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Das Weblog zur Volkskunde des Bankraubs

 
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überschreibt die Welt (19.1. 2013) ihre Recherche an diesem Freitag:

"Beim Bankraub in Berlin-Steglitz haben die Täter physikalische Probleme bewältigt, die sich Experten kaum erklären können. Wie haben die das nur gemacht?"

Der ganze Artikel, der sich gleichermaßen anerkennend über die Leistung der Einbrecher_innen äußert.

Inzwischen hat die im Berliner SoKo "Tunnel" Angaben zum Turnnelbau der Stegliter Maulwürfe gemacht. Und siehe da, es war solide "deutsche" Wertarbeit. Der Tunnel ist sogar noch länger ausgefallen, als zuvor angenommen wurde. Auch die Polizei zollt der Arbeit der Einbrecher Respekt:

Die Berliner Morgenpost (18.1. 2013) und andere Zeitungen publizieren diverse Fotos


xbox

Die Fahndung nimmt Konturen an und auch in den Tunnel traut sich die SoKo Tunnel jetzt hinein:





Rohfilmmaterial






Hier gibts Bewunderer auf Youtube
"RESPEKT"





Hier wird über die nationale Zugehörigkeit der Akteure spekuliert. Deutsche können das nicht gewesen sein, weil hier jemand richtig malocht hat:





Wie die Wühlmäuse: "Fein gemacht"


Über Firmenhymnen von Banken haben wir schon berichtet, aber jetzt wirds immer doller. Die österreichische Raiffeisenbank Radstadt muss man erst mal toppen:



Das findet man auch in der Bankenstadt Zürich: "hr eigener Firmen-Song ist auf Youtube zum Hit geworden – wohl nicht ganz freiwillig."

Update: Das Video findet sich noch hier: http://www.news.at/a/raiffeisenbank-radstadt-skurriles-video

RBB (14.1. 2013) berichtet über einen Klassiker des Bankraubs, der eigentlich kein Raub, sondern ein Einbruch ist:

Bankräuber graben über 30 Meter langen Tunnel

Unbekannte Täter sind am Montagmorgen über einen unterirdischen Tunnel in eine Bankfiliale in Berlin-Steglitz eingebrochen.

Die Räuber durchbrachen laut Polizei in einer Tiefgarage eine Wand und gruben den etwa 30 Meter langen Tunnel, der in den Tresorraum der Volksbank-Filiale führte. Der Coup war offenbar von langer Hand vorbereitet.

Im Tresorraum brachen die Täter am Montagmorgen Schließfächer auf und erbeuteten Wertsachen. Was genau sie mitgehen ließen, muss noch geklärt werden. Die Höhe des Schadens ist bisher unbekannt.


Der ganze Bericht

So beschreibt es der Pressesprecher der Berliner Polizei:




Und dann kommt natürlich wieder der Film ins Spiel. Dieses Mal beim Berliner Kurier (14.1.2013)

"Bankraub wie im Film
Der dreiste Tunnel-Raub von Steglitz"


und mit wenig gekonnter Zeichnung (mit der man wohl nicht ans Ziel gekommen wäre):

xbox

Und jetzt dürften dann bald die Gebrüder Sass ins Spiel kommen bzw. erinnert werden.

ein kooperatives Westernspiel von Florian Racky für drei bis sechs Spieler ab 12 Jahren

Dauer: 90 min


xbox Der Wilde Westen - aus einschlägigen Filmen kennen Sie den hoffnungsfrohen Siedler, der durch harte Arbeit etwas erreichen möchte. Oder den Goldgräber, der vom Glück und einem Lebensabend im Wohlstand träumt. Und natürlich die Bösewichter, die vom Erfolg der anderen etwas abhaben wollen. In diesem Spiel gewinnen alle Spieler zusammen, wenn sie in fünf Runden durch Falschspiel, Postkutschenüberfälle und Bankraub genug Geld für einen geruhsamen Lebensabend "verdient" haben. Alle? Nein, einer übernimmt die Rolle des Marshals und tritt mit seinen Sheriffs für Recht und Ordnung ein.

