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Das Weblog zur Volkskunde des Bankraubs

 

Wien2007

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Österreich, die exklusive Gratiszeitung behauptete am 05. April 2007

Polizeichef Karl Mahrer: "Kriminalisten in Zivil im Spezialeinsatz."

In einem ÖSTERREICH-Interview erklärt Generalmajor Karl Mahrer, dass die Wiener Polizei jetzt ein neues Maßnahmenpaket gegen die Serie von Banküberfällen schnürt: "Top-Kriminalisten in Zivil fahren in ganz Wien Sondereinsätze. So sollen sie schneller an Tatorten sein und so mithelfen das Fahndungsnetz gegen die Täter enger zu schnüren."

Ein Dutzend Beamte werden abkommandiert
Rund ein Dutzend Beamte der Kriminalpolizei werden dafür abkommandiert. Zusätzlich solle laut Mahrer die Tatortgruppe als effizientestes Mittel der Polizei noch besser ausgerüstet werden: "Da haben wir viel investiert. Aber da wird weiter ausgebaut, weil wir durch den DNA-Abgleich sicher stellen, dass fast jeder Täter früher oder später gefasst wird - auch wenn der internationale Abgleich von DNA-Spuren oft Monate dauert."

Die immer öfter geforderte personelle Aufstockung der Polizei sieht Mahrer "zumindest teilweise schon erfüllt. Bis zur EM 2008 werden 335 Rekruten, die derzeit in Ausbildung sind, ausgemustert." Weitere Personalaufstockungen seien angedacht.


Dabei wissen wir doch, der Wiener Bürgermeister Häupl konsterniert war ob der Tatsache, dass er sich bei der Wiener Polizei sich nie sicher sein könne, ob er nicht einen "Gürtel-König" vor sich habe:

"„Da fragt sich der Bürger, wodurch kann ich einen Oberkieberer von einem Gürtelkönig unterscheiden?“"(21.3.2007 in ÖSTERREICH)

Nach wie vor ist das Suspension-Quorum in dieser Stadt nicht von schlechten Eltern. (Nachdem
Aber jetzt wollen sie Reformen durchführen. Dass das der Polizeipräsident anders sieht, ist wenig überraschend.

Den Verlauf des Wiener Banküberfalls in der Mariahilfer Straße mit Geiselnahme wird im ZEIT-Blog von Peter Hörmanseder ("Ba-Ba-Banküberfall") zugleich zur Österreich- bzw. Wien-Folkore genutzt. Mindestens genauso lesenswert sind unter diesem Aspekt die Kommentare:
"Schönen Tag noch und was wäre, wenn die Wiener nicht für unsere Unterhaltung sorgen würden…"

Auch SpiegelOnline (2.3. 2007) ("TELEFONAT MIT EINEM BANKRÄUBER - "Willst du eine Geisel sprechen?") versucht sich am Wiener Banküberfall mit Geiselnahme. Hier wird in Sachen Erste Allgemeine Verunsicherung die Wiener Zeitung "Österreich" ("Revolverblatt") zitiert, die aufgrund eines Telefonats eines ihrer Redakteure mit dem Geiselnehmer ziemlich unter Beschuss geraten ist:

"So einen Banküberfall gab es noch nie: Die Geiseln bangten um ihr Leben, aus den Fenstern der Nachbarn schallte "Ba-Ba-Banküberfall". Noch skurriler: Am Telefon beschwerte sich der Geiselnehmer bei einem Journalisten über zugesperrte Toiletten und fehlende Zigaretten.

Hamburg - Günther B. ist in Rage - er muss aufs Klo: "Jetzt passen Sie mal auf, Sie Märchenprinz. Ich habe weder Zigaretten bekommen noch sonst irgendwas. Und jetzt muss ich noch einmal anrufen, damit wir endlich aufs Klo gehen können. Das Klo ist nämlich abgeschlossen." So lauten die Worte, die B. mit einem Journalisten austauscht - während er eine Wiener Filiale der BAWAG-Bank überfällt.

