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Das Weblog zur Volkskunde des Bankraubs

 
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Der Deutschlandfunk sendet am Samstag, den 28. Februar 2008, um 00.05 Uhr das Kriminalhörspiel „Marlov - Rumänische Rhapsodie“ von David Zane Mairowitz.

"Yevgeny Marlov, von der sowjetischen Obrigkeit im Moskau der 50er-Jahre geduldeter, aber wenig geliebter Privatdetektiv, erhält von Nikita Chruschtschow den Auftrag, bei den "befreundeten sozialistischen Nachbarn" in Bukarest einen seltsamen Banküberfall aufzuklären. Fünf Männer und eine Frau haben einen Lieferwagen ausgeraubt, der 1,5 Millionen Lei zur ungarischen Zentralbank transportieren sollte. Marlov hat seine Zweifel, denn für den Raub werden sehr bald jüdische Intellektuelle verantwortlich gemacht. Chruschtschow wittert Gefahr, denn der spätere Diktator Ceaucescu greift bereits nach der Macht.
Auch der dritte Marlov-Krimi ist inspiriert durch einen realen Fall: 1959 wurde in Bukarest ein Bankraub inszeniert und der sogenannten "Ionaid"-Bande untergeschoben.

Der Autor des Hörspiels, David Zane Mairowitz, 1943 in New York geboren, lebt heute in Avignon und Berlin. Hörspiele u.a.: "Planet aus Asche" (Prix Ostankino 1996), "Der wollüstige Tango" (Prix Italia 1997).

Regie: Jörg Schlüter. Darsteller: Udo Schenk, Horst Mendroch, Maja Schöne, Hüseyin Michael Cirpici, Axel Gottschick, Omar El-Saeidi, Markus Kloster u.a. Produktion: Westdeutscher Rundfunk 2008. Länge: 54 Minuten

fragt sich Markus Euskirchen und weist im Kontext der Bankenkrisen auf unsern Blog hin. Die Überschrift lautet:
"Banken ausrauben, solange was drin ist":

"Reichtum ist bekanntlich in Banken konzentriert. Dort arbeitet das Geld und verflüchtigt sich dabei in alle Welt. Und wenn dann eine Blase platzt und die Krise immer größer wird, bekommen Bänker feuchte Augen oder Hosen, weil alles weg ist. Ein bisschen Bares ist aber immer vorrätig in der Bank und das kann man abheben - mit oder ohne Konto. Letzteres nennt sich dann Bankraub."

Aber lieber Markus, das war doch eigentlich immer schon so, dass die eigentliche Werte innerhalb der Bank "verschwunden" sind oder sich "verflüchtigt" haben.

Danke für die Erwähnung!

Aus der Süddeutschen Zeitung (26.02.2009) müssen wir laut einer dpa-Meldung von der Verurteilung des in Bremen angeklagten Komissars lesen:

"Kommissar gesteht Bankraub"

Mönchengladbach - Ein Polizist hat am Mittwoch in Mönchengladbach einen bewaffneten Banküberfall gestanden. Der 53-jährige Kommissar gab vor dem Landgericht einem Gerichtssprecher zufolge akute Geldnöte als Motiv an. Er muss sich wegen schwerer räuberischer Erpressung, Strafvereitelung und Urkundenunterdrückung verantworten. Mit dem Bankraub, bei dem er 7200 Euro erbeutete, hatte der Beamte laut Anklage die Zwangsversteigerung seines Hauses und die Sperrung von Konten verhindern wollen. Zum Verhängnis wurde ihm, dass er das zur Flucht nach dem Überfall benutzte Fahrrad einem Kollegen am Präsidium geklaut hatte. Überwachungskameras zeichneten den Fahrraddiebstahl auf.


