Neverending story. Was wäre dieses Weblog ohne Österreich? Irgendwie ist und bleibt Österreich das Bankraubland schlecht hin. Warum? Wir kommen gar nicht mehr hinterher, alle hier interessierenden Verweise zu vermerken. Als da wären:
1. "ORF-Star" Barbara "Karlich liebt bösen Buben". Sie steht zu ihrem verhinderten Bankräuber Roland Hofbauer: 'Man darf Menschen nicht vorschnell verurteilen'" titelt die erste TV-Zeitung "TV & People und Society" der neuen Tageszeitung "Österreich" (23.3. 2006)
2. Gerät hielt stand - Unbekannte versuchten Bankomat mit Gas zu sprengen
aus: Österreich (23.9. 2006)
Mödling. Ohne Beute mussten unbekannte Täter Freitagnacht, nach einer versuchten Sprengung eines Bankomaten wieder abziehen.
Unbekannte Täter haben in der Nacht auf Samstag, versucht, einen Bankomaten einer Raiffeisen-Filiale Maria Enzersdorf (Bezirk Mödling) mit Gas zu sprengen. Der Coup scheiterte, die Kriminellen zogen ohne Beute ab, berichtete ein Beamter des Landeskriminalamtes Niederösterreich (LKA NÖ). Die Feuerwehr löschte den entstandenen Brand.
Die Täter leiteten Gas in den Bankomat wollten ihn offenbar so in die Luft jagen. Jedoch ließ sich die Tresortüre nach der Detonation nicht öffnen, worauf die Unbekannten flüchteten. Ein Passant bemerkte rund zwei Stunden später den noch immer in Flammen stehenden Bankomaten und alarmierte die Einsatzkräfte.
3. Der Standard (19.9. 2006) ließ vergangenen Dienstag auf der Kommentarseite den Wiener Publizisten und Juristen Peter Warta zum Thema "Der Posträuber und der Bankdirektor. Ein Schlagabtausch zum Thema Reichtum und Recht" zu Wort kommen. Als Blickfang dient ein Photo von Ronald Biggs mit der Bildlegende: "Was hat der legendäre 'trainrobber' Ronald Biggs - hier auf einem Archivbild aus dem Jahr 1997 - mit der Debatte um Helmut Eslners Haftunfähigkeit zu tun?"
Inhaltlich geht es um die Inhaftierung der zentralen Figur des Bawag-Bankenskandals, in dessen Verlauf das Brechtzitat schon häufiger gefallen ist, und in dessen Aufarbeitung auch der Begriff "Bankräuber" immer wieder aufgetaucht ist
Während an dieser Stelle die Sympathien des Peter Warta nicht kritisiert werden sollen, muss sein Informationsstand in Sachen Biggs dann doch kritisch bewertet werden:
"Wichtiger ist aber die Erfahrung aus zahlreichen Kriminalfällen, dass es sich für einen Reichen (noch dazu mit internationalen Verbindungen), dem ein Strafverfahren droht, eher lohnt, sich diesem Verfahren durch Flucht zu entziehen, und dass nur ein Reicher eine solche Flucht auch finanzieren kann. Der legendäre Bankräuber Biggs, der mir übrigens aus nicht zu rechtfertigenden Gründen sympathischer ist als der nicht legendäre Bankdirektor Elsner, lebte mit seiner Beute jahrelang in Südamerika auf großem Fuß und konnte erst verurteilt werden, als ihm das Geld ausgegangen war."
In welcher Weise Ronald Biggs im Exil in Brasilien wirklich lebte, liest man besser bei Dirk Schindelbeck ("Ronnie Biggs Superstar - vom Wert der Öffentlichkeitsarbeit beim Postraub". In: Schönberger, Klaus (Hg.): Vabanque. Bankraub.Theorie.Praxis. Hamburg u.a. 2000, S. 64-77) nach (Ansonsten wird ja auch viel Unfug hierüber verbreitet). Und verurteilt war er schon lange, die Haft konnte erst vollstreckt werden, nachdem er aus diversen Gründen nach Großbritannien zurückkehrte. Wenn's kein Jurist wäre, hätte ich es vielleicht nicht erwähnt ....
1. "ORF-Star" Barbara "Karlich liebt bösen Buben". Sie steht zu ihrem verhinderten Bankräuber Roland Hofbauer: 'Man darf Menschen nicht vorschnell verurteilen'" titelt die erste TV-Zeitung "TV & People und Society" der neuen Tageszeitung "Österreich" (23.3. 2006)
2. Gerät hielt stand - Unbekannte versuchten Bankomat mit Gas zu sprengen
aus: Österreich (23.9. 2006)
Mödling. Ohne Beute mussten unbekannte Täter Freitagnacht, nach einer versuchten Sprengung eines Bankomaten wieder abziehen.
Unbekannte Täter haben in der Nacht auf Samstag, versucht, einen Bankomaten einer Raiffeisen-Filiale Maria Enzersdorf (Bezirk Mödling) mit Gas zu sprengen. Der Coup scheiterte, die Kriminellen zogen ohne Beute ab, berichtete ein Beamter des Landeskriminalamtes Niederösterreich (LKA NÖ). Die Feuerwehr löschte den entstandenen Brand.
Die Täter leiteten Gas in den Bankomat wollten ihn offenbar so in die Luft jagen. Jedoch ließ sich die Tresortüre nach der Detonation nicht öffnen, worauf die Unbekannten flüchteten. Ein Passant bemerkte rund zwei Stunden später den noch immer in Flammen stehenden Bankomaten und alarmierte die Einsatzkräfte.

Inhaltlich geht es um die Inhaftierung der zentralen Figur des Bawag-Bankenskandals, in dessen Verlauf das Brechtzitat schon häufiger gefallen ist, und in dessen Aufarbeitung auch der Begriff "Bankräuber" immer wieder aufgetaucht ist
Während an dieser Stelle die Sympathien des Peter Warta nicht kritisiert werden sollen, muss sein Informationsstand in Sachen Biggs dann doch kritisch bewertet werden:
"Wichtiger ist aber die Erfahrung aus zahlreichen Kriminalfällen, dass es sich für einen Reichen (noch dazu mit internationalen Verbindungen), dem ein Strafverfahren droht, eher lohnt, sich diesem Verfahren durch Flucht zu entziehen, und dass nur ein Reicher eine solche Flucht auch finanzieren kann. Der legendäre Bankräuber Biggs, der mir übrigens aus nicht zu rechtfertigenden Gründen sympathischer ist als der nicht legendäre Bankdirektor Elsner, lebte mit seiner Beute jahrelang in Südamerika auf großem Fuß und konnte erst verurteilt werden, als ihm das Geld ausgegangen war."
In welcher Weise Ronald Biggs im Exil in Brasilien wirklich lebte, liest man besser bei Dirk Schindelbeck ("Ronnie Biggs Superstar - vom Wert der Öffentlichkeitsarbeit beim Postraub". In: Schönberger, Klaus (Hg.): Vabanque. Bankraub.Theorie.Praxis. Hamburg u.a. 2000, S. 64-77) nach (Ansonsten wird ja auch viel Unfug hierüber verbreitet). Und verurteilt war er schon lange, die Haft konnte erst vollstreckt werden, nachdem er aus diversen Gründen nach Großbritannien zurückkehrte. Wenn's kein Jurist wäre, hätte ich es vielleicht nicht erwähnt ....
vabanque - am Samstag, 23. September 2006, 22:09 - Rubrik: Wien 2006
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Im Anschluss an einen bewaffneten Banküberfall in der Wiener Mariahilfer Straße kam ein Fahrradfahrer auf die Idee mit selbigem die Täter zu verfolgen. Daraufhin schossen die flüchtenden Bankräuber auf den Verfolger (Vg. Bericht mit Bild vom Verfolger in ORF.at, 20.9. 2006). So weit so schlecht. Interessant aus Sicht dieses Weblogs zur Volkskunde des Bankraubs sind aber die Diskussionsbeiträge im Anschluss an diesen Bericht. Es gibt insgesamt bereits schon fünf Forumsseiten zu diesem Bericht und es finden sich Befürworter, Kritiker des Verfolgers sowie jede Menge Witzbolde. Man merkt ausserdem, dass in Österreich gerade Wahlkampf ist.
sparkassenkunde - am Freitag, 22. September 2006, 10:52 - Rubrik: Fluchttechniken
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Das im bayrischen Neuburg heiss diskutierte Theo-Berger-Theaterstück hat jetzt eine eigene Homepage ... mit OB-Grußwort:
"Die kriminelle Karriere vom Lausbubenstreich bis zum Banküberfall bruchstückhaft und ohne Heldenepos zu beleuchten hat sich Autor Winfried Frey zur Aufgabe gemacht. Ich bin überzeugt, dass es dem erfahrenen Ensemble gelingt, die spannende Geschichte des „Ausbrecherkönigs aus dem Donaumoos“ richtig zu erzählen – ohne die bei Kritikern befürchtete Glorifizierung. "
"Die kriminelle Karriere vom Lausbubenstreich bis zum Banküberfall bruchstückhaft und ohne Heldenepos zu beleuchten hat sich Autor Winfried Frey zur Aufgabe gemacht. Ich bin überzeugt, dass es dem erfahrenen Ensemble gelingt, die spannende Geschichte des „Ausbrecherkönigs aus dem Donaumoos“ richtig zu erzählen – ohne die bei Kritikern befürchtete Glorifizierung. "
vabanque - am Donnerstag, 21. September 2006, 14:33 - Rubrik: Theater
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Heute abend, Mo, 18.09.2006, sendet ARTE von 22:30 - 00:00 Uhr ( Wiederholungen: 21.09.2006 um 15:45)
eine weitere Dokumentation von Peter Fleischmann über Bernhard Kimmel, den Al Capone aus der Pfalz, der erst im Januar 2004 aus langjähriger Haft entlassen wurde (Kinostart war bereits am 21. Juli 2006).