Geiselnehmer Günther B.: "Woher haben Sie überhaupt die Nummer?"
Doch das Szenario der Geiselnahme ist noch viel absurder. Die Nachbarn des in einer belebten Wiener Einkaufsstraße gelegenen Gebäudes sorgen für Soundtrack des Verbrechens: Bis die Polizei interveniert, stellen sie die Boxen ihrer Stereoanlage laut der Zeitung "Österreich" ins Fenster und spielen einen der größten Hits der aus Österreich stammenden "Ersten Allgemeinen Verunsicherung": "Ba- Ba- Banküberfall".

Auf gesteigertes Interesse trifft die Geiselnahme laut der Zeitung auch bei einer Delegation des russischen Innenministeriums. Die Beamtengruppe soll demnach auf Einladung des österreichischen Innenministeriums bei einem Geisel-"Trockentraining" in Oberösterreich teilnehmen. Da nun aber zufällig in der Nachbarschaft eine reale Geiselnahme stattfindet, bleiben die Russen gleich vor Ort und verzichten auf die Fahrt nach Oberösterreich."



Das "Revolverblatt " Österreich hat sich die Reaktionen vor Ort angeschaut:

"Wien, 27. Februar 2007
Hunderte Zuschauer, ein Geisel-Gangster, der sich anpinkelt, Anrainer spielen "Ba Ba Banküberfall". So irre war die Geiselnahme von Wien.

Stell dir vor es ist Geiselnahme - und eine ganze Stadt spielt verrückt.

Hunderte Schaulustige mit Wurstsemmeln, von einer Wohnungen schallt „Ba Ba Banküberfall“ herab. Dazu ein Geisel-Gangster, der mit einem Plastikrevolver bewaffnet ist, vor einem versperrten Klo steht, sich anpinkelt und dann schockiert aufgibt. Vorher aber noch einem Reporter von ÖSTERREICH ein Telefon-Interview gibt. Was sich Dienstag rund um die Geiselnahme in Wien abspielte, ist wohl in keiner anderen Stadt der Welt möglich. Das gibt es nur in Wien.

Es ist der 27. Februar, genau eine Woche nach Faschingsdienstag.
Der Villacher Fasching – er spielte an diesem Dienstag vor der Bawag-Filiale in der Wiener Mariahilferstraße 22. Gegen 11 Uhr betritt ein vierschrötiger Mann die Bank-Filiale, bedroht Angestellte und Kunden. Die Polizei sagt später, er hätte die Geiselnahme geplant gehabt. Die Komödie nimmt ihren Lauf.

Nach wenigen Minuten ist die Polizei da, sperrt alles ab. Der Geisel-Gangster lässt sich Pizza und Coca Cola vor die Tür stellen bzw. durch den Nachttresor schieben, die ersten Geiseln kommen frei.

Auf der Straße inzwischen: Volksfest-Stimmung.

Hunderte stehen und schauen, viele nutzen die Mittagspause, um Geiselnahme schauen zu gehen. Plötzlich erschallt die Mariahilferstraße unter den Klängen von „Ba Ba Banküberfall“. In einer Wohnung gegenüber der Bawag-Filiale hat jemand seine Stereoanlage ins Fenster gestellt und den Hit der „Ersten Allgemeinen Verunsicherung“ auf volle Lautstärke gedreht. Die Polizei findet das nicht witzig und beendet die Show.

Russische Delegation wittert Action

In der Zwischenzeit hat sich die Geiselnahme herum gesprochen. Auf der Westautobahn macht ein unauffälliges Auto kehrt und nimmt Kurs zurück auf Wien. Im Wagen: eine Spezialeinheit des russischen Innenministeriums, die sich zu einem Besuch in Österreich aufhält. Die Delegation sollte eigentlich in Oberösterreich einer Übung beiwohnen. Als sie erfahren, dass es in Wien Action live gibt, ziehen sie die Bundeshauptstadt vor.

