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Das Weblog zur Volkskunde des Bankraubs

 
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Berliner Zeitung (3.6.2oo6)

"Berliner Bankraub
Die politische Aufklärung des größten deutschen Bankenskandals ist abgeschlossen. Der Bericht nennt Verantwortliche und Gründe für das Fiasko: Gier, Größenwahn, Unfähigkeit, kriminelle Energie. Die Stadt zahlt.
Den Wahnsinn auf eine knappe Formulierung zu bringen ist nicht leicht. Man muss Frank Zimmermann, SPD-Politiker im Abgeordnetenhaus von Berlin, in jedem Fall zugute halten, dass er sich darum bemüht hat: "Beim Berliner Bankenskandal", sagte der 49-Jährige gestern, "führten Gier, Unfähigkeit, Ignoranz und Selbstüberschätzung bis hin zum Größenwahn zu einem besonders dramatischen Fall der Vernichtung öffentlichen Eigentums." Dies ist durchaus keine übertriebene Beschreibung für die berüchtigte Fast-Pleite der zu gut vier Fünfteln landeseigenen Bankgesellschaft Berlin AG (BGB) im Jahr 2001, die das Land damals 1,75 Milliarden Euro Zuschuss kostete. Dazu kommen laut Bericht Eigenkapital-Zinsen in Höhe von 1,1 Milliarden Euro, die der Bank überlassen wurden. Und es kommt eine Landesbürgschaft hinzu, genannt Risikoabschirmung, die im nächsten Vierteljahrhundert noch einmal geschätzt mindestens 4,75 Milliarden Euro, eventuell aber auch bis zu 9,7 Milliarden Euro kosten wird.
Dies ist monetäre Fazit des laut Zimmermann größten Skandals in der bundesdeutschen Bankengeschichte."


Da fragt man sich dann schon angesichts des offensichtlichen Mißverhältnisses gegenüber der populären Version des Bankraubs .. aber das ist wahrscheinlich eh allen klar.

Und die Verantwortlichen?

"Gründungsfehler: Der MilliardenSchaden für das Land Berlin - und damit für den Steuerzahler - konnte nur entstehen, weil im komplexen Bankenkonzern letztlich die öffentlich-rechtliche Landesbank Berlin (LBB) für die privatrechtlichen Institute wie die Berliner Bank und die BerlinHyp sowie später für die Konzerntochter IBG mit ihren hochriskanten Immobilienfonds haftete. Diese Konstruktion war politisch gewollt, das Risiko für die öffentliche Hand - das gesetzlich hätte klar begrenzt werden müssen - wurde in Kauf genommen. Verantwortlich für diesen Konstruktionsfehler waren Politiker und Banker gemeinsam - etwa die Senatoren Norbert Meisner (SPD) und Elmar Pieroth (CDU), die Fraktionschefs Ditmar Staffelt (SPD) und Klaus Landowsky (CDU), der BGB-Aufsichtsratschef Edzard Reuter, die Bankvorstände Hubertus Moser und Wolfgang Steinriede."

Im Weblog der Schweizer Zeitschrift Hochparterre (News in Architektur, Desing, Kunst und Kultur), erinnert Markus Jakob aus Barcelona unter der Überschrift "Tragikomödie an den Ramblas. Ein Jubiläum" ("Nacherzählt nach einem Artikel in der spanischen Zeitung «La Vanguardia»") an einen Banküberfall mit 300 Geiseln vor 25 Jahre beim Sitz des Banco Central an der Ecke Ramblas/Plaza Cataluña. Die bewaffnete Gruppe empfing die Polizei mit Schüssen. In der Folge "verfiel die Stadt und verfiel im Lauf des Tages die halbe Welt einer kollektiven Psychose", da man an einen neuerlichen Putschversuch der Faschisten glaubte:

"Die Konfusion hielt 37 Stunden an. 1400 Polizeibeamte, mehrere Militärhelikopter, 30 Ambulanzfahrzeuge waren im Einsatz. 24 Stunden nach Beginn der Geiselnahme bezog ein Tank der Polizei vor der Bank Stellung und forderte die dort Verschanzten auf, sich zu ergeben. Sie antworteten mit Hohnrufen, setzten den Kampfwagen mit einigen Schüssen ausser Gefecht ...