Der Titel der neuesten Doku lautet ertwas reißerisch:
Mein Freund, der Mörder
Aus der Ankündigung:
Bernhard Kimmel ist bereits Anfang der 60er Jahre als Kopf einer wegen spektakulärer Einbrüche gesuchten Bande deutschlandweit bekannt. Der später auch "Al Capone aus der Pfalz" genannte Kimmel führt die Pfälzer Polizei jahrelang an der Nase herum. Während des Strafprozesses gegen Kimmel stellt die Anklage fest, die Kimmel-Bande habe sich nicht mehr gefragt, wo sie demnächst einbrechen werde, sondern habe regelrecht nach Orten suchen müssen, in denen sie noch nicht eingebrochen sei.Bis zu drei Tresore knackt die Bande bei ihren nächtlichen Raubzügen, während die Bandenmitglieder tagsüber als unbescholtene Bürger ihrer Arbeit nachgehen. Festgenommen wurden sie schliesslich nicht wegen eines Einbruchs, sondern wegen eines Mordes. Ein angetrunkenes Bandenmitglied hat in der Silvesternacht 1960/61 einen Hüttenwart niedergeschossen.1970 trifft der Filmemacher Peter Fleischmann erstmals mit dem aus der Haft entlassenen Kimmel zusammen. Aus den Gesprächen entsteht eine Freundschaft, die auf die Probe gestellt wird, als Kimmel im Dezember 1981 während eines Sparkasseneinbruchs einen Polizisten tötet.Drei Jahre später besucht Fleischmann Kimmel in der Haftanstalt und es scheint fraglich, ob der zu lebenslanger Haft Verurteilte für das Leben nach seiner Haft überhaupt noch genügend Lebenswillen besitzt. Als Bernhard Kimmel 2003 nach 22 Jahren Haft auf Bewährung entlassen wird, führt Fleischmann ein letztes Gespräch mit dem Mann, der die meiste Zeit seines Lebens hinter Gittern verbracht und nach seiner Entlassung die Orientierung verloren hat.Sollte er seinen Verbrechermythos weiter pflegen oder endlich einen Platz im wirklichen Leben suchen? "Mein Freund, der Mörder" ist ein nachdenklicher Film über Schuld, Sühne und Freundschaft.
Land: Deutschland
Jahr: 2006
Regie: Peter Fleischmann
Einig Besprechungen finden sich im Blog von Patrick Gruban, beim NDR,
Peter Fleischmann hatte bereits 1970 unter dem Titel "Al Capone von der Pfalz", einen ersten Dokumentarfilm über Kimmel gedreht.
Der SWR hatte erst im März gleichermaßen eine Kimmel-Doku ausgestrahlt.
eine weitere Dokumentation von Peter Fleischmann über Bernhard Kimmel, den Al Capone aus der Pfalz, der erst im Januar 2004 aus langjähriger Haft entlassen wurde (Kinostart war bereits am 21. Juli 2006).
Der Titel der neuesten Doku lautet ertwas reißerisch:
Mein Freund, der Mörder
Aus der Ankündigung:
Bernhard Kimmel ist bereits Anfang der 60er Jahre als Kopf einer wegen spektakulärer Einbrüche gesuchten Bande deutschlandweit bekannt. Der später auch "Al Capone aus der Pfalz" genannte Kimmel führt die Pfälzer Polizei jahrelang an der Nase herum. Während des Strafprozesses gegen Kimmel stellt die Anklage fest, die Kimmel-Bande habe sich nicht mehr gefragt, wo sie demnächst einbrechen werde, sondern habe regelrecht nach Orten suchen müssen, in denen sie noch nicht eingebrochen sei.Bis zu drei Tresore knackt die Bande bei ihren nächtlichen Raubzügen, während die Bandenmitglieder tagsüber als unbescholtene Bürger ihrer Arbeit nachgehen. Festgenommen wurden sie schliesslich nicht wegen eines Einbruchs, sondern wegen eines Mordes. Ein angetrunkenes Bandenmitglied hat in der Silvesternacht 1960/61 einen Hüttenwart niedergeschossen.1970 trifft der Filmemacher Peter Fleischmann erstmals mit dem aus der Haft entlassenen Kimmel zusammen. Aus den Gesprächen entsteht eine Freundschaft, die auf die Probe gestellt wird, als Kimmel im Dezember 1981 während eines Sparkasseneinbruchs einen Polizisten tötet.Drei Jahre später besucht Fleischmann Kimmel in der Haftanstalt und es scheint fraglich, ob der zu lebenslanger Haft Verurteilte für das Leben nach seiner Haft überhaupt noch genügend Lebenswillen besitzt. Als Bernhard Kimmel 2003 nach 22 Jahren Haft auf Bewährung entlassen wird, führt Fleischmann ein letztes Gespräch mit dem Mann, der die meiste Zeit seines Lebens hinter Gittern verbracht und nach seiner Entlassung die Orientierung verloren hat.Sollte er seinen Verbrechermythos weiter pflegen oder endlich einen Platz im wirklichen Leben suchen? "Mein Freund, der Mörder" ist ein nachdenklicher Film über Schuld, Sühne und Freundschaft.
Land: Deutschland
Jahr: 2006
Regie: Peter Fleischmann
Einig Besprechungen finden sich im Blog von Patrick Gruban, beim NDR,
Peter Fleischmann hatte bereits 1970 unter dem Titel "Al Capone von der Pfalz", einen ersten Dokumentarfilm über Kimmel gedreht.
Der SWR hatte erst im März gleichermaßen eine Kimmel-Doku ausgestrahlt.
vabanque - am Montag, 18. September 2006, 15:36 - Rubrik: Bankraub-Dokus - Themenabende usw.
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Unter dem merkwürdigen Titel "Zwei Banditen" wird heute abend auf 3sat, 22.15 Uhr der Kultklassiker "Butch Cassidy and the Sundance Kid" gezeigt. (Da lief er übrigens vor fast zwei Jahren zuletzt)
by the way, auf der 3sat-Webseite gibt es noch diesen Hinweis:
"Eine Info für Fans des Filmklassikers: 20th Century Fox hat eine reich ausgestattete Box mit zwei DVDs herausgebracht, die unter anderem Kommentare von Regisseur George Roy Hill und des prominenten Drehbuchautors William Goldmann enthält. Außerdem gibt es eine entfallene Szene sowie zwei "Making of"-Dokus und eine Doku über die realen Gangster Butch Cassidy und Sundance Kid. "
by the way, auf der 3sat-Webseite gibt es noch diesen Hinweis:
"Eine Info für Fans des Filmklassikers: 20th Century Fox hat eine reich ausgestattete Box mit zwei DVDs herausgebracht, die unter anderem Kommentare von Regisseur George Roy Hill und des prominenten Drehbuchautors William Goldmann enthält. Außerdem gibt es eine entfallene Szene sowie zwei "Making of"-Dokus und eine Doku über die realen Gangster Butch Cassidy und Sundance Kid. "
contributor - am Freitag, 15. September 2006, 12:20 - Rubrik: Bankraub in Film und Fernsehen
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Sascha Koesch, Fee Magdanz und Robert Stadler lassen uns via SPIEGEL ONLINE 14. August 2006 wissen:
Handy hoch! Bankräuber am Mobiltelefon
Nicht nur aus dem Handgepäck im Flugzeug, auch aus Banken könnten Handys bald dauerhaft verbannt werden: Ein US-Geldinstitut macht den Anfang, um Räubern den Kommunikationsvorteil zu nehmen.
Nachdem britische Sicherheitskräfte letzte Woche eine Anschlagsserie auf Passagierflugzeuge vereiteln konnten, stehen plötzlich Hustensaft, Handys oder MP3- Player im Handgepäck unter Terrorverdacht: Weil die gestoppten Attentäter während des Fluges als harmlose Flüssigkeiten getarnte Komponenten zu Sprengstoff vermischen und diese mittels manipulierten Mobiltelefonen oder iPods zünden wollten.
Handy und Bankräuber: Mobil koordinierte Komplizen?
Handy und Bankräuber: Mobil koordinierte Komplizen?
Und nach den Berichten über entsprechend verschärfte Sicherheitsbestimmungen für Flüge nach Großbritannien, haben wir uns in Gedanken schon einmal darauf eingestellt, künfitg wohl öfter auf unsere Gadgets im Handgepäck zu verzichten - sicher ist sicher.
Handy-Bann in der Bank
Vor diesem Hintergrund wirkt auch eine Sicherheitsmaßnahme der First National Bank in Chicago plötzlich weniger absurd: Laut der "Chicago Tribune" ist die Handy-Nutzung in den lokalen Bankfilalen jetzt genauso untersagt wie etwa das Tragen von Motorradhelmen. Dadurch soll verhindert werden, dass Bankräuber von Komplizen, die vor der Bank Schmiere stehen, rechtzeitig vor der nahenden Polizei gewarnt werden. Aber auch das Ausspähen der Räumlichkeiten mittels Kamera-Handys soll durch den Bann ausgeschlossen werden.
