AusstellungenMuseum
BankerInnen und PolizistInnen
Bankraub in Film und Fernsehen
Bankraub-Dokus - Themenabende usw.
Bankraub-Schriftsteller
Bankraub-Trends
Bibliographie der Volkskunde des Bankraubs
Biographien des Bankraubs
Blog-Review
Brecht-Zitat
Brutalisierung des Bankraubs
Buergerliches Recht
Edle Raeuber - Robin Hoods
Fluchttechniken
Geiz ist geil
GenderMainStreaming
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
icon
Das Weblog zur Volkskunde des Bankraubs

 

Bankraub-Dokus - Themenabende usw.

Am Sonntag, 9. Dezember 2007 um 20.40 Uhr startet nach Januar 2005 ein weiterer Bankraub-Themenabend bei arte-tv

Hände hoch, Banküberfall!
(240mn), ARTE F


Von Banküberfällen geht eine ganz eigene Faszination aus. Vor allem, wenn die Räuber ihren Coup klug eingefädelt haben oder aber wenn ihre Tat aus Verzweiflung geschieht, können sie mit der Sympathie der Bevölkerung rechnen. Wenn es zur Geiselnahme, zu starkem Polizeiaufgebot und großem Medieninteresse kommt, wird der Bankraub zum spannenden Drama. Der Themenabend hat sich der Königsdisziplin des Verbrechens angenommen und zeigt unter anderem, dass spektakuläre Banküberfälle große Hollywood-Regisseure zu Meisterwerken inspiriert haben.


ARTE F
Banküberfälle üben zweifellos eine große Faszinationskraft aus. Ein Grund ist sicherlich, dass sie von den Dieben besonders klug eingefädelt werden müssen. Oft stellen sie auch eine spektakuläre Verzweiflungstat dar oder sind ein riskantes Vabanquespiel. Kommt es zur Geiselnahme, massivem Polizeiaufgebot und zähen Verhandlungen um Lösegeld und Fluchtfahrzeug, entwickelt sich der Bankraub zum spannenden Drama. Und wenn dann die Massenmedien live darüber berichten, hält er die ganze Nation in Atem. Als Königsdisziplin des Verbrechens hat der Banküberfall große Filme inspiriert und Starschauspielern zu ihren besten Rollen verholfen. So zeigt der Themenabend zum Auftakt Sidney Lumets spektakuläres Meisterwerk "Hundstage". Die wahre Geschichte, auf die sich Lumets Psychothriller stützt, erzählt der anschließende Dokumentarfilm von Walter Stokman. Und der Dokumentarfilm "Die Amazonen der Provence" berichtet von fünf französischen Frauen, die als Männer verkleidet zwischen 1989 und 1991 sieben Banken überfielen und dabei mehr als 300.000 Francs erbeuteten.

Morgen, 21 Uhr, geht es weiter in der ARD-Re-Enactement-Dokureihe zum Thema Bankraub. Verschiedentlich gab es schon kritische Auseinandersetzungen (taz) mit der Serie (vgl. a. FAZ), aber es wird nichts helfen, wir erleben eben zum x-ten Mal eine weitere Mystifikation des Themas und die Kritik daran ist Teil des Problems. Morgen wird uns aber auch noch die Visage vom Chefredakteurs- und Journalisten-Darsteller Helmut Markwort von der Glotze belästigen. Es geht um die Münchner Geiselnahme von 1971. Als Lektüre-Tip möchte ich dann doch den Beitrag von Markus Mohr in Vabanque empfehlen. Der weiss auch formal die Dramatik des Ereignisses einzufangen.
Zu Dimitri Todorov, einem der Hauptbeteiligten gibt es in diesem Blog eine Menge Informationen. Am besten mal hier starten. Ein Interview lässt sich hier herunterladen.

Aus der ARD-Pressemappen zu dieser Folge:

"Geld her - Der Todesschuss von München
Ein Film von Tom Ockers
Sendetermin: Montag, 25. Juni, 21.00 Uhr, Das Erste


