eigeninitiative ist nach dem russischen Strafgesetzbuch nicht verboten.


"Tunnelbau 'Moskauer Art'" heisst es dann im "PhogBlog - Aus dem Leben begriffen"-. Ein weiteres Beispiel über die Prägekraft populärer Kultur und die Neigung, die Wirklichkeit in den Kategorien des Kinofilms sich vorzustellen:

"Es sind die Nachrichten die einen zum Lachen und gleichzeitig zum Weinen bringen.

Zum Lachen, weil man derartige Aktionen eigentlich nur aus Film und Fernsehen her kennt. Und zum Weinen, weil sie sogar in der Realität durchgeführt werden und beinahe auch funktionieren. Obwohl das Prinzip ja so ziemlich jedem Menschen bekannt ist.
(...)
Tja, in einem Film hätte man die Bösewichte mit Sicherheit geschnappt, aber im echten Leben klappt nicht alles was im Film funktioniert. Aber im echten Leben werden auch relativ selten Tunnel gebuddelt um eine Bank auszurauben…"

Dieses Mal im Berliner Tagesspiegel (19.3. 2006) und sogar auf der Dritten Seite:

Der Abenteurer-Roman

Er wollte ein Leben führen, das man nicht in ein paar Minuten erzählen kann. Ludwig Lugmeier – der Dichter und Millionendieb

Es sind schon die besseren Rezensionen, die zu diesem Buch bisher geschrieben wurden. Hier geht es auch um die Bedingungen einer Lesereise, wie sie Lugmeier gerade absolviert.

Der Focus des FDP-Mitgliedes Helmut Markwort, also jener BILD-Zeitung für Abiturienten und Qualitätsblatt des deutschen Magazin-Journalismus, berichtete ebenfalls in seiner Printausgabe (10/2006) mit bunten Bildchen und faktenreichen Bildunterschriften über die "Gangster in Uniform", über die die britische Polizei jetzt "triumphiert". Sie präsentieren uns als Angeklagten einen Dachdecker, der "das große Geld machen" wollte sowie einen Millionär, der den Luxus und die Millionen "liebte" und nun "hinter Gittern" sitzt. Das dürfte auch nicht so weit von der Gefühls- und Bedürfnislage der Focus-Leserschaft und der sonstigen Burda-Druckerzeugnisse entfernt liegen. Der Text sieht die Polizei "zumindest vorest" als "Held dieses Krimi" im "größten Geldraub der Insel":

"Zumindest vorerst präsentiert sich die Polizei als der Held dieses Krimis - anders als beim lengendären Postraub von 1963, bei dem mindestnes 15 Täter nach heutigem Wert 50 Millionen Pfund erbeuteten."
Na ja, was dann folgt, man kann es schon erahnen, der unvermeidliche "Kopf der Bande, Ronald Biggs". Knapp daneben ist auch daneben und wir werden uns nicht wiederholen, sondern verweisen auf bereits vorhandene Einträge in diesem Blog.

Die BILD-Zeitung (11.3. 2006) holt mächtig aus:

Leider Spielgeld
Trottelgangster raubten 109 Millionen
Gehe in das Gefängnis. Gehe nicht über Los. Mache keine fette Beute . . .


London – Hier waren echte Möchtegern-Banditen am Werk: Eine Bande überfiel in der Nähe des Londoner Flughafens Heathrow einen weißen Lieferwagen.

Ein Geldtransporter, dachten sie – und träumten schon vom großen Coup. Tatsächlich erbeuteten die Räuber bündelweise neue 100- und 500-Pfund-Noten. Insgesamt 75 Millionen Pfund (knapp 109 Millionen Euro). Dumm nur: Es war Monopoly-Zaster. Spielgeld, das laut „Sun“ für einen Werbespot bestimmt war.

Der Fahrer des Ford Transit hatte den Wagen beim Flughafen geparkt. Am nächsten Tag sollte das Monopoly-Geld nach Prag geflogen werden. Dort waren Werbeaufnahmen für eine neue Reise-Edition des Spiels geplant. Die vielen Scheine sollten in dem Reklame-Clip vom Himmel regnen. Ein Polizei-Informant: „Der Fahrer hatte wohl die Schlüssel steckenlassen. Als er zurückkam, saß ein Mann am Steuer. Versuche, ihn an der Flucht zu hindern, scheiterten.“

Inzwischen wurde der Lieferwagen gefunden. Vom Spielgeld fehlte jede Spur. Der Gangster (32), der mit dem Wagen geflüchtet war, wurde ebenfalls ermittelt und festgenommen. Er sitzt in Untersuchungshaft. Auch wenn die Beute nur Spielgeld war, will die Polizei auch die übrigen Diebe auf jeden Fall einbuchten.

