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Das Weblog zur Volkskunde des Bankraubs

 
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Die Stuttgarter Zeitung (2.5.2006) berichtet in einem Bericht "Abenteuerspielplatz Einkaufszentrum" über eine besondere Art des Theatertreffens im Stuttgarter Schauspielhaus, bei dem Regisseure aus ganz Deutschland sich mit einer Beschäftigung namens "Kaufen" auseinandersetzen:

"Punkt 16 Uhr wurde am Sonntag das Schauspielhaus am Eckensee feierlich als Stuttgarts neuester Konsumtempel eröffnet. Die Einweihungsparty hatte alles aufzubieten, was bei solchen Events dazugehört: Luftballons für die Kleinen, eine Fähre über den Eckensee als Sonderaktion, ein Blockflötenensemble von Schülern mit der Erkennungsmelodie, einen gut gelaunten Festredner und einen Knirps, der unter großem Beifall mit der Schere das Eröffnungsband durchschneiden durfte. Dann konnten die Konsumenten das Warenangebot in Augenschein nehmen, bei Easy-Listening-Musik durch die Gänge und Foyers flanieren und sich zu den verschiedenen Bühnen des Hauses führen lassen."

[Lesetip für Karl Marx: die Passagen über die ursprüngliche Akkumalation, MEW 23, S. 741ff.]

Einkaufen, neudeutsch shoppen, gehorche ähnlichen Regeln wie das Theaterspielen - so lautet die Prämisse, das hinter dem Projekt "Kaufen!" steckt, das im Schauspielhaus bis kommenden Samstag die Szene beherrscht. Die Rituale und Inszenierungen der Konsumgesellschaft, denen wir uns jeden Tag bewusstlos unterwerfen, sollen dabei sichtbar gemacht werden. Es gibt im Haus eine Fäustchen genannte eigene Währung; einen Schwarzmarkt für Restposten, die Sie immer schon mal elegant loswerden wollten; eine Lesung von Karl Marx" "Kapitel" als täglichen Fortsetzungsroman; eine Auktion, bei der man eine Aufführung in den eigenen vier Wänden ersteigern kann.

Fehlt nur noch das gute alte Floh-de-Cologne-Lied ("Du musst kaufen, kaufen, kaufen - kotzt dich das nicht an?" aus "Fließbandbabys Beat-Show").

Wenn die Bühne und die Realität nicht mehr so einfach zu unterscheiden sind, dann wird es höchste Zeit Maßnahmen zu ergreifen, die die Verhältnisse klären: Offenbar ebenfalls von Interesse ist hier der "Modus 2" des Einkaufens - das "Einklauen":

(...) Wer sich über die Zunahme der Ladendiebstähle Sorgen macht, ist in Sebastian Martins "Präventionskurs Ladendiebstahl" richtig. So wie einst der selige Eduard Zimmermann in "Aktenzeichen XY-Ungelöst" den Jagdinstinkt der braven Bürger beim Kampf gegen das Verbrechen wecken wollte, sollen hier die "wehrhaften Käufer" zur Selbsthilfe motiviert werden. Es gelte, die dekadente Mentalität des Wegschauens zu überwinden und sich aktiv in die Schar der freiwilligen Kaufhausdetektive einzureihen, fordert einen der Kursleiter mit missionarischem Eifer auf. Das Motto lautet: Jeder ist verdächtig, eine Unschuldsvermutung gibt es nicht. Dabei zeigt sich, dass Dieb und Detektiv nur zwei Seiten derselben Person sind und der Verteidiger des Gesetzes nichts anderes als ein umgepolter Krimineller ist. Wie sagte doch Brecht so schön: Was ist schon ein Bankraub verglichen mit der Gründung einer Bank.

Das ist jetzt aber eine Holterdipolter-Herleitung und ausserdem spricht Brecht von einem Einbruch und nicht von einem Raub. Brecht meint außerdem gerade nicht jeden Ladenbesitzer und auch nicht jeden Büttel. Aber so ist das Bildungsniveau im Feuilleton heute (und da wird immer wieder behauptet, wir brauchen die Redaktionen als Intermediatoren, wg. Qualitätskontrolle). Weil's irgendwie schon passen wird, oh tempora or mores .....

In Österreich bebt es. Sozialdemokratie, Gewerkschaften (ÖGB) und Bawag-Affäre. Letztere führte bereits zu heftigen Erschütterungen im Organisationsgefüge des ÖGB. Der langjährige ÖGB-Vorsitzende musste zurücktreten. Die Österreicher heben das Geld bei der Gewerkschaftsbank ab. Die Bank steht kurz vor dem Aus.

Anläßlich des 1. Mais. veröffentlichte der Standard (29.4. 2006) ein Dossier "Echte Rote", in dem vier Sozialdemokraten Auskunft über ihre Befindlichkeit geben. Darunter auch der
"Der pragmatische Weltverbesserer" Willi Mernyi (Kampagnenreferats-Leiter des ÖGB), der "seinen Traum von der klassenlosen Gesellschaft nie aufgegeben" haben will. Im Zusammenhang mit der Bawag-Affäre lesen wir mal wieder den alten Brecht-Spruch in der üblichen Abwandlung:

"Derzeit ist Mernyi weniger mit Aktion als mit Reaktion beschäftigt: Er telefoniert all denen nach, die wegen der Bawag-Affäre aus der Gewerkschaft austreten. Und findet, als ewiger Optimist, auch daran etwas Positives: "Manche haben eine derart klasse Kapitalismuskritik, da fragt man sich, warum die nicht schon lange bei uns aktiv waren." Vielleicht, weil der ÖGB sich eher dem Kapitalismus als der Kapitalismuskritik widmete? – Darauf antwortet Mernyi mit einem Satz aus seinem reichen Zitatenschatz: "Bert Brecht hatte schon Recht. Es ist das größere Verbrechen, eine Bank zu gründen, als eine Bank auszurauben.""