Am 4. August 1971 ist die Prinzregentenstraße in München
Schauplatz eines Banküberfalls, der in einer noch nie da
gewesenen Eskalation enden wird. Zwei Täter haben an jenem
Morgen eine Filiale der Deutschen Bank überfallen. Doch statt mit
Geld zu flüchten, nehmen sie 18 Personen als Geiseln. Das ist das
erste Mal, dass in Deutschland bei einem Bankraub Menschen mit
Gewalt festgehalten werden. Die Polizei ist völlig unvorbereitet, es
gibt kein Konzept für diesen Fall. Zudem sind die Kriminalbeamten
angesichts der neuen Gefahr des Linksterrorismus extrem nervös.
Der Tag wird in einer Katastrophe enden und eine Kontroverse
um das Vorgehen der Polizei auslösen.
Die beiden Täter, der 31-jährige Georg Rammelmayr und der 24-
jährige gebürtige Grazer Dimitri Todorov, halten sich für Profis.
Todorov ist bereits mit 17 auf die schiefe Bahn geraten; er ist
schwul und versucht durch Kriminalität den harten Mann zu
mimen. Das Vorbild ist ein Bankraub in Toulouse, bei dem die
Bankräuber Geiseln nahmen und daraufhin freies Geleit durch
die Polizei erhielten.
Die Münchner, die zufällig in der Prinzregentenstraße
vorbeikommen, scheinen gar nicht so recht zu kapieren, was da
eigentlich vorgeht. Sie bleiben in Scharen stehen, schauen zu, es
herrscht Partystimmung. Gegenüber der Bank im Restaurant Käfer
drücken sich Menschen die Nasen an den Scheiben platt, unter
den Zuschauern befindet sich auch CSU-Chef Franz Josef Strauß.
Eine der Geiseln erinnert sich, wie sie nach ihrer Freilassung in die
Einsatzzentrale gebracht wird und Strauß sagen hört „... ich geh
heim und hol mir meinen Revolver und die knall ich nieder.“
Stunden um Stunden dauert das Tauziehen zwischen Polizei und
Geiselnehmern. Staatsanwalt Erich Sechser beordert „gute
Jäger“ aus den Reihen der Polizei in eine Kiesgrube und lässt sie
üben, bevor sie als vermeintliche „Präzisionsschützen“ am Tatort
Stellung beziehen.
Eine scheinbar herzkranke Frau lassen sie frei. Als kurz vor
Mitternacht das geforderte Fluchtauto bereit steht, wagt sich
Rammelmayr mit der 20-jährigen Angestellten Ingrid Reppel als
Geisel vor die Bank. Die Wochenschaukameras halten fest, wie in
Rammelmayr stirbt noch vor Ort, die Geisel in der Nacht im
Krankenhaus. Die Polizei, sie wartet rund 10 Minuten, bis sie die
Bank stürmt.
Todorov wird überwältigt. Die Einsatzkräfte schlagen auch eine
Geisel nieder, die bei der Stürmung die Polizei wüst beschimpft,
getreten und geschlagen hatte, und verletzen sie schwer.
Der Schießbefehl entfacht heftige Diskussionen in der
Öffentlichkeit. Ist Geld es wert, ein Menschenleben in Gefahr zu
bringen oder zu töten? Die Polizei verteidigt den Todesschuss:
Rammelmayr und Todorov wären zu allem fähig gewesen. Der
Fall ändert die Stimmung in der Öffentlichkeit.
Spezialeinsatzkommandos (SEK) der Polizei werden gegründet.
Todorov wird ein Jahr später in einem Aufsehen erregenden
Prozess wegen räuberischer Geiselnahme und fünffachem
Mordversuch zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe plus 15
Jahre verhaftet. 1994, nach 22 Jahren kommt er frei."

Silke Burmester kritisiert in der taz-nord (21.6. 2007) die vierteilige Dokureihe "Geld her!" Der springende Punkt, sie erzähle von Banküberfällen und ignoriere die RAF.


Nein, die RAF benutzte bei ihren Banküberfällen nicht Autos von BMW, weil dies die Abkürzung für "Baader-Meinhof-Wagen" ist, sondern weil BMWs im Deutschland der 70er- und 80er-Jahre schnelle, sportliche Fahrzeuge waren, von denen es so viele gab, dass das einzelne Auto nicht auffiel. Doch davon, eine Bank zu überfallen, um mit dem erbeuteten Geld den Kampf für eine andere Gesellschaft zu finanzieren, erzählt die vierteilige Reihe "Geld her!" leider nicht - und das, obwohl die im Ersten ausgestrahlte NDR-Produktion die Banküberfälle als Sinnbild der bundesrepublikanischen Gesellschaft verstanden wissen will.

Die Reihe beginnt Mitte der 60er-Jahre, als "Die Banklady" den braven Bürger um seine Adenauersche Nachkriegsruhe brachte. Gisela Werler, eine unscheinbare Tapetenpackerin Anfang 30, wurde von der medialen Männerwelt zum sexuellen Überweib stilisiert. In Zeichnungen zeigte die Boulevardpresse sie als Sexbiene, die "Männer in Wallung brachte".

