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Das Weblog zur Volkskunde des Bankraubs

 
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berichtet uns die Wiener Tageszeitung "Die Presse" (26.10.2007).

Eigentlich "schlägt sich Wien in Bezug auf Gesamtkriminalität, Banküberfälle und Mordfälle im Vergleich zu anderen mitteleuropäischen Städten ähnlicher Größe Sehr gut bis durchschnittlich, vergleicht man Wien (1,67 Millionen Einwohner) mit Städten wie Hamburg (1,76 Mio.), München (1,34 Mio. Einwohner), Budapest (1,70 Mio.) oder Prag (1,19 Mio. Einwohner)."

Aber:

"Im Deliktsbereich Überfälle auf Banken und Postämter steuert Wien allerdings auch heuer wieder auf einen neuen Rekord zu. Am vergangenen Mittwoch (an diesem Tag gab es gleich zwei Überfälle innerhalb weniger Stunden) wurden Bankraub Nummer 60 und 61 registriert. 68 waren es im gesamten vergangenen Jahr.

Eine ähnlich hohe Anzahl an Überfällen auf Geldinstitute wie in Wien gibt es in Prag. In der Zeit von 1. Jänner bis 31. Juli 2007 wurden in der tschechischen Hauptstadt 42 Banken überfallen. In Wien waren es in diesem Zeitraum exakt 45.

Bankraub: In Deutschland fast unbekannt

In deutschen Großstädten kommen Banküberfälle hingegen nur selten vor. Sie werden in den meisten Kriminalstatistiken großer deutscher Städte daher auch gar nicht gesondert aufgelistet. In der Millionenstadt Hamburg wird statistisch betrachtet nur ein Mal im Monat ein Geldinstitut überfallen: Die Kriminalpolizei in der Hansestadt musste 2006 „nur“ zu zwölf Bank- und Postamtsüberfällen ausrücken."


Offensichtlich lässt sich von einer Ostverlagerung sprechen - was aber nicht bedeutet, dass das Phänomen verschwindet. Eher ergeben sich neue Felder (Bankautomaten, Geldtransporter, etc.)

Aus verschiedenen Quellen erfahren wir, dass bei einem millionenschweren Bankraub in der nordgriechischen Hafenstadt Thessaloniki ein Polizeioffizier beteiligt gewesen ist und auf frischer Tat tappt worden sei. Demzufolge hatten drei bewaffnete Männer einen Bankmitarbeiter als Geisel genommen und andere Angestellte gezwungen, den Safe zu öffnen. Die Höhe wird auf circa zwei Millionen Euro beziffert und solche Summer sind in der Tat in den vergangenen Jahren außergewöhnlich gewesen.

Einer der Täter wurde beim Verlassen der Bank von einem Angestellten überwältigt. Es handelte sich dabei um einen 27 Jahre alten Polizeioffizier: "Es ist für uns sehr peinlich", hieß es schließlich von Seiten der Polizeidirektion im Radio. Beim ORF handelt es sich um einen spielsüchtigen Verkehrspolizisten. Schließlich wurde offenbar, dass auch der als Geisel genommene Bankangestellte ein Komplize der Räuber gewesen ist.

Quelle: n-tv, 21.10. 2007
Basler Zeitung (20.10.2007)
ORF (19.10. 2007)

kasparakDer Tübinger Multimediakünstler Bernd Kasparak hat eine ganze Reihe von Microhörspielen aus der Serie "Tierisches Treiben" im Archiv "Wurfsendungen" des Deutschlandradios deponiert: "Wurfsendungen werfen wir werktäglich sechsmal ins Programm."

Hier interessiert vor allem der "Kriminelle Dialog".

Morgen, Sonntag, 7. Oktober, 12 Uhr, findet - wie bereits hier angekündigt - die Ausstellungseröffnung im Schleswiger Volkskundemuseum statt. Mit von der Partie der Herausgeber von Vabanque, Klaus Schönberger vom Institut für Volkskunde der Universität Hamburg. Er hält einen Einführungsvortrag unter dem Titel: "'Jeder will doch Geld haben ...'Volkskundliche Anmerkungen zur Geschichte und Gegenwart des Bankraubs in der Praxis und der populären Kultur".