Tja, da fällt unsereins natürlich gleich Falco anno 1982 ein:

"Dreh' dich nicht um, oh, oh, oh
Schau, schau: der Kommissar geht um! Oh oh oh
Er hat die Kraft und wir sind klein und dumm
Und dieser Frust macht uns stumm.
Dreh' dich nicht um, oh, oh, oh
Schau, schau: der Kommissar geht um! Oh oh oh
Wenn er dich anspricht und du weißt warum
Sag ihm, dein Leben bringt dich um.
Alles klar, Herr Kommissar?"

heisst es in der Frankfurter Rundschau (20.02.2009) über die Folgen des Bankenzusammenbruchs auf der Insel. Gabe es zunächst noch jede Menge Wut und Zorn, so würden die konkreten ökonomischen Folgen den Zorn zum Erstummen bringen:

"Jetzt läuft für viele, die im Herbst entlassen wurden, die Kündigungsfrist ab. Dann folgen drei Monate mit 75 Prozent des Lohns, damit lässt sich noch leben. Dann gibt es nur noch Arbeitslosengeld, umgerechnet knapp 1000 Euro, das ist gar nichts in Island, bei einer Teuerung von fast 20 Prozent. Die Schulden wachsen mit der Inflation, die Ersparnisse vieler hat der Bankenkrach zertrümmert, "das Wort Bankraub hat eine neue Bedeutung bekommen", konstatiert Torfason mit feinem Sarkasmus. "Eltern können ihre Kinder nicht mehr zum Sport schicken", sagt Olafsdottir, "sie lassen Zahnbehandlungen abbrechen und sparen an Medizin." Jeder merke die Krise, sagt sie, "auch ich spüre Monat für Monat, dass es schwieriger wird, über die Runden zu kommen"."

Der ganze Artikel

Möchte man glauben, wenn man die diversen Medienberichte Revue passieren lässt und so scheint sich eine andere, über ein Jahr alte Einschätzung zu erledigen. Etwa in der Süddeutschen Zeitung (19.2. 09):

"Großbritannien
Postzug-Räuber Biggs vor der Haftentlassung

Der schwer erkrankte britische Postzugräuber Ronnie Biggs soll noch vor seinem 80. Geburtstag im September aus dem Gefängnis freikommen.

Im Juli soll sich ein Bewährungsausschuss mit der Begnadigung des 79-Jährigen beschäftigen. Nach Informationen der britischen Daily Mail handelt es sich dabei allerdings nur noch um eine Formalie.

"Jedem ist klar, dass er ein schwer kranker Mann ist, der keine Gefahr für die Öffentlichkeit mehr darstellt“, zitierte die Zeitung eine Quelle aus dem Strafvollzug. Am Wochenende waren wieder Rufe nach einer Begnadigung Biggs laut geworden, nachdem dieser mit einer Lungenentzündung in eine Klinik gebracht worden war.


Aber auch dieses Mal müssen wir diesen Unsinn lesen, nur weil die QualitätsjournalistInnen nicht recherchieren (können):

"Er gilt als einer der führenden Köpfe bei dem Überfall auf den Nachtzug von Glasgow nach London im August 1963."


(Vgl. demgegenüber eine Darstellung, die diesen Unfug nicht verbreitet).

HAPPY BIRTHDAY "Where the money is ..."

Im allgemeinen Trubel haben wir doch glatt unseren eigenen, fünften Geburtstag verpasst. Am 31. Januar 2004 war der erste Eintrag in diesem Blog zu verzeichnen. Inzwischen sind fünf Jahre in die Länder gegangen, in denen wir so unterwegs sind. Entstanden ist eines der umfassendesten Archive zur Kulturgeschichte und Gegenwart des Bankraubs. Nirgendwo lässt sich soviel über das Thema des Blogs erfahren. Jetzt hoffen wir mal, dass die LeserInnen das auch so sehen.

Auf die nächsten 5 Jahre!

Die Stuttgarter Zeitung (30.1. 2009) hat in einem ziemlich ausführlichen Artikel ("Unschuldig hinter Gittern?") sich eines längst vergessenen möglichen Justizopfers angenommen.