Dass das mitunter das Gleiche sein kann, hat uns die österreichische Gewerkschaftsbürokratie nunmehr anschaulich vor Augen geführt. Derweil wittern die österreichischen Rechten zurecht ein gefundenes Wahlkampfthema:

-Bawag
Karikatur aus dem Standard (29.04.2006) von Oliver Schopf

"Hier und jetzt"
95 Min. (À tout de suite) Roadmovie F 2004; R: Benoît Jacquot; D: Emmanuelle Bercot, Isild Le Besco, Laurence Cordier, Nicolas Duvauchelle, Odile Vuillemin, Ouassini Embarek

Die Webseite zum Film
Zur Filmbeschreibung bei 3sat

Paris 1975: Für die in großbürgerlichen Verhältnissen lebende Lili (Isild Le Besco) hat der Alltag nicht viel zu bieten. Die 19-jährige Kunststudentin, die bei ihrem Vater wohnt, lässt sich durchs Leben treiben. Bis sie auf Bada (Ouassini Embarek) trifft, den Sohn marokkanischer Einwanderer, und sich in ihn verliebt. Erst später erfährt Lili, dass Bada ein Bandit und Bankräuber ist. Als er fliehen muss, folgt sie ihm –über Spanien, nach Marokko und Griechenland auf einer katastrophal endenden Flucht.

Die introspektive Ballade basiert auf authentischen Erinnerungen. Regisseur Benoit Jacquot erzählt sie als radikale Liebe eines Mädchens, das eher aus der Gesellschaft aussteigt, als ihre Gefühle zu verraten.

Vorarlberg Online (27.4. 2006) informiert:

Wer braucht schon ein Fluchtauto?

Ein Mann, welcher im Bezirk Amstetten heute nachmittag eine Bank überfiel, ist anscheinend nach seinem Coup per Zug nach Oberösterreich geflohen.

Ein Banküberfall hat sich am Donnerstag in St. Valentin (Bezirk Amstetten) ereignet. Nach Angaben der oberösterreichischen Sicherheitsdirektion betrat gegen 14.20 Uhr ein Mann eine Erste Bank mit einer Pistole und forderte Bargeld. Er flüchtete dann mit seiner Beute zum Bahnhof und fuhr nach Linz. Dort war am Nachmittag eine Alarmfahndung im Gange.

Am 1. Mai, 13.15 Uhr zeigt die ARD den Bernhard-Sinkel-Film:

Lina Braake
oder Die Interessen der Bank könen nicht die Interessen sein, die Lina Braake hat
,

in dem es nicht um einen bewaffneten Banküberfall, sondern um einen Bankraub mit den Mitteln der Bank geht.

Länge: 85 Minuten
Spielfilm Deutschland 1974
Musik: Joe Haider
Kamera: Alf Brustellin
Buch und Regie: Bernhard Sinkel
LinaBraake


Nach dem Tod ihres Hausbesitzers muss die 81-jährige Lina Braake aus ihrer Wohnung ausziehen und wird ins Altersheim abgeschoben. Hier verliert sie zunächst jeden Lebensmut, bis sie den 84-jährigen Gustav kennen lernt, einen entmündigten Geschäftsmann, der sich in der Finanzwelt jedoch noch bestens auskennt. Mit ihm zusammen schmiedet Lina einen gewitzten Plan und betrügt jene Bank, die sie um ihre Wohnung brachte, um 20.000 Mark. Mit dem Geld erwirbt sie auf Sardinien ein Bauernhaus und vermacht es einer befreundeten Gastarbeiterfamilie - bei der Lina stets willkommen ist. Als der Betrug auffliegt, wird Lina zurück ins Altersheim verfrachtet, doch die Bank geht leer aus. Und Lina und Gustav schmieden eifrig Reisepläne... "Lina Braake" ist eine mit Verve inszenierte und vorzüglich gespielte Sozialsatire mit Lina Carstens, Fritz Rasp, Herbert Bötticher, Benno Hoffmann und Walter Sedlmayr in einer Gastrolle.
*

Die 81-jährige Lina Braake (Lina Carstens) hat sich stets auf das lebenslange Wohnrecht verlassen, das der Vermieter ihr schriftlich garantiert hat. Doch nach dem Tod des Hausbesitzers gehört der Altbau der Bank, die das Haus abreißen lassen will. Der windige Prokurist Wenzel (Wilfried Klaus) informiert Lina nicht über das Kleingedruckte ihres Mietvertrages, worauf die alte Frau die Wohnung verliert und gegen ihren Willen ins Altersheim abgeschoben wird. Die Einweisung wirkt wie ein Schock auf Lina, die in der ungewohnten Umgebung schnell apathisch wird. Doch der charmante, 84-jährige Gustav Härtlein (Fritz Rasp) schafft es, ihre Lebensgeister wieder zu wecken. Gustav ist ein entmündigter Ex-Geschäftsmann, der sich in der Finanzwelt noch immer bestens auskennt. Mit seiner tatkräftigen Unterstützung heckt Lina einen raffinierten Plan aus und betrügt die Bank, die sie um ihre Wohnung brachte, um 20.000 Mark. Mit dem ergaunerten Geld reist Lina nach Sardinien, um einer befreundeten Gastarbeiterfamilie dort ein Bauernhaus zu kaufen - wofür sie im Gegenzug das Wohnrecht erhält. Zwar kommt die Polizei der Betrügerin bald auf die Spur und bringt sie ins Altersheim zurück, doch dank Gustavs Vorausschau ist der Coup geglückt: Die Bank kann das Geld nicht zurückfordern, da das Haus nach italienischem Recht Linas Freunden gehört. Schmunzelnd sitzen Lina und Gustav in ihren Liegestühlen und schmieden Reisepläne...