Jeder Spieler hat einen Satz Bewegungskarten, mit denen er sich unbemerkt durch den Wilden Westen bzw. über den Spielplan bewegen kann. Untereinander können sich die Spieler abstimmen, nur der Marshal bleibt außen vor - der kann mit seinen Sheriffs zwar Postkutschen und Banken bewachen, die Aufenthaltsorte der anderen Spieler bekommt er aber zunächst nur bei einem Überfall mit. Aber auch der Marshal bewegt sich unsichtbar für die anderen Spieler, und Wehe dem, der sich erwischen lässt!

Am Ende jeder Runde werden die Bewegungen aufgedeckt, und dann zeigt sich, ob ein guter Plan funktioniert: Sind in einer Bank oder bei einer Postkutsche mehr Desperados als Sheriffs, war der Überfall erfolgreich. Hat der Marshal aber unterwegs schon Desperados verhaftet, werden sie das Ziel nicht erreichen - und der Überfall vereitelt. Mit Strategie, Einschätzungsvermögen und auch ein bisschen Glück sorgen Sie - je nachdem, auf welcher Seite Sie stehen - entweder für Angst und Schrecken oder dafür, dass aus dem Wilden Westen der Brave Westen wird.


xbox SPIELMATERIAL
1 Spielplan
2 Postkutschen
5 zweiseitige Fahrpläne
14 Pokerplättchen
10 Postkutschenplättchen
12 Bankenplättchen
1 weiße Marshalfigur
5 schwarze Sherifffigurens
5 Desperadofiguren
5 Holzscheiben
5 Fahndungsplakate
1 Marshalstern
120 Bewegungskarten

Art.-Nr.: 0014
erhältlich im Spielwarenhandel
© Argentum Verlag Köln, 2012

Wir werden immer wieder mit diesem einen Grund für einen Banküberfall konfrontiert. Wenn es dann wieder so weit ist, dann kämpft auch BILD wieder für diesen Robin Hood und ereifert sich für das eine Mal nicht über eine Bewährungsstrafe:

"Richter: „Motiv ehrenwert“"
Opa (60) überfällt Bank für kranke Enkelin!


Bielefeld – Im März überfiel ein 60-Jähriger im ostwestfälischen Hiddenhausen eine Volksbank-Filiale. Das Motiv: seine herzkranke Enkelin!

Jetzt ist das Urteil am Landgericht Bielefeld gefallen - zwei Jahre Bewährungsstrafe!

Damit kommt der nicht vorbestrafte Arbeitslose noch einmal glimpflich davon. Richter Georg Zimmermann berücksichtige bei seiner Entscheidung, dass es bei dem versuchten Raub geblieben war und nannte das Motiv des Angeklagten „ehrenwert“.

DER „EHRENWERTE ÜBERFALL“

Am Tattag hatte der Angeklagte die Bankfiliale mit Mütze, Sonnenbrille und angeklebtem Bart verkleidet betreten und von einer Angestellten 50 000 Euro verlangt. Als diese sich weigerte, zückte der Angeklagte eine Pistole, forderte aber nur noch 10 000 Euro.

Am Ende wurde es dem Opa wohl zu heiß. „Jetzt rufen Sie bestimmt die Polizei", sagte er und verschwand. Drei Tage später stellte er sich der Polizei.

Später hatte der Opa angegeben, Geld für seine mittlerweile 8-jährige Enkelin beschaffen zu wollen. Die Kleine war mit einem Herzfehler zur Welt gekommen. Nun brauche sie dringend eine Therapie. Die Krankenkasse wolle aber nicht zahlen!


Aber unterschlagen wir nicht, dass auch andere (Spiegel und Stern) hier nicht anders reagieren.

Das nennt man glaube ich KOLLATERALSCHADEN oder mit dem Kopf durch die Wand.


xbox

Im schönen Münsterland, genauer in Nottuln-Darup, ging eine ganze Sparkassenfiliale in die Luft, weil die Bankräuber das mit dem Dosieren nicht so im Griff haben. Unter der Überschrift "Räuber sprengen komplette Sparkassen-Filiale" berichtet Spiegel online (24.9.2012):

"Nottuln-Darup - Sie wollten offenbar einen Bankautomaten knacken, zerstörten aber eine ganze Bankfiliale: Unbekannte haben im nordrhein-westfälischen Nottuln-Darup eine Sparkasse verwüstet.

