Der dpa-Bericht (15.2. 2006) zur Ausstellung im Frankfurter Museum für Kommunikation „Geld oder Leben! Vom Postkutschenüberfall zum virtuellen Datenraub“ zur heutigen Eröffnung ist nun online verfügbar:
Ausstellung zeigt Geschichte des Bankraubs
(...) Das gruselige Exponat zeigt die ernste Seite der am Mittwoch in Frankfurt eröffneten Ausstellung «Geld oder Leben», in der die Geschichte des Post- und Bankraubs erzählt wird. Neben der nicht nur heimlichen Verehrung für die Verbrecher in der Öffentlichkeit kommt auch das Leid der Opfer zur Sprache.
«Der rote Faden ist natürlich das Geld», sagt der Projektleiter Klaus Beyrer. Im 18. und 19. Jahrhundert seien die Räuberbanden häufig «so eine Art Familienunternehmen» gewesen, die es im Wald und auf den Feldern vor allem auf Postkutschen abgesehen hatten. Der Schinderhannes war einer der wenigen, die es wagten, damals eine Poststation zu überfallen, 1801 in Würges. Rund um Frankfurt machte eine Bande um den Krämer Anton Lautner die Handelswege unsicher und erbeutete über die Jahre mehr als 30 000 Gulden - eine beachtliche Summe in einer Zeit, als 100 Gulden genügten, um eine Familie ein ganzes Jahr durchzubringen.
Der moderne Bankraub sei erst nach dem Ersten Weltkrieg von den USA nach Europa gekommen, berichtet die wissenschaftliche Mitarbeiterin Gaby Sonnabend. Die geachteten Herren der Zunft waren die so genannten Schränker, die Tresorknacker, deren Objekte der Begierde ebenfalls im Museum für Kommunikation ausgestellt sind. In einem der dickwandigen Geldschränke flimmern Kriminalfilme aus den 20er Jahren.
Die kulturelle Verarbeitung und das Bild vom edlen Räuber gehen nach Meinung der Ausstellungsmacher auf noch ältere Wurzeln zurück. Über den Schinderhannes kursierten schon vor dessen öffentlich inszenierter Hinrichtung Sagen und Legenden, Schiller glorifizierte seine «Räuber» als die wahren Gerechten. Viel bewunderte und in Filmen glorifizierte Beispiele aus der Moderne sind das US-Pärchen Bonnie und Clyde sowie die britischen «Gentleman»-Posträuber, aus deren zweiter Reihe sich Ronald Biggs unter anderem mit einem gemeinsamen Auftritt mit der Punkband «Sex Pistols» in den Vordergrund spielte.
Die Wissenschaftlerin Sonnabend ist nach eigener Einschätzung selbst nicht frei von der Bewunderung für die schweren Jungs. «Wenn beispielsweise die Berliner Schränker Sass einen neuartigen Schneidbrenner entwickeln, dann muss man doch einfach auch die technische Leistung bewundern.»
An die Geschichten der Täter, sagt Sonnabend, komme man leicht heran, denn oft hätten die Medien umfangreich berichtet. Die Kehrseite: «Über die Opfer weiß man so gut wie gar nichts.» Diese Lücken versuchen die Ausstellungsmacher mit Interviews von Überfallopfern und im Begleitprogramm zu füllen, in dem etwa der Kölner Traumatologe Christian Lüdke zu Wort kommt. «Für die Opfer ist die Waffe immer echt», betont Sonnabend.
Der dpa-Fotograf Werner Baum hat in der Ausstellung sogar ein déjà vu. «Da war ich doch ganz nah dran» sagt der 60-Jährige beim Betrachten von schwarz-weißen Polizeifotos von einem blutig beendeten Banküberfall aus dem Jahr 1974 in Hamburg. «Ich hab erst im Labor angefangen zu zittern», erinnert er sich an den Tag, als ihm am Steindamm die Kugeln buchstäblich um die Ohren flogen. Baums spektakuläre Fotoserie wurde später mit dem World Press Photo Award ausgezeichnet.
Die Zukunft des Bankraubs liegt eindeutig in der Elektronik; der einsame Mann mit Wollmaske und Revolver in der Hand hat ausgedient. Die Ausstellung zeigt neben den Fortschritten der Kriminal- und Sicherungstechnik auch die aktuellen Trends der kriminellen Branche, die sich vor allem auf den Datenklau ausrichtet. So kann der Besucher etwa in einem PC-Spiel raten, welche Homepages von Kreditinstituten gefälscht und welche echt sind.
Letzteres möchte ich zunächst stark bezweifeln. Denn der Datenklau via Hacking richtet sich nicht mehr gegen eine anonyme Institution wie die Bank oder die Post AG, sondern gegen konkrete Bankkonten von Individuen und dürfte es daher schwer haben, vergleichbare Symphatien hervorzurufen. Aber warten wir es ab, vielleicht entwickelt sich das auch anders und diese Art von Einbruch macht nur Sinn, wenn Konten von großen Firmen mit entsprechenden Volumina angerührt werden.