Was ist passiert?

"Rückblick. Mitte der neunziger Jahre kommt es in Stuttgart zu vier Banküberfällen, bei denen insgesamt 50000 Mark erbeutet werden. Der Räuber ist ein maskierter Mann, mal ist er als Clown, mal als Gorilla getarnt, stets trägt er einen auffällig gestreiften Pullover und weiße Handschuhe. Die Fahndung verläuft jahrelang erfolglos, es gibt keine heiße Spur. Am 25. Juli 2000 wird überraschend der gelernte Maurer Andreas Kühn festgenommen. Eine Exfreundin hatte ihm vorgeworfen, in ihrem Hausflur aus Eifersucht gezündelt zu haben. Bei der Durchsuchung seiner Wohnung findet die Polizei weiße Stoffhandschuhe und einen Kalender, in dem zwei der vier Überfalltage mit einem "Ü" gekennzeichnet sind. Ein Zufallstreffer.

Als Kühn dem Haftrichter vorgeführt wird, verliert er die Beherrschung. "Ich war's doch nicht!" schreit er, nimmt sein Gegenüber in den Schwitzkasten und wird von einem Polizisten in den Oberschenkel geschossen. Auch vor der Ersten Strafkammer des Stuttgarter Landgerichts beteuert Kühn beharrlich seine Unschuld. Doch nachdem mehr als hundert Zeugen gehört wurden, verurteilt ihn der Richter zu 13 Jahren Haft. Das entscheidende Indiz ist eine Aufnahme, die eine Überwachungskamera am 2.August 1995 in der Filiale der Landesgirokasse am Killesberg gemacht hat. Der vom Gericht bestellte Sachverständige, ein pensionierter Polizeihauptkommissar, meint, Kühns Ohr und das des Täters seien identisch."


Inzwischen haben sich verschiedene Personen des Falls wieder angenommen:

"Der Unternehmer Rainer Glöckle ist seit Jahren von der Unschuld seines ehemaligen Mitarbeiters Andreas Kühn überzeugt. Nun glaubt er, dies beweisen zu können.
Foto: Stoppel

Andreas Kühn könnte Opfer eines Justizirrtums sein, doch die Hürden zu einem Wiederaufnahmeverfahren sind hoch

Stuttgart - Seit achteinhalb Jahren sitzt der Stuttgarter Andreas Kühn wegen Bankraubs hinter Gittern. Nun behauptet ein Gerichtsgutachter: "Kühn kann nicht der Täter sein." Noch lehnt die Justiz eine Wiederaufnahme des Verfahrens ab."


Zum Artikel

Unter "Unachtsamkeit" annonciert die Financial Times (30.1.2009) die Bargeldverschrottungsaktion der Postbank. Nach der Rubrik "dümmster Bankräuber" machen das Pfuinanzblatt eine neue Kategorie auf: "Dümmste Bank Deutschlands":

Postbank verschrottet Bargeld

Gäbe es einen Preis für die dümmste Bank Deutschlands, wäre nicht nur die KfW mit ihrer Millionenüberweisung an die Pleitebank Lehman Brothers ein würdiger Aspirant. Auch die Postbank reiht sich in die Bewerberliste ein.


Die Postbank hat versehentlich einen mit 170.000 Euro gefüllten Tresor verschrotten lassen. Arbeiter im Elektrostahlwerk Hennigsdorf bei Berlin trauten ihren Augen nicht: Beim Entladen eines Schrotttransporters seien ihnen plötzlich Geldscheine entgegengeflattert, berichtete der "Hennigsdorfer Generalanzeiger" am Freitag. Der unglaubliche Fund datiere bereits vom 14. Januar.