Die Täter hätten bei ihrer Aktion offensichtlich viel zu viel Sprengstoff benutzt, sagte ein Polizeisprecher. Die gesamte Geschäftsstelle sei verwüstet worden, Trümmer bis zu 80 Meter weit geflogen. Zwei gegenüberliegende Gebäude wurden beschädigt. Menschen wurden nicht verletzt."




Während der Spiegel von zuviel Sprengstoff schwadroniert, weiss die Bild-Zeitung jedenfalls, dass zuviel Gas die Ursache gewesen sein könnte:



Wahrscheinlich waren es dieses Mal nicht die Medien oder die Computerspiele, die als Vorbild herhalten müssen, sondern dieses brave Plattdeutsche Theater-Laienspielschar aus Nottuln, die zeitnah 1000 Zuschauern Anregungen geboten haben könnten, über die die Westfälischen Nachrichten einen Tag (23.09.2012) berichtete:

"Edu Nickel staunt nicht schlecht, als er im Urlaubsgepäck seiner Enkelin eine große Menge Bargeld aus einem Bankraub findet. Während er noch überlegt, was er mit dem Geld anstellen soll, sind ihm die Bankräuber, die ihr Geld zurückhaben wollen, schon auf den Fersen . . ."

wird hier im Auftrag der Sparda-Bank Südwest eG zwecks der Nachwuchswerbung besungen als "Sparda Bank - Sparda Movie Stars":

Besonders gelungen der Refrain:

"Komm schließ doch schon an. Und trau dich ran. Entdecke das Schöne als Bankkauffrau und Bankkaufmann. Heeeeey... Heeeey..."




Da ist mal wieder Fremdschämen angesagt ...


PS. Aber vielleicht ist das ja auch was für den Firmenhymnen-Theoretiker Rudi Maier (wenn es auch nicht ganz genau bei ihm reinpassen könnte)

Derzeit wird landauf landab eine Studie dreier britischer Ökonomen (Barry Reilly, Neil Rickman & Robert Witt: "Robbing Banks does pay - but not very much") in den Medien zitiert, die besagt, dass das Einkommen von Bankräuber_innen rechtschaffend mager ausfällt.
Die Süddeutsche Zeitung (12.6. 2012) spricht von "Niedriglohn", Typisch Spiegel online (14.6. 2012), die betonen: "Schusswaffen steigern den Gewinn".

Aber die Autoren der Studien betonen:
"Crime is an economic activity like any other. What are the risks and rewards of the average bank job?"

Die britische Webzeitschrift "ars" (14.6. 2012) freute sich unter der Rubrik "technica" über den Coup der drei Statistiker:

"Economists demonstrate exactly why bank robbery is a bad idea
The typical return on a bank holdup is, "frankly, rubbish."

Und weiter das unverhohlene Vergnügen kann eingangs im Bericht über die Erkenntnisse nicht unterdrückt werden:

"In most papers we at Ars cover, we'll be pleasantly surprised to find a single clever turn of phrase that has survived multiple rounds of editing and peer review. So it was an unexpected surprise to come across a paper where the authors, all professors of economics, have spent the entire text with tongues so firmly planted in their cheeks that they threatened to burst out, alien-style. It surprised me even more to find it in a journal that is produced on behalf of the Royal Statistical Society and American Statistical Association. Credit to the statisticians, though, for the journal's clever name: Significance."

Und am Ende geht natürlich nichts über das Eigenlob:

"Possibly so, but it's probably a stretch to go from that to their final conclusion: "The lesson of which would seem to be: successful criminals study econometrics. Statistics can help in all walks of life."

Aber sagen wir mal so. Für derlei Erkenntnisse bedarf es nicht der Statistik und der Ökonomie. über seine geringen Ertragschancen kann sich der interessierte BankräUber (aus statistischen Gründen wählen wir hier die männliche Form), bereits seit geraumer Zeit hier in diesem Blog informieren. So weiss er beispielsweise, daß in GB das bekannt ist, daß die eigentlichen Gewinne beim Überfall von Geldtransportern realisiert werden können.

