Moskau: Imposanter Tunnel in Richtung Bank entdeckt
Eine gescheiterte Tunnelexpedition vom Februar 2006 ist nachzutragen. Russland aktuell berichtete am 21.02.2006:
Moskauer Bankräuber gruben Tunnel – vergeblich
Moskau. Ein höchst mühsam vorbereiteter Überfall auf die Impex-Bank ist im Anfangsstadium gescheitert: Seismologische Instrumente der Bank hatten Alarm geschlagen, dass sich unter dem Fundament Hohlräume auftun.
Daraufhin wurde ein 50 Meter langer Tunnel entdeckt, der aus einer Garage in Richtung Bank führt. Doch die unbekannten Tunnelbauer suchten rechtzeitig das Weite
In dem äußerlich unscheinbaren Geldspeicher im Keller eines fünfstöckigen Gebäudes in der uliza Bersarina wird täglich der Bargeldumsatz der Bank gezählt und verpackt. Offenbar hatten die Täter vor, durch den Fußboden in den Umkleideraum der Wachmannschaft einzubrechen und die Wächter zu überwältigen.
Wie die „Iswestija“ heute berichtet, hatte der Sicherheitsdienst der Bank nach dem Alarmsignal in der Nähe des Fundaments den Tunnel entdeckt, der zu einer nahen privaten Garage führte. Die daraufhin begonnene Observation durch die Miliz brachte jedoch nichts: Die unbekannten „Goldschürfer“ hatten offenbar Lunte gerochen und das Weite gesucht.
Perfektionisten am Werk: Stehhöhe war gewährleistet
Die von ihnen zurückgelassene Baustelle beeindruckte die Fahnder: Der mit Holz ausgekleidete Tunnel war ein Meter breit und zwei Meter hoch und elektrisch beleuchtet. Gleichzeitig hatten die verhinderten Bankräuber einen zweiten Tunnel in der Gegenrichtung gegraben, der von der Garage in ein nahes Betonwerk führte. Auf diesem Weg wollten sie offenbar nach dem Raubzug fliehen.
Der in Säcke verpackte Erdaushub muss mindestens sechs Lkw-Ladungen ausgemacht haben, kalkulierten die Ermittler. Der letzte Eigner der Garage konnte zunächst nicht ermittelt werden.
Juristische Pointe: Wühl-Aktion ist nicht strafbar
Allerdings gibt es bei der Fahndung noch ein großes juristisches Problem: Da die wühlenden Panzerknacker die Räumlichkeiten der Bank noch nicht einmal angekratzt hatten, liegt kein Banküberfall vor. Und das Graben von Tunnels in Eigeninitiative ist nach dem russischen Strafgesetzbuch nicht verboten.
"Tunnelbau 'Moskauer Art'" heisst es dann im "PhogBlog - Aus dem Leben begriffen"-. Ein weiteres Beispiel über die Prägekraft populärer Kultur und die Neigung, die Wirklichkeit in den Kategorien des Kinofilms sich vorzustellen:
"Es sind die Nachrichten die einen zum Lachen und gleichzeitig zum Weinen bringen.
Zum Lachen, weil man derartige Aktionen eigentlich nur aus Film und Fernsehen her kennt. Und zum Weinen, weil sie sogar in der Realität durchgeführt werden und beinahe auch funktionieren. Obwohl das Prinzip ja so ziemlich jedem Menschen bekannt ist.
(...)
Tja, in einem Film hätte man die Bösewichte mit Sicherheit geschnappt, aber im echten Leben klappt nicht alles was im Film funktioniert. Aber im echten Leben werden auch relativ selten Tunnel gebuddelt um eine Bank auszurauben…"
Eine gescheiterte Tunnelexpedition vom Februar 2006 ist nachzutragen. Russland aktuell berichtete am 21.02.2006:
Moskauer Bankräuber gruben Tunnel – vergeblich
Moskau. Ein höchst mühsam vorbereiteter Überfall auf die Impex-Bank ist im Anfangsstadium gescheitert: Seismologische Instrumente der Bank hatten Alarm geschlagen, dass sich unter dem Fundament Hohlräume auftun.
Daraufhin wurde ein 50 Meter langer Tunnel entdeckt, der aus einer Garage in Richtung Bank führt. Doch die unbekannten Tunnelbauer suchten rechtzeitig das Weite
In dem äußerlich unscheinbaren Geldspeicher im Keller eines fünfstöckigen Gebäudes in der uliza Bersarina wird täglich der Bargeldumsatz der Bank gezählt und verpackt. Offenbar hatten die Täter vor, durch den Fußboden in den Umkleideraum der Wachmannschaft einzubrechen und die Wächter zu überwältigen.
Wie die „Iswestija“ heute berichtet, hatte der Sicherheitsdienst der Bank nach dem Alarmsignal in der Nähe des Fundaments den Tunnel entdeckt, der zu einer nahen privaten Garage führte. Die daraufhin begonnene Observation durch die Miliz brachte jedoch nichts: Die unbekannten „Goldschürfer“ hatten offenbar Lunte gerochen und das Weite gesucht.
Perfektionisten am Werk: Stehhöhe war gewährleistet
Die von ihnen zurückgelassene Baustelle beeindruckte die Fahnder: Der mit Holz ausgekleidete Tunnel war ein Meter breit und zwei Meter hoch und elektrisch beleuchtet. Gleichzeitig hatten die verhinderten Bankräuber einen zweiten Tunnel in der Gegenrichtung gegraben, der von der Garage in ein nahes Betonwerk führte. Auf diesem Weg wollten sie offenbar nach dem Raubzug fliehen.
Der in Säcke verpackte Erdaushub muss mindestens sechs Lkw-Ladungen ausgemacht haben, kalkulierten die Ermittler. Der letzte Eigner der Garage konnte zunächst nicht ermittelt werden.
Juristische Pointe: Wühl-Aktion ist nicht strafbar
Allerdings gibt es bei der Fahndung noch ein großes juristisches Problem: Da die wühlenden Panzerknacker die Räumlichkeiten der Bank noch nicht einmal angekratzt hatten, liegt kein Banküberfall vor. Und das Graben von Tunnels in Eigeninitiative ist nach dem russischen Strafgesetzbuch nicht verboten.
"Tunnelbau 'Moskauer Art'" heisst es dann im "PhogBlog - Aus dem Leben begriffen"-. Ein weiteres Beispiel über die Prägekraft populärer Kultur und die Neigung, die Wirklichkeit in den Kategorien des Kinofilms sich vorzustellen:
"Es sind die Nachrichten die einen zum Lachen und gleichzeitig zum Weinen bringen.
Zum Lachen, weil man derartige Aktionen eigentlich nur aus Film und Fernsehen her kennt. Und zum Weinen, weil sie sogar in der Realität durchgeführt werden und beinahe auch funktionieren. Obwohl das Prinzip ja so ziemlich jedem Menschen bekannt ist.
(...)
Tja, in einem Film hätte man die Bösewichte mit Sicherheit geschnappt, aber im echten Leben klappt nicht alles was im Film funktioniert. Aber im echten Leben werden auch relativ selten Tunnel gebuddelt um eine Bank auszurauben…"
vabanque - am Montag, 20. März 2006, 12:36 - Rubrik: Tresore und Schraenker
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Dieses Mal im Berliner Tagesspiegel (19.3. 2006) und sogar auf der Dritten Seite:
Der Abenteurer-Roman
Er wollte ein Leben führen, das man nicht in ein paar Minuten erzählen kann. Ludwig Lugmeier – der Dichter und Millionendieb
Es sind schon die besseren Rezensionen, die zu diesem Buch bisher geschrieben wurden. Hier geht es auch um die Bedingungen einer Lesereise, wie sie Lugmeier gerade absolviert.
Der Abenteurer-Roman
Er wollte ein Leben führen, das man nicht in ein paar Minuten erzählen kann. Ludwig Lugmeier – der Dichter und Millionendieb
Es sind schon die besseren Rezensionen, die zu diesem Buch bisher geschrieben wurden. Hier geht es auch um die Bedingungen einer Lesereise, wie sie Lugmeier gerade absolviert.
vabanque - am Samstag, 18. März 2006, 21:10 - Rubrik: Biographien des Bankraubs
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Der Focus des FDP-Mitgliedes Helmut Markwort, also jener BILD-Zeitung für Abiturienten und Qualitätsblatt des deutschen Magazin-Journalismus, berichtete ebenfalls in seiner Printausgabe (10/2006) mit bunten Bildchen und faktenreichen Bildunterschriften über die "Gangster in Uniform", über die die britische Polizei jetzt "triumphiert". Sie präsentieren uns als Angeklagten einen Dachdecker, der "das große Geld machen" wollte sowie einen Millionär, der den Luxus und die Millionen "liebte" und nun "hinter Gittern" sitzt. Das dürfte auch nicht so weit von der Gefühls- und Bedürfnislage der Focus-Leserschaft und der sonstigen Burda-Druckerzeugnisse entfernt liegen. Der Text sieht die Polizei "zumindest vorest" als "Held dieses Krimi" im "größten Geldraub der Insel":
"Zumindest vorerst präsentiert sich die Polizei als der Held dieses Krimis - anders als beim lengendären Postraub von 1963, bei dem mindestnes 15 Täter nach heutigem Wert 50 Millionen Pfund erbeuteten."