Der ganze Artikel

Auf (eines Tages - Zeitgeschichten auf Spiegel Online) findet sich unter der Überschrift "Gauner-Legenden" eine weitere Erzählung über die Gebrüder Sass:

Kellerparty der Panzerknacker

Sie waren geniale Tresorknacker - und lieferten den Krimi zur Wirtschaftskrise. Die Berliner Brüder Sass machten Ende der zwanziger Jahre Furore. Während Deutschland ins Fiasko schlitterte, räumte das Ganovenduo reihenweise Banken aus. Und lud danach schon mal die Presse zum Sektfrühstück.


Der ganze Text

Von Boney M. zu "Ma Baker" umgetauft, starb am 16.1. 1935 im Kugelhagel der vermutliche Kopf der Barker-Bande. Bayern 2 widmet diesem Ereignis ein Kalender-Blatt (16.01.20099. Der Teaser beginnt historisch korrekt:

"Gangstermutter Ma Barker stirbt im Kugelhagel des FBI -
16.01.1935: Ma Barker gilt als Kopf der berüchtigten Karpis-Barker-Gang – das ist falsch, aber die Geschichten darüber sind zu gut. Möglicherweise hat die ganze Geschichte das FBI in die Welt gesetzt, das Ma Barker am 16.1.1935 erschossen hat ..."


Und ein bisschen wurden hier einige Formulierungen aus dem Va-Banque-Buch "geräubert".

Das Hamburger Abendblatt (15.01.2008) berichtet unter Berufung auf dpa über einen gegenwärtig in Bremen laufenden Prozess:

Mit einer Entschuldigung bei den Opfern hat ein vor dem Landgericht Bremen angeklagter Polizist zwei Banküberfälle zugegeben. "Ich bin seit 1998 Alkoholiker", sagte der 55-Jährige sichtlich ergriffen. An Einzelheiten seiner Überfälle könne er sich nicht erinnern. Bei einem Überfall auf eine Sparkasse soll er im Sommer 2008 rund 2000 Euro erbeutet haben. Bei einem Bankraub ein Jahr zuvor ging er leer aus.

"Schreiben, um vergessen zu werden" heisst es im Tagesspiegel (6.1. 2009) im angeblich letzten Interview mit Donald Westlake. Dabei erfahren wir ein bisschen etwas über US-Kulturgeschichte:

"Welche gesellschaftliche Funktion erfüllt ein Kriminalroman in den USA?

Westlake: Der amerikanische Krimi handelt vom Individuum und seinem Recht zu handeln – im Gegensatz zum englischen, in dem es immer darum geht, einen Bruch in der Gesellschaft zu kitten. Das Individuum löst in den USA nicht die Probleme der Gesellschaft, und die Gesellschaft wird nicht die Probleme des Individuums lösen. Ob man Polizist ist oder Gangster, Verbrechen aufklärt oder Verbrechen begeht – was zählt, ist der Einzelne.

Auch in Zeiten globaler Wirtschaftskrisen?

Westlake: Diese Fixiertheit auf das Individuum war in den USA nicht immer so. In den 30er Jahren, als die US-Gesellschaft viele Probleme hatte und auch politisch stärker an kollektiven Maßnahmen interessiert war, ging der Erfolg von Romanen über Privatdetektive spürbar zurück. Aber als Mitte der 40er Jahre die aus dem Krieg heimgekehrten Soldaten ihr Leben wieder allein auf sich gestellt meistern mussten, erlebte der Privatdetektivroman ein Comeback und alles, was mit dem Individuum zusammenhing."


Und dann erfahren wir auch noch, was gemeint ist, "wie ein Franzose zu schreiben":

"Ein Filmregisseur sagte einmal, Sie schrieben in Ihren Parker-Romanen wie ein Franzose. Was, glauben Sie, hat er damit gemeint?