Und natürlich müsste die Statistik zugleich nochmals anders aufgedröselt werden. Sie berücksichtigt nicht hinreichend den Ausbildungsstand, sprich das Qualifikationsniveaus . Die meisten Bankräuber sind Amateure. Dieselben werden erstens schnell erwischt und verfügen zum zweiten nicht über das notwendige Knowhow.

Vielleicht sollte man an dieser Stelle nochmals daran erinnern, dass es nach wie vor so ist, daß innerhalb und mit ganz legalen Mitteln in den Banken derzeit die erfolgreichsten Raubzüge stattfinden.
Aber das ist eine andere Geschichte ...

Die kanadische Tageszeitung Ottawa Citizen (12.4.2012) berichtet, dass am 11. April der "great canadian" Rober Caron im Alter von 73 Jahren gestorben ist:

"Roger Caron, one of Canada’s most notorious criminals — and for a time, one of its most celebrated — is dead."

Bei seinen Überfällen trug er Ronald Reagan- und Richard Nixon-Masken und markierte auf diese Weise, wer eigentlich die Halunken der Zeit gewesen sind.

Er war Bankräuber und Literaturpreisträger (Governor General’s Award for non-fiction in 1977 für "Go-Boy. Memories of a Life Behind Bars, Hushion House") und zählt in diesem Blog zur Kategorie der Bankraub-Schriftsteller.


Zur Person vgl. auch Wikipedia
Zur Verfilmung von "Go Boy"

Media Coverage:
Ottawa Sun (12.4.2012): Times runs out on Caron
the record.com (12.4.2012): Roger Caron was bank robber and award-winning author

Peter Grottian, wurde vom Aufruf zum Banküberfall mit einer Schokoladenpistole vom Amtsgericht Lindau freigesprochen:

Mit Schokowaffen gegen das Bankensystem


Laut Spiegel Online (19.1. 2012) ist der emeritierte Politikwissenschaftler Peter Grottian

"ein Meister der politischen Aktion: Weil er bei einem Vortrag zur Finanzkrise zu einem Bankraub mit Schokoladenwaffe aufgerufen haben soll, musste der Politik-Professor Peter Grottian vor Gericht."

Die Junge Welt (20.1. 2012) titelt: "Kriminalisierung gescheitert"

Bayerisches Amtsgericht spricht emeritierten Politikprofessor frei. Grottian verteidigt zivilen Ungehorsam als »Salz in der öden Suppe der Demokratie«

Ziviler Ungehorsam ist keine Straftat. Ein Prozeß gegen den emeritierten Berliner Professor und Politaktivisten Peter Grottian endete am Mittwoch vor dem Amtsgericht Lindau mit einem Freispruch. In der Verhandlung im Bodenseestädtchen ging es um die Frage, ob eine angebliche Äußerung Grottians bei einem Vortrag im Sommer des vorletzten Jahres als Aufruf zu Straftaten zu werten ist.

Was war geschehen? Für den 29. September 2010 hatte ATTAC unter dem Motto »Großbanken zerschlagen, Reichtum umverteilen« zu einem bundesweiten »Bankenaktionstag« aufgerufen. Nach Angaben der Globalisierungskritiker wurde an diesem Tag an über 65 Orten in ganz Deutschland auf verschiedenste Arten protestiert – vom Infostand bis zur symbolischen Bankbesetzung. Im Vorfeld boten verschiedene ATTAC-Gruppen öffentliche Vorträge an. Zu solch einer Rede hatte der Lindauer Ortsverein im Juni 2010 als Referenten Peter Grottian eingeladen. Im Publikum saß auch Ruth Eberhardt, eine Redakteurin der Schwäbischen Zeitung.

In deren Regionalausgabe, der Lindauer Zeitung, berichtete Eberhardt am 5. Juni 2010 ausführlich über die Diskussion. Den Artikel nahm die Staatsanwaltschaft Kempten zum Anlass, gegen den Rechtswissenschaftler wegen des Aufrufs zu Straftaten zu ermitteln. Der Berliner soll im Allgäu zum Hausfriedensbruch in Banken aufgefordert haben. Das Amtsgericht Lindau stellte am 21. Oktober 2010 einen Strafbefehl über 3900 Euro aus. Dagegen legte Grottian Widerspruch ein und erreichte nun seinen Freispruch.