Welt Online (4.10. 2007) titelt "Eine elegante Frau auf Raubzügen im Norden" :
Ausstellung in Schleswig erinnert an erste deutsche Bankräuberin Gisela Werler
Schleswig - Eine gut aussehende und elegante Frau mit blonder Perücke, Sonnenbrille und einem Revolver bewaffnet - das war das Schreckensszenario für die Banken in Schleswig-Holstein, Hamburg und Niedersachsen Mitte der 1960er Jahre. 19 Mal schlug die berüchtigte "Banklady" zu. Mit einer Ausstellung erinnert das Volkskunde Museum Schleswig an die erste Bankräuberin Deutschlands. "Es war eine Sensation, dass eine Frau einen Banküberfall verübt hat", sagte Carsten Fleischhauer vom Volkskunde Museum. Man wolle sie aber nicht idealisieren. "Auch die Opfer kommen zu Wort."
Gisela Werler, von den Medien damals die "Banklady" genannt, erbeutete zwischen 1964 und 1967 mit ihren drei Komplizen rund 400 000 Mark. Die Sonderausstellung, die am Sonntag eröffnet wird und rund zwei Jahre laufen soll, zeigt Fotos, Video- und Audio-Dokumente, aber auch Originale wie Perücken oder die Maschinenpistole, die für die Überfälle benutzt wurden. Nachgestellt wurden die Wohnung, die Werler als "Hauptquartier" diente, eine Polizeistation und die Bankfiliale des letzten Überfalls am 15. Dezember 1967 in Bad Segeberg. "Wir sind ziemlich nah an der Realität", betont Fleischhauer.
Ihre Höflichkeit beim Überfall - sie sagte "bitte" und "danke" - wurde zum Markenzeichen der "Banklady". Ein damaliger Bankangestellter kritisierte später: "Das war eine Verbrecherin und keine Volksheldin. Die wurde aber zur Volksheldin gemacht."
Werler erhoffte sich von dem erbeuteten Geld ein besseres Leben. Antreiber und Planer der Überfälle war ihr Lebensgefährte, der als einziger des Quartetts noch lebt. Dennoch konzentrierte sich die Öffentlichkeit auf die Auftritte der "Banklady". "Zeugen hatten ausgesagt, dass sie gut aussehe", sagt Fleischhauer. Dies habe die Fantasie der Medien beflügelt und aus ihr eine "femme fatale" gemacht. "Ohne ihre Maskerade war sie eine normale Frau."
Gefasst wird das Paar im Dezember 1967 nach einer Verfolgungsjagd der Polizei. Erstmals unterläuft den beiden ein Fehler: Vor einer geschlossenen Bahnschranke werden sie nach einem Überfall in Bad Segeberg auf der Flucht in ihrem gestohlenen Auto zur Umkehr gezwungen. Zuvor hatten sie vier Bankangestellte angeschossen.
Die "Banklady" Werler wird zu neuneinhalb Jahren Gefängnis verurteilt, von denen sie rund siebeneinhalb Jahre absitzt. Ihr Gefährte muss für 13 Jahre und sechs Monate hinter Gitter. Die beiden heiraten in der Gefängniskapelle und leben bis zum Tod der "Banklady" im November 2003 in Hamburg.


In der Schleswig-Holsteinischen Zeitung (6.10. 2007) (auf deren Webseite kann man nun wirklich nicht herausfinden, wie die Print-Zeitung des online-Angebotes "shz.de" wirklich heißt) findet sich auch eine Beschreibung des Ausstellungskonzeptes:

Die höfliche "Frau mit Perücke"

"(...)
40 Jahre sind seit den spektakulären Überfällen der Banklady vergangen. Doch immer noch fasziniert ihre Geschichte. Das Volkskunde Museum Schleswig hat ihr nun eine Ausstellung gewidmet. Dank der umfangreichen polizeigeschichtlichen Sammlung ist es Guntram Turkowski und Carsten Fleischhauer gelungen, in eindrucksvoller Weise Täter, Opfer und Ermittler zu Wort kommen zu lassen.