Handy am Räuberohr
Ganz abwegig sind diese Szenarien nicht, wie das Beispiel einer südafrikanischen Bande zeigt: Laut der Zeitung "The Herald" werden Kunden, die sich höhere Bargeldbeträge auszahlen lassen, zunächst unauffällig in der Bank fotografiert und die Bilder dann per MMS an Komplizen auf der Straße gesendet, damit sich die anschließenden Raubüberfälle auch garantiert lohnen.
Mit dem Handy-Bann der First-National werden sich allerdings bewaffnete Kriminelle kaum vom mobilen Telefonieren abhalten lassen, wie etwa die Frau, die im letzten November gleich vier Banken im US-Bundesstaat Virginia überfiel - und dabei permanent telefonierte. Psychologen mutmaßen, dass hinter dem dreist wirkenden Multitasking weniger wirklich dringende Anrufe standen, sondern dass die Frau sich durch die vermeintliche Normalität der Gespräche selbst Mut machen wollte.
Handy hoch! Bankräuber am Mobiltelefon
Nicht nur aus dem Handgepäck im Flugzeug, auch aus Banken könnten Handys bald dauerhaft verbannt werden: Ein US-Geldinstitut macht den Anfang, um Räubern den Kommunikationsvorteil zu nehmen.
Nachdem britische Sicherheitskräfte letzte Woche eine Anschlagsserie auf Passagierflugzeuge vereiteln konnten, stehen plötzlich Hustensaft, Handys oder MP3- Player im Handgepäck unter Terrorverdacht: Weil die gestoppten Attentäter während des Fluges als harmlose Flüssigkeiten getarnte Komponenten zu Sprengstoff vermischen und diese mittels manipulierten Mobiltelefonen oder iPods zünden wollten.
Handy und Bankräuber: Mobil koordinierte Komplizen?
Handy und Bankräuber: Mobil koordinierte Komplizen?
Und nach den Berichten über entsprechend verschärfte Sicherheitsbestimmungen für Flüge nach Großbritannien, haben wir uns in Gedanken schon einmal darauf eingestellt, künfitg wohl öfter auf unsere Gadgets im Handgepäck zu verzichten - sicher ist sicher.
Handy-Bann in der Bank
Vor diesem Hintergrund wirkt auch eine Sicherheitsmaßnahme der First National Bank in Chicago plötzlich weniger absurd: Laut der "Chicago Tribune" ist die Handy-Nutzung in den lokalen Bankfilalen jetzt genauso untersagt wie etwa das Tragen von Motorradhelmen. Dadurch soll verhindert werden, dass Bankräuber von Komplizen, die vor der Bank Schmiere stehen, rechtzeitig vor der nahenden Polizei gewarnt werden. Aber auch das Ausspähen der Räumlichkeiten mittels Kamera-Handys soll durch den Bann ausgeschlossen werden.
Handy am Räuberohr
Ganz abwegig sind diese Szenarien nicht, wie das Beispiel einer südafrikanischen Bande zeigt: Laut der Zeitung "The Herald" werden Kunden, die sich höhere Bargeldbeträge auszahlen lassen, zunächst unauffällig in der Bank fotografiert und die Bilder dann per MMS an Komplizen auf der Straße gesendet, damit sich die anschließenden Raubüberfälle auch garantiert lohnen.
Mit dem Handy-Bann der First-National werden sich allerdings bewaffnete Kriminelle kaum vom mobilen Telefonieren abhalten lassen, wie etwa die Frau, die im letzten November gleich vier Banken im US-Bundesstaat Virginia überfiel - und dabei permanent telefonierte. Psychologen mutmaßen, dass hinter dem dreist wirkenden Multitasking weniger wirklich dringende Anrufe standen, sondern dass die Frau sich durch die vermeintliche Normalität der Gespräche selbst Mut machen wollte.
vabanque - am Donnerstag, 14. September 2006, 09:00 - Rubrik: WerkzeugkastenDesBankraubs
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Werkstatt Geschichte 15 (2006), 42
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Editorial
Während der so genannten Chaostage im August 1995 hatten sich Teilnehmer und Teilnehmerinnen in einem Hannoveraner Supermarkt mit Lebensmitteln versorgt, ohne den Gegenwert der Ware im Geschäft zu hinterlegen. Sie – und delikaterweise auch einige Anwohner, die die Gunst der Stunde nutzten – machten sich dadurch juristisch gesehen des Diebstahls schuldig. Ein Foto des geplünderten Supermarktes mit der Bildunterschrift „bargeldlos einkaufen“ fand in der Folgezeit Verwendung auf verschiedenen Plakaten, die zur Teilnahme an unterschiedlichen linken Veranstaltungen aufriefen. Dieser Slogan warb ursprünglich für
die verstärkte Nutzung von ec- und Kreditkarten. Seine Herauslösung aus dem ehemaligen Bedeutungszusammenhang und seine hier beschriebene Verwendung illustrieren auf ironisch-provokative Weise die Tatsache, dass „Diebstahl“ ebenso wie „Erwerb“ und „Eigentum“ Konzepte sind, die in jeder Gesellschaft verhandelt und definiert werden müssen. Die
gegenwärtigen Auseinandersetzungen um geistiges oder genetisches Eigentum führen ebenfalls vor Augen, dass allgemein gesetzten und gesellschaftlich mehr oder weniger akzeptierten Definitionen Aushandlungsprozesse vorausgehen. Jede Gesellschaft kreiert und kanonisiert nicht nur bestimmte Werte, sondern auch deren Gegenstück, das als deviant angesehene Verhalten.
Verkürzt gesagt, definiert sich eine Gesellschaft daher also auch
darüber, wen sie als Dieb betrachtet und behandelt. Die
gesellschaftliche Konstruktion von Diebstahl ist Gegenstand ständiger sozialer Aushandlungsprozesse. Sie unterliegt einerseits historischem Wandel. Andererseits können aber auch miteinander konkurrierende Konzepte zeitgleich nebeneinander existieren, wie es das eingangs erwähnte Beispiel zum Ausdruck bringt. Die Untersuchung eines zu einem bestimmten Zeitpunkt von einer spezifischen Gesellschaft als deviant definierten Verhaltens kann daher Einblicke in diese Gesellschaft gewähren, konkurrierende Ordnungsentwürfe erkennbar machen und ggf. Konfliktlinien und Veränderungen aufzeigen.
Mit eben dieser Thematik befassen sich die in diesem Heft
zusammengestellten Beiträge. Sie setzen sich mit der sozialen Praxis von Diebstahl auseinander, in der sich Konstruktion und Selbstdeutung der Akteure begegnen. Dabei wird u. a. gefragt, welches Bild von „Dieben“ hergestellt und tradiert wurde. Wie ging man mit ihnen um? Oder anders herum gefragt: Wer waren die Diebe eigentlich? Was und warum stahlen sie? Welchen Einfluss hatten drohende und verhängte Strafmaßnahmen auf ihr Verhalten? Und welchen Einfluss hatten die Diebstähle auf Veränderungen in der Gesetzgebung und damit auf das Rechtsverständnis, das sich die Gesellschaft geben wollte?
Andrea Griesebner untersucht Diebstahlsprozesse, die im Laufe des 18. Jahrhunderts vor dem im heutigen Niederösterreich gelegenen Landgericht Perchtoldsdorf verhandelt wurden. Als Ausgangspunkt ihrer quellennahen Rekonstruktion von Strafnorm und Gerichtspraxis wählt sie die Frage nach den Kontexten des Diebstahls: Wie kamen die Diebstahlsfälle vor Gericht,
was haben die Männer, Frauen und Kinder gestohlen und wie wurde die landgerichtliche Verurteilung durch die Mitglieder des Gerichts
legitimiert? Als eines der wichtigsten Ergebnisse zeigt sich hier, dass die ortsfremden Diebe und Diebinnen mit größerer Wahrscheinlichkeit und mit härteren Strafen verurteilt wurden als die einheimischen.
Auch Rebekka Habermas widmet sich den kleinen und alltäglichen
Diebstahlsdelikten. Sie verknüpft die gerichtliche Verhandlung des
Diebstahls mit der Entstehung des modernen Rechtsstaates und macht damit die Verschränkung von Kriminalitäts- und Rechts-, Erfahrungs- und Diskursgeschichte deutlich. Am Beispiel des ländlichen Kurhessens stellt sie die im 19. Jahrhundert in großem Umfang aktenkundig gewordenen Eigentumsdelikte zum einen mit der Entstehung einer neuen Eigentumsordnung, zum anderen mit sich verändernden Ehrvorstellungen in Zusammenhang.
