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Das Weblog zur Volkskunde des Bankraubs

 
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Von Banken und Nullen

Auf Telepolis (22.12.2008) veröffentlicht derzeit Artur P. Schmidt eine Artikelreihe unter der Überschrift "Unter Bankstern", wohl nicht zufällig dem ollen Karl-May nachempfunden ("Unter Geiern"). In Teil 1 heisst es dazu:

"„Unter Bankstern“ lautet der Titel der Artikelserie, da sich die Banker in der Finanz- und Bankenkrise als eine Art Räuber und Gangster – sprich: Bankster - erwiesen haben. In dieser Funktion erschaffen Banker keine Werte mehr, sondern sie sind Weltmeister darin, diese alle zehn Jahre im Rahmen von großen Finanzkrisen zu vernichten. Wegen der Bankrotte bzw. Beinahebankrotte vieler Banken im Jahr 2008 war es sehr treffend, den Kuckuck zum Vogel des Jahres 2008 zu küren, da der Begriff umgangssprachlich das sogenannte Pfandsiegel meint, welches die Zwangsvollstreckung von Sachen dokumentiert. Besonders beliebt ist der Kuckuck in den Vereinigten Staaten, wo Zwangsversteigerungen (Foreclosures) zum absoluten Marktrenner avanciert sind."


Zunächst fragt der Autor aber etwas scheinheilig:

"Was ist eigentlich eine Bank? Sie ist zunächst einmal ein Sitzmöbel, weshalb wir auch sofort verstehen, warum Bankmanager Probleme lieber aussitzen, anstatt sie zu lösen. Bänke sind in der Regel aus Holz, womit sie leider die gleiche Konsistenz wie manche Köpfe in den Chefetagen der Banken haben. Im Mittelalter durften nur Personen auf einer Bank Platz nehmen, die einander gleichgestellt waren. Ebenso ist es heute, denn viele Großbanken hätten am liebsten nur noch Elitekunden, die über ein besonders üppiges Bankkonto verfügen."

Es geht also gegen die Bankmanager! Dann fragen wir uns, wer ist eigentlicher dieser Bursche namens Artur P. Schmidt? Auf seiner Webseite wirbt der "Dr. Ing." für sich:

"Keynote-Speaker der besonderen Art - They call him the risk master!"

Das ist dann aber ein Lautsprecher der besonderen Art:

"Artur P. Schmidt stellt nicht nur unbequeme Fragen, sondern er gibt auch unbequeme Antworten zu den wichtigsten Wirtschaftsthemen unserer Zeit wie Fernsehauftritte in 10vor10 sowie Planetopia belegen.
Als Autor von zahlreichen Büchern und hunderten von Veröffentlichungen gilt er als einer der führenden Experten der Netz-Ökonomie und zu Fragestellungen der Unternehmensführung.
Als Keynote-Speaker tritt Artur P. Schmidt regelmässig an hochkarätigen Veranstaltungen von Kunden wie Hewlett-Packard, SAP, Symantec, Reichle & De-Massari, Swiss Economic Forum, Telematiktage Bern oder dem Zentrum für Unternehmensführung auf und verschafft den Teilnehmern ein Erlebnis der besonderen Art. Es gibt nur wenige Redner weltweit, die über ein profunderes Wissen über die komplexen Wechselwirkungen in den Märkten verfügen."


Na wenn es denn gegen die Banken geht, dann sind die anderen offensichtlich die Guten! Und das sich Telepolis so einen einkauft, wundert auch nicht mehr so wirklich:

Insofern tritt hier ein Fürsprecher der einen Kapitalfraktion gegen die andere an:

"Eine besondere Form von Bank ist die Hollywood-Schaukel, in der sich Bankmanager besonders gerne in ihren Villen in der Karibik sonnen. Bevor wir es vergessen, natürlich gibt es noch eine andere Funktion von Banken: Sie schaffen durch das Betreiben postmoderner Spiel-Casinos monetäre Probleme und Krisen. Bankiers benötigen volatile Märkte, um Gewinne zu erzielen, weshalb sie gar kein langfristiges Interesse an Stabilität haben können. Krisen sind für Banken willkommene Chancen, die Kosten von Missmanagement auf die Allgemeinheit abzuwälzen und ihre eigenen Gewinne zu maximieren. Wir müssen uns deshalb von der Diktatur der Banken befreien."
Bloss weil ich die eine Bereicherungsmethode nicht gut finde, spüre ich keine Lust die andere Form der Mehrwertabpressung als "Realwirtschaft" feiern zu lassen.