Bernhard Sinkels "Lina Braake" war der erste große Publikumserfolg des Neuen Deutschen Films. Die zu Herzen gehende Tragikomödie über die erfolgreiche Rache einer hilflosen alten Dame an einer übermächtigen Institution überzeugt selbst nach über 30 Jahren noch durch liebevolle Detailbeobachtungen und ihre menschliche Grundhaltung. Der Film lebt von den beiden großen deutschen Schauspielern Lina Carstens, die schon 1935 in Douglas Sirks "Das Mädchen vom Moorhof" auftrat, und Fritz Rasp, der bereits 1927 in Fritz Langs "Metropolis" zu sehen war.

Weitere Infos zum Film

Wieder mal ein Polizist, der seinen kriminellen Neigungen Ausdruck verliehen hat. Die Medien berichten genüßlich (Spiegel Online: "Polizeikommissar überfällt Bank") über einen Trierer Polizeikommissar, der offensichtlich zuviele Filme gesehen hatte. Unsereins fragt sich natürlich, was sind das für Kommissare, die sich so leicht schnappen lassen.

Mit der Bemerkung "Verkehrte Welt" berichtet Spiegel Online (26.4. 2006) über einen Fall in Trier:

"Verkehrte Welt: Ein Polizist hat in der Nähe von Trier eine Bank ausgeraubt und sich mit einem fünfstelligen Betrag davongemacht. Sein Fluchtfahrzeug wurde dem Kripobeamten schließlich zum Verhängnis.

Der 52-jährige Oberkommissar hatte eine Volksbankfiliale überfallen und sich dann mit dem Wagen seiner Freundin aus dem Staub gemacht. Die Fahnder hatten das Auto der in Luxemburg lebenden Frau an einer Grillhütte gefunden. Als sie überprüften, wem der Wagen gehört, kamen sie ihrem Kollegen auf die Spur. "


Die Überschrift der Berliner Morgenpost (27.4. 2006) über einen dpa-Bericht ist dann doch etwas überkandidelt:

"Deutschlands dümmster Bankräuber
Kriminaloberkommissar überfällt Kreditinstitut bei Trier - Fluchtwagen gehört Freundin

Trier - Der Kriminaloberkommissar hat es seinen Kollegen wirklich leicht gemacht. Nur einen Tag nach einem Banküberfall in Trierweiler (Kreis Trier-Saarburg) konnte er als mutmaßlicher Täter festgenommen werden. Denn der eigentlich erfahrene Polizist hatte den Kardinalfehler begangen, bei der Bank mit dem Auto seiner Freundin vorzufahren."


Den Finger in die Wunde legt der Staatsanwalt:

"Es gab schon schwierigere Fälle", sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Horst Roos am Mittwoch in Trier. Offenbar habe der Kriminaloberkommissar "keinen Vorteil gehabt, weil er bei der Polizei war" und sich Tag für Tag mit Verbrechen beschäftigte. Gegen den 52jährigen Beamten ist inzwischen Haftbefehl wegen räuberischer Erpressung ergangen.


Und der hier eigentlich interessierende Aspekt ist die Reaktion der Kollegen des Bankräubers:

"Der Fall hat im Polizeipräsidium Trier tiefe Betroffenheit unter den rund 1300 Mitarbeitern ausgelöst. "Wir sind doch ausgebildet im Bekämpfen von Verbrechen, nicht im Verüben von Verbrechen", sagte Präsidiumssprecherin Monika Peters. Niemand habe etwas von den angeblichen Geldproblemen des Kripo-Kollegen gemerkt, die er als Grund für den Banküberfall angegeben hatte. "Vorgestern hätte ich noch für den Kollegen die Hand ins Feuer gelegt", sagte Peters fassungslos.

"Man kann auch unter Polizisten nicht ausschließen, daß das eine oder andere schwarze Schaf darunter ist", sagte Roos. Bundesweit gebe es schließlich etwa 250 000 Polizeibeamte. Den Fall hat inzwischen das Polizeipräsidium der Stadt Koblenz übernommen."


Inwiefern Verbrechen und Verbrechensaufklärung immer sehr nahe beinanderliegen, ist aufgeklärten Menschen ein nicht so unbekannter Zusammenhang. Dass diejenigen, die meinen "die Guten" zu sein, diesen Zusammenhang nicht sehen wollen oder können ist aber auch nicht so überraschend.

