AusstellungenMuseum
BankerInnen und PolizistInnen
Bankraub in Film und Fernsehen
Bankraub-Dokus - Themenabende usw.
Bankraub-Schriftsteller
Bankraub-Trends
Bibliographie der Volkskunde des Bankraubs
Biographien des Bankraubs
Blog-Review
Brecht-Zitat
Brutalisierung des Bankraubs
Buergerliches Recht
Edle Raeuber - Robin Hoods
Fluchttechniken
Geiz ist geil
GenderMainStreaming
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
icon
Das Weblog zur Volkskunde des Bankraubs

 

Biographien des Bankraubs

vorherige Seite
Wird Pascal Kurz (25) nach der Absage von Jens Lehmann (Arsenal London) der neue Torhüter von Borussia Dortmund? Das jedenfalls wird derzeit in Dortmund diskutiert.

Die Fans von Borusssia Dortmund diskutieren diese Möglichkeit in schon eifrig Pascal Kurz als neuen Torwart zu verpflichten. Einige Kalauer aus der Diskussion finden sich hier im "westline-Forum.

so könnte man die Haltung der Briten gegenüber ihrem einstigen Posträuber-Exportschlager zusammenfassen. Nicht lustig, nicht gentlemanlike und nicht heroisch, was wir da lesen über das Schicksal des "heimgekehrten" Ronald Biggs. In der Süddeutschen (14.1. 2008) heißt es:


Bankräuber Ronnie Biggs

Die Rache des Empires

Nach einem Schlaganfall bittet Englands legendärer Posträuber Ronnie Biggs um Gnade. Doch der Staat zögert.

Der Mann sieht schlecht aus: Die Haare gelblich-weiß und strähnig, die Augen wässrig, die Schultern tief gebeugt. Er kann nicht kauen und muss künstlich ernährt werden. Wenn er sich verständlich machen will, holt er Buchstabenkärtchen hervor. Denn nach einem Schlaganfall hat er die Sprache verloren. Ronnie Biggs, der legendäre Posträuber, ist ein kranker Greis von 78 Jahren. Sein Pech ist, dass ihm die Ärzte trotzdem ein langes Leben vorhersagen.

Wären es weniger als drei Monate, könnte er die Gefängniszelle verlassen und seinen Lebensabend daheim bei seinem Sohn verbringen. Dies sieht das Gesetz im Regelfall so vor.


Und dann kommt noch der Hinweise, dass es wohl bis 2029 dauern würde, wenn er seine Strafe absitzen müsste. Auch James Shanley, der Knastdirektor von Norwich ist einer, der wenig für die Folklore der vergangenen Jahrzehnte übrig hat: Biggs muss sitzen, auch wenn er nichts mehr sagen kann. Dann kommt noch die ganze Chose der Berichterstattung der vergangenen Jahre, aber immerhin kann man die beiläufige Rolle von Biggs bei diesem Coups anno 1963 erschließen.

Zum ganzen Artikel

Jetzt häufen sich wieder die Anfragen zu "Peter Rohrschneider" in diesem Blog. Wir erinnern uns. Im März war der EX-HSV-Profi, den die BILD-Zeitung mal schnell zum "Ex-HSV-Star" erklärte und heute die WELT (24.7. 2007) dann auch noch "Vom Abstieg eines Bundesliga-Stars" titelt, wegen des Verdachts auf 16fachen Banküberfall verhaftet und angeklagt worden. Rohrschneider absolvierte gerade mal 27 Bundesligaspiele in den sechziger Jahren und schoss dabei ein Tor im Seeler-Team.

Gestern wurde das Urteil im Prozess gesprochen: Sechs Jahre Gefängnis.

"Das Landgericht Lüneburg sah es als erwiesen an, dass der heute 61-Jährige Peter R. 1991 und 1992 mit einem Komplizen zhen Geldinstitute überfallen hatte. 'Er war sicherlich für die Planung und Organisation verantwortlich', sagte die Vorsitzende Richterin am Dienstag.