Obwohl die Wunschpalette der Geiselnehmer – sie verlangten unter anderem nach Heroin, Wein, Fernsehgeräten und einem Fluchtflugzeug – nicht unbedingt auf eine Gruppe von rechtsextremen Vaterlandsrettern schliessen liess, hielt sich die Verschwörungstheorie, bis es einem Mitglied des Sonderkommandos GEO gelang, einen der vermummten Banditen mit einem Kopfschuss niederzustrecken. Diesen Moment nützten die 300 Geiseln, um das Weite zu suchen; im Schusswechsel der Polizei mit den Bankräubern wurde ein Mann verletzt, ein anderer erlitt einen Herzinfarkt. Der Innenminister stellte anschliessend klar, bei den neun Verhafteten handle es sich um kommune «Anarchisten, Ganoven und Luden»."

Der Witz dieser nette Geschichte vom Bankraub in Barcelona ist eigentlich schon alt ...

Aber im Kommerz-Blog wird dieser Witz doch sehr schön erzählt und in einen historischen Kontext eingebunden, der das anarchosyndikalistische Milieu in der katalanischen Hauptstadt durchaus einzufangen weiss ...

Die Geschichte beginnt so:

"vorgestern erfuhr ich, dass eine freundin von mir verhaftet wurde. sie ist normalerweise fahrradfahrerin. dass sie auch eine professionelle bankraeuberin ist, war mir hingegen neu. sie hat auch einen fuehrerschein und zwischen all dem und der geschichte der region hier gibt es einen zusammenhang, den ich jetzt erklaeren werde."

und endet mit "viva la anarkia!"

Zum Bankraub in Barcelona

Unabhängig davon, ob die Geschichte wahr ist oder nicht, habe ich sie mal unter die Rubrik "Literatur" einsortiert ...

Der Betreiber von Blaulicht und Graulicht, Markus J. Oswald, hat den Eintrag über sein Weblog hier in VaBanque gefunden und ist offenbar ganz zufrieden mit der Beschreibung vom März dieses Jahres.

Ritzel
Im krimiblog.de - Fundstücke eines Krimilesers von Ludger Menke finden wir eine Besprechung zu Ulrich Ritzels Kriminalroman Uferwald , aus der wir erfahren, dass in diesem Krimi auch ein Banküberfall eine gewisse - wenn auch nicht tragende - Rolle spielt:

"Hauptproblem bei Ritzel ist jedoch die kriminalistische Grundlage, die auf ziemlich wackeligen Füßen steht: Ein zufällig gefundenes Tagebuch, entdeckt in der Wohung einer toten, vereinsamten Frau, die durch das soziale Raster gefallen ist, gibt den Anstoß zur Ermittlung. Würde es einem solchen Tagebuch, zudem von ihrem Sohn, nicht ebenso ergehen? Die Geschichte hängt an einem dünnen Faden, der im Laufe der Erzählung eher ausfranst, als dass er dicker würde. Bleibt Ritzels Sprache, die sich durch einen ironischen Ton, durch exakte Beobachtungen und durch ein ruhiges Tempo auszeichnet. Wie schon in seinen Vorgängerromanen findet Ritzel für sein Drama eine passende Stimme. Ja, der Autor kann gut und abwechslungsreich erzählen, wie etwa ein grotesk beschriebener Bankraub zeigt. Doch auch hier wieder das Problem: Der Überfall hat nur wenig mit der eigentlichen Handlung zu tun, ist wunderbar humorvoll erzählt, aber mehr verwirrend und hemmend als antreibend und spannend. Schickes Füllmaterial eben."
(aus: krimiblog.de)

Ritzel, Ulrich: Uferwald. - München : btb, 2006
ISBN-10: 3-442-75144-6
ISBN-13: 978-3-442-75144-0


Bestellen bei der Basis-Buchhandlung in München

Meine alte Tübinger Heimstätte, Zatopek im Club Voltaire, hält Kurs und widmet sich wieder einmal dem Thema Bankraub. Nach der Kinolounge mit dem Orginal von "Lady Killers" und einer Veranstaltung zu Jewish Mobsters, jeweils anno 2004, einer Lesung mit Dimitri Todorov anno 2003 sowie der VaBanque-Performance anno 2001, wird auch dieses Jahr das Thema hochgehalten.