Staatsanwaltschaft und Amtsgericht hatten lediglich den Zeitungsartikel zur Grundlage des Strafbefehls genommen. Der wiederum beruht auf der Interpretation der Journalistin Eberhardt. Im Artikel heißt es zu möglichen Protesten, diese würden damit enden, »daß der Geschäftsführer die Polizei verständigt«. Eberhardt schrieb damals weiter: »›Aber Sie sind mutige Bürger und lassen sich wegtragen‹. Mit solchen Sätzen warb Grottian für die Aktion, die den Teilnehmern einen Strafbefehl einbringen kann.« In ihrer Zeugenvernehmung, deren schriftliches Protokoll der jungen Welt vorliegt, gab die Journalistin jedoch an, daß der Verweis auf die Strafbefehle nicht vom Professor selbst stamme.

Die Zeugen der Verteidigung interpretierten Grottians Vortrag ganz anders. Der habe lediglich verschiedene Protestformen vorgestellt und gesagt, daß die jeweiligen Vorbereitungsgruppen selbst entscheiden müßten, was sie am Aktionstag anböten. Von einem Aufruf zur Bankbesetzung und damit zum Hausfriedensbruch oder zu anderen Straftaten haben die fünf Zeugen entweder nichts mitbekommen oder widersprachen solchen Darstellungen sogar. Zudem hätten während der Debatte im Publikum mehrere Rechtsanwälte gesessen, die sich in der Diskussion fachlich geäußert hätten. Das Gericht konnte den schlampig ausgestellten Strafbefehl am Mittwoch nicht mehr aufrechterhalten.

Grottian selbst nutzte den Prozeß zu einer grundsätzlichen Erklärung, daß ziviler Ungehorsam notwendig sei. Den bezeichnete er in seinem Schlußwort als »Salz in der oft öden Suppe der Demokratie« und als »plebiszitären Druck derjenigen, die über keine privilegierten Einflußnahmen verfügen«. Ohne zivilen Ungehorsam seien viele Bewegungen gar nicht denkbar. Staatsanwaltschaft und Gericht hielt er entgegen, daß das Bild, ein Professor könne urteilsfähige Menschen zu Straftaten verführen, nicht zu einer modernen Demokratie passe. Der nun zurückgenommene Strafbefehl sei »ohne sorgfältige Prüfung aus der Hüfte geschossen« worden, schloß Grottian sein Plädoyer in eigener Sache."


In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung (18.1. 2012) kommt Grottian himself zu Wort, ist aber noch nicht geübt genug in der rhetorischen Verteidigung seiner Vorwärtsstrategie.

Die "Kleine Zeitung" (2.9. 2011) aus Graz informiert uns unter der Überschrift "Banküberfälle: Die Zeit der Profis ist vorbei":

Fakten
Die Zahl der Banküberfälle ist in den vergangenen Jahren leicht rückläufig. 2007 wurden in Wien noch 77 Bankraube registriert, bundesweit waren es 136.

Seither sanken die Zahlen kontinuierlich. Im Vorjahr waren es in der Bundeshauptstadt nur noch 37 Delikte, in ganz Österreich 97. Heuer gab es in Wien 26 Überfälle.

In der Steiermark wurden 2011 erst zwei Banküberfälle begangen, einer davon geht auf das Konto der "Moneymaker". Im Vorjahr gab es neun Überfälle, sieben davon wurden geklärt."


Aber zunächst kriegen wir Klischees über die "Moneymaker-Bande":

Die "Moneymaker-Bande" soll jeden Cent aus ihren 26 Banküberfällen ausgegeben haben: in Bordellen, Spielkasinos und mit Alkohol und Drogen. Insegsamt haben Banküberfälle in Österreich aber abgenommen.

Ihr Vorbild war allen Ernstes der "coole Onkel Charlie". Jene beiden Mazedonier, die als die eifrigsten Serienbankräuber in die österreichische Kriminalgeschichte Eingang gefunden haben, strebten den Lebensstil von Charlie Harper an. Für den Protagonisten der US-Sitcom "Two and a half men" zählen nur Alkohol, Frauen und Müßiggang.