Die Russen sind nicht die einzigen, die unterwegs zur Bank sind. Auch BAWAG-Generaldirektor Ewald Nowotny und ÖGB-Chef Rudolf Hundsdorfer schauen sich die Vorgänge in „ihrem“ Institut live vor Ort an.

Hunderte filmen und fotografieren
Die Fenster in der Umgebung der Bank sind inzwischen gut besucht. Fotografen und Kameramänner filmen, was es nicht zu sehen gibt. In den Redaktionen der Tageszeitungen melden sich im Minutentakt Augenzeugen, die Film- und Fotoaufnahmen zum Kauf anbieten.

Skurrile Postings
In den Postings von oe24.at steht Spaß am Tagesplan. „Der Täter sagt, er hätte nichts zu verlieren, weil er ohnehin ins Gefängnis müsse, ist nicht übertrieben aggressiv und offensichtlich ein unerfahrener Verbrecher, weil ihm die Flucht nicht geglückt ist. ich tippe auf Fritz Verzetnitsch“, schreibt ein User!

Gangster pinkelt sich an
Der Geisel-Ganster steht inzwischen vor dem größten Dilemma seines Leben – er hat kein Klo. Besser gesagt, die Toilette der Bank ist verschlossen. Das Cola zeigt seine Wirkung, der Täter kommt buchstäblich unter Druck.

In dieser Sekunde läutet das Telefon. Ein ÖSTERREICH-Reporter hat die Festnetz-Nummer der Bawag gewählt (warum die Polizei die Nummer für Außenstehende nicht sperrte, bleibt ein Rätsel). Der Reporter hat Glück. Er kann erst mit einer Geisel sprechen („Sie möchten mit dem Geiselnehmer sprechen“? – ich verbinde), dann hat er den Täter direkt am Apparat.

"Wüllst a Geisel sprechen?"
Es entspinnt sich ein Slapstick-Dialog in "Roland Düringer"-Manier. Der Mann beklagt sich, dass er nicht auf die Toilette kann, der Anrufer keinen österreichischen Familiennamen hat, bietet plötzlich an: „Wüllst a Geisel sprechen?“ Dann legt er auf.

Jetzt schlägt das Schicksal unerbittlich zu. Der Geiselnehmer kann die Blase nicht mehr halten und pinkelt sich an. Offenkundig geschockt, gibt er auf. Als er draußen vor der Tür mit erhobenen Armen an einer Hausmauer lehnt, werfen sich gefühlte 20 Polizisten auf ihn. Die letzte Geisel, die an seiner Seite steht, wird weggeschubst, als störe sie in dieser Inszenierung.

Die Geiselnahme ist zu Ende. „Klar“, sagt einer der Umstehenden. „Es ist ja jetzt 16 Uhr. Da macht die Bank ja zu“. "


Fehlt eben nur die eigene Durchgeknalltheit, der Telefonanruf in der Bank durch einen Mitarbeiter von "Österreich".

Die BILD-Zeitung hat sich bei diesem Fall laut BILD-BLOG ("Bild"-Überschrift ging in die Hose") offenbar auch selbst 'angepisst'.

Beim Standard auf der Photostrecke:

Die Blume, 28.02.2007 07:57
Die coolste PUMA Werbung die ich je gesehen habe....

Was sich die Werbeagenturen alles einfallen lassen, ich werde schnellstens Puma Aktien kaufen, wette dass sie steigen werden...