Ein Ermittler: „Diese Leute werden keine Du-kommst-aus-dem-Gefängnis-frei-Karte bekommen, wenn wir sie kriegen.“


Tja, das ist wiederum nur die Kehrseite der inszenierten Bewunderung für die Kenter Bankräuber. Beides ist konstitutiver Bestandteil der Medienmaschinierie: "Trottelgangster" und "Superhirn" liegen ziemlich nahe beieinander. Aber liebe Leute, die Idee mit den Monopolyanspielungen haben offensichtlich mehrere gehabt.

Anlässlich des neuerlichen Wettskandals in den Fußballbundesligen kommentiert die Märkische Oderzeitung (10.3.2006):

"Wett-Manipulationen sind für die Betreiber viel zu lukrativ, als dass
sie sich vom ersten Rückschlag davon abhalten ließen. Wie es
aussieht, müssen wir damit leben - wie mit Bankraub und Anlagebetrug. Will heißen: Wo viel Geld im Spiel ist, sind automatisch auch Kriminelle mit am Werk. Natürlich könnte man die Wetten verbieten, doch neben der Tatsache, dass dann illegale Anbieter ins Kraut schießen würden, wäre das auch eine Kapitulation ersten Ranges. Denn Wetten gehört für viele Fans zum Fußball wie das Tor - erst recht
drei Monate vor der Weltmeisterschaft im eigenen Land."

Man ist doch immer wieder überrascht, was so während eines Fernsehinterviews gesagt, gefragt und geantwortet wird, und was dann am Ende daraus gemacht wird.
Es geht um den Eingangsbeitrag "Geld oder Leben" der Sendung "Kulturzeit" auf 3sat, der am vergangenen Freitag, 10.3. 2006 gesendet wurde.

Ich bin mir ja nicht sicher, aber irgendwie habe ich den Eindruck, da hat dann nochmal eine Redaktion den gesamten Tenor umgedreht. Jedenfalls wurden von meinen Passagen, nur diejenigen Aussagen verwendet, die tatsächlich in den gerade andauernden Opfer-Diskurs hineinpassen. Die interviewende Journalistin, Brigitte Kleine selbst, ist sowohl in Vorgesprächen wie auch im Interview und auch in der Ankündigung etwas indifferenter aufgetreten. In jedem Fall kann man wieder lernen, dass Differenzierungen vor der Kamera meist in Plakatives umgemünzt wird, weil die Passagen nicht im Zusammenhang gesehen werden können. Insofern wurde in diesem Beitrag nicht wirklich meine Position wiedergegeben, sondern ein paar Äußerungen in einer Form zurechtgeschnitten, die schon fast wieder an den von Frau Kleine selbst kritisierten Beitrag der ZDF-Aspekte-Redaktion zu "Va Banque" (Oktober 2000 zur Buchmesse) stammt. Vielleicht war ja das die Ursache für das merkwürdige Flackern der Bilder in zwei Fällen während der Ausstrahlung ;-)

Und dann gibt es da auch noch ein journalistisches Detail: Warum wird denn in so einem Beitrag nich mehr - wenigstens als Untertitel - Ort, Titel usw. der besprochenen Ausstellung genannt und nun alles ins Internet verlagert. Es ist doch überhaupt nicht anzunehmen, dass alle am Thema interessierten im Nachhinein auch noch auf die Webseite von 3sat gehen (wollen) um die Details nachzuforschen?

Wieder um eine Erfahrung reicher.