„Er lebte damals wirtschaftlich knapp, war arbeitslos“, hieß es in dem vom Anwalt des 61-Jährigen verlesenen Geständnisses. Nach seiner Mittleren Reife hatte der Angeklagte 1965 eine Ausbildung zum Chemielaboranten abgeschlossen. Von 1966 bis 1968 war er für zwei Spielzeiten beim Hamburger SV unter Vertrag.(...) Danach arbeitete er in seinem gelernten Beruf, bis er 1990 arbeitslos wurde. Zwischen 1990 und 1994 wurde der Mann wegen Betrügereien und einem versuchten Banküberfall zu Geld- und einer Bewährungsstrafe verurteilt. Als eine von ihm gegründete Import-Export-Firma für Russland floppte, begann er, Taxi zu fahren. Bis zu seiner Festnahme trainierte der Ex-Fußballprofi eine Jugendmannschaft im Süden der Hansestadt."


Da er sich 14 Jahre straffrei aufgeführt hatte, bei den Überfällen niemand zu Schaden kam, die Staatsanwaltschaft sechs von 16 Punkten fallen ließ (ursprünglich war man von über 30 Taten ausgegangen) wollte das Gericht "von einem minderschweren Fall ausgehen".

Interessant ist die Regelung der Namensnennung. Während WELT und MoPo nur den Vornamen ausschreiben und den Namen R. abkürzten, nennt das Hamburger Abendblatt den ganzen Name und zeigt ein aktuelles Bild.

Viel neues zum Fall "Peter Rohrschneider" (Ex-HSV-Fußballer), der wegen Anstiftung zum Bankraub derzeit In Untersuchungshaft sitzt, ergibt sich aus einem Interview der Harburger Rundschau des Hamburger Abendblatt (14.5.2007) mit dem Fußballchef des Harburger TB zwar nicht, aber es zeigt eben, dass im Falle von Bankraub, jede(r) von uns verdächtig ist:

"Die Fußballer des Harburger TB sind in die Kreisklasse abgestiegen. Über den Niedergang der über Jahrzehnte hinweg so glanzvollen Fußballer sprach die Harburger Rundschau mit Günther Wietrek, dem neuen Fußball-Chef. (...)

HR: Ist dieser Aufschwung mit dem Namen Peter Rohrschneider verbunden?

WIETREK: Ja. Vor drei Jahren haben der damalige Obmann Sven Vogler und Klaus Buchholz, der 2. Vorsitzende, Peter zum HTB zurückgeholt.

HR: Ist Rohrschneider ein alter HTBler?

WIETREK: Sein Vater hat in der Oberliga einmal den 1:0-Sieg über den HSV herausgeschossen. Als sein Sohn Peter vor 40 Jahren einen Vertrag beim HSV bekam, hat der Verein mit der Ablösesumme das jetzige Vereinshaus finanziert.

HR: Was hat er als Liga- und Jugendtrainer erreicht?

WIETREK: Andreas Nootz und ich als damalige Jugendleiter haben mit ihm ein Konzept erarbeitet, das sich als außerordentlich erfolgreich erwiesen hat. Das Grundproblem: Es kommen sehr viele Kinder und mit 14, 15 Jahren gehen die meisten wieder. Peter hat ab der C-Jugend Leistungsmannschaften aufgebaut, trainiert mit der A-Jugend viermal in der Woche, bildete die Jugendtrainer weiter.

HR: Aber Peter Rohrschneider ist von einer kriminellen Vergangenheit eingeholt worden?

WIETREK: Ja, er ist uns Anfang des Jahres abhandengekommen, wie ich es ausdrücke. Damals ist er wegen eines Bankraubes verurteilt worden, den er geplant und den ein Partner ausgeführt hat. Der ist inzwischen verhaftet worden und hat ausgesagt, Rohrschneider habe mehr als einen Bankraub geplant.