Den Sprung ins 20. Jahrhundert vollzieht Paul Lerner. Mit dem Zeitalter des Massenkonsums und dem Aufkommen moderner Warenhäuser entsteht auch eine neue Form des Diebstahls: die Kleptomanie. Hier sind es nicht die Unterschichten, die sich fremdes Eigentum aneignen, sondern Angehörige der Oberschicht, die durch das Stehlen mehr oder weniger bedeutsamer
Dinge die Gesellschaft irritieren. Die zeitgenössische Medizin sah in
erster Linie Frauen von der Kleptomanie bedroht. Während bislang eher geschlechtergeschichtliche Fragen im Vordergrund standen, wagt Paul Lerner eine neue Verknüpfung von Diebstahl mit Massenkonsum, Psychologie und Antisemitismus. Sein Hauptaugenmerk legt er auf die Zeit des Kaiserreichs und der Weimarer Republik.
Eine Zeit des Umbruchs und der Ungewissheit nimmt Stefan Mörchen in den Blick. Am Beispiel Bremens untersucht er die komplexen Vorgänge in der Zeit des Schwarzmarkt-Handels in den Jahren nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Obgleich sich die bürgerlichen Eigentumsvorstellungen in breiten Bevölkerungsschichten auflösten, wurde das Problem des Diebstahls weiterhin bestimmten sozialen Gruppen zugeschrieben und so aus der Mitte der Gesellschaft herausgedrängt. Mörchen beobachtet aber nicht nur die Kontinuität von stereotypen Zuschreibungen in der Bevölkerung, sondern weist diese auch in der kriminalistischen Theorie jener Jahre nach.
(....)
Silvan Niedermeier berichtet schließlich über die Ergebnisse der
Hamburger Tagung „Gewalt, Ordnung und Staatlichkeit“ (März 2006), die eine interdisziplinäre Annäherung an das sich wandelnde Verhältnis von Gewalt und Staatlichkeit anstrebte. Thematisiert wurden die Anwendung innerstaatlicher Gewalt und die unterschiedlichen Gewalthandlungen Krieg führender Akteure, aber auch aktuelle Fragen nach den Rechtfertigungen von Folter und Todesstrafe. Ein zentrales Interesse der Tagung war die stärkere Berücksichtigung des Rückwirkens von Gewalt auf die staatliche
Ordnung.
(...)
Die Redaktion
Editorial S. 3
Thementeil
Andrea Griesebner: S. 5
Verbannung statt Todesstrafe? Diebstahlsprozesse aus dem Erzherzogtum Österreich unter der Enns im 18. Jahrhundert
Rebekka Habermas: S. 25
Eigentum vor Gericht. Die Entstehung des modernen Rechtsstaates aus dem Diebstahl?
Paul Lerner: S. 45
Consuming Pathologies: Kleptomania, Magazinitis, and the Problem of Female Consumption in Wilhelmine and Weimar Germany
Stefan Mörchen: S. 57
„Echte Kriminelle“ und „zeitbedingte Rechtsbrecher“: Schwarzer Markt und Konstruktionen des Kriminellen in der Nachkriegszeit
Werkstatt
Sandra Maß: S. 77
„Eine Art sublimierter Tarzan“ – Deutsche Entwicklungshilfe als
Menschentechnik in den 1960er Jahren
Bericht
Silvan Niedermeier: S. 91
Gewalt, Ordnung und Staatlichkeit. Eine Tagung im Hamburger Warburghaus
(30.3.-1.4.2006)
Expokritik
Joachim Baur: S. 97
Ein Migrationsmuseum der anderen Art. Das Deutsche Auswandererhaus in Bremerhaven
Rezensionen S. 105
Annotationen S. 121
Abstracts S. 123
AutorInnen S. 126
------------------------------------------------------------------------
WerkstattGeschichte. Essen: Klartext Verlag. ISBN 3-89861-669-X; ISSN 0933-5706, 0942-704X
WerkstattGeschichte
c/o Klartext Verlag
Heßlerstraße 37
45329 Essen
Tel. 0201 86 206 13
Fax 0201 86 206 66
Homepage im Klartext-Verlag
------------------------------------------------------------------------
Editorial
Während der so genannten Chaostage im August 1995 hatten sich Teilnehmer und Teilnehmerinnen in einem Hannoveraner Supermarkt mit Lebensmitteln versorgt, ohne den Gegenwert der Ware im Geschäft zu hinterlegen. Sie – und delikaterweise auch einige Anwohner, die die Gunst der Stunde nutzten – machten sich dadurch juristisch gesehen des Diebstahls schuldig. Ein Foto des geplünderten Supermarktes mit der Bildunterschrift „bargeldlos einkaufen“ fand in der Folgezeit Verwendung auf verschiedenen Plakaten, die zur Teilnahme an unterschiedlichen linken Veranstaltungen aufriefen. Dieser Slogan warb ursprünglich für
die verstärkte Nutzung von ec- und Kreditkarten. Seine Herauslösung aus dem ehemaligen Bedeutungszusammenhang und seine hier beschriebene Verwendung illustrieren auf ironisch-provokative Weise die Tatsache, dass „Diebstahl“ ebenso wie „Erwerb“ und „Eigentum“ Konzepte sind, die in jeder Gesellschaft verhandelt und definiert werden müssen. Die
gegenwärtigen Auseinandersetzungen um geistiges oder genetisches Eigentum führen ebenfalls vor Augen, dass allgemein gesetzten und gesellschaftlich mehr oder weniger akzeptierten Definitionen Aushandlungsprozesse vorausgehen. Jede Gesellschaft kreiert und kanonisiert nicht nur bestimmte Werte, sondern auch deren Gegenstück, das als deviant angesehene Verhalten.
Verkürzt gesagt, definiert sich eine Gesellschaft daher also auch
darüber, wen sie als Dieb betrachtet und behandelt. Die
gesellschaftliche Konstruktion von Diebstahl ist Gegenstand ständiger sozialer Aushandlungsprozesse. Sie unterliegt einerseits historischem Wandel. Andererseits können aber auch miteinander konkurrierende Konzepte zeitgleich nebeneinander existieren, wie es das eingangs erwähnte Beispiel zum Ausdruck bringt. Die Untersuchung eines zu einem bestimmten Zeitpunkt von einer spezifischen Gesellschaft als deviant definierten Verhaltens kann daher Einblicke in diese Gesellschaft gewähren, konkurrierende Ordnungsentwürfe erkennbar machen und ggf. Konfliktlinien und Veränderungen aufzeigen.
Mit eben dieser Thematik befassen sich die in diesem Heft
zusammengestellten Beiträge. Sie setzen sich mit der sozialen Praxis von Diebstahl auseinander, in der sich Konstruktion und Selbstdeutung der Akteure begegnen. Dabei wird u. a. gefragt, welches Bild von „Dieben“ hergestellt und tradiert wurde. Wie ging man mit ihnen um? Oder anders herum gefragt: Wer waren die Diebe eigentlich? Was und warum stahlen sie? Welchen Einfluss hatten drohende und verhängte Strafmaßnahmen auf ihr Verhalten? Und welchen Einfluss hatten die Diebstähle auf Veränderungen in der Gesetzgebung und damit auf das Rechtsverständnis, das sich die Gesellschaft geben wollte?
Andrea Griesebner untersucht Diebstahlsprozesse, die im Laufe des 18. Jahrhunderts vor dem im heutigen Niederösterreich gelegenen Landgericht Perchtoldsdorf verhandelt wurden. Als Ausgangspunkt ihrer quellennahen Rekonstruktion von Strafnorm und Gerichtspraxis wählt sie die Frage nach den Kontexten des Diebstahls: Wie kamen die Diebstahlsfälle vor Gericht,
was haben die Männer, Frauen und Kinder gestohlen und wie wurde die landgerichtliche Verurteilung durch die Mitglieder des Gerichts
legitimiert? Als eines der wichtigsten Ergebnisse zeigt sich hier, dass die ortsfremden Diebe und Diebinnen mit größerer Wahrscheinlichkeit und mit härteren Strafen verurteilt wurden als die einheimischen.
Auch Rebekka Habermas widmet sich den kleinen und alltäglichen
Diebstahlsdelikten. Sie verknüpft die gerichtliche Verhandlung des
Diebstahls mit der Entstehung des modernen Rechtsstaates und macht damit die Verschränkung von Kriminalitäts- und Rechts-, Erfahrungs- und Diskursgeschichte deutlich. Am Beispiel des ländlichen Kurhessens stellt sie die im 19. Jahrhundert in großem Umfang aktenkundig gewordenen Eigentumsdelikte zum einen mit der Entstehung einer neuen Eigentumsordnung, zum anderen mit sich verändernden Ehrvorstellungen in Zusammenhang.
Den Sprung ins 20. Jahrhundert vollzieht Paul Lerner. Mit dem Zeitalter des Massenkonsums und dem Aufkommen moderner Warenhäuser entsteht auch eine neue Form des Diebstahls: die Kleptomanie. Hier sind es nicht die Unterschichten, die sich fremdes Eigentum aneignen, sondern Angehörige der Oberschicht, die durch das Stehlen mehr oder weniger bedeutsamer
Dinge die Gesellschaft irritieren. Die zeitgenössische Medizin sah in
erster Linie Frauen von der Kleptomanie bedroht. Während bislang eher geschlechtergeschichtliche Fragen im Vordergrund standen, wagt Paul Lerner eine neue Verknüpfung von Diebstahl mit Massenkonsum, Psychologie und Antisemitismus. Sein Hauptaugenmerk legt er auf die Zeit des Kaiserreichs und der Weimarer Republik.