Anlässlich des Auftritts von Karl Painer in der ORF-Talkshow von Barbara Karlich am vergangenen Freitag schreibt auch das Weblog der "Der Detektiv" (5.3. 2006) über den Gast unter der Überschrift "Ehemaliger Bankräuber hat Seite gewechselt". Der Eintrag von Cornelia Haupt nimmt den Painer-Auftritt zum Anlass sich ausführlich mit seinem Buch "Überfall. Geld her!" aus dem Jahr 2002 zu beschäftigten und zitiiert ausführlichst aus einer Reihe von Rezensionen. Darauf braucht aber nicht weiter eingegangen werden. Einzig die Einführung hat es in sich:

"Zu Gast u.a. Karl Painer, geb. 1963, gelernter Bäcker überfiel 1984 eine Bank und wurde zu 9,5 Jahren verurteilt. Seit 1995, also nicht lange nach seiner Enthaftung fungiert er als Ausbilder, Mitarbeiter und Mitbegründer verschiedener Sicherheitsfirmen, Kurstrainer von Banken für das Verhalten bei einem Überfall bzw. einer Geiselnahme. Publikationen in einigen Sicherheitsmagazinen.
(Hinterfragenswürdig wäre allenfalls eine Beschäftigung bzw. Selbständigkeit im Sicherheitsgewerbe, erfordert dies doch eine besondere Zuverlässigkeit und die kann doch bei aller Resozialisierungspolitik nicht gegeben sein)."


Einmal abgesehen davon, dass die Behauptung in der Klammer nicht nur eine Frechheit ist, sondern auch für Detektive gültige Rechtsnormen mit Füßen tritt, offenbart sie auch noch einen Denkfehler. Nämlich die Annahme, dass die, die auf der anderen Seite den Gesetzesbrecher gegenüberstehen, es besonders gut meinen, mit der Rechtstreue usw. Nicht wenige soziologische Studien - aber auch Einschätzungen von Experten, die es wissen können - zeigen demgegenüber, welche Nähe gerade jene Akteure (z.B. PolizistInnen) zu den Taten aufweisen, die sie vorgeben zu bekämpfen oder zu verhindern. Mitunter ist es Zufall, wer auf welcher Seite landet. Klar, dass die, die sich als "die Guten" ansehen, sich permanent selbst bestätigen müssen und gegen den eigenen Wankelmut plakativ vorgehen müssen. Und wenn ich mir schließlich das Dekektivgewerbe anschaue, dann hat es diesbezüglich auch nicht gerade den besten Ruf.

In diesem Sinne ist Karl Painer für micht nicht nur resozialisiert, sondern annähernd wirklich sozialisiert. Denn er muss sich dieser Ambivalenz bewußt sein. Im übrigen weiss er wenigstens von was er redet. Ob das richtig ist, ist hier nicht die Frage. Aber den Bankern und anderen potenziellen Opfern verschafft das offenbar mehr Sicherheit, als die Zwielichtigkeit derjenigen, die sich das, was sie vorgeben zu verhindern, bisher verhoben haben. Was übrigens - um Missverständnissen vorzubeugen - keine Charakterschwäche ist, sondern in der Struktur der kapitalistischen Vergesellschaftung und den Subjekten der bürgerlichen Gesellschaft angelegt ist. Und da weiss die Kriminologie über Bankräuber eben auch schon einiges: Jeder ist verdächtig!

Ob Zufall oder ob es Ausdruck eines Stimmungswechsels oder gar ob es eine geplante Strategie ist, muss an dieser Stelle gar nicht entschieden werden. Aber es fällt doch auf, dass gegenwärtig intensiv die Folgewirkungen von Banküberfällen bei Bankangestellteb, aber auch bei Geiseln thematisiert wird. Ich möchte das an drei Beispielen diskutieren:

1. Die mediale Aufbereitung des Tiger-Kidnapping anhand des jüngsten "Millionenraubes" in UK.
2. Ein SPIEGEL-Artikel in Heft 7/2006 über die psychischen Schäden bei Opfern von Banküberfällen.
3. Die öffentliche Präsentation als auch der Katalog der Frankfurter Ausstellung "Geld oder Leben".


ad 1.)
Die mediale Aufbereitung des Millionengeldraubs von Kent war einerseits geprägt von der Bewunderung der angeblich "militärischen Präzision" der Räuber, zugleich wurde auch immer wieder die Brutalität der Gangster hervorgehoben, die gegenüber ihren Opfern zum Ausdruck gekommen sei. Insbesondere die Penetranz, mit der auch die Polizei immer wieder versucht(e), diesen überaus unschönen Aspekt des Geldraubs in den Mittelpunkt zu stellen, deutet darauf hin, dass es eine bewußte Strategie der Verfolgungsbehörden war und von den Medien aufgrund der berichtbaren Brutalität willig aufgenommen worden war. Klares Ziel: Das Aufkommen von Symphatie zu erschweren.