Dass Gisela Werler sich nur mit blonder Perücke, Sonnenbrille und Kopftuch, schicken Schuhen und knielangem Mantel traute, die Femme fatale herauszulassen, arbeitet der Autor gut heraus. Manfred Uhlig lässt Szenen nachspielen, interviewt ihren Überfallpartner und späteren Mann Peter Werler und zeigt Originalaufnahmen aus der Zeit. Doch Uhlig versäumt es, ein Sittenbild dieses Deutschlands zu zeichnen. Den Zuschauer in die Zeit und Enge von 1965 zu führen, als es Frauen gerade mal seit sieben Jahre gestattet war, ohne Einverständnis des Ehemannes ein Konto zu führen und die späteren 68er noch nicht mal wussten, dass sie bald die Gesellschaft verändern würden.

Die gesellschaftliche Relevanz darzulegen, gelingt dem Autor der zweiten Folge besser. Tom Ockers schildert in "Der Todesschuss von München", wie die Geschehnisse um den 4. August 1981 die Republik verändern mussten. Dem ersten Banküberfall mit Geiselnahme stand die Polizei so hilflos gegenüber, dass die Bildung von Spezialeinheiten wie der GSG 9 einer Zwangsläufigkeit gleichkam. 500 Schaulustige sammelten sich am Tatort, feuerten die Polizisten an, die nicht mal über Funkgeräte verfügten. Weil es keine Scharfschützen gab, wurden zwei Beamte zu Schießübungen in die Kiesgrube geschickt.

Interessant ist vor allem einer der beiden damaligen Täter. Dimitri Todorov erzählt locker und distanziert von seiner Tat, als hätte er mit der Frage nach seiner Verantwortung abgeschlossen. Als sei er nicht mitschuldig an den Traumata der Opfer, den beiden Toten. Spannend die Haltung, die Todorov auf die Frage nach dem vermuteten dritten Mann zeigt: "Es ist mir zuwider, jemanden ins Gefängnis zu bringen", sagt er und geht in seine innere Ruheposition zurück. Ihn im Gespräch mit einem Psychologen zu sehen, wäre ein weiteres spannendes Fernsehstück.

Auch die Wahl für Folge drei und vier, "Der Coup von Zehlendorf" und "Die Irrfahrt der Geiselgangster", kann das Vorhaben, Überfälle von großer gesellschaftlicher Relevanz zu zeigen, nicht wirklich einlösen.

Wohl aber eine gute Wahl haben Deutschlands erste Bank-Geiselnehmer getroffen: Sie verlangten als Fluchtwagen einen BMW.

Die Serie startet am Montag mit dem Film "Die Banklady", 21.00 Uhr auf ARD.

Einer der wenigen selbst geschriebenen Artikel in den deutschen Tageszeitung zu der gestern angelaufen ARD-Bankraub-Renactment-Chose geht auf das Konto der Zeitung mit den klugen Köpfen:

Die Sendung über die Banklady sei verkitscht und harmlos gewesen. Und bei der Sendung zur Münchner Geiselnahme anno 1970 präsentiert sich der Chefredakteur der Abiturenten-BILD-Zeitung Focus auch noch als Opfer der Polizei. Querschläger und Querulanten gabs und gibt es immer wieder ...

Unter der Überschrift "Die ARD spielt Banküberfälle nach: „Geld her!“" schreibt Michael Hanfeld in der F.A.Z., 18.06.2007, Nr. 138 / Seite 38:

Es war Liebe. Und darunter leidet zumindest die erste Folge der Bankräuber-Serie „Geld her!”
18. Juni 2007
Der Titel ist zu flapsig und der Auftakt zu harmlos: Wenn es heute Abend in der ARD heißt „Geld her“ und die vierteilige Dokumentarreihe über „große Banküberfälle“ beginnt, erwartet die Zuschauer eine Geschichte über die „Banklady“ - Deutschlands erste Bankräuberin, die an Harmlosigkeit nicht zu übertreffen ist. Der Autor Manfred Uhlig erzählt vom Leben und Rauben der Gisela Werner: An neunzehn Banküberfällen war sie Mitte der sechziger Jahre beteiligt. Lange vor „Thelma und Louise“ griff sie ganz cool zum Revolver und spannte den Hahn. In ihrem anderen Leben galt die junge Frau, die als Packerin in einer Tapetenfabrik arbeitete, als fleißig, unauffällig und ein bisschen spröde. Von wegen.

