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Das Weblog zur Volkskunde des Bankraubs

 

Millionencoup

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Ein neuer Millionencoup hat offensichtlich in Slowenien stattgefunden. Die Medien überschlagen sich mit Berichten. Die Wiener Presse (04.11.2005) hat eine eigene Korrespondentin (Gertraud Illmeier) vor Ort (und illustriert ihren Online-Artikel mit dem Bild der Panzerknacker:

„Bankraub des Jahrhunderts“ - Bande plünderte im Zentrum von Laibach 420 Safes und erbeutete Millionen.

BELGRAD/LAIBACH. Kein Halloween-Spuk war es, sondern nüchterne Realität: Eine Bankräuber-Bande landeten im Zentrum von Laibach einen spektakulären Coup. Slowenische Medien sprechen vom „Bankraub des Jahrhunderts“.
Wie erst jetzt bekannt wurde, räumten die Täter – laut Polizei „drei oder mehr Männer“ – in der Nacht zum Dienstag den Tresorraum der zur französischen Société Générale gehörenden SBK Bank aus. 420 der 4900 Safes wurden aufgebrochen und geplündert. Neben Bargeld sollen die Räuber auch Gold und Wertgegenstände erbeutet haben. Der genaue Schaden steht noch nicht fest, man geht aber von Millionen Euro aus.
Laibach-Panzerknacker
Täter hatten Zugangscodes

Die mit automatischen Waffen ausgerüsteten Männer waren im Besitz eines gültigen Zugangscodes. Sie drangen gegen 23 Uhr ohne Gewaltanwendung ins Gebäude ein, wo sie die zwei Wachposten einer privaten Sicherheitsfirma überwältigten. Erst in der Früh gegen sechs Uhr wurde der Einbruch von einem der Wächter gemeldet, der sich in der Zwischenzeit von seinen Fesseln hatte befreien können, wie Polizeisprecher Peter Kralj der „Presse“ schilderte. Die Täter seien nicht maskiert gewesen, könnten jedoch falsche Bärte getragen haben.

Ob die Einbrecher mit Hilfe der Überwachungskameras identifiziert werden könnten, wollte Kralj „in Anbetracht der laufenden Ermittlungen“ nicht kommentieren. Laut Polizei sollen zwei der Täter etwa 30 Jahre alt sein und slowenisch und serbokroatisch gesprochen haben. Donnerstag Morgen wurden in Ljubljana die beiden Fluchtautos entdeckt.
Die slowenische Polizei hat die Exekutive der Nachbarländer um Hilfe gebeten und Interpol und Europol eingeschaltet.
Die SBK ist die viertgrößte Bank in Slowenien. Direktorin Cvetka Selsek hat den betroffenen Kunden die volle Entschädigung für die erlittenen Verluste zugesagt.

Räuber agierten in Seelenruhe

Die Bank ist inzwischen wegen unzureichender Sicherheitsvorkehrungen ins Kreuzfeuer der Kritik geraten. Bemängelt wurde, dass sich die interne Sicherheitszentrale der Bank im selben Gebäude wie der Tresor und eine Bankfiliale befindet.

Auch die private Sicherheitsfirma dürfte Mitschuld tragen. Denn zum Zeitpunkt des Überfalls hielten sich beide Wächter im selben Raum auf. Dies verstößt gegen die Vorschrift, die besagt, dass einer außerhalb des Gebäudes Wache schieben muss. Offensichtlich wussten die Täter über die Wachablöse alle 12 Stunden – um 18 Uhr und um 6 Uhr – Bescheid. So konnten sie sich die ganze Nacht Zeit für ihren Coup nehmen.

Die slowenische Polizei bewacht seit zwei Jahren keine Banken mehr. Private Firmen haben diese Funktion übernommen."


Laibach" Tja, womit wir beim Schwierigsten wären: Dem entstandenden Schaden. Das Alpenjournal (3.11. 2005) konstatiert: "Die tatsächliche Höhe des Schadens steht nach wie vor nicht fest. Man geht von einem mehrfachen Millionenbetrag aus. Die viertgrößte Bank Sloweniens, rief die Mieter der Safes auf, ihre dort deponierten Wertsachen aufzulisten. Die Verluste würde ersetzt - vorausgesetzt, die Kunden können sie beweisen." Und dann natürlich unvermeidlich.