Wenn ein amerikanischer Autor über einen Bankräuber schreibt, dann braucht der Dieb immer das erbeutete Geld, um einem kleinen Mädchen im Rollstuhl die lang ersehnte Operation bezahlen zu können. Ein französischer Autor schreibt über einen Bankräuber, weil er Banken ausraubt, Punkt. Deshalb habe ich es als Kompliment aufgefasst, dass ich wie ein Franzose schreibe.

Haben Sie die Verbrechen, die Sie in Ihren Romanen schildern, je beunruhigt?

Nein. Ich achte allerdings darauf, nie jemanden als Opfer zu wählen, der zuviel Sympathie auslöst. Wenn Parker eine Bank ausraubt, wird niemand wegen der Bank in Tränen ausbrechen."


Und dann die Sache mit der "Fortbildung":

"Lesen Kriminelle Krimis?

Ja. Richard Stark hat sehr viel Post aus dem Gefängnis bekommen. Die Insassen hatten eigenartigerweise das Gefühl, dass ich ihre Perspektive verstehe. Solche Briefe bekam ich eher auf die Bücher, die ich unter dem Namen Richard Stark denn als Donald Westlake veröffentlichte. Aus dem State Prison von Walhalla im Bundesstaat Washington schrieb mir mal einer, er habe soundso viele Jahre wegen bewaffneten Raubüberfalls aufgebrummt bekommen und sich eine ganze Reihe meiner Parker-Romane mit ins Gefängnis genommen, um sich mal gründlich fortzubilden."

"Wie man sich benimmt" lautet die Überschrift eines Artikels aus der Süddeutschen (5.1.2008) von Willi Winkler und erinnert dabei an die große alte Zeit der "Jewish Mobsters"

"Finanzgauner Bernie Madoff, der seine Umwelt um Milliarden betrogen hat, bietet einen Abglanz der heroischen Zeit, als noch nicht alle Juden gute Menschen sein mussten.

Die Geschichtsbücher, in denen zum Jahreswechsel wieder so eifrig geblättert wurde, sind schon recht überfüllt, und wahrscheinlich ist deshalb ein Ereignis nirgendwo festgehalten, das doch so bezeichnend ist für den Fortgang des amerikanischen 20. Jahrhunderts: In einer dunklen Nacht des Jahres 1927, die Wirtschaftskrise war noch weit, aber jedermann dankbar für eine kleine Ablenkung, überfiel eine schwerbewaffnete Gang einen Transport mit bestem irischen Whiskey. Es ging um viel Geld, und deshalb mussten elf Menschen ihr Leben lassen.

So brutal der Überfall war, in der anekdotenreichen Geschichte der Prohibition, die erst 1933 endete, wäre er nur einer unter vielen anderen geblieben, wenn nicht bei dieser Gelegenheit zwei mächtige Gegner aufeinandergetroffen wären, die um mehr als nur einen Geleitzug voller Alkohol kämpften. Der Whiskey, den die Schmuggler transportierten, sollte den nicht geringen Reichtum des irischstämmigen Bostoner Bankers Joseph Kennedy noch weiter mehren, und die Burschen, die sich der wertvollen Ladung bemächtigten, wurden von dem jüdischen Gangster Meyer Lansky angeführt, der wenige Jahre später die Spielerstadt Las Vegas etablieren sollte."


Und bei Willi Winkler ist so ein Thema doch sehr gut aufgehoben und erweitert die Perspektive mit seinem Blick auf die literarische Verarbeitung des Thema:

Feindselige Gesellschaft
Versteht sich, dass sich die beiden Gangs bald einigten und lieber den Markt unter sich aufteilten, als sich weiter zu bekriegen, denn beide waren Außenseiter in der strikt angelsächsisch geprägten amerikanischen Gesellschaft. Als sich die großen Gangster sämtlicher Syndikate zwei Jahre später zur Feier ihrer Fusion in einem Hotel in Atlantic City trafen, meldeten sie sich vorsichtshalber unter britisch klingenden Namen an; Juden und Katholiken waren im Atlantic City Break Hotel wie in den meisten anderen Hotels ebenso wenig erwünscht wie Schwarze.