Panikmacher, 28.02.2007 08:32
Re: Die coolste PUMA Werbung die ich je gesehen habe....
also ich kauf bawag und polizei-aktien.



terribly, 27.02.2007 22:09
zu den Postings a la "wie im Film"...:
natürlich werden bei (professionellen) Produktionen "technische Berater" (der Bekannteste ist wohl der aus dem US-Militär stammende Dale Dye) engagiert, die wissen wie bestimmte Aktionen korrekt ausgeführt werden, also sollte es nicht verwundern, wenn man in der Wirklichkeit solche "filmischen" Manöver präsentiert bekommt


ralf_w, 27.02.2007 19:42
sichtlich...
... war die Polizei begeistert, mal all ihr schweres Gerät herzeigen zu können (Panzer! Schilde! E-Schocker! Ganzkörperkondome!).
Und dann noch die "Behandlung" des Täters wie in den Hollywood-Schinken mit Massenmördern - echt super, ein österreichisches Provinzspektakel erster Klasse.



Edita von Attersee, 27.02.2007 19:01

PEINLICH UNSERE POLIZEI DANACH
also wie die polizei, den geiselnehmer den mann nach der aufgabe zu boden werfen und zu dritt dann fesseln ist mehr als peinlich, unsere polizisten sind wieder glücklich, daß sie so erfolgreich arbeiten durften


und noch viele Wortmeldungen pro & contra ....


Die Zahl der Banküberfälle hat sich in Wien in den ersten beiden Monaten des Jahres verdoppelt
Schon 2006 war ein Rekordjahr. Mit modernerer Technik, mehr Streifen und architektonisch-psychologischen Tricks versuchen Banken und Polizei gegenzusteuern.

heißt es im Standard (28.2. 2007):

"Wie ernst die Lage auf dem Sicherheitssektor ist, zeigt sich daran, dass schon Seminare angeboten werden, um Bankangestellte darauf vorzubereiten: 2000 Euro pro Tag kostet beispielsweise ein "Sicherheitstraining", das auch Gedächtnistraining für bessere Täterbeschreibungen und einen simulierten Überfall in einer Bankfiliale beinhaltet. 14-mal hat sich in den bisherigen 58 Tagen des Jahres 2007 diese Übungsannahme in Wien schon in den Ernstfall verwandelt, durchschnittlich alle vier Tage erschien somit in der Bundeshauptstadt ein Räuber vor dem Geldschalter.

Wobei dieses Sprachbild nicht mehr ganz stimmig ist, gehen die Geldinstitute doch mehr und mehr dazu über, die Schalter abzuschaffen – auch aus Sicherheitsgründen. Stattdessen setzen einige Konzerne auf eine offene Foyergestaltung mit "Beratertischen", um Täter zu verwirren. Tatsächlich gab es Fälle, wo Verdächtige einen derart offenen Raum betraten, sich umsahen und offenbar verunsichert wurden, weil sie nicht erkennen konnten, wo das Geld zu holen ist. Die Folge: Sie verließen die Bank wieder.

Solche bauliche Maßnahmen liegen im Ermessen der einzelnen Bankgruppen und werden im Rahmen ohnehin geplanter Umbauten durchgeführt. Andere Sicherheitsmaßnahmen werden rascher umgesetzt und auch von der Polizei immer wieder propagiert. Die in Wien keinen ganz leichten Stand hat: Seit 2004 stagniert die Zahl der Delikte mit jährlich mehr als 65 Fällen auf hohem Niveau – und die ersten beiden Monate des Jahres brachten eine neuerliche Verdoppelung. Über die Hälfte aller österreichischen Bank- und Postamtsüberfälle spielen sich in Wien ab."

Über die vergeblichen Sicherungsmaßnahmen gibt's hier noch ein paar Informationen

Interessant ist dabei die lokale Wiener Entwicklung, die seit 2004 nachhaltig zu nennen ist und 2006 einen neuen Höhepunkt erreicht hat.