Na ja, was dann folgt, man kann es schon erahnen, der unvermeidliche "Kopf der Bande, Ronald Biggs". Knapp daneben ist auch daneben und wir werden uns nicht wiederholen, sondern verweisen auf bereits vorhandene Einträge in diesem Blog.
"Zumindest vorerst präsentiert sich die Polizei als der Held dieses Krimis - anders als beim lengendären Postraub von 1963, bei dem mindestnes 15 Täter nach heutigem Wert 50 Millionen Pfund erbeuteten."
Na ja, was dann folgt, man kann es schon erahnen, der unvermeidliche "Kopf der Bande, Ronald Biggs". Knapp daneben ist auch daneben und wir werden uns nicht wiederholen, sondern verweisen auf bereits vorhandene Einträge in diesem Blog.
sparkassenkunde - am Dienstag, 14. März 2006, 08:38 - Rubrik: Millionencoup
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Die BILD-Zeitung (11.3. 2006) holt mächtig aus:
Leider Spielgeld
Trottelgangster raubten 109 Millionen
Gehe in das Gefängnis. Gehe nicht über Los. Mache keine fette Beute . . .
London – Hier waren echte Möchtegern-Banditen am Werk: Eine Bande überfiel in der Nähe des Londoner Flughafens Heathrow einen weißen Lieferwagen.
Ein Geldtransporter, dachten sie – und träumten schon vom großen Coup. Tatsächlich erbeuteten die Räuber bündelweise neue 100- und 500-Pfund-Noten. Insgesamt 75 Millionen Pfund (knapp 109 Millionen Euro). Dumm nur: Es war Monopoly-Zaster. Spielgeld, das laut „Sun“ für einen Werbespot bestimmt war.
Der Fahrer des Ford Transit hatte den Wagen beim Flughafen geparkt. Am nächsten Tag sollte das Monopoly-Geld nach Prag geflogen werden. Dort waren Werbeaufnahmen für eine neue Reise-Edition des Spiels geplant. Die vielen Scheine sollten in dem Reklame-Clip vom Himmel regnen. Ein Polizei-Informant: „Der Fahrer hatte wohl die Schlüssel steckenlassen. Als er zurückkam, saß ein Mann am Steuer. Versuche, ihn an der Flucht zu hindern, scheiterten.“
Inzwischen wurde der Lieferwagen gefunden. Vom Spielgeld fehlte jede Spur. Der Gangster (32), der mit dem Wagen geflüchtet war, wurde ebenfalls ermittelt und festgenommen. Er sitzt in Untersuchungshaft. Auch wenn die Beute nur Spielgeld war, will die Polizei auch die übrigen Diebe auf jeden Fall einbuchten.
Ein Ermittler: „Diese Leute werden keine Du-kommst-aus-dem-Gefängnis-frei-Karte bekommen, wenn wir sie kriegen.“
Tja, das ist wiederum nur die Kehrseite der inszenierten Bewunderung für die Kenter Bankräuber. Beides ist konstitutiver Bestandteil der Medienmaschinierie: "Trottelgangster" und "Superhirn" liegen ziemlich nahe beieinander. Aber liebe Leute, die Idee mit den Monopolyanspielungen haben offensichtlich mehrere gehabt.
Leider Spielgeld
Trottelgangster raubten 109 Millionen
Gehe in das Gefängnis. Gehe nicht über Los. Mache keine fette Beute . . .
London – Hier waren echte Möchtegern-Banditen am Werk: Eine Bande überfiel in der Nähe des Londoner Flughafens Heathrow einen weißen Lieferwagen.
Ein Geldtransporter, dachten sie – und träumten schon vom großen Coup. Tatsächlich erbeuteten die Räuber bündelweise neue 100- und 500-Pfund-Noten. Insgesamt 75 Millionen Pfund (knapp 109 Millionen Euro). Dumm nur: Es war Monopoly-Zaster. Spielgeld, das laut „Sun“ für einen Werbespot bestimmt war.
Der Fahrer des Ford Transit hatte den Wagen beim Flughafen geparkt. Am nächsten Tag sollte das Monopoly-Geld nach Prag geflogen werden. Dort waren Werbeaufnahmen für eine neue Reise-Edition des Spiels geplant. Die vielen Scheine sollten in dem Reklame-Clip vom Himmel regnen. Ein Polizei-Informant: „Der Fahrer hatte wohl die Schlüssel steckenlassen. Als er zurückkam, saß ein Mann am Steuer. Versuche, ihn an der Flucht zu hindern, scheiterten.“
Inzwischen wurde der Lieferwagen gefunden. Vom Spielgeld fehlte jede Spur. Der Gangster (32), der mit dem Wagen geflüchtet war, wurde ebenfalls ermittelt und festgenommen. Er sitzt in Untersuchungshaft. Auch wenn die Beute nur Spielgeld war, will die Polizei auch die übrigen Diebe auf jeden Fall einbuchten.
Ein Ermittler: „Diese Leute werden keine Du-kommst-aus-dem-Gefängnis-frei-Karte bekommen, wenn wir sie kriegen.“
Tja, das ist wiederum nur die Kehrseite der inszenierten Bewunderung für die Kenter Bankräuber. Beides ist konstitutiver Bestandteil der Medienmaschinierie: "Trottelgangster" und "Superhirn" liegen ziemlich nahe beieinander. Aber liebe Leute, die Idee mit den Monopolyanspielungen haben offensichtlich mehrere gehabt.
contributor - am Samstag, 11. März 2006, 23:30
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Anlässlich des neuerlichen Wettskandals in den Fußballbundesligen kommentiert die Märkische Oderzeitung (10.3.2006):
"Wett-Manipulationen sind für die Betreiber viel zu lukrativ, als dass
sie sich vom ersten Rückschlag davon abhalten ließen. Wie es
aussieht, müssen wir damit leben - wie mit Bankraub und Anlagebetrug. Will heißen: Wo viel Geld im Spiel ist, sind automatisch auch Kriminelle mit am Werk. Natürlich könnte man die Wetten verbieten, doch neben der Tatsache, dass dann illegale Anbieter ins Kraut schießen würden, wäre das auch eine Kapitulation ersten Ranges. Denn Wetten gehört für viele Fans zum Fußball wie das Tor - erst recht
drei Monate vor der Weltmeisterschaft im eigenen Land."
"Wett-Manipulationen sind für die Betreiber viel zu lukrativ, als dass
sie sich vom ersten Rückschlag davon abhalten ließen. Wie es
aussieht, müssen wir damit leben - wie mit Bankraub und Anlagebetrug. Will heißen: Wo viel Geld im Spiel ist, sind automatisch auch Kriminelle mit am Werk. Natürlich könnte man die Wetten verbieten, doch neben der Tatsache, dass dann illegale Anbieter ins Kraut schießen würden, wäre das auch eine Kapitulation ersten Ranges. Denn Wetten gehört für viele Fans zum Fußball wie das Tor - erst recht
drei Monate vor der Weltmeisterschaft im eigenen Land."
contributor - am Samstag, 11. März 2006, 23:20 - Rubrik: Lotto und Bankraubphantasien
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Man ist doch immer wieder überrascht, was so während eines Fernsehinterviews gesagt, gefragt und geantwortet wird, und was dann am Ende daraus gemacht wird.
Es geht um den Eingangsbeitrag "Geld oder Leben" der Sendung "Kulturzeit" auf 3sat, der am vergangenen Freitag, 10.3. 2006 gesendet wurde.
Ich bin mir ja nicht sicher, aber irgendwie habe ich den Eindruck, da hat dann nochmal eine Redaktion den gesamten Tenor umgedreht. Jedenfalls wurden von meinen Passagen, nur diejenigen Aussagen verwendet, die tatsächlich in den gerade andauernden Opfer-Diskurs hineinpassen. Die interviewende Journalistin, Brigitte Kleine selbst, ist sowohl in Vorgesprächen wie auch im Interview und auch in der Ankündigung etwas indifferenter aufgetreten. In jedem Fall kann man wieder lernen, dass Differenzierungen vor der Kamera meist in Plakatives umgemünzt wird, weil die Passagen nicht im Zusammenhang gesehen werden können. Insofern wurde in diesem Beitrag nicht wirklich meine Position wiedergegeben, sondern ein paar Äußerungen in einer Form zurechtgeschnitten, die schon fast wieder an den von Frau Kleine selbst kritisierten Beitrag der ZDF-Aspekte-Redaktion zu "Va Banque" (Oktober 2000 zur Buchmesse) stammt. Vielleicht war ja das die Ursache für das merkwürdige Flackern der Bilder in zwei Fällen während der Ausstrahlung ;-)
Und dann gibt es da auch noch ein journalistisches Detail: Warum wird denn in so einem Beitrag nich mehr - wenigstens als Untertitel - Ort, Titel usw. der besprochenen Ausstellung genannt und nun alles ins Internet verlagert. Es ist doch überhaupt nicht anzunehmen, dass alle am Thema interessierten im Nachhinein auch noch auf die Webseite von 3sat gehen (wollen) um die Details nachzuforschen?
