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Das Weblog zur Volkskunde des Bankraubs

 
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Anlässlich der Verurteilung einer 62jährigen Bankerin erfinden die Mainstream-Medien einen weiblichen Robin Hood:

„Ich muss verrückt gewesen sein“ soll sie laut Kölner Tagesanzeiger (23.11. 2009) auch gesagt haben. Aber was wenn die Umstände irr und verrückt sind und nicht die wegen Untreue verurteilte Bankfilialleiterin?

"Der Schaden: fast 1,1 Millionen Euro. Rund 7,6 Millionen Euro hatte sie ab-, aber nur 6,5 Millionen Euro zurückgebucht. Wegen Untreue ist die Bonnerin vom Amtsgericht zu 22 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden. "

Nun, was uns nochmals vor Augen führt, für welche Zwecke der Veruntreuung man Boni und für welche frau Knast bekommt.

"Sie buchte heimlich Geld von den Sparbüchern reicher Kunden auf die Konten ärmerer Leute:" (WZ, 23.11.2009)

Die NZZ (18.11. 2009 berichtete gestern ausführlich über das Banditenmuseum in Ronda. Das Museum ist Teil der dortigen Fremdenverkehrswerbung und spielt mit all den Narrativen, die auch im Bankraubkontext relevant sind.


tony1Spaniens Banditen-Erinnerungen Wegelagerer, Carmen und die Guardia Civil

Der König unter den Strassenräubern, El Tempranillo, und andere im Museo del Bandolero vorgestellte Banditen.

In Ronda besteht ein auf der Iberischen Halbinsel einmaliges Banditen-Museum: das Museo del Bandolero. Es erinnert an die 1934 in zwei Feuergefechten zu Ende gegangene Ära der Banditen in Andalusien.

(....)

Die Legenden leben weiter

rondaObwohl seither 75 Jahre vergangen sind, leben die noblen unter den andalusischen Banditen als romantische Helden in Legenden, Schelmenromanen, Filmen und Theaterstücken weiter. Grazalerma, das Heimatdorf von El Tempranillo, erweist seinem berühmt-berüchtigten Sohn jedes Jahr eine ganz besondere Ehre: Die Bewohner kleiden sich in Trachten aus der Bandolero-Epoche, und auf einer Bühne werden Abenteuer gespielt. Gäste, die sich zum erholsamen Schlaf niederlegen möchten, können dies stilvoll im Hotel Bandolero im nahen Dorf Juzcar tun."


Der ganze NZZ-Artikel

und erscheint ein bisschen verwirrt.

Die Medien (z.B. Badische Zeitung) berichten darüber, dass Tony Musulin sich in Monaco gestellt haben.

Andere behaupten, er sei verwirrt gewesen.

Das Wiener Gratisblatt "Heute" (6.11.2009) berichtete über die in Wien im Vergleich zu Vorjahren inzwischen zurückgegangenen Banküberfälle:

"Immer seltener heißt's: "Hände hoch!"
Der Trend: Im Vergleichszeitraum 2008 schlugen Räuber 57 Mal, 2007 exakt 62 und 2006 stolze 63 Mal zu – übrigens ein bisher unübertroffener Wert."


Hhm da werden allerdings früher andere Zahlen genannt:
2006: 68
2007: 77


Offenbar zeitigen die Gegenmassnahmen Wirkung

"Die Gegenmaßnahmen zeigen Wirkung: Mit 40 Banküberfällen 2009 konnte mittlerweile fast wieder der Stand von 2003 erreicht werden. Damals waren von Jänner bis 5. November 38 Geldinstitute überfallen worden.

Erfreulich ist auch die Entwicklung in Sachen Aufklärung, wonach zuletzt Kriminelle immer häufiger kurz nach der Tat gefasst wurden. Immerhin 18 Überfälle des heurigen Jahres konnten bereits als erledigt zu den Akten gelegt werden.

Die Erfolge führt Kripo-Chef Christof Hetzmannseder auf ein verbessertes Sofortfahndungsnetz sowie hochwertigere Videokameras in Banken zurück.

