Nur, weil ich dass beim Interview für den Kulturzeit-Beitrag am morgigen Freitag auch gefragt wurde, hier doch nochmals etwas grundsätzlicher. Anlässlich der Verhaftungen im Falle des Millionen-Geldraubes in Kent titelt beispielsweise der Wiener Standard (3.3. 2006): "Ein Millionär war vermutlich Drahtzieher bei Millionenraub":
"Ob Mittäter oder Drahtzieher beim größten Geldraub in der britischen Geschichte, ist noch nicht klar: John Fowler, Millionär und dreifacher Vater, steht als Erster vor dem Richter.
Das Leben hat es gut gemeint mit John Fowler. Gut verheiratet, drei wohlgeratene, fast erwachsene Kinder, ein nettes Landgut mit Villa im Fachwerkbau, die allein mehr als zwei Millionen Euro wert ist – nicht schlecht für den Sohn eines Lastwagenfahrers. Das Ferienhaus an der spanischen Küste pflegt er ebenso als Statussymbol wie seinen Bentley.
Freilich hat Fowler hart gearbeitet dafür, ein Tüchtiger, dem das Glück gnädig war. In den 80er-Jahren zog er seinen Autohandel groß auf, just zu der Zeit, als es im Sog Margaret Thatchers genügend Yuppies gab, die es sich leisten konnten und wollten, dicke Limousinen zu lenken.
Fowler kam zu Geld, und Erfolg bei Frauen hatte der Attraktive auch.
Die obigen Ausführungen werden dann aber nicht an ein mögliches Motiv im folgenden Text rückgebunden. Das heisst, die LeserInnen müssen sich selbst ihren Reim auf die Fakten machen. Und der ist naheliegend. Bemerkenswert für den "Standard" ist, dass ein Millionär der Drahtzieher eines Millionenraubes ist und dass das nicht zu erwarten war.
Ganz ähnlich die Wiener Umsonst-U-Bahnzeitung "Heute" (3.3. 2006). Sie hat auf Seite 2 etwas kleiner angemerkt: "Ein Millionär als Millionenräuber":
"Die Farm des Millionärs (geschätztes Vermögen: 10 Millionen Euro) wurde dabei durchsucht, dabei laut Medien ein "beträchtlicher Teil "der Beute entdeckt."
Die Tatsache, dass nun auch ein Millionär verdächtigt wird ist aus zweierlei Gründen nicht wirklich überraschend:
1. Bankräuber kann heutzutage jeder sein, es gibt kein wirliches Täterprofil, die Wahrscheinlichkeit reicht vom Drogenbenutzer bis zum Bankinhaber bzw. Unternehmer, vom Fußballnationaltorwart bis zum verschuldeten Handwerker. Es sind aber eben auch unterschiedliche Gründe, warum jemand zum Bankräuber wird. Neben Beschaffungskriminalität, Schuldenabbau, Arbeitsverweigerung ist eben auch die schlichte Gier ein hinreichender Grund. Und die Gier, die konstitutiert den gegenwärtige Zeitgeist (Geiz ist geil!). Wenn die Deutsche Telekom das "erfolgreichste Jahr" seiner Geschichte schreibt und ungeachtet einer Rekordividende , 32.000 Stellen abbauen will, dann ist das einer kaum glaublichen Gier nach mehr Profit geschuldet. Und das betrifft sowohl das Management, den Aufsichtsrat und die Aktien-Shareholder. Und es ist immer auch ein Stück Zufall, auf welcher Seite wer gerade sich wiederfindet. Ob Polizist oder Bankräuber, ob Banker oder Bankräuber, ob Unternehmer oder Bankräuber. Das hat uns der Heros-Fall erst jüngst anschaulich vor Augen geführt.
2. Ökonomischer Erfolg und Kriminalität sind häufig bloß zwei Seiten ein - und derselben Medaillie. Bereits die Genesis der kapitalistischen Produktionsweise verweist auf die Erbsünde des Kapitalismus, die ursprüngliche Akkumulation, was uns wiederum daran erinnert, inwiefern Kapitalakkumulation und kriminelle Energie (wie sie beim Bankraub bei einem Teil der Akteure zum Tragen kommt) sozusagen wesensgleich sind.
