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Das Weblog zur Volkskunde des Bankraubs

 
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Nicht nur Schwule öffnen gerne einen Tresorraum und zeigen dann auch noch ihre anderen Schätze. Auch "die" Hetereos denken selbst beim Einddringen in den Tresorraum offenbar immer nur an das eine. Wesentlich anzüglicher als die Gay-Tresor-Phantas, sprich: pornographischer, kommt diese Bildergeschichte bei Hustler Online daher, bei der aus Jesse James, eine digitalisierte beziehungsweise stark 'aufgepumpte' "Jessica James" wird:

"Jessica James Hammered Hard By A Guard Inside A Money Vault"


Hustler1

Zunächst ist es natürlich unangenehm, im Tresorraum mit soviel Geld auf eine Wache zu stolßen. Die einzige Frage ist, warum wird Jessica James dort derart leicht bekleidet angetroffen?

Hustler2

Ach so, dass sind ihre Waffen .... - vorsichtshalber wird der Guard aber auch konventionell entwaffnet


Hustler3

Wie es dann weitergeht, kann sich jedeR
selbst ausmalen ....

Wobei es nach dem
BlowJob dann noch etwas "intimer" wird ...

Bankraub, Sex, Geld ... irgendwie hängt doch alles mit allem zusammen.

YouTube - Broadcast yourself ist eine regelrechte Fundgrube:
"YouTube is a website that allows users to upload, view, and share video clips. It was founded in February 2005 by three former and early employees of PayPal." (Wikpedia)
Wenn man dort Bonnie & Clyde eingibt, werden Raritäten angezeigt.
  • Beispielsweise ein historischer zweiminütiger Nachrichtfilm über das "Ende" der Barrow-Parker-Bande (02:03 - Bonnie and Clyde death car scene newsreel). Über die Urheber dieses "Wochenschau-Beitrages" wird nichts gesagt. Ohne die Leichen zu zeigen, sieht man den mit Kugeln durchsiebten Wagen, was klar macht, dass hier keine Gefangenen gemacht werden sollten. Bezeichnend sind auch die Kommentare: "my all time favorite love story" - "Ah, how I hate the posse..." - "sweet! i love bonnie and clyde...."i HATE that they buried them not only NOT together but in separate cemetaries tho! its so mean...." - "Damn those texas gunslingers. That was probably the best way to go out than to be taken alive and get hung the next week."
  • Ein Rap--Reneactment-Tribut von Beyonce für Bonnie & Clyde, bloss mit einem wesentlich glücklicherem Ausgang (Darin auch ein Tupac-Tribut) in 4:48 Min. Album: Blueprint 2: The Gift & The Curse. Video: Jake Nava
  • Tja, und dann auch noch "wirkliches" You Tube - Broadcast yourself - zwei Kids verkleiden sich als Beyonce und Jay-Z
  • Das Video zu Bonnie & Clyde mit Serge Gainsbourg und Brigitte Bardot, die im Faye Dunnaway-Style mit automatischer Handfeuerwaffe auftritt. 4:09 Min.
  • Eine spanische Coverversion des legendären Geogie-Fame-Songs (The Ballad of Bonnie & Clyde - 1967) von Los Mustang - Balada de Bonnie & Clyde, in der die Tanzeinlagen mit Kugelhagel versen sind. Wohl direkt aus dem spanischen Fernsehen (TVE) getapt.

Bereits vor über 1 1/2 Jahren wurde hier auf einen sogenannten Brickfilm zum Thema Bankraub ("Catch up Heinz") hingewiesen. Nun ist bei "YouTube - Broadcast yourself" ein weiterer, sogar deutschsprachiger Film downloadbar: "Der Bankraub - the bank assault", der von der Haltung her in Richtung "Reservoir Dogs" verweist. Aber bei den Brick-Filmen geht's wohl weniger um den Inhalt, denn ums Handwerk und um's Do it yourself. Im Brickboard findet sich eine ausführliche Diskussion unter Machern.