Am Dienstag, 23. Mai (Einlaß 20.30 Uhr) liest "Gangster und Schriftsteller Ludwig Lugmeier" aus seinem Buch "Der Mann, der aus dem Fenster springt". Ludwig Lugmeier ist derzeit auf Lesereise.

Ludwig Lugmeier gehört in diesem Blog zu den mit am häufigsten aufgerufenen Einträgen. Waren es Anfang April noch 732 Aufrufe, so kann ein vergleichsweise früher Eintrag aus 2004 über Lugmeier inzwischen 938 Aufrufe verzeichnen. Damit steht er an zweiter Stelle - noch vor dem Eintrag zu Deutschrapper Sidos pubertäre Phantasien - und hinter dem Eintrag über die Erschießung von Gangster-Rapper Andre "Mac Dre" vom 3.12. 2004, der seit Anfang März - aus einem mir noch nicht nachvollziehbaren Grund mit über 700 zusätzlichen Aufrufen innerhalb von zwei Monaten - ab- und davongezogen ist (1526 Aufrufe).

Ludwig Lugmeier jedenfalls ist den LeserInnen dieses Blogs kein Unbekannter. Er gehört außerdem nicht zu denjenigen, die ihren Lebensweg ex post zurechtbiegen und dabei einem bürgerlichen Lesepublikum nach dem Mund redet. Er macht aus seinen Taten weder ein Politikum, was auf implizite Weise das Politische an seinem Lebensweg viel besser aufzeigt, noch redet er einer Läuterung das Wort. Ich habe ihn jüngst in den Hamburger Justizhallen live erlebt und das war ein Erlebnis besonderer Art.

Zunächst musste man den Ort der Handlung in kafakesker Manier auffinden, der versteckt in einem Anbau der Hallen des Ziviljustizgebäudes der Stadt Hamburg gelegen war. Darin befindet sich eine Quasi-Arena, die auf überraschende Weise die Möglichkeit von "Brot und Spielen" anbot. Der Sponsor Vattenfall, der lokale Energiemulti, fand es wohl reizvoll, Lugmeier bei seinen einstigen Gegenspielern von der Justiz auftreten zu lassen (Zwar nur bei der Ziviljustiz, aber immerhin). Lugemeier las aus seinem Buch und stellte sich den Fragen des offensichtlich ausgewählt bildungsbürgerlichen Publikums. Das war schon einigermaßen verdutzt, dass sich Lugmeier so überhaupt nicht über seinen Lebensweg gruselt(e) und keine Läuterung und kein Erschrecken anzubieten hatte. Nicht einmal den Wunsch nach einer Familie konnte man ihm einreden ("Ich habe genug Familie als Kind und Jugendlicher gehabt"). Als er dann auch noch gefragt wurde, ob er sich gestellt hätte, wenn er nicht erwischt worden wäre, meinte er nun lakonisch: "Nein, warum auch?" Der Mann taugt nicht für Projektionen aller Art. Und das macht auch sein Buch so lesenswert.

Der Tübinger Club Voltaire ist vom Ambiente her das genaue Gegenteil und dem Autor kulturell sicherlich vertrauter. Ob da die gleichen Fragen wie in Hamburg gestellt werden, ist auch einmal ein Experiment.

Ich wünsche den Tübinger Zatopeken jedenfalls ein volles Haus und viel Vergnügen bei diesem außerordentlichen Vor-Lesespaß.

Nicht nur Schwule öffnen gerne einen Tresorraum und zeigen dann auch noch ihre anderen Schätze. Auch "die" Hetereos denken selbst beim Einddringen in den Tresorraum offenbar immer nur an das eine. Wesentlich anzüglicher als die Gay-Tresor-Phantas, sprich: pornographischer, kommt diese Bildergeschichte bei Hustler Online daher, bei der aus Jesse James, eine digitalisierte beziehungsweise stark 'aufgepumpte' "Jessica James" wird:

"Jessica James Hammered Hard By A Guard Inside A Money Vault"


Hustler1

Zunächst ist es natürlich unangenehm, im Tresorraum mit soviel Geld auf eine Wache zu stolßen. Die einzige Frage ist, warum wird Jessica James dort derart leicht bekleidet angetroffen?

Hustler2

Ach so, dass sind ihre Waffen .... - vorsichtshalber wird der Guard aber auch konventionell entwaffnet


Hustler3

Wie es dann weitergeht, kann sich jedeR
selbst ausmalen ....