"Slowenische Medien wie die Tageszeitung „Delo“ bezeichneten den filmreifen Coup als "Bankraub des Jahrhunderts"."

Die ebenso unvermeidliche Kronenzeitung (3.11. 2005):

"Vergiss Ocean’s Eleven: In der slowenischen Hauptstadt Laibach haben drei schwere Jungs den Coup des Jahrhunderts gelandet. (...) Sehr verdächtig: Den Zahlencode für den Zugang zum Tresorraum hatten die Einbrecher gleich mitgebracht. Slowenische Medien mutmaßen über eine undichte Stelle unter dem Bankpersonal.


so vermutet ein Bericht der Oberösterreichischen Nachrichten (24.10. 2005):

Planer eines dreisten Bankraubes nach Entführung ermordet

RIO DE JANEIRO. Der mutmaßliche Drahtzieher des spektakulären Diebstahls in der brasilianischen Zentralbank (die OÖN berichteten), ist entführt und ermordet worden.

Die Leiche des 26-jährigen Luis Fernando Ribeiro wurde bereits am 9. Oktober an einer Straße nahe der Stadt Camanducaia gefunden. Sein Körper war von sieben Kugeln getroffen worden.

Die Tat stehe definitiv in Zusammenhang mit dem Diebstahl, sagt die Polizei. Ribeiro war am 7. Oktober entführt worden. Seine Familie hat ein Lösegeld von zwei Millionen Real (741.000 Euro) bezahlt, aber Ribeiro wurde nicht freigelassen. Die Staatsanwaltschaft hat Hinweise darauf, dass Polizisten in die Entführung verwickelt sind. Bei dem größten Bankraub in der brasilianischen Geschichte hatten etwa zehn Männer in drei Monaten von einem Haus in der Nähe der Bank in Fortaleza vier Meter unter der Erde einen 80 Meter langen Tunnel in den Tresorraum der Zentralbank gegraben und Geld im Wert von umgerechnet 58 Millionen Euro herausgeholt.

Überall wird es berichtet, so natürlich auch in der Kronen-Zeitung (30.9. 2005). Ein Teil der Beute aus dem Millionencoups von Brasilien wurde sichergestellt sowie Verdächtige offensichtlich verhaftet.

Der Handelsblatt-Korrespondent für Südamerika, Alexander Busch, (3.9. 2005) weiss, was die BrasilianerInnen für ehrliche Arbeit halten:

Bankraub - war das was?

"Knapp drei Wochen ist es her, da stahlen Bankräuber umgerechnet rund 63 Millionen Euro in gebrauchten, nicht nummerierten Banknoten aus dem Tresor der Zentralbank in Fortaleza, einer Provinzhauptstadt im Norden Brasiliens. Es war einer der größten Bankplünderungen der Geschichte weltweit. Die gesamte internationale Presse berichtete ausführlich darüber. Doch in Brasilien selbst war der Millionen-Raub nach zwei Tagen aus den Schlagzeilen verschwunden. Es wurden zwar noch ein paar hunderttausend Banknoten in Kofferräumen von Autos entdeckt, die in Sattelschleppern auf den Weg zu den Metropolen nach Süden waren. Auch ein Teenager wurde dabei ertappt, wie er in einer Shopping-Mall der Hauptstadt Brasilias mit noch original verpackten Banknotenbündeln einkaufen wollte. Doch ansonsten ist der Raub vergessen. Niemand scheint sich noch dafür zu interessieren, was mit den dreieinhalb Tonnen Banknoten geschehen ist. In der Presseabteilung der Zentralbank muss man ausführlich sein Anliegen erklären, damit der Sachbearbeiter sich überhaupt an den Vorfall erinnert. Mein Verdacht: Bei der anhaltenden Korruption in Brasiliens Politik, wo schwarze Kassen zur Parteinfinanzierung und Stimmenkauf in Höhe von 150 Millionen Euro existiert haben sollen - da interessiert sich die Öffentlichkeit einfach nicht für einen Bankraub, bei dem vergleichsweise "ehrlich" gearbeitet wurde: Immerhin eröffneten die rund ein Dutzend Räuber zur Fassade einen Gartenbaubetrieb, gruben drei Monate lang einen Tunnel bis zum Tresor der Zentralbank und nutzten dann ein Wochenende, um unbemerkt in den Safe einzudringen und in stundenlanger Schlepperei durch die klimatisierte Grube die Banknoten weg zu schaffen - eine organisatorische und logistische Meisterleistung, der die meisten Brasilianer Respekt zollen. Ganz anders als den schmierigen Geldwäschern und Politikern."

