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Das Weblog zur Volkskunde des Bankraubs

 

Millionencoup

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Der Focus des FDP-Mitgliedes Helmut Markwort, also jener BILD-Zeitung für Abiturienten und Qualitätsblatt des deutschen Magazin-Journalismus, berichtete ebenfalls in seiner Printausgabe (10/2006) mit bunten Bildchen und faktenreichen Bildunterschriften über die "Gangster in Uniform", über die die britische Polizei jetzt "triumphiert". Sie präsentieren uns als Angeklagten einen Dachdecker, der "das große Geld machen" wollte sowie einen Millionär, der den Luxus und die Millionen "liebte" und nun "hinter Gittern" sitzt. Das dürfte auch nicht so weit von der Gefühls- und Bedürfnislage der Focus-Leserschaft und der sonstigen Burda-Druckerzeugnisse entfernt liegen. Der Text sieht die Polizei "zumindest vorest" als "Held dieses Krimi" im "größten Geldraub der Insel":

"Zumindest vorerst präsentiert sich die Polizei als der Held dieses Krimis - anders als beim lengendären Postraub von 1963, bei dem mindestnes 15 Täter nach heutigem Wert 50 Millionen Pfund erbeuteten."
Na ja, was dann folgt, man kann es schon erahnen, der unvermeidliche "Kopf der Bande, Ronald Biggs". Knapp daneben ist auch daneben und wir werden uns nicht wiederholen, sondern verweisen auf bereits vorhandene Einträge in diesem Blog.

Nur, weil ich dass beim Interview für den Kulturzeit-Beitrag am morgigen Freitag auch gefragt wurde, hier doch nochmals etwas grundsätzlicher. Anlässlich der Verhaftungen im Falle des Millionen-Geldraubes in Kent titelt beispielsweise der Wiener Standard (3.3. 2006): "Ein Millionär war vermutlich Drahtzieher bei Millionenraub":

"Ob Mittäter oder Drahtzieher beim größten Geldraub in der britischen Geschichte, ist noch nicht klar: John Fowler, Millionär und dreifacher Vater, steht als Erster vor dem Richter.

Das Leben hat es gut gemeint mit John Fowler. Gut verheiratet, drei wohlgeratene, fast erwachsene Kinder, ein nettes Landgut mit Villa im Fachwerkbau, die allein mehr als zwei Millionen Euro wert ist – nicht schlecht für den Sohn eines Lastwagenfahrers. Das Ferienhaus an der spanischen Küste pflegt er ebenso als Statussymbol wie seinen Bentley.

Freilich hat Fowler hart gearbeitet dafür, ein Tüchtiger, dem das Glück gnädig war. In den 80er-Jahren zog er seinen Autohandel groß auf, just zu der Zeit, als es im Sog Margaret Thatchers genügend Yuppies gab, die es sich leisten konnten und wollten, dicke Limousinen zu lenken.

Fowler kam zu Geld, und Erfolg bei Frauen hatte der Attraktive auch.


Die obigen Ausführungen werden dann aber nicht an ein mögliches Motiv im folgenden Text rückgebunden. Das heisst, die LeserInnen müssen sich selbst ihren Reim auf die Fakten machen. Und der ist naheliegend. Bemerkenswert für den "Standard" ist, dass ein Millionär der Drahtzieher eines Millionenraubes ist und dass das nicht zu erwarten war.

Ganz ähnlich die Wiener Umsonst-U-Bahnzeitung "Heute" (3.3. 2006). Sie hat auf Seite 2 etwas kleiner angemerkt: "Ein Millionär als Millionenräuber":

"Die Farm des Millionärs (geschätztes Vermögen: 10 Millionen Euro) wurde dabei durchsucht, dabei laut Medien ein "beträchtlicher Teil "der Beute entdeckt."