Wobei es nach dem
BlowJob dann noch etwas "intimer" wird ...

Bankraub, Sex, Geld ... irgendwie hängt doch alles mit allem zusammen.

YouTube - Broadcast yourself ist eine regelrechte Fundgrube:
"YouTube is a website that allows users to upload, view, and share video clips. It was founded in February 2005 by three former and early employees of PayPal." (Wikpedia)
Wenn man dort Bonnie & Clyde eingibt, werden Raritäten angezeigt.
  • Beispielsweise ein historischer zweiminütiger Nachrichtfilm über das "Ende" der Barrow-Parker-Bande (02:03 - Bonnie and Clyde death car scene newsreel). Über die Urheber dieses "Wochenschau-Beitrages" wird nichts gesagt. Ohne die Leichen zu zeigen, sieht man den mit Kugeln durchsiebten Wagen, was klar macht, dass hier keine Gefangenen gemacht werden sollten. Bezeichnend sind auch die Kommentare: "my all time favorite love story" - "Ah, how I hate the posse..." - "sweet! i love bonnie and clyde...."i HATE that they buried them not only NOT together but in separate cemetaries tho! its so mean...." - "Damn those texas gunslingers. That was probably the best way to go out than to be taken alive and get hung the next week."
  • Ein Rap--Reneactment-Tribut von Beyonce für Bonnie & Clyde, bloss mit einem wesentlich glücklicherem Ausgang (Darin auch ein Tupac-Tribut) in 4:48 Min. Album: Blueprint 2: The Gift & The Curse. Video: Jake Nava
  • Tja, und dann auch noch "wirkliches" You Tube - Broadcast yourself - zwei Kids verkleiden sich als Beyonce und Jay-Z
  • Das Video zu Bonnie & Clyde mit Serge Gainsbourg und Brigitte Bardot, die im Faye Dunnaway-Style mit automatischer Handfeuerwaffe auftritt. 4:09 Min.
  • Eine spanische Coverversion des legendären Geogie-Fame-Songs (The Ballad of Bonnie & Clyde - 1967) von Los Mustang - Balada de Bonnie & Clyde, in der die Tanzeinlagen mit Kugelhagel versen sind. Wohl direkt aus dem spanischen Fernsehen (TVE) getapt.

Bereits vor über 1 1/2 Jahren wurde hier auf einen sogenannten Brickfilm zum Thema Bankraub ("Catch up Heinz") hingewiesen. Nun ist bei "YouTube - Broadcast yourself" ein weiterer, sogar deutschsprachiger Film downloadbar: "Der Bankraub - the bank assault", der von der Haltung her in Richtung "Reservoir Dogs" verweist. Aber bei den Brick-Filmen geht's wohl weniger um den Inhalt, denn ums Handwerk und um's Do it yourself. Im Brickboard findet sich eine ausführliche Diskussion unter Machern.

Der Standard (7.1. 2006) berichtete bereits im Januar:

Bankangestellte befestigten Sender an Tasche

Spokane - Mit Hilfe eines Satelliten-Navigationssystems ist es der Polizei im US-Bundesstaat Washington gelungen, einen Bankräuber binnen kürzester Zeit festzunehmen. Die Mitarbeiter der Washington Trust Bank befestigten das GPS-Gerät an der Tasche, in der sie dem Räuber knapp 38.000 Dollar (31.350 Euro) aushändigten. Polizisten spürten das Fluchtfahrzeug auf und nahmen den 38-jährigen mutmaßlichen Täter kurz darauf fest, wie aus Gerichtsakten hervorging.

Der mutmaßliche Bankräuber habe die Polizisten bei seiner Festnahme mit den Worten begrüßt: "Ihr seid gut!", hieß es in den Dokumenten des Gerichts in Spokane. In seinem Auto seien die Beute sowie eine geladene Waffe sicher gestellt worden. Der 38-Jährige wurde nach dem Überfall vom Mittwoch in Haft genommen, seine erste richterliche Anhörung wurde für Montag angesetzt. (APA/AP)


vgl. a. den AP-Beitrag der Seattle Times: "Police use satellite positioning to find bank's bag of cash."