Philipp Mausshardt kritisiert in der taz (26.4. 2006) ("Ein freier Mann") zwar nicht explizit das Heilbronner Urteil zum Siegelsbacher Bankraub, doch nimmt er nochmals eine Würdigung der Indizien und Fakten vor, die nahelegen, dass es sich um ein Fehlurteil handelt.
RichterBender
Damit befindet er sich in bester Gesellschaft. Das BILD-Blog verweist auf die BILD-Berichterstattung (24.4. 2006) und deren einseitige Darlegung des Sachstandes:

"Das Gericht hat den Angeklagten nämlich, wie uns das Landgericht Heilbronn bestätigt, wegen "erwiesener Unschuld" freigesprochen – und nicht, wie Bild.de fälschlich schreibt, "nach dem Grundsatz: im Zweifel für den Angeklagten".

BILD untertitelt diesess Photo von Richter Bender:
"Richter Wolfgang Bender fällte die Entscheidung nach dem Grundsatz: im Zweifel für den Angeklagten"


Die Heilbronner Stimme (26.4. 2006) berichtet über die Stimmung nach dem Urteil.

Inzwischen hat die Staatsanwaltschaft Revision beim Bundesgerichtshof eingereicht:

"Am Freitag hat die Schwurgerichtskammer des Landgerichts Heilbronn im Verfahren um den Banküberfall von Siegelsbach den Angeklagten freigesprochen. Noch am Freitag hat die Staatsanwaltschaft Heilbronn Revision gegen das Urteil der Schwurgerichtskammer eingelegt. Seit heute haben auch beide Nebenklägervertreter für die vier Nebenkläger Revisionen eingereicht. Dies bedeutet, dass der Bundesgerichtshof in Karlsruhe sich mit dem Fall beschäftigen und das Urteil überprüfen muss.

Mit einer alsbaldigen Entscheidung des Bundesgerichtshofs ist allerdings nicht zu rechnen. Zunächst muss die Schwurgerichtskammer ihr Urteil schriftlich absetzen. Dies muss im vorliegenden Fall bis spätestens 21. Juli 2006 geschehen sein. Nach Fertigstellung des Hauptverhandlungsprotokolls wird das Urteil sodann den Verfahrensbeteiligten zugestellt werden. Anschließend muss die Revision innerhalb von ei-nem Monat schriftlich begründet werden. Zu der Begründung können die Verteidigung und der Angeklagte innerhalb einer Woche nach Zustellung eine Gegenerklärung abgeben. Erst dann werden die Akten über die Staatsanwaltschaft der Generalbundesanwaltschaft, die Stellung zu den Revisionsanträgen zu nehmen hat, und schließlich dem Bundesgerichtshof vorgelegt, der daraufhin das Urteil im Rahmen der Revisionsanträge überprüft."

Morgen, Mittwoch, 26.4. 2006, 19 Uhr liest der ehemalige Bankräuber und Schriftsteller Ludwig Lugmeier im Rahmen der Hamburger Lesetage, Grundbuchhalle im Anbau des Ziviljustizgebäudes aus seinem Buch "Der Mann, der aus dem Fenster sprang - Ein Leben zwischen Flucht und Angriff".

Zu Lugmeier gibt es hier eine Vielzahl von Einträgen.

Die letze war am 18.3. 2006

Der Tübinger Filmkritiker Klaus-Peter Eichele schrieb in Va Banque (S. 286):

"Die sozialarbeiterische Gesinnung der siebziger Jahre wurde im Bankraub-Film der neunziger gründlich dem Erdboden gleichgemacht. Die Neoliberalisierung der Gesellschaft, die Wiederkehr des Sozialdarwinismus, die Diskreditierung alles Gutmenschlichen entzog auch dem Bankräuber sein menschliches Antlitz."

Hierzu zieht der Autor auch "Reservoir Dogs" als Beispiel heran. Seine These wurde nun in einer Re-enactment-Version quasi materialisiert:

Reservoir Dogs in 30 Seconds
Re-enacted by bunnines. This is the Unbleeped version.

Und:
~ In memoriam...Chris Penn (1965-2006) ~

als sich ein Bankräuber und ein Bankkunde in einer Filiale der Dresdner Bank in Köln-Bickendorf einen Schlagabtausch lieferten.

Bickendorf
Ein Photo im Kölner Express
zeigt einen stolz seine Wunden "leckenden" Bankkunden.
Polizeibericht: "Bei dem Versuch, den unmaskierten Täter zu
überwältigen, erlitt ein Bankkunde (30) eine Kieferfraktur."


Im Weblog des Braunschweiger Rechtsanwalt Werner Siebers "Strafprozesse und andere Ungereimtheiten"
["An dieser Stelle berichtet Rechtsanwalt und Fachanwalt für Strafrecht Werner Siebers, auch Spezialist für Verkehrsunfallabwicklungen, über Strafprozesse, über das Umfeld der Strafjustiz und was sonst noch so auffällt"]

wird der Bericht des Kölner Express (21.4. 2006) aufgegriffen und dokumentiert:

"Jan Schäfer verwickelte den Bankräuber in eine bühnenreife Prügelei, bei der beide einiges einstecken mussten. „Ich konnte ihm kurz die Waffe entwinden“, erklärt der gelernte Koch. „Aber die Angestellten haben nicht geholfen.“

So gab eine Faust die andere und der Bankräuber bekam die Waffe wieder in die Finger. „Dann hat er mir die Knarre auf den Kopf geschlagen“, so Jan Schäfer. „Die Bankangestellten forderten mich immer wieder auf, aufzuhören und den Bankräuber gehen zu lassen oder mit ihm zu verschwinden.“


Schließlich kommentiert der Rechtanwalt den Verlauf der "bühnenreifen Prügelei" (auch mal eine Variante in hinsichtlich der sonst üblichen Terminologie "filmreif"), in deren Verlauf der Bankräuber unerkannt entkommen konnte und nun eine Belohnung ausgesetzt wurde, recht lakonisch:

"Hätte jemand geholfen, hätte man sich die Belohnung sparen können."