Sie tat es aus Liebe, um einem Mann zu gefallen, der, wenn wir es richtig verstanden haben, dann auch seine Familie für sie verließ und sie heiratete - im Gefängnis, in dem sie neun und er dreizehn Jahre einsaß. Peter W. - so wird er in diesem Film genannt - erinnert sich scheinbar beschwingt an diese Zeit zurück, bereitwillig führt er vor, wie man einen VW Käfer knackt, die Frage, warum er bei seinem letzten Überfall auf vier Menschen schoss und diese verletzte, schiebt er locker beiseite. Die „Banklady“ indes ist vor drei Jahren im Alter von 69 Jahren gestorben.

Wie Markwort einmal in die Mündung blickte

So deplaziert verharmlosend, wie hier die Geschichte des Bankraubs beginnt, scheint sie im zweiten Teil der Reihe nicht mehr. Tom Ockers rekonstruiert in „Der Todesschuss aus München“ eine Geiselnahme aus dem August 1971, die einen Einschnitt in der deutschen Kriminalgeschichte darstellt: Zwei Bankräuber nahmen Geiseln, es endete mit einer wüsten Schießerei, bei der einer der Täter ums Leben kam, der kurz zuvor noch die junge Frau, die er ins Fluchtauto gezerrt hatte, mit fünf Schüssen mit in den Tod riss. Sein Kompagnon, der mehr als zwanzig Jahre im Gefängnis saß, gibt heute bereitwillig Auskunft, sobald aber die Frage auf seine Schuld kommt - er schoss auf die Polizisten und verfehlte einen nur um Millimeter - zieht er sich auf die Floskel zurück, keine Gewalt „außerhalb der Notwendigkeit“ angewendet zu haben.

Der „Focus“Chefredakteur Helmut Markwort wiederum erinnert sich daran, wie er damals als junger Lokalreporter auf einen Polizisten zulief, der wie die anderen wild um sich schoss, ihn bat, das zu lassen, damit keine Geiseln getötet wurden und - plötzlich selbst in den Lauf einer Pistole blickte. Da sei auch noch eine Kugel für ihn drin, bekam der Reporter zu hören. Wie überfordert die Polizei damals war, das wird überdeutlich. Im Jahr darauf sollte sich die fehlende Vorbereitung auf solche Gewalttaten beim Olympia-Attentat in München abermals und noch grausamer zeigen.

Der zweite Film zeigt, was der erste verkitscht: was ein Bankraub - eine Geiselnahme - bedeutet, vor allem für die Opfer. Ein Bild der Zeit sollen die Filme zudem abgeben, und das tun sie auch, zum Auftakt allerdings mit wenig Tiefe.

Montags um 21 Uhr im Ersten.

TV-Spielfilm (12/07) und TV Today (12/07) veröffentlichten in ihren aktuellen Ausgaben eine ausführlicheren Artikel zum am Montag startenden ARD-Bankraub-Doku-Vierteiler. Hierfür griff der Verfasser Christian Holst auf Vabanque und dieses Weblog zurück und führte darüber hinaus ein Interview mit Klaus Schönberger. Bei TV Today gibt es auch eine Fotostrecke mit Bildern aus den Re-Enactments der vier Dokus.

ARD-Doku
© NDR/cinecentrum
Die ausgewählten Fotos sind ein wenig reißerisch und mit entsprechendenen Untertiteln versehen: "Bankraub extrem: Eine ARD-Doku stellt die spektakulärsten Überfälle der BRD-Geschichte nach"

Neu im TV: Geld her, oder es knallt!

Die ARD rollt vier der spektakulärsten deutschen Bankraub-Fälle noch einmal auf

Mal ehrlich: Fast jeder hat sich schon mal vorgestellt, wie es wäre, eine Bank zu überfallen. Reinspazieren, Wasserpistole auf den Kassierer richten, "Geld her!" brüllen und danach für immer alle Sorgen los sein. "Bankraub ist eine fast ebenso verbreitete Fantasie vom schnellen Geld wie der Traum vom Lottogewinn", hat der Hamburger Kulturwissenschaftler Klaus Schönberger herausgefunden. "Darum werden Bankräuber in den Medien oft zu Helden verklärt."

Mit der Wirklichkeit haben Legenden wie die von Bonnie und Clyde aber nur wenig zu tun. "Die meisten Bankräuber sind weder clever noch charismatisch, sondern Leute wie du und ich", weiß Schönberger. Viele Banküberfälle werden von Amateuren begangen, die sich in einer finanziellen Notlage befinden. Das Täterspektrum reicht vom Drogenabhängigen, der Geld für den nächsten Schuss braucht, bis zum verschuldeten Handwerker, der seinen Betrieb vor dem Bankrott retten will.

