In der Schweiz wurde die Buchpreisbindung abgeschafft. In der taz (20.6. 2007) zeigt sich Ilija Trojanow entsetzt, mit welcher Zustimmung die Schweizer Medien der Abschaffung der Buchpreisbindung zugestimmt haben:
"Nicht nur sind die Folgen katastrophal, sie greifen auch schneller um sich als die Pest im Mittelalter: Die Zahl der Buchhandlungen nimmt rapide ab, die Zahl der Neuerscheinungen verringert sich, die Bücher werden überwiegend teurer (in den USA etwa innerhalb von nur fünf Jahren um 62 Prozent), der Zwischenbuchhandel stirbt ab und somit die Möglichkeit, Bücher zuversichtlich und schnell zu bestellen, und die großen Filialisten wachsen ins Unermessliche, bis der Markt von einigen wenigen Ketten völlig dominiert wird. Diese Entwicklung ist allgemein bekannt und hinlänglich dokumentiert - wieso also wird die Frage der Buchpreisbindung immer wieder problematisiert, seitens der EU, seitens unserer deutschsprachigen Nachbarn und sogar von einigen Eiferern bei uns? Die Antwort ist deprimierend einfach: Einerseits ist der Glaube an den freien Markt ein Dogma, andererseits bringt seine Umsetzung für einige wenige viel Reichtum - es wirkt sich in etwa so aus, als würde in Ausnahmen Bankraub legalisiert werden."
"Nicht nur sind die Folgen katastrophal, sie greifen auch schneller um sich als die Pest im Mittelalter: Die Zahl der Buchhandlungen nimmt rapide ab, die Zahl der Neuerscheinungen verringert sich, die Bücher werden überwiegend teurer (in den USA etwa innerhalb von nur fünf Jahren um 62 Prozent), der Zwischenbuchhandel stirbt ab und somit die Möglichkeit, Bücher zuversichtlich und schnell zu bestellen, und die großen Filialisten wachsen ins Unermessliche, bis der Markt von einigen wenigen Ketten völlig dominiert wird. Diese Entwicklung ist allgemein bekannt und hinlänglich dokumentiert - wieso also wird die Frage der Buchpreisbindung immer wieder problematisiert, seitens der EU, seitens unserer deutschsprachigen Nachbarn und sogar von einigen Eiferern bei uns? Die Antwort ist deprimierend einfach: Einerseits ist der Glaube an den freien Markt ein Dogma, andererseits bringt seine Umsetzung für einige wenige viel Reichtum - es wirkt sich in etwa so aus, als würde in Ausnahmen Bankraub legalisiert werden."
contributor - am Donnerstag, 21. Juni 2007, 08:24 - Rubrik: Lotto und Bankraubphantasien
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Silke Burmester kritisiert in der taz-nord (21.6. 2007) die vierteilige Dokureihe "Geld her!" Der springende Punkt, sie erzähle von Banküberfällen und ignoriere die RAF.
Nein, die RAF benutzte bei ihren Banküberfällen nicht Autos von BMW, weil dies die Abkürzung für "Baader-Meinhof-Wagen" ist, sondern weil BMWs im Deutschland der 70er- und 80er-Jahre schnelle, sportliche Fahrzeuge waren, von denen es so viele gab, dass das einzelne Auto nicht auffiel. Doch davon, eine Bank zu überfallen, um mit dem erbeuteten Geld den Kampf für eine andere Gesellschaft zu finanzieren, erzählt die vierteilige Reihe "Geld her!" leider nicht - und das, obwohl die im Ersten ausgestrahlte NDR-Produktion die Banküberfälle als Sinnbild der bundesrepublikanischen Gesellschaft verstanden wissen will.
Die Reihe beginnt Mitte der 60er-Jahre, als "Die Banklady" den braven Bürger um seine Adenauersche Nachkriegsruhe brachte. Gisela Werler, eine unscheinbare Tapetenpackerin Anfang 30, wurde von der medialen Männerwelt zum sexuellen Überweib stilisiert. In Zeichnungen zeigte die Boulevardpresse sie als Sexbiene, die "Männer in Wallung brachte".