Nun, da nehmen wir aber an dieser Stelle doch recht entschieden Partei für die vernünftigen Bankangestellten, die einfach wissen, dass es für alle Beteiligten besser ist, wenn ein Bankräuber ungehindert entkommen kann.
Der seine Wunden leckende Held des Tages hätte die Pistole nicht nur auf den Kopf bekommen können, sondern bei einem Bankräuber anderen Kalibers, auch eine Kugel in den Kopf.

Der Bankkunde muss schon ziemlich bekloppt gewesen sein oder hat zuviele Filme gesehen.

"Nervenaufreibende Szenen ereigneten sich am Donnerstagmittag in der Filiale der Dresdner Bank in Kölner Stadtteil Bickendorf" berichtet koeln.de

Der Kölner Stadtanzeiger (21.4. 2006) wiederum bringt eine detaillierte Beschreibung des doch sehr lange andauernden Banküberfalls, in der die Aktion des Bankkunden nur in einem Nebensatz abgehandelt wird. Das ist wohl der Unterschied zur Boulevardpresse ....

Freispruch erster Klasse für Siegelsbacher Bäckermeister

Der in den Medien und auch in der lokalen Öffentlichkeit schon vorverurteilte Bäckermeister aus Siegelsbach, wurde vergangene Woche mit einem Freispruch erster Klasse aus dem Gefängnis entlassen.
Damit folgte das Gericht der Sichtweise des Angeklagten.
Zahlreiche Medien müssen nun ihre bereits gefasste Meinung mit den harten Realitäten des Rechtsstaates abgleichen. Wir zitieren aus Eduard Zimmermanns Online-Portal "e 110":

Vorverurteilung als «Sparkassen-Killer»
Wegen Mordes, versuchten Mordes und räuberischer Erpressung stand der 48-jährige Bäckermeister nun ein Jahr lang vor Gericht. In der Boulevardpresse wurde er schon vor dem Prozess als «Sparkassen-Killer» vorverurteilt, obwohl er die Vorwürfe von Anfang an bestritt. Und auch sonst hegte zunächst niemand Zweifel an seiner Täterschaft, gab es doch Zeugenaussagen und Spuren, die gegen ihn sprachen. Darüber hinaus war er hoch verschuldet. Selbst der Vorsitzende Richter Wolfgang Bender räumte ein, dass auch seine Kammer zu Beginn von einem «klaren Fall» ausging und die Chancen für einen Schuldspruch als «ziemlich sicher» einstufte.

Doch in der Urteilsbegründung lösten sich die Ermittlungsergebnisse der Polizei und die Beweisführung der Staatsanwaltschaft weitgehend in Luft auf. Weder eine Blutspur im Auto des Angeklagten noch verbrannte Gummistiefel im Wald ließen sich dem Gericht zufolge in Einklang mit dem Verbrechen bringen. Auch eine Tatwaffe gebe es trotz fieberhafter Suche - selbst unter Einsatz einer Wünschelrute - bis heute nicht. Und der zeitliche Tagesablauf des Bäckers am Tattag stehe im Widerspruch zum Tatablauf. «Bei allem muss klargestellt werden, dass er gar nicht der Täter sein kann», betonte Bender.


Diese Ungereimtheiten standen gegen die Zeugenaussagen der Beteiligten, die der Richter als weniger gewichtig qualifzierte.

Die Staatsanwaltschaft hat Revision eingelegt.

Zur Urteilsbegründung und den Reaktionen vgl. die Berichterstattung der Heilbronner Stimme (22.4. 2006)

Respekt vor diesem Richter, der sich nicht der (ver-)öffentlich(t)en Meinung anpasst und zumindest in diesem Fall anschaulich vor Augen führt, was die Unabhängigkeit der Justiz ausmacht.

In der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (16.4. 2006 - leider nicht online) gibt es zur Abwechslung nun einen lesenswerten Artikel in Sachen Bankraub. Während im Februar-Dossier anläßlicher der Frankfurter Postraub-Ausstellung die in das Dossier eingeflossenen Vorarbeiten der AutorInnen von Va Banque und dieses Blogs quasi verschleiert wurden, stellen sie im vorliegenden Artikel von Matthias Heine den Ausgangspunkt dar. Der Anlaß für den Artikel sind die Entwicklungen der Kriminalstatistik.
[Zum FAZ-Autor: Wegen eines anderen Artikels bekommt Matthias Heine auch im Netz schon mal Gegenwind. ]

"Der Bankraub wird im Kino zwar immer zelebriert. Aber in der Kriminalstatistik ist dieses Delikt kaum noch von Bedeutung."

Ausgehend vom Kino-Klassiker Bonnie & Clyde wird unter Berufung auf den Herausgeber von "Va Banque", Klaus Schönberger, auf den Zusammenhang zwischen der Zahl der Ersttäter und der Popularität des Bankraubs hingewiesen.