Vollständige Mimikry war die einzige Möglichkeit, sich dieser feindseligen Gesellschaft aufzudrängen. Im "Großen Gatsby" (1925), F. Scott Fitzgeralds Studie über das jazz age, die Goldenen Jahre vor dem Zusammenbruch, erscheint im Mittelgrund ein Mann, der selbst den treuesten Lesern dieses Romans bis heute einige Schwierigkeiten bereitet. (In der deutschen Ausgabe wirkt der Übersetzer an den heiklen Stellen vorsichtshalber als Zensor.) Meyer Wolfsheim, der Mann, "der die 'World Series' von 1919 gedeichselt hat", ist auch der Mann, der den gutaussehenden Titelhelden "aus der Gosse" nach oben geholt hat.

Fitzgerald stattet ihn mit seltsamen Charakteristika aus: Wolfsheim pfeift einen Schlager jener Tage, der "The Rosary" (Der Rosenkranz) heißt, er trägt menschliche Backenzähne als Manschettenknöpfe, aus seiner Nase wuchern Haare büschelweise, und an seiner Bürotür entdeckt der Erzähler das Firmenschild einer "Swastika Holding Company". Dieser Meyer Wolfsheim ist, wie der Leser sofort merken soll, Jude. Die Swastika, das muss man in Deutschland nicht erklären, ist das Hakenkreuz, und in den antisemitischen zwanziger Jahren ist für einen jüdischen Gangster, der unbedingt ein Geschäftsmann sein will, eine bessere Tarnung kaum vorstellbar. Dieser Wolfsheim geht auf den 1882 geborenen Gangster Arnold Rothstein zurück. Er stammte aus einer ebenso frommen wie wohlhabenden New Yorker Familie; einer seiner Brüder war Rabbi.


Zu Arnold Rothstein

Arnold Rothstein aber hatte anderes im Sinn; statt sich über die Tora zu beugen, begründete er das organisierte Verbrechen in den USA. Auch wenn ihn Fitzgerald so zeichnet, hatte er nichts von einem Shylock, dafür sehr viel von einem Intellektuellen. Zwar widmete sich mit Hingabe dem Glücksspiel, doch setzte er dabei seinen messerscharfen mathematischen Verstand ein. Unermüdlich rechnete er Chancen und Risiken aus und verschob Wetten, wie er sie brauchte.

Der Moses der jüdischen Gangster

Die Prohibition, die 1920 aus den kalvinistischen USA einen gottesfürchtigen und wahrhaft nüchternen Staat machen sollte, verschaffte Rothstein die Eintrittskarte in die Gesellschaft, die Juden sonst gründlich verachtete. In der rasch aufblühenden Schattenwirtschaft eröffnete sich mit einem Mal die Möglichkeit, ein anerkannter Marktteilnehmer zu werden. Rich Cohen nennt Rothstein deshalb den Moses der jüdischen Gangster, den Mann, der den kleinen Ganoven New Yorks zeigte, wie man sich in der besseren Welt benimmt, wie man sich anzieht, wie man mit Stil auftritt und dabei vor allem viel Geld verdient.

Nebenbei war der gerissenste Gauner seiner Zeit als Wohltäter bekannt; mit seinem märchenhaften Reichtum finanzierte er den Bau mehrere Synagogen in New York, was ihn natürlich nicht hinderte, eine Katholikin zu heiraten. Arnold Rothstein starb 1928 auf dem Höhepunkt seiner Macht. Ein Killer erschoss ihn, weil er sich geweigert hatte, eine Pokerschuld von 320.000 Dollar zu begleichen.