Die Kuratoren setzen drei Schwerpunkte: die damalige Wohnung der Banklady, die Segeberger Bank und ein Polizeiquartier. Außerdem werden Beweismittel wie Perücken, Sonnenbrillen oder Tatwaffen gezeigt. Fleischhauer ist sich sicher: "Wir sind ziemlich nah an der Realität."
"Die Banklady", Volkskunde Museum Schleswig, Suadicanistr. 46-54. Eröffnung So., 12 Uhr, danach tägl. 10-18 Uhr
.


Aus den Uetersener Nachrichten (4.10. 2007) noch ein paar Details zur Ausstellungskonzeption:

"Es werden die original Waffen, Maskierungen und Ausstattungsstücke der Bankräuber, jeweils aus der Perspektive der Opfer, der Ermittler und der Täter gezeigt. Ausstellungsstationen wie Bankfiliale, Polizeistation der sechziger Jahre sowie die Privatwohnung der „Banklady Gisela“ , wo sie mit ihren Komplizen und späterem Ehemann die Überfälle feierte, sind anschaulich rekonstruiert. Beteiligte kommen in Video- und Hörstationen zu Wort."

Das Hamburger Abendblatt (6.10. 2007) widmet der Ausstellung allein drei Artikel. Zunächst einmal die Basics über die Ausstellung. Ein weiterer Artikel beschäftigt sich mit dem nur auf der Grundlage des fordistischen Wohlfahrtsstaates der 60er Jahren verstehbaren individuellen Hintergrund der beiden Täter aus Sicht der Ermittlungsbehörden:

"Sie liebte Kostüme, er freute sich über Kalbsteaks
"Eine Lady?" Warum Gisela Werler so bezeichnet wurde, hat Hans Schliemann (88) nie verstanden. So gar nichts Damenhaftes konnte der Kriminalbeamte an der Serien-Räuberin entdecken, als er sie nach der Schießerei in Bad Segeberg vernahm. "Sie war eine junge einfache Frau", erinnert sich der Pensionär, der in den 60er-Jahren die Abteilung für Schwerkriminalität im Kriminalpolizeiamt in Kiel leitete. "Sie war Packerin in einem Tapetengeschäft." Eine Lady sei die optisch unauffällige Frau nicht gewesen.

Schliemann hatte in dem Gespräch leichtes Spiel. "Sie war für unsere Fragen zugänglich." Die "Banklady" gestand während der Vernehmungen sämtliche Überfälle, die sie gemeinsam mit ihrem Komplizen Hermann W. begangen hatte. Warum die unscheinbare Frau an der Seite des skrupellosen Taxi-Fahrers Deutschlands erste Bankräuberin wurde, steht für Schliemann zweifelsfrei fest: "Sie war ihm hörig."

Das Paar habe sich von dem geraubten Geld "etwas gönnen" wollen. Sie kaufte sich schicke Kostüme und einen gebrauchten VW Käfer, er freute sich über "Kalbsteaks vom Feinsten" und fuhr mit seiner Liebsten nach Büsum oder Helgoland in den Urlaub.

Bereits vor der Festnahme hatte sich Schliemann monatelang mit den Bankräubern beschäftigt: Im Kriminalpolizeiamt, dem Vorläufer des Landeskriminalamtes, liefen regelmäßig die Meldungen über die Überfälle der Täter ein, die scheinbar nicht zu fassen waren. Schliemann verglich Fahrzeuge und Kennzeichen, untersuchte das Vorgehen an den Tatorten und informierte die örtlichen Dienststellen. Außerdem gab er Warnungen an Banken rund um Hamburg heraus.

"Konkretes konnte ich jedoch nicht liefern", sagte er. Zwar wurden mehrere Phantomzeichnungen angefertigt. Doch wegen der wechselnden Maskierung sah die Banklady auf jedem Bild anders aus. "Ich tappte im Dunkeln", sagte Hans Schliemann."


Der dritte Artikel des Abendblattes erinnert an die Umstände der Verhaftung in Bad Segeberg im Jahre 1967

Der Journalist, Autor und Regisseur Jürgen Roland starb am 21. September im Alter von 81 Jahren nach langer, schwerer Krankheit in Hamburg.
Stahlnetz, Tatort, Großstadtrevier: Der Regisseur und Fernsehmacher Jürgen Roland galt als Pionier und Meister des deutschen Fernsehkrimis. Am 21. September verstarb er in seiner Heimatstadt Hamburg im Alter von 81 Jahren. Das NDR Fernsehen würdigt ihn am Donnerstag, 27.9. 2007 mit mehreren Sendungen in der "Jürgen Roland Nacht". In diesem Zusammenhang ist insbesondere auf die Stahlnetz-Krimis z.B.zu verweisen. Hier zu "Der fünfte Mann".

