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Das Weblog zur Volkskunde des Bankraubs

 
Auf was der Stürm-Biograf Reto Kohler eigentlich mit seiner Darstellung hinauswill, ergibt sich aus einem Facts-Artikel (Nr. 33/12.08.2004). Alte Rechnungen begleichen:

Auf dem linken Auge blind

"Walter Stürm, Dieb und Ausbrecherkönig: In den Achtzigerjahren stilisierte ihn die Linke zu ihrem Idol. Dabei sei er Kapitalist gewesen, schreibt Autor Reto Kohler in einem neuen Buch. Für FACTS zeigt er auf, wie sich Politiker und Journalisten blenden liessen.
(...)
Es war die Zeit der Achtzigerrevolte. Ungehorsam zu sein, gehörte sich. Die Leute bewunderten Stürms Courage. Die Abenteuer des «Ausbrecherkönigs» waren bald in aller Munde. «Hopp Stürm» war in grossen Lettern an Hauswänden zu lesen, wenn er grad wieder auf der Flucht war. Schriftsteller Niklaus Meienberg bewunderte Stürms «Freiheitsdurst», Erica Pedretti «sein Talent auszubrechen». Regisseur Rolf Lyssy, Psychoanalytiker Paul Parin und SP-Nationalrätin Lilian Uchtenhagen unterschrieben Zeitungsinserate für das Idol hinter Gefängnismauern. Journalisten zollten Respekt: Die Schreibe war vom «Gentleman- Gangster» («Neue Luzerner Zeitung») und vom «cleveren Stürm» («Die Weltwoche »). Bald flogen ihm, der dem Staat so furchtlos die Stirn bot, auch die Herzen des kleinen Mannes zu. «Dieser Mann hat ein Denkmal verdient», stand in einem Leserbrief der «Berner Zeitung». Aus Walter Stürm, dem gelernten Karosseriespengler, dem rechtskräftig verurteilten Bankräuber, war ein Rebell geworden und ein Held der politischen Linken im Land."


Das ist schon ein Missverständnis, dass nur politisch Unbedarften unterläuft, nämlich dass wenn man sich für Personen wie Stürm einsetzt, tatsächlich glauben könnte, dass das Helden sind.

Die WOZ (Marcel Elsener) vom 26.08.2004 rezenseniert eine neue Biographie über Walter Stürm

Kohler, Reto: «Stürm. Das Gesicht des Ausbrecherkönigs». Verlag: Zytglogge. Bern 2004, 320 Seiten. 36 Franken

kohler-stuerm«I bi jo dusse»

Der Basler Journalist Reto Kohler hat die Biografie des Ostschweizer «Ausbrecherkönigs» geschrieben, der im Zuge der Knastdebatte zum Idol der Linken wurde.