HR: Peter Rohrschneider sitzt in Untersuchungshaft. Hat vom HTB jemand ihn besucht?

WIETREK: Ja, unser 2. Vorsitzender Klaus Buchholz. Eines müssen wir festhalten: Peter Rohrschneider hat für den HTB-Fußball sensationell gute Arbeit geleistet. Sein Konzept werden wir fortsetzen mit unserem neuen Trainer Ahmet Kücükler, der Liga und A-Jugend trainiert. So wollen wir wieder nach oben kommen.

Die BILD-Zeitung behauptet., dass der einstige HSV-Spieler Peter Rohrschneider wegen 16-fachem Bankraub nunmehr in U-Haft säße. rponline (2.3.2007) und BILD machen aus ihm gleich einen "Bundesliga-Star" bzw. "Ex-HSV-Star" und die MoPo (3.3. 2007) zum "Ex-HSV-Star". (Siehe auch die Anmerkungen im Bundesliga-Blog) Laut n-tv (2.3.2007) bestritt der Mittelfeldspieler 27 Bundesligaspiele und erzielte gerade mal ein Tor. Zuletzt habe er die Herren- und die A-Jugendmannschaft eines Hamburger Amateurklubs betreut:


"Ein ehemaliger Bundesliga-Profi raubte in den 90er Jahren 16 Banken aus.

Einst spielte er neben Uwe Seeler in der Bundesliga-Mannschaft des Hamburger SV. Die nächste Zeit muss Peter Rohrschneider aber voraussichtlich hinter Gitterstäben verbringen. Der ehemalige Fußball-Profi sitzt wegen 16-fachen Bankraubs in Untersuchungs-Haft.

Nach über 16 Jahren sind die kriminellen Machenschaften des mittlerweile 60-Jährigen aufgeflogen. Zwischen 1991 und 1992 soll er insgesamt 16 Geldinstitute ausgeraubt und gemeinsam mit seinem Komplizen Jozef S. 430.000 Mark erbeutet haben. Das berichtet die "Bild"-Zeitung."


Dieses Umstand verdanke er seinem ehemaligen Komplizen, der
vor einigen Wochen wegen anderer Straftaten festgenommen worden sei:

"Die Kriminalpolizei fand bei der Durchsuchung von Rohrschneiders Wohnung Beweismaterial, der Ex-Profi wurde festgenommen. Neben den Banküberfällen wurde Rohrschneider schon einmal auffällig. Weil er einen 13-Jährigen sexuell belästigt hatte, wurde er 1968 zu sieben Monaten auf Bewährung verurteilt."

Wenn das zutreffen sollte, dann zählt der Verhaftete zu den mehr oder weniger promimenten Fußballspielern, die sich auf nicht gerade spielerische Art ihr Geld besorgt haben.

Im "Trainer-Baade"-Blog philosphiert der Betreiber ("Der Baade ist rund"), von dem ich auch noch nie was gehört habe, über Bekanntheitsgrad und die Verdienstmöglichkeiten in den 60er Jahren als Fußballprofi. In der Kommentarspalte meldet sich ein Zögling des Verdächtigen zu Wort:

"Herr rohrschneider trainierte zu letzt die Herren und die A-jugend mannschaft des HTB’s. Ich, ein A-Jugend Spieler habe Hernn rohrschneider sehr gemocht und sowohl als trainer und als auch mensch war er sehr lehrreich für uns.
Diese nachricht hat mich jedoch geschockt!


Beim Strafblog erfahren wir von RA Rainer Pohlen endlich, dass was wir schon die ganze Zeit wissen wollten:
"Gemäß § 78 Absatz 3 Ziff. 2 StGB verjähren Straftaten, die im Höchstmaß mit Freiheitsstrafe von mehr als 10 Jahren bedroht sind, erst nach 20 Jahren. Hierzu gehören auch Raubüberfälle. Die Höchststrafe hierfür liegt bei 15 Jahren."