Der Weblog "Island Crisis" kürt Tony Musulin zum "Best Thief of the Year 2009". Nach soviel Mittelmässigkeit der Charaktermasken des Finanzkapitalismus, der Madoffs und anderer war das ja wohl an der Zeit. Denn:
"Who care about the “few” millions of the bank anyway. As if if you rob some fur off the Lion it becomes a cat!"


tony1


Tony Musulin has been officially awarded the Best Thief of the Year 2009 by Island Crisis for the amazingly well planned heist of this year in France. Ok we are kidding but this guy is a thief but a web hero!

Tony Musulin best thief of 2009

Tony Musulin is a security van driver for Loomis Security in France. Well you know those little vans that supposedly carry money safely from the big wallets to the other leeching wallet. Well this guy was driving the van carrying 17.2 million US dollars! And he “simply” ran away with it. (God bless you son).

Now you must be thinking that this guy is a thief and what the nut we are being cool with him? Well this amazing robbery is one which was done without any arms being used, without hurting anyone, without damaging anything and simply using the BRAIN!

Since the last few hours Tony Musulin has even became a web star on the net with Facebook Fan Pages about him cropping everywhere. And even this dedicated video above. Of course the chicken are looking for him but let’s hope he is wise enough now. Who care about the “few” millions of the bank anyway. As if if you rob some fur off the Lion it becomes a cat!

Hier eine erste "Ausbeute" von Youtube:

Tony Cash Mon€y Musulin - La Cavale




CLIP TONY MUSULIN LE CONVOYEUR DE FOND




Etwas literarischer:


unter der Überschrift Le casse du siècle" gibts hier noch mehr Merchandising.
Da kann man jede Menge Plunder bestellen ... bis hin zu solchen Autoaufklebern:
tony4

"Die" Medien liebe ihre Gentleman-Diebe. Derzeit berichtet halb Europa über den Fall des Millionen-Diebes Toni Musilin. Der Witz bei der Sache ist natürlich, dass sie es sind, die zur Popularität beitragen und dann wieder über die Effekte ihrer Berichterstattung (Fanseiten auf Facebook) berichten können:
Auch der Zürcher Tagi (9.11.2009) feiert Toni Musilim:



"Gefeierter Dieb liess Millionen liegen


Im Internet wurde der Dieb zum Helden - Mitglieder eines spontan gegründeten Fanclubs feierten ihn für seine gewaltlose Tat. Der Mann hatte seit zehn Jahren für die schwedische Sicherheitsfirma Loomis gearbeitet.


Zum Tagesanzeiger

Im Internetzeitalter geht das Flugs. Kaum sind die Millionen weg, gibt es jetzt schon die ersten Merchandising-Artikel. Das erinnert an den von MC Orgelmüller so köstlich besungenen ungarischen Eishockey-Torwart Attila Ambros:


tony1








TONY M
MEC BLIND






tony2






TONY LOL
le maillot de LOL






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+SANS ARMES NI VIOLENCES
TONY LE MEC BLINDE"


via Abrutishirt


Der Clip zum Shirt:


Spiegel Online (9.11.2009) berichtet, dass das meiste Geld des Millionencoup des Tony Musulin schon wieder gefunden sei:


Die Tat hätte eigentlich gar nicht möglich sein dürfen. Nach den Regeln der Transportgesellschaft darf ein Fahrer nie alleine mit dem Schlüssel für den Laderaum im Transporter bleiben. Außerdem dürfen maximal sieben Millionen Euro geladen werden. Und es war verboten, bei einem Geldtransport von der Zentralbank zur Zentrale noch bei Kunden zu halten.

"Genial und ohne Gewalt"


Doch Musulin hatte die Schlüssel, im Laderaum waren 11,6 Millionen Euro und seine beiden Kollegen stiegen unterwegs aus, um Formulare bei einem Kunden auszufüllen. Der unscheinbare Musulin hatte dafür gesorgt, dass ihm zwei Neulinge zugeteilt wurden.