Stürm! Der Name ist SchweizerInnen eingebrannt, als überlebensgrosse Ikone, als einer der wenigen Stars, die dieses Land je hatte, in den achtziger Jahren so berühmt wie nur die populärsten Sportler, ein Begriff wie Regazzoni, Colombin, Odermatt. An den Mauern vieler Städte, beileibe nicht nur der grössten, prangten Sprayaufschriften wie «Hopp Stürm!» - offensichtlich genoss da ein moderner Eidgenosse Volksheldenstatus fast wie Robin Hood oder Tell (wie damals auch das Leibblatt der «Bewegung» hiess). Tatsächlich ist Walter Stürm (1942-1999) nicht nur in der Person des Einbrecherprofis und «Ausbrecherkönigs» in die Geschichte eingegangen, sondern auch mit einem legendären Satz, den noch heute alle über Dreissigjährigen im Lande mit ihm verbinden: «Bin Eier suchen gegangen», schrieb er frivol auf den Zettel, den er beim erneuten Ausbruch aus dem Zuchthaus Regensdorf kurz vor Ostern 1981 hinterliess. Stürm befand sich auf dem Gipfel seines Ruhms: Linke und Jugendbewegte, die ihn zur Leitfigur im Kampf gegen Isolationshaft und Knastwillkür erkoren hatten, applaudierten der Flucht ebenso wie zehntausende DurchschnittsbürgerInnen, denen es imponierte, wie ein Einzelner den scheinbar übermächtigen Staatsapparat foppte. In jenen Jahren glaubte nicht nur ein Enkel, der gerade die Autobiografie von Frankreichs «Staatsfeind Nr. 1», Jacques Mesrine, las, in Stürm einen Quasiverbündeten zu haben, sondern auch dessen Grossvater, der sich über Steuern und Parkbussen nervte.
(...)
Am Ende bleibt vom angeblichen Frauenhelden ebenso wenig übrig wie vom «Gentleman-Ganoven», der verklärte Rebell ist als Spiessbürger entlarvt. Stürm, eher verklemmt als enthemmt, von seinem brutalsten Komplizen und besten Freund Hugo Portmann mal als «Buchhalter Nötzli» bezeichnet, soll zumindest in zwei Fällen nicht vor Gewalt zurückgeschreckt sein - einmal bei einem frühen Banküberfall gegen eine wehrhafte Alte, ein andermal gemäss seiner damaligen Freundin auf einer Ferienreise in der Türkei, als er einen Radkappendieb auf frischer Tat ertappte und verprügelte («Der wollte mich bestehlen, dieser Vagant!»). Nicht gewusst oder verdrängt haben dürften viele LeserInnen, dass Stürm offenbar zwei Entführungen geplant, aber nicht ausgeführt hatte - in beiden Fällen milliardenschwere Promis: Paul Sacher und Marc Rich.

(...)
Trotzdem bleiben nach der Lektüre einige Fragen nach den Absichten des Autors. Das liegt weniger am Moralin, von dem er nicht lassen kann, oder an einigen Ausrutschern im Tonfall - zuweilen raunt es am Ende der Kapitel so spannungserzeugend wie in den Trailern der Hollywood-Produktionen. Bedenklicher als kleinere Ungereimtheiten allerdings ist der Beigeschmack der betonten «Ideologiefreiheit». Man wird den Verdacht nicht los, dass es Kohler auch um eine Abrechnung mit den linken Protestbewegungen ging, zumal er sein Buch mit einem in dieser Hinsicht zugespitzten Artikel im «Facts» lancierte (Titel: «Auf dem linken Auge blind»).

Die ganze Rezension


Eine weitere Rezension von Marianne Fehr "Der Vogel" in der Weltwoche Nr. 34/2004 ("Linke und Nette stilisierten ihn zu ihrem Helden – und waren seine Opfer: die Biografie des Verbrechers Walter Stürm" hält das Buch zwar für lesenswert, doch stellt sie zugleich einige Vereinfachungen und Mißverständnisse richtig:

"Mit einiger Verzweiflung stellt Reto Kohler Deutungsversuche an und kommt zu keinem Schluss: «Weshalb nur beharrte er so stur auf seinem Kurs? Über die wahren Gründe dieses Stillstands könnte man lange psychologisieren. Man könnte der Mutter die Schuld geben, oder dem Vater, oder dem materiellen Hintergrund der Familie. Und bei jedem Erklärungsansatz würde man feststellen, dass der gegenteilige Zugang ebenfalls zutrifft. [...] Einen Schuldigen für die Tragödie des Walter Stürm wird man nie überführen können. Die Gründe seines Scheiterns sind glitschiger als eine frische Forelle.» Vielleicht weil die Antwort so einfach ist? Stürm machte dasselbe wie ein braver Tischler, der den eigenen Fertigkeiten vertraut und bis zur Pensionierung Tische baut. Stürms Fertigkeiten lagen im Autoklauen, Aufschweissen von Tresoren, Sichdurchmischeln als Häftling oder meistgesuchter Flüchtiger."




Eine Auswahl verschiedenster Artikel zu Walter Stürm hat Alain Kessi beim Pressebüro Savanne zusammengestellt. Hier findet sich auch die ungekürzte Version des Kessi-Beitrags für das Vabanque-Buch von Klaus Schönberger.