Die "Südwestpresse" aus Ulm - im südwestdeutschen Volksmund auch "Wildwestpresse" genannt, publizierte am vorletzten Samstag (6.5. 2006) eine ganze Seite über die Frankfurter Ausstellung "Geld oder Leben". Der Beitrag von Henning Petershagen (»Schwäbisch für Besserwisser«), der in Ulm für die Volkskunde zuständig ist, wurde nicht online gestellt.

Unter dem Titel "Ein Herz für Bankräuber. Der Schadenfreude folgt Romantisierung. Geschichte einer verstohlenen Sympathie" lesen wir wohlbekanntes, verkürztes bis falsches:

"Der Geldraub im großen Stil ist vermutlich das einzige Verbrechen, das sich einer oft unverhohlenen öffentlichen Sympathie erfreut, immer vorausgesetzt, des kommt niemand dabei zu schaden. Seit es Kino gibt, wird er dort verherrlicht, und zuvor waren es Bänkelsänger und Literaten, die den Räuber priesen, der die Reichen beraubte."

Während die Feststellung in Sachen Sympathie im ersten Satzteil zutreffend ist, ist die Behauptung über die Gewalt schlicht falsch. Das beste Beispiel sind Bonnie & Clyde, die ein ziemliches Pack gewesen sein müssen - und eine nicht unerhebliche Blutspur (12 Tote) hinterlassen haben, was die Populärkultur einen Teufel schert - vgl. Va Banque, S. 46. f. (Eine grundsätzliche Anmerkung zum Thema "Romantisierung" findet sich am Schluss dieses Eintrags).

Und selbstverständlich trägt auch Petershagen zur weiteren Romantisierung bei. Sein Artikel zieren Photos der Gebrüder Sass und die Playmobil-Tresorknacker,
die nun wiederum nicht anders, denn romantisierend angelegt sind. Wenn etwa für die Gebrüder Sass der Titel "Virtuosen des Schneidbrenners" vergeben wird: dito. Sie waren die ersten, die dieses Gerät benutzten und von Virtuosität kann da keine Rede sein. Pioniere wäre treffender gewesen. Auch der Postraub von England wird unfreiwillig romantisiert, wenn er als "unblutig" dargestellt wird.

Überhaupt wird hier einmal mehr das Phänomen Bankraub vor allem aus der Perspektive der spektakulären Einzelfälle dargestellt. Da betreibt man unfreiwillig (? - No one is innocent oder verdächtig ist jeder) weiter "Romantisierung". Und schließlich folgt ein Medienreflex, den wir ansonsten vor allem aus der Boulevard-Presse kennen. Dem genialen Bankräuber werden die "dummen Bankräuber" gegenübergestellt:

"Mit dem kriminellen Alltag hat dieses vom Fernsehen hochstilisierte Idealbild des intelligenten, strategisch denkenden und fast gewaltenfreien Edelverbrechens nichts zu tun. Die meisten Bankräuber sind dumm und brutal."
Wie Journalisten halt auch.

Das ist der größte anzunehmende Unfug, der mal wieder irgendwo abgeschrieben wurde. Dabei ist das Bedürfnis der Medien "dumme Verbrecher" zu inszenieren bloss die Kehrseite "geniale Verbrecher" zu präsentieren( Vgl. dazu Va Banque, S. 49 ff.). Aber hier als Beispiel die erste Geiselnahme von München anno 1971 zu nehmen, ist dann doch etwas zu viel. Immerhin hat die damals völlig überforderte Münchner Polizei das Blutbad angerichtet, weil begonnnen (und wahrscheinlich auch die Geisel erschossen, die ums Leben kam, aber solche Details sind natürlich unerheblich - Vgl. Va Banque, S. 92 ff.).

Eine Überschrift wie "Die Tage der Gentlemen sind gezählt" reproduziert darüber hinaus jene Romantisierung, von der man sich ansonsten kritisch absetzen möchte. Die "Gentlemen" waren in den vergangenen 50 Jahren nicht wirklich zahlreich, sondern ab den 60er Jahren kann die Mehrzahl meisten Bankräuber als "Anfänger" angesehen werden, die mehr oder weniger erfolgreich waren (was die Höhe der Beute und ihre Flucht anbelangt).

