AusstellungenMuseum
BankerInnen und PolizistInnen
Bankraub in Film und Fernsehen
Bankraub-Dokus - Themenabende usw.
Bankraub-Schriftsteller
Bankraub-Trends
Bibliographie der Volkskunde des Bankraubs
Biographien des Bankraubs
Blog-Review
Brecht-Zitat
Brutalisierung des Bankraubs
Buergerliches Recht
Edle Raeuber - Robin Hoods
Fluchttechniken
Geiz ist geil
GenderMainStreaming
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
icon
Das Weblog zur Volkskunde des Bankraubs

 
neuere Beiträge
titelte Tom Wolf in Vabanque (S. 288) sein Portrait von Siegfried N. Dennery, der für acht Banküberfälle insgesamt bereits 14 Jahre Gefängnis kassierte. Insgesamt hatte er 1,5 Millionen Mark erbeutet. Er studierte Germanistik, wurde nach zehn Jahren auf Bewährung entlassen und schrieb seine Autobiographie, die 1995 auch verfilmt wurde. Nun wird der "Räuber mit der sanften Hand" erneut verdächtig zwischen 2001 und 2007 insgesamt fünf weitere Banküberfälle begangen zu haben. Das ist natürlich ein gefundenes Fressen für die Medien. Er sitzt seit Mai 2007 in Untersuchungshaft und dieser Tage findet der Prozess statt. Wie es da so zugeht, darüber informiert uns die interessierte Journaille:

Express (1.4. 2008):

"Traunstein – Siegfried N. (64), Deutschlands schillerndster Bankräuber und Bestseller-Autor, steht seit Dienstag wieder vor Gericht. Nachdem er wegen einer Raubserie in den 80ern 10 Jahre brummte, muss er sich nun wegen sechs weiterer Überfälle verantworten.

Der Mann mit getönter Nickelbrille, Oberlippenbärtchen und Goldkette, der sich selber poetisch als „Räuber mit der sanften Hand“ bezeichnet, soll zwischen 2001 und 2007 im Chiemgau (Bayern) und im Emsland sechs Banken überfallen und dabei rund 450.000 € erbeutet haben. Dabei ging er laut Staatsanwaltschaft wenig sanft zur Sache: Jeweils vor Geschäftsbeginn brach der mutmaßliche Täter, der bislang keine der Taten einräumte, in die Banken ein, zwang die Mitarbeiter mit Waffengewalt, ihm Geld auszuhändigen. Dabei wurde er auch handgreiflich. "


PR-Inside / ddp 1.4. 2008

Die Medien überschlagen sich derzeit, eine besondere Form der Spekulation an der Börse als neue Form des Bankraubs auszugeben. Dabei ist nichts anderes passiert, dass andere Spekulanten auf das Gerücht eines Mitbewerbers hereingefallen sind. Die Presse (20.3.2008):

Was war passiert?

"Ein Spekulant dürfte den Aktienkurs des britischen Hypotheken-Finanzierers HBOS manipuliert haben. Der "betrügerische Händler" soll bis zu 130 Mio. Euro Gewinn gemacht haben.

Am Mittwoch stürzten die Aktien des größten britischen Hypothekenfinanzierers HBOS nach Gerüchten um Liquiditäts-Engpässe um bis zu 17 Prozent ab. In Folge verloren auch die Papiere der Konkurrenz an Wert: Die Aktien von Alliance & Leicester und Bradford & Bingley rutschten um 3,2 Prozent auf 449 Pence beziehungsweise um neun Prozent auf 486,25 Pence ab. In diesen Sog gerieten schließlich auch die übrigen europäischen Finanzwerte."


Offenbar wurden bewußt Falsche Informationen gestreute um ein wahres Ereignis zu schaffen - eine gewünschte Börsendotierung:

"Falschinformationen gestreut

Nun wird klar: Die Berichte rund um Probleme bei HBOS wurden offenbar erfunden, um einen Kurssturz auszulösen. Der Täter lancierten Falschinformationen, um betrügerische Spekulationen tätigen zu können, berichtet die britische Zeitung "Telegraph".