"Von Bankrotten und Beinahebankrotten
Als Bankraub oder Banküberfall bezeichnet man die Entwendung von Geld oder anderer Wertgegenstände aus einem Kreditinstitut."

Quatsch! Entwendung ist Diebstahl und Überfall und Raub sind nach dem bürgerlichen Gesetzbuch andere Kaliber. Das mag man falsch finden, doch derlei Sozialromantik sollte man sich von solchen Lautsprechern nicht durchgehen lassen. Und dann fehlt natürlich nur noch das Schmankerl von den "wahren Bankräubern":

"Entgegen der öffentlichen Meinung wird nur etwa die Hälfte aller Banküberfälle aufgeklärt. Der Mythos der hohen Aufklärungsquote wird deshalb aufrecht erhalten, um potentielle Bankräuber von Überfällen abzuhalten. Doch der Fall des gewöhnlichen Bankräubers ist trivial in Anbetracht der Summen, die Bankmanager durch Krisen, die sie selbst hervorrufen, Anlegern gestohlen haben. Merke: Die gefährlichsten Bankräuber des Planeten waren nicht die Dalton-Brüder, sondern es sind die Banker selbst. Sie sind die wahren Profis unter den Bankräubern. Ein Bankräuber ist zu faul, um selbst zu arbeiten, und holt sich das Geld anderer Leute. Ein Bankmanager ist zu feige um sein eigenes Geld zu verzocken, und holt sich deshalb das Geld seiner Kunden."

Geschenkt!

Der Unterschied zwischen einem Unternehmer, der Pleite geht, und einer Bank ist, dass der Unternehmer vor seinem Aus Werte geschaffen hat, während eine Bank mit ihrem Aus alle Werte vernichtet. Da es weniger als Nichts nicht geben kann, muss der Staat am Schluss Banken sanieren, denn sonst würde man sich ja selbst eingestehen müssen, dass man zuvor bei der Kontrolle versagt hat. Das Problem: Banker genießen in Fragen der Vermögensvernichtung offenbar eine Art Immunität. Gegen das Treiben der Großbanker waren die Aktionen des Räuberpaares Bonnie und Clyde während der Weltwirtschaftskrise im Südwesten der USA Sandkastenspiele.

Aha, da ist sie wieder, die Unterscheidung in raffenden und schaffendes Kapital.

"Die wirklichen Raubzüge werden heute von J.P. Morgan oder der Bank of America in Nacht- und Nebelaktionen vorzugsweise am Wochenende unter Mitwirkung der Zentralbank durchgeführt. Dann verleibt man sich die ehemaligen Wettbewerber, vorzugsweise Investmentbanken, ein, um noch mehr Kapital für die Manipulation der Weltwirtschaft einzusammeln. Der Ursprung des modernen Geldwesens in Europa geht zurück bis ins Mittelalter. In Italien gab es so genannte Geldwechsler (banchieri), die das Geld auf dem Tisch (banca) ausbreiteten. Heute gibt es Bankräuber (masnadieri), die den Kunden hinters Licht (fanale) führen."

Ach, und worin besteht der Unterschied gegenüber den anderen Kapitalisten (HP, SAP, Symantec), die ihre MitarbeiterInnen gleichermaßen hinters Licht führen und ihnen die abgenommenen Mehrwerte als rechtmässiges ökonomisches Handeln vorgaukeln? Glaubt Ihnen keine Wort. Pack schlägt sich, Pack verträgt sich. Im wesentlichen geht es nur darum, bessere Konditionen für Eure Ausbeutung zu erhandeln. Pack schlägt sich, Pack verträgt sich ...