Kommen wir zum Schluss: Der Artikel bringt keine neuen Aspekte, den die zahlreichen Berichte über die Frankfurter Ausstellung nicht schon erwähnt hätten. Im Prinzip reproduziert Petershagen die zentralen Verkürzungen und Mystifkikationen der Medienindustrie. Er ahnt nicht einmal, dass er selbst Teil des Problems ist (was die Frankfurter Ausstellungsmacher immerhin reflektiert haben - ihnen aber auch nichts hilft - bzw. wohl einkalkuliert ist), so dass er die Mystifizierung kräftig fortschreiben hilft. Quod erat demonstrandum.

Wenn wir Lawrence R. Kirchner ("True Crime writer and author of "Robbing Banks: An American History 1831-1999") vertrauen, dann ist dieses Jahr ein Jubiläumsjahr. Vor 175 Jahren wurde der erste Banküberfall durchgeführt. Hätten Sie's gewusst? Vabanque-LeserInnen können so etwas wissen. Wikipedia-LeserInnen auch (der englischsprachige Beitrag ist im übrigen ziemlich dürftig; die deutschsprachige bemüht sich immerhin um eine Systematik).

Vor einem Jahr - anlässlich 174 Jahren Bankraub - schrieb die WELT (20.4. 2005) eine Art Kurzversion der Geschichte des Bankraubs:

"174 Jahre Bankraub

Im Schnitt schlagen Bankräuber derzeit in Deutschland zweimal täglich zu - Tendenz rückläufig. Der weltweit erste Bankraub fand 1831 in New York statt. Die Beute von damals unvorstellbaren 245 000 Dollar rief Nachahmer auf den Plan - auch weil das neue Papiergeld den Abtransport der Beute leichtmachte. Anfang des 20. Jahrhunderts belebten auch ein immer dichteres Netz von Geldinstituten und der wachsende Autoverkehr das Geschäft: Jesse James, Bonnie und Clyde wurden zu Ikonen der Branche. In Deutschland nahmen Bankräuber erst in den zwanziger Jahren die Arbeit auf. Berühmteste Vertreter: die Gebrüder Sass aus Berlin, ihre Spezialdisziplin: "Schränker" - das Tresorknacken. In den sechziger und siebziger Jahren litten westdeutsche Banken unter einem Boom von Überfällen. 1962 waren es 57, aber 1978 schon 565. In den siebziger Jahren machten die Raubzüge der RAF und des "2. Juni" Schlagzeilen. Kürzlich zeigte der Versuch einer internationalen Hackerbande womöglich den Bankraub der Zukunft: Sie hatte sich schon Zugang zu den Computern einer japanischen Bank in London verschafft und war im Begriff, 300 Millionen Euro auf zehn Konten in Israel zu überweisen, als die National Hichtech Crime Unit von Scotland Yard den Coup vereitelte.


Aber auch hier in diesem Blog, findet wer sucht, das in diesem Zusammenhang entscheidende Faktum.

Der Songtext zu "Banküberfall" aus dem vierten Album "Gilp" (1997) von "Die Schroeders" ist inzwischen auch online. War wohl kein Kunststück, den Text abzutippen:

BANKÜBERFALL
FEUER IN MEINER SEELE
STRASSEN UN ROTATION

FEHLER IN DEN SYSTEMEN
VOLLE KONZENTRATION

HÄNDE HOCH DIES IST EIN ÜBERFALL
HÄNDE HOCH WIR KOMM MIT ÜBERSCHALL
BANKÜBERFALL

TAGE WIE EWIGKEITEN
KLICKEN IN MEINEM OHR
ZIELE IN LABYRINTHEN
MAUERN SCHIESSEN EMPOR

HÄNDE HOCH DIES IST EIN ÜBERFALL
HÄNDE HOCH WIR KOMM MIT ÜBERSCHALL

BANKÜBERFALL...

Werner Pirker, ein verdienter Antiimp, beklagt in der "Jungen Welt" (4.5. 2006), dass die "Affäre um das gewerkschaftseigene Geldinstitut BAWAG" erneut dem "Vormarsch der Konservativen in Österreich" nütze. Zunächst bringt er uns auf den Stand der Dinge:

"Der Bundesstaat, die österreichischen Großbanken und zwei Versicherungen haben die Insolvenz der sich im Besitz des Österreichischen Gewerkschaftsbundes (ÖGB) befindlichen Bank für Arbeit und Wirtschaft (BAWAG) vorerst abgewendet. Auf einer Sitzung des Bundeskanzleramtes wurde am Dienstag eine bis 1. Juli 2007 befristete Bundesgarantie über maximal 900 Millionen Euro beschlossen, zudem werden die großen Institute der Kredit- und Versicherungsbranche frisches Kapital von 450 Millionen Euro bereitstellen."


