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Das Weblog zur Volkskunde des Bankraubs

 
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Die FAZ (31.8. 2006) berichtete vorgestern auf Seite 7 ("Deutschland und die Welt") über ein Tresorbauunternehmen aus Hessisch Lichtenau: Die Firma Format Tresorbau. Eingangs lässt sich der Verfasser, Claus Peter Müller, über die Sinnlichkeit von Tresoren und die Fasziniation des Tresorknackens aus:

„Le Tresor“, zu deutsch der Schatz, birgt das Geld und das Käufliche. Nicht allein für Dagobert Duck ist der Panzerschrank der wahre Ort des Sinnlichen und allen Glücks. Geld und Gold machen die Besitzenden weder schön noch edel, aber sie wecken Begehrlichkeit. Sie ziehen auch jene an, die daran nicht teilhaben sollen.

Deutsche Bank ehrt Räuberbrüder

„Le Tresor”, zu deutsch der Schatz: Geld und Gold wecken Begehrlichkeit

Immer schon flößten die Techniken, mit denen die Kriminellen an die Habe anderer kamen, den Zeitgenossen Angst ein. Und vielfach nötigten die Gauner der aus vermeintlich sicherer Distanz schaulustigen Öffentlichkeit Respekt ab. Sogar die Deutsche Bank ehrt die Berliner Räuberbrüder Sass in einer jüngeren Publikation mit einem Kapitel „Aus Keller und Tresor“.


Schließlich lässt kolportiert er das Verhältnis zwischen Deutscher Bank und den Gebrüdern Sass:

"Die Brüder hatten sich von einem Nachbarhaus aus einen Tunnel zum Keller der Zweigstelle der Disconto-Gesellschaft, eines Vorgänger-Instituts der Deutschen Bank, am Wittenberger Platz in Berlin gegraben. Im Januar 1929 brachen sie 179 Schließfächer auf. Die Bank bemerkte den Schaden erst Tage später.

„Berlin hat die Sensation eines Bankraubs“

Die Frankfurter Zeitung schrieb damals: „Berlins Ehrgeiz, eine Weltstadt amerikanischen Tempos zu werden, ist zu einem Teil erfüllt. Berlin hat seit einigen Tagen die Sensation eines Bankraubs, eines raffiniert ausgeführten Einbruchs in eine Tresoranlage.“

Die Deutsche Bank beugte vor. In ihrer Publikation zitiert sie aus dem Magazin „Wahre Detektiv-Geschichten“ vom 18. Oktober 1930: „Die Bank hat ihre Verbrecherkartothek und ein gewaltiges Bilder-Archiv mit den Photographien der Fachverbrecherwelt. Eine neue Errungenschaft sind die elektrischen Ohren.“ Das waren Mikrofone an den Decken der Tresoranlagen."


Erst nach dieser länglichen Einleitung sind wir schließlich bei der portraitierten Firma gelandet, wobei nun aber auch erst noch Dönekens zum Besten gegeben werden. Sozusagen, ein bisschen Schränker-Latein. Schließlich geht es viel um Technik und Materialkunde (Sollen sich die Betroffenen) damit vergnügen. Bis dann wirklich ein interessanter Aspekt noch angeführt wird: Die sogenannten "Hartz-IV-Tresore" bzw. "Volkstresore:

„Jeden Schrank können sie aufbrechen“

Die Fabrik ähnelt einer Manufaktur, und die Baupläne werden vielfach in Abstimmung mit den Bedürfnissen des Kunden entwickelt. Denn was Tresore angeht, liefern sich Erbauer und Einbrecher einen Wettkampf. Apfel verspricht nicht die totale Sicherheit: „Jeden Schrank können Sie aufbrechen. Das ist nur eine Frage der Zeit.“

Doch um genau die geht es, denn auch hier gilt: Zeit ist Geld. Für die Blechbehälter aus dem Supermarkt hat Apfel nicht einmal ein Schulterzucken übrig. Die Leute wollen es eben. Die Tresorspezialisten nennen die Billigartikel, die meist aus China zugeliefert werden, Volkstresor.

Doch seit die vorige Bundesregierung Deutschland reformieren wollte, wurde auch für die kleinen Wertboxen der Personalvorstand der Volkswagen AG zum Namenspatron. „Hartz-IV-Tresore“ heißen sie nun, denn die Angst der Transferempfänger vor der Überprüfung ihrer Vermögensverhältnisse rief eine rege Nachfrage hervor. Reichtümer, die auf der Bank lagerten, wurden nun im Kleiderschrank versteckt.