"Genial und ohne Gewalt, Hut ab", schreibt ein Musulin-Fan in einem Internetforum. Die Polizei geht davon aus, dass Musulin längst im Ausland ist. Doch selbst wenn er gefasst würde: Er riskiert nicht allzu viel. Weil er keine Gewalt angewendet hat, drohen Musulin maximal drei Jahre Haft wegen Diebstahls. "Der Staat könnte von ihm Rechenschaft für seinen Lebenswandel abverlangen", sagte ein hoher Polizeifunktionär dem "Figaro". "Doch wenn er sich in einem Steuerparadies niederlässt, hat er lange Ruhe."

Musulin fuhr am Donnerstag in Lyon mit elf Millionen Euro im Wagen des Geldtransportunternehmens Loomis France einfach davon, als seine zwei Kollegen Geld aus einer weiteren Bank holen sollten. Erst Stunden später wurde der Transporter an einem abgelegenen Ort nahe Bahngleisen gefunden.

Am Montag fand die Polizei neun der 11,6 Millionen Euro in Lyon, wie die Justizbehörden mitteilte. In Anbetracht seiner serbo-kroatischen Herkunft sei der 39-jährige Geldbote möglicherweise Richtung Osteuropa geflohen, hieß es aus Ermittlerkreisen. Die 185 Mitgliedstaaten der internationalen Polizeibehörde Interpol seien alarmiert.

11 Millionen weg
Frankreichs User verliebt in einen Räuber

Der Standard (08. November 2009) weiss:

Geldtransporteur, der mit Millionen verschwand, hat wachsende Internet-Fangemeinde

"Sogar ehrliche Menschen wie ich sind voller Bewunderung." Oder noch begeisterter: "Bravo, bravo und nochmals bravo, ich hoffe, du bist über alle Berge."

Der Adressat solcher Internetreaktionen heißt Tony Musulin, ist 39 Jahre alt und Geldtransporteur, seit 10 Jahren ohne Fehl und Tadel beim selben Unternehmen beschäftigt. Das war er zumindest bis Donnerstag. Da machte er sich mit 11,6 Millionen Euro in Lyon auf und davon. Seither ist er unauffindbar.


Der ganze Artikel

Facebook-Links (1), (2), (3)

Die NZZ (26.10.2009) erinnert anlässlich der Wahlen in Uruguay daran, dass der "Alt-Guerillero Mújica" einst bei den Tupamaros kämpfte, ziemlich lange im Knast sass und darüber hinaus an einigen Banküberfällen zur Geldbeschaffung beteiligt gewesen ist.

"In Uruguay kommt es zur Stichwahl um das Präsidentenamt. Der frühere Guerilla-Kämpfer José Mújica gewann die erste Runde zwar klar, verfehlte aber die absolute Mehrheit. Die Amnestie für Schergen der Militärdiktatur wird nicht aufgehoben.

(sda/dpa) Nach Auszählung von rund einem Fünftel der Stimmen kam der 74-Jährige Kandidat des regierenden Linksbündnisses Frente Amplio (FA, Breit Front) auf 40,6 Prozent der Stimmen. «Unsere Anhänger fordere ich zu einer weiteren Anstrengung auf», sagte Mújica. Aber das Ergebnis gebe «Anlass zur Hoffnung». Mújica war Mitglied der Guerilla-Gruppe Tupamaros und nahm an Überfällen, Entführungen und Bankrauben teil. Er sass insgesamt 15 Jahre in Haft.

Am 29. November kommt es zur Stichwahl zwischen Mújica und dem Zweitplatzierten der Wahl, dem konservativen Ex-Präsidenten Luis Alberto Lacalle.


(...)

Via Indymedia lesen wir: (umpaumpa 02.10.2009 22:12)

Alfredo Bonanno und ein bisher nicht genannter Mann griechischer Herkunft wurden in Trikala - Griechenland festgenommen. Ihnen wird ein Bankueberfall vorgeworfen.
Der italienische Anarchist Alfredo Maria Bonanno wurde gestern gemeinsam mit einer anderen Person aus Griechenland verhaftet. Ihnen wird ein bewaffneter Raubueberfall in einem Bankinstitut der Stadt Trikala vorgeworfen.