Wieder um eine Erfahrung reicher.
Es geht um den Eingangsbeitrag "Geld oder Leben" der Sendung "Kulturzeit" auf 3sat, der am vergangenen Freitag, 10.3. 2006 gesendet wurde.
Ich bin mir ja nicht sicher, aber irgendwie habe ich den Eindruck, da hat dann nochmal eine Redaktion den gesamten Tenor umgedreht. Jedenfalls wurden von meinen Passagen, nur diejenigen Aussagen verwendet, die tatsächlich in den gerade andauernden Opfer-Diskurs hineinpassen. Die interviewende Journalistin, Brigitte Kleine selbst, ist sowohl in Vorgesprächen wie auch im Interview und auch in der Ankündigung etwas indifferenter aufgetreten. In jedem Fall kann man wieder lernen, dass Differenzierungen vor der Kamera meist in Plakatives umgemünzt wird, weil die Passagen nicht im Zusammenhang gesehen werden können. Insofern wurde in diesem Beitrag nicht wirklich meine Position wiedergegeben, sondern ein paar Äußerungen in einer Form zurechtgeschnitten, die schon fast wieder an den von Frau Kleine selbst kritisierten Beitrag der ZDF-Aspekte-Redaktion zu "Va Banque" (Oktober 2000 zur Buchmesse) stammt. Vielleicht war ja das die Ursache für das merkwürdige Flackern der Bilder in zwei Fällen während der Ausstrahlung ;-)
Und dann gibt es da auch noch ein journalistisches Detail: Warum wird denn in so einem Beitrag nich mehr - wenigstens als Untertitel - Ort, Titel usw. der besprochenen Ausstellung genannt und nun alles ins Internet verlagert. Es ist doch überhaupt nicht anzunehmen, dass alle am Thema interessierten im Nachhinein auch noch auf die Webseite von 3sat gehen (wollen) um die Details nachzuforschen?
Wieder um eine Erfahrung reicher.
vabanque - am Samstag, 11. März 2006, 21:19
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Anlässlich des Auftritts von Karl Painer in der ORF-Talkshow von Barbara Karlich am vergangenen Freitag schreibt auch das Weblog der "Der Detektiv" (5.3. 2006) über den Gast unter der Überschrift "Ehemaliger Bankräuber hat Seite gewechselt". Der Eintrag von Cornelia Haupt nimmt den Painer-Auftritt zum Anlass sich ausführlich mit seinem Buch "Überfall. Geld her!" aus dem Jahr 2002 zu beschäftigten und zitiiert ausführlichst aus einer Reihe von Rezensionen. Darauf braucht aber nicht weiter eingegangen werden. Einzig die Einführung hat es in sich:
"Zu Gast u.a. Karl Painer, geb. 1963, gelernter Bäcker überfiel 1984 eine Bank und wurde zu 9,5 Jahren verurteilt. Seit 1995, also nicht lange nach seiner Enthaftung fungiert er als Ausbilder, Mitarbeiter und Mitbegründer verschiedener Sicherheitsfirmen, Kurstrainer von Banken für das Verhalten bei einem Überfall bzw. einer Geiselnahme. Publikationen in einigen Sicherheitsmagazinen.
(Hinterfragenswürdig wäre allenfalls eine Beschäftigung bzw. Selbständigkeit im Sicherheitsgewerbe, erfordert dies doch eine besondere Zuverlässigkeit und die kann doch bei aller Resozialisierungspolitik nicht gegeben sein)."
Einmal abgesehen davon, dass die Behauptung in der Klammer nicht nur eine Frechheit ist, sondern auch für Detektive gültige Rechtsnormen mit Füßen tritt, offenbart sie auch noch einen Denkfehler. Nämlich die Annahme, dass die, die auf der anderen Seite den Gesetzesbrecher gegenüberstehen, es besonders gut meinen, mit der Rechtstreue usw. Nicht wenige soziologische Studien - aber auch Einschätzungen von Experten, die es wissen können - zeigen demgegenüber, welche Nähe gerade jene Akteure (z.B. PolizistInnen) zu den Taten aufweisen, die sie vorgeben zu bekämpfen oder zu verhindern. Mitunter ist es Zufall, wer auf welcher Seite landet. Klar, dass die, die sich als "die Guten" ansehen, sich permanent selbst bestätigen müssen und gegen den eigenen Wankelmut plakativ vorgehen müssen. Und wenn ich mir schließlich das Dekektivgewerbe anschaue, dann hat es diesbezüglich auch nicht gerade den besten Ruf.
In diesem Sinne ist Karl Painer für micht nicht nur resozialisiert, sondern annähernd wirklich sozialisiert. Denn er muss sich dieser Ambivalenz bewußt sein. Im übrigen weiss er wenigstens von was er redet. Ob das richtig ist, ist hier nicht die Frage. Aber den Bankern und anderen potenziellen Opfern verschafft das offenbar mehr Sicherheit, als die Zwielichtigkeit derjenigen, die sich das, was sie vorgeben zu verhindern, bisher verhoben haben. Was übrigens - um Missverständnissen vorzubeugen - keine Charakterschwäche ist, sondern in der Struktur der kapitalistischen Vergesellschaftung und den Subjekten der bürgerlichen Gesellschaft angelegt ist. Und da weiss die Kriminologie über Bankräuber eben auch schon einiges: Jeder ist verdächtig!
"Zu Gast u.a. Karl Painer, geb. 1963, gelernter Bäcker überfiel 1984 eine Bank und wurde zu 9,5 Jahren verurteilt. Seit 1995, also nicht lange nach seiner Enthaftung fungiert er als Ausbilder, Mitarbeiter und Mitbegründer verschiedener Sicherheitsfirmen, Kurstrainer von Banken für das Verhalten bei einem Überfall bzw. einer Geiselnahme. Publikationen in einigen Sicherheitsmagazinen.
(Hinterfragenswürdig wäre allenfalls eine Beschäftigung bzw. Selbständigkeit im Sicherheitsgewerbe, erfordert dies doch eine besondere Zuverlässigkeit und die kann doch bei aller Resozialisierungspolitik nicht gegeben sein)."
Einmal abgesehen davon, dass die Behauptung in der Klammer nicht nur eine Frechheit ist, sondern auch für Detektive gültige Rechtsnormen mit Füßen tritt, offenbart sie auch noch einen Denkfehler. Nämlich die Annahme, dass die, die auf der anderen Seite den Gesetzesbrecher gegenüberstehen, es besonders gut meinen, mit der Rechtstreue usw. Nicht wenige soziologische Studien - aber auch Einschätzungen von Experten, die es wissen können - zeigen demgegenüber, welche Nähe gerade jene Akteure (z.B. PolizistInnen) zu den Taten aufweisen, die sie vorgeben zu bekämpfen oder zu verhindern. Mitunter ist es Zufall, wer auf welcher Seite landet. Klar, dass die, die sich als "die Guten" ansehen, sich permanent selbst bestätigen müssen und gegen den eigenen Wankelmut plakativ vorgehen müssen. Und wenn ich mir schließlich das Dekektivgewerbe anschaue, dann hat es diesbezüglich auch nicht gerade den besten Ruf.
In diesem Sinne ist Karl Painer für micht nicht nur resozialisiert, sondern annähernd wirklich sozialisiert. Denn er muss sich dieser Ambivalenz bewußt sein. Im übrigen weiss er wenigstens von was er redet. Ob das richtig ist, ist hier nicht die Frage. Aber den Bankern und anderen potenziellen Opfern verschafft das offenbar mehr Sicherheit, als die Zwielichtigkeit derjenigen, die sich das, was sie vorgeben zu verhindern, bisher verhoben haben. Was übrigens - um Missverständnissen vorzubeugen - keine Charakterschwäche ist, sondern in der Struktur der kapitalistischen Vergesellschaftung und den Subjekten der bürgerlichen Gesellschaft angelegt ist. Und da weiss die Kriminologie über Bankräuber eben auch schon einiges: Jeder ist verdächtig!
sparkassenkunde - am Freitag, 10. März 2006, 11:25 - Rubrik: Blog-Review
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Ob Zufall oder ob es Ausdruck eines Stimmungswechsels oder gar ob es eine geplante Strategie ist, muss an dieser Stelle gar nicht entschieden werden. Aber es fällt doch auf, dass gegenwärtig intensiv die Folgewirkungen von Banküberfällen bei Bankangestellteb, aber auch bei Geiseln thematisiert wird. Ich möchte das an drei Beispielen diskutieren:
1. Die mediale Aufbereitung des Tiger-Kidnapping anhand des jüngsten "Millionenraubes" in UK.
2. Ein SPIEGEL-Artikel in Heft 7/2006 über die psychischen Schäden bei Opfern von Banküberfällen.
3. Die öffentliche Präsentation als auch der Katalog der Frankfurter Ausstellung "Geld oder Leben".
ad 1.)