Über ihn heisst es:
"Alexander Busch, 41, ist seit zwölf Jahren in Brasilien als Korrespondent für Südamerika mit Sitz in São Paulo tätig. Im Privatleben interessiert er sich für Jazz, Latino-Musik und gute Küche."
Und Bankraub?

Endlich mal wieder ein Artikel, der nicht nur die Agenturmeldungen nachbetet. Die Schweizer Sonntagszeitung (14.8. 2005) hat Marco Morell recherchieren lassen. Der Beitrag beginnt mit einer uns nur zu bekannten Erkenntnis:

Geld am Ende des Tunnels
»Keine Waffen, kaum Spuren, riesige Beute: Der fast perfekte Bankraub von Fortaleza

Wenn dreiste Diebe eine reiche Institution auf einen Schlag arm machen und die Polizei dabei alt ausschaut, schlagen die Herzen der Normalbürger heimlich höher. Das funktioniert so seit Robin Hood und Jesse James und jetzt erneut in Anbetracht der unglaublichen Ereignisse, die sich letzte Woche in der brasilianischen Stadt Fortaleza abspielten.


Wenn es gegen "die da oben" geht, gibt es offensichtlich auch im Braslien des linksgerichteten Präsidenten Lula genügend Gründe zur Schadenfreude:

"Auf Mitleid kann die ausgeraubte Zentralbank in Brasilien umso weniger hoffen, als das Ansehen der Machtelite derzeit so tief ist wie selten zuvor: wegen des immer weitere Kreise ziehenden Korruptionsskandals in der Arbeiterpartei Präsident Lulas. Endlich zeigt es jemand «denen da oben» so richtig! "

Richtig ungemütlich wird es für "die da oben", wenn der Tathergang Stil und Format aufweist:

"Erstaunlich am Bankraub von Fortaleza ist nicht nur die Höhe der Beute, sondern vor allem die perfekte Durchführung. Von der monatelangen Vorbereitung bis zur Flucht scheint alles minuziös nach Plan abgelaufen zu sein. Sogar die Polizei zeigte sich davon fasziniert. «Es ist wie im Film», meinte der Polizeichef des Bundesstaats Cear á, dessen Hauptstadt Fortaleza ist. "