Über den Beitrag von Anwohnern während des heutigen Banküberfalls mit Geiselnahme in der Wiener Mariahilfer Str. erfahren wir aus der Kronenzeitung (27.02. 2007):

"Ba, Ba, Banküberfall"
Allzu fröhliche Anrainer untermalten das Geschehen musikalisch: Bewohnern eines Hauses gegenüber der Bawag-Filiale wurde polizeilich verboten, durch das offene Fenster während der Geiselnahme laut den EAV-Hit "Ba, Ba, Banküberfall" zu spielen.


Wie überhaupt offensichtlich das Publikum regen Anteil nahm:

"Es war wie im Fernsehen"
Filmreife Szenen haben sich am Dienstagvormittag in der Wiener Mariahilfer Straße abgespielt. "Es war wie im Fernsehen", schilderte eine Angestellte des Cafés "Segafredo" das Eintreffen der Einsatzkräfte nach dem Überfall auf eine Bawag-Filiale: Einsatzkräfte rannten die Einkaufsstraße entlang, immer mehr Polizeiautos fuhren vor, Absperrungen wurden errichtet, Wega-Beamte bezogen Stellung.

Auch Scharfschützen sind eingetroffen. "Eine unserer Kundinnen war fix und fertig", erzählte eine Verkäuferin. Die Dame habe sich sogar nach "Geheimverstecken" erkundigt, wo sie sich verschanzen könnte.

Café geräumt
Das nahe der Bank liegende Café "Segafredo" wurde von der Polizei geräumt. "Zu gefährlich" sei es dort laut Einsatzkräften, erzählten die Mitarbeiter. Zuvor waren Besucher und Angestellte noch wie gebannt am Fenster gesessen und hatten die Polizisten beobachtet. "Jeder hat mit Angehörigen und Freunden telefoniert und erzählt, was da passiert", so eine Kellnerin.

Freuen konnten sich die Mobilfunk-Anbieter, denn nicht wenige Passanten haben ihre Handys gezückt. Viele von ihnen teilen Freunden oder Bekannten mit, dass ihr Weg abgesperrt ist und sie nicht zum vereinbarten Zeitpunkt am vereinbarten Platz sein können, andere wollen einfach nur die aufregende Neuigkeit weiter geben.

(Kronenzeitung, 27.2. 2007)

Auch der Geiselnehmer verfolgte die mediale Darstellung seiner Aktion via Internet:

Während der Geiselnahme verfolgte der Täter die Berichterstattung im Internet und beschwerte sich bei der Polizei darüber, als "Täter", "Räuber" und "Geiselnehmer" bezeichnet zu werden. Auf Bitte der Polizei wurden daraufhin derartige Vokabeln in der Live-Berichterstattung auf Krone.at vermieden.
(Kronenzeitung 27.02. 2007)

Derzeit findet in Wien der 14. Banküberfall des Jahres noch statt. Offenbar mit Geiselnahme:

NZZ online (27.2. 2007)

"Ein Bankräuber hat am Dienstagmittag im Zentrum Wiens mehrere Geiseln genommen und später drei Geiseln wieder freigelassen. Bisher hat der Täter noch keine Forderungen gestellt. Laut Polizei verschanzte sich der Mann nach dem Überfall auf die Bank in der Wiener Innenstadt mit mehreren Angestellten in dem Gebäude. (...)
Möglicherweise handle es sich um eine Kurzschlussreaktion des Räubers, der eine Faustfeuerwaffe bei sich hatte. Die wegen des Überfalls alarmierten Polizeikräfte waren offenbar zur Stelle, ehe der Mann die Flucht ergreifen konnte. Der Geiselnehmer habe zunächst keine Forderungen gestellt und auch nicht mit Gewaltanwendung gedroht. Er verlangte lediglich Zigaretten, die ihm die Polizei gewährte."