Die Tatsache, dass nun auch ein Millionär verdächtigt wird ist aus zweierlei Gründen nicht wirklich überraschend:

1. Bankräuber kann heutzutage jeder sein, es gibt kein wirliches Täterprofil, die Wahrscheinlichkeit reicht vom Drogenbenutzer bis zum Bankinhaber bzw. Unternehmer, vom Fußballnationaltorwart bis zum verschuldeten Handwerker. Es sind aber eben auch unterschiedliche Gründe, warum jemand zum Bankräuber wird. Neben Beschaffungskriminalität, Schuldenabbau, Arbeitsverweigerung ist eben auch die schlichte Gier ein hinreichender Grund. Und die Gier, die konstitutiert den gegenwärtige Zeitgeist (Geiz ist geil!). Wenn die Deutsche Telekom das "erfolgreichste Jahr" seiner Geschichte schreibt und ungeachtet einer Rekordividende , 32.000 Stellen abbauen will, dann ist das einer kaum glaublichen Gier nach mehr Profit geschuldet. Und das betrifft sowohl das Management, den Aufsichtsrat und die Aktien-Shareholder. Und es ist immer auch ein Stück Zufall, auf welcher Seite wer gerade sich wiederfindet. Ob Polizist oder Bankräuber, ob Banker oder Bankräuber, ob Unternehmer oder Bankräuber. Das hat uns der Heros-Fall erst jüngst anschaulich vor Augen geführt.

2. Ökonomischer Erfolg und Kriminalität sind häufig bloß zwei Seiten ein - und derselben Medaillie. Bereits die Genesis der kapitalistischen Produktionsweise verweist auf die Erbsünde des Kapitalismus, die ursprüngliche Akkumulation, was uns wiederum daran erinnert, inwiefern Kapitalakkumulation und kriminelle Energie (wie sie beim Bankraub bei einem Teil der Akteure zum Tragen kommt) sozusagen wesensgleich sind.

Deshalb wundert mich so etwas überhaupt nicht.

The Securitas robbery was the UK's biggest cash robbery

Story from BBC NEWS:
Published: 2006/03/06

Police investigating the UK's biggest robbery have recovered £11m of the stolen cash, with a further significant seizure in the last 24 hours.

Kent Chief Constable Michael Fuller said more than £9m was seized in a police raid on a vehicle repair yard in Welling, south-east London, last week.

Meanwhile, forensic officers have been searching a domestic garage in Southborough, near Tunbridge Wells.

Die Jungle World (9/2006), die bereits anno 2001 Vabanque als Abo-Prämie "verschenkte", lässt Fabian Frenzel aus Sheffield zu Wort kommen und macht die LeserInnen dieser Zeitung einmal mehr mit ihrer eigenen Meinung bekannt:

"Manche Verbrechen sind nicht nur außerordentlich spektakulär, sondern erwecken auch noch große Sympathie beim Publikum. Es gibt eine Moral des »anständigen« Verbrechens und sie lautet, dass es kein unschuldiges Opfer geben darf, dafür aber smarte und letztlich gutherzige Verbrecher vorhanden sein müssen und Opfer, denen es nicht wirklich schadet und denen man es vor allem auch irgendwie gönnt, endlich mal bestohlen zu werden."

Es ist schon frappierend, in welcher Weise auch hier die populäre Kultur wie der Kinofilm als Maßstab der Bewertung eines Bankraubs herhalten muss:

"Die Bande, die in der vorigen Woche bis zu 50 Millionen Pfund aus einem Depot der privaten Geldtransportfirma Securitas in Tonbridge in der Grafschaft Kent in Südwestengland entwendete, quali­fiziert sich in gewisser Hinsicht für diesen Status. Folgt man den bisher verfügbaren Informationen über den Tathergang, waren die Täter zwar weder mit Robin Hood noch mit Georg Clooneys Gruppe im Film »Ocean’s Eleven« zu vergleichen. Sie haben es aber geschafft, den vermutlich größten Bargeldraub der Geschichte Großbritanniens über die Bühne zu bringen, ohne einen Menschen zu verletzen. Ihre Methode war smart, allerdings auch nicht gerade die feine englische Art. "

Schließlich wird der Ablauf des Geldraubes beschrieben, um dann auf die vergleichsweise neue Form des "Tiger-Kidnapping" hinzuweisen:

"Eine Schlüsselfigur zu entführen, die wie Dixon im Sicherheitsbereich einer Bank oder eines Bargelddepots tätig ist, scheint zur bevorzugten Methode bei großen Raubüberfällen zu avancieren, um aufwändige und ausgefeilte Sicherheitstechniken zu überwinden. Diese Technik, die offiziell als »Tiger-Entführung« bezeichnet wird, wurde auch bei dem bisher nicht aufgeklärten Überfall auf die nordirische Nationalbank im Dezember 2004 angewendet. Damals erbeuteten die Räuber 26 Millionen Pfund. Die Medien spekulieren nach wie vor über die mögliche Beteiligung der Irish Republican Army (IRA), die auf eine lange Geschichte von Banküberfällen zurückblicken kann. Verhaftet und verurteilt wurden bisher lediglich drei Männer, die keinerlei Verbindungen zu der IRA haben. Allerdings war einer der Täter ein Mitarbeiter der Bank"