Der Standard (7.1. 2006) berichtete bereits im Januar:

Bankangestellte befestigten Sender an Tasche

Spokane - Mit Hilfe eines Satelliten-Navigationssystems ist es der Polizei im US-Bundesstaat Washington gelungen, einen Bankräuber binnen kürzester Zeit festzunehmen. Die Mitarbeiter der Washington Trust Bank befestigten das GPS-Gerät an der Tasche, in der sie dem Räuber knapp 38.000 Dollar (31.350 Euro) aushändigten. Polizisten spürten das Fluchtfahrzeug auf und nahmen den 38-jährigen mutmaßlichen Täter kurz darauf fest, wie aus Gerichtsakten hervorging.

Der mutmaßliche Bankräuber habe die Polizisten bei seiner Festnahme mit den Worten begrüßt: "Ihr seid gut!", hieß es in den Dokumenten des Gerichts in Spokane. In seinem Auto seien die Beute sowie eine geladene Waffe sicher gestellt worden. Der 38-Jährige wurde nach dem Überfall vom Mittwoch in Haft genommen, seine erste richterliche Anhörung wurde für Montag angesetzt. (APA/AP)


vgl. a. den AP-Beitrag der Seattle Times: "Police use satellite positioning to find bank's bag of cash."

Die "Südwestpresse" aus Ulm - im südwestdeutschen Volksmund auch "Wildwestpresse" genannt, publizierte am vorletzten Samstag (6.5. 2006) eine ganze Seite über die Frankfurter Ausstellung "Geld oder Leben". Der Beitrag von Henning Petershagen (»Schwäbisch für Besserwisser«), der in Ulm für die Volkskunde zuständig ist, wurde nicht online gestellt.

Unter dem Titel "Ein Herz für Bankräuber. Der Schadenfreude folgt Romantisierung. Geschichte einer verstohlenen Sympathie" lesen wir wohlbekanntes, verkürztes bis falsches:

"Der Geldraub im großen Stil ist vermutlich das einzige Verbrechen, das sich einer oft unverhohlenen öffentlichen Sympathie erfreut, immer vorausgesetzt, des kommt niemand dabei zu schaden. Seit es Kino gibt, wird er dort verherrlicht, und zuvor waren es Bänkelsänger und Literaten, die den Räuber priesen, der die Reichen beraubte."

Während die Feststellung in Sachen Sympathie im ersten Satzteil zutreffend ist, ist die Behauptung über die Gewalt schlicht falsch. Das beste Beispiel sind Bonnie & Clyde, die ein ziemliches Pack gewesen sein müssen - und eine nicht unerhebliche Blutspur (12 Tote) hinterlassen haben, was die Populärkultur einen Teufel schert - vgl. Va Banque, S. 46. f. (Eine grundsätzliche Anmerkung zum Thema "Romantisierung" findet sich am Schluss dieses Eintrags).

Und selbstverständlich trägt auch Petershagen zur weiteren Romantisierung bei. Sein Artikel zieren Photos der Gebrüder Sass und die Playmobil-Tresorknacker,
die nun wiederum nicht anders, denn romantisierend angelegt sind. Wenn etwa für die Gebrüder Sass der Titel "Virtuosen des Schneidbrenners" vergeben wird: dito. Sie waren die ersten, die dieses Gerät benutzten und von Virtuosität kann da keine Rede sein. Pioniere wäre treffender gewesen. Auch der Postraub von England wird unfreiwillig romantisiert, wenn er als "unblutig" dargestellt wird.

Überhaupt wird hier einmal mehr das Phänomen Bankraub vor allem aus der Perspektive der spektakulären Einzelfälle dargestellt. Da betreibt man unfreiwillig (? - No one is innocent oder verdächtig ist jeder) weiter "Romantisierung". Und schließlich folgt ein Medienreflex, den wir ansonsten vor allem aus der Boulevard-Presse kennen. Dem genialen Bankräuber werden die "dummen Bankräuber" gegenübergestellt:

"Mit dem kriminellen Alltag hat dieses vom Fernsehen hochstilisierte Idealbild des intelligenten, strategisch denkenden und fast gewaltenfreien Edelverbrechens nichts zu tun. Die meisten Bankräuber sind dumm und brutal."
Wie Journalisten halt auch.