Erfolg haben damit die wenigsten. Das liegt nicht nur an der vergleichsweise hohen Aufklärungsquote, die 2006 bei 67,4 Prozent lag. Bankraub lohnt sich in den seltensten Fällen. Im Vergleich mit anderen Delikten wie Unterschlagung oder Untreue stehen beim Bankraub Ertrag und Risiko in einem reichlich unattraktiven Verhältnis zueinander. Die meisten Bankräuber erbeuten nicht mehr als ein paar Tausender. Dem stehen drastische Strafen für bewaffneten Raubüberfall von mindestens fünf Jahren Gefängnis gegenüber.

So verwundert es nicht, dass die Zahl der Banküberfälle in Deutschland rückläufig ist. 463 Fälle hat die Kriminalstatistik 2006 registriert. Im Vorjahr waren es noch 547. Verantwortlich für den Rückgang sind auch die immer aufwändigeren Sicherheitsmaßnahmen der Banken.

Doch die sicherheitstechnische Aufrüstung hat noch weitere Folgen. Klaus Schönberger beobachtet eine Tendenz zur Professionalisierung. Während klassische Banküberfälle seltener werden, nehmen Überfälle auf Geldtransporter zu. Häufiger werden auch Anschläge auf Geldautomaten. Solche Coups setzen hohen logistischen Aufwand und viel kriminelle Energie voraus. Für den Normalbürger bleiben solche Maßnahmen gegen die Ebbe auf dem Konto entlastende Tagträume. Dann schon lieber Lotto spielen."


Über die vier Folgen heißt es weiter:

DIE DOKUREIHE IM ERSTEN

Trickreiche oder extrem brutale Banküberfälle stoßen stets auf großes Interesse der Öffentlichkeit. Vier Aufsehen erregende Fälle der deutschen Kriminalgeschichte hat die ARD für ihre Dokureihe rekonstruiert. In ihr kommen nicht nur die Täter zu Wort, sondern auch die Opfer. Die Filme, ein Mix aus authentischem Material und nachgestellten Szenen, zeigen auch, wie die Medien Bankräuber immer wieder stilisiert haben - mal zur maliziösen Femme fatale wie die "Bank-Lady" Gisela Werle, mal zu Superhirnen wie die Tunnelgräber von Berlin.

"Teil 1: "Die Bank-Lady"
Mit Sonnenbrille, Revolver und blonder Perücke erbeutet Gisela Werle von 1965 bis 1967 rund 400 000 Mark. Bei ihrem 19. Überfall wird sie geschnappt: neun - ein halb Jahre Haft.

Teil 2: "Die Todesschüsse"
1971 überfallen zwei Täter eine Münchner Bank und nehmen vier Geiseln. Die Polizei ist überfordert, erschießt eine Geisel und einen der Täter. Der andere wandert für 15 Jahre ins Kittchen.

Teil 3: "Der Tunnel"
Berlin 1995: Bankräuber nehmen 16 Geiseln. Die Polizei umstellt die Bank, doch die Gangster ent - kommen mit 5,6 Millionen Mark durch einen Tunnel. Nach zwei Wochen werden sie gefasst.

Teil 4: "Die Irrfahrt"
Mit zwei Geiseln und 240 000 Euro im Auto fliehen Gangster 2002 nach einem Banküberfall in Uelzen. Ihre Flucht führt sie bis in die Ukraine, wo sie schließlich überwältigt werden."

Manchmal stößt man erst nach geraumer Zeit auf ein interessantes Bankraub-Projekt oder einen Dokumentarfilm wie diesen. Bereits am 6.03.2003, strahtle das schweizerische SF1
die Doku

DER JAHRHUNDERTPOSTRAUB - Gauner, Geld und grosse Träume

Am 1. September 1997 wird in Zürich die Fraumünsterpost ausgeraubt. Fünf junge Männer fahren mit dem Auto in den Posthof und laden 5 Geldkisten ein. Sie entkommen mit 53 Millionen Schweizer Franken. Nach einigen Wochen sind sie verhaftet. Nur etwas fehlt: die Hälfte der Beute ist bis heute spurlos verschwunden. Wo sind die 26 fehlenden Millionen geblieben? Wer sind diese Männer, die mit ihrem aufsehenerregenden Coup die ganze Schweiz in Atem hielten? Diesen Fragen geht DOK-Autorin Andrea Pfalzgraf nach.