Eine Zeit des Umbruchs und der Ungewissheit nimmt Stefan Mörchen in den Blick. Am Beispiel Bremens untersucht er die komplexen Vorgänge in der Zeit des Schwarzmarkt-Handels in den Jahren nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Obgleich sich die bürgerlichen Eigentumsvorstellungen in breiten Bevölkerungsschichten auflösten, wurde das Problem des Diebstahls weiterhin bestimmten sozialen Gruppen zugeschrieben und so aus der Mitte der Gesellschaft herausgedrängt. Mörchen beobachtet aber nicht nur die Kontinuität von stereotypen Zuschreibungen in der Bevölkerung, sondern weist diese auch in der kriminalistischen Theorie jener Jahre nach.
(....)
Silvan Niedermeier berichtet schließlich über die Ergebnisse der
Hamburger Tagung „Gewalt, Ordnung und Staatlichkeit“ (März 2006), die eine interdisziplinäre Annäherung an das sich wandelnde Verhältnis von Gewalt und Staatlichkeit anstrebte. Thematisiert wurden die Anwendung innerstaatlicher Gewalt und die unterschiedlichen Gewalthandlungen Krieg führender Akteure, aber auch aktuelle Fragen nach den Rechtfertigungen von Folter und Todesstrafe. Ein zentrales Interesse der Tagung war die stärkere Berücksichtigung des Rückwirkens von Gewalt auf die staatliche
Ordnung.
(...)
Die Redaktion
Editorial S. 3
Thementeil
Andrea Griesebner: S. 5
Verbannung statt Todesstrafe? Diebstahlsprozesse aus dem Erzherzogtum Österreich unter der Enns im 18. Jahrhundert
Rebekka Habermas: S. 25
Eigentum vor Gericht. Die Entstehung des modernen Rechtsstaates aus dem Diebstahl?
Paul Lerner: S. 45
Consuming Pathologies: Kleptomania, Magazinitis, and the Problem of Female Consumption in Wilhelmine and Weimar Germany
Stefan Mörchen: S. 57
„Echte Kriminelle“ und „zeitbedingte Rechtsbrecher“: Schwarzer Markt und Konstruktionen des Kriminellen in der Nachkriegszeit
Werkstatt
Sandra Maß: S. 77
„Eine Art sublimierter Tarzan“ – Deutsche Entwicklungshilfe als
Menschentechnik in den 1960er Jahren
Bericht
Silvan Niedermeier: S. 91
Gewalt, Ordnung und Staatlichkeit. Eine Tagung im Hamburger Warburghaus
(30.3.-1.4.2006)
Expokritik
Joachim Baur: S. 97
Ein Migrationsmuseum der anderen Art. Das Deutsche Auswandererhaus in Bremerhaven
Rezensionen S. 105
Annotationen S. 121
Abstracts S. 123
AutorInnen S. 126
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WerkstattGeschichte. Essen: Klartext Verlag. ISBN 3-89861-669-X; ISSN 0933-5706, 0942-704X
WerkstattGeschichte
c/o Klartext Verlag
Heßlerstraße 37
45329 Essen
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vabanque - am Mittwoch, 13. September 2006, 09:05 - Rubrik: Kriminalitaetsgeschichte allgemein
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Tja, manchmal sind Fiktion und Wirklichkeit nicht wirklich gut auseinanderzuhalten.
Die ARD (30.8. 2006) berichtet - mal wieder unter Berufung auf den ollen Brechtspruch:
"Virtuelles Verbrechen zahlt sich aus"
"Was ist schon das Ausrauben einer Bank gegen das Gründen einer Bank? Diese Frage von Bertolt Brecht hat sich ein Online-Spieler namens Cally wohl zu Herzen genommen - und gleich beides gemacht::
Frankfurt - Berlin - Im Rollenspiel Eve eröffnete Cally die Intergalaktische Bank. Dort konnten seine Mitspieler Konten für die spielinterne Währung ISK (Interstellare Kredite) eröffnen und Zinsen verdienen, so zumindest die Werbung.
Doch als nun Spieler ihre Gewinne abheben wollten, mussten sie feststellen, dass das intergalaktische Kreditinstitut über Nacht verschwunden war - und mit ihm rund 790 Milliarden hart verdiente ISKs.
Bankraub verstößt nicht gegen Lizenz
Die Geschädigten überlegen nun, wie sie ihr Geld zurückholen können. Ihre Chancen stehen jedoch schlecht: Eine intergalaktische Bankenaufsicht gibt es auch bei Eve nicht, das einzig gültige Gesetzwerk der Online-Welt, die Lizenzbestimmungen des Spiels, sind in Bezug auf Bankraub nicht sehr spezifisch.
Das weiss auch Cally. Und so streift der dreiste Bankräuber weiterhin schamlos in der virtuellen Welt von Eve und genießt seinen zu Unrecht erworbenen Wohlstand. Doch nicht nur das: In einem eigens produzierten Video verspottete er die Opfer seines Betrugs noch. Immerhin war er realistisch genug, einen Teil seiner Beute in ein Waffenarsenal anzulegen, um sich im Cyberspace gegen Angreifer verteidigen zu können.
Vielleicht gibt es aber doch noch einen Weg Cally beizukommen. ISKs werden in der wirklichen Welt auch gegen reales Geld eingetauscht.
790 Milliarden ISK sind beim Online-Auktionshaus Ebay und auf Börsen für virtuelle Währungen - ja, die gibt es - durchaus schon eine sechsstellige Euro-Summe in Euro wert. Vielleicht interessiert sich ja Callys reales Finanzamt für dessen neuerworbenen Reichtum.
Die ARD (30.8. 2006) berichtet - mal wieder unter Berufung auf den ollen Brechtspruch:
"Virtuelles Verbrechen zahlt sich aus"
"Was ist schon das Ausrauben einer Bank gegen das Gründen einer Bank? Diese Frage von Bertolt Brecht hat sich ein Online-Spieler namens Cally wohl zu Herzen genommen - und gleich beides gemacht::
Frankfurt - Berlin - Im Rollenspiel Eve eröffnete Cally die Intergalaktische Bank. Dort konnten seine Mitspieler Konten für die spielinterne Währung ISK (Interstellare Kredite) eröffnen und Zinsen verdienen, so zumindest die Werbung.
Doch als nun Spieler ihre Gewinne abheben wollten, mussten sie feststellen, dass das intergalaktische Kreditinstitut über Nacht verschwunden war - und mit ihm rund 790 Milliarden hart verdiente ISKs.
Bankraub verstößt nicht gegen Lizenz
Die Geschädigten überlegen nun, wie sie ihr Geld zurückholen können. Ihre Chancen stehen jedoch schlecht: Eine intergalaktische Bankenaufsicht gibt es auch bei Eve nicht, das einzig gültige Gesetzwerk der Online-Welt, die Lizenzbestimmungen des Spiels, sind in Bezug auf Bankraub nicht sehr spezifisch.
Das weiss auch Cally. Und so streift der dreiste Bankräuber weiterhin schamlos in der virtuellen Welt von Eve und genießt seinen zu Unrecht erworbenen Wohlstand. Doch nicht nur das: In einem eigens produzierten Video verspottete er die Opfer seines Betrugs noch. Immerhin war er realistisch genug, einen Teil seiner Beute in ein Waffenarsenal anzulegen, um sich im Cyberspace gegen Angreifer verteidigen zu können.
Vielleicht gibt es aber doch noch einen Weg Cally beizukommen. ISKs werden in der wirklichen Welt auch gegen reales Geld eingetauscht.
790 Milliarden ISK sind beim Online-Auktionshaus Ebay und auf Börsen für virtuelle Währungen - ja, die gibt es - durchaus schon eine sechsstellige Euro-Summe in Euro wert. Vielleicht interessiert sich ja Callys reales Finanzamt für dessen neuerworbenen Reichtum.
vabanque - am Dienstag, 12. September 2006, 15:05 - Rubrik: Bankraub-Trends
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Laut Donaukurier (04.09.2006) ist in Neuburg eine Debatte um eine Stadttheater-Inszenierung entbrannt, die das Psychogramm des hier bereits bekannten "Al Capone aus dem Donaumoos" zeichnen soll. Die Premiere ist für den 27. Oktober vorgesehen:

"Die Freiheit der Kunst"
"Bruchstücke" schon im Vorfeld der Aufführung umstritten
Donaukurier
Neuburg (DK) Noch sind die Vorhänge im Stadttheater geschlossen, schon wird heftig über das Theaterstück um Theo Berger debattiert. Im Stadtrat fand die geplante Aufführung des Psychogramms "Bruchstücke" des im November 2003 verstorbenen Al Capone aus dem Donaumoos keineswegs ungeteilte Zustimmung. Oberbürgermeister Bernhard Gmehling war gegen die Realisierung des Projekts, weil er den konkreten Inhalt nicht kannte und in Sorge war, die Gefühle noch lebender Angehöriger Bergers könnten verletzt werden. Die Tochter des Ausbrecherkönigs wurde jedoch von Hauptdarsteller Winfried Frey informiert und zeigte sich mit der Inszenierung einverstanden. Gmehling ist zwar sicher, dass das Stück gut beim Publikum ankommen wird, hofft aber auch, dass es nicht zu glorifizierend wird. Einige Stadträte stellten sich im Kulturausschuss auf die Seite des OB. Insgesamt wird die Inszenierung mit Spannung erwartet. Das Publikumsinteresse dürfte groß sein, zumal viele Zeitgenossen aus dem Landkreis Neuburg-Schrobenhausen Theo Berger persönlich begegnet sind und sich Legenden und Erzählungen um den gebürtigen Ludwigsmooser ranken.