"'Das Faszinierende an dem Delikt ist ja auch, daß es hier so viele Anfänger gibt, in Österreich sind etwa 80 Ersttäter', stellt der Tübinger Kulturwissenschaftler 2001 anläßlich des von ihm herausgegebenen Standardwerks 'Va Banque! Bankraub, Theorie, Praxis, Geschichte' fest. Verschuldete Verzweiflungstäter spielten eine große Rolle und natürlich auch Beschaffungskriminalität von Drogensüchtigen, so der Experte."

Heine zitiert hier aus einem Interview mit Christian Schachinger vom Wiener "Standard" (26.4. 2001), wobei allerdings der Begriff "Drogensüchtige" von FAZ-Autor stammt. Darüber hinaus wird in diesem Interview dieser Typus von Bankräuber als einer neben anderen aufgeführt.

Abgesehen davon, dass es das Wesen eines Mythos ist, dass er mit der Realität nur wenig zu tun hat, ist es schon richtig, dass die soziale Wirklichkeit des Bankraubs und seine popkulturelle Aufbereitung nur wenig gemein haben:

"Der Mythos vom kriminellen Genie hinter dem Bankraub, den der Film 'Inside Man' gerade noch mal im Kino beschwört, entspricht also selten der Realität."

Heine zieht die Zahlen der Kriminalstatistik heran und verweist darauf, dass es bundesweit im Jahr 2005 nur 667 Banküberfälle gegeben habe. Als Ursache sieht er wie die meisten Beobachter die gestiegenen Sicherheitsvorkehrungen. Und er erweist sich als gelehriger Leser dieses Blogs:

"Wer mehr erbeuten will, muß Transporte überfallen oder gleich den ganzen Automaten mitnehmen. Als orginelle Alternative daraf auch die Gründung eines Geldtransportunternehmens gelten, bei dem man dann einfach die anvertrauten Summen unterschlägt. So machten es vor kurzem Mitarbeiter der pleite gegangenen Firma Heros."


Schließlich prognostiziert Heine die möglichen Konsequenzen für die Popukultur:

"Der Niedergang des Bankraubs wird Folgen für die Popkultur haben. Denn gerade diese Hohe Beteiligung von Anfängern, Amateuren und Spontis macht den Bankraub so populär: Anders beim Kneipenüberfall wo Unterschicht auf Unterschicht trifft, steht beim Banküberfall geradezu idealtypisch der Mann des Volkes (Frauen sind wie bei allen Schwerverbrechen in der Minderheit) einer der verhaßtesten Institutionen des Kapitalismus gegenüber."

Die Aussage im ersten Teil des Absatzes würde ich so nicht unterschreiben. Die Popularität von Banküberfällen dürfte sich weniger aus der Beteiligung der Anfänger ergeben, die waren ja nicht filmreif, sondern aus den wenigen spektakulären und gelungenen mit Stil und Format. Aber die Frage ist berechtigt: Wird der Rückgang Folgen in der Popkultur haben? Ich vermute eher nicht, weil diese Mythen ihre Nahrung sowieso aus den spektakulären Einzelfällen und Millionencoups beziehen.

Schließlich liefert der Artikel eine Reihe von interessanten (historischen) Aspekten zur Geschichte und Gegenwart des Bankraubs und zeichnete sich dadurch aus, dass er immer wieder den gesellschaftlichen Kontext herzustellen vermag. Und der Verfasser erzählt nicht einfach das nach, was überall behauptet wird ,sondern fragt sich, ob die Statistiken und gegenwärtigen Vergleiche tatsächlich das realistische Abbild der Entwicklung liefern. Schließlich bemerkt Heine als erster unter den Journalisten, dass es methodisch zweifehaft ist, die Zahlen der alten BRD mit dem wiedervereinigten Deutschland unisono gleichzusetzen [Aber das erwarten wir auch von einem FAZ-Journalisten].

Gegen Ende des Artikels liefert Heine noch ein nettes Bild:

"Doch dieser Wiedervereingigungsboom ist lange vorbei. Heute ist Bankraub gewissermaßen die Vinyl-Schallplatte unter den Verbrechen: nur noch etwas für Liebhaber, Spinner und Ewiggestrige. Bezeichnenderweise waren die populärsten Serienbankräuber des neuen Millenniums eine Gang von tradtionsbewußten alten Herren, die 1999 bis 2004 in Nordrhein-Westfalen zahlreiche Geldinstitute überielen. Zum Zeitpunkt ihrer Verhaftung waren sie 63, 72 und 74 Jahre alt."

Na ja, das ist so ein nachträglicher Medienhype gewesen, vorher wusste man nicht, dass die Burschen so alt waren. Man sollte die wirkliche Popularität von Gangstern auch nicht aus der Anzahl der über sie geschriebenen Zeitungsartikel ableiten. Aber so ein Artikel braucht natürlich elegante Übergänge und dann macht er auch Spaß zu lesen.

"Dagegen fallen junge Männer, die heute eine Bank überfallen, auf einen Mythos herein."

Stimmt schon. Das Problem ist bloß, dass es eben nicht nur junge Männer sind. Vielmehr fällt es sehr schwer, eine bestimmte Tätergruppe zu isolieren. Sprich: Jeder ist verdächtig oder um es mit den Sexpistols zu sagen: No one is innocent.

"Der bewaffnete Bankraub war von Anfang an ein besonders medienaffines Verbrechen (...)
Die Medien leiben den Bankraub vielleicht deshalb so sehr, weil er schon von seinem ganzen Ablauf einem Bühnenauftritt ähnelt [Matthias Heine ist im übrigen auch Theaterkritiker]: Aus der Unsichtbarkeit rein ins Rampenlicht, großer Monolog ('Geld oder Leben'), dann wieder der Abgang."