Die Autorin über die Vorarbeiten zum Film

Wie wird man zum Verbrecher? Es gibt im Leben Zufälle und Begegnungen, die in kürzester Zeit die Situation eines Individuums komplett verändern und für immer beeinflussen. Davon handelt der Film.

Der sogenannte Jahrhunderpostraub hat 1997 die Gemüter nicht nur in der Schweiz bewegt. „Ich überfalle eine Bank“. Davon zu reden ist das Eine, die Tat dann wirklich durchzuführen, das Andere. Dieses Andere interessiert mich. Warum entscheidet sich ein junger Mann mit unspektakulärer Biografie, ein Verbrechen zu begehen? Was treibt ihn? Warum setzt er seine Freiheit, seine Zukunft aufs Spiel? Seine Chancen sind praktisch null. Das weiss er. Trotzdem tut er es.

Warum? Diese Frage hat mich beschäftigt seit ich verschiedene Nachrichten-Beiträge für 10v10 zum Thema Fraumünster-Postraub realisiert hatte. Ich habe den Berufungsprozess im Jahr 2000 verfolgt und dabei versucht, das Phänomen und die Hintergründe des Ueberfalls zu verstehen.

Aufgefallen ist mir damals, dass sich die Täter äusserlich kaum von den sie begleitenden Polizeibeamten unterschieden haben. Auch die Gerichtszeichnerin hatte Mühe und zeichnete prompt einen Beamten anstelle eines Gangsters. Dieser Umstand gab mir zu denken und bewog mich, der Sache nachzugehen. Ich schrieb dem Drahtzieher Marcello Di Santo in die Strafanstalt Thorberg und besuchte ihn dort. Nach langem Zögern hat er dann eingewilligt, vor der Kamera seine Geschichte zu erzählen.

Auch mit dem jüngsten der Täter, mit Zoran Veljkovic brauchte es viele Gespräche bis er sich dazu entschliessen konnte, beim Film mitzumachen.

Erstaunt hat mich der Umstand, wie schwierig es offenbar für die ehemaligen Mitarbeiter von Marcello heute noch ist. Sie können ihm die Tat, den Verrat nicht verzeihen. In diversen Telefongesprächen wogte mir eine Welle von Verachtung, Enttäuschung und Wut über Marcello entgegen. Vor allem von jenen, welche beim Ueberfall direkt mit einer Waffe bedroht wurden.

Einzelne brauchten viele Monate psychologischer Betreuung, um das Geschehene zu verdauen. Einer meinte, er sei über 40 Jahre bei der Post gewesen und hätte eher 5 Franken in die Kaffeekasse gelegt als auch nur 5 Rappen zu entwenden. Ein Anderer hat gedroht, wenn er Marcello in die Finger kriege, dann könne er für nichts garantieren. Von ihnen konnte ich leider niemanden dazu bewegen, vor der Kamera von dieser Enttäuschung zu erzählen.

Der Fraumünsterpostraub ist ein Fall der Superlative. Noch nie wurde in der Schweiz so viel Geld gestohlen. Noch nie waren so viele Räuber an einem Ueberfall beteiligt, noch nie hatten Polizei und Justiz einen so grossen Fall zu lösen und noch nie hatte ein Delikt so viel Sympathie in der Bevölkerung, mindestens solange nicht klar war, dass es sich nicht um clevere Superhirne handelte sondern um eine Handvoll ziemlich dilettantischer junger Männer. Ueber jeden dieser Aspekte hätte ein Film gemacht werden können.

Gesammelt habe ich Stoff für einen mindestens 2stündigen Film. Deshalb entsteht nebst dem DOK noch ein Spielfilm fürs Kino. Ein Drehbuchautor ist an der Arbeit, der Kinofilm wird von Cobra-Film (Valerie Fischer) produziert und soll im Jahr 2004 gedreht werden.


Autorin und Team

Andrea Pfalzgraf:
Bei SF DRS seit 1995. 6 Jahre Redaktorin beim Nachrichtenmagazin 10v10. Seither Realisation von längeren Beiträgen für SF Spezial (Jenseits von Leutschenbach) und DOK (Gekaufte Schönheit, Co-Autorin bei Doku-Soaps Airline und Zirkus).
Produzentin bei SF Spezial (Fernweh), 10stunden Reportagen (Tierischer Tag und SBB).

Begeisterter Bildmensch und menscheninteressierte Geschichtenerzählerin. Liebt Fernsehmachen weil es immer Teamwork ist. Dank dem grandiosen Team, Kameramann Emil Fischhaber, Tönler Ruedi Müller und Cutterin Therese Huber-Fässler, ist der Film überhaupt erst möglich geworden.