Das ist der größte anzunehmende Unfug, der mal wieder irgendwo abgeschrieben wurde. Dabei ist das Bedürfnis der Medien "dumme Verbrecher" zu inszenieren bloss die Kehrseite "geniale Verbrecher" zu präsentieren( Vgl. dazu Va Banque, S. 49 ff.). Aber hier als Beispiel die erste Geiselnahme von München anno 1971 zu nehmen, ist dann doch etwas zu viel. Immerhin hat die damals völlig überforderte Münchner Polizei das Blutbad angerichtet, weil begonnnen (und wahrscheinlich auch die Geisel erschossen, die ums Leben kam, aber solche Details sind natürlich unerheblich - Vgl. Va Banque, S. 92 ff.).

Eine Überschrift wie "Die Tage der Gentlemen sind gezählt" reproduziert darüber hinaus jene Romantisierung, von der man sich ansonsten kritisch absetzen möchte. Die "Gentlemen" waren in den vergangenen 50 Jahren nicht wirklich zahlreich, sondern ab den 60er Jahren kann die Mehrzahl meisten Bankräuber als "Anfänger" angesehen werden, die mehr oder weniger erfolgreich waren (was die Höhe der Beute und ihre Flucht anbelangt).

Kommen wir zum Schluss: Der Artikel bringt keine neuen Aspekte, den die zahlreichen Berichte über die Frankfurter Ausstellung nicht schon erwähnt hätten. Im Prinzip reproduziert Petershagen die zentralen Verkürzungen und Mystifkikationen der Medienindustrie. Er ahnt nicht einmal, dass er selbst Teil des Problems ist (was die Frankfurter Ausstellungsmacher immerhin reflektiert haben - ihnen aber auch nichts hilft - bzw. wohl einkalkuliert ist), so dass er die Mystifizierung kräftig fortschreiben hilft. Quod erat demonstrandum.

Wenn wir Lawrence R. Kirchner ("True Crime writer and author of "Robbing Banks: An American History 1831-1999") vertrauen, dann ist dieses Jahr ein Jubiläumsjahr. Vor 175 Jahren wurde der erste Banküberfall durchgeführt. Hätten Sie's gewusst? Vabanque-LeserInnen können so etwas wissen. Wikipedia-LeserInnen auch (der englischsprachige Beitrag ist im übrigen ziemlich dürftig; die deutschsprachige bemüht sich immerhin um eine Systematik).

Vor einem Jahr - anlässlich 174 Jahren Bankraub - schrieb die WELT (20.4. 2005) eine Art Kurzversion der Geschichte des Bankraubs:

"174 Jahre Bankraub

Im Schnitt schlagen Bankräuber derzeit in Deutschland zweimal täglich zu - Tendenz rückläufig. Der weltweit erste Bankraub fand 1831 in New York statt. Die Beute von damals unvorstellbaren 245 000 Dollar rief Nachahmer auf den Plan - auch weil das neue Papiergeld den Abtransport der Beute leichtmachte. Anfang des 20. Jahrhunderts belebten auch ein immer dichteres Netz von Geldinstituten und der wachsende Autoverkehr das Geschäft: Jesse James, Bonnie und Clyde wurden zu Ikonen der Branche. In Deutschland nahmen Bankräuber erst in den zwanziger Jahren die Arbeit auf. Berühmteste Vertreter: die Gebrüder Sass aus Berlin, ihre Spezialdisziplin: "Schränker" - das Tresorknacken. In den sechziger und siebziger Jahren litten westdeutsche Banken unter einem Boom von Überfällen. 1962 waren es 57, aber 1978 schon 565. In den siebziger Jahren machten die Raubzüge der RAF und des "2. Juni" Schlagzeilen. Kürzlich zeigte der Versuch einer internationalen Hackerbande womöglich den Bankraub der Zukunft: Sie hatte sich schon Zugang zu den Computern einer japanischen Bank in London verschafft und war im Begriff, 300 Millionen Euro auf zehn Konten in Israel zu überweisen, als die National Hichtech Crime Unit von Scotland Yard den Coup vereitelte.


Aber auch hier in diesem Blog, findet wer sucht, das in diesem Zusammenhang entscheidende Faktum.