Liebe ist kein Zufall
Oberbürgermeister Bernhard Gmehling war gegen die Realisierung des Projekts, weil er den konkreten Inhalt nicht kannte und in Sorge war, die Gefühle noch lebender Angehöriger Bergers könnten verletzt werden. Die Tochter des Ausbrecherkönigs wurde jedoch von Hauptdarsteller Winfried Frey informiert und zeigte sich mit der Inszenierung einverstanden. Gmehling ist zwar sicher, dass das Stück gut beim Publikum ankommen wird, hofft aber auch, dass es nicht zu glorifizierend wird. Einige Stadträte stellten sich im Kulturausschuss auf die Seite des OB. Insgesamt wird die Inszenierung mit Spannung erwartet. Das Publikumsinteresse dürfte groß sein, zumal viele Zeitgenossen aus dem Landkreis Neuburg-Schrobenhausen Theo Berger persönlich begegnet sind und sich Legenden und Erzählungen um den gebürtigen Ludwigsmooser ranken.
Bürgermeister Heinz Enghuber hält nichts von übertriebener Skepsis: "Ich glaube, dass wir es uns zutrauen können, so ein Stück aus jüngerer Zeit aufzuarbeiten. Man sollte positiv damit umgehen." Stadtrat Klaus Eisenhofer, eines der Überfallopfer Theo Bergers, mochte zu der ganzen Thematik nichts sagen, spricht sich aber grundsätzlich gegen das Stück aus, "weil der Mann damit verherrlicht wird".
Eine Heroisierung Bergers befürchtet auch der CSU-Fraktionsvorsitzende Fritz Goschenhofer . "Ich habe meine Probleme damit und bin dagegen. Gerade jungen Leuten wird signalisiert, dass man kriminell sein kann und dann wird einem noch ein Theaterstück gewidmet." Kritik von Goschenhofer gibt es auch an Kulturreferent Walter Friemel . Der hätte seiner Ansicht nach den Stadtrat früher von der geplanten Inszenierung informieren sollen. Das war nach Friemels Worten nicht möglich, nachdem er nur gewusst habe, dass ein solches Stück in Arbeit ist. Darüber hinaus ist der Kulturreferent aber der Überzeugung, "dass sich unsere Gesellschaft solchen Themen stellen und damit fertig werden muss". Die kontroverse Diskussion im Vorfeld em-pfindet Friemel als durchaus positiv. Nicht zuletzt dürfte sie für ein volles Haus an den neun Spieltagen im Oktober und November sorgen.
Gelassen betrachtet SPD-Fraktionsvorsitzender Horst Betscher die Sache. "Ich will der Verherrlichung der Person Berger und ihres Tuns nicht das Wort reden, aber für mich ist die Freiheit der Kunst ein ganz hohes und wertvolles Gut. Man kann eine Theateraufführung nicht schon vorher geißeln."
" Hundertprozentig glücklich bin ich nicht. Aber ich bin gespannt, was da rauskommt", sagt Klaus Babel , Vorsitzender der Freie-Wähler-Fraktion. Er rechnet damit, dass die Aufführung wegen des Loakalkolorits auf großes Interesse beim Publikum stoßen wird.
Wenn Theo Berger, wie von Kulturamtsleiter Dieter Distl versichert, nicht heroisiert wird, hat Theo Walter (Grüne) nichts gegen die Darstellung. Er sieht darin eine Dokumentation von Zeitgeschichte., Auch Theo Walter ist von den Umtrieben der ehemaligen Bergerbande betroffen. Als zehnjähriger Knabe musste der Rechtsanwalt miterleben, wie ein Kumpan Bergers seinen Vater anschoss. Es war kein versuchter Mord, vielmehr wollte der Täter dem Beamten auf der Münchener Straße aus reinem Übermut den Hut vom Kopf schießen. Das lederne Hutband fing einen Teil der Energie auf, dennoch blieb die Kugel im Kopf des Angeschossenen stecken und verletzte Walter sen. schwer.
Insgesamt sind neun Aufführungen vorgesehen.
Die Debatte ist inzwischen voll entbrannt.

"Die Freiheit der Kunst"
"Bruchstücke" schon im Vorfeld der Aufführung umstritten
Donaukurier
Neuburg (DK) Noch sind die Vorhänge im Stadttheater geschlossen, schon wird heftig über das Theaterstück um Theo Berger debattiert. Im Stadtrat fand die geplante Aufführung des Psychogramms "Bruchstücke" des im November 2003 verstorbenen Al Capone aus dem Donaumoos keineswegs ungeteilte Zustimmung. Oberbürgermeister Bernhard Gmehling war gegen die Realisierung des Projekts, weil er den konkreten Inhalt nicht kannte und in Sorge war, die Gefühle noch lebender Angehöriger Bergers könnten verletzt werden. Die Tochter des Ausbrecherkönigs wurde jedoch von Hauptdarsteller Winfried Frey informiert und zeigte sich mit der Inszenierung einverstanden. Gmehling ist zwar sicher, dass das Stück gut beim Publikum ankommen wird, hofft aber auch, dass es nicht zu glorifizierend wird. Einige Stadträte stellten sich im Kulturausschuss auf die Seite des OB. Insgesamt wird die Inszenierung mit Spannung erwartet. Das Publikumsinteresse dürfte groß sein, zumal viele Zeitgenossen aus dem Landkreis Neuburg-Schrobenhausen Theo Berger persönlich begegnet sind und sich Legenden und Erzählungen um den gebürtigen Ludwigsmooser ranken.
Liebe ist kein Zufall
Oberbürgermeister Bernhard Gmehling war gegen die Realisierung des Projekts, weil er den konkreten Inhalt nicht kannte und in Sorge war, die Gefühle noch lebender Angehöriger Bergers könnten verletzt werden. Die Tochter des Ausbrecherkönigs wurde jedoch von Hauptdarsteller Winfried Frey informiert und zeigte sich mit der Inszenierung einverstanden. Gmehling ist zwar sicher, dass das Stück gut beim Publikum ankommen wird, hofft aber auch, dass es nicht zu glorifizierend wird. Einige Stadträte stellten sich im Kulturausschuss auf die Seite des OB. Insgesamt wird die Inszenierung mit Spannung erwartet. Das Publikumsinteresse dürfte groß sein, zumal viele Zeitgenossen aus dem Landkreis Neuburg-Schrobenhausen Theo Berger persönlich begegnet sind und sich Legenden und Erzählungen um den gebürtigen Ludwigsmooser ranken.
Bürgermeister Heinz Enghuber hält nichts von übertriebener Skepsis: "Ich glaube, dass wir es uns zutrauen können, so ein Stück aus jüngerer Zeit aufzuarbeiten. Man sollte positiv damit umgehen." Stadtrat Klaus Eisenhofer, eines der Überfallopfer Theo Bergers, mochte zu der ganzen Thematik nichts sagen, spricht sich aber grundsätzlich gegen das Stück aus, "weil der Mann damit verherrlicht wird".
Eine Heroisierung Bergers befürchtet auch der CSU-Fraktionsvorsitzende Fritz Goschenhofer . "Ich habe meine Probleme damit und bin dagegen. Gerade jungen Leuten wird signalisiert, dass man kriminell sein kann und dann wird einem noch ein Theaterstück gewidmet." Kritik von Goschenhofer gibt es auch an Kulturreferent Walter Friemel . Der hätte seiner Ansicht nach den Stadtrat früher von der geplanten Inszenierung informieren sollen. Das war nach Friemels Worten nicht möglich, nachdem er nur gewusst habe, dass ein solches Stück in Arbeit ist. Darüber hinaus ist der Kulturreferent aber der Überzeugung, "dass sich unsere Gesellschaft solchen Themen stellen und damit fertig werden muss". Die kontroverse Diskussion im Vorfeld em-pfindet Friemel als durchaus positiv. Nicht zuletzt dürfte sie für ein volles Haus an den neun Spieltagen im Oktober und November sorgen.
Gelassen betrachtet SPD-Fraktionsvorsitzender Horst Betscher die Sache. "Ich will der Verherrlichung der Person Berger und ihres Tuns nicht das Wort reden, aber für mich ist die Freiheit der Kunst ein ganz hohes und wertvolles Gut. Man kann eine Theateraufführung nicht schon vorher geißeln."
" Hundertprozentig glücklich bin ich nicht. Aber ich bin gespannt, was da rauskommt", sagt Klaus Babel , Vorsitzender der Freie-Wähler-Fraktion. Er rechnet damit, dass die Aufführung wegen des Loakalkolorits auf großes Interesse beim Publikum stoßen wird.
Wenn Theo Berger, wie von Kulturamtsleiter Dieter Distl versichert, nicht heroisiert wird, hat Theo Walter (Grüne) nichts gegen die Darstellung. Er sieht darin eine Dokumentation von Zeitgeschichte., Auch Theo Walter ist von den Umtrieben der ehemaligen Bergerbande betroffen. Als zehnjähriger Knabe musste der Rechtsanwalt miterleben, wie ein Kumpan Bergers seinen Vater anschoss. Es war kein versuchter Mord, vielmehr wollte der Täter dem Beamten auf der Münchener Straße aus reinem Übermut den Hut vom Kopf schießen. Das lederne Hutband fing einen Teil der Energie auf, dennoch blieb die Kugel im Kopf des Angeschossenen stecken und verletzte Walter sen. schwer.