ad 2.)
Bereits eine oder zwei Wochen vor dem Kenter "Millionenraub", liefe rte der Spiegel im Februar in einem mehrseitigen Artikel ("Das zweite Leben") folgenden Problemaufriss:

"Jeden Werktag gibt es im Schnitt drei bis vier Überfälle auf Bank- oder Postfilialen, die meisten jetzt, in der dunklen Jahreszeit. Der Coup dauert meist nicht mal fünf Minuten. Viele Angestellte aber, die in den Lauf einer Pistole gestarrt haben, werden die Angst nie wieder los."

Eingangs schildert der Verfasser zwei besonders drastische Fälle, um dann auf das Phänomen insgesamt zu sprechen zu kommen und die psychologischen Unterstützungmaßnahmen zu schildern, die Banken ihren betroffenen Mitarbeitern anbieten.

Im wesentlichen dreht sich der Artikel aber um ein Beispiel. Um die Situation besonders drastisch zu illustrieren, scheut sich der Autor auch nicht vor einer Art Re-Enactment des erwähnten Falles, bei dem ein psychisch kranker Bankräuber offenbar durchgeknallt war. Der Artikel soll zum Mitleiden anregen. Immerhin kommt zum Schluß dann auch noch jener Aspekte zur Sprache, wonach "in acht von zehn Fällen (...) die Überfallenen gleich nochmal zum Opfer - von einzelnen Kollegen und Vorgesetzten", von Kunden, aber auch von Freunden, Familie und Partnern würden (- Das Böse ist immer und überall -").

ad 3.)
Auch die AusstellungsmacherInnen im Frankfurter Museum für Kommunikation bemühen sich diesen Aspekte in den Vordergrund zu stellen. So berichten die meisten Medien über die Hinweise, dass das Museum eine Romantisierung vermeiden möchte. Im Katalog lassen sie Dr. phil. Christian Lüdke zu Wort kommen, der auch eine Human Protect Consulting GmbH samt Webpage ("http://www.bankueberfall.de/) betreibt, die vor allem der Opferhilfe dienen soll. Auch dieser Text soll der Emphatie für die Opfer der Bankkräuber auf die Strünge helfen. Ungeachtet dessen kann und will die Frankfurter Mitarbeiterin Gaby Sonnabend nicht verhehlen:

Die Frage ist, warum es dennoch nicht funktioniert. Auch die FrankfurterInnen müssen zugeben: "Die Ausstellung kann sich einer gewissen Romantisierung der Räuber und Räuberbanden nicht entziehen" und auch die Mitarbeiterin muss bekennen: "Die Wissenschaftlerin Sonnabend ist nach eigener Einschätzung selbst nicht frei von der Bewunderung für die schweren Jungs."

Und das ist auch nicht verwunderlich, da das Begehren, das die Banküberfälle ansprechen eben nur wenig mit den Opfern zu tun hat. Es kann auch nicht damit neutralisiert, indem man die Opfer betont. Dem stehen eine lange Tradition der Populärkultur entgegen, die sich schon immer einen Teufel um die Wirklichkeit scherte und erfolgreich andere Tiefenschichten der Menschen anzusprechen vermochte. Insofern dient das im Falle des Frankfurter Musuems als Absicherung gegenüber Vorwürfen wie der Indifferenz. Aber auch die Polizeistrategien wird nicht aufgehen. Die Popularität von Bankraub basiert auf sozialer Ungleichheit und dem Wunsch der Subjekt dies zu ändern. Solange es die gibt, werden die Unterlegenen und Subalternen sich immer wieder freuen, wenn ein Ding wie in Kent gedreht wird. Die Leiden und Schmerzen der Bankangestellten wie anderen Opfer sind dabei jener mentale Kolleratalschaden unpräziser Salven der Akteure der Populärkultur, die die alltäglichen Opfer von ungezügelter Kapitalakkumulation, von Lohnraub und Ausbeutung noch nie zu zählen vermochten.