Der Standard (27.2. 2007) liefert "Hintergrundinformationen" und titelt: "Geiselnahmen in österreichischen Kreditinstituten selten - Sicherheit von Kunden und Angestellten oberstes Gebot":

"Bei dem BAWAG-Überfall mit Geiselnahme heute, Dienstag, in Wien-Neubau handelte es sich um den 14. Bankraub in diesem Jahr in der Bundeshauptstadt. 2006 waren es zu diesem Zeitpunkt nur etwa halb so viele. Dass sich Täter mit Kunden und Angestellten in einem Kreditinstitut verschanzen, ist in Österreich "eher selten", wie Hannes Scherz, interimistischer Leiter der kriminalpolizeilichen Abteilung, der APA sagte.

"Die Sicherheit von Kunden und Angestellten ist oberstes Gebot", umschrieb der Polizeijurist die Philosophie in Österreich. Darum sind hier zu Lande die Institute - im Gegensatz zu jenen z.B. in Italien - keine Hochsicherheitstrakte, sondern "eher offen". Die Zahl der Banküberfälle mag hoch sein, Personen kamen in den vergangenen Jahren aber kaum zu Schaden. "Geiselnahmen sind Ausnahmefälle", so der Experte. "Und sie dauern in der Regel eher kurz.""


So und nun geht es um psychologische Kriegsführung:

"In der Kriminaldirektion 1 gibt es Fachleute, die auf Verhandlungen mit Geiselnehmern spezialisiert sind. Die Mitglieder der so genannte Verhandlungsgruppe haben entsprechende Schulungen, die auch auf internationalen Erkenntnissen beruhen. Im Normalfall versucht ein Beamter mit dem Täter Kontakt aufzunehmen und ein Vertrauensverhältnis aufzubauen."

In einem weiteren Beitrag des Standards (27.2. 2007) findet sich eine Liste der österreichischen Banküberfälle mit Geiselnahmen:

Spektakulärster Fall bisher im Juni 1993: Bankräuber verschanzte sich in Döblinger Kindermodengeschäft

Innsbruck/Wien - Nicht zum ersten Mal hält ein Banküberfall mit Geiselnahme die Öffentlichkeit in Atem. Einer der spektakulärsten Fälle war jener in Wien-Döbling im Jahr 1993, als sich der Täter nach dem Coup mit Geiseln in einem Kindermodengeschäft verschanzte und im Kugelhagel der Polizei schließlich selbst erschoss. Es folgt ein chronologisch gereihter Überblick der Aufsehen erregendsten Fälle der vergangenen Jahre.

# 2. August 1988: In Wien-Favoriten überfällt ein Bankräuber eine Filiale der Ersten Österreichischen Sparcasse in der Laxenburgerstraße. Der 50-Jährige nimmt eine Geisel und zwingt die Kassierin zur Herausgabe von mehr als einer halben Million Schilling (72.673 Euro). Als die Exekutive eintrifft, erkennt der Verbrecher die Ausweglosigkeit seiner Lage und erschießt sich selbst.

# 6. Oktober 1988: In Salzburg-Anif überfällt ein 19-jähriger Niederösterreicher mit einer Pistolenattrappe die Raiffeisenkasse, nimmt eine Kundin als Geisel und erbeutet rund 300.000 Schilling (21.802 Euro). Wenige Stunden später wird der Täter festgenommen.

# 30. November 1988: Bei einem Überfall auf eine Filiale der Creditanstalt in Wien-Innere Stadt erbeuten drei bewaffnete Täter rund fünf Millionen Schilling (363.364 Euro). Die maskierten Männer lauern vor Geschäftsbeginn am Hintereingang der Bank und nehmen die nach und nach eintreffenden zehn Angestellten als Geiseln.

# 24. Okotber 1990: Bei einem bereits in seinen Anfängen gescheiterten Überfall auf die Filiale der Ersten Österreichischen Sparcasse in der Gumpendorfer Straße 96 in Wien-Mariahilf wird der 41-jährige Filialleiter Willi W. niedergeschossen und schwer verletzt. Ein Täter feuert zwei Mal auf den Mann, der eine Angestellte vor den drei Gangstern warnen will, und trifft ihn in den Bauch. Die Täter flüchten zu Fuß.