Heute morgen aus dem Flugzeug raus, die Umsonst-"Zeitung" "Österreich" (ja die mit dem Geiselnehmer-Interview) rausgeholt und nach dem Wetter und dem neuen Schönbrunner Giraffenbaby fällt mein Blick auf die Schlagzeile "Wieder zwei Banküberfälle" und dass nun schon die Nummer 56 und 57 in diesem Jahr stattgefunden hat. Und so fehlen bis zum "Allzeitrekord" von 68 für Wiener Verhältnisse auch nicht mehr allzuviel, vor allem wenn man bedenkt, dass gegen Weihnachten die Kurve erfahrungsgemäß nochmals richtig ansteigt ...

Die Sonderausstellung des Volkskunde Museums zeigt die Geschichte der ersten Bankräuberin Deutschlands.

Im Jahr 2006 konnte das Volkskunde Museum der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloß Gottorf zwei große polizeigeschichtliche Sammlungen in seinen Bestand übernehmen – die Sammlung von Wolfgang Kroker, dem langjährigen Beauftragten für Polizeigeschichte des Landes Schleswig-Holstein, die eine der größten privaten Polizeisammlungen Deutschlands darstellt, und die frühere Lehrmittelsammlung der Polizeidirektion für Aus- und Fortbildung in Eutin, die bis vor wenigen Jahren im Unterricht für schleswig-holsteinische Polizeianwärter eingesetzt wurde.
Durch diese bedeutenden Schenkungen ist das Volkskunde Museum an eine in Norddeutschland einzigartige polizeigeschichtliche Sammlung gelangt, die mit ihrer Breite und Qualität überregional bedeutsam ist. Ab Oktober 2007 stellt das Volkskunde Museum dieses neue Sammlungsgebiet in regelmäßigen, themenbezogenen Sonderausstellungen der Öffentlichkeit vor.

Die erste polizeigeschichtliche Sonderausstellung des Volkskunde Museums befasst sich mit einem der spektakulärsten Kriminalfälle der Landesgeschichte: Die „Banklady“ Gisela Werler war die erste weibliche Bankräuberin Deutschlands. Von 1964-67 verübte sie mit ihren Komplizen insgesamt 19 Banküberfälle in Schleswig-Holstein, Hamburg und Niedersachsen, bis sie 1967 in Bad Segeberg verhaftet wurde. Der Prozess gegen die „Banklady“ vor dem Landgericht Kiel im Jahr 1968 gehörte zu den aufsehenerregendsten Medienereignissen der späten sechziger Jahre.
Schleswig

Die Ausstellung im Volkskunde Museum zeigt die originalen Waffen, Maskierungen und Ausstattungsstücke der Bankräuber in drei großen Inszenierungen, die jeweils die Perspektive der Opfer, der Ermittler und der Täter widerspiegeln. Eine Ausstellungsstation ist als Bankfiliale eingerichtet, eine zweite als Polizeistation der sechziger Jahre, und die dritte stellt die Privatwohnung der „Banklady“ dar, in der sie mit ihrem Komplizen und späteren Ehemann die erfolgreichen Überfälle gefeiert hat. Bankangestellte, Polizisten und auch die Bankräuber kommen in Video- und Hörstationen mit Zeitzeugen-Interviews selbst zu Wort, so dass die Exponate der Ausstellung von den Akteuren persönlich beschrieben und erläutert werden. Damit macht die Ausstellung „Die Banklady“ die Kriminal- und Alltagsgeschichte der sechziger Jahre in besonders lebendiger Weise nachvollziehbar.

Ausstellungseröffnung:
Sonntag, 7. Oktober 2007, 12.00 Uhr im Vortragssaal des Volkskunde Museums (Haus A).
Zur Einführung sprechen Staatssekretär Ulrich Lorenz (Innenministerium) und Dr. Klaus Schönberger (Institut für Volkskunde der Universität Hamburg).