Bei "eines Tages" (25.12. 2008) - irgendein Spiegel Online-Ableger wird über einen spektakulären Weihnachstsüberfall berichtet.
Weihnachtsmann mit Waffe: An Heiligabend 1927 überfällt ein Gangster im Santa-Claus-Kostüm eine Bank in Texas. Der Überfall zieht eine der größten Verbrecherjagden des US-Staates Texas nach sich und wird später sogar von A. C. Greene in dem Buch "The Santa Claus Bank Robbery" verarbeitet.
santa klaus_2
Im Vorspann wird auf den komischen Aspekt von Santa Klaus-Verbrechen abgehoben:

"Weihnachtsmänner mit Maschinenpistolen und Racheakte am Heiligabend: Weihnachten ist nicht nur das Fest der Liebe, sondern immer wieder auch Inspiration für spektakuläre Verbrechen. Manchmal enden die weihnachtlichen Gaunerstücke tragisch. Meist aber sind die Christmas Crimes vor allem eins - urkomisch."


Wenn Santa Claus die Waffe zückt
Am Vormittag des 23. Dezember 1927 stapft ein kleiner, rundlicher Weihnachtsmann durch den Ortskern von Cisco, Texas. Wo er entlangläuft, erregt das Kerlchen im Santa-Claus-Outfit die Aufmerksamkeit der Kinder, die ihm ihre Weihnachtswünsche zurufen. Bald folgt ihm ein kleiner Tross auf seinem Weg. Dann betritt der Weihnachtsmann in Begleitung von zahlreichen Kindern die Filiale der First National Bank "Hallo Santa", begrüßen die Angestellten den Mann im rot-weißen Kostüm schmunzelnd.

Der allerdings zieht einen Revolver. "Hände hoch", gellt es durch den Raum. Drei ebenfalls bewaffnete Komplizen treten zwischen den anwesenden Bankkunden hervor - der weiße Rauschebart und seine hilfreichen Geister sind nicht zur Bescherung gekommen, sondern um den Banksafe auszuräumen. Nur wenige Momente darauf fällt der erste Schuss.

Santa Claus, in dessen Klamotten der Kleinkriminelle Marshall Ratliff steckt, hat seinen Sack blitzschnell mit Bargeld und Wertpapieren gefülllt - doch dann geht für das Gangster-Quartett alles schief, was schief gehen kann. Eine Kundin erkennt beim Eintreten in die Bank sofort die Situation und flüchtet. Minuten später rückt der Sheriff mit seinen Leuten an, während sich die Nachricht vom Raubüberfall wie ein Lauffeuer in der Stadt verbreitet. Eine Menschenmenge versammelt sich vor der Bank, viele sind bewaffnet - erst Tage zuvor hatte die Bankenvereinigung von Texas eine Belohnung von 5000 Dollar auf jeden toten Bankräuber ausgesetzt, denn pro Tag werden zu jener Zeit drei bis fünf Banken ausgeraubt.

Santa auf der Flucht


Es kommt, wie es kommen muss: Ein heftiger Schusswechsel zwischen den Banditen und der Polizei sowie zahlreichen Bürgern von Cisco beginnt. Im Mauerwerk der Bank finden sich später mehr als 200 Kugeln. Mit zwei kleinen Mädchen als menschlichen Schutzschildern schießen sich die Bankräuber den Weg zu ihrem Auto frei, der Sheriff und ein Gehilfe werden tödlich getroffen. Doch auch zwei der Gangster tragen Schussverletzungen davon.

Trotzdem schaffen sie es mit ihren Geiseln bis zum Auto - dessen Tank allerdings ist leer, die Reifen sind zerschossen. Mit vorgehaltener Waffe stoppen sie ein vorbeikommendes Fahrzeug und zwingen den Fahrer, ihnen sein Auto zu überlassen. Der 14-jährige Junge aber nimmt geistesgegenwärtig den Zündschlüssel mit - was Santa Claus und seine Komplizen erst merken, als sie schon im Wagen sitzen.