Nirgendwo besser als bei den Gangstern zeigt sich ein Phänomen, das in der amerikanischen Gesellschaft sonst nicht vorkommt, weil es nicht vorkommen darf: der Klassenkampf. Ohne die grundlegende Arbeit dieser Außenseiter ist die amerikanische Gesellschaft gar nicht vorstellbar. Sie jagen dem amerikanischen Traum, der ihnen verwehrt wurde, umso verbissener hinterher und schaffen dabei ein Paralleluniversum, das dem der etablierten Mächte wie eine Karikatur nachgebildet ist.

Lucky Luciano, Bugsy Siegel und vor allem Meyer Lansky waren die Meisterschüler des Gründervaters Rothstein. Las Vegas wurde das Symbol dieses Erfolgs. Bis in den Zweiten Weltkrieg existierte der Ort allenfalls als Rastplatz für Lastwagenfahrer, doch die liberalen Gesetze im Mormonenstaat Nevada erlaubten den im Osten reich gewordenen Gangstern, ihr Kapital in ein utopisches Projekt zu investieren: eine Stadt, in der Freizeit industriell herstellbar und wiederum zu verkaufen war. Hier gab es alles, was anderswo verboten war: Frauen, Alkohol, Drogen und Casinos.


Auch Hollywood strickte am Mythos mit:

Wir sind größer als U.S. Steel
Das Gangster-Syndikat, das sich bald über die gesamten Vereinigten Staaten ausbreitete, expandierte schließlich von Las Vegas weiter nach Havanna, wo es unfreiwillig den Boden für die kubanische Revolution in der Neujahrsnacht 1959 bereitete. Der Diktator Batista existierte zuletzt nurmehr als Marionette des Syndikats, das auf Kuba mit dem Segen der nordamerikanischen Wirtschaft seine besten off shore-Geschäfte betrieb. "Wir sind größer als U.S. Steel", sagt der Meyer Lansky liebevoll nachgebildete Hyman Roth (Lee Strasberg) in Francis Ford Coppolas zweitem "Paten"-Film.

Seit den dreißiger Jahren wuchs die Bewunderung für die Gangster vor allem unter der jüdischen Bevölkerung Amerikas ins Ungemessene. Während sie in Europa verfolgt, geschlagen, schließlich systematisch umgebracht wurden, setzten sich diese endlich zur Wehr. Sie waren nicht bereit, sich willig zur Schlachtbank führen zu lassen, sondern kämpften um ihren Platz in der Gesellschaft.

Meyer Lansky rühmte sich, dass er ein ganzes Schiff mit Waffen für die Freischärler ausgerüstet habe, die 1947/48 mit terroristischen Anschlägen gegen die britische Besatzung für ein unabhängiges Israel kämpften. Bis zuletzt blieb er glühender Zionist und konnte sich sogar eine Zeitlang in Israel vor den Nachstellungen der amerikanischen Finanzaufsicht verstecken.

Rich Cohen, der ein Buch über die jüdischen Gangster geschrieben hat, trauert der Zeit nach, als es den amerikanischen Juden noch nicht um die Anerkennung durch die herrschende angelsächsische Schicht ging. "Ich glaube, dass es der jüdischen Gemeinde besser ginge, wenn es erfolgreiche jüdische Gangster auch heute noch gäbe."


Wohl wahr, Kriminalität gehört zu jeder Gesellschaft und selbstverständlich gibt es dann auch jüdische Kriminelle. Aber ob Madoff nun die geeignete Figur ist, den Jewish Mobster wieder aufleben zu lassen? Da ging es doch noch etwas handfester zur Sache:

Für die jüdische Sache
Dabei liegt nichts näher, als sich Reputation, die einem sonst verweigert wird, durch Geld zu erkaufen. "Für mich und meine Generation, die mit ausschließlich guten Juden aufwuchs, mit Spendensammlern und Aktivisten, bieten die Gangster einen Blick in eine vergangene Zeit. Es ist wie eine Erinnerung an eine weniger gefestigte Epoche, wie eine Eiszeit, als die Erde noch über eine viel größere Artenvielfalt verfügte."