Nur, weil ich dass beim Interview für den Kulturzeit-Beitrag am morgigen Freitag auch gefragt wurde, hier doch nochmals etwas grundsätzlicher. Anlässlich der Verhaftungen im Falle des Millionen-Geldraubes in Kent titelt beispielsweise der Wiener Standard (3.3. 2006): "Ein Millionär war vermutlich Drahtzieher bei Millionenraub":

"Ob Mittäter oder Drahtzieher beim größten Geldraub in der britischen Geschichte, ist noch nicht klar: John Fowler, Millionär und dreifacher Vater, steht als Erster vor dem Richter.

Das Leben hat es gut gemeint mit John Fowler. Gut verheiratet, drei wohlgeratene, fast erwachsene Kinder, ein nettes Landgut mit Villa im Fachwerkbau, die allein mehr als zwei Millionen Euro wert ist – nicht schlecht für den Sohn eines Lastwagenfahrers. Das Ferienhaus an der spanischen Küste pflegt er ebenso als Statussymbol wie seinen Bentley.

Freilich hat Fowler hart gearbeitet dafür, ein Tüchtiger, dem das Glück gnädig war. In den 80er-Jahren zog er seinen Autohandel groß auf, just zu der Zeit, als es im Sog Margaret Thatchers genügend Yuppies gab, die es sich leisten konnten und wollten, dicke Limousinen zu lenken.

Fowler kam zu Geld, und Erfolg bei Frauen hatte der Attraktive auch.


Die obigen Ausführungen werden dann aber nicht an ein mögliches Motiv im folgenden Text rückgebunden. Das heisst, die LeserInnen müssen sich selbst ihren Reim auf die Fakten machen. Und der ist naheliegend. Bemerkenswert für den "Standard" ist, dass ein Millionär der Drahtzieher eines Millionenraubes ist und dass das nicht zu erwarten war.

Ganz ähnlich die Wiener Umsonst-U-Bahnzeitung "Heute" (3.3. 2006). Sie hat auf Seite 2 etwas kleiner angemerkt: "Ein Millionär als Millionenräuber":

"Die Farm des Millionärs (geschätztes Vermögen: 10 Millionen Euro) wurde dabei durchsucht, dabei laut Medien ein "beträchtlicher Teil "der Beute entdeckt."

Die Tatsache, dass nun auch ein Millionär verdächtigt wird ist aus zweierlei Gründen nicht wirklich überraschend:

1. Bankräuber kann heutzutage jeder sein, es gibt kein wirliches Täterprofil, die Wahrscheinlichkeit reicht vom Drogenbenutzer bis zum Bankinhaber bzw. Unternehmer, vom Fußballnationaltorwart bis zum verschuldeten Handwerker. Es sind aber eben auch unterschiedliche Gründe, warum jemand zum Bankräuber wird. Neben Beschaffungskriminalität, Schuldenabbau, Arbeitsverweigerung ist eben auch die schlichte Gier ein hinreichender Grund. Und die Gier, die konstitutiert den gegenwärtige Zeitgeist (Geiz ist geil!). Wenn die Deutsche Telekom das "erfolgreichste Jahr" seiner Geschichte schreibt und ungeachtet einer Rekordividende , 32.000 Stellen abbauen will, dann ist das einer kaum glaublichen Gier nach mehr Profit geschuldet. Und das betrifft sowohl das Management, den Aufsichtsrat und die Aktien-Shareholder. Und es ist immer auch ein Stück Zufall, auf welcher Seite wer gerade sich wiederfindet. Ob Polizist oder Bankräuber, ob Banker oder Bankräuber, ob Unternehmer oder Bankräuber. Das hat uns der Heros-Fall erst jüngst anschaulich vor Augen geführt.

2. Ökonomischer Erfolg und Kriminalität sind häufig bloß zwei Seiten ein - und derselben Medaillie. Bereits die Genesis der kapitalistischen Produktionsweise verweist auf die Erbsünde des Kapitalismus, die ursprüngliche Akkumulation, was uns wiederum daran erinnert, inwiefern Kapitalakkumulation und kriminelle Energie (wie sie beim Bankraub bei einem Teil der Akteure zum Tragen kommt) sozusagen wesensgleich sind.

Deshalb wundert mich so etwas überhaupt nicht.

 

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