Der Songtext zu "Banküberfall" aus dem vierten Album "Gilp" (1997) von "Die Schroeders" ist inzwischen auch online. War wohl kein Kunststück, den Text abzutippen:

BANKÜBERFALL
FEUER IN MEINER SEELE
STRASSEN UN ROTATION

FEHLER IN DEN SYSTEMEN
VOLLE KONZENTRATION

HÄNDE HOCH DIES IST EIN ÜBERFALL
HÄNDE HOCH WIR KOMM MIT ÜBERSCHALL
BANKÜBERFALL

TAGE WIE EWIGKEITEN
KLICKEN IN MEINEM OHR
ZIELE IN LABYRINTHEN
MAUERN SCHIESSEN EMPOR

HÄNDE HOCH DIES IST EIN ÜBERFALL
HÄNDE HOCH WIR KOMM MIT ÜBERSCHALL

BANKÜBERFALL...

Werner Pirker, ein verdienter Antiimp, beklagt in der "Jungen Welt" (4.5. 2006), dass die "Affäre um das gewerkschaftseigene Geldinstitut BAWAG" erneut dem "Vormarsch der Konservativen in Österreich" nütze. Zunächst bringt er uns auf den Stand der Dinge:

"Der Bundesstaat, die österreichischen Großbanken und zwei Versicherungen haben die Insolvenz der sich im Besitz des Österreichischen Gewerkschaftsbundes (ÖGB) befindlichen Bank für Arbeit und Wirtschaft (BAWAG) vorerst abgewendet. Auf einer Sitzung des Bundeskanzleramtes wurde am Dienstag eine bis 1. Juli 2007 befristete Bundesgarantie über maximal 900 Millionen Euro beschlossen, zudem werden die großen Institute der Kredit- und Versicherungsbranche frisches Kapital von 450 Millionen Euro bereitstellen."


Die Bawag selbst wird inzwischen betrügerischer Machenschaften bezichtigt:

"Geldverschiebung
Bereits vor Wochen hat die ÖGB-Spitze beschlossen, die Bank zu verkaufen. Doch das war leichter gesagt als getan. Der BAWAG stand nämlich eine Sammelklage von Gläubigern des eingebrochenen amerikanischen Brokerhauses Refco, mit dem sie in zweifelhafte Geschäfte verwickelt war, ins Haus. Dabei ging es vor allem um konspirative Beziehungen zwischen der österreichischen Gewerkschaftsbank und dem früheren Refco-Vorsitzenden Philip Bennet, die es letzterem ermöglicht haben sollen, das US-Unternehmen nach allen Regeln der Kunst auszunehmen. Das Wiener Wochenmagazin profil las aus dem dazu erstellten amerikanischen Gerichtsdokument, in dem die BAWAG als »Mitverschwörerin« der kriminellen Refco-Machenschaften bezeichnet wird, heraus, daß »Bennet über fünf Jahre jeweils zum Bilanzstichtag 28. Februar Refco-Verbindlichkeiten ausgebucht und auf seine private Holding RGHI übertragen« haben soll. Weiter heißt es dort: »Die BAWAG gewährte dieser RGHI gleichzeitig Kredite; dieses Geld wurde wiederum dazu benutzt, um Forderungen von Refco gegenüber der BAWAG darzustellen. Dabei wurden jeweils zwischen 200 und 300 Millionen Dollar im Kreis geschickt. Der Effekt: Mit Ende eines jeden Geschäftsjahres hatte das Brokerhaus selbst keine Schulden mehr, sondern vielmehr virtuelle Guthaben bei der BAWAG.«"


Nun erinnert Pirker an die Gründungsgeschichte der einstigen Bank, um schließlich den prinzipiell in einem solchen Fall fälligen Spruch abzulassen:

"Soviel aus dem Innenleben einer Bank, die 1922 als »Arbeiterbank« zur Sicherung der wirtschaftlichen Interessen der lohnabhängigen Massen gegründet worden war. Jedenfalls konnte oder wollte sie die Brechtsche Logik – Was ist ein Bankraub gegen die Gründung einer Bank? – nicht außer Kraft setzen. Mit der konzertierten Aktion wurde die Bilanz 2005 gerettet und die Weiterführung der Bank gesichert. So ist auch ein Vergleich mit den Refco-Gläubigern gewährleistet, womit das größte Hindernis für den Verkauf der Gewerkschaftsbank beseitigt wurde."