Zum ganzen Artikel

Wie die taz bremen (ohne Web-Ausgabe) am 17.12. berichtet, muss sich ein 55-jähriger Kriminalbeamter wegen räuberischer Erpressung und Betrug vor dem Landgericht Bremen verantworten. Er hatte zwei Banken überfallen; ein dritter Versuch, den er noch vor Betreten der Bank abbrach, kam nicht zur Anklage. Offensichtlich ist es ihm nicht gelungen, sich seine Kenntnisse als Kriminaler gewinnbringend zunutze zu machen. Beim ersten Versuch musste er ohne Beute mit dem Fahrrad die Flucht ergreifen; die zweite Bank verliess er mit lediglich 2000 Euro, um wiederum auf dem Fahrrad den Tatort zu verlassen. Den dritten Versuch musste er abbrechen, nachdem er bereits vor Betreten der Bank von einer Zeugin erkannt worden war.
Auch sein Versuch, den beruflichen Anspruch aufs Gewaltmonopol gewinnbringend einzusetzen, war letztendlich nicht von Erfolg gekrönt: In Ausübung seiner Profession soll er einen Rentner, der bereits zuvor Opfer eines Raubüberfalls gewesen war, 2000 Euro abgezockt haben; mit der Begründung, er wolle das Geld kriminaltechnisch untersuchen.
Der Prozess wird am 6. Januar fortgesetzt.

Die "Qualitäts"Medien melden es rauf und runter: Horst Tappert ist gestorben. Sehr schön mal wieder die Print-Ausgabe der NZZ (16.12.2008): "Kommissar und Gentleman". Damit ist auch schon das Stichwort für diesen Blog gefallen. Tappert war nicht nur Derrick, sondern eben auch in "Die Gentlemen bitten zur Kasse" der "Anfführer der legendären englischen Posträuber-Bande":
"Horst Tappert stiess im Alter von 51 Jahren auf die Rolle seines Lebens. Nachdem er in den fünfziger und sechziger Jahren erste Rollen in Kino und Fernsehen gespielt hatte – in Jerry-Cotton- und Edgar-Wallace-Filmen –, gelang ihm 1966 mit dem TV-Dreiteiler «Die Gentlemen bitten zur Kasse» der Durchbruch." (NZZ online).

Die Frankfurter Rundschau (16.12.08) weist auf die Rezeptionsgeschichte des Films hin:

"Das nennt man eine Karriere: vom Chef-Gangster des größten Raubzugs der britischen Kriminalgeschichte zur Grauen Eminenz des bundesdeutschen Fernsehkrimis. Horst Tapperts Biografie weist eine ansehnliche Zahl von Filmen auf, doch mit gerade mal zwei Rollen hat der Schauspieler sich in die Fernsehchronik Nachkriegsdeutschlands eingeschrieben. Er hatte seinen Durchbruch 1966 als Michael Donegan, Boss der Posträuberbande in "Die Gentlemen bitten zur Kasse", einem der großen mehrteiligen Fernsehfilme Mitte der sechziger Jahre (in dem übrigens auch Siegfried Lowitz mitspielte, der später ebenfalls als TV-Kommissar, als "Der Alte", reüssierte).

Die Geschichte der "Gentlemen" wurde von John Olden und Claus Peter Witt beinahe mit Sympathie erzählt - zumal die Diebe damals noch nicht alle gefasst waren und dem tatsächlichen Raubzug der Charakter eines Schelmenstücks anhaftete. Und Tapperts Gangster hatte so gar nichts von dem, was ihn später als Oberinspektor Stephan Derrick zu einer - nun ja: Kultfigur des Fernsehens werden ließ, es sei denn, man bezieht sich auf seine Körpergröße: Dieser Blick von oben auf seine Umwelt schien das Mittel zu sein, das ihm die Autorität verschaffte, die ein Chef braucht."


Der geschichtswissenschaftliche Artikel zum Film

Fernsehlexikon

lautet der Titel einer CD-Kompilation, die sich die Idee von MC Orgelmüllers "Melodien für Millionen" zu eigen gemacht hat und 25 deutschsprachige Songs zur Frage der Behebung des Problems notorisch knapper Kassen bietet.