Als
Literaturhinweis gibt die Webseite des Senders SF1 an:

Va banque - Bankraub, Theorie, Praxis. Geschichte
von Klaus Schönberger (Hg) ISBN 3-922611-83-4

Am Montag, 16.10. 2006, gibt es auf ORF 2 im Rahmen des Magazins "Thema" (21.05 Uhr) eine Reportage unter dem Titel: "Karl Schlerizko und die Bankräuber" eine Reportage über einen leidgeprüften Bankangestellten:

"NICHT SCHON WIEDER“

Wenn in seiner Bankfiliale im 20. Wiener Gemeindebezirk der Lärmpegel auch nur geringfügig steigt, steigt auch der Adrenalinspiegel von Karl Schlerizko. Der 51-jährige Bankangestellte denkt dann nur eines: "Nicht schon wieder". Bereits sieben Mal ist Karl Schlerizko überfallen worden, damit ist er der meistüberfallene Bankangestellte Europas. Gewöhnen kann er sich nicht daran, trotzdem arbeitet er weiterhin in der gleichen Filiale – weil "ich meinen Beruf liebe“. Karl Schlerizko ist dabei die große Ausnahme: die meisten Bankangestellten, die Zeugen und Opfer eine Überfalles geworden sind, lassen sich - zumeist völlig traumatisiert - auf einen anderen Posten versetzen. Die psychischen Belastungen bei Opfern von Überfallen wirken oft noch Jahre nach. Das heurige Jahr brachte bis jetzt einen Rekord an Banküberfällen. Letzte Woche wurde bereits der 60. registriert. Die Polizei klärt zwar jeden zweiten Überfall, ein Allheilmittel gibt es jedoch nicht. Die Banken haben sich längst darauf eingestellt - die Bargeldvorräte in den Filialen sind bereits äußerst begrenzt.
Eine THEMA-Reportage von Gerhard Tuschla."

Heute abend, Mo, 18.09.2006, sendet ARTE von 22:30 - 00:00 Uhr ( Wiederholungen: 21.09.2006 um 15:45)
eine weitere Dokumentation von Peter Fleischmann über Bernhard Kimmel, den Al Capone aus der Pfalz, der erst im Januar 2004 aus langjähriger Haft entlassen wurde (Kinostart war bereits am 21. Juli 2006).


Der Titel der neuesten Doku lautet ertwas reißerisch:

Mein Freund, der Mörder

Aus der Ankündigung:

Bernhard Kimmel ist bereits Anfang der 60er Jahre als Kopf einer wegen spektakulärer Einbrüche gesuchten Bande deutschlandweit bekannt. Der später auch "Al Capone aus der Pfalz" genannte Kimmel führt die Pfälzer Polizei jahrelang an der Nase herum. Während des Strafprozesses gegen Kimmel stellt die Anklage fest, die Kimmel-Bande habe sich nicht mehr gefragt, wo sie demnächst einbrechen werde, sondern habe regelrecht nach Orten suchen müssen, in denen sie noch nicht eingebrochen sei.Bis zu drei Tresore knackt die Bande bei ihren nächtlichen Raubzügen, während die Bandenmitglieder tagsüber als unbescholtene Bürger ihrer Arbeit nachgehen. Festgenommen wurden sie schliesslich nicht wegen eines Einbruchs, sondern wegen eines Mordes. Ein angetrunkenes Bandenmitglied hat in der Silvesternacht 1960/61 einen Hüttenwart niedergeschossen.1970 trifft der Filmemacher Peter Fleischmann erstmals mit dem aus der Haft entlassenen Kimmel zusammen. Aus den Gesprächen entsteht eine Freundschaft, die auf die Probe gestellt wird, als Kimmel im Dezember 1981 während eines Sparkasseneinbruchs einen Polizisten tötet.Drei Jahre später besucht Fleischmann Kimmel in der Haftanstalt und es scheint fraglich, ob der zu lebenslanger Haft Verurteilte für das Leben nach seiner Haft überhaupt noch genügend Lebenswillen besitzt. Als Bernhard Kimmel 2003 nach 22 Jahren Haft auf Bewährung entlassen wird, führt Fleischmann ein letztes Gespräch mit dem Mann, der die meiste Zeit seines Lebens hinter Gittern verbracht und nach seiner Entlassung die Orientierung verloren hat.Sollte er seinen Verbrechermythos weiter pflegen oder endlich einen Platz im wirklichen Leben suchen? "Mein Freund, der Mörder" ist ein nachdenklicher Film über Schuld, Sühne und Freundschaft.
Land: Deutschland
Jahr: 2006
Regie: Peter Fleischmann

Einig Besprechungen finden sich im Blog von Patrick Gruban, beim NDR,


Peter Fleischmann hatte bereits 1970 unter dem Titel "Al Capone von der Pfalz", einen ersten Dokumentarfilm über Kimmel gedreht.