Der Titel des Vortrags von Klaus Schönberger lautet:
"Jeder will doch Geld haben ..."
Volkskundliche Anmerkungen zur Geschichte und Gegenwart des Bankraubs in der Praxis und der populären Kultur



Dauer: Sonntag, 07.10.2007 bis Montag, 31.12.2007


Adresse:
Volkskunde Museum Schleswig - Stiftung Schleswig Holsteinische Landesmuseen Schloß Gottorf
Haus A
Suadicanistr. 46-54
24837 Schleswig
Tel.: (04621) 96 76 0
Fax: (04621) 96 76 34
eMail: volkskunde[at]schloss-gottorf.de
Web: www.schloss-gottorf.de

Weitere Einträge zur Banklady in diesem Blog:
Zum ARD/NDR-Portrait

Das Thema wurde im übrigen in Vabanque erstmals aufgegriffen. Der Beitrag von Franziska Roller behandelt das Schicksal von Gisela Werler etwas allgemeiner - im Kontext des weiblichen Bankraubs insgesamt: "Bankladies - Wenn Frauen zu sehr rauben"

spiegel1-Nach sieben Jahren findet "Vabanque" nun doch noch Erwähnung im SPIEGEL. Noch vor Erscheinen des Buches hatte die SPIEGEL-Redaktion bzw. der damalige Kulturressortleiter Höbel einiges daran gesetzt, dass sie die ersten sein würden, die über das damals druckfrische Werk berichten dürfte. So kam der SPIEGEL an die Druckfahnen. Der Ressortleiter selbst verfasste eine Rezension, die aber nie erschien, weil er nach Fertigstellung des Textes in Urlaub fuhr. Seine freundlichen KollegInnen kippten sogleich den Text aus dem "Stehsatz" und als er zurückkam, war er offenbar auch nicht mehr an einer Veröffentlichung interessiert. Soviel zum Arbeitsklima in der SPIEGEL-Redaktion.

Nun ist für SPIEGEL-Verhältnisse doch eine gewisse Zeit seit Erscheinen des Buches vergangen und eine andere Redaktion interessierte sich für das Thema.

spiegel3Im KulturSPIEGEL (Heft 9 / September 2007, der vergangenen Montag dem SPIEGEl beilag (inzwischen wohl nicht mehr nur für Abonnenten), verfasste Ilka Kreutzträger unter dem Titel "Geld oder Leben! In Comics, Filmen, Büchern und Popsongs sind Bankräuber die Helden. Denn sie sorgen für Gerechtigkeit" einen launigen Beitrag, der unter anderem auf einem Hintergrundgespräch mit dem Herausgeber von Vabanque zugrundeliegt:

"'In einer Welt, in der alle Macht vom Geld ausgeht und in der seit je die großen Summen in den Händen einiger weniger sind, scheint es ein Bedürfnis nach Gegenwehr zu geben und einen nicht zu zerstörenden Sinn für Gerechtigkeit', sagt der Kulturwissenschaftler Klaus Schönberger, Herausgeber des Standardwerks 'Vabanque. Bankraub - Theorie. Praxis. Geschichte'."

Dass das alles noch etwas differenzierter formuliert werden müsste, steht auf einem anderen Blatt (In einer schriftlichen Analyse, würde man vielleicht doch noch mehr auf das Kapitalverhältnis an sich eingehen und nicht nur die Geldebene betonen).

Nach der Erwähnung des Brechtzitates und der Betonung des verbrecherischen Charakters eines Bankraubs:

"Das gilt heute wie damals, denn an der sozialen Schieflage in der Gesellschaft hat sich nichts geändert.
Und ebendiese soziale Gerechtigkeit ist laut Schönberger entscheidend für das positive Bild des Bankräubers. Immer noch haben die einen viel und die anderen wenig. Werden die, die viel haben, ausgeraubt, dann weckt das große Sympathien beim Publikum und wird als gerecht empfunden."


Es folgen noch einige weitere Zitate und Erwähnungen. Ist leider nicht online...