Na ja, spekuliert wurde im nordirischen Fall viel. Nach der bisherigen Sachlage gibt es keine Beweise für die IRA-Beteiligung. Das Zurücklassen eines Teils der Beute wird hier als kalkuliertes Handeln beschrieben:

Glaubt man den Aussagen der Polizei, könnte die Geldwäsche eines der größten Probleme der Täter werden. Bei der Beute handelt es sich zum Teil um frisch gedruckte Geldnoten, deren Seriennummern vermerkt sind. Sie dürften daher kaum mehr in Umlauf zu bringen sein. Die Täter scheinen dies bereits erkannt zu haben. Als am vergangenen Samstag einer der Transporter gefunden wurde, mit dem mutmaßlich der Raub durchgeführt wurde, fand man in ihm auch rund 1,3 Millionen Pfund in frisch gedruckten Banknoten. Die Täter hatten sie schlicht zurückgelassen.

Letzteres wurde hierzulande immer als Fahndungserfolg der Polizei verklärt. Und abschließend verweist der Autor noch auf die erwartbaren Reaktionen und einige mehr oder weniger richtig wiedergegebene Sentenzen:

"Die Tatsache, dass ein Teil des Geldes von der englischen Nationalbank stammt, löste auch eine Reihe von Leserkommentaren im Internetforum der BBC aus. »Was ist schon ein Raub von einigen Millionen Pfund gegen den ständigen Raub des Staates von seinen Bürgern«, ereiferte sich dort ein Leser. Und im Forum der Tageszeitung Guardian hagelte es klassenbewusste Literaturhinweise von Charles Dickens »Oliver Twist« bis zur »Dreigroschenoper« von Bertolt Brecht: »Was ist ein größeres Verbrechen, eine Bank auszurauben oder eine Bank zu besitzen?«"

Die Version des Brecht-Zitates kenne ich nun auch noch nicht. Man lernt nie aus.

Die Steigerungsmöglichkeiten sind langsam ausgeschöpft. In Sachen Kent musste zunächst ein "Superhirn", das sich das alles ausgedacht hat, her. Ausserdem übersteigt die Summe von inzwischen amtlichen 78 Millionen Euro auch die bisherigen Phantasien der BILD-Zeitung. Und nun haben wir auch noch ein "Super-Kid":

"Englands Super-Kid: Achtjähriger befreit Geiseln

Fast eine Woche nach dem Millionenraub von England sind weitere Details des mehrstündigen Überfalls auf ein Bargeld- Lager bekannt geworden. Nach Informationen der Boulevardzeitung "Sun" (Dienstag) wurden die Geiseln vom achtjährigen Sohn des entführten Lager-Managers befreit. Der Junge konnte sich aus einem Stahlkäfig herausschlängeln, in den ihn die Täter zusammen mit seiner Mutter eingeschlossen hatten. Dann gelang es ihm, auch seine Mutter und die Angestellten aus den Käfigen herauszuholen." (n24.de )


Nun, nachdem die Polizei aufzuholen scheint, dreht sich auch der Medienwind. Nun, nachdem bald alle Details des Coups ausgebreitet wurden, geht es auf Verbrecherjagd: "Den Tätern auf der Spur - Fahndungserfolge bei britischem Millionenraub" oder „Wir ziehen das Netz immer enger“ (Welt, 26.2. 2006). Erste Anzeichen bestätigen schon, dass nun - sobald die ersten Fehler der Bande offensichtlich werden, auch die Häme der Medien nicht lange auf sich warten lassen wird: "Englische Millionenräuber machen Fehler" (Diverse Online-Zeitungen insbesondere aus der Schweiz), aber auch Süddeutsche Zeitung (27.2. 2006): "Auch Gangster machen Fehler."