Einerseits zirkulierte in London ein E-Mail eines unbekannten Bankers, dass in Kürze ein Zeitungsartikel über Probleme bei HBOS erscheinen werde, was einen Sturm auf die Bank auslösen werde. Weiters wurde die Meldung verbreitet, dass HBOS bei der Bank of England um "Notgespräche" gebeten habe - was nicht stimmte.
"Moderne Form von Bankraub"

Der unbekannte Täter wählte einen psychologisch günstigen Zeitpunkt. Die Märkte reagierten nach dem Desaster der US-Investmentbank Bear Stearns hypernervös. Anleger verkauften in Panik ihre HBOS-Papiere. Auch die Katastrophe um die britische Hypothekenbank Northern Rock war den Anlegern wohl noch schmerzhaft in Erinnerung."


Aber warum wird eigentlich nicht eine Frage gestellt. Warum um Himmels willen, glauben die gleich jeden Scheiss?

Sieben Jahren nach dem eigentlichen Anlass, der Verabschiedung des Tübinger Empirischen Kulturwissenschaftlers Utz Jeggle im Juni 2001, sind nun in Form des Tübinger Korrespondenzblattes Nr 59, die Verhandlungen dieser Veranstaltung erschienen. Darin findet sich auch die Laudatio Hermann Bausingers auf Utz Jeggle. Er würdigt dabei insbesondere dessen "Feldzug für die Psychoanalyse" und imaginiert Utz Jeggle als Bankräuber:

"Er akzeptiert die Kränkungen, die dem Menschen durch die Erkenntnis zugefügt wurden, dass auch das scheinbar Individuelle des Menschen hinter seinem Rücken durch gesellschaftliche Konstellationen geformt wird (Marx!) und das der Mensch nicht Herr in seinem Haus ist, weil er am Leitseil des Unbewussten geht (Freud!).
Sein Feldzug für die Psychoanalyse wird nicht immer und nicht von allen goutiert: und es ist ja nicht auszuschließen, dass eine Theorie, die in manchen Bereichen messerscharf ist, auf anderen Gebieten stumpf bleibt und zu Fehlsteuerungen führen kann. Ich stelle mir Utz als Bankräuber vor (auch das ist ja neuerdings ein Forschungsgegenstand der EKW [gemeint ist die Empirische Kulturwissenschaft Tübinger Provenienz]): Er zieht eine Kapuze übers Gesicht, aus den Sehschlitzen schauen zwei neugierige und freundliche Augen; er nähert sich dem Schalter, hebt eine von Moni [Institutssekretärin] besorgte farbige Kinderpistole und ruft: Dies ist ein Über-Ich! -- was wiederum die Gültigkeit der Psychopathologie des Alltagslebens beweist ..."


Aus: Bausinger, Hermann: Abschied für Utz am 23. Juni 2001. In: Tübinger Korrespondenzblatt 59 (2008). Meine EKW. Utz Jeggle am Ludwig-Uhland-Institut für Empirische Kulturwissenschaft. Wissenschaftliche Biographie und Bibliographie, S. 26-31, S. 29.

Unter der Überschrift "Menschen - Orte - Kriminalität" sendete das Inforadio des rbb am 29.02.2008, 10:27 Uhr ein Interview (zum Nachhören) von Pieke Biermann mit einem Bankangestellten, der als Geisel der "Tunnelgangster" im Juni 1995 gefangenhalten wurde. Der Beitrag soll vor allem die Brutalität der Geiselnehmer zeigen, in dem die Perspektive der Opfer rekonstruiert wird.

Es ist aber schon bezeichnend, dass sich die Medien, die versuchen die Gangster und ihren Coups zu entzaubern, bei Strafe ihres eigenen Untergangs im Gegenzug immer wieder sich geneigt fühlen, derlei Taten zu mystifizieren (gerade der rbb war sich doch anno 2004 nicht zu schade, bei den AutorInnen von Vabanque ein Interview mit der Frage nach unserem Lieblingscoup zu beginnen). Man wird den Verdacht nicht los, dass Dämonisierung und Glorifizierung im Prinzip nur zwei Seiten der gleichen Medaillie sind.

Manchmal können sie auch ganz vernünftig sein ...


