AusstellungenMuseum
BankerInnen und PolizistInnen
Bankraub in Film und Fernsehen
Bankraub-Dokus - Themenabende usw.
Bankraub-Schriftsteller
Bankraub-Trends
Bibliographie der Volkskunde des Bankraubs
Biographien des Bankraubs
Blog-Review
Brecht-Zitat
Brutalisierung des Bankraubs
Buergerliches Recht
Edle Raeuber - Robin Hoods
Fluchttechniken
Geiz ist geil
GenderMainStreaming
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
icon
Das Weblog zur Volkskunde des Bankraubs

 

Biographien des Bankraubs

vorherige Seite
überschreibt der Kölner Stadtanzeiger (22.04.09) die Laudatio auf ein "Enfant Terrible" und Liebling des Feuilletons:

Der Lebenslauf von Burkhard Driest liest sich wie ein Skandaltagebuch. Bankraub während der Uni, Romanveröffentlichung nach dem Gefängnis, Schauspieler und Drehbuchautor, Liebling von Romy Schneider... Ende April feiert er seinen 70. Geburtstag.

Zum ganzen Text

Möchte man glauben, wenn man die diversen Medienberichte Revue passieren lässt und so scheint sich eine andere, über ein Jahr alte Einschätzung zu erledigen. Etwa in der Süddeutschen Zeitung (19.2. 09):

"Großbritannien
Postzug-Räuber Biggs vor der Haftentlassung

Der schwer erkrankte britische Postzugräuber Ronnie Biggs soll noch vor seinem 80. Geburtstag im September aus dem Gefängnis freikommen.

Im Juli soll sich ein Bewährungsausschuss mit der Begnadigung des 79-Jährigen beschäftigen. Nach Informationen der britischen Daily Mail handelt es sich dabei allerdings nur noch um eine Formalie.

"Jedem ist klar, dass er ein schwer kranker Mann ist, der keine Gefahr für die Öffentlichkeit mehr darstellt“, zitierte die Zeitung eine Quelle aus dem Strafvollzug. Am Wochenende waren wieder Rufe nach einer Begnadigung Biggs laut geworden, nachdem dieser mit einer Lungenentzündung in eine Klinik gebracht worden war.


Aber auch dieses Mal müssen wir diesen Unsinn lesen, nur weil die QualitätsjournalistInnen nicht recherchieren (können):

"Er gilt als einer der führenden Köpfe bei dem Überfall auf den Nachtzug von Glasgow nach London im August 1963."


(Vgl. demgegenüber eine Darstellung, die diesen Unfug nicht verbreitet).

Auf (eines Tages - Zeitgeschichten auf Spiegel Online) findet sich unter der Überschrift "Gauner-Legenden" eine weitere Erzählung über die Gebrüder Sass:

Kellerparty der Panzerknacker

Sie waren geniale Tresorknacker - und lieferten den Krimi zur Wirtschaftskrise. Die Berliner Brüder Sass machten Ende der zwanziger Jahre Furore. Während Deutschland ins Fiasko schlitterte, räumte das Ganovenduo reihenweise Banken aus. Und lud danach schon mal die Presse zum Sektfrühstück.


Der ganze Text

Von Boney M. zu "Ma Baker" umgetauft, starb am 16.1. 1935 im Kugelhagel der vermutliche Kopf der Barker-Bande. Bayern 2 widmet diesem Ereignis ein Kalender-Blatt (16.01.20099. Der Teaser beginnt historisch korrekt:

"Gangstermutter Ma Barker stirbt im Kugelhagel des FBI -
16.01.1935: Ma Barker gilt als Kopf der berüchtigten Karpis-Barker-Gang – das ist falsch, aber die Geschichten darüber sind zu gut. Möglicherweise hat die ganze Geschichte das FBI in die Welt gesetzt, das Ma Barker am 16.1.1935 erschossen hat ..."


Und ein bisschen wurden hier einige Formulierungen aus dem Va-Banque-Buch "geräubert".

Anlässlich des neuen Mesrine-Films in Frankreich, hat Chapitre.com eine Reihe von Mesrine-Devotionalien ("L'Ennemi Public n°1") mit Aussicht auf 5% Rabatt zusammengestellt.

mesrine reduziert

Heute morgen sah ich am Kiosk vom Titelblatt der französischen Tageszeitung Liberation (22.10.2008) (früher das Vorbild für die taz) Mesrine prangen. Er zielt mit einem Revolver auf die PassantInnen.

vor einiger Zeit wurde seine Autobiographie im Deutschen bei Nautilus wieder aufgelegt. Libe druckt ein Interview nochmals ab, dass die Zeitung bereits vor dreissig Jahren, Ende 1978, mit Mesrine geführt hat.

Der Anlass ist das Erscheinen eines Films von Jean Francois Richet, mit einem Vincent Cassel in der Rolle des Mesrine. Mesrine gilt als einer der ersten Mediengangster.