Die mediale Aufbereitung des Millionengeldraubs von Kent war einerseits geprägt von der Bewunderung der angeblich "militärischen Präzision" der Räuber, zugleich wurde auch immer wieder die Brutalität der Gangster hervorgehoben, die gegenüber ihren Opfern zum Ausdruck gekommen sei. Insbesondere die Penetranz, mit der auch die Polizei immer wieder versucht(e), diesen überaus unschönen Aspekt des Geldraubs in den Mittelpunkt zu stellen, deutet darauf hin, dass es eine bewußte Strategie der Verfolgungsbehörden war und von den Medien aufgrund der berichtbaren Brutalität willig aufgenommen worden war. Klares Ziel: Das Aufkommen von Symphatie zu erschweren.
ad 2.)
Bereits eine oder zwei Wochen vor dem Kenter "Millionenraub", liefe rte der Spiegel im Februar in einem mehrseitigen Artikel ("Das zweite Leben") folgenden Problemaufriss:
"Jeden Werktag gibt es im Schnitt drei bis vier Überfälle auf Bank- oder Postfilialen, die meisten jetzt, in der dunklen Jahreszeit. Der Coup dauert meist nicht mal fünf Minuten. Viele Angestellte aber, die in den Lauf einer Pistole gestarrt haben, werden die Angst nie wieder los."
Eingangs schildert der Verfasser zwei besonders drastische Fälle, um dann auf das Phänomen insgesamt zu sprechen zu kommen und die psychologischen Unterstützungmaßnahmen zu schildern, die Banken ihren betroffenen Mitarbeitern anbieten.
Im wesentlichen dreht sich der Artikel aber um ein Beispiel. Um die Situation besonders drastisch zu illustrieren, scheut sich der Autor auch nicht vor einer Art Re-Enactment des erwähnten Falles, bei dem ein psychisch kranker Bankräuber offenbar durchgeknallt war. Der Artikel soll zum Mitleiden anregen. Immerhin kommt zum Schluß dann auch noch jener Aspekte zur Sprache, wonach "in acht von zehn Fällen (...) die Überfallenen gleich nochmal zum Opfer - von einzelnen Kollegen und Vorgesetzten", von Kunden, aber auch von Freunden, Familie und Partnern würden (- Das Böse ist immer und überall -").
ad 3.)
Auch die AusstellungsmacherInnen im Frankfurter Museum für Kommunikation bemühen sich diesen Aspekte in den Vordergrund zu stellen. So berichten die meisten Medien über die Hinweise, dass das Museum eine Romantisierung vermeiden möchte. Im Katalog lassen sie Dr. phil. Christian Lüdke zu Wort kommen, der auch eine Human Protect Consulting GmbH samt Webpage ("http://www.bankueberfall.de/) betreibt, die vor allem der Opferhilfe dienen soll. Auch dieser Text soll der Emphatie für die Opfer der Bankkräuber auf die Strünge helfen. Ungeachtet dessen kann und will die Frankfurter Mitarbeiterin Gaby Sonnabend nicht verhehlen:
Die Frage ist, warum es dennoch nicht funktioniert. Auch die FrankfurterInnen müssen zugeben: "Die Ausstellung kann sich einer gewissen Romantisierung der Räuber und Räuberbanden nicht entziehen" und auch die Mitarbeiterin muss bekennen: "Die Wissenschaftlerin Sonnabend ist nach eigener Einschätzung selbst nicht frei von der Bewunderung für die schweren Jungs."
Und das ist auch nicht verwunderlich, da das Begehren, das die Banküberfälle ansprechen eben nur wenig mit den Opfern zu tun hat. Es kann auch nicht damit neutralisiert, indem man die Opfer betont. Dem stehen eine lange Tradition der Populärkultur entgegen, die sich schon immer einen Teufel um die Wirklichkeit scherte und erfolgreich andere Tiefenschichten der Menschen anzusprechen vermochte. Insofern dient das im Falle des Frankfurter Musuems als Absicherung gegenüber Vorwürfen wie der Indifferenz. Aber auch die Polizeistrategien wird nicht aufgehen. Die Popularität von Bankraub basiert auf sozialer Ungleichheit und dem Wunsch der Subjekt dies zu ändern. Solange es die gibt, werden die Unterlegenen und Subalternen sich immer wieder freuen, wenn ein Ding wie in Kent gedreht wird. Die Leiden und Schmerzen der Bankangestellten wie anderen Opfer sind dabei jener mentale Kolleratalschaden unpräziser Salven der Akteure der Populärkultur, die die alltäglichen Opfer von ungezügelter Kapitalakkumulation, von Lohnraub und Ausbeutung noch nie zu zählen vermochten.
1. Die mediale Aufbereitung des Tiger-Kidnapping anhand des jüngsten "Millionenraubes" in UK.
2. Ein SPIEGEL-Artikel in Heft 7/2006 über die psychischen Schäden bei Opfern von Banküberfällen.
3. Die öffentliche Präsentation als auch der Katalog der Frankfurter Ausstellung "Geld oder Leben".
ad 1.)
Die mediale Aufbereitung des Millionengeldraubs von Kent war einerseits geprägt von der Bewunderung der angeblich "militärischen Präzision" der Räuber, zugleich wurde auch immer wieder die Brutalität der Gangster hervorgehoben, die gegenüber ihren Opfern zum Ausdruck gekommen sei. Insbesondere die Penetranz, mit der auch die Polizei immer wieder versucht(e), diesen überaus unschönen Aspekt des Geldraubs in den Mittelpunkt zu stellen, deutet darauf hin, dass es eine bewußte Strategie der Verfolgungsbehörden war und von den Medien aufgrund der berichtbaren Brutalität willig aufgenommen worden war. Klares Ziel: Das Aufkommen von Symphatie zu erschweren.
ad 2.)
Bereits eine oder zwei Wochen vor dem Kenter "Millionenraub", liefe rte der Spiegel im Februar in einem mehrseitigen Artikel ("Das zweite Leben") folgenden Problemaufriss:
"Jeden Werktag gibt es im Schnitt drei bis vier Überfälle auf Bank- oder Postfilialen, die meisten jetzt, in der dunklen Jahreszeit. Der Coup dauert meist nicht mal fünf Minuten. Viele Angestellte aber, die in den Lauf einer Pistole gestarrt haben, werden die Angst nie wieder los."
Eingangs schildert der Verfasser zwei besonders drastische Fälle, um dann auf das Phänomen insgesamt zu sprechen zu kommen und die psychologischen Unterstützungmaßnahmen zu schildern, die Banken ihren betroffenen Mitarbeitern anbieten.
Im wesentlichen dreht sich der Artikel aber um ein Beispiel. Um die Situation besonders drastisch zu illustrieren, scheut sich der Autor auch nicht vor einer Art Re-Enactment des erwähnten Falles, bei dem ein psychisch kranker Bankräuber offenbar durchgeknallt war. Der Artikel soll zum Mitleiden anregen. Immerhin kommt zum Schluß dann auch noch jener Aspekte zur Sprache, wonach "in acht von zehn Fällen (...) die Überfallenen gleich nochmal zum Opfer - von einzelnen Kollegen und Vorgesetzten", von Kunden, aber auch von Freunden, Familie und Partnern würden (- Das Böse ist immer und überall -").
ad 3.)
Auch die AusstellungsmacherInnen im Frankfurter Museum für Kommunikation bemühen sich diesen Aspekte in den Vordergrund zu stellen. So berichten die meisten Medien über die Hinweise, dass das Museum eine Romantisierung vermeiden möchte. Im Katalog lassen sie Dr. phil. Christian Lüdke zu Wort kommen, der auch eine Human Protect Consulting GmbH samt Webpage ("http://www.bankueberfall.de/) betreibt, die vor allem der Opferhilfe dienen soll. Auch dieser Text soll der Emphatie für die Opfer der Bankkräuber auf die Strünge helfen. Ungeachtet dessen kann und will die Frankfurter Mitarbeiterin Gaby Sonnabend nicht verhehlen:
Die Frage ist, warum es dennoch nicht funktioniert. Auch die FrankfurterInnen müssen zugeben: "Die Ausstellung kann sich einer gewissen Romantisierung der Räuber und Räuberbanden nicht entziehen" und auch die Mitarbeiterin muss bekennen: "Die Wissenschaftlerin Sonnabend ist nach eigener Einschätzung selbst nicht frei von der Bewunderung für die schweren Jungs."