Der Sonntagszeitungs-Artikel benennt die Faktoren des öffentlichen Erfolgs, nämlich präzises Handwerk:
Vorbereitung und Tarnung (Einen Tunnel sowie eine Tätigkeit, die die Arbeit daran unauffällig erscheinen lässt), Überwindung der HighTech-Sicherungen sowie der Abgang.
Was noch fehlt ist die enorme Summe, die in einem Land wie Brasilien märchenhaft anmutet:
  • Der Tunnel: Als die Polizisten durchs Loch im Tresorraum hinunterstiegen, entdeckten sie einen Tunnel von 78 Meter Länge. Er war mit Holzverstrebungen abgestützt, mit Holzplatten und Plastik verkleidet und mit elektrischem Licht, einer Klima- und einer Gegensprechanlage ausgerüstet. Die 3,5 Tonnen schwere Beute zogen die Einbrecher offenbar mit einer Art Fliessband aus Plastiksäcken und Schnüren durch den Tunnel. Ein Ingenieur sprach gegenüber der Zeitung «O Globo» von einer «technisch einwandfreien Konstruktion», die angesichts des hohen Sandanteils im Untergrund einiges an Fachwissen erfordert habe.
  • Die Tarnung: Der Tunnel führte die Polizisten in ein einen Häuserblock entferntes Wohnhaus. Dort hatte sich im Erdgeschoss vor drei Monaten eine Gartenbaufirma niedergelassen mit dem Namen Grama Sintética, die sich als Spezialist für Kunstrasen ausgab. In Wirklichkeit war es eine Tarnfirma. Sie ermöglichte es den Einbrechern, die ausgegrabene Erde ohne Verdacht zu erwecken aus dem Herzen der Zwei-Millionen-Stadt zu transportieren. Insgesamt mussten sie hundert Tonnen Erde wegschaffen oder sechs grosse Lastwagen voll. Nachbarn beschrieben die angeblich zehn Männer, die im Haus verkehrten, als freundlich. Sie seien häufig in den Restaurants und Bars des Quartiers anzutreffen gewesen und hätten einen fremden Akzent gesprochen. Ihr Chef hatte am 2. Mai die Gartenbaufirma registrieren lassen, mit einem gefälschten Ausweis, der auf den Namen Paulo Sérgio de Souz a lautete.
  • Der Einbruch: Die Polizei vermutet, dass die Täter in der Nacht auf vergangenen Samstag in den Tresorraum eindrangen. Das Werkzeug zum Aufbrechen des Betonbodens liessen sie am Tatort zurück. Die Bewegungs- und Lichtsensoren erzeugten keinen Alarm. Den drei Überwachungskameras war von einem Gabelstapler und den Containern, aus denen das Geld entwendet wurde, die Sicht verdeckt. Die Polizei gibt sich überzeugt, dass die Bande über Komplizen in der Zentralbank verfügte. Im Tresor befanden sich hauptsächlich gebrauchte Noten, deren Zustand überprüft werden sollte. Die frisch gedruckten mit zusammenhängenden Seriennummern liessen die Einbrecher im Safe zurück. Die Nummern der gebrauchten Noten sind nicht registriert.
  • Die Flucht: Laut der Polizei hatte die Bande ihr Werk am Samstagmorgen «zwischen zehn und zwölf Uhr» vollbracht. Bis zur Entdeckung des Überfalls am Montag verblieben den Mitgliedern 44 Stunden zur Flucht. In der Wohnung am Ende des Tunnels verstreuten sie überall Löschkalk, um die Spurensicherung zu erschweren; trotzdem ist es der Polizei gelungen, an der Gegensprechanlage zum Tunnel und einem Schrank Fingerabdrücke zu sichern. Am Samstag um 14 Uhr wurden am Flughafen Fortalezas acht Flugtickets nach São Paulo gekauft. Bezahlt wurde bar mit 50er-Noten. Um 17 Uhr wurden laut der Zeitung «O Povo» in der Einstellgarage eines weiteren Wohnhauses zwei Männer beobachtet, wie sie einen Geländewagen mit Säcken beluden. Die Polizei vermutet, dass das Haus ein zweiter Stützpunkt der Bande war.


Nunmehr läuft die Fahndung und natürlich bleiben bei einem solchen Projekt unfreiwillige Spuren nicht aus:

"Lippenstiftspuren sollen zu den Tätern führen
Nicht nur der Raffinesse der Einbrecher ist das Gelingen des grössten Banküberfalls in der Geschichte Brasiliens zu verdanken, sondern auch den krassen Mängeln im Sicherheitsdispositiv der Bank. Zum Schrecken der Polizei wurden die von den Videokameras im Tresorraum aufgenommenen Bilder nicht auf Band aufgezeichnet, sondern nur auf einen Monitor einer privaten Sicherheitsfirma übertragen. Die wiederum beteuerte, ihr Auftrag habe sich auf die Ein- und Ausgänge der Bank sowie deren Umgebung beschränkt und das, obwohl gemäss «O Povo» bei der Polizei seit Jahresbeginn wiederholt Warnungen eingegangen waren, wonach in Fortaleza ein «grosses Ding» in Vorbereitung sei. Zu allem hinzu ist das erbeutete Geld nicht versichert, von der Versicherung gedeckt sind nur die Geldtransporte womit letztlich die brasilianischen Steuerzahler für den Schaden werden aufkommen müssen.