In einer Besprechung des Online-Magazins "Musicheadquarters" findet sich folgende wohlmeinende Besprechung:


Banken gehen reihenweise in die Knie, die Wirtschaft kollabiert, Krisengespenster ziehen auf. Lehman Brothers, Bailout, Autoinfarkt. Dank Spekulationswahnsinn und geplatzten Häuserblasen steht der Finanzmarkt und alles daran gekoppelte vor den Scherben ihrer Hybris. Den kleinen Mann trifft es natürlich härter als die verantwortlichen Großbosse. xboxBear Family liefern dafür jetzt den passenden Augenzwinkersoundtrack. Das sympathische Nostalgielabel aus Norddeutschland legt 25 Klassiker des Penunzenliedguts neu auf. Ob musikalischer Schwank oder kabarettistische Spoken Word-Nummer, pralle 80 Minuten Gegenwartssatire aus vergangenen Zeiten beinhaltet “Hilfe! Mein Geld ist weg! Songs zur aktuellen Lage der knappen Kassen“.

Liebevoll hat Volker Kühn die 25 Tracks zusammengestellt und von den diversen Langrillen, Matrizen, Schellackplatten und analogen Tonbändern auf CD gebracht. Die aktuellste Aufnahme stammt von 2003, die älteste von 1926. Insgesamt zwölf Nummern stammen aus den 20er und 30er Jahren und schnell fällt auf, wo die Ähnlichkeiten in den Krisen liegen. Ludwig Manfred Lommel plagt sich z.B. in “Ärger mit dem Finanzamt“ (1932) mit Paragraphendeutschland rum und man versteht sofort, was er meint und wie dicht das deutsche Steuerdickicht sein kann. Jupp Schmitz‘ “Wer soll das bezahlen“ (1949) ist fast 60 Jahre nach der Entstehung an Aktualität kaum zu überbieten und könnte bald wieder auf vielen Lippen landen.

Die uns wohl bekanntesten Songs stammen aus den 70er und 80er Jahren. Geier Sturzflug sind mit “Bruttosozialprodukt (Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt)“ (1982) dabei, Gunter Gabriel fordert “Hey, Boß, ich brauch‘ mehr Geld“ (1974) und die Erste Allgemeine Verunsicherung plant den “Ba-ba-ba-Banküberfall“ (1985). Aber auch politische Charakterköpfe der deutschen Nachkriegsgeschichte sind mit am Start. Franz Josef Strauß eröffnet die Zusammenstellung mit “Wenns ums Geld geht“ (1983, aus “Don Kohleone“) und Helmut Schmidt darf mit “Vertrauen in die Währung“ (1975, aus “Politparade“) und “Etwas lernen, etwas leisten“ (1973, ebenfalls aus “Politparade)“ gleich zwei Mal ans mit Musik untermalte Rednerpult. So richtig spitzt man jedoch bei den richtig alten Nummern die Ohren. Ein Hoch auf Kühns Schatzsucherqualitäten und die zeitgemäße Präsentation vieler Höhepunkte wie Heinz Erhardts “Mensch, kannst du mir was pumpen“ (1952), Will Rosens “Miese Zeiten“ (1926) oder “Mach lieber heute als morgen Pleite“ (1931) von Bobby Dur (Robert Koppel)."


Und dann darf natürlich der olle Brecht nicht fehlen, aber wenigstens wird er hier richtig zitiert:

“Hilfe! Mein Geld ist weg! Songs zur aktuellen Lage der knappen Kassen“ kommt im äußerst detailverliebten Digipack und bietet im umfangreichen Innenleben viel Informatives zu allem, was mit dieser Veröffentlichung zusammenhängt. Volker Kühn steuert ein 7-seitiges Essay bei und Näheres zu den bisweilen obskuren Aufnahmen findet man ebenfalls im Booklet. Ein bekanntes Brecht-Zitat ist für diese Compilation eine Art Leitmotiv und deshalb schließe ich meinen Text auch mit den Zeilen des wichtigsten deutschen Dramatikers: „Was ist ein Dietrich gegen eine Aktie? Was ist der Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?“. "

Zur Trackliste des Bear Family Labels

Zum Label Bear Record Familiy weiss Wikipedia, dass dasselbe offensichtlich in einer Art Räuberhöhle residiert:

"Bear Family Records ist ein Wiederveröffentlichungs-Label (LC 05197) für Country-Musik, deutschen Schlager, Rockabilly, Rock'n'Roll, Rhythm & Blues und Jazz. Es macht sich vor allem durch aufwendig recherchierte und gestaltete CDs und Boxen von vergessenen und weniger bekannten Künstlern aus diesen Bereichen einen Namen. Sitz des Labels ist ein alter Bauernhof im norddeutschen Holste-Oldendorf in der Nähe von Bremen."