Chiemgau Online (23.9. 2008) berichtet unter der Überschrift "Traunstein: "Sanfte Hand" konnte austeilen" über den erneuten Prozess gegen Siegfried N., bekanntgeworden aufgrund seiner Autobiogaphie "Der Räuber mit der sanften Hand" kann auch austeilen." Der abfällige Gestus zieht sich durch die Prozessberichterstattung. Zum Artikel

Das Traunsteiner Tagblatt (30.4. 2008) hält uns über den Prozess gegen den "sanften Rosenheimer" auf dem Laufenden, aber der Gestus der Berichterstattung ist schon ziemlich abfällig. Das riecht nach Vorverurteilung:

Siegfried N. beklagt unterschlagenen Laptop

Erstmals ergriff der 64-jährige als Bankräuber verurteilte und neuer Taten verdächtige Siegfried N. gestern vor der Sechsten Strafkammer am Landgericht Traunstein mit Vorsitzendem Richter Werner Gruben das Wort. Allerdings lieferte er überwiegend einen Rückblick auf sein schillerndes Leben. Er beklagte die seit seiner Haftentlassung 1984 angeblich ungerechtfertigte Verfolgung und verdächtigte die Staatsanwaltschaft, seinen Laptop mit entlastenden Unterlagen unterschlagen zu haben. Nur selten streifte er die aktuellen Vorwürfe – fünf Banküberfälle in Südostbayern und Niedersachsen mit einer Beute von 430 000 Euro sowie eine versuchte Tat. Der Prozess wird am 8. Mai fortgesetzt.

Zu seiner ersten Verurteilung im August 1984 erklärte er, mit zwei anderen Männern habe er sieben Banken, vor allem im Raum Rosenheim, heimgesucht und zusammen rund 600 000 Euro erbeutet. »Ich habe ein Geständnis abgelegt, reinen Tisch gemacht.« Er wies aber zurück, jemals Körperverletzungen begangen zu haben. Das seien immer die Mittäter gewesen. Außerdem habe er damals an Asthma gelitten, was eigentlich zu »erheblich verminderter Schuldfähigkeit« hätte führen müssen: »Ich bin vier bis fünf Jahre zu lang im Gefängnis gesessen.« Seine Verteidiger Dr. Ahmed Adam und Jürgen Langer aus München würden deshalb ein Wiederaufnahmeverfahren anstrengen. »Ich möchte darlegen, wie ungerecht ich von Anfang an behandelt wurde. Was gegen mich gelaufen ist, war eine reine Hetzkampagne.«

Aus dem Vorspann seines Romans »Der Räuber mit der sanften Hand« verlas er seine Lebensgeschichte. Demnach wuchs er in Rosenheim in gutbürgerlichen Verhältnissen auf. Aus dem jungen Mann aus gutem Elternhaus sei dann »ein Schwerverbrecher geworden«. Die Unwägbarkeiten prägten das Leben. Er sei das beste Beispiel dafür. Besonders über einen Traunsteiner Kripobeamten schimpfte er gestern. Fünf Mal hatte der den Angeklagten in der erneuten Untersuchungshaft vernommen. Einmal habe er von einer Kassette mit mindestens 20 000 Euro in Münzen gesprochen, vergraben entdeckt 2005 auf einem der Anwesen des Angeklagten. Er empörte sich: »Ich hätte nach dem Gefängnis 15 Jahre Zeit gehabt, den Schatz zu bergen.« An anderer Stelle meinte er: »Staatsanwaltschaft und Kripo holen die alten Sachen raus, um mich irgendwie damit zu diskriminieren.«

Doktorarbeiten für andere geschrieben

Von 17 ungeklärten Banküberfällen sei die Rede gewesen. Aber er könne doch nichts gestehen, was er nicht begangen habe. Zu seinen Einkommensverhältnissen berief er sich auf Einkünfte aus neun Dissertationen, die er für andere Leute nach seiner Entlassung 1993 aus der Haft geschrieben habe. Die Doktorarbeiten seien auf seinem 1999 gekauften, seit seiner Verhaftung im Mai 2007 verschollenen Laptop zu finden – ebenso wie seine Romane und Drehbücher, alle Geldbewegungen und Unterlagen zu einem Konto auf den Cayman-Islands. Der Angeklagte, der sich selbst als »Schriftsteller, Drehbuchautor und Regisseur« bezeichnete, betonte: »Es gibt Menschen, die interessieren sich für Literatur und Film. Viele Leute haben mich finanziell unterstützt. Alle Mäzene sind auf dem Laptop drauf.« Mit zwei Schreiben seines Steuerberaters versuchte er, die Einkünfte zu belegen: »Ich habe diese Einkünfte, etwa 30 000 Euro, versteuert, obwohl ich es nicht gemusst hätte. Ich wollte keinen Ärger mit dem Finanzamt haben.«