„Am härtesten testen die Deutschen und Franzosen“

In die Sicherheitskategorien der Tresorbauer fügen sich die einfachen Schließkästen freilich nicht. Unter der Vielzahl der Normen sind die VDS- und ECBS-Klassen der deutschen Versicherer für die heimischen Hersteller die wichtigsten.

Ein Tresor, der dieser Prüfung standhalte, könne unter Umständen in Osteuropa eine oder mehrere Stufen höher bewertet werden, heißt es bei Format, denn Kompetenz und Technik der dortigen Gauner entsprechen eben nicht dem deutschen Niveau.

Auch Schränke nach amerikanischer Norm ließen sich für Europäer leicht öffnen. „Am härtesten testen die deutschen und französischen Institute“, sagt Apfel, „und die Franzosen und die Spanier testen unsere deutschen Schränke wiederum besonders hart.“


Insgesamt sehr informativ. So wünschen wir uns die FAZ

Schornsteinfeger als Bankräuber?

Die österreichische Nachrichtenagentur apa berichtet am 22.8. 2006 über einen Verdacht, den wiederum der Kurier kolportierte:
München - Verbrecher statt Glücksbote: Ein Rauchfangkehrer ist im deutschen Landkreis Günzburg in Bayern für einen Bankräuber gehalten worden. Wie die Polizeidirektion Krumbach am Dienstag mitteilte, hatte ein Zeuge beobachtet, wie ein verdächtiger Mann in schwarzem Gewand in einem Auto vor einer Bankfiliale in Ebershausen sich offenbar eine weiße Maske aufsetzte.

Die per Mobiltelefon alarmierte Polizei schickte sofort einen Streifenwagen an den vermeintlichen Tatort: Die Beamten konnten jedoch schnell Entwarnung geben: "Bei der verdächtigen Person handelte es sich um einen Rauchfangkehrer, der sich soeben entstaubte", erklärte eine Polizeisprecherin.

Il Manifesto (22.8. 2006) - die tägliche undogmatische "Quotidiano communista"
schrieb jüngst eine kurze Geschichte der als Hochsicherheitsgefängnis genutzten und im Nordwesten Sardiniens gelegenen Insel L'Asinara von Antonello Catacchio: "Breve storia di un'isola sempre segnata dalla pena", die wir der Einfachheit halber ganz wiedergeben. Unten geht es um die neuere Geschichte der Strafinsel


L'Asinara, l'antica isola d'Ercole, piazzata lassù, estrema punta nordoccidentale della Sardegna è davvero terra di pena. Relitti di navi, le più antiche di epoca romana, approdo di pirati, postazione d'avvistamento, nel Seicento gli spagnoli fanno edificare tre torri, con relativi soldati. Pochi, per la verità. Come pochi sono stati gli abitanti, incrocio di famiglie di pastori locali e pescatori genovesi. Più volte obiettivo prescelto per un lazzaretto dove inviare i passeggeri e le navi in quarantena. Obiettivo abbandonato e ripreso. La svolta (quasi) definitiva è del 1885, quando viene promulgata una legge per la creazione di una colonia agricola penale e di una stazione di sanità sull'isola dell'Asinara. Per far questo le poche centinaia di abitanti sono espropriate e deportate sulla terraferma. Già alla fine del 1888 si contano sull'isola 254 detenuti che lavorano come allevatori e agricoltori. Buoni i risultati rieducativi, ma ancora insufficienti quelli economici. Il momento più drammatico dell'isola arriva con la prima guerra mondiale.
Tra il 7 e l'8 agosto del 1915 approda, primo di tanti, il piroscafo Tolemaide con 1259 prigionieri austriaci, di cui cinque malati, con il sospetto che si tratti di malattia infettiva che richiede quarantena. Nel volgere di pochi mesi l'isola si trasforma in un campo di concentramento. Immense tendopoli di disperati, laceri, affamati, che dormono accanto ai cadaveri dei compagni. Alla fine sono 24mila gli austriaci transitati per l'Asinara e 5.700 sono ancora lì, nell'ossario del cimitero, morti di colera e di stenti. Anche se, dopo un primo anno infernale, quelli successivi (grazie al dirottamento dei prigionieri verso altri luoghi e al superamento dell'epidemia) segnano invece una situazione molto più civile. Al punto che molti austriaci, al momento di essere liberati, ringraziano con la convinzione di essere stati salvati da quella prigionia. Anche nel 1937 arrivano prigionieri malati dall'Abissinia (si dice addirittura che tra loro ci fosse la figlia di Haile Sellassie). Durante la seconda guerra mondiale non ci furono problemi particolari, salvo dopo il 1943, determinato dai liberandi che non potevano rientrare a casa perché le loro città erano occupate.
L'altra svolta per l'isola avviene nel 1971 quando sono inviati in soggiorno coatto cinque sospetti mafiosi, proprio mentre molti vorrebbero che, dopo la sostanziale dismissione del lazzaretto, venisse archiviata anche la colonia penale per lanciare l'Asinara turisticamente. Invece è solo l'inizio, perché di lì a poco verrà realizzato il supercarcere dove verranno reclusi molti esponenti delle Brigate rosse e i mafiosi più pericolosi. Vi transitano infatti Renato Curcio e Alberto Franceschini, Mario Brusca e Totò Riina, Sante Notarnicola e Horst Fantazzini. Solo un'evasione riuscita, quella di Matteo Boe con la complicità di una donna. Curiosamente finisce in carcere anche il direttore dello stesso carcere, Luigi Cardullo, cinque anni per peculato e truffa. Poi, a fine 1997 si chiudono tutti i carceri e l'isola diventa parco naturale.