PS. Die CD kostet im übrigen 15,74 EUR und ist "randvoll" mit 86 Minuten Spielzeit.

der Volkskundlerin bzw. Medienwissenschaftlerin Susanne Regener (oder ist es der große?), Sven Regener, hat im dritten Band seiner Herr Lehmann-Trilogie auch den Fall Patty Hearst und der Symbionese Liberation Army aufgegriffen und in ziemlich langen Sätzen zu Literatur verarbeitet:

"Das ging etwa fünf Minuten so, draußen war alles dunkel und drinnen war es still, wenn man vom gleichmäßigen Röhren von Franks altem Kadett einmal absah. Das waren fünf spannende Minuten, denn Frank konnte direkt spüren, wie sich in Wolli der Druck aufbaute, etwas zu sagen, und wie er zugleich davor zurückschreckte, das Schweigen zu durchbrechen, wie dieses Schweigen also unter Wollis innerem Druck immer mehr anschwoll wie ein Ballon, den ein maßloses Kind manisch aufpustete und der jeden Moment platzen mußte, so daß man die Augen zusammenkniff, das Gesicht verzog und in den Schultern verkrampfte in Erwartung des Knalls, so kam ihm, Frank, das jedenfalls vor während dieser fünf Minuten schweigender Fahrt durch die von keinerlei Licht in der Landschaft gemilderte Dunkelheit, die sie mit knapp hundert Sachen durchröhrten, das sind ganz schön neurotische Gedanken, dachte er, Kinder, Luftballons, schlimm, dachte er, aber was Wunder, wenn man seit Stunden durch Wollis Gelaber zermürbt wird, dachte er, so sehr zermürbt, daß man es sich zurückwünscht, wenn es aufhört, das kennt man sonst nur von Geiseln, die sich irgendwann mit ihren Geiselnehmern identifizieren, dachte er, Patty Hearst, Patty Hearst war so ein Fall gewesen, dachte Frank, er hatte viel darüber gelesen damals, vor Jahren, als das ein großes Ding gewesen war, ihn hatte das sehr fasziniert, dieser ganze Kidnapping-, Geisel- und Gehirnwäschekram, das hatte ihm gefallen, er war noch in der Schule gewesen damals, als Schüler steht man auf sowas, dachte er, er hatte sich sogar ein bißchen in Patty Hearst verliebt damals, weil sie auf dem Bild von dem Banküberfall so sexy ausgesehen hatte, und deshalb sagte er nun, um Wolli nicht weiterhin diesen Qualen ausgesetzt zu wissen, von denen er, als Wollis Geisel, ihn im Patty Hearstschen Sinne natürlich erlöst wissen wollte, einfach das Nächstbeste, was ihm einfiel:

„Patty Hearst!“

„Genau“, sagte Wolli. „Symbionese Liberation Army. Keine Ahnung, was die eigentlich wirklich wollten, da hat ja nun echt keiner durchgeblickt.“

„Ja, ich auch nicht“, sagte Frank. Man darf Wolli nicht unterschätzen, dachte er."

© Eichborn Berlin©

REGENER, SVEN: Der kleine Bruder. Eichborn Berlin, Berlin 2008. 304 S., 19,95 €.

PS. Susanne Regener hat als Habitilationsschrift eine interessante fotohistorische Arbeit über die Geschichte der Fahndungsbilder verfasst: Regener Susanne: Fotografische Erfassung: Zur Geschichte medialer Konstruktionen des Kriminellen, München 1999.

