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Das Weblog zur Volkskunde des Bankraubs

 
Auch SpiegelOnline (2.3. 2007) ("TELEFONAT MIT EINEM BANKRÄUBER - "Willst du eine Geisel sprechen?") versucht sich am Wiener Banküberfall mit Geiselnahme. Hier wird in Sachen Erste Allgemeine Verunsicherung die Wiener Zeitung "Österreich" ("Revolverblatt") zitiert, die aufgrund eines Telefonats eines ihrer Redakteure mit dem Geiselnehmer ziemlich unter Beschuss geraten ist:

"So einen Banküberfall gab es noch nie: Die Geiseln bangten um ihr Leben, aus den Fenstern der Nachbarn schallte "Ba-Ba-Banküberfall". Noch skurriler: Am Telefon beschwerte sich der Geiselnehmer bei einem Journalisten über zugesperrte Toiletten und fehlende Zigaretten.

Hamburg - Günther B. ist in Rage - er muss aufs Klo: "Jetzt passen Sie mal auf, Sie Märchenprinz. Ich habe weder Zigaretten bekommen noch sonst irgendwas. Und jetzt muss ich noch einmal anrufen, damit wir endlich aufs Klo gehen können. Das Klo ist nämlich abgeschlossen." So lauten die Worte, die B. mit einem Journalisten austauscht - während er eine Wiener Filiale der BAWAG-Bank überfällt.

Geiselnehmer Günther B.: "Woher haben Sie überhaupt die Nummer?"
Doch das Szenario der Geiselnahme ist noch viel absurder. Die Nachbarn des in einer belebten Wiener Einkaufsstraße gelegenen Gebäudes sorgen für Soundtrack des Verbrechens: Bis die Polizei interveniert, stellen sie die Boxen ihrer Stereoanlage laut der Zeitung "Österreich" ins Fenster und spielen einen der größten Hits der aus Österreich stammenden "Ersten Allgemeinen Verunsicherung": "Ba- Ba- Banküberfall".

Auf gesteigertes Interesse trifft die Geiselnahme laut der Zeitung auch bei einer Delegation des russischen Innenministeriums. Die Beamtengruppe soll demnach auf Einladung des österreichischen Innenministeriums bei einem Geisel-"Trockentraining" in Oberösterreich teilnehmen. Da nun aber zufällig in der Nachbarschaft eine reale Geiselnahme stattfindet, bleiben die Russen gleich vor Ort und verzichten auf die Fahrt nach Oberösterreich."



Das "Revolverblatt " Österreich hat sich die Reaktionen vor Ort angeschaut:

"Wien, 27. Februar 2007
Hunderte Zuschauer, ein Geisel-Gangster, der sich anpinkelt, Anrainer spielen "Ba Ba Banküberfall". So irre war die Geiselnahme von Wien.

Stell dir vor es ist Geiselnahme - und eine ganze Stadt spielt verrückt.

Hunderte Schaulustige mit Wurstsemmeln, von einer Wohnungen schallt „Ba Ba Banküberfall“ herab. Dazu ein Geisel-Gangster, der mit einem Plastikrevolver bewaffnet ist, vor einem versperrten Klo steht, sich anpinkelt und dann schockiert aufgibt. Vorher aber noch einem Reporter von ÖSTERREICH ein Telefon-Interview gibt. Was sich Dienstag rund um die Geiselnahme in Wien abspielte, ist wohl in keiner anderen Stadt der Welt möglich. Das gibt es nur in Wien.

Es ist der 27. Februar, genau eine Woche nach Faschingsdienstag.
Der Villacher Fasching – er spielte an diesem Dienstag vor der Bawag-Filiale in der Wiener Mariahilferstraße 22. Gegen 11 Uhr betritt ein vierschrötiger Mann die Bank-Filiale, bedroht Angestellte und Kunden. Die Polizei sagt später, er hätte die Geiselnahme geplant gehabt. Die Komödie nimmt ihren Lauf.

Nach wenigen Minuten ist die Polizei da, sperrt alles ab. Der Geisel-Gangster lässt sich Pizza und Coca Cola vor die Tür stellen bzw. durch den Nachttresor schieben, die ersten Geiseln kommen frei.