Und das ist auch nicht verwunderlich, da das Begehren, das die Banküberfälle ansprechen eben nur wenig mit den Opfern zu tun hat. Es kann auch nicht damit neutralisiert, indem man die Opfer betont. Dem stehen eine lange Tradition der Populärkultur entgegen, die sich schon immer einen Teufel um die Wirklichkeit scherte und erfolgreich andere Tiefenschichten der Menschen anzusprechen vermochte. Insofern dient das im Falle des Frankfurter Musuems als Absicherung gegenüber Vorwürfen wie der Indifferenz. Aber auch die Polizeistrategien wird nicht aufgehen. Die Popularität von Bankraub basiert auf sozialer Ungleichheit und dem Wunsch der Subjekt dies zu ändern. Solange es die gibt, werden die Unterlegenen und Subalternen sich immer wieder freuen, wenn ein Ding wie in Kent gedreht wird. Die Leiden und Schmerzen der Bankangestellten wie anderen Opfer sind dabei jener mentale Kolleratalschaden unpräziser Salven der Akteure der Populärkultur, die die alltäglichen Opfer von ungezügelter Kapitalakkumulation, von Lohnraub und Ausbeutung noch nie zu zählen vermochten.
sparkassenkunde - am Freitag, 10. März 2006, 00:37 - Rubrik: Lotto und Bankraubphantasien
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Nur, weil ich dass beim Interview für den Kulturzeit-Beitrag am morgigen Freitag auch gefragt wurde, hier doch nochmals etwas grundsätzlicher. Anlässlich der Verhaftungen im Falle des Millionen-Geldraubes in Kent titelt beispielsweise der Wiener Standard (3.3. 2006): "Ein Millionär war vermutlich Drahtzieher bei Millionenraub":
"Ob Mittäter oder Drahtzieher beim größten Geldraub in der britischen Geschichte, ist noch nicht klar: John Fowler, Millionär und dreifacher Vater, steht als Erster vor dem Richter.
Das Leben hat es gut gemeint mit John Fowler. Gut verheiratet, drei wohlgeratene, fast erwachsene Kinder, ein nettes Landgut mit Villa im Fachwerkbau, die allein mehr als zwei Millionen Euro wert ist – nicht schlecht für den Sohn eines Lastwagenfahrers. Das Ferienhaus an der spanischen Küste pflegt er ebenso als Statussymbol wie seinen Bentley.
Freilich hat Fowler hart gearbeitet dafür, ein Tüchtiger, dem das Glück gnädig war. In den 80er-Jahren zog er seinen Autohandel groß auf, just zu der Zeit, als es im Sog Margaret Thatchers genügend Yuppies gab, die es sich leisten konnten und wollten, dicke Limousinen zu lenken.
Fowler kam zu Geld, und Erfolg bei Frauen hatte der Attraktive auch.
Die obigen Ausführungen werden dann aber nicht an ein mögliches Motiv im folgenden Text rückgebunden. Das heisst, die LeserInnen müssen sich selbst ihren Reim auf die Fakten machen. Und der ist naheliegend. Bemerkenswert für den "Standard" ist, dass ein Millionär der Drahtzieher eines Millionenraubes ist und dass das nicht zu erwarten war.
Ganz ähnlich die Wiener Umsonst-U-Bahnzeitung "Heute" (3.3. 2006). Sie hat auf Seite 2 etwas kleiner angemerkt: "Ein Millionär als Millionenräuber":
"Die Farm des Millionärs (geschätztes Vermögen: 10 Millionen Euro) wurde dabei durchsucht, dabei laut Medien ein "beträchtlicher Teil "der Beute entdeckt."
Die Tatsache, dass nun auch ein Millionär verdächtigt wird ist aus zweierlei Gründen nicht wirklich überraschend:
1. Bankräuber kann heutzutage jeder sein, es gibt kein wirliches Täterprofil, die Wahrscheinlichkeit reicht vom Drogenbenutzer bis zum Bankinhaber bzw. Unternehmer, vom Fußballnationaltorwart bis zum verschuldeten Handwerker. Es sind aber eben auch unterschiedliche Gründe, warum jemand zum Bankräuber wird. Neben Beschaffungskriminalität, Schuldenabbau, Arbeitsverweigerung ist eben auch die schlichte Gier ein hinreichender Grund. Und die Gier, die konstitutiert den gegenwärtige Zeitgeist (Geiz ist geil!). Wenn die Deutsche Telekom das "erfolgreichste Jahr" seiner Geschichte schreibt und ungeachtet einer Rekordividende , 32.000 Stellen abbauen will, dann ist das einer kaum glaublichen Gier nach mehr Profit geschuldet. Und das betrifft sowohl das Management, den Aufsichtsrat und die Aktien-Shareholder. Und es ist immer auch ein Stück Zufall, auf welcher Seite wer gerade sich wiederfindet. Ob Polizist oder Bankräuber, ob Banker oder Bankräuber, ob Unternehmer oder Bankräuber. Das hat uns der Heros-Fall erst jüngst anschaulich vor Augen geführt.
2. Ökonomischer Erfolg und Kriminalität sind häufig bloß zwei Seiten ein - und derselben Medaillie. Bereits die Genesis der kapitalistischen Produktionsweise verweist auf die Erbsünde des Kapitalismus, die ursprüngliche Akkumulation, was uns wiederum daran erinnert, inwiefern Kapitalakkumulation und kriminelle Energie (wie sie beim Bankraub bei einem Teil der Akteure zum Tragen kommt) sozusagen wesensgleich sind.
Deshalb wundert mich so etwas überhaupt nicht.
"Ob Mittäter oder Drahtzieher beim größten Geldraub in der britischen Geschichte, ist noch nicht klar: John Fowler, Millionär und dreifacher Vater, steht als Erster vor dem Richter.
Das Leben hat es gut gemeint mit John Fowler. Gut verheiratet, drei wohlgeratene, fast erwachsene Kinder, ein nettes Landgut mit Villa im Fachwerkbau, die allein mehr als zwei Millionen Euro wert ist – nicht schlecht für den Sohn eines Lastwagenfahrers. Das Ferienhaus an der spanischen Küste pflegt er ebenso als Statussymbol wie seinen Bentley.
Freilich hat Fowler hart gearbeitet dafür, ein Tüchtiger, dem das Glück gnädig war. In den 80er-Jahren zog er seinen Autohandel groß auf, just zu der Zeit, als es im Sog Margaret Thatchers genügend Yuppies gab, die es sich leisten konnten und wollten, dicke Limousinen zu lenken.
Fowler kam zu Geld, und Erfolg bei Frauen hatte der Attraktive auch.
Die obigen Ausführungen werden dann aber nicht an ein mögliches Motiv im folgenden Text rückgebunden. Das heisst, die LeserInnen müssen sich selbst ihren Reim auf die Fakten machen. Und der ist naheliegend. Bemerkenswert für den "Standard" ist, dass ein Millionär der Drahtzieher eines Millionenraubes ist und dass das nicht zu erwarten war.
Ganz ähnlich die Wiener Umsonst-U-Bahnzeitung "Heute" (3.3. 2006). Sie hat auf Seite 2 etwas kleiner angemerkt: "Ein Millionär als Millionenräuber":
"Die Farm des Millionärs (geschätztes Vermögen: 10 Millionen Euro) wurde dabei durchsucht, dabei laut Medien ein "beträchtlicher Teil "der Beute entdeckt."
Die Tatsache, dass nun auch ein Millionär verdächtigt wird ist aus zweierlei Gründen nicht wirklich überraschend:
1. Bankräuber kann heutzutage jeder sein, es gibt kein wirliches Täterprofil, die Wahrscheinlichkeit reicht vom Drogenbenutzer bis zum Bankinhaber bzw. Unternehmer, vom Fußballnationaltorwart bis zum verschuldeten Handwerker. Es sind aber eben auch unterschiedliche Gründe, warum jemand zum Bankräuber wird. Neben Beschaffungskriminalität, Schuldenabbau, Arbeitsverweigerung ist eben auch die schlichte Gier ein hinreichender Grund. Und die Gier, die konstitutiert den gegenwärtige Zeitgeist (Geiz ist geil!). Wenn die Deutsche Telekom das "erfolgreichste Jahr" seiner Geschichte schreibt und ungeachtet einer Rekordividende , 32.000 Stellen abbauen will, dann ist das einer kaum glaublichen Gier nach mehr Profit geschuldet. Und das betrifft sowohl das Management, den Aufsichtsrat und die Aktien-Shareholder. Und es ist immer auch ein Stück Zufall, auf welcher Seite wer gerade sich wiederfindet. Ob Polizist oder Bankräuber, ob Banker oder Bankräuber, ob Unternehmer oder Bankräuber. Das hat uns der Heros-Fall erst jüngst anschaulich vor Augen geführt.