Zum Aufstand von 1978 und den Haftbedingungen in Asinara vgl. auch dieses Interview mit Renato Curcio

Der Wikipedia-Eintrag über die Insel in deutscher Sprache ist eher "mittel", denn wirklich informativ.

Wenn wir der Veroneser Tageszeitung L'Arena (11.8.2006) und ihren (im übrigen bei allen italienischen Zeitungen) berüchtigten Cronaca-Seiten Glauben schenken, hat in den letzten Jahren eine überdurchschnittliche Steigerung der Banküberfälle auf über 39 Prozent gegenüber dem nationalen MIttel von 10 Prozent stattgefunden.

Bei L'Arena werden folgende Zahlen genannt: Demnach sind die meisten Banküberfälle 2005 in den Provinzen Milano ((325), Roma (230), Torino (189), Bologna (167) und Brescia (134) zu verzeichnen gewesen.

UGL-Credito fordert 2006 adäquate Schutzmaßnahmen, die nicht nur das Geld, sondern auch die Angestellten schützen würden:
"La cosa grave, secondo UGL-Credito, è che le banche spendono per la sicurezza, ma 'in modo inadeguato', e soppratuuo, sottolinea il sindacato, per salvaguardare il proprio denaro e non i dipendenti." (L'Arena, 11.8.2006)
Irgendwie kommt das unsereinem bekannt vor. Da wäre dann noch ein Satz zu übersetzen, der sich vermutlich auf die Frage der Banküberfall-Versicherungen beziehen wird:
"In questo contesto conclude Augello ci domandiamo a cosa serva uns osservatorio che costa ale banche 250000 euro all'anno e che, non arginando il fenomeno delle rapine, si limita a elaborare una circolare ogni tre mesi annunciando iiniziative che dovrebbero rappresentare una valida forma di contrasto ain femomeni criminosi ma che si esauriscono in simpatici quanto innocui adesivi per avvisare i rapinatori che la bancha è dotata di sistimei di sorveglianza."

Gleichermaßen monierte die Gewerkschaft Unione Generale del Lavoro (UGL) bereits 2005 für ganz Italien einen Anstieg: "Allarme rapine a livelli altissimi":

"Bologna «+64,9%, Napoli +58,1%, Roma +53,6%, Bari +44,3%. Ed ancora, Brescia +33,7%, Bergamo +27,1%, Verona +15,7%: le rapine in banca segnano una drammatica escalation che fanno salire l'allarme a livelli altissimi». La denuncia arriva dalla segreteria nazionale dell'Ugl Credito che ricorda anche come sia «Milano la
provincia più rapinata d'Italia, con 258 eventi registrati nel 2004, a
dimostrazione di una situazione che interessa tutto il Paese». (UGL-News 127/27.9.2005)

Die Gewerkschaft führt daher am 28. September 2005 in sechs Städten eine Art Anti-Bankraub-Aktionstag mit Kundgebungen durch:
«Preoccupa soprattutto - continuala nota del sindacato - l'incapacità degli Istituti di credito a mettere in campo efficaci sistemi di sicurezza antirapina. Per questo motivo, l'Ugl Credito ha mobilitato le proprie strutture sindacali per una manifestazione che si terrà il prossimo 29 settembre in sei città contemporaneamente:
Milano, Bologna, Imola, Roma, Napoli, Messina. Contestualmente sarà distribuita una Guida antirapina per le aziende di credito curata dal sindacato ». (UGL-News)