"Berlin - Die Berliner Polizei hat zwei Intensivstraftäter bei einem Überfall auf eine Postbank in Hamburg beobachtet, ist aber nicht eingeschritten. Das Landeskriminalamt in Berlin rechtfertigte das Vorgehen ihrer Beamten am Mittwoch: Hätten die Beamten bei dem Überfall eingegriffen, wäre es möglicherweise zu einer Geiselnahme oder einen Schusswechsel gekommen, sagte LKA-Abteilungsleiter Bernd Finger. Beamte der Berliner Polizei hatten die Bankräuber zuvor in Berlin observiert und von dort nach Hamburg verfolgt. ..."

Weiter zur ganzen AP-Meldung (6.3. 2008)

"Gras, Koks und hochfliegende Ideen" lautet der Titel eines Stern-Interviews (20.2.08) mit Jutta Winkelmann und Gisela Getty, angeblichen 68er-Ikonen, von denen keiner was weiss:

"Die Zwillingsschwestern Jutta Winkelmann und Gisela Getty waren Ikonen der 68er, berauschten sich am eigenen Glück und blieben doch vom Elend der Selbstüberschätzung nicht verschont. Im stern-Interview erzählen sie von ihren Drogenerfahrungen, denen ihrer Kinder und warum Sex ein notwendiges Übel ist.

(...)

Als Paul Getty dann entführt wurde, gerieten Sie beide unter Verdacht, Sie hätten das Kidnapping inszeniert?
Gisela Getty: Wir haben ja auch tatsächlich rumgesponnen, wie es wäre, eine Entführung zu inszenieren. Ursprünglich war es Pauls Idee. Er glaubte, weil er der Lieblingsenkel seines Großvaters sei, zahle der bestimmt für ihn. Wir haben das Projekt natürlich nicht in die Tat umgesetzt, es blieb bei den Spinnereien.
Jutta Winkelmann: Wir sind dann in Rom als Täterinnen verhaftet worden. Wir waren permanent in Geldnot, spielten in Gedanken sogar mit einem Banküberfall. Bankraub empfanden wir damals als revolutionäre Tat, solange die Räuber politisch auf der Höhe sind. Aber uns fehlte immer der Mut, weil wir auf keinen Fall unsere Freiheit verlieren wollten."

Im Hamburger Abendblatt (20.2.2008) muss mal wieder Bankraub als Vergleich herhalten und die jüngsten Steuerhinterziehungen werden auf ihre Sozialverträglichkeit untersucht:

""Spitzbuben, die den Hals nicht voll kriegen", nannte Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust Steuerhinterzieher, die auf verschlungenen Wegen ihr Geld ins Ausland bringen, um es hier nicht versteuern zu müssen. Bis zu zehn Jahre Gefängnis sieht das Gesetz für Steuerbetrüger vor. Es ist, machen wir uns nichts vor, Hochleistungs-Kriminalität, Steuern in Millionenhöhe zu hinterziehen.

Diese Form von Kriminalität ist so sozialschädlich wie ein Bankraub. Das müssen die, die sowieso das Sahnehäubchen auf dem Kaffee haben, wissen, wenn sie dem Staat vorenthalten, was des Staates ist - auch und vor allem zu Zeiten, wo in Deutschland Eltern Schulzimmer streichen müssen, weil dem Staat das Geld fehlt."


Irgendwie glaubt man zu träumen. Was denen auf einmal so einfällt, wo das doch eh alle schon immer gewusst haben. Aber was das mit Bankraub zu tun haben soll? Und die "Geiz ist geil"-Anzeigen haben sie doch alle gedruckt ...

Weil ein Bankräuber in Rimini seine Beute verschenkte, wird er nun in den Medien (spon) als "Robin Hood der Riviera" gehandelt (sda)

Als "Robin Hood der Riviera" hat ein 37-jähriger italienischer Bankräuber einen Teil seiner Beute in Rimini an Passanten auf der Straße und an Marktständen verteilt. Mit einer Spielzeugpistole hatte der Mann nach Zeitungsberichten vom Freitag zuvor in einer Bank die Angestellten bedroht und insgesamt 3500 Euro erbeutet. Vor seinem Coup hatte er sich in einer Bar Mut angetrunken. Später stellte er sich dann gebefreudig als ein italienischer "Robin Hood" vor, der das Geld der Reichen nimmt und den Armen gibt.