"Frankfurter Kriminalmuseum erzählt von Mördern und Tresorknackern / Ein Jahr Wartezeit"


"Nichts für schwache Nerven" sei der Besuch des Frankfurter Kriminalmuseums laut dem Wiesbadener "Online-Kurier" (26.8. 2004) bzw. einem dpa-Bericht:


"FRANKFURT (dpa) Das Frankfurter Kriminalmuseum im neuen Polizeipräsidium erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Allerdings ist die Warteliste für Besuchergruppen so lang, dass vor September 2005 keine Termine mehr frei sind.

"Zur Nitribitt kommen wir später", sagt Dieter Wachsmundt gleich am Eingang des kleinen Kriminalmuseums im Keller des Präsidiums. Der 57 Jahre alte Polizeihauptkommissar weiß genau, was seine Besucher erwarten und will ihre Aufmerksamkeit erst einmal von der ermordeten Prostituierten auf zwei Geldschränke lenken. Der eine ist aufgeschweißt, der andere mit einer Art Riesen-Dosenöffner namens "Knabber" aufgebrochen worden. Unter den Ganoven in der Bankenstadt habe es früher eine richtige Berufsgruppe der "Schränker" gegeben, erzählt Wachsmundt, um gleich bedauernd hinzu zu fügen: "Heute wird ja nur noch gesprengt oder der Tresor gleich als Ganzes mitgenommen."

Mehrere hundert Zeugnisse aus der bewegten Kriminalgeschichte der größten hessischen Stadt haben Wachsmundt und seine Vorgänger zusammengetragen, ursprünglich als Lehrmittelsammlung für angehende Polizisten. Mit dem Umzug ins neue Präsidium wuchs aber der Wunsch, die Öffentlichkeit an den teils skurrilen, aber immer interessanten Stücken teilhaben zu lassen. "Wir haben die Sammlung ein bisschen entschärft", berichtet der Museumschef.
(...)
Über mangelnden Andrang kann er sich trotzdem nicht beklagen: Bis September 2005 ist er nahezu ausgebucht, immer mit vorangemeldeten Gruppen zwischen 10 und 25 Leuten. Bei der Premiere zur Frankfurter Museumsnacht kamen fast 8000 Neugierige in das etwas abseits gelegene Präsidium.
(...)
der vom ersten Bankraub nach Kriegsende auf die Deutsche Effecten- und Wechselbank im Stadtteil Bockenheim, bei dem die Bankräuber nicht nur zwei Bedienstete erschossen, sondern auch ihren eigenen Komplizen schwer verletzten und die Beute liegen ließen."

"Postagentur schließt wegen Überfalls"
lautet die Überschrift in verschiedenen Zeitungen, die einen Artikel, des "lsw" am 9.8. übernahmen. Tatsächlich ist der Grund der Schließung das Geschäftsgebaren der deutschen Post AG:

FORBACH. Eine Postagentur bei Forbach (Kreis Rastatt) soll geschlossen werden, weil die Betreiberin nach einem Überfall das geraubte Geld nicht einschließlich Zinsen an die Post zurückzahlen will. Die Betreiberin Ingrid Langenbach bestätigte einen entsprechenden Bericht des "Badischen Tagblatts". Die Frau war vor drei Jahren von einem unbekannten Täter, der sich als Telekom-Mitarbeiter ausgegeben hatte, ausgeraubt worden. Die Post forderte von Langenbach den gestohlenen Betrag zurück - mit der Begründung, die Agentur hätte sich selbst gegen Überfall und Diebstahl versichern müssen. Langenbach ist nach eigenen Angaben bereit, das Geld in Raten zurückzuerstatten. Eine Zinszahlung lehnt sie jedoch ab. Daher sei ihr zum Oktober die Kündigung ausgesprochen worden.

Sie habe inzwischen mit Unterstützung von Bürgermeister Kuno Kußmann bei der Regulierungsbehörde und bei Post-Chef Klaus Zumwinkel Einspruch eingelegt. Bisher jedoch ohne Erfolg. Aus Protest gegen die Kündigung erwäge nun die Gemeindeverwaltung, ihre Postbankverbindung zu kündigen und mit dem Briefverkehr andere Unternehmen zu beauftragen.lsw


Schöne Geschäftspartner - drum prüfe wenn Du Dich vertraglich bindest.

 

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