Ausstellung zeigt Geschichte des Bankraubs
(...) Das gruselige Exponat zeigt die ernste Seite der am Mittwoch in Frankfurt eröffneten Ausstellung «Geld oder Leben», in der die Geschichte des Post- und Bankraubs erzählt wird. Neben der nicht nur heimlichen Verehrung für die Verbrecher in der Öffentlichkeit kommt auch das Leid der Opfer zur Sprache.
«Der rote Faden ist natürlich das Geld», sagt der Projektleiter Klaus Beyrer. Im 18. und 19. Jahrhundert seien die Räuberbanden häufig «so eine Art Familienunternehmen» gewesen, die es im Wald und auf den Feldern vor allem auf Postkutschen abgesehen hatten. Der Schinderhannes war einer der wenigen, die es wagten, damals eine Poststation zu überfallen, 1801 in Würges. Rund um Frankfurt machte eine Bande um den Krämer Anton Lautner die Handelswege unsicher und erbeutete über die Jahre mehr als 30 000 Gulden - eine beachtliche Summe in einer Zeit, als 100 Gulden genügten, um eine Familie ein ganzes Jahr durchzubringen.
Der moderne Bankraub sei erst nach dem Ersten Weltkrieg von den USA nach Europa gekommen, berichtet die wissenschaftliche Mitarbeiterin Gaby Sonnabend. Die geachteten Herren der Zunft waren die so genannten Schränker, die Tresorknacker, deren Objekte der Begierde ebenfalls im Museum für Kommunikation ausgestellt sind. In einem der dickwandigen Geldschränke flimmern Kriminalfilme aus den 20er Jahren.
Die kulturelle Verarbeitung und das Bild vom edlen Räuber gehen nach Meinung der Ausstellungsmacher auf noch ältere Wurzeln zurück. Über den Schinderhannes kursierten schon vor dessen öffentlich inszenierter Hinrichtung Sagen und Legenden, Schiller glorifizierte seine «Räuber» als die wahren Gerechten. Viel bewunderte und in Filmen glorifizierte Beispiele aus der Moderne sind das US-Pärchen Bonnie und Clyde sowie die britischen «Gentleman»-Posträuber, aus deren zweiter Reihe sich Ronald Biggs unter anderem mit einem gemeinsamen Auftritt mit der Punkband «Sex Pistols» in den Vordergrund spielte.
Die Wissenschaftlerin Sonnabend ist nach eigener Einschätzung selbst nicht frei von der Bewunderung für die schweren Jungs. «Wenn beispielsweise die Berliner Schränker Sass einen neuartigen Schneidbrenner entwickeln, dann muss man doch einfach auch die technische Leistung bewundern.»
An die Geschichten der Täter, sagt Sonnabend, komme man leicht heran, denn oft hätten die Medien umfangreich berichtet. Die Kehrseite: «Über die Opfer weiß man so gut wie gar nichts.» Diese Lücken versuchen die Ausstellungsmacher mit Interviews von Überfallopfern und im Begleitprogramm zu füllen, in dem etwa der Kölner Traumatologe Christian Lüdke zu Wort kommt. «Für die Opfer ist die Waffe immer echt», betont Sonnabend.
Der dpa-Fotograf Werner Baum hat in der Ausstellung sogar ein déjà vu. «Da war ich doch ganz nah dran» sagt der 60-Jährige beim Betrachten von schwarz-weißen Polizeifotos von einem blutig beendeten Banküberfall aus dem Jahr 1974 in Hamburg. «Ich hab erst im Labor angefangen zu zittern», erinnert er sich an den Tag, als ihm am Steindamm die Kugeln buchstäblich um die Ohren flogen. Baums spektakuläre Fotoserie wurde später mit dem World Press Photo Award ausgezeichnet.
Die Zukunft des Bankraubs liegt eindeutig in der Elektronik; der einsame Mann mit Wollmaske und Revolver in der Hand hat ausgedient. Die Ausstellung zeigt neben den Fortschritten der Kriminal- und Sicherungstechnik auch die aktuellen Trends der kriminellen Branche, die sich vor allem auf den Datenklau ausrichtet. So kann der Besucher etwa in einem PC-Spiel raten, welche Homepages von Kreditinstituten gefälscht und welche echt sind.
Letzteres möchte ich zunächst stark bezweifeln. Denn der Datenklau via Hacking richtet sich nicht mehr gegen eine anonyme Institution wie die Bank oder die Post AG, sondern gegen konkrete Bankkonten von Individuen und dürfte es daher schwer haben, vergleichbare Symphatien hervorzurufen. Aber warten wir es ab, vielleicht entwickelt sich das auch anders und diese Art von Einbruch macht nur Sinn, wenn Konten von großen Firmen mit entsprechenden Volumina angerührt werden.
vabanque - am Mittwoch, 15. Februar 2006, 22:34 - Rubrik: AusstellungenMuseum