Deshalb wundert mich so etwas überhaupt nicht.
"Ob Mittäter oder Drahtzieher beim größten Geldraub in der britischen Geschichte, ist noch nicht klar: John Fowler, Millionär und dreifacher Vater, steht als Erster vor dem Richter.
Das Leben hat es gut gemeint mit John Fowler. Gut verheiratet, drei wohlgeratene, fast erwachsene Kinder, ein nettes Landgut mit Villa im Fachwerkbau, die allein mehr als zwei Millionen Euro wert ist – nicht schlecht für den Sohn eines Lastwagenfahrers. Das Ferienhaus an der spanischen Küste pflegt er ebenso als Statussymbol wie seinen Bentley.
Freilich hat Fowler hart gearbeitet dafür, ein Tüchtiger, dem das Glück gnädig war. In den 80er-Jahren zog er seinen Autohandel groß auf, just zu der Zeit, als es im Sog Margaret Thatchers genügend Yuppies gab, die es sich leisten konnten und wollten, dicke Limousinen zu lenken.
Fowler kam zu Geld, und Erfolg bei Frauen hatte der Attraktive auch.
Die obigen Ausführungen werden dann aber nicht an ein mögliches Motiv im folgenden Text rückgebunden. Das heisst, die LeserInnen müssen sich selbst ihren Reim auf die Fakten machen. Und der ist naheliegend. Bemerkenswert für den "Standard" ist, dass ein Millionär der Drahtzieher eines Millionenraubes ist und dass das nicht zu erwarten war.
Ganz ähnlich die Wiener Umsonst-U-Bahnzeitung "Heute" (3.3. 2006). Sie hat auf Seite 2 etwas kleiner angemerkt: "Ein Millionär als Millionenräuber":
"Die Farm des Millionärs (geschätztes Vermögen: 10 Millionen Euro) wurde dabei durchsucht, dabei laut Medien ein "beträchtlicher Teil "der Beute entdeckt."
Die Tatsache, dass nun auch ein Millionär verdächtigt wird ist aus zweierlei Gründen nicht wirklich überraschend:
1. Bankräuber kann heutzutage jeder sein, es gibt kein wirliches Täterprofil, die Wahrscheinlichkeit reicht vom Drogenbenutzer bis zum Bankinhaber bzw. Unternehmer, vom Fußballnationaltorwart bis zum verschuldeten Handwerker. Es sind aber eben auch unterschiedliche Gründe, warum jemand zum Bankräuber wird. Neben Beschaffungskriminalität, Schuldenabbau, Arbeitsverweigerung ist eben auch die schlichte Gier ein hinreichender Grund. Und die Gier, die konstitutiert den gegenwärtige Zeitgeist (Geiz ist geil!). Wenn die Deutsche Telekom das "erfolgreichste Jahr" seiner Geschichte schreibt und ungeachtet einer Rekordividende , 32.000 Stellen abbauen will, dann ist das einer kaum glaublichen Gier nach mehr Profit geschuldet. Und das betrifft sowohl das Management, den Aufsichtsrat und die Aktien-Shareholder. Und es ist immer auch ein Stück Zufall, auf welcher Seite wer gerade sich wiederfindet. Ob Polizist oder Bankräuber, ob Banker oder Bankräuber, ob Unternehmer oder Bankräuber. Das hat uns der Heros-Fall erst jüngst anschaulich vor Augen geführt.
2. Ökonomischer Erfolg und Kriminalität sind häufig bloß zwei Seiten ein - und derselben Medaillie. Bereits die Genesis der kapitalistischen Produktionsweise verweist auf die Erbsünde des Kapitalismus, die ursprüngliche Akkumulation, was uns wiederum daran erinnert, inwiefern Kapitalakkumulation und kriminelle Energie (wie sie beim Bankraub bei einem Teil der Akteure zum Tragen kommt) sozusagen wesensgleich sind.
Deshalb wundert mich so etwas überhaupt nicht.
vabanque - am Donnerstag, 9. März 2006, 00:00 - Rubrik: Millionencoup