Einem zweijährigem Buben schenkte er neben einem Geldschein auch die Pistole. Die Beamten waren bei seiner Festnahme erleichtert, keinen gefährlichen Kriminellen vor sich zu haben - der 37-Jährige hat zwar ein Alkoholproblem, war aber noch nie straffällig geworden.

So eine Debatte um Steuerflucht, Steuerhinterziehung und Bankgeheimnis bringen immer jede Menge Kalauer mit sich. Im Zuge der politischen Verwicklungen zwischen Deutschland und dem Fürstentum Liechtenstein berichtet die Zürcher Wochenzeitung WOZ (21.2. 2008) unter der Überschrift "Angriff auf Entenhausen" über die Versuche den Finanzplatz Liechtenstein wieder reinzuwaschen:

"In Liechtenstein gibt es über 70 000 solcher Stiftungen. Es geht um Dutzende Milliarden Franken, wenn nicht mehr. Wie viel davon Schwarzgeld ist, ist unklar.

Die vom Datenklau betroffene fürstliche LGT-Bank hat 77 000 KundInnen. Ein deutscher Staatsanwalt sagte dieser Tage: «Wir haben die Bank geknackt.» Ist die aggressive Sprache ein Hinweis auf die Machenschaften Liechtensteins? Gibt es, wie deutsche Medien berichteten, in den auf DVD vorliegenden Daten gar Hinweise auf Dienstvorschriften des Fürstentums über die Verschleierung von Finanzströmen? Seine Durchlaucht: «Nein, natürlich nicht.» Und: «Es kann nicht unsere Aufgabe sein, jeden Kunden auszufragen, ob er gedenkt, in seinem Heimatland alles zu deklarieren.» Klaus Tschütscher sagt: «Geknackt - diese Sprache ist bei uns undenkbar. Es ist die Sprache der Panzerknacker. Wir sind hier nicht in Entenhausen.»"

So ist das also mit der Zeitung, hinter der immer ein kluger Kopf zu stecken scheint. Die FAZ bzw. ihr Online-Angebot fasst unter der Rubrik "Finanzen - Geld & Mehr" in einem "Spezial" eine Reihe von Tips für den vermögenden Steuerhinterzieher zusammen. Unter der Überschrift "Selbstanzeige oder nicht?" betreibt die Redaktion klassische "Anti-Repressionsarbeit". In Manier der "Roten Hilfe" werden juristische Tips an die betroffene Klientel der Internationalen der Steuerhinterzieher gestreut. Schließlich ist außer Versicherungsbetrug kein Delikt derart beliebt, bei den vermögenden oberen 10000.

Unter der Überschrift "Selbstanzeige oder nicht?" heißt es im faz.net:
"Die Selbstanzeige ist für die Betroffenen dennoch ein rechtliches Minenfeld. Es gilt dabei viele Dinge zu beachten, will man sich nicht weiter gehenden Vorwürfen aussetzen als es vielleicht gerechtfertigt sein mag. FAZ.NET gibt in diesem Spezial einen Überblick über das Instrument der Selbstanzeige und Empfehlungen, was dabei beachtet werden sollte."

Die Beratung für Steuerhinterzieher durch das faz.net lautet unter der Überschrift "Steuertipp - Sieben Tipps für eine steuerliche Selbstanzeige" beispielsweise so:
"Die deutsche Finanzverwaltung macht Jagd auf Bundesbürger, die ihr Geld ins Ausland gebracht haben oder 'vergessen' haben, Kapitalerträge zu versteuern. Viele Sünder sehen ihre Rettung in einer so genannten Selbstanzeige. Doch die entpuppt sich in der Praxis als Minenfeld."

Weiter heißt es:
"Betroffene sollten daher in jedem Fall schnellstens einen Fachanwalt für Steuerrecht oder einen versierten Steuerberater um Rat fragen. Denn eine fehlerhafte Selbstanzeige kann mehr Schaden anrichten als Nutzen bringen, zum Beispiel wenn die eigentliche Steuerhinterziehung schon verjährt ist."