Auf der Straße inzwischen: Volksfest-Stimmung.

Hunderte stehen und schauen, viele nutzen die Mittagspause, um Geiselnahme schauen zu gehen. Plötzlich erschallt die Mariahilferstraße unter den Klängen von „Ba Ba Banküberfall“. In einer Wohnung gegenüber der Bawag-Filiale hat jemand seine Stereoanlage ins Fenster gestellt und den Hit der „Ersten Allgemeinen Verunsicherung“ auf volle Lautstärke gedreht. Die Polizei findet das nicht witzig und beendet die Show.

Russische Delegation wittert Action

In der Zwischenzeit hat sich die Geiselnahme herum gesprochen. Auf der Westautobahn macht ein unauffälliges Auto kehrt und nimmt Kurs zurück auf Wien. Im Wagen: eine Spezialeinheit des russischen Innenministeriums, die sich zu einem Besuch in Österreich aufhält. Die Delegation sollte eigentlich in Oberösterreich einer Übung beiwohnen. Als sie erfahren, dass es in Wien Action live gibt, ziehen sie die Bundeshauptstadt vor.

Die Russen sind nicht die einzigen, die unterwegs zur Bank sind. Auch BAWAG-Generaldirektor Ewald Nowotny und ÖGB-Chef Rudolf Hundsdorfer schauen sich die Vorgänge in „ihrem“ Institut live vor Ort an.

Hunderte filmen und fotografieren
Die Fenster in der Umgebung der Bank sind inzwischen gut besucht. Fotografen und Kameramänner filmen, was es nicht zu sehen gibt. In den Redaktionen der Tageszeitungen melden sich im Minutentakt Augenzeugen, die Film- und Fotoaufnahmen zum Kauf anbieten.

Skurrile Postings
In den Postings von oe24.at steht Spaß am Tagesplan. „Der Täter sagt, er hätte nichts zu verlieren, weil er ohnehin ins Gefängnis müsse, ist nicht übertrieben aggressiv und offensichtlich ein unerfahrener Verbrecher, weil ihm die Flucht nicht geglückt ist. ich tippe auf Fritz Verzetnitsch“, schreibt ein User!

Gangster pinkelt sich an
Der Geisel-Ganster steht inzwischen vor dem größten Dilemma seines Leben – er hat kein Klo. Besser gesagt, die Toilette der Bank ist verschlossen. Das Cola zeigt seine Wirkung, der Täter kommt buchstäblich unter Druck.

In dieser Sekunde läutet das Telefon. Ein ÖSTERREICH-Reporter hat die Festnetz-Nummer der Bawag gewählt (warum die Polizei die Nummer für Außenstehende nicht sperrte, bleibt ein Rätsel). Der Reporter hat Glück. Er kann erst mit einer Geisel sprechen („Sie möchten mit dem Geiselnehmer sprechen“? – ich verbinde), dann hat er den Täter direkt am Apparat.

"Wüllst a Geisel sprechen?"
Es entspinnt sich ein Slapstick-Dialog in "Roland Düringer"-Manier. Der Mann beklagt sich, dass er nicht auf die Toilette kann, der Anrufer keinen österreichischen Familiennamen hat, bietet plötzlich an: „Wüllst a Geisel sprechen?“ Dann legt er auf.

Jetzt schlägt das Schicksal unerbittlich zu. Der Geiselnehmer kann die Blase nicht mehr halten und pinkelt sich an. Offenkundig geschockt, gibt er auf. Als er draußen vor der Tür mit erhobenen Armen an einer Hausmauer lehnt, werfen sich gefühlte 20 Polizisten auf ihn. Die letzte Geisel, die an seiner Seite steht, wird weggeschubst, als störe sie in dieser Inszenierung.

Die Geiselnahme ist zu Ende. „Klar“, sagt einer der Umstehenden. „Es ist ja jetzt 16 Uhr. Da macht die Bank ja zu“. "


Fehlt eben nur die eigene Durchgeknalltheit, der Telefonanruf in der Bank durch einen Mitarbeiter von "Österreich".

Die BILD-Zeitung hat sich bei diesem Fall laut BILD-BLOG ("Bild"-Überschrift ging in die Hose") offenbar auch selbst 'angepisst'.
 

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