Im Sommerloch kommen sie wieder aus ihren Puschen. In Wien sind sie beim Bankraub Spitze und das ist das Problem eines jeden Sicherheitspolitikers. Im Gratis-Blatt heute (9.8. 2007) - ja das Schmierblatt das neulich ein Foto der Kampusch mit einem vermeintlichen Verehrer publiziert - versucht das Bankraub-Thema zu skandalisieren, wenn auch substanziell keinerlei Information verbreitet wird, die nicht über das bereits Gesagt hinausgeht. Die Überschrift "Überfälle: SPÖ nimmt die Banken ins Gebet" suggeriert dann mal wieder kritische Aktivität gegenüber den Banken, wobei der Anlasß auch nur dafür herhalten muss, die übliche Panikmache für ganz andere Zwecke auszunutzen:

"Rudolf Parnigoni, Vorsitzender des parlamentarischen Innenausschusses, fordert eine Sicherheitsinitiative gegen Banküberfälle. Anlass ist die europaweit beispiellose Raubserie in der Bundeshauptstadt, wo heuer bereits 46 Geldinstitute von Kriminellen heimgesucht wurden. Gegenmaßnahmen fordert der SP-Politiker nicht nur von Seiten der Exekutive, auch die Betroffenen selbst seien gefordert.

46 Banküberfälle bisher – das ist selbst für Wien ein Negativrekord. Im Vergleich: Andere EU-Großstädte wie etwa Hamburg oder Berlin bringen’s auf eben mal zwölf – im Jahr. Gründe seien, so Rudolf Parnigoni, eine verstärkte Präsenz der Exekutive vor den Instituten und der Einsatz privater Security-Bewacher. Parnigoni wünscht sich deshalb für Österreich eine Sicherheitsinitiative, die neben polizeilichen Aktivitäten „auch geeignete Maßnahmen der Bankinstitute selbst umfasst“. So sei etwa die Videoüberwachung nicht auf dem Stand der Technik, kritisiert er die schleppend fortschreitende Modernisierung. „Die Banken sind aber auch aufgefordert, die Arbeit der Polizei mit eigenem Sicherheitspersonal zu unterstützen.“

Parallel dazu fordert Parnigoni ein eigenes Gesetz für private Sicherheitsdienstleister, das eine Qualitätssicherung bringen soll.

Javier Cáceres teilt uns in der Süddeutschen Zeitung (25.7.2007) mit:

Spaniens gefährlichster Bankräuber festgenommen
Portugiesische und Spanische Polizisten stellen Jaime Jiménez Arbe
Madrid - Jaime Jiménez Arbe, 51, unternahm noch einen letzten Versuch, seine Waffe auf die Polizisten zu richten. Doch da war es bereits zu spät. Zwei Dutzend portugiesische Beamte stürzten sich, von einer Handvoll spanischer Kollegen unterstützt, auf ihn und nahmen Jiménez fest, noch ehe er den Finger an den Abzug bekam. Es war das Ende der schillernden, schwerkriminellen Karriere eines Mannes, der in den letzten 14 Jahren zum rätselhaftesten Bankräuber Spaniens geworden war: zum "öffentlichen Feind Nummer eins", wie es am Dienstag in den spanischen Zeitungen hieß.


Phantom
Arbe
Zum Verhängnis wurde Jiménez der Plan, 130 Kilometer südlich von Porto die Kasse der Caixa de Crédito Agrícola in Figueira da Foz zu plündern. "El Solitario", der Solitär - so hatte ihn Spaniens Polizei in ihrer Ohnmacht getauft. Denn bis vor ein paar Monaten war ihr völlig schleierhaft, welche Identität sich hinter dem Mann mit der Perücke, der falschen Brille und dem angeklebtem Bart verbarg. So kannte man ihn von den Bildern der Überwachungskameras.

Tödlicher Schusswaffengebrauch

"Mindestens 36 Überfälle auf Kreditinstitute werden ihm seit 1993 angelastet, sein Operationsgebiet erstreckte sich auf das ganze Staatsgebiet. Dabei erbeutete er kaum mehr als 600 000 Euro, das reichte ihm offenbar, um seinen Jahresetat zu sichern. Intensiviert wurde die Suche nach dem 9. Juni 2004, da erschoss er zwei Beamte der Guardia Civil, der paramilitärischen Polizei, mit 23 Schüssen aus einem Schnellfeuergewehr. Zuletzt, so erklärte der Chef der Guardia Civil, Joan Bastida, sei "ein wahres Heer an Beamten" auf den Fersen des Solitärs gewesen, insgesamt 60 Personen wurden verdächtigt. Nach dem bislang letzten Überfall, Mitte Mai in Toro bei Zamora, waren sich die Ermittler dann sicher, dass es sich um "Jaime aus Las Rozas" handeln musste.