Wer sich für das Wohlergehen des österreichischen Ex-Bankräubers und auf die Gegenseite gewechselten Karl Painer interessiert und darüber hinaus sonstige Informationen zu seinem neuesten Buch über Türsteher benötigt, der möge in nächster Zeit häufiger beim Wiener Blogger Marcus J. Oswald vorbeischauen (Oswald will Painers neues Buch promoten). Er informiert uns aufs genaueste über seine Telefonate mit Karl Painer, den wir hier schon seit längerem wegen seiner Bankraubvergangenheit und seinem Bankraub-Buch beobachten. Einfach in der Suchfunktion dieses Blogs nach dem Stichwort "Painer" suchen. Bei Oswald finden sich ein paar bezeichnende Phtoos.

Meine alte Tübinger Heimstätte, Zatopek im Club Voltaire, hält Kurs und widmet sich wieder einmal dem Thema Bankraub. Nach der Kinolounge mit dem Orginal von "Lady Killers" und einer Veranstaltung zu Jewish Mobsters, jeweils anno 2004, einer Lesung mit Dimitri Todorov anno 2003 sowie der VaBanque-Performance anno 2001, wird auch dieses Jahr das Thema hochgehalten.

Am Dienstag, 23. Mai (Einlaß 20.30 Uhr) liest "Gangster und Schriftsteller Ludwig Lugmeier" aus seinem Buch "Der Mann, der aus dem Fenster springt". Ludwig Lugmeier ist derzeit auf Lesereise.

Ludwig Lugmeier gehört in diesem Blog zu den mit am häufigsten aufgerufenen Einträgen. Waren es Anfang April noch 732 Aufrufe, so kann ein vergleichsweise früher Eintrag aus 2004 über Lugmeier inzwischen 938 Aufrufe verzeichnen. Damit steht er an zweiter Stelle - noch vor dem Eintrag zu Deutschrapper Sidos pubertäre Phantasien - und hinter dem Eintrag über die Erschießung von Gangster-Rapper Andre "Mac Dre" vom 3.12. 2004, der seit Anfang März - aus einem mir noch nicht nachvollziehbaren Grund mit über 700 zusätzlichen Aufrufen innerhalb von zwei Monaten - ab- und davongezogen ist (1526 Aufrufe).

Ludwig Lugmeier jedenfalls ist den LeserInnen dieses Blogs kein Unbekannter. Er gehört außerdem nicht zu denjenigen, die ihren Lebensweg ex post zurechtbiegen und dabei einem bürgerlichen Lesepublikum nach dem Mund redet. Er macht aus seinen Taten weder ein Politikum, was auf implizite Weise das Politische an seinem Lebensweg viel besser aufzeigt, noch redet er einer Läuterung das Wort. Ich habe ihn jüngst in den Hamburger Justizhallen live erlebt und das war ein Erlebnis besonderer Art.

Zunächst musste man den Ort der Handlung in kafakesker Manier auffinden, der versteckt in einem Anbau der Hallen des Ziviljustizgebäudes der Stadt Hamburg gelegen war. Darin befindet sich eine Quasi-Arena, die auf überraschende Weise die Möglichkeit von "Brot und Spielen" anbot. Der Sponsor Vattenfall, der lokale Energiemulti, fand es wohl reizvoll, Lugmeier bei seinen einstigen Gegenspielern von der Justiz auftreten zu lassen (Zwar nur bei der Ziviljustiz, aber immerhin). Lugemeier las aus seinem Buch und stellte sich den Fragen des offensichtlich ausgewählt bildungsbürgerlichen Publikums. Das war schon einigermaßen verdutzt, dass sich Lugmeier so überhaupt nicht über seinen Lebensweg gruselt(e) und keine Läuterung und kein Erschrecken anzubieten hatte. Nicht einmal den Wunsch nach einer Familie konnte man ihm einreden ("Ich habe genug Familie als Kind und Jugendlicher gehabt"). Als er dann auch noch gefragt wurde, ob er sich gestellt hätte, wenn er nicht erwischt worden wäre, meinte er nun lakonisch: "Nein, warum auch?" Der Mann taugt nicht für Projektionen aller Art. Und das macht auch sein Buch so lesenswert.