Zur aktuellen Situation in Roma

lautete der vielleicht doch etwas irreführende Titel einer Führung für Kinder im Rahmen der Veranstaltungsreihe des Vereins "wieneXtra - ein junge Stadtprogramm in Kooperation mit der Magistratsabteilung 13", die für den 9. August von 10-11 Uhr im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Wien spielt- 2006 Wieden" angeboten wurde. In der Raiffeisenlandesbank (Filiale St. Elisabethplatz) wurde Anschauungsunterricht für die Jüngeren geboten:

"Wenn Du immer schon wissen wolltest, wie ein Tresorraum aussieht, die Geldzählmaschine oder ein Bankomat und vieles mehr in einer Bank funktionieren, dann bist du bei dieser wienspielt-Aktion goldrichtig!"


Ein Schelm, der Böses dabei denkt ....

Laut dpa (14.08.2006) gestand jüngst in Trier ein wegen Bankraubs angeklagter Kriminaloberkommissar zu Prozessauftakt die ihm zu Last gelegte Tat

Der Polizist gab zu, dass er Ende April ein Geldinstitut im nahe gelegenen Trierweiler überfallen hat. Der 53-Jährige hatte damals seine Dienstwaffe dabei und war maskiert. Massive Geldprobleme hätten ihn zu der Tat getrieben, sagte er. Er erbeutete rund 80 000 Euro und stellte sich einen Tag nach dem Überfall seinen Kollegen.

Die Welt (15.8. 2006) liefert weitere Informationen. Mit der Überschrift "Ich wusste, dass Banküberfälle auch gut gehen können" zitiert sie den glücklosen Kriminaloberkommissar.

"In seiner Einlassung gab der Angeklagte an, dass der Banküberfall sein "letzter Ausweg" gewesen sei. Sein Konto sei "total überzogen" gewesen und er habe keine Rechnungen mehr bezahlen können. Als ihm die Stadtwerke gedroht hätten, ihm und seiner Familie Wasser und Strom abzustellen, und er seiner Tochter die Busfahrkarte zur Schule nicht mehr bezahlen konnte, sei ihm der Gedanke gekommen "Wenn das so weitergeht, muss ich eine Bank überfallen", erinnerte sich der Mann. "Ich habe das für meine Familie getan."
(...)
Aus krimineller Sicht hatte der erfahrene Polizist, der unter anderem bereits in Mainz beim Landeskriminalamt und in Koblenz beim Mobilen Einsatzkommando tätig war, den Überfall nicht sonderlich professionell ausgeübt. "Es gab schon schwierigere Fälle", sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Horst Roos nach der Festnahme des Beamten. Als Tatfahrzeug hatte dieser den Wagen einer luxemburgischen Freundin benutzt, den er nach der Flucht an einer Grillhütte abgestellt hatte. Die vor dem Überfall selbst gebastelten Kölner Kennzeichen hatte er mitgenommen. Anhand des Autos gelangten die Beamten rasch auf seine Fährte. Aus seiner beruflichen Erfahrung habe er gewusst, "dass Banküberfälle auch gut gehen können", sagte er.

Die Hessische/Niedersächsische Allgemeine bzw. HNA online (07.08.2006) teilen anlässlich der Kirmes in Felsberg-Melgershausen (irgendwo bei Melsungen) ;-) worldwide mit:


"Klasse Show mit nackten Beinen
Kirmes: Festumzug mt 21 Fußgruppen und schmucken Wagen - Spiele im Zelt

Melgershausen. Wie ein langer Lindwurm zog sich am Sonntag der Kirmesfestzug durch den Felsberger Stadtteil Melgershausen: Vorneweg das Kirmesteam mit den Traditionsfiguren Bär und Spuck, dahinter 21 Fußgruppen und Wagen.

Alle waren fanatsievoll ausstaffiert, um beim Wettbewerb um den schönsten Festzugbeitrag zu punkten. Dabei setzten die meisten Beiträge das 2006er Kirmesthema Wilder Westen um. Planwagen, Saloons und Sheriff-Office bestimmten das Bild. Außerdem griffen die Teilnehmer des Festumzuges örtliche Themen auf. Die Biber vom Freitagsbach zogen auf einem Baumstamm durch den Ort. Die Feuerwehrs machte auf fehlenden Nachwuchs bei den Brandschützern aufmerksam. Musikalisch wurde der Festzug vom Landsknechtsfanfarenzug Sontra begleitet.