Pirker zählt dann noch weitere Aspekte des ÖGB-Bawag-SPÖ-Bankenskandals auf, kommt zu ganz vernünftigen Einschätzungen, um dann am Ende den Artikel durch sein orthodoxes Eiferertum doch noch in den Sand zu setzen:

"Die gegenwärtige Krise der österreichischen Gewerkschaften ist durch den Bankenskandal zwar sichtbar geworden, ihre Ursachen aber liegen viel tiefer. Der ÖGB hatte sein Schicksal auf Gedeih und Verderb mit dem sozialpartnerschaftlichen System verbunden. Das bedeutete, daß sich die eigentlich regierende Koalition in Österreich aus dem Zusammenwirken von Gewerkschaften und Industriellenvereinigung ergab. Mit der Verschärfung des Klassenantagonismus durch die neoliberale Deregulierung ist die staatstragende Funktion des ÖGB obsolet geworden. Das macht eine tiefgreifende Reform und Neubestimmung des Gewerkschaftsbundes tatsächlich notwendig. Doch der nun zur Schau getragene Reformeifer der Gewerkschaftsbürokratie wird sicher anderes im Sinn haben, als sich den Herausforderungen des Klassenkampfes zu stellen."

Klar, dass so einer keineswegs die Selbstorganisation von Prekarisierten, Teilzeitbeschäftigten, MigrantInnen oder Arbeitslosen meint, sondern die leninistisch inspirierte Machtübernahme des Apparates.

Die Stuttgarter Zeitung (2.5.2006) berichtet in einem Bericht "Abenteuerspielplatz Einkaufszentrum" über eine besondere Art des Theatertreffens im Stuttgarter Schauspielhaus, bei dem Regisseure aus ganz Deutschland sich mit einer Beschäftigung namens "Kaufen" auseinandersetzen:

"Punkt 16 Uhr wurde am Sonntag das Schauspielhaus am Eckensee feierlich als Stuttgarts neuester Konsumtempel eröffnet. Die Einweihungsparty hatte alles aufzubieten, was bei solchen Events dazugehört: Luftballons für die Kleinen, eine Fähre über den Eckensee als Sonderaktion, ein Blockflötenensemble von Schülern mit der Erkennungsmelodie, einen gut gelaunten Festredner und einen Knirps, der unter großem Beifall mit der Schere das Eröffnungsband durchschneiden durfte. Dann konnten die Konsumenten das Warenangebot in Augenschein nehmen, bei Easy-Listening-Musik durch die Gänge und Foyers flanieren und sich zu den verschiedenen Bühnen des Hauses führen lassen."

[Lesetip für Karl Marx: die Passagen über die ursprüngliche Akkumalation, MEW 23, S. 741ff.]

Einkaufen, neudeutsch shoppen, gehorche ähnlichen Regeln wie das Theaterspielen - so lautet die Prämisse, das hinter dem Projekt "Kaufen!" steckt, das im Schauspielhaus bis kommenden Samstag die Szene beherrscht. Die Rituale und Inszenierungen der Konsumgesellschaft, denen wir uns jeden Tag bewusstlos unterwerfen, sollen dabei sichtbar gemacht werden. Es gibt im Haus eine Fäustchen genannte eigene Währung; einen Schwarzmarkt für Restposten, die Sie immer schon mal elegant loswerden wollten; eine Lesung von Karl Marx" "Kapitel" als täglichen Fortsetzungsroman; eine Auktion, bei der man eine Aufführung in den eigenen vier Wänden ersteigern kann.

Fehlt nur noch das gute alte Floh-de-Cologne-Lied ("Du musst kaufen, kaufen, kaufen - kotzt dich das nicht an?" aus "Fließbandbabys Beat-Show").

Wenn die Bühne und die Realität nicht mehr so einfach zu unterscheiden sind, dann wird es höchste Zeit Maßnahmen zu ergreifen, die die Verhältnisse klären: Offenbar ebenfalls von Interesse ist hier der "Modus 2" des Einkaufens - das "Einklauen":

(...) Wer sich über die Zunahme der Ladendiebstähle Sorgen macht, ist in Sebastian Martins "Präventionskurs Ladendiebstahl" richtig. So wie einst der selige Eduard Zimmermann in "Aktenzeichen XY-Ungelöst" den Jagdinstinkt der braven Bürger beim Kampf gegen das Verbrechen wecken wollte, sollen hier die "wehrhaften Käufer" zur Selbsthilfe motiviert werden. Es gelte, die dekadente Mentalität des Wegschauens zu überwinden und sich aktiv in die Schar der freiwilligen Kaufhausdetektive einzureihen, fordert einen der Kursleiter mit missionarischem Eifer auf. Das Motto lautet: Jeder ist verdächtig, eine Unschuldsvermutung gibt es nicht. Dabei zeigt sich, dass Dieb und Detektiv nur zwei Seiten derselben Person sind und der Verteidiger des Gesetzes nichts anderes als ein umgepolter Krimineller ist. Wie sagte doch Brecht so schön: Was ist schon ein Bankraub verglichen mit der Gründung einer Bank.

