AusstellungenMuseum
BankerInnen und PolizistInnen
Bankraub in Film und Fernsehen
Bankraub-Dokus - Themenabende usw.
Bankraub-Schriftsteller
Bankraub-Trends
Bibliographie der Volkskunde des Bankraubs
Biographien des Bankraubs
Blog-Review
Brecht-Zitat
Brutalisierung des Bankraubs
Buergerliches Recht
Edle Raeuber - Robin Hoods
Fluchttechniken
Geiz ist geil
GenderMainStreaming
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
icon
Das Weblog zur Volkskunde des Bankraubs

 
Einer der wenigen selbst geschriebenen Artikel in den deutschen Tageszeitung zu der gestern angelaufen ARD-Bankraub-Renactment-Chose geht auf das Konto der Zeitung mit den klugen Köpfen:

Die Sendung über die Banklady sei verkitscht und harmlos gewesen. Und bei der Sendung zur Münchner Geiselnahme anno 1970 präsentiert sich der Chefredakteur der Abiturenten-BILD-Zeitung Focus auch noch als Opfer der Polizei. Querschläger und Querulanten gabs und gibt es immer wieder ...

Unter der Überschrift "Die ARD spielt Banküberfälle nach: „Geld her!“" schreibt Michael Hanfeld in der F.A.Z., 18.06.2007, Nr. 138 / Seite 38:

Es war Liebe. Und darunter leidet zumindest die erste Folge der Bankräuber-Serie „Geld her!”
18. Juni 2007
Der Titel ist zu flapsig und der Auftakt zu harmlos: Wenn es heute Abend in der ARD heißt „Geld her“ und die vierteilige Dokumentarreihe über „große Banküberfälle“ beginnt, erwartet die Zuschauer eine Geschichte über die „Banklady“ - Deutschlands erste Bankräuberin, die an Harmlosigkeit nicht zu übertreffen ist. Der Autor Manfred Uhlig erzählt vom Leben und Rauben der Gisela Werner: An neunzehn Banküberfällen war sie Mitte der sechziger Jahre beteiligt. Lange vor „Thelma und Louise“ griff sie ganz cool zum Revolver und spannte den Hahn. In ihrem anderen Leben galt die junge Frau, die als Packerin in einer Tapetenfabrik arbeitete, als fleißig, unauffällig und ein bisschen spröde. Von wegen.

Sie tat es aus Liebe, um einem Mann zu gefallen, der, wenn wir es richtig verstanden haben, dann auch seine Familie für sie verließ und sie heiratete - im Gefängnis, in dem sie neun und er dreizehn Jahre einsaß. Peter W. - so wird er in diesem Film genannt - erinnert sich scheinbar beschwingt an diese Zeit zurück, bereitwillig führt er vor, wie man einen VW Käfer knackt, die Frage, warum er bei seinem letzten Überfall auf vier Menschen schoss und diese verletzte, schiebt er locker beiseite. Die „Banklady“ indes ist vor drei Jahren im Alter von 69 Jahren gestorben.

Wie Markwort einmal in die Mündung blickte

So deplaziert verharmlosend, wie hier die Geschichte des Bankraubs beginnt, scheint sie im zweiten Teil der Reihe nicht mehr. Tom Ockers rekonstruiert in „Der Todesschuss aus München“ eine Geiselnahme aus dem August 1971, die einen Einschnitt in der deutschen Kriminalgeschichte darstellt: Zwei Bankräuber nahmen Geiseln, es endete mit einer wüsten Schießerei, bei der einer der Täter ums Leben kam, der kurz zuvor noch die junge Frau, die er ins Fluchtauto gezerrt hatte, mit fünf Schüssen mit in den Tod riss. Sein Kompagnon, der mehr als zwanzig Jahre im Gefängnis saß, gibt heute bereitwillig Auskunft, sobald aber die Frage auf seine Schuld kommt - er schoss auf die Polizisten und verfehlte einen nur um Millimeter - zieht er sich auf die Floskel zurück, keine Gewalt „außerhalb der Notwendigkeit“ angewendet zu haben.

Der „Focus“Chefredakteur Helmut Markwort wiederum erinnert sich daran, wie er damals als junger Lokalreporter auf einen Polizisten zulief, der wie die anderen wild um sich schoss, ihn bat, das zu lassen, damit keine Geiseln getötet wurden und - plötzlich selbst in den Lauf einer Pistole blickte. Da sei auch noch eine Kugel für ihn drin, bekam der Reporter zu hören. Wie überfordert die Polizei damals war, das wird überdeutlich. Im Jahr darauf sollte sich die fehlende Vorbereitung auf solche Gewalttaten beim Olympia-Attentat in München abermals und noch grausamer zeigen.

Der zweite Film zeigt, was der erste verkitscht: was ein Bankraub - eine Geiselnahme - bedeutet, vor allem für die Opfer. Ein Bild der Zeit sollen die Filme zudem abgeben, und das tun sie auch, zum Auftakt allerdings mit wenig Tiefe.

Montags um 21 Uhr im Ersten.

 

twoday.net AGB

xml version of this page

xml version of this page (summary)

powered by Antville powered by Helma

Creative Commons License
This work is licensed under a Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivs 2.0 Germany License.