(...)

Für die Kirmesolympiade hatte sich das Kirmesteam drei lustige Spiele zum Thema Wilder Westen einfallen lassen. Beim Goldrauchspiel mussten 14 Mannschaften mit verbundenen Augen Goldstücke in einem Trog finden. Beim Bonanzaspiel hatten die Gruppen auf einem Holzpferd Aufgaben zu erfüllen. Höhepunkt der Spiele war ein Bankraub wie im Wideln Westen.

Etwas Besonderes hatte sich die Mannschaft der Freiwilligen Feuerwehr ausgedacht. Die Männer traten mit nackten Beinen, aber mit Helm und Einsatzjacke an. Ein Bild, das schon beim Eintritt der Mannschaft für Beifallsstürme sorgte. Doch die Feuerwehrleute hatten die Rechnung ohne die anderen Mannschaften gemacht. Die nämlich feuerten sie an, auch noch die Helme und Jacken abzulegen - und als die Brandschützer nur noch in Unterhose dastanden, kochte die Stimmung im Zelt.

Als Lohn errang die Mannschaft der Melgershäuser Feuerwehr den Sieg bei den Auftritten und konnte sich beim Kirmesabschluss an einem 20-Liter-Fass stärken. Auf den Plätzen zwei und drei folgten Bodos Ballerfreunde und das Kirmesteam aus Malsfeld. (zot)


Tja, irgendwo in der volkskundlich-kulturwissenschaftlichen Medienforschung, wahrscheinlich bei Hermann Bausinger, gibt's dazu doch das passende, nämlich, in welcher Weise die medial vermittelte Populärkultur wiederum das dörfliche Brauchtum stärkt und erneuert.

Nachzutragen ist ist der WDR-Stichtageintrag vom 3. August 2006:

Vor 125 Jahren: William G. Fargo stirbt
Zu jedem Wild-West-Film gehört ein harter Cowboy, eine schutzbedürftige Lady, eine Postkutsche und ein Banküberfall. William George Fargo ist kein harter Cowboy. Er ist auch nur einmal im Wilden Westen gewesen. Und trotzdem hat er den Western-Mythos wie kein zweiter geprägt: durch seine Postkutschen und seine Bankfilialen.

Fargo wird 1818 in Pompey im US-Bundesstaat New York geboren. Schon mit 14 muss er seinen Lebensunterhalt selbst bestreiten. Bei seinen Aushilfsjobs in Lebensmittelgeschäften begreift er, wie wichtig es sein kann, Waren möglichst schnell und frisch von einem Ort zum anderen zu transportieren - später wird seine Firma als erste Eisenbahnwaggons mit Tonnen von Eis zur Kühlung durch die USA schicken. 1841 geht Fargo als Frachtagent zu einer Bahngesellschaft nach Auburn. Neun Jahre später gründet er mit dem 13 Jahre älteren Henry Wells das heutige Kreditkarten-Imperium "American Express ", damals ein Versanddienst für Briefe und Pakete. Als am Ufer des Sacramento der Goldrausch ausbricht, eröffnen beide unter dem Namen "Wells, Fargo & Co" eine Zweigstelle in San Francisco - und bieten glücklichen Goldgräbern zweierlei: einen Postkutschendienst für Waren und Personen sowie eine sichere Bank für ihre Funde. Konkurrierende und schon bestehende Unternehmen werden kurzerhand aufgekauft.

Mit Kutschen, Schiffen und später Eisenbahnen tragen Wells und Fargo entscheidend zur Anbindung des amerikanischen Westens an den Osten bei. 1858 gründen sie ihre legendärste Postkutschenverbindung zwischen Atchinson in Kansas und dem fast 3.000 Kilometer entfernten Placerville in Kalifornien: 153 Haltestationen zur Rast, aber auch zum Pferde- und Kutscherwechsel. Im günstigsten Fall dauert die Strapaze drei volle Wochen, bis zu 500 Dollar zahlen die Passagiere. Fargo stirbt am 3. August 1881 in Buffalo.


Gleichermaßen beschäftigte sich die WDR-Sendung Zeitzeichen, die sich asm 3.8. 2006 mit Wells Fargo.

