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Das Weblog zur Volkskunde des Bankraubs

 
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Die Frankfurter Rundschau (8.1.2005) widmet dem ARTE-Themenabend gleichermaßen einen ausführlichen Artikel:

Räuber, Rollen, Rituale
Arte-Themenabend über den Bankraub
"Themenabend: Hände hoch und Geld her!", Arte, So., ab 20.40 Uhr.
VON HARALD KELLER

Wenn es auf Arte einen Abend lang um das Thema Bankraub geht, dann ist das auch ein Abend der nachgeahmten Posen. Schon in dem eröffnenden spanischen Spielfilm Vier Frauen gegen eine Bank verschaffen sich die Amateur-Räuberinnen das nötige Fachwissen, indem sie vorweg einen Spielfilm anschauen. Natürlich: Der Ablauf eines Bankraubes mit seinen ritualisierten Gesten hat per se kinematografische Qualitäten. Im anschließenden Filmessay Dinger drehen: Kleine Geschichte des Bankraubs (22.15 Uhr) verweist neben anderen Margit Czenki, 1971 an einem politisch motivierten Bankraub beteiligt, auf das Vorbild Kino: Ihre männlichen Komplizen orientierten sich damals vornehmlich an den Italowestern, die sich besonders in der linken politischen Szene großer Beliebtheit erfreuten.

Häufig wurden Bankräuber romantisiert, manche sogar nach Art moderner Robin Hoods zu Volkshelden stilisiert. Das reicht zurück bis ins Berlin der zwanziger-Jahre, als die Brüder Sass per Tunnelbau gerade jene Bank ausräumten, die im Schaufenster mit ihrem modernen Stahltresor geworben hatte. Der ausgeklügelte Coup machte Furore, fand Eingang in die Literatur, zum Beispiel Kästners Emil und die Detektive, und wurde mehrfach verfilmt, zuletzt 2001 mit Ben Becker und Jürgen Vogel als Franz und Erich Sass.

Bleibt das Verbrechen unblutig, wird es vom Publikum eher mal als Streich gesehen oder als Akt des Aufbegehrens gegen ein abstraktes Die-da-oben. Auch die Taten eines Bernhard Kimmel konnte man zeitweilig mit Vergnügen betrachten, wenn dieser "Al Capone von der Pfalz" Bedürftigen Bargeld in den Vorgarten warf, am Tatort noch ein Trinkgeld für die Putzfrauen hinterließ und ein ums andere Mal seine Verfolger foppte.

Ohne dass dies explizit angesprochen würde, erweist sich Thomas Palzers Kleine Geschichte des Bankraubs vor allem als Mediengeschichte des Bankraubs. Früh schon verarbeitete das Filmgewerbe die Taten der Bankräuber und bewirkte deren Mythologisierung: Butch Cassidy & Sundance Kid, die auch in Popsongs besungenen Bonnie & Clyde, Al Capone und in jüngster Zeit Andreas Baader erlangten ikonischen Rang. Wobei selbstredend die medial geprägte Gestalt mit dem Original meist wenig übereinstimmt.

Mesrine, der Theatermann

Umgekehrt begriffen viele Kriminelle ihre Taten bereits bei der Aufführung als Rollenspiel und genossen das Rampenlicht - manche lasen anderntags die Zeitungsberichte über ihre Verbrechen so begierig, wie ein Schauspieler die erste Kritik einer Premierenvorstellung liest. Die Journalistin Isabelle Pelletier beschreibt einen der Auftritte von Jacques Mesrine, zeitweilig Frankreichs Staatsfeind Nummer eins, mit den Worten: "Das war ein Mann, der sich sagte: Wir sind hier nicht vor dem Schwurgericht, sondern beim Theater."

Thomas Palzer präsentiert sein Material episodisch, mitunter sprunghaft und ohne formvollendetes Resümee. Die Schlussfolgerungen bleiben dem Betrachter überlassen. Das muss kein Manko sein. Schaut man Spielfilm und Dokumentation in unmittelbarem Zusammenhang, ergeben sich die Erkenntnisse ganz von selbst.

Harald Fricke weist in der taz vom 8.1.2005 auf dem ARTE-Themenabend am Sonntag (9.1.2005) Bankraub hin:

"Hände hoch!
Der Gesellschaft die Pistole auf die Brust gesetzt: ein Arte-Themenabend über Banküberfälle (So. ab 20.40 Uhr)

Ihre Vorbilder heißen Al Capone oder Bonnie & Clyde. Ihre Überfälle haben sie auf die Titelseiten gebracht, danach saßen sie jahrzehntelang im Gefängnis. Bankräuber, so zeigt es der Themenabend "Hände hoch und Geld her!", gelten immer noch als romantische Helden.