Und dann heisst es, die Zahl der Banküberfälle insgesamt wäre in Österreich rückläufig und die Zeit der Profis sei vorbei. Aber die hatte es eh nie gegeben:

"Bekannte Vorgänger

Zu einiger Prominenz haben es die "Moneymaker" in Österreich also doch gebracht, wenngleich es in ihrem Metier nicht minder namhafte Vorgänger gab. Da hatten etwa die "Daltons" von 2007 bis 2009 die Polizei in Wien und in Oberösterreich auf Trab gehalten. Sieben geglückte und zwei versuchte Überfälle gehen auf das Konto der fünfköpfigen internationalen Bande, die ihren Namen durch die unterschiedliche Körpergröße der Mitglieder bekam. Sie wurden gefasst, der Kopf und gleichzeitig der Größte der Bande im April zu 14,5 Jahren Haft verurteilt.

Geschwister waren die "Daltons" nicht, im Gegensatz zu drei Brüdern aus Oberösterreich, die eine Raubserie in Ober- und Niederösterreich sowie der Steiermark begingen. Sie schlugen von 2005 bis 2009 zu, jeweils im November und Dezember, 14-mal insgesamt. In Blindenmarkt wurde bei einem Schusswechsel ein Sicherheitsmann schwer verletzt. Das Trio bekam heuer hohe Haftstrafen aufgebrummt.

Trotz der spektakulären Serien ist die Zahl der Banküberfälle rückläufig (siehe Infokasten). Auch die Täterstruktur ändert sich. Statt echter Profis waren zuletzt eher Verzweiflungstäter am Werk - Durchschnittsbürger, die im Bankraub den letzten Ausweg aus der Schuldenfalle sehen."


Interessant sind auch die Kommentare unter dem Artikel, die sich ein wenig lustig machen u.a. auch über den Begriff des Profis

Christian Gasser (der mit den Mixtapes) hat eine euphorische Kritik des neuen Comics "Hau die Bässe rein, Bruno!" von Hervé Baru in der NZZ (26.8.2011) vom Stapel gelassen:

"Kaum aus dem Knast entlassen, plant Zinedine, ein kleinkalibriger und von intellektuell ebenfalls unterbelichteten Kumpanen umgebener Vorstadt-Gangster, seinen nächsten grossen Coup: einen Überfall auf einen Geldtransporter. Weil dies seine Bande überfordern würde, sucht er die Unterstützung von drei erfahrenen italienischstämmigen Altgaunern. Diese Ganoven im Ruhestand, die längst zu geachteten Mitgliedern der kleinstädtischen Gesellschaft mutiert sind (der eine hat's sogar zum Bürgermeister und zum Präsidenten des lokalen Fussballvereins gebracht), können dem Lockruf des Gelds und vor allem des nervenkitzelnden Abenteuers nicht widerstehen. Und da gibt es noch Slimane, ein Fussballtalent aus Afrika. Slimane wandert illegal in Frankreich ein und versucht als Taglöhner zu überleben."

Gasser fühlt sich jedenfalls bestens amüsiert. Dem Glück will hier niemand im Wege stehen:

"Dass man sich dabei immer wieder an die klassischen französischen Gangsterfilme der sechziger und siebziger Jahre erinnert fühlt, ist kein Zufall – «Hau die Bässe rein, Bruno!» ist nicht zuletzt auch eine Hommage an all die Filme, die Baru zum Lachen gebracht haben. Ganz in diesem Geist ist sein neu auf Deutsch erschienener Band eine Geschichte voll Verwicklungen und Brüche, in der alles (oder zumindest das meiste) schiefgeht, was schiefgehen kann. «Aber wir haben uns gut amüsiert, was?», fasst einer der alten Ganoven das Abenteuer zusammen. Und die anderen brechen in Gelächter aus. Der Leser auch – vor allem wurde er bestens unterhalten."

Hervé Baru: Hau die Bässe rein, Bruno! Edition 52. 128 S., Softcover, farbig. € 22.
[Unterstützt aber den lokalen Buchhandel, liebe Leute]

Ein aufschlussreiches Interview bei Arte (2011)

 

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