Am frisch umbenannten Zürcher Institut für populäre Kulturen wurde in der Reihe "Zürcher Beiträge zur Alltagskultur" bereits vor geraumer Zeit eine Publikation zum Thema Schweizer Zahlenlotto veröffentlicht:
Lotto_1
Katrin Kalt: Zettel, Zahl und Zufall. Glück und Glücksspiel am Beispiel des Schweizer Zahlenlottos. Zürich 2004, 195 S., ISBN 3-908784-02-6, CHF 34.–,€ 22.50


Die Verlagsankündigung


"Seit 1970 rollen die Kugeln des Schweizer Zahlenlottos. Zahlreiche LottomillionärInnen wurden bereits gekürt, für die Mehrheit der Teilnehmenden bleibt jedoch ein Sechser im Lotto ein blosser Wunschtraum. Hinter der Schaufassade der öffentlichen Ziehung der Gewinnzahlen im Fernsehen liegt die verborgene Sehnsucht der hunderttausend LottospielerInnen in der Schweiz.
Die ethnographische Untersuchung fragt danach, wie die Menschen mit dem Zufall des Lottoglücks leben. Sie behandelt sowohl die historischen Entstehungsbedingungen, die institutionellen Strukturen und die gegenwärtige Form des Lottospiels als auch seine Bedeutung für die SpielerInnen. Welchen Platz nimmt es in ihrem Alltag ein, welche Vostellungen von Geld, Glück und Zufall werden mit ihm verknüpft, welches sind die Träume vom Riesengewinn? Zahlreiche Gesprächsdokumente geben Einblicke in individuelle Spielpraxis, Sichtweisen und Einstellungen von GlücksspielerInnen. Diese Innensichten zeichnen ein facettenreiches Bild der Alltagszusammenhänge zwischen Spielvarianten, Spannung und Glückserwartung."


Über Katrin Kalt

Die Schweizer Wochenzeitung "Facts" (7.4. 2004) rezensierte das Buch und betonte das Ergebnis, dass nicht nur auf den Lottogewinn abgezielt wird:

"Die Zürcher Kulturwissenschaftlerin Katrin Kalt, 38, hat nun mit einer breiten Untersuchung dem Schweizer Lottospieler erstmals ein Profil geben. Ihr Befund ist überraschend: Natürlich lockt das Geld, selbstverständlich wird geträumt vom Gewinn. Der Hauptanreiz aber ist viel profaner: Schweizer spielen Woche für Woche vor allem deshalb Lotto, um ihrem Alltag eine verlässliche Struktur zu geben. «Das Zahlenlotto wird gleichgesetzt mit dem Zeitungs- oder Bahnabonnement und mit dem Abfuhrwesen», sagt Kalt. «Alles Repräsentanten immer wiederkehrender Dinge, auf die Verlass ist, die deshalb strukturierend auf den individuellen Alltag wirken.»


Der obligatorische Vergleich darf auch bei Katrin Kalt nicht fehlen:

"Die Wahrscheinlichkeit, mit drei Franken Einsatz einen Sechser zu tippen, beträgt jämmerliche 1 zu 8,145 060 Millionen. Allerdings steht für den Schweizer der Lottogewinn gar nicht im Zentrum. Der Sechser im Lotto, sagt Kalt, «ist eine Redewendung, ebenso wie ‹eine Bank ausrauben›». Eine «hypothetische Grösse», «ein Spiel mit der Vorstellung», «ein Eintrittsbillett, den Zufall abzufragen, günstiger als ein Kaffee im Restaurant ». Irrational ist deshalb der Umgang mit dem Spiel. «Auf keinen Fall», würde etwa Therapeutin Erika Z., 53, im Falle eines Gewinns die Arbeitsstelle aufgeben: «Ich wüsste echt nicht, was ich denn sonst den ganzen Tag machen sollte.»"

Im Buch (S. 7f.) selbst heißt es:
"Zahlenlotto ist ein Spiel der Konjunktive. 'Im Lotto gewinnen' ist eine Redewendung geworden ebenso wie 'eine Bank ausrauben'. Beides spielt mit der Vorstellung einmal richtig Geld zur Verfügung zu haben."

Bei Katrin Kalt wird aber auf die doch entgegengesetzten Handlungsimplikationen nicht weiter eingegangen.