Insgesamt sind neun Aufführungen vorgesehen.
Die Debatte ist inzwischen voll entbrannt.
contributor - am Montag, 11. September 2006, 20:23 - Rubrik: Theater
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Konf: Kriminalitätsgeschichte im Wandel. Interdisziplinäre
Perspektiven von der Frühneuzeit zur Moderne - Göttingen
02.11.2006-04.11.2006, Eden-Hotel, Rheinhäuser Landstraße 22a
Organisation: Prof. Dr. Rebekka Habermas/Prof. Dr. Gerd Schwerhoff, Göttingen
Kriminalitätsgeschichte hat Konjunktur. Angeregt durch französische und angelsächsische Forschungen zur Kriminalitätsgeschichte kam es auch in der bundesrepublikanischen Ge-schichtswissenschaft ab den 1980er Jahren zu einem verstärkten Interesse an kriminalitätsgeschichtlichen Fragestellungen, welche sich gegenüber der Rechtsgeschichte durch eine dezidiert sozial- und kulturgeschichtliche Perspektive auszeichneten. Inzwischen hat sich die Kriminalitätsgeschichte als eigenes Forschungsfeld arrondiert, wobei dieses zunächst als klas-sische Domäne der Frühneuzeitforschung galt. Erst in jüngster Zeit nimmt die Zahl einschlägiger Arbeiten zum 19. und frühen 20. Jahrhundert sprunghaft zu. Dieses Ungleichgewicht zugunsten der frühneuzeitlichen Kriminalitätsgeschichte geht einher mit unterschiedlichen Schwerpunkten in Fragestellung, Methoden und genutzten Quellen.
Ausgehend von diesem Hintergrund möchte die Tagung die frühneuzeitliche mit der Kriminalitätsgeschichtsforschung des 19. Jahrhunderts erstmals zusammenbinden, um zum einen die impliziten Grundannahmen, die über die jeweils andere Epoche bestehen, explizit zu machen und zu überprüfen.
Zum anderen soll es darum gehen, die Dialogfähigkeit zu erweitern, d.h. Optionen zum gegenseitigen Lernen, insbesondere hinsichtlich
theoretischer und methodischer Prämissen, zu eröffnen. Bis dato werden nämlich beide Epochen strikt getrennt betrach-tet, was nicht nur zur unüberprüften Fortschreibung etwa Foucaultscher Perspektiven führt, sondern auch die Vorstellungen der klassischen Rechtsgeschichte über die Entstehung des modernen Rechtsstaats unhinterfragt lässt.
Eine weitere Ungleichzeitigkeit der Forschungsgeschichte (und ein
zweiter Ausgangspunkt der Tagung) wurzelt in der unterschiedlichkeit der jeweiligen Disziplinen. So sind es nicht nur die Geschichtswissenschaft, nicht nur die Rechtsgeschichte, die sich mit Kriminalität be-schäftigen, sondern auch, um nur einige zu nennen, die Literaturwissenschaft, die Kriminologie, die Kunst-, bzw. spezieller, Fotogeschichte wie auch die Kultur- und Sozialanthropologie. Diese auf der Tagung zusammenzuführen und für eine historische Analyse von Kriminalität fruchtbar zu machen bzw. die dabei neu entstehenden Fragen und Probleme zu diskutieren, markiert ein zweites wichtiges Ziel der Tagung.
Tagungsbeitrag: 10 EUR
Gefördert durch: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und Land
Niedersachsen
------------------------------------------------------------------------
Donnerstag, 2. November 2006
14.00 Prof. Dr. Rebekka Habermas (Göttingen)
Prof. Dr. Gerd Schwerhoff (Dresden):
Eröffnung
I. Interdisziplinäre Perspektiven der Kriminalitätsgeschichte
Moderation: Prof. Dr. Gerd Schwerhoff (Dresden)
Prof. Dr. Rebekka Habermas (Göttingen)
14.30 PD Dr. Holger Dainat (Magdeburg):
Literatur und Kriminalität
15.30 Prof. Dr. Monika Frommel (Kiel): Kriminalität als
Problem der strafrechtlichen, historischen und
kriminalpolitischen Analyse
16.30 Kaffeepause
17.00 Prof. Dr. Peter Becker (Linz/Florenz): Kriminalität als
interdisziplinärer Begegnungsraum von Geschichte,
Anthropologie, Recht und Medizin
20.30 Sabine Rückert (DIE ZEIT): Aus dem Leben einer
Gerichtsreporterin
Freitag, 3. November 2006
Moderation: Prof. Dr. Gerd Schwerhoff (Dresden)
Prof. Dr. Rebekka Habermas (Göttingen)
9.00 Prof. Dr. Achim Landwehr (Düsseldorf):
Recht und Kriminalität jenseits von Praktiken und
Diskurs
10.00 Kaffeepause
II. Interepochale Perspektiven der Kriminalitätsgeschichte
Moderation: Prof. Dr. Norbert Fintzsch (Köln)
10.30 Prof. Dr. Rebekka Habermas (Göttingen):
Kriminalität in der Frühen Neuzeit – revisited
11.30 Prof. Dr. Joachim Eibach (Bern): Streit und Gewalt –
Ein konzeptioneller Blick über den Sattel in das
fremde 19. Jahrhundert
Moderation: Prof. Dr. Jürgen Martschukat (Erfurt)
14.00 Prof. Dr. Karl Härter (Frankfurt a. M.):
Rittlings auf der Sattelzeit – Entwicklungen von
Kriminalisierung und Strafrecht vom Übergang des
Ancien Régime zur Moderne
15.00 Dr. des. Falk Bretschneider (Paris): Strafen durch
Einsperrung – ein langes 18. Jahrhundert?
16.00 Kaffeepause
16.30 Dr. Peter Wettmann-Jungblut (Saarbrücken):
„Modern times, modern crimes?“ Kriminalität in
Baden zwischen Ancien Regime und 19. Jahrhundert
III. Repräsentationen und Medien
Moderation: Dr. Philipp Müller (London)
17.30 Prof. Dr. Gerd Schwerhoff (Dresden): Kriminalität im
frühneuzeitlichen Medienverbund (16./17. Jh.)
Samstag, 4. November 2006
Moderation: Dr. Philipp Müller (London)
9.00 Prof. Dr. Joy Wiltenburg (New Jersey):
Kriminalität als Medien-Sensation
10.00 Prof. Dr. Susanne Regener (Siegen):
Fotographien des Kriminellen
11.00 Kaffeepause
11.30 PD Dr. Miloš Vec (Frankfurt a. M.):
Indizien des Kriminellen. Zum
Verhältnis von Kriminologie und Kriminalistik im 19.
Jahrhundert
12.30 Dr. Thomas Weitin (Münster):
Literaturen des Kriminellen
IV. Vor Gericht
Moderation: Prof. Dr. Peter Oestmann (Münster)
15.00 Dr. Claudia Töngi (Basel): Zu Gericht gehen auf dem
Land
16.00 Dr. Benjamin Carter Hett (New York): Berlin sitzt zu
Gericht
17.00 Kaffeepause
17.30 Dr. Lars Behrisch (Bielefeld): Kriminalität in der Stadt –
das Beispiel Görlitz
20.00 Abschlussdiskussion: Kriminalität- und
Rechtsgeschichte – neue Perspektiven?
Dr. Herbert Reinke (Berlin) – Dr. Richard Wetzell
(Washington) - Prof. Dr. Susanna Burghartz (Basel) –
Dr. Ulinka Rublack (Cambridge)
Homepage Rebekka Habermas, Rubrik: Aktuelles
Perspektiven von der Frühneuzeit zur Moderne - Göttingen
02.11.2006-04.11.2006, Eden-Hotel, Rheinhäuser Landstraße 22a
Organisation: Prof. Dr. Rebekka Habermas/Prof. Dr. Gerd Schwerhoff, Göttingen
Kriminalitätsgeschichte hat Konjunktur. Angeregt durch französische und angelsächsische Forschungen zur Kriminalitätsgeschichte kam es auch in der bundesrepublikanischen Ge-schichtswissenschaft ab den 1980er Jahren zu einem verstärkten Interesse an kriminalitätsgeschichtlichen Fragestellungen, welche sich gegenüber der Rechtsgeschichte durch eine dezidiert sozial- und kulturgeschichtliche Perspektive auszeichneten. Inzwischen hat sich die Kriminalitätsgeschichte als eigenes Forschungsfeld arrondiert, wobei dieses zunächst als klas-sische Domäne der Frühneuzeitforschung galt. Erst in jüngster Zeit nimmt die Zahl einschlägiger Arbeiten zum 19. und frühen 20. Jahrhundert sprunghaft zu. Dieses Ungleichgewicht zugunsten der frühneuzeitlichen Kriminalitätsgeschichte geht einher mit unterschiedlichen Schwerpunkten in Fragestellung, Methoden und genutzten Quellen.
Ausgehend von diesem Hintergrund möchte die Tagung die frühneuzeitliche mit der Kriminalitätsgeschichtsforschung des 19. Jahrhunderts erstmals zusammenbinden, um zum einen die impliziten Grundannahmen, die über die jeweils andere Epoche bestehen, explizit zu machen und zu überprüfen.