Hinzukommt, dass die Medien in ihrer Berichterstattung Banküberfälle genau entlang dieser Anforderung taxieren (Hierzu finden sich in diesem Blog zahlreiche Hinweise).

Und dann weist er am Ende des sehr ausführlichen Artikels noch auf einen Fall unter "Kollegen" hin:

"Manchmal wird sogar ein Medienangestellter Opfer der Fiktionen, die er mitschuf. Legendär ist die Geschichte eines Redakteurs beim Berliner Boulevardblatt 'BZ', der in den neunziger Jahren eine Bank in Neukölln überfiel. Das Fahndungsfoto, das die Polizei herausgab, ließ er seelenruhig im eigenen Blatt drucken. Geschnappt wurde er nur, weil ihn eine Freundin verriet. Ansonsten war er in jeder Beziehung ein klassischer Bankräuber, wie ihn Klaus Schönberger beschreibt: Ersttäter, hoch verschuldet und wegen seiner Heroinsucht in Geldnot."


Das sagt vielleicht auch mehr über das BILD-Zeitungs-Milieu aus, in dem diese Schreiberlinge verkehren.

Unabhängig von einzelnen hier kritisch vermerkten Aspekten: insgesamt ein Artikel, der sich positiv abhebt.

Neulich fragte die Jungle World bei verschiedenen AutorInnen, LeserInnen und linken Promis nach deren Lieblingswitzen und veröffentlichte dann tatsächlich - neben einigen Texten zum Thema "Die Linke und der Humor. Lachen können sie woanders" - 31 Witze von Diedrich Diedrichsen und anderen. "Analyse und Kritik" (17.3. 2006, S. 35 "Aufgeblättert") lobte den Mut, das Thema angepackt zu haben, bemerkte aber auch, dass es gerade die Jungle World sei, die nicht gerade durch die Fähigkeit aufgefallen sei, sich selbst nicht ganz so ernst zu nehmen. Wohl wahr. Zumal man diese Redaktion offenbar auch nicht ernst nehmen kann.

Denn bestimmte redaktionelle Leistungen in dieser Zeitung sind selbst eine Lachnummer beziehungsweise zum Davonlaufen ("Lachen können sie woanders"). Wenn etwa in der Ausgabe Nr. 14 (5.4. 2004) im Feuilleton unter dem Kürzel (AHA) - vermutlich Andreas Hartmann - eine neue Verschwörungstheorie in Sachen Spike Lee ("Inside Man") zum Besten gegeben wird.

Niemand hatte es bisher gesehen. Aber ein Jungleworld-Feuilleton-Redakteur muss wieder eine anti-deutsche Befindlichkeit zum Besten geben (LeserInnen, die mit den Verwerfungen innerhalb der linksradikalen Szene nicht so vertraut sind, können sich bei Gerhard Hanloser (Hg.): „Sie warn die Antideutschesten der deutschen Linken“. Zu Geschichte, Kritik und Zukunft antideutscher Politik. Unrast, Münster 2004 informieren - wobei der Titel eigentlich heißen müsste: "Sie sind die deutschesten der deutschen Linken"). Unter der Überschrift "Die besseren Nazis" wird behauptet, dass der neue Film von Spike Lee, "Inside Man" durch "die dauernde Verwendung plumper antisemitischer Klischees" auffalle.

Was sonst noch keinem aufgefallen, das verkündet die Jungle World (wobei das für solche Leute natürlich kein Gegenargument, sondern die Bestätigung ihrer Wahnvorstellung ist) der gläubigen Gemeinde:

"Der Direktor der überfallenen Bank, so stellt sich schon bald heraus, ist Jude. Banken gehören meist Juden, das kennt man ja."

Könnte es nicht sein, dass AHA hier selbst eigenen antisemitischen Projektionen aufgesessen ist? Aus dem Film geht seine/ihre Behauptung nicht hervor, jedenfalls habe ich das nicht gesehen, gehört und bemerkt, und es wurde auch in keiner Rezension, die mir bisher zugänglich war, festgehalten:

"Aber dieser Bankdirektor hat auch noch ein dunkles Geheimnis, und das hält er in einem Safe in seiner eigenen Bank unter Verschluss. Wie sich bald herausstellt, würden die in dem Safe gelagerte Papiere beweisen, dass der Herr Bankdirektor damals mit den Nazis gemeinsame Sache gemacht hatte, dass sein ganzer unermesslicher Reichtum auf dem Verrat anderer Juden beruht. Ah ja, klar: Die besten Nazis waren also immer noch die Juden selbst, oder wie?"

Das ist immer derselbe Trick in der "Argumentation" oder sagen wir besser "Verleumdung". Die eigenen Schlussfolgerungen werden zur Tatsache erhoben. Die eigene Interpretation, das eigene Begehren wird dabei auf eine Filmhandlung projeziert. Selbst angenommen, es würde sich um einen jüdischen Bankdirektor handeln, dann wird die eigene deutsche Nazi-Geschichte auf den 'Neger' ("Das neue Werk des afroamerikanischen Regisseurs") projeziert. Die Versuche, die nazi-deutsche Geschichte zum omnipräsenten und die Weltgeschichte einzig seligmachenden Ereignis zu verklären, das ist die antideutsche (und vielleicht fieseste) Form der Entsorgung der deutschen Nazi-Geschichte. Das anti-deutsche Ticket (Adorno) vermag so en passant die eigenen Befindlichkeiten und Ressentiments in eine Form von Gutmenschentum umzumünzen, gegen die Walter Jens und der Küng noch sympathische Gestalten sind.