Interessant ist der historische Exkurs über die Ant-Lotto-"Pädagogik" (S. 52f.):

"Die Kritik und der Kampf der Lottogegner wandte sich vordergründig gegen ein ihnen abstrus vorkommendes spiel, dessen Sinn sie über die rationale Interpretation der Wirklichkeit im Sinne der Aufklärung nicht nachvollziehen konnten. Ihre Kritik richtete sich aber gleichzeitig gegen die Hoffnungen und Träume von denjenigen, die sich nicht imstande sahen, diese mit den vorgeschriebenen Mitteln der bürgerlichen Vorstellungen realisieren zu können. Edith Sauer spricht deshalb auch von der 'Disziplinierung des Innenlebens, der Sehnsüchte jener (...), die es nötig hatten oder notwendig erachteten, dieses Spiel zu spielen, um ökonomische und soziale Barrieren zu durchbrechen' "
Spätestens hier ergeben sich wiederum Paralellen zum Bankraub, die jedoch nicht thematisiert werden. Für die Analyse der Bankraubphantasien zeigen sich hier aber interessante Anknüpfungspunkte. Denn wenn die Lottogewinn-Phantasien gleichermaßen eher randständige Tagträume darstellen, dann ist es vermutlich nicht so verwunderlich, dass sie mit dem Bankraub in einem Atemzug Erwähnung finden.

Bereits vor zwei Jahren wurde in diesem Blog über das Geschäftsgebaren gegenüber ausgeraubten Post-Agentur-BetreiberInnen seitens der Deutschen Post berichtet

Inzwischn hat auch die Redaktion von Monitor (WDR) das Thema aufgegriffen. Anläßlich der der Sendung vom 27.07.2006 heißt es auf den Monitor-Online-Seiten:

Postagentur-Betreiber werden nach Überfällen von der Post
im Stich gelassen und bleiben auf dem Schaden sitzen.




Privatrisiko: Überfälle auf Postagenturen
"Bier, bunte Blätter, Briefmarken. Gibt es am Kiosk um die Ecke mit eingebauter Postagentur. Die Post hat es clever gemacht. Vor zehn Jahren trennte sie sich von teuren Beamten hinter den Schaltern, und anstatt in jedem Dorf eine Filiale zu betreiben, spannt sie nun kleine Einzelhändler als Bänker ein. Warum sich über diese effektive Lösung nicht nur der Weltkonzern, sondern auch Deutschlands Bankräuber freuen, zeigen Mike Külpmann und Eva Müller."

Die Getränkehändlerin Yvonne Rank stempelt für die Post. Seit zwei Jahren darf sie sich "Partneragentur" nennen und für den ehemaligen Staatsbetrieb nicht nur Päckchen entgegen nehmen und Briefmarken kleben, sondern auch Tausende von Euro verwalten. Denn meistens gehört zur Postfiliale die Postbank mit dazu, und die Kleinunternehmerin ist durch ihren Agenturvertrag zur Bankerin im Nebenjob geworden - mit allen Risiken. 23.000 Euro stahlen Diebe vor drei Monaten und nahmen gleich den ganzen Tresor mit. Das ist fast ihr Jahresgehalt, das sie der Post nun aus eigener Tasche zurückzahlen muss:

Yvonne Rank: "Ja, das war ein Schock für uns, weil auf einmal heißt es, dass der Tresor 100 Kilo zu leicht ist und dass die Versicherung deswegen den Schaden nicht übernehmen will. Nur den haben wir ja von der Post gestellt gekriegt."

Reporterin: "Also keine Entschädigung trotz Posttresor?"
Yvonne Rank: "Wir haben erst gedacht, die verarschen uns. Ja."

Kein Scherz: Von der Post bekommt man ein schickes Reklameschild, Regalsysteme mit Postlogo und viele gelbe Werbebroschüren. Aber für die Sicherheit gab's nur einen - aus Sicht der Versicherung - zu leichten Tresor, keinen Alarmknopf unter der Ladentheke, keine Überwachungskameras, keine Alarmanlage und kein Rolltor vor der Eingangstür. Das ist für alle anderen Banken gesetzlich vorgeschrieben. Die Post spart an dieser Stelle: Yvonne Rank trägt das ganze Risiko alleine. Sie bekommt nur 500 Euro Postbank-Provision im Monat. Davon kann sich niemand Sicherheitstechnik für zigtausend Euro leisten.


Wir erleben offenbar immer häufiger die Tendenz, die Risiken abzuwälzen. Bei den Banken besteht durch die verzögerte Geldausgabe und andere Sicherheitsmaßnahmen für die Kunden eine erhöhtes Risiko. Und hier wird das finanzielle Risiko auf die scheinselbständigen Agenturbetreiber gesourct und damit privatisiert.