Der Tübinger Club Voltaire ist vom Ambiente her das genaue Gegenteil und dem Autor kulturell sicherlich vertrauter. Ob da die gleichen Fragen wie in Hamburg gestellt werden, ist auch einmal ein Experiment.

Ich wünsche den Tübinger Zatopeken jedenfalls ein volles Haus und viel Vergnügen bei diesem außerordentlichen Vor-Lesespaß.

Morgen, Mittwoch, 26.4. 2006, 19 Uhr liest der ehemalige Bankräuber und Schriftsteller Ludwig Lugmeier im Rahmen der Hamburger Lesetage, Grundbuchhalle im Anbau des Ziviljustizgebäudes aus seinem Buch "Der Mann, der aus dem Fenster sprang - Ein Leben zwischen Flucht und Angriff".

Zu Lugmeier gibt es hier eine Vielzahl von Einträgen.

Die letze war am 18.3. 2006

lautete ein zeitgenössischer Bericht der ZEIT über den Polizisten und Bankräuber Hugo Alffcke aus den 60er Jahren. 1966 verfaßte Dietrich Strothmann einen Artikel über die Urteilsverkündung in Oldenburg, der einmal mehr verdeutlicht, was die Titelzeile des Song der Sexpistols mit Ronnie Biggs "No one is innocent" eigentlich meint:

"Der Mann steht schon seit zwei Stunden an seinem Platz, kaum daß er sich rührt, seine Hände, die Schultern bewegt. Er ist schlank, hält sich gerade in sturer "Habt-acht"-Stellung. Fast eine hölzerne Figur. Der Mann ist 51 Jahre alt, das schüttere weiße Haar ist sorgfältig nach hinten gekämmt, akkurat sitzt der mitternachtsblaue Einreiher, korrekt das weiße Kavalierstuch; die sorgfältig gebundene Krawatte ist mit der Anzugsfarbe harmonisch abgestimmt. Auf den ersten Blick ein "Normalbürger", einer von Millionen, unauffällig, adrett, freundlich. Nur die Augenlider zucken nervös. Anspannung verraten die zusammengekniffenen Lippen, das energisch vorgeschobene Kinn. Sonst bleibt der Mann steif. Karg ist auch seine Rede, seine Antworten sind spröde, von stumpfer Zurückhaltung, kaum daß er einmal mehr als ein "Ja", ein "Nein" sagt. In den zwei Stunden geht er nicht ein einziges Mal aus sich heraus - in den zwei Stunden seines Prozesses vor der 1. Strafkammer des Oldenburger Landgerichtes."


Sprich, jeder ist verdächtig.

"Es ist ein langweiliger Prozeß, der Mann ein langweiliger Angeklagter. Dabei ist es der Prozeß gegen den "größten Bankräuber seit der Nachkriegszeit in der Bundesrepublik", dabei gilt der Angeklagte als ein "gefährlicher Gewohnheitsverbrecher", der bei elf Bankeinbrüchen in rund fünf Jahren 232 898,60 Mark erbeutete - ein Mann mit einem Doppelleben, im Dienst Polizeimeister, in der Freizeit Bandit: Hugo Hans Wilhelm Alffcke. Doch so, wie er da steht und aussagt, ein Biedermann vom Scheitel bis zur Sohle, stumpfsinnig und gleichgültig, ist er kein "Fall" mehr, ist um ihn keine Gloriole, weder im Guten, noch im Bösen. Er ist erschreckend normal, ein Alltagsmensch, ein Statist höchstens für das "Fernsehgericht", kein "Held" in einem Kriminalfilm."

Aha, schon 1966 wurde Bankräuber auf ihre Filmfähigkeit hin bewertet.