Wie die BILD-Zeitung funktioniert zeigen drei Text- und Bildelemente eines Artikels (ca. 26.2. 2006):

(1) "Weitere Festnahmen nach Millionen-Raub"
(2) "Drahtzieher ist einer der Top-Verbrecher Englands"
und unter dem Bild eines Verdächtigen wird dann relativiert:
(3) "Soll hinter dem Millionen-Raub stecken: Clifford Michael Hobbs"

Zeile 1 steht über Zeile 2 und meint mitnichten den vermeintlichen "Drahtzieher", der einfach unter Verdacht geraten ist, weil er aus dem Knast abgehauen ist und bisher nicht mehr eingefangen wurde.
Zeile 2, die Hauptüberschrift über den Artikel suggeriert den Sachverhalt des Tatverdachts als gegeben und Zeile 3 (die Bildunterschrift) macht klar, dass das alles so eindeutig noch nicht ist. Sei's drum. Als ich mal einem dieser Schreiberknechte klar gemacht habe, dass ich für diese Art Journalismus keine Zuarbeit machen würde, war er ziemlich baff. Das sind sie nicht mehr gewohnt, wird Zeit dass sich das wieder ändert.

melden die Medien (Berliner MoPo, 25.2. 2006) den ganzen Tag über mit Blick auf den Kenter "Millionenraub":

London - Im Fall des womöglich größten Raubüberfalls in der Geschichte Großbritanniens hat die Polizei zwei weitere Männer verhaftet. Die Verdächtigen im Alter von 33 und 55 Jahren seien in der Umgebung von Maidstone in der südostenglischen Grafschaft Kent festgenommen worden, teilte die Polizei mit.

Zuvor konnte ein Teil der Beute sichergestellt werden. Nach einem „heißen Tipp“ hatten Polizisten einen Minivan der Marke Ford vor einem Hotel unweit des Bahnhofs Ashford International an der Strecke des Eurostar-Schnellzugs von London nach Paris entdeckt. Wieviel sie fanden blieb zunächst unklar. Die Polizei sucht jetzt vor allem nach einem weißen Kleinlastwagen, mit dem der Hauptteil der Beute abtransportiert worden war.


Die Zürcher NZZ (24.2. 2006) kann ihre Anerkennung nicht verhehlen: "Ein sehr professioneller Millionenraub in Kent".

Und dann gibt es da noch eine Form von Stilisierung. Beispielhaft sei die Ulmer Wildwestpresse (24.2. 2006) herausgegriffen: "'Superhirn' plante Millionencoup." Die Formulierung "Superhirn" wurde am gestrigen Freitag in quasi allen Medien kolportiert. Diehaben offensichtlich alle einen Knall.

Es wird noch allermöglicher anderer Blödsinn dahergeredet. Und in Sachen Ronald Biggs schießt die Südwestpresse dann auch noch den Vogel ab: "Der Fall erinnert viele an den legendären Postraub von Ronnie Biggs und seine Bande."

1. erinnern vor allem die Medien ihre Kundschaft an den Postraub von 1963 und natürlich an Biggs.
2. Aber eben falsch. Es war nicht die Bande von Biggs, sondern, aber das spare ich mir jetzt, es wurde in den letzten Tagen hier schließlich oft genug betont ...

Auch die sogenannte Qualitätspresse kann sich den Verweis auf Biggs nicht verkneifen (Vgl. obigen NZZ-Artikel, aber auch die Süddeutsche Zeitung, 24.2. 2006, die sich gleichermaßen am Spiel mit der Historisierung beteiligt und zum einen Biggs groß ins Bild setzt, und zum anderen - wie zahlreiche andere Blätter auch - gleich mit einem Dossier mit vergleichbaren Fällen aufwartet).

Während die Schweizer Version der BILD-Zeitung, der BLICK heute, 24.02.2006, um 17:27:41: "Keine Spur von den Rekord-Räubern" meldet, gab es in den den bundesdeutschen Medien gegen 11 Uhr die erste Vollzugsmeldungen wie "Erste Täter festgenommen". Focus Online wusste aber auch nur spärliches zu berichten.

"Die beiden Verdächtigen – ein 29 Jahre alter Mann und eine 31- jährige Frau – wurden im Großraum London festgenommen. Die Polizei ließ offen, was ihnen zur Last gelegt wird."

Auch die BBC-News UK geben sich zurückhaltend ob der tatsächlichen Verwicklung der beiden Verhafteten. Es wird noch geprüft, ob sie tatsächlich in den Fall verwickelt sind.

Gegen Mittag wird auf BBC die Verhaftung einer dritten verdächtigten bekanntgegeben:

Third person held over £50m raid

A third person has been arrested by detectives investigating the raid on a Securitas depot in Kent in which armed robbers got away with up to £50m.

Bei so viel Geld werden Begehrlichkeiten geweckt. Die Medien spekulieren allenthalben über die Konsequenz der verdammt hohen Belohnung von zwei Millionen Euro.