2. Ökonomischer Erfolg und Kriminalität sind häufig bloß zwei Seiten ein - und derselben Medaillie. Bereits die Genesis der kapitalistischen Produktionsweise verweist auf die Erbsünde des Kapitalismus, die ursprüngliche Akkumulation, was uns wiederum daran erinnert, inwiefern Kapitalakkumulation und kriminelle Energie (wie sie beim Bankraub bei einem Teil der Akteure zum Tragen kommt) sozusagen wesensgleich sind.
Deshalb wundert mich so etwas überhaupt nicht.
vabanque - am Donnerstag, 9. März 2006, 00:00 - Rubrik: Millionencoup
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hält das "Film- und Musik-Feuilleton"-Weblog ein paar Hintergrundinformationen zu Jean-Luc Godards Film "Prénom Carmen" (1983) bereit, in dem das Thema Banküberfall bespielt wird.
vabanque - am Montag, 6. März 2006, 19:35
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Für Freitag, 10.3. 2006, ist in der Sendung Kulturzeit auf 3sat (19.20 Uhr) ein ca. siebenminütiger Beitrag zum Thema "'Geld oder Leben!' - Faszination Bankraub"vorgesehen:
Auskunft aus volkskundlich-kulturwissenschaftlicher Perspektive wird auch Klaus Schönberger, Herausgeber von Va Banque, geben.
Die Ankündigung lautet:
"Jenseits der Gerichte wird kaum eine andere kriminelle Tat so leicht verziehen oder gar bewundert wie der Bankraub - vorausgesetzt, es gibt keine Toten oder Geiseln, und die Täter gehen schlau vor. Der Topos vom Räuber als Volkshelden führt bis zu Robin Hood zurück, auch wenn die Räuber des ausgehenden Mittelalters mit Sozialromantik kaum etwas am Hut hatten. Ihnen - wie auch den Banden der Neuzeit - ging es vor allem um eines. "Ich liebe das Geld", gab der legendäre französische Panzerknacker Jacques Mesrine als Motiv zu Protokoll. Und das nahm er sich einfach. Heimlich beneidet der Steuerzahler die "Gentlemenganoven" um ihre Verwegenheit, ihren Mut, ihren Einfallsreichtum - und um ihre Beute. Die höchste, die je in England erbeutet wurde, raubte vor kurzem eine bewaffnete Gang in der Grafschaft Kent: 73,3 Millionen Euro. Parallel zum spektakulären Coup eröffnete in Frankfurt am Main eine Ausstellung zur Geschichte des Bankraubs."
Auskunft aus volkskundlich-kulturwissenschaftlicher Perspektive wird auch Klaus Schönberger, Herausgeber von Va Banque, geben.
Die Ankündigung lautet:
"Jenseits der Gerichte wird kaum eine andere kriminelle Tat so leicht verziehen oder gar bewundert wie der Bankraub - vorausgesetzt, es gibt keine Toten oder Geiseln, und die Täter gehen schlau vor. Der Topos vom Räuber als Volkshelden führt bis zu Robin Hood zurück, auch wenn die Räuber des ausgehenden Mittelalters mit Sozialromantik kaum etwas am Hut hatten. Ihnen - wie auch den Banden der Neuzeit - ging es vor allem um eines. "Ich liebe das Geld", gab der legendäre französische Panzerknacker Jacques Mesrine als Motiv zu Protokoll. Und das nahm er sich einfach. Heimlich beneidet der Steuerzahler die "Gentlemenganoven" um ihre Verwegenheit, ihren Mut, ihren Einfallsreichtum - und um ihre Beute. Die höchste, die je in England erbeutet wurde, raubte vor kurzem eine bewaffnete Gang in der Grafschaft Kent: 73,3 Millionen Euro. Parallel zum spektakulären Coup eröffnete in Frankfurt am Main eine Ausstellung zur Geschichte des Bankraubs."
vabanque - am Montag, 6. März 2006, 17:11 - Rubrik: Bankraub-Dokus - Themenabende usw.
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The Securitas robbery was the UK's biggest cash robbery
Story from BBC NEWS:
Published: 2006/03/06
Police investigating the UK's biggest robbery have recovered £11m of the stolen cash, with a further significant seizure in the last 24 hours.
Kent Chief Constable Michael Fuller said more than £9m was seized in a police raid on a vehicle repair yard in Welling, south-east London, last week.
Meanwhile, forensic officers have been searching a domestic garage in Southborough, near Tunbridge Wells.
Story from BBC NEWS:
Published: 2006/03/06
Police investigating the UK's biggest robbery have recovered £11m of the stolen cash, with a further significant seizure in the last 24 hours.
Kent Chief Constable Michael Fuller said more than £9m was seized in a police raid on a vehicle repair yard in Welling, south-east London, last week.
Meanwhile, forensic officers have been searching a domestic garage in Southborough, near Tunbridge Wells.
vabanque - am Montag, 6. März 2006, 15:44 - Rubrik: Millionencoup
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Einen der interessanteren Artikel im Zusammenhang mit dem Millionenraub in Kent erschien bereits am 25.2. 2006 in der britischen Orginalausgabe der Financial Times. Der Artikel von Jimmy Burns weist nämlich auf einen interessanten Aspekt im Hinblick auf die Entwicklung des Bankraub-Deliktes insgesamt hin:
„The seizure this week by an armed gang of up to £50m from a cash depot hast highlighted an under-reported trend in serious crime, away form traditional bank robberies towards increasingly violent attacks on operations run by private security companies.“
Der Artikel behauptet eine „conspiracy of silence involving government and the meida on this issue“. Nämlich, dass die Regierung ernsthafte Maßnahmen bisher nicht ergriffen habe, die die Konsequenzen zögen hinsichtliche „the rise in attacks oncas in transit and related operations“. Insofern erwartet der Autor des Artikels:
„Industry chiefs and investigators believe the raid, the biggest in British history, will put pressure on police chiefs and minsters to address attacks on security companies, which they believe are not treated as a priority under current crime-fighting targets.“
[Aber meine Herrschaften, wenn's nach der Höhe der Summen ginge, dann wäre Steuerhinterziehung schon seit Jahrhzehnten in dieser Hinsicht etwas unterbelichtet und das nicht nur in UK.]
Aber hier interessiert vor allem die Entwicklung des Deliktes selbst:
„Since 1992, the number of bank raids using firearms in England and Wales has fallen from about 600 a year to about 100 a year, according to police statistics.
But figures collated by the security industry showed there were 839 attacks on staff involved in 'cash in transit' last year, up from 763 in 2004 and 697 in 2003. Over the past three years, 447 security staff have beein injured, 58 of them seriously.“
Bevor wir hier einen generellen Trend behaupten, dürfte der Hinweis auf nationale Unterschiede durchaus sinnvoll sein. Da wäre zum einen Österreich, das 2004 und 2005 eher die gegenteilige Entwicklung erlebte. Dann aber auch Deutschland, dass bei den absoluten Zahlen gegenüber UK doch wesentlich höher abschneidet.
Und schließlich:
„Cash losses as a result of violent robberies rose last year by 10 per cent to £13,7m.“
Der Rest des Artikels versucht zu begründen, warum die englische Regierung neue Anstrengungen zu unternehmen habe, in dem die neue Arbeitsteilung zwischen Banken und privaten Geldtransportunternehmen quasi zur öffentlichen Aufgabe erheben, damit sozusagen die Steuerzahler die Kosten hierfür zu übernehmen hätten.
„At the same time, the number of raids on banks, building societies and post offices has continued to decline. For example, in 2004. only 34 per cent of robberies incurred a monetary loss to the bank, according to the British Bankers Associations.“
Demnach hätten die verbesserten Sicherheitsmaßnahmen zu dieser Verlagerung geführt: „Those developements have forced criminals to seek more violent and sophisticated alternatives.“
Schließlich werden die vergleichsweise laxen Sicherheitsmaßnahmen angeführt, die offensichtlich auch im Falle des Kenter Millionenraubes, den Gangstern das Geschäft erleichtert habe. Zugleich werden die Täter von der britischen Polizei „at the very top level of organised crime“ verortet.
Schließlich wird auch noch nach den Mängel des polizeilichen Systems gefragt. Und dann bleibt da ein generelles Problem: „Their tactics suggest they knew which security gaps to exploit, including the fact that off-duty managers, unlike other operational security staff, do not have a system for checking the credentials of a police officher if stopped.“
Zwei Aspekte sind es wert, festgehalten zu werden. Der Trend zur Verlagerung inUK, aber auch die Versuche der Sicherheitsindustrie ihre Tätigkeit als allgemeines Interesse zu behaupten. Vergleichszahlen liegen aber noch nicht vor.