Zu weiteren Interviews in dieser Sendung

"Für die Toten ist nur die Hisbollah verantwortlich"
heißt es am Samstag im Kommentar von Alan M. Dershowitz in der Süddeutschen Zeitung (29.7.2006):

Der Tenor des Kommentars lautet, dass es "keine klare Trennlinie zwischen Kämpfern und Zivilisten mehr" gebe: "Israel hat das Recht, das Leben seiner eigenen Bürger über das Leben der Bürger im Gebiet des Aggressors zu stellen."

Für die toten Zivilisten macht der amerikanische Strafverteidiger die Hisbollah verantwortlich und bemüht dafür die Logik des us-amerikanischen Strafrechtes:

"Kriegsrecht und moralische Bewertung militärischer Einsätze müssen sich diesen neuen Realitäten anpassen. Schuld und Verantwortung für zivile Opfer sollte direkt den Terroristen zugewiesen werden, die alles in ihrer Macht Stehende tun, diese Opferzahl zu maximieren. Hier mag ein Vergleich mit dem US-Strafrecht aufschlussreich sein: Nimmt ein Bankräuber einen Kassierer als Geisel und bedient er sich seiner als Schutzschild, während er auf die Polizei schießt, so ist er des Mordes schuldig, falls die Polizei daraufhin versehentlich die unschuldige Geisel tötet.

Dasselbe sollte auch für Terroristen gelten, die Zivilisten als Schilde benutzen, hinter denen sie ihre Raketen abfeuern. Israel muss es erlaubt sein, den Kampf zu beenden, den Hamas und Hisbollah angefangen haben – selbst wenn dies zivile Opfer in Gaza und im Libanon bedeutet. Eine Demokratie hat das Recht, das Leben ihrer eigenen unschuldigen Zivilisten über das Leben der Zivilisten eines Aggressors zu stellen, besonders dann, wenn sich unter jenen Zivilisten zahlreiche Komplizen der Terroristen befinden."


Es ist diese Logik des Staates, die die Verantwortung für eigenes Handeln auf Dritte abschiebt. Wenn man nämlich nicht mehr selbst für sein Handeln verantwortlich ist, dass heißt die Verantwortung für die Folgen des eigenen Handelns jemand anderem zuschreiben kann (z.B. Geiselbefreiung ohne Rücksicht auf die Folgen für die Geiseln), dann ist das nicht nur ein moralischer Dammbruch. Sondern es bedeutet konkret, dass sich das staatliche Handeln über das seiner Bürger erhebt. Aus Sicht der Geiseln hat eine solche Argumenation fatale Folgen. Wenn der Staat bzw. seine Exekutive die moralische Schuld für den "Kolleratalschaden" seiner Handlungen jemandem anderen moralisch wie rechtlich zuschieben kann, dürfte das eine Enthemmung seiner Aktionen begünstigen. Und ob nun der Bankräuber schuld war oder nicht, ist für die tote Geisel ziemlich unerheblich. Ein solche Rechtsauffassung begünstigt staatliches Handeln, dass das Leben der Geiseln zur Disposition zu stellen bereit ist.

Und was Israel angeht, lässt sich bei Moshe Zimmermann in der Süddeutschen Zeitung (24.7. 2006: "Bomben der Souveränität") nachlesen, was diese Rechtsauffassung konkret bedeutet, wenn - wie es der Fall ist -, die Hisbollah im Libanon im Zuge des libanesischen politischen Kräfteverhältnisses für eine Anomalität angesehen wird:

"Doch wo es nicht um souveräne Staaten geht, gibt es keine klaren Regeln mehr. Deswegen meint Israel (wie auch die USA) für beide Ausnahmefälle könnten nahezu selbstverständlich besondere Regeln geltend gemacht werden. Und fügt der Libanon sich den gesetzten Reglen nicht, so wird er für die Ereingnisse auf libanesischem Territorium verantwortlich gemacht. Nach israelischer Logik wird durch das Bombardement nicht nur Israel, sondern auch der Libano als souveräner Staat gestärkt, da dadurch die Hisbollah-Autonomie mitsamt ihrer militärischen Infrastruktur vernichtet werden soll."

Die Konsequenz dieser Logik muss spätestens seit diesem Wochenende zur Kenntnis genommen werden.

 

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