"In der Alten Börse hat das Cabaret Voltaire zum Verbrennen von echten Banknoten aufgerufen. Ein Dutzend Personen zündete neues und altes Geld an."
Weiter im Zürcher Tagesanzeiger (14.11. 2008)

Es ist ja nicht so neu das Phänomen. Bereits in der NSDAP gab es jenen pseudo-sozialistischen Flügel, der das Finanzkapital für alles Übel in der Welt verantwortlich machte.

Auch die Bewegung gegen die neoliberale Globalisierung musste schmerzlich erfahren, dass Neo-Nazis Versatzstücke in ihre Ideologie erfolgreich einzubauen vermochten.

Da war es nur noch eine Frage der Zeit bis ein Nazi sich auch noch des ollen Bert Brecht bedienen würde. Auf der Webseite der NPD Löbau-Zittau beglückt uns Parteifunktionär Jürgen Gansel mit seinen Weisheiten über den Nationalstaat.

"Die eiserne Faust der Staates statt der unsichtbaren Hand des Marktes.
Als Folge der internationalen Finanzmarktkrise wächst die Wirtschaftsautorität des Nationalstaates, so Jürgen Gansel (NPD).
(...)
Seit der Weltwirtschaftskrise nach 1929 war es nicht mehr so leicht wie heute, den Unterschied zwischen Werte schaffender Wirtschaft und Werte raffendem, oft auch Werte vernichtendem Finanzkapital plausibel zu machen. Mit dem Vertrauen der Sparer und Steuerzahler in das Finanzsystem schwindet auch das Vertrauen der Staatsbürger in ein politisches System, das nur noch als Agentur für Kapitalinteressen wahrgenommen wird."


Da darf auch die berühmte Sentenz nicht fehlen:

"Bei dieser nicht nur unmoralischen, sondern auch kriminellen Dimension des Finanzkapitalismus fühlt man sich an die suggestive Frage Bertold Brechts erinnert: „Was ist schon ein Banküberfall im Vergleich zur Gründung einer Bank?” Oder aktueller: „Was ist schon ein Banküberfall im Vergleich zu einer verzockten Bank?”"

In Bezug auf Brecht beinhaltet dieser Absatz zwei Fehler:
1. Es heisst "Bertolt"
2. Brecht sprach von Einbruch und nicht von Überfall.

Na ja, den Fehler machen auch die anderen, die Chose mit dem raffenden und schaffenden Kapital stammts aus dem Gruselkabinett des Nationalsozialismus und war noch nie eine fundierte Analyse des Kapitalismus, sondern dient(e) einzig und allein der antisemitischen Ideologie.

GELD VERBRENNEN ist keine Kunst
meint das Cabaret Voltaire und veröffentlicht nun einen

Aufruf zur öffentlichen Verbrennung von echten Banknoten!


Wann: Freitag 14. November 2008
Uhrzeit: 17:00 bis 20:00 Uhr (After-Work-Branding)
Wo: Alte Börse, Bleicherweg 5, 8001 Zürich-Paradeplatz

Das Cabaret Voltaire und die alte Börse laden alle ein, unter
Anleitung des Künstlers ROBERT WOLF eine eigene Banknote zu verbrennen.

Während der Verbrennungszeremonie lässt der junge Künstler ROBERT WOLF seinen nackten Körper mit der Asche des verbrannten Geldes schwarz anmalen. Er stellt sich als «Schwarzer Peter» zur Verfügung und übernimmt die gesamte Schuld des Finanzdebakels.

Alle sind zu diesem «After-Work-Branding» eingeladen.
Der Eintritt ist frei; Teilnehmende müssen jedoch eigenhändig
mindestens eine echte(!) Banknote verbrennen.