Namen von Auftraggebern geheim

Auf Fragen nach den angeblichen Dissertationen in fremdem Auftrag antwortete er: »Meine Themen waren die Verarbeitung von Literatur im Film. Im Schreiben war ich immer gut in der Schule. Ich habe an der Fernuniversität Hagen Literaturwissenschaften studiert.« Er habe zwischen 1995 und 1998 seine eigene Doktorarbeit verfasst, die aber mangels Abiturs nicht akzeptiert worden sei: »Ich war zutiefst enttäuscht.« Über eine Holländerin habe er Kontakt zu einem Mann bekommen, »der mit seiner Dissertation nicht weiterkam«. Gegen Bezahlung habe er die Arbeit weiter geschrieben. »Vereinbart war, dass nichts nach draußen dringt.« Auf Frage nach dem Namen des Auftraggebers erwiderte er, das könne man nicht von ihm erwarten. »Ich weiß den Namen nicht mehr. Wenn ich ihn wüsste, würde ich ihn nicht sagen. Das ist bei den anderen acht Dissertationen zwischen 2000 und 2006 genauso.« Unter dem Strich habe er trotz eines Stückpreises von etwa 40 000 Euro sowieso nichts daran verdient, wenn er den Arbeitsaufwand rechne: »Das geht Plus-Minus-Null auf.«

Staatsanwalt Andreas Miller legte der Anklage das Tatmotiv »finanzielle Not« zu Grunde. Der Angeklagte gab gestern an, er habe den Kauf seines Hauses in Prutting und seines Bauernhofs im Niederbayerischen aus den Doktorarbeiten finanziert. Das Bauernhaus habe er inzwischen verkaufen müssen. Das Anwesen in Prutting werde zwangsversteigert. Von der Beute der früheren Banküberfälle fehlt bis heute jede Spur.»Ich werde in jeder Fernsehsendung gefragt, wo die Beute ist. Dazu möchte ich mich nicht äußern. Das ist 25 Jahre her.«

titelte Tom Wolf in Vabanque (S. 288) sein Portrait von Siegfried N. Dennery, der für acht Banküberfälle insgesamt bereits 14 Jahre Gefängnis kassierte. Insgesamt hatte er 1,5 Millionen Mark erbeutet. Er studierte Germanistik, wurde nach zehn Jahren auf Bewährung entlassen und schrieb seine Autobiographie, die 1995 auch verfilmt wurde. Nun wird der "Räuber mit der sanften Hand" erneut verdächtig zwischen 2001 und 2007 insgesamt fünf weitere Banküberfälle begangen zu haben. Das ist natürlich ein gefundenes Fressen für die Medien. Er sitzt seit Mai 2007 in Untersuchungshaft und dieser Tage findet der Prozess statt. Wie es da so zugeht, darüber informiert uns die interessierte Journaille:

Express (1.4. 2008):

"Traunstein – Siegfried N. (64), Deutschlands schillerndster Bankräuber und Bestseller-Autor, steht seit Dienstag wieder vor Gericht. Nachdem er wegen einer Raubserie in den 80ern 10 Jahre brummte, muss er sich nun wegen sechs weiterer Überfälle verantworten.

Der Mann mit getönter Nickelbrille, Oberlippenbärtchen und Goldkette, der sich selber poetisch als „Räuber mit der sanften Hand“ bezeichnet, soll zwischen 2001 und 2007 im Chiemgau (Bayern) und im Emsland sechs Banken überfallen und dabei rund 450.000 € erbeutet haben. Dabei ging er laut Staatsanwaltschaft wenig sanft zur Sache: Jeweils vor Geschäftsbeginn brach der mutmaßliche Täter, der bislang keine der Taten einräumte, in die Banken ein, zwang die Mitarbeiter mit Waffengewalt, ihm Geld auszuhändigen. Dabei wurde er auch handgreiflich. "


PR-Inside / ddp 1.4. 2008

Wir wollen es mal dahin gestellt lassen, ob der Sachverhalt, der hier kritisiert wird, tatsächlich ein Problem darstellt. Vermutlich ja. Bloss bezeichnend ist, mit welchen Vergleichen (wienweb, 7.2. 2008) hier die FPÖ-Abspaltung BZÖ zur Sache geht:

"Das BZÖ pochte indes am Donnerstag neuerlich auf einen U-Ausschuss in der Causa, den auch FPÖ und Grüne befürworten. Indem Innenminister Günther Platter (ÖVP) das Büro für interne Angelegenheiten (BiA) mit dem Fall betraue, "könne er auch gleich einen Bankräuber damit beauftragen, den Bankraub zu klären", schreibt BZÖ-Generalsekretär Gerald Grosz in einer Aussendung."

Das sagt der Sprecher einer Partei, die es wissen muss. Zum einen ist die Dicht an Kriminellen Lichtgestalten nirgends so hoch wie hier und zum anderen kennen sich die vom BZÖ in Sachen Bankraub ganz gut aus. Ich möchte nur an die einstige steirische Spitzenkandidatin Magda Bleckmann erinnern, deren Ehemann Alexander Jost bei einem Bankraub anno 2000 erschossen wurde.

Aber eigentlich gilt in Abwandlung von Bertolt Brecht: Was ist ein Bankraub gegen die Gründung einer solchen Partei?

 

twoday.net AGB

xml version of this page

xml version of this page (summary)

xml version of this topic

powered by Antville powered by Helma

Creative Commons License
This work is licensed under a Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivs 2.0 Germany License.