Die Bawag selbst wird inzwischen betrügerischer Machenschaften bezichtigt:

"Geldverschiebung
Bereits vor Wochen hat die ÖGB-Spitze beschlossen, die Bank zu verkaufen. Doch das war leichter gesagt als getan. Der BAWAG stand nämlich eine Sammelklage von Gläubigern des eingebrochenen amerikanischen Brokerhauses Refco, mit dem sie in zweifelhafte Geschäfte verwickelt war, ins Haus. Dabei ging es vor allem um konspirative Beziehungen zwischen der österreichischen Gewerkschaftsbank und dem früheren Refco-Vorsitzenden Philip Bennet, die es letzterem ermöglicht haben sollen, das US-Unternehmen nach allen Regeln der Kunst auszunehmen. Das Wiener Wochenmagazin profil las aus dem dazu erstellten amerikanischen Gerichtsdokument, in dem die BAWAG als »Mitverschwörerin« der kriminellen Refco-Machenschaften bezeichnet wird, heraus, daß »Bennet über fünf Jahre jeweils zum Bilanzstichtag 28. Februar Refco-Verbindlichkeiten ausgebucht und auf seine private Holding RGHI übertragen« haben soll. Weiter heißt es dort: »Die BAWAG gewährte dieser RGHI gleichzeitig Kredite; dieses Geld wurde wiederum dazu benutzt, um Forderungen von Refco gegenüber der BAWAG darzustellen. Dabei wurden jeweils zwischen 200 und 300 Millionen Dollar im Kreis geschickt. Der Effekt: Mit Ende eines jeden Geschäftsjahres hatte das Brokerhaus selbst keine Schulden mehr, sondern vielmehr virtuelle Guthaben bei der BAWAG.«"


Nun erinnert Pirker an die Gründungsgeschichte der einstigen Bank, um schließlich den prinzipiell in einem solchen Fall fälligen Spruch abzulassen:

"Soviel aus dem Innenleben einer Bank, die 1922 als »Arbeiterbank« zur Sicherung der wirtschaftlichen Interessen der lohnabhängigen Massen gegründet worden war. Jedenfalls konnte oder wollte sie die Brechtsche Logik – Was ist ein Bankraub gegen die Gründung einer Bank? – nicht außer Kraft setzen. Mit der konzertierten Aktion wurde die Bilanz 2005 gerettet und die Weiterführung der Bank gesichert. So ist auch ein Vergleich mit den Refco-Gläubigern gewährleistet, womit das größte Hindernis für den Verkauf der Gewerkschaftsbank beseitigt wurde."


Pirker zählt dann noch weitere Aspekte des ÖGB-Bawag-SPÖ-Bankenskandals auf, kommt zu ganz vernünftigen Einschätzungen, um dann am Ende den Artikel durch sein orthodoxes Eiferertum doch noch in den Sand zu setzen:

"Die gegenwärtige Krise der österreichischen Gewerkschaften ist durch den Bankenskandal zwar sichtbar geworden, ihre Ursachen aber liegen viel tiefer. Der ÖGB hatte sein Schicksal auf Gedeih und Verderb mit dem sozialpartnerschaftlichen System verbunden. Das bedeutete, daß sich die eigentlich regierende Koalition in Österreich aus dem Zusammenwirken von Gewerkschaften und Industriellenvereinigung ergab. Mit der Verschärfung des Klassenantagonismus durch die neoliberale Deregulierung ist die staatstragende Funktion des ÖGB obsolet geworden. Das macht eine tiefgreifende Reform und Neubestimmung des Gewerkschaftsbundes tatsächlich notwendig. Doch der nun zur Schau getragene Reformeifer der Gewerkschaftsbürokratie wird sicher anderes im Sinn haben, als sich den Herausforderungen des Klassenkampfes zu stellen."

Klar, dass so einer keineswegs die Selbstorganisation von Prekarisierten, Teilzeitbeschäftigten, MigrantInnen oder Arbeitslosen meint, sondern die leninistisch inspirierte Machtübernahme des Apparates.

 

twoday.net AGB

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