Millionen für den Millionen-Tipp

LONDON – Bis zu 50 Millionen Pfund wurden der britischen Securitas geklaut – ganz schön viel. Deshalb bietet die Polizei auch einen netten «Finderlohn» – und meldet zwei Festnahmen.

Da könnte manch ein Tunichtgut schwach werden: Für den richtigen Hinweis, der zu den Millionen-Räubern führt, gibts satte 2 Millionen Pfund (4,56 Mio. Franken). Doch ob sich das räuberische Sextett so leicht ertappen lässt? Denn für den Polizeisprecher Adrian Leppard ist klar: «Dies ist organisiertes Verbrechen auf höchster Ebene.» Der Überfall sei mit «militärischer Präzision» geplant und durchgezogen worden.


Das mit der "militärischen Präzision" ist auch eine überall wiedergekäute Formulierung und ist Ausdruck von sprachlicher Verdummun g. Welche militärischen Schläge waren oder sind präzise? Wieso ging denn bitteschön der Begriff "Kollateralschaden" iin die Sprachgeschichte ein?

Via BBC News UK können wir erste Phantombilder anschauen und auch über die benutzten Fahrzeuge werden erste Hintergrundinformationen bekannt.

Die BBC stellt zudem ein richtiges Dossier mit Backgroundanalysen zur Verfügung: usw.

Bisher hielten BILD und Stern die Spitze, nun ist es die Mittelbayrische Zeitung (23.2. 2006), die den höchsten Betrag anbietet, der gestohlen worden sein soll: "England: Verkleidete Polizisten raubten fast 73 Millionen Euro". Spiegel Online beruft sich auf Guardian, Times und korrigiert die Zahl nach 40 Millionen nach oben.

Bisher sind im übrigen die angebotenen Bilder ziemlich mau - deshalb verzichten wir auf eine Abbildung.

Nun berichtet auch die FAZ in sehr ausführlicher Weise über den Kenter Banküberfall. Ein Video lässt sich auch abrufen.
Wichtigster Punkt: "Der Raub sei eindeutig lange im Detail vorbereitet worden. 'Irgend jemand muß Informationen haben, die uns weiterhelfen.'".

Audiovisuelles Material hält auch die ARD-Tageschau bereit:

Anerkennung meint man beim Beitrag der Welt (24.2. 2006) herauszuhören:

Bankraub mit militärischer Präzision
Mehr als 25 Millionen Pfund Beute bei Überfall auf eine Sicherheitsfirma in England

"Es ist das Gesprächsthema im Königreich, die Topstory sämtlicher britischer Nachrichten. Es ist möglicherweise der größte Raub in der britischen Geschichte, einer der größten weltweit sogar. Möglicherweise, denn noch ist unklar, wie viel Geld geraubt wurde aus dem Depot der Sicherheitsfirma Securitas in Tonbridge. 25 Millionen Pfund waren es mindestens - so viel hat die Bank von England reklamiert. Sie deponierte bei Securitas ihr Bargeld, so wie fast alle Unternehmen in der Grafschaft Kent. Möglicherweise waren sogar 40 Millionen Pfund in den Tresoren. Eine Beute zwischen 40 und 60 Millionen Euro. Für die Polizei ist klar: Die Täter müssen Insiderinformationen gehabt haben."


Und schließlich wieder der Rückgriff auf die eigene Kino-Erfahrung, sowie die Analogie zum Belfaster Banküberfall, der bezeichnenderweise immer noch als IRA-Überfall bezeichnet wird (was mehr über die Wahrnehmungsfähigkeit des Journalisten aussagt, denn über den tatsächlichen Sachverhalt):

Die Tat lief ab nach Art eines klassisches Drehbuches, aus einschlägigen Krimis bekannt - auch aus dem IRA-Überfall auf die Northern Bank in Belfast im Dezember 2004, mit 26,4 Millionen Pfund Beute: Depot- oder Bank-Manager wird entführt, die Familie zum Zwecke der Erpressung ebenfalls, womit die Verbrecher sich Einlaß verschaffen am hoch gesicherten Ort; die dort Arbeitenden werden gefesselt, das Geld aufgeladen, die Flucht ist ungestört. "Tiger Kidnapping" nennt man in Polizeikreisen (und in der Unterwelt) diese Technik, durch die Geiselnahme der Familie des "Schlüsselbewahrers" zum Ziel zu kommen.