Man könnte außerdem dann daran zweifeln, dass der AHA den Film tatsächlich gesehen hat, wenn man sich anschaut, wie er den filmischen Widerpart des Bankdirektors der Manhattan Trust Bank beschreibt:

"Gegen so einen üblen, habgierigen und unmoralischen Juden wie den Bankdirektor müssen dann sogar der schwarze Supercop (Denzel Washington) und der smarte weiße Bankräuber (Clive Owen) zusammenhalten. Irgendjemand muss schließlich endlich mal für Ordnung sorgen in dieser verjudeten Stadt."

Hier unterschlägt uns der Autor schlicht, dass es gerade jüdische Widersacher sind, die mit dem Bankdirektor - dessen jüdische Herkunft bisher nur er bebemerkt hat - noch ein Hühnchen zu rupfen haben. Der Protagonist wird einfach zum "Weißen" gemacht. Schöne Umschreibung (weil nicht falsch, aber das entscheidende Detail einfach unterschlagen).

Insider aus der Jungle World-Leserschaft wissen natürlich, wie solche Texte dort entstehen. Aber selbst wenn der Autor diese Geschichte nur so aufgeschnappt hat und zugleich in einen beiläufigen Artikel verwurstete, ist es wohl kein Zufall, wie hier die eigene, weil deutsche Nazi-Geschichte instrumentalisiert und entsorgt wird.

Diese Form mit der Nazi-Geschichte die eigenen Befindlichkeiten zu pflegen ist aber keine Lachnummer mehr, sondern irgendwo zwischen Tragik und Farce linker Publizistik in diesem Lande anzusiedeln.

Immer häufiger hören und lesen wir wir vom Niedergang des Bankraubs. Alljährlich, wenn die Kriminalstatistiken veröffentlicht werden, wird Bilanz gezogen.

Bereits Anfang April (3.4. 2006) berichtete die Presseagentur ddp, dass in Berlin die Zahl der Banküberfälle einen deutlichen Rückgang verzeichnet:

"Polizei und Banken verzeichnen in Berlin seit Jahren einen deutlichen Rückgang bei der Zahl der Banküberfälle. Musste die Kripo 1993 noch 96 Fälle bearbeiten, waren es im vergangenen Jahr gerade mal 13, berichtet die «Berliner Morgenpost» (Montagausgabe). Experten führen dies auf deutlich verbesserte Sicherheitsvorkehrungen zurück.

«Es ist nicht zuletzt den laufend verbesserten Sicherheitskonzepten der Kreditwirtschaft zu verdanken, dass die Zahl der Banküberfälle rückläufig ist», sagte ein Sprecher des Bundesverbandes der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken. Außerdem lassen sich keine großen Summen mehr erbeuten. Heutzutage sind im Schnitt nur noch 3000 bis 4000 Euro Beute möglich. «Diese vergleichsweise niedrige Summe lockt nicht mehr», sagte Kriminaloberrat Manfred Schmandra, der im Landeskriminalamt für Raubüberfälle zuständig ist.


Ähnlich lautet der Tenor in NRW ein paar Tage später. Der WDR (8.4. 2006) berichtet:

"Weniger Banküberfälle in NRW

Banküberfälle lohnen sich offenbar nicht mehr: In NRW ist die Zahl der Überfälle auf Banken und Sparkassen auf den niedrigsten Stand seit über 20 Jahren gesunken. 198 Geldinstitute und Postfilialen wurden im vergangenen Jahr überfallen, zehn Prozent weniger als im Vorjahr. Das geht aus der Kriminalstatistik des Landes hervor.

Bankenvertreter sehen die Ursache für den Rückgang in den verbesserten Sicherheitsstandards der Geldinstitute. So seien die Kassentresore inzwischen alle mit einem Mechanismus zur Zeitverzögerung ausgestattet: "Um 5.000 Euro aus der Kasse zu bekommen, muss man 30 Sekunden warten. Bei 10.000 Euro sind es schon zwei Minuten", erklärte Wolfgang Hornung, Sprecher des Westfälisch-Lippischen Sparkassen- und Giroverbandes. "Ein Bankräuber hat das Problem, dass er nicht so lange warten kann."

Auf Grund der zunehmenden Nutzung von Geldautomaten liege zudem wesentlich weniger Bargeld an den Kassenschaltern als früher. "Dadurch sind die Anreize für Bankräuber anscheinend geringer geworden", sagte Hornung."


Die Profis haben deshalb bereits ihre Aktivitäten in Richtung Geldtransporte (wie etwa in England) sowie in Bankautomatenklau verlagert. Zu befürchten ist ausserdem, dass sich diese Sicherungsmaßnahmen zu den Anfängern nicht rumgesprochen haben, und dass diese Sicherungsmaßnahmen verstärkt zu Geiselnahmen führen könnten.

Etwas anders verhält es sich in Österreich. Zwar hat nach dem Boom von 2004 und 2005 auch hier ein Rückgang eingesetzt. Dennoch wird hier nach wie vor vergleichsweise häufig, insbesondere in Wien, eine Bank ausgeraubt.

 

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