Das Schreiben an das zuständige Finanzamt solle nicht als "Selbstanzeige" gekennzeichnet sein, schlägt faz.net vor:
"Dies würde umgehend zur Einleitung eines Strafverfahrens durch die Straf- und Bußgeldsachenstelle führen. Geschickter: Betroffene formulieren ihre Selbstanzeige als 'Berichtigung der ursprünglichen Steuererklärung/en'."

So kann man wohl mit Fug und Recht sagen, dass hinter dieser Zeitung wohl immer ein Steuerhinterzieher steckt ...

Hat der Mann zuviel Privatfernsehen gesehen? fragt man sich, wenn man die Äußerungen von Premiere-Chef Michael Börnicke zum Thema TV-Piraterie sich zu Gemüte führt. Offenbar ist der Pay-TV-Sender Premiere nicht nur mit roten Zahlen geschlagen, sondern auch noch mit einem Chef, der das intellektuelle Format eines Bachelor-BWLers besitzt, wie ein Bericht auf der Webseite "Onlinekosten" veranschaulicht:

"Unternehmenschef Michael Börnicke hat den Schwarzsehern allerdings den Kampf angesagt und eine Umstellung des Verschlüsselungssystems angekündigt. "Piraterie ist Bankraub ohne Geiselnahme", sagte Börnicke am Donnerstag in einer Telefonkonferenz."

Nun mag man sich darüber streiten, was denn das Charakteristikum eines Bankraubs ist. Aber dass so einer sich das vor allem mit Geiselnahme vorstellen kann, zeigt schon, welche Filme er sich hauptsächlich anschaut. Dass der Bursche aber dann auch nicht wirklichl rechnen kann, zeigt die Milchmädchenrechnung, die er angesichts des Verkaufs von "Schwarz-Seher-Receivern", anstellt:

"Börnicke äußerte sich auch zu dem Schaden, der durch die neu eingeführten Schwarz-Seher Receiver entstanden sei. Premiere gehe davon aus, dass seit November vergangenen Jahres rund 400.000 Receiver chinesischer Herkunft in den Markt gebracht worden seien. Dadurch sei das Nettowachstum im vierten Quartal 2007 um etwa 50.000 Neukunden geringer ausgefallen, als prognostiziert wurde."


Man kann sich so seinen Reim auf Leute machen, die den Scheiss, den sie ansehen wollen, nicht bezahlen wollen. Aber wie der zu dem Schluss kommt, dass alle die den Scheiss schwarz sehen wollen, wenn sie das nicht könnten, bei ihnen bezahlen würden, muss dann doch mal mit einem dicken Fragezeichen versehen werden? Als ob es zwingend sei, dass wenn man nicht mehr schwarz schauen könnte, man ergo dafür bezahlen würde. So outen sie sich bisweilen als Premiere-Zuschauer, als ob das nicht auch eine Werbemaßnahme ist. Bloss taucht das dann eben in einem anderen Etat auf bzw. gar nicht.

PS. Bankraub ohne Geiselnahme kann auf breite Sympathien hoffen .. und Banken haben derzeit schlechte Karten, sich als Oper aufzuführen.

Die Zürcher WOZ (14.2.2008) liefert noch eine andere Perspektive auf den jüngsten bewaffneten "grossen Zürcher Kunstraub". Der Artikel von Daniel Ryser zitiert eingangs einen Newsletter des St, Galllener ­Konzertlokals Palace:

«Was ist schon ein Kunstraub gegen die Gründung einer Kunstsammlung? Wie beispielsweise die des Schweizer Waffenexporteurs Bührle, dessen Vermögen in den Jahren 1936 bis 1944 von 0,14 auf 127 Millionen Franken anwuchs.»

Und die WOZ:
"Ohne seine Waffen hätte Emil G. Bührle nie Bilder kaufen können. Ohne ihre Waffen hätten die Räuber am Sonntag seine Bilder nicht stehlen können."