Bernie Madoff, der sich seit seinem Geständnis im Dezember als einer der größten Schwindler der Finanzgeschichte offenbart hat, wirkt wie ein solches Überbleibsel aus der Eiszeit, ein mammutähnliches Wesen, wie es die Taxonomie der modernen Wirtschaft sonst nicht mehr zulässt.

Wenn seinem Mitte Dezember abgelegten Geständnis zu trauen ist, war Madoff der größte, wenn auch nicht der gerissenste Finanzjongleur seit Arnold Rothstein. Wie Meyer Lansky gab er Geld für die jüdische Sache, zog damit aber auch jüdische Wohlfahrtsorganisationen an, die jetzt ihr Geld in einem schwindelerregenden Abgrund verloren haben. Als wollte er die amerikanische Klassengesellschaft parodieren, fand Madoff fand seine reputationssüchtigen Kunden im Country Club, diesem Inbegriff des angelsächsischen Aristokratentums.

Der Finanzgauner Madoff, der seine Umwelt um Millionen und Milliarden betrogen hat, bietet einen Abglanz der heroischen Zeit, als noch nicht alle Juden gute Menschen sein mussten. Niemand hat die Mimikry weiter getrieben, niemand hat es besser verstanden, sich in einer tendenziell judenfeindlichen Gesellschaft zu assimilieren als dieser Schwindler.



"Ich war der Schmierensteher der Ortica-Bande"



Faceva Il Palo Lyrics
(Parlato) Faceva il palo nella banda dell'Ortica, ma era sguercio, non ci vedeva quasi più, ed è stato così che li hanno presi senza fatica, li hanno presi tutti, quasi tutti, tutti fuori che lui.

(cantato) Lui era fisso che scrutava nella notte,
quand è passa' davanti a lu un carabinier
insomma un ghisa, tri cariba e un metronotte:
nanca una piega lu la fa, nanca un plisse'.
Faceva il palo nella banda dell'Ortica,
faceva il palo perché l'era il so mesté.

(parlato) Così precisi come quei della Mascherpa sono rimasti lì i suoi amici a veder i carabinieri, han detto "Ma come, brutta lugia vaca porca, il nostro palo, bruta bestia, ma dov'è ??"

(cantato) Lui era fisso che scrutava nella notte,
l'ha vist na gota, ma in cumpens l'ha sentu nient,
perché vederci non vedeva un autobotte,
però sentirci ghe sentiva un acident.
Faceva il palo nella banda dell'Ortica,
faceva il palo con passione e sentiment.
Ci sono stati pugni, spari, grida e botte,
li han mena' via che era già mort quasi mesdì,
lui sempre fisso che scrutava nella notte
perché ci vedeva i stess de not cume del dì.

(parlato) Ed è lì ancora come un palo nella via, la gente passa, gli dà cento lire e poi, poi se ne va...lui circospetto guarda in giro e mette via, ma poi borbotta perché ormai l'è un po' arrabbià.

(cantato) Ed è arrabbiato con la banda dell'Ortica,
perché lui dice: "Non si fa così a rubar !!

(parlato) Dice "Ma come, a me mi lascian qui di fuori, e loro, e loro chissà quand'è che vengon su...e poi il bottino me lo portano su a cento lire, un po' per volta: a far così non finiamo più!!! No, no, quest chi l'è proprio un laurà de ciula, io sono un palo, non un bamba, non ci sto più: io vengo via da questa banda di sbarbati, mi metto in proprio, così non ci penso più.

(cantato)Faceva il palo nella banda dell'Ortica,
faceva il palo perché l'era il so mesté,
Faceva il palo nella banda dell'Ortica,
faceva il palo, il palo, perché l'era, perché l'era il so mesté...


Eine andere Version:

The Pole - Il palo della banda dell'ortica - Nedo Zanotti



Die fetzigste Version


 

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