# 23. Dezember 1992: Ein Räuber erbeutet bei einem Überfall auf die Raika-Filiale in der Kärnter Straße 51 in der Wiener Innenstadt knapp 150.000 Schilling (10.901 Euro) und nimmt eine Kundin als Geisel.

# 14. Juni 1993: Eine Bank Austria in der Gatterburggasse in Wien-Döbling wird überfallen. Der Täter erschießt auf der Flucht einen Polizisten und verschanzt sich mit zunächst vier Geiseln in einem "Mary"-Kindermodengeschäft auf der Döblinger Hauptstraße. Nach stundenlangem Nervenkrieg feuert der Verbrecher auf den Unterhändler der Polizei, Oberst Friedrich Maringer. Dessen Handy in der Brusttasche verhindert das Schlimmste. Während des nachfolgenden Kugelhagels der Polizei stirbt der Täter - er richtet sich selbst.

# 20. Juli 1993: Bei einem Überfall auf die Raika in Zwölfaxing (Bezirk Wien-Umgebung) wird einer der beiden Täter von einem Gendarmen erschossen. Sein Komplize nimmt kurzfristig die Kassierin als Geisel, ehe er mit einem gestohlenen Pkw flüchtet.

# 3. Oktober 1994: Schauplatz eines "atypischen Banküberfalls" ist die Volksbank-Filiale in der Feldkellergasse 16 in Wien-Hietzing. Ein bewaffneter Täter spaziert in der Mittagspause in das Geldinstitut, sperrt die Angestellten in den Keller und räumt den Tresor aus.

# 25. April 1995: Die Bank Austria auf dem Wallensteinplatz 2a in Wien-Brigittenau ist Tatort eines spektakulären Überfalls. Der Gangster nimmt die Frau des Filialleiters kurz vor 10.00 Uhr als Geisel und bugsiert diese in das Geldinstitut.

# 4. April 1996: Bei einem Überfall auf eine Filiale der Ersten Österreichischen Sparcasse in der Hainburger Straße ist nichts so, wie es zunächst scheint. Die beiden männlichen Täter entpuppen sich als eine Frau, die angeblich als Geiseln genommenen Angestellten waren vorsorglich geflüchtet. Die Stürmung des Gebäudes durch die Exekutive verläuft schließlich reibungslos.

# 30. September 1998: Ein brutaler Banküberfall mit anschließender Geiselnahme endet in der Innsbrucker Innenstadt blutig: Ein Täter wird von der Polizei erschossen, zwei Passanten werden verletzt. Ein weiterer Räuber wird gestellt.

# 11. April 2001: Ein 18-jähriger Banklehrling wird zur Geisel dreier Bankräuber: Die mit Faschingsmasken getarnten Männer bringen den Jugendlichen in ihre Gewalt und erzwingen so die Öffnung des Tresorraums. Als die Räuber die Bank verlassen, löst sich ein Schuss, der einen Täter in den Oberschenkel trifft. Ein älterer Kunde stößt mit den Räubern zusammen und erleidet einen Schambeinbruch.

# 9. Mai 2003: Nur knapp geht ein Banküberfall in Linz an einer Tragödie vorbei: Ein 37-Jähriger bringt 16 Geiseln in seine Gewalt, die er nach und nach gehen lässt. Um ein Haar wäre es zu einer Bluttat gekommen. Der Geiselnehmer setzt einem 15-jährigen Lehrmädchen die Pistole an die Brust und drückt zwei Mal ab. Wie sich später herausstellt, war der Schlagbolzen gebrochen.

# 8. Februar 2006: In Innsbruck bringt ein Bosnier seine drei Personen vorübergehend in seine Gewalt. Zunächst bringt er einen Autofahrer in seine Gewalt und fordert ihn auf, zur Bank zu fahren. Der Fahrer flüchtet, woraufhin der Täter ein zweites Auto kapert. Beim Geldinstitut nimmt er die beiden Insassen mit. Mit Beute und einem Mann in seiner Gewalt flüchtet er schließlich. Als ihn die Polizei findet, ergibt er sich ohne Widerstand.