Und dann stellt sich schon in Brechtscher Manier die Frage, ob hier nicht Gangster Ganster beklaut haben:

"Waffenexporteur Bührle kaufte sich in den dreissiger, vierziger und fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts wie besessen Kunst. 1934 kaufte er eine erste Zeichnung von Degas. Mit dem Geld aus dem Waffenverkauf legte sich der Kunstsammler den Boden für seine gepflegte Sammlung (und zahlte der Stadt Zürich 1954 den Kunsthaus-Neubau - vier Millionen Franken). Bührle hatte seine Flugabwehrkanonen in den dreissiger Jahren in über dreissig Länder verkauft, wo sich KommunistInnen und FaschistInnen damit gegenseitig totschossen. Die siebentausend Flabkanonen, die er an Hitler verkaufte, machten den ehemaligen Kavallerieoffizier der deutschen Reichsmacht und Kunststudenten Bührle definitiv zum Mehrfachmillionär und füllten seinen Keller mit Kunst. Seine Sammlung gehörte bereits in den fünfziger Jahren zu einer der bedeutendsten Privatsammlungen der Welt: Vierzehn Van Goghs, neunzehn Cézannes, zwölf Renoirs, zwölf Monets, fünfzehn Manets. «Wer bei Bührle stiehlt, stiehlt immer in Millionenhöhe», sagt ein Kunsthistoriker.

Dreizehn Bilder, die er nach dem Krieg kaufte, waren Raubkunst der Nazis. Per Gerichtsentscheid wurde Bührle 1948 gezwungen, die Bilder an die jüdischen Besitzer zurückzugeben. Neun kaufte er später zurück. Das jetzt gestohlene Cézanne-Bild «Der Knabe mit der roten Weste», kaufte er 1948. Es ist 80 cm hoch und 64,5 cm breit. Der französische Künstler malte es in den Jahren 1894/95 in der Rue d'Anjou in Paris. Es gilt als eines der schönsten Figurenbilder überhaupt. Als der Waffenexporteur das Bild kaufte, war die Kunstwelt noch längst nicht derart ökonomisiert (auch wenn die Summe für jene Zeit bereits stattlich war). Bührle bezahlte für das 100-Millionen-Franken-Werk eine Dreiviertelmillion."


Solange aber nicht klar ist, wer das war, könnte mal ein anderer Brechttext zur Abwechselung zitiert werden:

"In Erwägung, ihr hört auf Kanonen
and're Sprachen könnt ihr nicht versteh'n
müssen wir dann eben, ja das wird sich lohnen
die Kanonen auf euch dreh'n."
(Resolution der Kommunarden)

Hier eine Neuvertonung von der bereits in der zu DDR-Zeiten systemkritischen Band "Freygang":


Nachzutragen wäre noch der SPIEGEL-Titel



vom 28.1. 2008. Damit knüpft der SPIEGEL an die derzeit schlechte Stimmung für die zockenden Banken an. Aber wenn die die Heuschrecken entdecken, ist Vorsicht angesagt. Von denen eine solche verkürzte Kapitalismuskritik serviert zu bekommen, besagt nichts Gutes.

Wir wollen es mal dahin gestellt lassen, ob der Sachverhalt, der hier kritisiert wird, tatsächlich ein Problem darstellt. Vermutlich ja. Bloss bezeichnend ist, mit welchen Vergleichen (wienweb, 7.2. 2008) hier die FPÖ-Abspaltung BZÖ zur Sache geht:

"Das BZÖ pochte indes am Donnerstag neuerlich auf einen U-Ausschuss in der Causa, den auch FPÖ und Grüne befürworten. Indem Innenminister Günther Platter (ÖVP) das Büro für interne Angelegenheiten (BiA) mit dem Fall betraue, "könne er auch gleich einen Bankräuber damit beauftragen, den Bankraub zu klären", schreibt BZÖ-Generalsekretär Gerald Grosz in einer Aussendung."

Das sagt der Sprecher einer Partei, die es wissen muss. Zum einen ist die Dicht an Kriminellen Lichtgestalten nirgends so hoch wie hier und zum anderen kennen sich die vom BZÖ in Sachen Bankraub ganz gut aus. Ich möchte nur an die einstige steirische Spitzenkandidatin Magda Bleckmann erinnern, deren Ehemann Alexander Jost bei einem Bankraub anno 2000 erschossen wurde.

Aber eigentlich gilt in Abwandlung von Bertolt Brecht: Was ist ein Bankraub gegen die Gründung einer solchen Partei?

 

twoday.net AGB

xml version of this page

xml version of this page (summary)

powered by Antville powered by Helma

Creative Commons License
This work is licensed under a Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivs 2.0 Germany License.