"Hugo Alffcke, für den die Zuhörerinnen im überfüllten Gerichtssaal mitleidige Sympathie empfinden, hat keine Geschichte zu erzählen. Er wollte Schlosser werden, aber das "Betriebsklima war schlecht", so lernte er bei seinem Vater die Weinküferei, bis er Soldat wurde und es zum Feldwebel brachte. Nach dem Krieg verkaufte er Heißgetränke; das langweilte ihn, so ging er zur Polizei, machte Streifendienst, schnappte einmal sogar einen Kirchenräuber, wurde selber erwischt, als er, um sein Taschengeld aufzufrischen, Autos für den "grauen Markt" von Süddeutschland zum Hamburger Hafen überführte, ließ sich zum Dienstjubiläum mit einer Urkunde "in Anerkennung treuer Dienste" und einem Zuschuß auszeichnen, wechselte als Pförtner in das Polizeipräsidium über und lebte unauffällig und bescheiden in einer Dachwohnung mit seiner Familie. Er lebte vor allem für seine drei Töchter und seine Hobbys, bastelte im Keller, fuhr mit dem Motorrad herum, ging auf Camping-Urlaub und half seiner Frau beim Abwaschen, holte ihr Kohlen und Kartoffeln. Einer von Millionen, brav, hausbacken, mit Familiensinn."


Nun, auch der Biedermann hat Träume, und in den 60er Jahren sind es Konsumträume, die sich andere erfüllen können, bloss ein kleiner Polizist eben nicht.

"Nach dem Urteil des medizinischen Sachverständigen ist Hugo Alffcke farblos, ohne Temperament. Als er bei seinem letzten Einbruchsversuch am 3. Januar 1966 bei der Oldenburger Landesbank in Delmenhorst überwältigt wurde, zuckte er nur mit den Schultern, wie einer, dem alles egal ist: Es mußte ja so kommen, eines Tages ... Und der nun büßen will, nachdem er alles zugab und auch einsah, daß er dem "Ansehen der Polizei" geschadet hat; der ergeben ist, ohne mit seinem Los zu hadern, in das Schicksal eines Kleinbürgers; der immer unbedeutend bleiben wird, nun für zwölf Jahre hinter Zuchthausmauern verschwinden muß und Zeit seines Lebens unter Polizeiaufsicht stehen wird."

Tja, gegenüber Abtrünnigen aus den eigenen Reihen ist der Staat eben schon damals gnadenlos gewesen.

"Hugo Alffcke, der sich schon als Polizist abkapselte - er hatte keine Freunde - und auch als Durchschnittsgangster ein Einzelgänger blieb - in der Untersuchungshaft trug er, um nicht aufzufallen, Sträflingskleidung -, ist kein gebrochener Mann. Tränen kennt er nicht, seine innere Not um die Zukunft zeigt er mit keiner Gebärde. Nur einmal, so berichtete der Gutachter, weinte Alffcke: als er nach seiner Frau fragte und wissen wollte, ob sie zu ihm halte, als er sich nach seiner neunjährigen Tochter erkundigte. Und daß er sich heute seiner Verbrechen schämt, gestand er nur mit der Bitte an seine Familie ein, ihn nicht im Zuchthaus zu besuchen."

Auch dort wird er, wie schon in der Oldenburger Untersuchungshaft, ein "idealer Gefangener" sein, unauffällig, bescheiden, devot. Nicht bei den Vernehmungen durch die Kriminalpolizei nicht während der Verhandlung brüstete er sich mit seinen Taten. In seinen kurzen Antworten war kein Anflug von Stolz, ein gewiegter Bandit gewesen zu sein. Auch später, wenn er seine Zeit abgesessen hat, wird er sich nicht rühmen wollen, elfmal "alles riskiert" zu haben.