„The seizure this week by an armed gang of up to £50m from a cash depot hast highlighted an under-reported trend in serious crime, away form traditional bank robberies towards increasingly violent attacks on operations run by private security companies.“
Der Artikel behauptet eine „conspiracy of silence involving government and the meida on this issue“. Nämlich, dass die Regierung ernsthafte Maßnahmen bisher nicht ergriffen habe, die die Konsequenzen zögen hinsichtliche „the rise in attacks oncas in transit and related operations“. Insofern erwartet der Autor des Artikels:
„Industry chiefs and investigators believe the raid, the biggest in British history, will put pressure on police chiefs and minsters to address attacks on security companies, which they believe are not treated as a priority under current crime-fighting targets.“
[Aber meine Herrschaften, wenn's nach der Höhe der Summen ginge, dann wäre Steuerhinterziehung schon seit Jahrhzehnten in dieser Hinsicht etwas unterbelichtet und das nicht nur in UK.]
Aber hier interessiert vor allem die Entwicklung des Deliktes selbst:
„Since 1992, the number of bank raids using firearms in England and Wales has fallen from about 600 a year to about 100 a year, according to police statistics.
But figures collated by the security industry showed there were 839 attacks on staff involved in 'cash in transit' last year, up from 763 in 2004 and 697 in 2003. Over the past three years, 447 security staff have beein injured, 58 of them seriously.“
Bevor wir hier einen generellen Trend behaupten, dürfte der Hinweis auf nationale Unterschiede durchaus sinnvoll sein. Da wäre zum einen Österreich, das 2004 und 2005 eher die gegenteilige Entwicklung erlebte. Dann aber auch Deutschland, dass bei den absoluten Zahlen gegenüber UK doch wesentlich höher abschneidet.
Und schließlich:
„Cash losses as a result of violent robberies rose last year by 10 per cent to £13,7m.“
Der Rest des Artikels versucht zu begründen, warum die englische Regierung neue Anstrengungen zu unternehmen habe, in dem die neue Arbeitsteilung zwischen Banken und privaten Geldtransportunternehmen quasi zur öffentlichen Aufgabe erheben, damit sozusagen die Steuerzahler die Kosten hierfür zu übernehmen hätten.
„At the same time, the number of raids on banks, building societies and post offices has continued to decline. For example, in 2004. only 34 per cent of robberies incurred a monetary loss to the bank, according to the British Bankers Associations.“
Demnach hätten die verbesserten Sicherheitsmaßnahmen zu dieser Verlagerung geführt: „Those developements have forced criminals to seek more violent and sophisticated alternatives.“
Schließlich werden die vergleichsweise laxen Sicherheitsmaßnahmen angeführt, die offensichtlich auch im Falle des Kenter Millionenraubes, den Gangstern das Geschäft erleichtert habe. Zugleich werden die Täter von der britischen Polizei „at the very top level of organised crime“ verortet.
Schließlich wird auch noch nach den Mängel des polizeilichen Systems gefragt. Und dann bleibt da ein generelles Problem: „Their tactics suggest they knew which security gaps to exploit, including the fact that off-duty managers, unlike other operational security staff, do not have a system for checking the credentials of a police officher if stopped.“
Zwei Aspekte sind es wert, festgehalten zu werden. Der Trend zur Verlagerung inUK, aber auch die Versuche der Sicherheitsindustrie ihre Tätigkeit als allgemeines Interesse zu behaupten. Vergleichszahlen liegen aber noch nicht vor.
vabanque - am Montag, 6. März 2006, 13:42 - Rubrik: Bankraub-Trends
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Am 3.3. war es soweit. Ludwig Lugmeier verdrängte Sido von Platz 1 der am häufigsten aufgerufenen Einträge in diesem Weblog. Und das ist auch gut so. Ein jüngerer Eintrag aus dem Jahr 2006 "I go chop your dollars" ist schon verdächtig weit. Dieser Eintrag könnte gegen Mitte des Jahres die Führung übernehmen. Wenn es jedenfalls so weiter geht und das ist angesichts des Themas durchaus zu erwarten:
vabanque - am Samstag, 4. März 2006, 00:52 - Rubrik: Blog-Review
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"Blaulicht und Graulicht" ist das Weblog ("Online-Magazin") des Wiener Journalisten Marcus J. Oswald, der darin überwiegend das Thema Kriminalität bespricht ("Herausgeber, treibende Kraft, Denkakrobat und Wortverbieger"). Es finden sich auch immer mal wieder Hinweise auf das Thema Bankraub, aber insgesamt ist das Blog sehr viel breiter angelegt und kommentiert neben einzelnen kriminellen Taten auch Justiz und Gerichtsverfahren:
"Wer ist die Organisation dahinter? Antwort: Die Organisation dahinter heißt Unsichtbare Hand ("Invisible Hand"). Sie besteht aus vielen Helfern. All jene, die sich beruflich nicht verbiegen. Einige arbeiten im medialen Gewerbe, manche als Juristen. Sie haben ein selbstkritisches Verhältnis zu ihrem Tun. Andere kommen aus anderen Branchen. Einige sitzen im Gefängnis."
Neben Blaulicht und Graulicht gibt es auch ein bisschen Rotlicht, etwa in der Rubrik "Der Sexfilm des Monats". Die Mischung aus "Sex and Crime" mutet mitunter etwas populistisch an und bedient den Gestus des "kleinen Mannes" (im maskulinen Sinne des Wortes), der sich gegen die da oben wehrt. Die ideologische Ausrichtung ist widersprüchlich. Es werden Richter direkt angegriffen (Blutrichter Jilike). es gibt "Haftkolumnen", es werden Photos von Autofahrern veröffentlicht, stellt diejenigen quasi an den Internetpranger, die während des Autofahrens mit dem Handy telefonieren. Und zudem veröffentlicht er schon mal Photos aus dem Gerichtssaal. Andererseits setzt er sich gegen die Verbreitung von "Mein Kampf" in Österreich ein oder vermag ohne moralinsauren Beigeschmack, die Hintergründe der Geschichte der RAF in Grundzügen anhand von Stefan Wisnewskis Buch "Wir waren so ungeheuer konsequent" zu beschreiben.
Und schließlich wird all jenen, die sich gegen diese Veröffentlichungen wehren wollen (könnten), quasi journalistische Prügel angedroht:
"Werden eingeschriebene Anwaltsbriefe behoben? Antwort: Beim vierten Zustellversuch.
Welche Konsequenzen haben Gerichtsklagen? Antwort: Veröffentlichung der Klagssätze. Berichterstattung über die Anwaltskanzleien. Fortlaufende Berichterstattung über Kläger, Nachforschungen, Recherchen, Abtasten nach Fehlerquellen beim Gegner, das übliche Programm. Berichterstattung auch auf den Schwesternseiten von BLAULICHT und GRAULICHT"
Schon ein bisschen bizarr, investigativer Anspruch mit Hang zur Selbstjustiz, ein Mischmasch aus ein bisschen Sex, Antifaschismus und Antirassismus, kleine-Leute-Gestus, bisweilen misogyn bis frauenfeindlich und gerechtigkeitsfanatisch. Und last but not least: Hier findet sich die erste vernünftige Geschichte des Postraubs von 1963 im Netz. Aber so ist das halt. Ideologische Linien sind nicht eindeutig und klar geschieden: Verrücktheiten und Aporien dieser Gesellschaft stehen immer häufiger unverbunden neben ihrer Kritik. Das dürfte aber nicht so neu sein. Das Internet macht diese Tendenz nur transparenter.
Update: Weblog deaktiviert
"Wer ist die Organisation dahinter? Antwort: Die Organisation dahinter heißt Unsichtbare Hand ("Invisible Hand"). Sie besteht aus vielen Helfern. All jene, die sich beruflich nicht verbiegen. Einige arbeiten im medialen Gewerbe, manche als Juristen. Sie haben ein selbstkritisches Verhältnis zu ihrem Tun. Andere kommen aus anderen Branchen. Einige sitzen im Gefängnis."
Neben Blaulicht und Graulicht gibt es auch ein bisschen Rotlicht, etwa in der Rubrik "Der Sexfilm des Monats". Die Mischung aus "Sex and Crime" mutet mitunter etwas populistisch an und bedient den Gestus des "kleinen Mannes" (im maskulinen Sinne des Wortes), der sich gegen die da oben wehrt. Die ideologische Ausrichtung ist widersprüchlich. Es werden Richter direkt angegriffen (Blutrichter Jilike). es gibt "Haftkolumnen", es werden Photos von Autofahrern veröffentlicht, stellt diejenigen quasi an den Internetpranger, die während des Autofahrens mit dem Handy telefonieren. Und zudem veröffentlicht er schon mal Photos aus dem Gerichtssaal. Andererseits setzt er sich gegen die Verbreitung von "Mein Kampf" in Österreich ein oder vermag ohne moralinsauren Beigeschmack, die Hintergründe der Geschichte der RAF in Grundzügen anhand von Stefan Wisnewskis Buch "Wir waren so ungeheuer konsequent" zu beschreiben.