Es gibt viele Gründe, sein Geld zu verbrennen:

1. Weil der Kundenberater meiner Bank es auch machte.
2. Weil KLF Geld verbrannte.
3. Weil die Deutschen es mir sonst wegnehmen würden.
4. Weil ich an der Finanzkrise mitschuldig bin.
5. Weil die Rente in Gefahr ist.
6. Weil ich ein Künstler / eine Künstlerin bin.
7. Weil ich es lieber verbrenne als vererbe.
8. Weil der Strom teurer werden soll.
9. Weil es noch kein Grundeinkommen gibt.
10. Weil der Fussballclub GC auch ständig Geld verspielt.
11. Weil ich dadurch meine Gier bekämpfen möchte.
12. Weil ich in der Dotcom-Krise auch schon Geld verbrannte.
13. Weil dies ein Opfer an unser aller Geldgott ist.
14. Weil ich auf einem Flug mit der Swissair Löffel klaute.
15. Weil bei den Spielen des FCZ der Eintritt so hoch ist.
16. Weil es zu wenig ist, um damit in Zürich ein Haus zu kaufen.
17. Weil SF täglich den SMI, DAX und DOWJONES veröffentlicht.
18. Weil ich nicht mehr ans Geld glaube.
19. Weil die anderen es auch tun.
20. Weil die anderen es nicht tun.
21. Weil der Kapitalismus am Ende ist.
22. Weil die Banknote nur ein Stück wertloses Papier ist.
23. Weil aus verbranntem Geld Gold wird.
24. Weil die Firmen nur noch einmal jährlich ihre Zahlen
veröffentlichen sollten.
25. Weil ich mit meinem Bonus mache, was ich will.
26. Weil Banknoten so schön brennen.
27. Weil das Cabaret Voltaire sich nicht getraut, sein eigenes Geld
zu verbrennen.
28. Weil Geld verbrennen keine Kunst ist.
29. Weil Geld vernichten Spass macht.
30. Weil das Geld in Form von Asche sicherer angelegt ist, als auf
einer Bank.
31. Weil die Asche des Geldes als Bräunungscreme verwendet werden kann.
32. Weil dadurch der eigentliche Wert des Geldes sichtbar wird.
33. Weil eine Party geiler ist, an der richtiges Geld richtig
verbrannt wird.
34. Weil die Leute dann meinen, ich hätte viel Geld.
35. Weil ich viel Geld habe.
36. Weil Kulturförderung nicht von den Steuern abgesetzt werden darf.
36. Weil ich mich nicht getraue, ein Graffiti auf die Mauer meiner
Hausbank zu sprühen.
37. Weil die Dadaisten damals sagten, dass man sein Geld in Dada
anlegen sollte.
38. Weil die Nationalbank einfach wieder neues drucken kann.
39. Weil mir das Geld fehlt, um täglich Koks durch den Geldschein in
die Nase zu ziehen.
40. Weil ich es lieber verbrenne, als anderen zu geben.
41. Weil dadurch die Welt ein kleines Stückchen besser wird.
42. Weil ich dadurch mein Gewissen beruhige.
43. Weil es auf Geld verbrennen noch keine CO2-Abgaben gibt.
44. Weil mich meine grosse Liebe verlassen hat.
45. Weil Robert Wolf viel Asche benötigt, um seinen ganzen Körper
schwarz anzumalen.
46. Weil es nicht verboten ist, Banknoten zu verbrennen.
47. Weil man in der Kunst nichts Neues erfinden kann.
48. Weil man sich ohne Geld nackt fühlt.
49. Weil brennende Banknoten wärme spenden.
50. Weil es viel mehr als nur fünfzig Gründe gibt, sein Geld zu
verbrennen.

Anlässlich des neuen Mesrine-Films in Frankreich, hat Chapitre.com eine Reihe von Mesrine-Devotionalien ("L'Ennemi Public n°1") mit Aussicht auf 5% Rabatt zusammengestellt.

mesrine reduziert

Heute morgen sah ich am Kiosk vom Titelblatt der französischen Tageszeitung Liberation (22.10.2008) (früher das Vorbild für die taz) Mesrine prangen. Er zielt mit einem Revolver auf die PassantInnen.

vor einiger Zeit wurde seine Autobiographie im Deutschen bei Nautilus wieder aufgelegt. Libe druckt ein Interview nochmals ab, dass die Zeitung bereits vor dreissig Jahren, Ende 1978, mit Mesrine geführt hat.

Der Anlass ist das Erscheinen eines Films von Jean Francois Richet, mit einem Vincent Cassel in der Rolle des Mesrine. Mesrine gilt als einer der ersten Mediengangster.

 

twoday.net AGB

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