Solche Texte sagen doch mehr über ihre Autoren, als über den beschriebenen Bankräuber aus. Jedenfalls eine Menge darüber, wie ein richtiger Verbrecher auszusehen hat:

Denn Hugo Alffcke, der geheimnislose Bankräuber, ist nicht einmal ein sonderlich couragierter Verbrecher gewesen. Er hatte Glück, kaum mehr. Glück, daß die Geldinstitute nicht ausreichend gesichert waren, daß die Angestellten angewiesen waren, keinen Widerstand zu leisten, daß die alarmierte Polizei immer zu spät kam. Einfach war sein Rezept: er kundschaftete die Banken vorher genau aus, zeichnete sich seinen Fluchtweg in eine Karte ein, suchte sich einen günstigen Zeitpunkt für den Überfall aus, sprang mit einem gewandten Satz über den Tresen, zwang die völlig verdutzten Kassierer an die Wand, rief ihnen kurz zu: "raus", "weg", griff sich das Geld und war auch schon verschwunden. Alffcke brauchte nur ein, zwei Minuten, dann war seine Tasche voll und er über alle Berge.

Aah, wenigstens ist er sportlich gewesen ...

"Bei den ersten Malen, so berichtete er stockend, mußte er noch seinen ganzen Mut zusammennehmen. Damals stülpte er sich auch noch Damenstrümpfe über das Gesicht und fuhr mit dem Fahrrad los. Bald aber, als alles wie am Schnürchen klappte. wurde er leichtsinnig und dreist: "Da bin ich in die Garage gegangen", das heißt, er brach sie auf. "Da habe ich mich nach einem Wagen umgesehen", das heißt, er stahl ihn und schraubte falsche Nummernschilder vor die Kennzeichen. Masken trug er bald auch nicht mehr, so schnodderig wurde Alffcke. Er fürchtete nicht mehr, erkannt zu werden. Sogar seinen Polizeiausweis hatte er manchmal bei sich."

Die eigentlich interessierende Frage, wird aber im ganzen Artikel nicht gestellt. Nämlich was Bankräuber und Polizisten gemeinsam haben könnten. Demgegenüber wird der Bursche als harmlos konstruiert, um das strukturell vergleichbare Moment in der jeweiligen Tätigkeit nicht benennen zu müssen. Und dann geht es natürlich um Autos:

"Raub wurde für den räuberischen Polizeimeister Alffcke zu einem Kinderspiel. Der Richter wunderte sich, wie er so schnell die gestohlenen Wagen aufbrechen und in Fahrt bringen konnte. Völlig grundlos: Alffcke, der Autonarr, brauchte dazu nur einen Schraubenzieher; mit einer Zange schloß er die Zündung kurz. "Das dauerte nur ein paar Minuten, ja." Der Richter wollte wissen, warum er nicht davor zurückgeschreckt sei, die Bankangestellten mit einer geladenen und entsicherten Pistole zu bedrohen; wie leicht hätte sie einmal losgehen können. Eine deplacierte Frage: Alffcke, der Revolverliebhaber und geübte Schütze, hätte im Ernstfall nur so zum Schreck in die Decke geschossen. Die Kugel wäre nicht etwa abgeprallt. "Die Decken sind ja aus Gips, da bleiben Kugeln stecken." "


Und das Motiv: Schulden und Konsum - ganz gewöhnliche Probleme und Wünsche

"Verwunderlicher waren da schon die Erklärungen des Angeklagten, warum er auf die Idee kam, auf Raubzüge zu gehen; erstaunlicher seine Beteuerungen, das meiste Geld - über 100 000 Mark - habe er ausgegeben (für Kleidung, Möbel, Werkzeuge, Urlaubsreisen, Gebrauchtwagen, den Kauf eines Reihenhauses); unglaubwürdiger für den Staatsanwalt seine Behauptungen, seine Frau habe nichts geahnt, sie habe ihm die Ausrede geglaubt, er verdiene sich in den dienstfreien Stunden bei Gemüsefahrten für einen Freund nebenbei etwas dazu.