Ein Überblick zu verschiedenen Entführungsarten

Bei Wikipedia :
"Tiger kidnapping is taking an innocent hostage to make a beloved do something, e.g. a child is taken hostage to force the shopkeeper to open the safe; the term originates from the usually long preceeding observation, like a tiger does on the prawl."

seien bei dem Bankraub in Kent gestern abhanden gekommen. Für die BILD-Zeitung (23.2. 2006) sind Zahlen natürlich Schall und Rauch. Jedenfalls bietet sie uns bisher die höchste Summe an. Aber nichts genaues weiss man nicht. Also schießen die Spekulationen in die Höhe.

Vgl. a.
  • Die Steiermarker Kleine Zeitung verweist auf beide Zahlen 37 und 60 Millionen

titelt die österreichische Kronenzeitung (23.2.2006) anlässlich eines neuerlichen Millionencoups auf der Insel.

"Spiegel Online" (22.2. 2006) bringt es auf den Punkt:

"Es ist eine schier unglaubliche Summe: Unbekannte haben bei einem Überfall auf ein Sicherheitsunternehmen in Südengland rund 25 Millionen britische Pfund in bar erbeutet. Die Männer sind auf der Flucht."

Na wenn das nicht wieder "filmreif" war und die Phantasien von Millionen anheizt?

Englische Bankräuber erbeuten 36 Millionen Euro
In Südengland haben Räuber von einer Sicherheitsfirma 25 Millionen Pfund (36,6 Mio. Euro) erbeutet. Ein Sprecher der Bank of England sagte am Mittwoch, das Geld sei in der vergangenen Nacht in Tonbridge in Kent geraubt worden. Die Polizei erklärte, an dem Raub seien mindestens sechs Männer beteiligt gewesen.

Sie hätten 15 Mitarbeiter der Sicherheitsfirma in ihre Gewalt gebracht und gefesselt. Die Räuber hätten sich mehr als eine Stunde in dem Gebäude aufgehalten.


Na, nach den Belfaster Erfahrungen werden sie wohl erstmals im Umfeld der Firma ermitteln, wo denn der Tipgeber stecken könnte.

Laut n-tv (22.2. 2006):
"Als Polizisten verkleidete Räuber haben in England umgerechnet mehr als 37 Millionen Euro (25 Millionen Pfund) Bargeld erbeutet. Die sechs bewaffneten Männer überfielen ein Depot für Wertgegenstände der Firma Securitas in der südostenglischen Grafschaft Kent, meldete der Sender BBC am Mittwochabend."

"Der Raub war offensichtlich sorgfältig geplant: Gestern Abend hätten als Polizisten getarnte Mitglieder der Bande den Manager des Unternehmens entführt, berichtet die BBC. Sie hätten diesen bei einer angeblichen Fahrzeugkontrolle in ihren Wagen gebeten, ihn mit Handschellen gefesselt und zum Umsteigen in einen weißen Kleinbus gezwungen. " (Spiegel Online)

Map of the area

1: Security depot manager abducted near Stockbury
2: The man's wife and young son are taken from their home in the Herne Bay area
3: Armed and masked robbers raid the depot in Tonbridge

Die Täter stellten zunächst bereits am Dienstagabend den Direktor des Securitas-Depots in dessen Wagen und entführten kurz darauf die Frau und das Kind des Mannes. Mit den Schlüsseln des Direktors, dessen Familie als Geiseln gehalten wurde, verschafften sie sich dann Zugang zu dem Sicherheitslagerhaus, wo sie 15 Mitarbeiter fesselten. "Dies war ganz klar ein von langer Hand geplanter Raub", erklärte Polizeisprecher Paul Gladstone. Niemand sei von den Räubern verletzt worden. Mitarbeiter des Lagers hätten sich später befreien und den Alarm auslösen können. " n-tv (22.2. 2006)

Noch mehr als in Belfast?

Medienberichten zufolge könnte sich die Beute sogar auf bis zu 40 Millionen Pfund (58,5 Mio. Euro) belaufen. In diesem Fall wäre der Überfall der größte Gelddiebstahl in der Geschichte Großbritanniens. Im Dezember 2004 waren bei dem bisher größten Bankraub in Großbritannien in einer Bank in Belfast 26,5 Millionen Pfund (38,8 Mio. Euro) gestohlen worden. (Kronenzeitung)

In der Tat "ein nettes Sümmchen" wie die Kronenzeitung sich ausdrückte .

 

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