Dass Gisela Werler sich nur mit blonder Perücke, Sonnenbrille und Kopftuch, schicken Schuhen und knielangem Mantel traute, die Femme fatale herauszulassen, arbeitet der Autor gut heraus. Manfred Uhlig lässt Szenen nachspielen, interviewt ihren Überfallpartner und späteren Mann Peter Werler und zeigt Originalaufnahmen aus der Zeit. Doch Uhlig versäumt es, ein Sittenbild dieses Deutschlands zu zeichnen. Den Zuschauer in die Zeit und Enge von 1965 zu führen, als es Frauen gerade mal seit sieben Jahre gestattet war, ohne Einverständnis des Ehemannes ein Konto zu führen und die späteren 68er noch nicht mal wussten, dass sie bald die Gesellschaft verändern würden.
Die gesellschaftliche Relevanz darzulegen, gelingt dem Autor der zweiten Folge besser. Tom Ockers schildert in "Der Todesschuss von München", wie die Geschehnisse um den 4. August 1981 die Republik verändern mussten. Dem ersten Banküberfall mit Geiselnahme stand die Polizei so hilflos gegenüber, dass die Bildung von Spezialeinheiten wie der GSG 9 einer Zwangsläufigkeit gleichkam. 500 Schaulustige sammelten sich am Tatort, feuerten die Polizisten an, die nicht mal über Funkgeräte verfügten. Weil es keine Scharfschützen gab, wurden zwei Beamte zu Schießübungen in die Kiesgrube geschickt.
Interessant ist vor allem einer der beiden damaligen Täter. Dimitri Todorov erzählt locker und distanziert von seiner Tat, als hätte er mit der Frage nach seiner Verantwortung abgeschlossen. Als sei er nicht mitschuldig an den Traumata der Opfer, den beiden Toten. Spannend die Haltung, die Todorov auf die Frage nach dem vermuteten dritten Mann zeigt: "Es ist mir zuwider, jemanden ins Gefängnis zu bringen", sagt er und geht in seine innere Ruheposition zurück. Ihn im Gespräch mit einem Psychologen zu sehen, wäre ein weiteres spannendes Fernsehstück.
Auch die Wahl für Folge drei und vier, "Der Coup von Zehlendorf" und "Die Irrfahrt der Geiselgangster", kann das Vorhaben, Überfälle von großer gesellschaftlicher Relevanz zu zeigen, nicht wirklich einlösen.
Wohl aber eine gute Wahl haben Deutschlands erste Bank-Geiselnehmer getroffen: Sie verlangten als Fluchtwagen einen BMW.
Die Serie startet am Montag mit dem Film "Die Banklady", 21.00 Uhr auf ARD.
Nein, die RAF benutzte bei ihren Banküberfällen nicht Autos von BMW, weil dies die Abkürzung für "Baader-Meinhof-Wagen" ist, sondern weil BMWs im Deutschland der 70er- und 80er-Jahre schnelle, sportliche Fahrzeuge waren, von denen es so viele gab, dass das einzelne Auto nicht auffiel. Doch davon, eine Bank zu überfallen, um mit dem erbeuteten Geld den Kampf für eine andere Gesellschaft zu finanzieren, erzählt die vierteilige Reihe "Geld her!" leider nicht - und das, obwohl die im Ersten ausgestrahlte NDR-Produktion die Banküberfälle als Sinnbild der bundesrepublikanischen Gesellschaft verstanden wissen will.
Die Reihe beginnt Mitte der 60er-Jahre, als "Die Banklady" den braven Bürger um seine Adenauersche Nachkriegsruhe brachte. Gisela Werler, eine unscheinbare Tapetenpackerin Anfang 30, wurde von der medialen Männerwelt zum sexuellen Überweib stilisiert. In Zeichnungen zeigte die Boulevardpresse sie als Sexbiene, die "Männer in Wallung brachte".
Dass Gisela Werler sich nur mit blonder Perücke, Sonnenbrille und Kopftuch, schicken Schuhen und knielangem Mantel traute, die Femme fatale herauszulassen, arbeitet der Autor gut heraus. Manfred Uhlig lässt Szenen nachspielen, interviewt ihren Überfallpartner und späteren Mann Peter Werler und zeigt Originalaufnahmen aus der Zeit. Doch Uhlig versäumt es, ein Sittenbild dieses Deutschlands zu zeichnen. Den Zuschauer in die Zeit und Enge von 1965 zu führen, als es Frauen gerade mal seit sieben Jahre gestattet war, ohne Einverständnis des Ehemannes ein Konto zu führen und die späteren 68er noch nicht mal wussten, dass sie bald die Gesellschaft verändern würden.