Anfangs seien es Schulden gewesen, die sich angehäuft hätten; die eine Tochter sei krank geworden, die Frau zur Kur gefahren. Er mußte Geld herbeischaffen. Und dann, nach einem Einbruch, sei das Geld bald "wieder alle" gewesen. Alffcke suchte sich eine neue Bank aus. Einmal, nachdem er seinen größten Coup gelandet hatte - 118 000 Mark in Bad Oeynhausen -, wollte er "das nicht mehr weiter machen". Doch da las er eines Tages in den Zeitungen, die Banken würden in Zukunft besser gesichert. Rechtzeitig wollte sich Alffcke noch eine Reserve anlegen. Er ging nach Delmenhorst, suchte sich ein geeignetes Objekt aus, ließ sich in der Landesbank-Zweigstelle einen Tausendmarkschein wechseln, hechtete plötzlich über den Schaltertresen, zog seine Pistole, raffte 100 000 Mark zusammen, wollte noch mehr in die umgehängte Aktentasche einstecken, wurde von dem beherzten Kassierer niedergeschlagen, wehrte sich verzweifelt, biß einem Angestellten ins Bein - und wurde von der Polizei abgeführt."


Der Bankräuber ist immer der Buchhalter ....

"Der fügsame Hugo Alffcke, auch darin ist er ein ganz "gewöhnlicher" Bandit, trank nie, rauchte nicht und hatte keine Freundin. Er lebte für seine Familie, ein stilles, sonst gleichförmiges Leben. Nichts setzte ihn je in Erstaunen, nicht einmal sein Mißgeschick an jenem 3. Januar 1966 in Delmenhorst. Auf die letzte Frage des Richters, was er denn mit seiner Beute gemacht habe, gab der Angeklagte zur Antwort: "Ich hab' mir das alles noch mal so durchgerechnet, und da hab' ich festgestellt, wie schnell und unauffällig man Geld ausgeben kann." Es war das einzige Mal in seinem Prozeß, daß Hugo Alffcke sich wunderte."

würde ich meinen.

Die Hamburger Morgenpost (MoPo) berichtete aber anlässlich ihrer Serie über "100 JAHRE SANTA FU" auch über "berühmte Knast-Insassen", die keine andere Wahl hatten bzw. haben. Am gestrigen Dienstag (11.4. 2006) werden unter der Überschrift "Bestien und Schlitzohren" auch zwei in diesem Blog interessierende Insassen "portraitiert" (?):

"Ein Jahrhundert Santa Fu: In der Geschichte des legendären Knasts saßen eine Reihe von Verbrechern, die Kriminalgeschichte geschrieben hat. Die MOPO stellt fünf von ihnen vor:

Meisterdieb "Lord von Barmbeck": In Wirklichkeit heißt er Julius Adolf Petersen und ist das, was man einen Gentleman-Gauner nennen würde. Der stets elegant auftretende Meisterdieb gesteht 1922 der Polizei 49 "Einbrüche und Räubereien". Petersen sahnte groß ab: So etwa im Postamt 6 in der Susannenstraße (222000 Mark). 1923 wird er zu mehr als 50 Jahren Zuchthaus verurteilt. 1933 erhängt er sich in seiner Zelle.
(...)
Polizei-Bankräuber Hugo Alffcke: An der Hauswache des Polizeipräsidiums sieht der Polizist viele Bankräuber vorbeiziehen. Von 1960 bis 1966 ist er selber einer, erbeutet bei zehn Überfällen mehr als 230000 Mark. Beim elften Mal überwältigen ihn Bankangestellte."


Hugo Alffcke, das war einer jener 60er Jahre Bankräuber, der als eine Inkarnation des Wirtschaftswunderzeitalters gelten könnte. Die ZEIT berichtete Anfang 1966 über die Verurteilung.

 

twoday.net AGB

xml version of this page

xml version of this page (summary)

xml version of this topic

powered by Antville powered by Helma

Creative Commons License
This work is licensed under a Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivs 2.0 Germany License.