Das ist jetzt aber eine Holterdipolter-Herleitung und ausserdem spricht Brecht von einem Einbruch und nicht von einem Raub. Brecht meint außerdem gerade nicht jeden Ladenbesitzer und auch nicht jeden Büttel. Aber so ist das Bildungsniveau im Feuilleton heute (und da wird immer wieder behauptet, wir brauchen die Redaktionen als Intermediatoren, wg. Qualitätskontrolle). Weil's irgendwie schon passen wird, oh tempora or mores .....

In Österreich bebt es. Sozialdemokratie, Gewerkschaften (ÖGB) und Bawag-Affäre. Letztere führte bereits zu heftigen Erschütterungen im Organisationsgefüge des ÖGB. Der langjährige ÖGB-Vorsitzende musste zurücktreten. Die Österreicher heben das Geld bei der Gewerkschaftsbank ab. Die Bank steht kurz vor dem Aus.

Anläßlich des 1. Mais. veröffentlichte der Standard (29.4. 2006) ein Dossier "Echte Rote", in dem vier Sozialdemokraten Auskunft über ihre Befindlichkeit geben. Darunter auch der
"Der pragmatische Weltverbesserer" Willi Mernyi (Kampagnenreferats-Leiter des ÖGB), der "seinen Traum von der klassenlosen Gesellschaft nie aufgegeben" haben will. Im Zusammenhang mit der Bawag-Affäre lesen wir mal wieder den alten Brecht-Spruch in der üblichen Abwandlung:

"Derzeit ist Mernyi weniger mit Aktion als mit Reaktion beschäftigt: Er telefoniert all denen nach, die wegen der Bawag-Affäre aus der Gewerkschaft austreten. Und findet, als ewiger Optimist, auch daran etwas Positives: "Manche haben eine derart klasse Kapitalismuskritik, da fragt man sich, warum die nicht schon lange bei uns aktiv waren." Vielleicht, weil der ÖGB sich eher dem Kapitalismus als der Kapitalismuskritik widmete? – Darauf antwortet Mernyi mit einem Satz aus seinem reichen Zitatenschatz: "Bert Brecht hatte schon Recht. Es ist das größere Verbrechen, eine Bank zu gründen, als eine Bank auszurauben.""

Dass das mitunter das Gleiche sein kann, hat uns die österreichische Gewerkschaftsbürokratie nunmehr anschaulich vor Augen geführt. Derweil wittern die österreichischen Rechten zurecht ein gefundenes Wahlkampfthema:

-Bawag
Karikatur aus dem Standard (29.04.2006) von Oliver Schopf

"Hier und jetzt"
95 Min. (À tout de suite) Roadmovie F 2004; R: Benoît Jacquot; D: Emmanuelle Bercot, Isild Le Besco, Laurence Cordier, Nicolas Duvauchelle, Odile Vuillemin, Ouassini Embarek

Die Webseite zum Film
Zur Filmbeschreibung bei 3sat

Paris 1975: Für die in großbürgerlichen Verhältnissen lebende Lili (Isild Le Besco) hat der Alltag nicht viel zu bieten. Die 19-jährige Kunststudentin, die bei ihrem Vater wohnt, lässt sich durchs Leben treiben. Bis sie auf Bada (Ouassini Embarek) trifft, den Sohn marokkanischer Einwanderer, und sich in ihn verliebt. Erst später erfährt Lili, dass Bada ein Bandit und Bankräuber ist. Als er fliehen muss, folgt sie ihm –über Spanien, nach Marokko und Griechenland auf einer katastrophal endenden Flucht.

Die introspektive Ballade basiert auf authentischen Erinnerungen. Regisseur Benoit Jacquot erzählt sie als radikale Liebe eines Mädchens, das eher aus der Gesellschaft aussteigt, als ihre Gefühle zu verraten.