# 25. Jänner 2007: Eine 63-Jährige wird Donnerstagmittag bei einem Banküberfall in Innermanzing (Bezirk St. Pölten) kurzfristig als Geisel genommen. Ein unbekannter Täter hält ihr ein etwa 30 Zentimeter langes Messer an die Kehle und erzwingt so die Herausgabe von Bargeld. Anschließend flüchtet er mit einem Pkw.

Wer geglaubt hat, dass das nun alles vorbei sein, der irrte sich gewaltig. In Österreich respektive Wien wird das Bankraub-Delikt zur neverending Story.

"Österreich" meldete am 12. Jänner 2007: "Erster Banküberfall des Jahres". Der "Räuber im Ali-G-Look stellte sich vier Minuten lang geduldig in der Warteschlange an."

Dann geht es Schlag auf Schlag:

"Zwei Überfälle in zwei Minuten - über ihn spricht ganz Österreich - Bankraub: Jagd auf Mr. Bean"

"Österreich" (14.1. 2007): "Selten abgebrühht oder selbten dämlich. Diese Frage stellt sich nicht nur die Poliziet wegen jenem Mann, der im Minutentakt zwei Banken überfiel."
Offenbar gibt es nun mehr die Tendenz, die Tracht des Bankräubers mit vermeintlich populärkulturellen Vorbildern zu verknüpfen.

Am 26. Jänner schreibt "Österreich":
"Bankraub: Serie von Überfällen in Wien. Gestern achter Coup binnen zwei Wochen."

Da werden dann wilde Prognosen aufgestelllt.

"Acht Mal binnen zwei Wochen. Und alle acht Coups blieben bisher unaufgeklärt. Geht es in dieser Tonart weiter, muss man heuer mit hundert Banküberfällen rechnen."

Am 27. Jänner erscheint in "Österreich" ein "Fescher Admiral" zum Überfall: "Wieder schlug ein kostümierter Räuber zu - unheimliche Serie in Wien."
Mit den Klamotten haben sie's bei "Österreich" und selbst beim Banküberfall machen hierzulande Kleider Leute:

"Freiag schlug in Wien Österreichs schönster Bankräuber zu. Der Feschak [österreichisch für "Schönling"] in Uniform schloss an eine erschreckend große Überfallserie an."


Somit wären wir bei Nr. 9. Ein Dieter Chimelar (niemand kann etwas für seinen Namen, aber durchaus dafür, wenn er so schreibt wie er klingt) zeichnet verantwortlich für die Kolumne "Wien zum Wundern". Unter der verdächtig an das Vater unser angelegte Überschrift "Der tägliche Banküberfall" lesen wir:
"Bertolt Brecht (+1956) hielt Bankraub für eine Unternehmung von Dilettanten: Wahre Profis gründen eine Bank. Dennoch wählen immer noch weit mehr Menschen die klassische Methode. Spätestens nach dem neuenten Überfall auf ein Wiener Kreditinstitut im noch blutjungen Jahr - durch einen Täter in Marine-Gala - gar ein Ehrengast beim heutigen Admiralsball an Bord der Tegetthoff) wundert man sich, wie rasch die gewaltsame Geldbeschaffung zur Folklore wurde - man holt sich was von der Bank, wie man sich Semmeln vom Bäcker holt. Alltag, Gewohnheit, nix Besonderen mehr. Wird der Mensch immer schlechter oder roientiert er sich bloß an ruchlosen Vorbildern, die ihren Brecht wörtlich nehmen. "

Beim Kurier (27.1. 2007) heißt die Überschrift:
"Kurioser Banküberfall in Wien - 'Kapitän zur See' auf Beutezug."

 

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