Der SWR hatte erst im März gleichermaßen eine Kimmel-Doku ausgestrahlt.

Das MDR FERNSEHEN (SACHSENSPIEGEL REPORTAGE) sendete am 12.7. um 20.15 Uhr (die Wiederholung zu ziemlich unpassender Zeit am Do, 13.07. um 03:00 Uhr nachts) die Doku "Bankräuber wider Willen".

Ein Jahr lang wurde er gesucht, ein Jahr lang foppte er die Polizei, ein Jahr lang überfiel er eine Bank nach der anderen. Heinz Otto H. war der Polizei ein Rätsel. Denn der Mann, der zwischen 1998 und 1999 in Sachsen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern 28 Sparkassen ausraubte, passte in kein Schema.

Der ehemalige Sportlehrer und NVA-Hauptmann hatte nach der Wende versucht, sich eine neue Existenz aufzubauen. Er machte sich als Bauträger selbstständig, arbeitete mit zweifelhaften Partnern zusammen und stürzte unaufhaltsam in die Schuldenfalle. Sein Versuch, die Finanzlöcher durch Glücksspiel zu stopfen, scheiterte kläglich. Heinz Otto H. sah keinen anderen Ausweg, als den kriminellen. Mit dem erbeuteten Geld begann er, seine Schulden abzuzahlen. Seine Frau und die beiden Töchter hatten keine Ahnung von der persönlichen Katastrophe. Die gutbürgerliche Fassade blieb unbeschädigt und wurde die perfekte Tarnung für den Bankräuber.

Heinz Otto H. überfiel die Banken immer ohne scharfe Schusswaffe, war freundlich, manchmal sogar schusselig und unvorsichtig und floh immer zu Fuß. Der lange Atem seiner sportlichen Begabung trug ihn manchmal siebzig Kilometer durch den Wald, über ihm die Hubschrauber der Polizei. Nächtelang postierten sich die Einsatzkräfte hinter Büschen, in der Hoffnung, ihn endlich zu kriegen. Es war ein Zufall, dass er im April 1999 gefasst wurde. Heinz Otto H. wurde zu elf Jahren Haft verurteilt. Sechs Jahre verbüßte er davon. Nun ist er wieder ein freier Mann. Doch der „Bankräuber“, der er einmal war, verfolgt ihn weiter. Jetzt erzählt er seine Geschichte.

Für Freitag, 10.3. 2006, ist in der Sendung Kulturzeit auf 3sat (19.20 Uhr) ein ca. siebenminütiger Beitrag zum Thema "'Geld oder Leben!' - Faszination Bankraub"vorgesehen:

Auskunft aus volkskundlich-kulturwissenschaftlicher Perspektive wird auch Klaus Schönberger, Herausgeber von Va Banque, geben.

Die Ankündigung lautet:
"Jenseits der Gerichte wird kaum eine andere kriminelle Tat so leicht verziehen oder gar bewundert wie der Bankraub - vorausgesetzt, es gibt keine Toten oder Geiseln, und die Täter gehen schlau vor. Der Topos vom Räuber als Volkshelden führt bis zu Robin Hood zurück, auch wenn die Räuber des ausgehenden Mittelalters mit Sozialromantik kaum etwas am Hut hatten. Ihnen - wie auch den Banden der Neuzeit - ging es vor allem um eines. "Ich liebe das Geld", gab der legendäre französische Panzerknacker Jacques Mesrine als Motiv zu Protokoll. Und das nahm er sich einfach. Heimlich beneidet der Steuerzahler die "Gentlemenganoven" um ihre Verwegenheit, ihren Mut, ihren Einfallsreichtum - und um ihre Beute. Die höchste, die je in England erbeutet wurde, raubte vor kurzem eine bewaffnete Gang in der Grafschaft Kent: 73,3 Millionen Euro. Parallel zum spektakulären Coup eröffnete in Frankfurt am Main eine Ausstellung zur Geschichte des Bankraubs."

 

twoday.net AGB

xml version of this page

xml version of this page (summary)

xml version of this topic

powered by Antville powered by Helma

Creative Commons License
This work is licensed under a Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivs 2.0 Germany License.