Vorarlberg Online (27.4. 2006) informiert:

Wer braucht schon ein Fluchtauto?

Ein Mann, welcher im Bezirk Amstetten heute nachmittag eine Bank überfiel, ist anscheinend nach seinem Coup per Zug nach Oberösterreich geflohen.

Ein Banküberfall hat sich am Donnerstag in St. Valentin (Bezirk Amstetten) ereignet. Nach Angaben der oberösterreichischen Sicherheitsdirektion betrat gegen 14.20 Uhr ein Mann eine Erste Bank mit einer Pistole und forderte Bargeld. Er flüchtete dann mit seiner Beute zum Bahnhof und fuhr nach Linz. Dort war am Nachmittag eine Alarmfahndung im Gange.

Am 1. Mai, 13.15 Uhr zeigt die ARD den Bernhard-Sinkel-Film:

Lina Braake
oder Die Interessen der Bank könen nicht die Interessen sein, die Lina Braake hat
,

in dem es nicht um einen bewaffneten Banküberfall, sondern um einen Bankraub mit den Mitteln der Bank geht.

Länge: 85 Minuten
Spielfilm Deutschland 1974
Musik: Joe Haider
Kamera: Alf Brustellin
Buch und Regie: Bernhard Sinkel
LinaBraake


Nach dem Tod ihres Hausbesitzers muss die 81-jährige Lina Braake aus ihrer Wohnung ausziehen und wird ins Altersheim abgeschoben. Hier verliert sie zunächst jeden Lebensmut, bis sie den 84-jährigen Gustav kennen lernt, einen entmündigten Geschäftsmann, der sich in der Finanzwelt jedoch noch bestens auskennt. Mit ihm zusammen schmiedet Lina einen gewitzten Plan und betrügt jene Bank, die sie um ihre Wohnung brachte, um 20.000 Mark. Mit dem Geld erwirbt sie auf Sardinien ein Bauernhaus und vermacht es einer befreundeten Gastarbeiterfamilie - bei der Lina stets willkommen ist. Als der Betrug auffliegt, wird Lina zurück ins Altersheim verfrachtet, doch die Bank geht leer aus. Und Lina und Gustav schmieden eifrig Reisepläne... "Lina Braake" ist eine mit Verve inszenierte und vorzüglich gespielte Sozialsatire mit Lina Carstens, Fritz Rasp, Herbert Bötticher, Benno Hoffmann und Walter Sedlmayr in einer Gastrolle.
*

Die 81-jährige Lina Braake (Lina Carstens) hat sich stets auf das lebenslange Wohnrecht verlassen, das der Vermieter ihr schriftlich garantiert hat. Doch nach dem Tod des Hausbesitzers gehört der Altbau der Bank, die das Haus abreißen lassen will. Der windige Prokurist Wenzel (Wilfried Klaus) informiert Lina nicht über das Kleingedruckte ihres Mietvertrages, worauf die alte Frau die Wohnung verliert und gegen ihren Willen ins Altersheim abgeschoben wird. Die Einweisung wirkt wie ein Schock auf Lina, die in der ungewohnten Umgebung schnell apathisch wird. Doch der charmante, 84-jährige Gustav Härtlein (Fritz Rasp) schafft es, ihre Lebensgeister wieder zu wecken. Gustav ist ein entmündigter Ex-Geschäftsmann, der sich in der Finanzwelt noch immer bestens auskennt. Mit seiner tatkräftigen Unterstützung heckt Lina einen raffinierten Plan aus und betrügt die Bank, die sie um ihre Wohnung brachte, um 20.000 Mark. Mit dem ergaunerten Geld reist Lina nach Sardinien, um einer befreundeten Gastarbeiterfamilie dort ein Bauernhaus zu kaufen - wofür sie im Gegenzug das Wohnrecht erhält. Zwar kommt die Polizei der Betrügerin bald auf die Spur und bringt sie ins Altersheim zurück, doch dank Gustavs Vorausschau ist der Coup geglückt: Die Bank kann das Geld nicht zurückfordern, da das Haus nach italienischem Recht Linas Freunden gehört. Schmunzelnd sitzen Lina und Gustav in ihren Liegestühlen und schmieden Reisepläne...