Und schließlich wird all jenen, die sich gegen diese Veröffentlichungen wehren wollen (könnten), quasi journalistische Prügel angedroht:
"Werden eingeschriebene Anwaltsbriefe behoben? Antwort: Beim vierten Zustellversuch.
Welche Konsequenzen haben Gerichtsklagen? Antwort: Veröffentlichung der Klagssätze. Berichterstattung über die Anwaltskanzleien. Fortlaufende Berichterstattung über Kläger, Nachforschungen, Recherchen, Abtasten nach Fehlerquellen beim Gegner, das übliche Programm. Berichterstattung auch auf den Schwesternseiten von BLAULICHT und GRAULICHT"
Schon ein bisschen bizarr, investigativer Anspruch mit Hang zur Selbstjustiz, ein Mischmasch aus ein bisschen Sex, Antifaschismus und Antirassismus, kleine-Leute-Gestus, bisweilen misogyn bis frauenfeindlich und gerechtigkeitsfanatisch. Und last but not least: Hier findet sich die erste vernünftige Geschichte des Postraubs von 1963 im Netz. Aber so ist das halt. Ideologische Linien sind nicht eindeutig und klar geschieden: Verrücktheiten und Aporien dieser Gesellschaft stehen immer häufiger unverbunden neben ihrer Kritik. Das dürfte aber nicht so neu sein. Das Internet macht diese Tendenz nur transparenter.
Update: Weblog deaktiviert
contributor - am Freitag, 3. März 2006, 08:49 - Rubrik: Blog-Review
Wer nochmals detailliert den Ablauf des Postraubes von 1963 nachlesen möchte, der wird im benachbarten Weblog "Blaulicht und Graulicht" aus Wien fündig. Das ist die erste vernünftige Darstellung dieses Ereignisses im Internet, die ich bisher gefunden habe. Und auch Ronnie Biggs wird richtig einsortiert. Endlich mal ein Journalist, der auch tatsächlich recherchiert hat.
contributor - am Freitag, 3. März 2006, 08:48 - Rubrik: Biographien des Bankraubs
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Die ARD sendet am 20.3. 2006, 21 Uhr im Rahmen der Reihe "Die großen Kriminalfälle" eine Doku von Roland May und Dirk Laabs mit dem Titel :
Bernhard Kimmel - der Al Capone aus der Pfalz
(SWR, Länge: 45 Minuten)
Die Ankündigung kommt ein bisschen moralisch daher, so wie es die Tante ARD halt vermag, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Das passt zu Martin Walser:
12. Dezember 1981. Bernhard Kimmel versucht mit einem Komplizen in die Sparkasse im hessischen Bensheim einzubrechen. Sie wollen an das Geld im Tresor kommen. Aber ein Polizist beobachtet die beiden und alarmiert seine Kollegen. Als Kimmel gestellt wird, wirft er eine Handgranate, tötet einen Beamten und verletzt einen anderen schwer. Es ist das traurige Ende einer jahrelangen kriminellen Karriere. Der "erfolgreichste Geldschrankknacker Deutschlands" ist zum Polizistenmörder geworden.
Kimmel wächst im pfälzischen Lambrecht auf. Im Wald finden er und seine Freunde Gewehre und Munition, die Wehrmachtssoldaten am Ende des Krieges zurückgelassen haben. Sie schießen Wild, spielen Räuber und Gendarm - Jungenspiele. 1957 knacken sie ihren ersten Tresor. Bald ist kein Geldschrank mehr vor ihnen sicher. In der Adenauerzeit gilt die Kimmel-Truppe als eine der gefährlichsten Jugend-Banden. Zwischen 1956 und 1961 gehen fast 200 Einbrüche auf ihr Konto. Die Beute: über 100.000 Mark - damals ein Vermögen.
In der Silvesternacht 1960/61 endet die Halbstarken- und Räuberzeit abrupt. Bei einer feuchtfröhlichen Feier im Wald
erschießt ein betrunkenes Mitglied der Bande einen Hüttenwirt. Nach und nach wird die ganze Bande verhaftet. Im folgenden Prozess wird Kimmel, den die Zeitungen jetzt "Al Capone aus der Pfalz" nennen, zu 14 Jahren Zuchthaus verurteilt. 1970 kommt Bernhard Kimmel vorzeitig frei, er gilt als resozialisiert. Es ist die Zeit, in der in linken Kulturkreisen "Knast- und Knackiliteratur" hoch im Kurs stehen. Kimmel wird im Kulturbetrieb herumgereicht, Illustrierte schreiben über ihn. Aber von dem kriminellen Milieu, das ihn prägte, kommt er nicht los. Im Dezember 1981 führt der Weg in die Katastrophe: Beim Einbruch in Bensheim wird er zum Polizistenmörder. Er bekommt lebenslänglich. Erst im Dezember 2003 kommt er frei. Insgesamt hat er 31 Jahre hinter Gittern verbracht.
Das ist nun bereits der zweite Dokumentarfilm, der über Kimmel gedreht wurde:
Al Capone von der Pfalz ... R. Peter Fleischmann, DA, Dok, 1985
Dokumentation über das Leben des Berufsverbrechers Bernhard Kimmel, der als Jugendlicher nach 1945 mit gefundenen Waffen über kleine Straftaten zum Schwerkriminellen wurde und Anfang der 60er Jahre als Kopf der Pfälzer Al-Capone-Bande von sich reden machte. Der Regisseur beobachtete Kimmel 15 Jahre lang, befragte Bekannte, Polizisten und immer wieder Kimmel selbst, der 1985 wegen Polizistenmordes zu lebenslanger Haft verurteilt wurde.
Als Hintergrund-Information zur Kimmel-Bande nach wie vor empfehlenswert:
Thoms Billy Hutter: "Ich wollte ein edler Räuber sein" - die Kimmel-Bande, ein Pfälzer Mythos. In: Schönberger, Klaus: Vabanque. Bankraub. Theorie. Praxis. Geschichte. Hamburg/Berlin Göttingen 2001, S. 78-91.
Bernhard Kimmel - der Al Capone aus der Pfalz
(SWR, Länge: 45 Minuten)
Die Ankündigung kommt ein bisschen moralisch daher, so wie es die Tante ARD halt vermag, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Das passt zu Martin Walser:
12. Dezember 1981. Bernhard Kimmel versucht mit einem Komplizen in die Sparkasse im hessischen Bensheim einzubrechen. Sie wollen an das Geld im Tresor kommen. Aber ein Polizist beobachtet die beiden und alarmiert seine Kollegen. Als Kimmel gestellt wird, wirft er eine Handgranate, tötet einen Beamten und verletzt einen anderen schwer. Es ist das traurige Ende einer jahrelangen kriminellen Karriere. Der "erfolgreichste Geldschrankknacker Deutschlands" ist zum Polizistenmörder geworden.
Kimmel wächst im pfälzischen Lambrecht auf. Im Wald finden er und seine Freunde Gewehre und Munition, die Wehrmachtssoldaten am Ende des Krieges zurückgelassen haben. Sie schießen Wild, spielen Räuber und Gendarm - Jungenspiele. 1957 knacken sie ihren ersten Tresor. Bald ist kein Geldschrank mehr vor ihnen sicher. In der Adenauerzeit gilt die Kimmel-Truppe als eine der gefährlichsten Jugend-Banden. Zwischen 1956 und 1961 gehen fast 200 Einbrüche auf ihr Konto. Die Beute: über 100.000 Mark - damals ein Vermögen.
In der Silvesternacht 1960/61 endet die Halbstarken- und Räuberzeit abrupt. Bei einer feuchtfröhlichen Feier im Wald

Das ist nun bereits der zweite Dokumentarfilm, der über Kimmel gedreht wurde:
Al Capone von der Pfalz ... R. Peter Fleischmann, DA, Dok, 1985
Dokumentation über das Leben des Berufsverbrechers Bernhard Kimmel, der als Jugendlicher nach 1945 mit gefundenen Waffen über kleine Straftaten zum Schwerkriminellen wurde und Anfang der 60er Jahre als Kopf der Pfälzer Al-Capone-Bande von sich reden machte. Der Regisseur beobachtete Kimmel 15 Jahre lang, befragte Bekannte, Polizisten und immer wieder Kimmel selbst, der 1985 wegen Polizistenmordes zu lebenslanger Haft verurteilt wurde.
Als Hintergrund-Information zur Kimmel-Bande nach wie vor empfehlenswert:
Thoms Billy Hutter: "Ich wollte ein edler Räuber sein" - die Kimmel-Bande, ein Pfälzer Mythos. In: Schönberger, Klaus: Vabanque. Bankraub. Theorie. Praxis. Geschichte. Hamburg/Berlin Göttingen 2001, S. 78-91.
vabanque - am Donnerstag, 2. März 2006, 09:36 - Rubrik: Bankraub-Dokus - Themenabende usw.
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