Immerhin hat die Polizei inzwischen einen Bruchteil der Beute sicherstellen können. In drei Personenwagen, die auf einem Autotransporter unterwegs waren, hat sie fünf Millionen Real in 50er-Noten gefunden. Der Transporter war bei Belo Horizonte, 1900 Kilometer südlich von Fortaleza, angehalten worden, nachdem die Polizei Hinweise erhalten hatte, dass die Autos mit Bargeld gekauft worden waren. Der Fahrer des Transporters und drei weitere Insassen befinden sich in Polizeigewahrsam. Auf einem Parkplatz in Fortaleza wurde ausserdem ein Lieferwagen beschlagnahmt, in dem sich 5000 Real in 50er-Noten befanden, der Grossteil davon in Bündeln mit dem Siegel der Zentralbank.

Hoffnung für die Jagd nach den Tätern macht sich die Polizei vor allem wegen der Zigarettenstummel, die sie im Lieferwagen fand. Einige trugen Spuren von Lippenstift. So perfekt der Bankraub von Fortaleza ausgeführt wurde, eine uralte Weisheit hat auch er nicht widerlegen können: Kein Mensch ist fehlerfrei."

Das war zu erwarten. Massenbankraub birgt einfach zu viele Risiken. Die ersten Verhaftungen sind erfolgt, berichtet dpa (11.8. 2005):

Zwei Männer nach spektakulärem Bankraub in Brasilien festgenommen

Rio de Janeiro - Nach dem größten Bankraub in der Geschichte Brasiliens hat die Polizei einen ersten Fahndungserfolg erzielt. Zwei Männer seien festgenommen worden, berichtete die Zeitung "Folha de São Paulo" unter Berufung auf die Polizei. Bei der Aktion in der Nähe der Stadt Belo Horizonte seien zudem zwei mit Geld aus dem Bankraub gekaufte Fahrzeuge sichergestellt worden. In ihnen seien weitere etwa eine Million Reales (350 000 Euro) gefunden worden. Auch dabei handele es sich vermutlich um einen Teil der Beute.

Bei dem spektakulären Raubzug hatten die unbekannten Täter am vergangenen Samstag 156 Millionen Reales (rund 52 Millionen Euro) in gebrauchten, nicht registrierten Scheinen mit einem Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen erbeutet. Die Räuber hatten in wochenlanger Arbeit vier Meter unter der Erdoberfläche einen 80 Meter langen Tunnel gegraben.

Unterdessen verdichten sich Hinweise, daß die Täter Helfer in der Bank hatten. Ein Gabelstapler der Filiale der Zentralbank in der nordöstlichen Provinzhauptstadt Fortaleza im Bundesland Ceará sei genau vor den Überwachungskameras abgestellt gewesen, so daß auf den Bildschirmen der Wachleute nichts zu sehen gewesen sei, berichtet die Zeitung. Das Gerät sei sonst für die Beförderung schwerer Geldkästen im Tresorraum verwendet worden. dpa


Ausserdem bestätigt sich der Verdacht, dass hier Helfer in der Bank mitgewirkt haben ...

Das setzt Phantasien frei. Jetzt wird in der Geschichte gekramt und auch Springers Welt (10.8. 2005) fängt an ins tresorknackenden Delirium zu verfallen:

Das Schränkerhandwerk lebt
Bankräuber in Brasilien erzielen Rekordbeute. Der alte Trick: Ein Tunnel in den Tresorraum

von Ulli Kulke

Fortaleza - Wer da glaubt, der gemeine Bankeinbrecher sei tot, und es lebe nur mehr der feine Computerkriminelle, der alles bargeldlos von zu Hause erledigt, der irrt. Im brasilianischen Fortaleza haben die Klassiker zugeschlagen. In der Zentralbank. Beute: umgerechnet 53 Millionen Euro, Weltrekord. Länge des Tunnels: über 200 Meter - ebenfalls Weltrekord.