Zum anderen soll es darum gehen, die Dialogfähigkeit zu erweitern, d.h. Optionen zum gegenseitigen Lernen, insbesondere hinsichtlich
theoretischer und methodischer Prämissen, zu eröffnen. Bis dato werden nämlich beide Epochen strikt getrennt betrach-tet, was nicht nur zur unüberprüften Fortschreibung etwa Foucaultscher Perspektiven führt, sondern auch die Vorstellungen der klassischen Rechtsgeschichte über die Entstehung des modernen Rechtsstaats unhinterfragt lässt.
Eine weitere Ungleichzeitigkeit der Forschungsgeschichte (und ein
zweiter Ausgangspunkt der Tagung) wurzelt in der unterschiedlichkeit der jeweiligen Disziplinen. So sind es nicht nur die Geschichtswissenschaft, nicht nur die Rechtsgeschichte, die sich mit Kriminalität be-schäftigen, sondern auch, um nur einige zu nennen, die Literaturwissenschaft, die Kriminologie, die Kunst-, bzw. spezieller, Fotogeschichte wie auch die Kultur- und Sozialanthropologie. Diese auf der Tagung zusammenzuführen und für eine historische Analyse von Kriminalität fruchtbar zu machen bzw. die dabei neu entstehenden Fragen und Probleme zu diskutieren, markiert ein zweites wichtiges Ziel der Tagung.
Tagungsbeitrag: 10 EUR
Gefördert durch: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und Land
Niedersachsen
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Donnerstag, 2. November 2006
14.00 Prof. Dr. Rebekka Habermas (Göttingen)
Prof. Dr. Gerd Schwerhoff (Dresden):
Eröffnung
I. Interdisziplinäre Perspektiven der Kriminalitätsgeschichte
Moderation: Prof. Dr. Gerd Schwerhoff (Dresden)
Prof. Dr. Rebekka Habermas (Göttingen)
14.30 PD Dr. Holger Dainat (Magdeburg):
Literatur und Kriminalität
15.30 Prof. Dr. Monika Frommel (Kiel): Kriminalität als
Problem der strafrechtlichen, historischen und
kriminalpolitischen Analyse
16.30 Kaffeepause
17.00 Prof. Dr. Peter Becker (Linz/Florenz): Kriminalität als
interdisziplinärer Begegnungsraum von Geschichte,
Anthropologie, Recht und Medizin
20.30 Sabine Rückert (DIE ZEIT): Aus dem Leben einer
Gerichtsreporterin
Freitag, 3. November 2006
Moderation: Prof. Dr. Gerd Schwerhoff (Dresden)
Prof. Dr. Rebekka Habermas (Göttingen)
9.00 Prof. Dr. Achim Landwehr (Düsseldorf):
Recht und Kriminalität jenseits von Praktiken und
Diskurs
10.00 Kaffeepause
II. Interepochale Perspektiven der Kriminalitätsgeschichte
Moderation: Prof. Dr. Norbert Fintzsch (Köln)
10.30 Prof. Dr. Rebekka Habermas (Göttingen):
Kriminalität in der Frühen Neuzeit – revisited
11.30 Prof. Dr. Joachim Eibach (Bern): Streit und Gewalt –
Ein konzeptioneller Blick über den Sattel in das
fremde 19. Jahrhundert
Moderation: Prof. Dr. Jürgen Martschukat (Erfurt)
14.00 Prof. Dr. Karl Härter (Frankfurt a. M.):
Rittlings auf der Sattelzeit – Entwicklungen von
Kriminalisierung und Strafrecht vom Übergang des
Ancien Régime zur Moderne
15.00 Dr. des. Falk Bretschneider (Paris): Strafen durch
Einsperrung – ein langes 18. Jahrhundert?
16.00 Kaffeepause
16.30 Dr. Peter Wettmann-Jungblut (Saarbrücken):
„Modern times, modern crimes?“ Kriminalität in
Baden zwischen Ancien Regime und 19. Jahrhundert
III. Repräsentationen und Medien
Moderation: Dr. Philipp Müller (London)
17.30 Prof. Dr. Gerd Schwerhoff (Dresden): Kriminalität im
frühneuzeitlichen Medienverbund (16./17. Jh.)
Samstag, 4. November 2006
Moderation: Dr. Philipp Müller (London)
9.00 Prof. Dr. Joy Wiltenburg (New Jersey):
Kriminalität als Medien-Sensation
10.00 Prof. Dr. Susanne Regener (Siegen):
Fotographien des Kriminellen
11.00 Kaffeepause
11.30 PD Dr. Miloš Vec (Frankfurt a. M.):
Indizien des Kriminellen. Zum
Verhältnis von Kriminologie und Kriminalistik im 19.
Jahrhundert
12.30 Dr. Thomas Weitin (Münster):
Literaturen des Kriminellen
IV. Vor Gericht
Moderation: Prof. Dr. Peter Oestmann (Münster)
15.00 Dr. Claudia Töngi (Basel): Zu Gericht gehen auf dem
Land
16.00 Dr. Benjamin Carter Hett (New York): Berlin sitzt zu
Gericht
17.00 Kaffeepause
17.30 Dr. Lars Behrisch (Bielefeld): Kriminalität in der Stadt –
das Beispiel Görlitz
20.00 Abschlussdiskussion: Kriminalität- und
Rechtsgeschichte – neue Perspektiven?
Dr. Herbert Reinke (Berlin) – Dr. Richard Wetzell
(Washington) - Prof. Dr. Susanna Burghartz (Basel) –
Dr. Ulinka Rublack (Cambridge)
Homepage Rebekka Habermas, Rubrik: Aktuelles
vabanque - am Montag, 11. September 2006, 18:17 - Rubrik: Kriminalitaetsgeschichte allgemein
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Beim Brecht-Fest des Berliner Ensembles wird die Entpolitisierung des Dramatikers beklagt. Der Kölner Stadtanzeiger (04.09.06) berichtete:
Eine Brecht-Andacht wird zelebriert. Drei Wochen lang hatte das Brecht-Fest am Berliner Ensemble dokumentiert, dass der vor 50 Jahren gestorbene und seither oft totgesagte Dramatiker noch ziemlich lebendig ist - vor allen Dingen auch außerhalb des eigenen Sprachbereichs.
(...)
Deutlich wurde, dass Theaterleute (Manfred Karge, Peter Sodann, Hermann Beil) besser Brecht-Texte rezitieren können als Politiker (Jürgen Trittin, Gregor Gysi, Hermann Scheer, Ottmar Schreiner, Gesine Lötzsch). Schwer haben es Grenzgänger wie der Barde („Lerryn“) und Bundestagsabgeordnete Dieter Dehm, der in keiner der beiden Welten so recht daheim zu sein scheint. Einig war man sich bei den Vertretern der roten, grünen und der ganz roten Fraktionen, dass Brecht-Gedanken und Zitate immer noch eine wichtige Rolle im politischen Alltag spielen. Beklagt wurde freilich, dass Brecht zunehmend zum Liebeslyriker entpolitisiert und zum kulinarischen Bühnenautor reduziert werde. Die anklagenden Finger wiesen dabei auf die andere Seite der Spree, wo im Admiralspalast die „Dreigroschenoper“ als Event gefeiert wird, dem auch die Deutsche Bank (als Sponsor) und deren Chef Ackermann zustimmend applaudierten - selbst an jener berüchtigten Stelle, wo davon die Rede ist, dass ein Banküberfall nur eine lässliche Sünde sei im Vergleich zur Gründung einer Bank.
Eine Brecht-Andacht wird zelebriert. Drei Wochen lang hatte das Brecht-Fest am Berliner Ensemble dokumentiert, dass der vor 50 Jahren gestorbene und seither oft totgesagte Dramatiker noch ziemlich lebendig ist - vor allen Dingen auch außerhalb des eigenen Sprachbereichs.
(...)
Deutlich wurde, dass Theaterleute (Manfred Karge, Peter Sodann, Hermann Beil) besser Brecht-Texte rezitieren können als Politiker (Jürgen Trittin, Gregor Gysi, Hermann Scheer, Ottmar Schreiner, Gesine Lötzsch). Schwer haben es Grenzgänger wie der Barde („Lerryn“) und Bundestagsabgeordnete Dieter Dehm, der in keiner der beiden Welten so recht daheim zu sein scheint. Einig war man sich bei den Vertretern der roten, grünen und der ganz roten Fraktionen, dass Brecht-Gedanken und Zitate immer noch eine wichtige Rolle im politischen Alltag spielen. Beklagt wurde freilich, dass Brecht zunehmend zum Liebeslyriker entpolitisiert und zum kulinarischen Bühnenautor reduziert werde. Die anklagenden Finger wiesen dabei auf die andere Seite der Spree, wo im Admiralspalast die „Dreigroschenoper“ als Event gefeiert wird, dem auch die Deutsche Bank (als Sponsor) und deren Chef Ackermann zustimmend applaudierten - selbst an jener berüchtigten Stelle, wo davon die Rede ist, dass ein Banküberfall nur eine lässliche Sünde sei im Vergleich zur Gründung einer Bank.
contributor - am Freitag, 8. September 2006, 14:00 - Rubrik: Brecht-Zitat
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