Die genaueren Informationen sind bisher zu vage um diese hier zu berichten.
Soweit nur die Basics. Laut seiner Lebensgefaehrtin geht es Bonanno gut soweit.

A. Bonanno ist bekannt fuer seine provokative Form des Schreibens. 1977 wurde er fuer seinen Text "Die bewaffnete Freude" deswegen 1 1/2 Jahre eingesperrt.

Er ist Autor vieler Texte, unter anderen, "Die anarchistische Spannung," "Lasst uns die Arbeit zerstoeren," "Vom Zentrum zur Peripherie," "Distruggiamo la religione," etc.

1997 wurde er vom italienischen Staatsanwalt Marini und den italienischen Behoerden als Fuehrer einer fiktiven anarchistischen Bande (ORAI-Revolutionaere Anarchistische Insurrektionalistische Organisation) bezeichnet und zu 6 Jahren Knast verurteilt.
Damals schon wurden Reden die er im Hoersaal der Uni von Thessaloniki - Griechenland hielt, als "Geheimtreffen" bezeichnet und gegen ihn im italienischen Verfahren verwendet.
2003 musste er dafuer 2 Jahre in Triest absitzen und weiters in Hausarrest.
Nach letzten Infos wird er am Montag dem Richter vorgefuehrt.

Ueber die zweite Person ist nur das Alter offiziell bekanntgegeben: 46 Jahre. "


Hier eine italienische Quelle, in der Bonanno als zentraler Theoretiker eines gewaltbereiten Anarchismus bezeichnet wird.

Und alle so: "Banküberfall!"

Aufruf zum Eduard Zimmermann-Aktenzeichen XY-Gedenk-Flashmob

Wo: Deutsche Bank, Berlin-Alexanderplatz
Wann: Heute, 16 Uhr

Mitzubringen sind Maske, Pistole und Fluchtwagen.

Ablauf: Punkt 16 Uhr rennen alle maskiert in die Bank und schreien: "Das ist ein Banküberfall! Her mit den Moneten!" Um 16.05 werden wir die Bank mit der Beute wieder verlassen und mit dem Fluchtwagen flüchten.

Achtung, der Flashmob ist nicht offiziell angemeldet, wer erwischt wird, könnte Ärger mit der Polizei bekommen.

Heute abend, Donnerstag, 10. September 2009, 23 Uhr
auf 1live

Jacques Mesrine brachte es vom kleinen Ganoven aus dem Pariser Milieu zum meistgesuchten Killer Frankreichs. Ihm gelangen drei spektakuläre Gefängnisausbrüche, bis er 1979 von einer Spezialeinheit der Pariser Polizei auf offener Straße in seinem Auto erschossen wurde.

Nach der Verfilmung von Jacques Mesrines Leben ("Public Enemy No. 1") gibt es nun seine Autobiographie auch als Hörspiel:

Ein wahrer Lebensbericht: Jacques Mesrine wurde in den 70er Jahren zum Staatsfeind Nr. 1 in Kanada und in Frankreich. In Frankreich wurde für seine Autobiographie sogar ein eigenes Gesetz erlassen. Es besagt, dass niemand, der über seine Verbrechen Bücher schreibt, daraus Gewinne erzielen darf.

An Verbrechen hat Mesrines im Gefängnis verfasster, knallharter Lebensbericht einiges zu bieten: Diebstahl, Einbruch, Erpressung und schließlich kaltblütiger Mord. Der Todestrieb wird zu Mesrines ständigem Begleiter. Mesrine steht zum "Abrechnungsmord", zum Ehrenkodex der Gangster, zu seinem verkorksten und mit falschen Heldenidealen verbundenen Leben. Der schockierende und spannende Lebensbericht eines nicht eben angenehmen Zeitgenossen.


von Jacques Mesrine
aus dem Französischen von Angela Schmidt und Pierre Gallissaires
Bearbeitung und Regie: Walter Adler
Produktion: WDR 2009
Länge: 55 Minuten
Redaktion: Isabel Platthaus/Natalie Szallies

 

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