TunnelFortaleza
Der Tunnel ist es, immer wieder der Tunnel, der den kleinen Bankenschreck vom schweren Schränker scheidet. Der dem Räuber zu Renommee verhilft und den Gendarmen zum Genarrten macht. Ein drei Meter kurzer Stollen schon brachte den Gebrüdern Sass 1929 Zugang zum Keller der Berliner Discontobank - und Berühmtheit. Doch die Polizei konnte nichts beweisen, sie war der Lächerlichkeit preisgegeben, zum Hohn gaben die Sass-Brüder auch noch Pressekonferenzen. Beim berühmten Bankraub von Nizza 1976 (100 Millionen Franc, damals Weltrekord) war der Tunnel schon erheblich länger, allerdings nahmen die Gangster auch das Kanalsystem der Stadt zu Hilfe, um zum Kellertresor der Société Générale zu gelangen und ihn leer zu räumen. Ken Follett schrieb darüber einen Bestseller. 1995 dann wieder Berlin: Geiselnahme in einer Bank, fünf Millionen Mark Lösegeld wurden durch die Tür geschoben, ein Fluchtauto wurde in Aussicht gestellt. Und während die Polizei draußen beriet, wie sie später die Verfolgung aufnehmen könnte, waren die Gangster längst durch einen vorbereiteten 190-Meter-Tunnel verschwunden. Berlin lachte. Und der Chefermittler zog den Hut: "Logistik, Planung, Tatausführung waren genial."

Der Tunnel - er steht für harte Knochenarbeit, für den respektheischenden Durchbruch selbst gegen das Gesetz, für das Licht des Reichtums am Ende des Tunnels, den Silberdollar am Horizont der Phantasie auch aller gesetzestreuen Träumer. Gewiß hätten die legendären Posträuber um Ronnie Biggs auch einen gebuddelt, wenn er irgendeinen Sinn hätte ergeben können.

Ein Problem allerdings kennt jeder Tunnelgangster: wohin mit dem immensen Aushub, ohne Verdacht zu erregen? Die Gangster von Fortaleza lösten es genial: Auf dem Platz rund um den Einstieg gründeten sie eine Gartenbaufirma. Mit äußerst voluminösem, aber völlig unverdächtigem Umsatz von Erdmassen. Ihre Spezialität: Naturrasen. "Eine einträgliche Geschäftsidee", erzählten sie den Nachbarn.


Werte Welt-Redaktion, aber das mit den 200 Metern, das hätte man auch schon am Dienstagnachmittag wissen können, dass das bereits auf 70-80 Meter korrigiert worden ist.

Born to be a dancer (9.8. 2005)

ich hab ebn punkt 12 gesehn, was heißt ebn... vor 3 stundn lol
da kam sowas, dass in brasilien oda so son paar typen 55millionen euro also umgerechnet aus ner bank geklaut ham, die ham da nebenan nen blumenladen aufgemacht un sich dann innerhalb von paar monaten nen tunnel bis zur bank gegraben, dass is ma geil *lol*
tja dann fangt die ma wieda ein


Ein Mikelfish kommt am 11.8. ins Grübeln:
"berufliche Veränderung....
Bankräubern gelingt historischer Coup durch Tunnelbau

Der Weg zur Millionen-Beute führte durch den Untergrund: Bankräuber haben in Brasilien einen 200 Meter langen Tunnel gegraben und so rund 68 Millionen Dollar (150 Millionen Real) gestohlen. Der Coup gilt als der größte Bankraub in der Geschichte des Landes. (Spiegel)
.... habt ihr sicher auch gelesen, und da komm ich ins Grübeln, weil, vielleicht sollt ich mal die Seite wechseln und den zweiten Teil meines Berufsnamens in -räuber ändern...
.... hmh, wir sehen uns in Brasilien, Mexiko....???...:-)

Die Kronenzeitung (9.8. 2005) bietet in ihrem Online-Angebot eine Chronik der größten Banküberfälle der letzten 15 Jahre. Der Zürcher Frauneumünster-Post anno 1997 mit 55 Millionen Franken fehlt allerdings in der Liste. [Für die Freunde des österreichischen Boulevars: Wir sehen einmal mehr, dass auf 'die Krone' einfach kein Verlass ist, gelt vabanque!].


DEZEMBER 2004
38 Millionen in Nordirland. Der Überfall mit Geiselnahme auf die Northern Bank in Belfast geht auf das Konto der Untergrundorganisation IRA.


JULI 1999
15,5 Millionen in Brasilien. Eine bewaffnete Bande hat die Wächter beim Sturm auf eine Filiale der Banespa-Bank in Sao Paulo überwältigt.