Die gesellschaftliche Relevanz darzulegen, gelingt dem Autor der zweiten Folge besser. Tom Ockers schildert in "Der Todesschuss von München", wie die Geschehnisse um den 4. August 1981 die Republik verändern mussten. Dem ersten Banküberfall mit Geiselnahme stand die Polizei so hilflos gegenüber, dass die Bildung von Spezialeinheiten wie der GSG 9 einer Zwangsläufigkeit gleichkam. 500 Schaulustige sammelten sich am Tatort, feuerten die Polizisten an, die nicht mal über Funkgeräte verfügten. Weil es keine Scharfschützen gab, wurden zwei Beamte zu Schießübungen in die Kiesgrube geschickt.
Interessant ist vor allem einer der beiden damaligen Täter. Dimitri Todorov erzählt locker und distanziert von seiner Tat, als hätte er mit der Frage nach seiner Verantwortung abgeschlossen. Als sei er nicht mitschuldig an den Traumata der Opfer, den beiden Toten. Spannend die Haltung, die Todorov auf die Frage nach dem vermuteten dritten Mann zeigt: "Es ist mir zuwider, jemanden ins Gefängnis zu bringen", sagt er und geht in seine innere Ruheposition zurück. Ihn im Gespräch mit einem Psychologen zu sehen, wäre ein weiteres spannendes Fernsehstück.
Auch die Wahl für Folge drei und vier, "Der Coup von Zehlendorf" und "Die Irrfahrt der Geiselgangster", kann das Vorhaben, Überfälle von großer gesellschaftlicher Relevanz zu zeigen, nicht wirklich einlösen.
Wohl aber eine gute Wahl haben Deutschlands erste Bank-Geiselnehmer getroffen: Sie verlangten als Fluchtwagen einen BMW.
Die Serie startet am Montag mit dem Film "Die Banklady", 21.00 Uhr auf ARD.
vabanque - am Donnerstag, 21. Juni 2007, 00:38 - Rubrik: Bankraub-Dokus - Themenabende usw.
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Irgendwie sind wir da mit als Vorschlag drauf gekommen. Keine Ahnung aber wie. Immerhin hat der Poll ein wenig Traffic produziert:
"A Fistful of Euros proudlly presents the Third Annual Satin Pajama Awards, celebrating the best of the European blogosphere. Thanks to Michael Manske and Clive Matthews for helping out."
Best Weblog from Germany
* Ahoi Polloi (62%)
* EUblog (7%)
* Gespraechsfetzen (6%)
* Where the money is … (5%)
* Indiskretion (5%)
* Netzpolitik.org (4%)
* Jump Cut (3%)
* Modeste (3%)
* Herdentrieb (2%)
* Wortfeld (2%
Total Votes: 213
Das sind immerhin 10 Stimmen für unsereins. Wenn man bedenkt, dass Netzpolitik.org nur 8 Stimmen erhalten hat ;-)
Aber ob das überhaupt etwas aussagt ....
"A Fistful of Euros proudlly presents the Third Annual Satin Pajama Awards, celebrating the best of the European blogosphere. Thanks to Michael Manske and Clive Matthews for helping out."
Best Weblog from Germany
* Ahoi Polloi (62%)
* EUblog (7%)
* Gespraechsfetzen (6%)
* Where the money is … (5%)
* Indiskretion (5%)
* Netzpolitik.org (4%)
* Jump Cut (3%)
* Modeste (3%)
* Herdentrieb (2%)
* Wortfeld (2%
Total Votes: 213
Das sind immerhin 10 Stimmen für unsereins. Wenn man bedenkt, dass Netzpolitik.org nur 8 Stimmen erhalten hat ;-)
Aber ob das überhaupt etwas aussagt ....
vabanque - am Donnerstag, 21. Juni 2007, 00:24 - Rubrik: Blog-Review
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