Bernhard Sinkels "Lina Braake" war der erste große Publikumserfolg des Neuen Deutschen Films. Die zu Herzen gehende Tragikomödie über die erfolgreiche Rache einer hilflosen alten Dame an einer übermächtigen Institution überzeugt selbst nach über 30 Jahren noch durch liebevolle Detailbeobachtungen und ihre menschliche Grundhaltung. Der Film lebt von den beiden großen deutschen Schauspielern Lina Carstens, die schon 1935 in Douglas Sirks "Das Mädchen vom Moorhof" auftrat, und Fritz Rasp, der bereits 1927 in Fritz Langs "Metropolis" zu sehen war.

Weitere Infos zum Film

Wieder mal ein Polizist, der seinen kriminellen Neigungen Ausdruck verliehen hat. Die Medien berichten genüßlich (Spiegel Online: "Polizeikommissar überfällt Bank") über einen Trierer Polizeikommissar, der offensichtlich zuviele Filme gesehen hatte. Unsereins fragt sich natürlich, was sind das für Kommissare, die sich so leicht schnappen lassen.

Mit der Bemerkung "Verkehrte Welt" berichtet Spiegel Online (26.4. 2006) über einen Fall in Trier:

"Verkehrte Welt: Ein Polizist hat in der Nähe von Trier eine Bank ausgeraubt und sich mit einem fünfstelligen Betrag davongemacht. Sein Fluchtfahrzeug wurde dem Kripobeamten schließlich zum Verhängnis.

Der 52-jährige Oberkommissar hatte eine Volksbankfiliale überfallen und sich dann mit dem Wagen seiner Freundin aus dem Staub gemacht. Die Fahnder hatten das Auto der in Luxemburg lebenden Frau an einer Grillhütte gefunden. Als sie überprüften, wem der Wagen gehört, kamen sie ihrem Kollegen auf die Spur. "


Die Überschrift der Berliner Morgenpost (27.4. 2006) über einen dpa-Bericht ist dann doch etwas überkandidelt:

"Deutschlands dümmster Bankräuber
Kriminaloberkommissar überfällt Kreditinstitut bei Trier - Fluchtwagen gehört Freundin

Trier - Der Kriminaloberkommissar hat es seinen Kollegen wirklich leicht gemacht. Nur einen Tag nach einem Banküberfall in Trierweiler (Kreis Trier-Saarburg) konnte er als mutmaßlicher Täter festgenommen werden. Denn der eigentlich erfahrene Polizist hatte den Kardinalfehler begangen, bei der Bank mit dem Auto seiner Freundin vorzufahren."


Den Finger in die Wunde legt der Staatsanwalt:

"Es gab schon schwierigere Fälle", sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Horst Roos am Mittwoch in Trier. Offenbar habe der Kriminaloberkommissar "keinen Vorteil gehabt, weil er bei der Polizei war" und sich Tag für Tag mit Verbrechen beschäftigte. Gegen den 52jährigen Beamten ist inzwischen Haftbefehl wegen räuberischer Erpressung ergangen.


Und der hier eigentlich interessierende Aspekt ist die Reaktion der Kollegen des Bankräubers:

"Der Fall hat im Polizeipräsidium Trier tiefe Betroffenheit unter den rund 1300 Mitarbeitern ausgelöst. "Wir sind doch ausgebildet im Bekämpfen von Verbrechen, nicht im Verüben von Verbrechen", sagte Präsidiumssprecherin Monika Peters. Niemand habe etwas von den angeblichen Geldproblemen des Kripo-Kollegen gemerkt, die er als Grund für den Banküberfall angegeben hatte. "Vorgestern hätte ich noch für den Kollegen die Hand ins Feuer gelegt", sagte Peters fassungslos.

"Man kann auch unter Polizisten nicht ausschließen, daß das eine oder andere schwarze Schaf darunter ist", sagte Roos. Bundesweit gebe es schließlich etwa 250 000 Polizeibeamte. Den Fall hat inzwischen das Polizeipräsidium der Stadt Koblenz übernommen."


Inwiefern Verbrechen und Verbrechensaufklärung immer sehr nahe beinanderliegen, ist aufgeklärten Menschen ein nicht so unbekannter Zusammenhang. Dass diejenigen, die meinen "die Guten" zu sein, diesen Zusammenhang nicht sehen wollen oder können ist aber auch nicht so überraschend.

 

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