OKTOBER 1994
22,5 Millionen in Kolumbien. Sechs Männer dringen sonntags in die Zentralbank in Valledupar ein, bohren die Tresore auf und entkommen am nächsten Tag mit fast vier Tonnen Bargeld.

DEZEMBER 1992
24,3 Millionen in Argentinien. Falsche Inspektoren entwenden aus der Zentralbank-Zweigstelle in Santa Fe zur Vernichtung bestimmte Scheine und entkommen mit einem Flugzeug.

NOVEMBER 1991
35,8 Millionen in Kolumbien. Die Räuber dringen durch einen Tunnel in eine Bank in Bogotá ein. Zur Beute gehören Bargeld, Schmuck und Goldbarren.

JULI 1990

18,4 Millionen in Brasilien. Die Gangster geben sich in der Staatsbank-Filiale in Salvador als Polizisten aus und entkommen mit 25 Säcken voller Geldscheine.

MÄRZ 1990

17,9 Millionen in der Schweiz. Der Überfall auf eine Filiale der Schweizerischen Bankgesellschaft in Genf gilt als größter Bankraub in der Geschichte des Landes. Die dicksten Fischzüge fanden in den letzten Jahren offensichtlich in Lateinamerika statt.

Kontenklärung des Tages (Junge Welt, 10.8. 2005)

Bankraub in Brasilien

Andere Länder, bessere Kriminalfälle. In der Bundesrepublik gilt es als spektakulär, wenn die untalentierte Schauspielerin Veronika Ferres ein Kosmetikprodukt, für dessen Reklame sie lächerliche Tantiemen bezieht, in einem Fernsehfilmchen so lange in die Höhe hält, bis der normale, also PISA-geschädigte Bundesbürger die Schriftzüge auf der Verpackung verarbeitet hat. Oder wenn ein Infineon-Manager, also einer aus der Branche, die neulich noch New Economy hieß und vor allem eine Abzockfalle für Kleinsparer war, sich wegen trivialer Freizeitvergnügen schmieren läßt. Oder wenn der VW-Betriebsrat mit Bordellbesuchen in Prag und anderswo ruhiggestellt wird etc. Das Land ist so: Schmierig und geldgeil sind die höheren Stände und führen das gern im Fernsehen vor. Kleinkriminelle haben kaum eine Chance, es zu etwas zu bringen.

In Brasilien hat ordentliches Panzerknackerhandwerk noch goldenen Boden. 150 Millionen Real (umgerechnet etwa 52 Millionen Euro) holten Bankräuber aus dem Tresorraum der brasilianischen Zentralbank in Fortaleza, der Hauptstadt des Bundesstaates Ceara. Es war der größte Bankraub in der Geschichte des Landes. Die Summe übertrifft die Beute aus dem Überfall von Ronald Biggs 1963 in England, als er und elf weitere Umverteiler aus einem Postzug von Glasgow nach London nach heutigem Wert rund 53 Millionen Dollar holten. Die Räuber von Fortaleza gingen mit derselben Gelassenheit wie jene damals an die Arbeit. Sie gruben drei Monate lang vier Meter unter der Erde mit High-Tech an einem 80 Meter langen Tunnel, den sie ordnungsgemäß abdichteten und mit elektrischem Licht ausstatteten – zum Wohlfühlen sozusagen. Ausgangspunkt war ein fiktives Gartengeschäft, wo Erdtransporte nicht besonders auffielen. Am vergangenen Wochenende schredderten sich die Profis durch den 1,10 Meter dicken Betonboden des Tresorraums und räumten fünf Container mit 50-Real-Scheinen aus. Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung von Banken mit Kunden wie Veronika Ferres, Infineonmanagern oder VW-Betriebsräten?

(asc)


PS. Das mit der Rolle von Biggs ("Die Summe übertrifft die Beute aus dem Überfall von Ronald Biggs 1963 in England, als er und elf weitere Umverteiler aus einem Postzug von Glasgow nach London nach heutigem Wert rund 53 Millionen Dollar holten") ist ziemlich schlampig ... und Anbetung ersetzt keine ordentliche Recherche (Hier ganz unten im Text)

 

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