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Das Weblog zur Volkskunde des Bankraubs

 
Das Wirtschaftsblatt (19.09.2004) berichtet über die österreichische bzw. Wienerischen Bankraubkonjunktur


"In Österreich gab es heuer an die 100 Banküberfälle, die Hälfte passierte in Wien.
Auf diesen Rekord würden Österreichs Banken gerne verzichten: Seit Jahresanfang kam es zu etwa 100 Banküberfällen, auf Wien entfiel mit gleich 50 Vorfällen die Hälfte. In Wien haben Bankräuber eine geschätzte Million Euro erbeutet. Bei der Raiffeisenlandesbank in Niederösterreich wurden im Vorjahr 85.000 Euro erbeutet. Heuer haben sich Täter durch Abpassen der Bankangestellten in der Früh eine wesentlich höhere Summe aus dem Tresor beschafft."


Über die Konsequenzen geht es an anderer Stelle weiter ...

Das Wirtschaftsblatt (19.09.2004) berichtet über die Anstrengungen der österreichischen Banken, der gegenwärtigen Bankraubkonjunktur gegenzusteuern:


Achtung Überfall: Banken investieren in Sicherheit
"Die meisten Kreditinstitute haben die Zusammenarbeit mit Polizei und Gendamerie intensiviert. Die jüngsten Überfälle verhindert hat dies allerdings nicht. Barrieren wie in Spanien und Italien üblich – Sicherheitsschleusen am Eingang, uniformierte Beamte vor und in der Bank – sind hierzulande kein Thema: "Das wäre ein Veränderung in der Organisationsform und mit einem Umbau der Selbstbedienungszonen und offenen Beratungsflächen verbunden", bringt es Erich Malzer, Sicherheitsreferent für die Raiffeisen-Banken in NÖ, auf den Punkt. "Wir wollen etwas verkaufen und nicht die Leute verschrecken", verlautet aus einem anderen Institut.

Für die Sicherheit von Kunden, Mitarbeitern und Filialen ist jede Bank selbst zuständig. Branchenvorgaben gibt es laut Banken-Syndikus Herbert Pichler nicht.

Selbsthilfe
Die Banken greifen mittlerweile zur Selbsthilfe: Die BA-CA hat sich im Frühjahr ein neues Sicherheitskonzept für 2004 und 2005 verpasst: "Die Kosten liegen bei 8,5 Millionen €", sagt Konzernsprecher Christian Kontny. Dazu gehören Alarmpakete, privater Wachdienst, digitalisierte Videoanlagen und reduzierter Bargeldbestand. "Ja, wir verstärken jetzt unsere Sicherheitsvorkehrungen und wenden auch mehr Geld auf", ergänzt Erste-Sprecher Michael Mauritz. Über Details hüllt er sich in Schweigen.

Versicherungs-Druck
Vielleicht hat ja auch der sanfte Druck der Versicherungen die Banken-Initiative beflügelt: "Bei entsprechenden Schadensfrequenzen führt der Weg nicht unbedingt über höhere Prämien, sondern auch über mehr Sicherheitsmassnahmen", formuliert es Heinrich Herbst, Prokurist der Wiener Städtischen, elegant. "Wir müssen uns aber selbst erst der explosionsartigen Entwicklung anpassen."

Was denn nun das Beste sei, im Templiner "Silver Lake City" (Brandenburg) wurde ein Besucher Ehepaar des Westerndorfes von einem SPIEGEL TV-Reporter (19.9. 2004) gefragt. "Der Banküberfall lautete die Antwort der Ehefrau." Was dann wiederum SPIEGEL-Chefredakteur Stefan Aust in der Abmoderation dazu bringt, den ollen Brechtspruch wieder hervorzukramen und süffisant bis zynisch auf die ostdeutschen Verhältnisse anzuspielen.

"Von Cargolifter bis Lausitzring reicht die lange Liste der Versuche, das Land Brandenburg wirtschaftlich zu Aufschwung und mehr Arbeitsplätzen zu verhelfen.

Sie scheiterten alle kläglich. Seit einigen Wochen aber gibt es nun neue Hoffnung: in Templin mitten in der grünen Uckermark eröffnete ein Freizeit-Dorf namens "Silver Lake City", vom Land mit 6 Millionen Euro gefördert. Seither gibt es im Ort zweimal täglich bewaffnete Banküberfälle, arbeitslose Hausfrauen, die sich als Can-Can-Tänzerinnen verdingen und insgesamt hundert neue Arbeitsplätze. Ein Erfolgsmodell, das endlich den wilden Westen auch in den Osten bringt."


Es ist wohl kein Zufall, dass ein solches Freizeitpark-Programm ("zweimal täglich bewaffnete Banküberfall") vor dem Hintergrund der ostdeutschen Verhältnissen als symbolische Zuspitzung interpretiert bis inszeniert wird. Frei nach dem Motto: "Wer das Geld hat die Macht - bis dass die Tresortür kracht".

 

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