Höfliche Variante


"Der Solitär konnte aber auch anders. Nachdem er Mitte Dezember 2006 in San Agustín de Guadalix, nahe Madrid, 10 600 Euro erbeutet hatte, wandte sich Kunden und Angestellten zu und wünschte ihnen, ehe er ging, noch "ein frohes Fest". Das nächste verbringt er hinter Gittern. "

Weiter Informationen haben wir via Agence France-Presse (25 juillet 2007) finden können:

Le braqueur le plus recherché d'Espagne en détention au Portugal

Lisbonne. Le braqueur le plus recherché d'Espagne Jaime Jiménez Arbe, surnommé le «Solitaire» et arrêté lundi au Portugal, a été placé en détention préventive, a-t-on appris mercredi de source judiciaire.

L'homme, accusé d'une trentaine de braquages et de la mort de trois policiers, a été entendu par la justice pendant plusieurs heures mardi après-midi avant d'être transféré vers la prison de Coimbra (centre).

«Je suis le Solitaire. Salut tout le monde. Salut les Espagnols», a lancé Jaime Arbe aux nombreux journalistes et curieux présents devant le tribunal de Figueira da Foz (centre-ouest du Portugal) mardi en fin d'après-midi.
(...)
Les autorités espagnoles n'ont pas encore adressé de demande d'extradition, a indiqué le ministre de la Justice espagnole cité par le quotidien Diario de Noticias. «Il y a une excellente coopération avec les forces de sécurité portugaises», a-t-il souligné.

Jetzt häufen sich wieder die Anfragen zu "Peter Rohrschneider" in diesem Blog. Wir erinnern uns. Im März war der EX-HSV-Profi, den die BILD-Zeitung mal schnell zum "Ex-HSV-Star" erklärte und heute die WELT (24.7. 2007) dann auch noch "Vom Abstieg eines Bundesliga-Stars" titelt, wegen des Verdachts auf 16fachen Banküberfall verhaftet und angeklagt worden. Rohrschneider absolvierte gerade mal 27 Bundesligaspiele in den sechziger Jahren und schoss dabei ein Tor im Seeler-Team.

Gestern wurde das Urteil im Prozess gesprochen: Sechs Jahre Gefängnis.

"Das Landgericht Lüneburg sah es als erwiesen an, dass der heute 61-Jährige Peter R. 1991 und 1992 mit einem Komplizen zhen Geldinstitute überfallen hatte. 'Er war sicherlich für die Planung und Organisation verantwortlich', sagte die Vorsitzende Richterin am Dienstag.

„Er lebte damals wirtschaftlich knapp, war arbeitslos“, hieß es in dem vom Anwalt des 61-Jährigen verlesenen Geständnisses. Nach seiner Mittleren Reife hatte der Angeklagte 1965 eine Ausbildung zum Chemielaboranten abgeschlossen. Von 1966 bis 1968 war er für zwei Spielzeiten beim Hamburger SV unter Vertrag.(...) Danach arbeitete er in seinem gelernten Beruf, bis er 1990 arbeitslos wurde. Zwischen 1990 und 1994 wurde der Mann wegen Betrügereien und einem versuchten Banküberfall zu Geld- und einer Bewährungsstrafe verurteilt. Als eine von ihm gegründete Import-Export-Firma für Russland floppte, begann er, Taxi zu fahren. Bis zu seiner Festnahme trainierte der Ex-Fußballprofi eine Jugendmannschaft im Süden der Hansestadt."


Da er sich 14 Jahre straffrei aufgeführt hatte, bei den Überfällen niemand zu Schaden kam, die Staatsanwaltschaft sechs von 16 Punkten fallen ließ (ursprünglich war man von über 30 Taten ausgegangen) wollte das Gericht "von einem minderschweren Fall ausgehen".

Interessant ist die Regelung der Namensnennung. Während WELT und MoPo nur den Vornamen ausschreiben und den Namen R. abkürzten, nennt das Hamburger Abendblatt den ganzen Name und zeigt ein aktuelles Bild.

 

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