Folgt man den Erinnerungen in Thomas Palzers Dokumentation "Dinger drehen" (22.15 Uhr), dann waren Banküberfälle in den 70er-Jahren zudem Ausdruck einer Gesellschaft, deren Modernität sich eben auch in den ausgetüftelten Plänen ihrer Verbrecher spiegelte. Mehr noch, bei Palzer gehört der Bankraub zum Zeitgeist, weil er "das rasant gelebte Leben", wie es sonst im Kino zu sehen war, alltäglich machte. Heute, da aber Geld wie jeder andere Datenstrom bloß noch virtuell fließt, ist aus dem einst Aufsehen erregenden Überfall eine Gelegenheitstat geworden.
Einer der schockierendsten Fälle spielte sich dagegen schon 1959 in Rumänien ab ("Der große kommunistische Bankraub" 23.00 Uhr). Fünf Männer und eine Frau plünderten einen Banktransport und entkamen mit 1,6 Millionen Lei - das entsprach gut 2.000 Monatslöhnen. Daraufhin setzte eine brutale Verhaftungswelle ein. Bald wurden die Täter dingfest gemacht: Es handelte sich um Juden in hohen Ämtern, die von der Parteispitze fallen gelassen worden waren. Mit dem Geld wollten sie sich ihre Ausreise nach Palästina erkaufen. Stattdessen folgte ein perfider Schauprozess, für den sie in einer filmischen Rekonstruktion des Überfalls sich selbst spielen mussten. Obwohl man ihnen mildernde Umstände versprochen hatte, wurde das Material schließlich gegen sie verwendet. Sie waren dem Staat ein zweites Mal in die Falle gegangen: als willige Zeugen der eigenen Anklage.

Dass dem Todesurteil zahllose Entlassungen folgten, bei denen sämtliche Juden aus den Ministerien entfernt wurden, wundert angesichts der antisemitischen Propaganda im Rumänien der späten 50er nicht. Dass Filmemacher Alexandru Solomon diese Haltung allerdings 45 Jahre später noch bei alten Securitate-Schergen angetroffen hat, ist erschreckend.

Die nordirische Polizeit macht die IRA für den Millionencoups in Belfast verantwortlich. Das schlägt Wellen in der Medienlandschaft. Wir bevorzugen die NZZ (7.1.2005):

"(ap/rel) Die Polizei in Nordirland hat am Freitag offiziell die IRA für den bislang grössten Bankraub der Weltgeschichte verantwortlich gemacht. Die Ermittler seien überzeugt, dass Mitglieder der IRA die Geiselnahme und den Raub vom 20. Dezember geplant und ausgeführt hätten, sagte Polizeichef Hugh Orde.
(...)
Die Schuldzuweisung an die IRA ist politisch nicht unproblematisch. Polizeichef Orde erklärte zwar, die Polizei sei nicht unter politischem Druck gestanden. Aber die Sinn Fein drohte bereits vorgängig mit Folgen für den Friedensprozess, sollte die IRA verantwortlich gemacht werden. Die Sinn Fein behauptet, dass es Hinweise auf Bestrebungen im britischen und unionistischen Lager gebe, den Bankraub dazu zu benutzen, den Friedensprozess scheitern zu lassen.
(...)
Die Northern Bank kündigte am Freitag den Austausch aller von ihr ausgegebenen Banknoten bis zu einem Wert von 100 Pfund durch neue Muster an. Damit wäre ein Grossteil des erbeuteten Geldes auf einen Schlag wertlos. Mehr als die Hälfte der Beute bestand aus Pfundnoten, die von der Northern Bank ausgegeben worden waren. Für den Druck der neuen Noten veranschlagte die Bank rund acht Wochen. Die Kosten schätzte sie auf rund fünf Millionen Pfund (11 Mio. Franken)."

Das ist offenbar der richtige Stoff für das Boulevard-Theater. Das Hamburger Abendblatt (5.1. 2005) sprach mit der Regisseurin:


"Mit Sicherheit wird ihr "Keen Geld för Dösbaddels" helfen, im neuen Umfeld die eigene Note erkennen zu lassen. Denn die Kriminalkomödie bietet eine Ausgangssituation, die den theatralischen Vorlieben der Regisseurin Harten entgegenkommt: Es ist nicht alles so, wie es scheint. Und es kommt ganz anders als erwartet. Der Plot jedenfalls ist an sich schon skurril: zwei Rentner - gezeichnet nach dem Motto: Gegensätze ziehen sich an - überfallen eine Bank und werden unfreiwillig zu Geiselnehmern. Doch das ist erst der Anfang ihrer Pechsträhne: Denn ihre Opfer, der Filialleiter mit Gattin und Geliebter, sind um einiges bösartiger als die Möchtegern-Bankräuber."

Ohnsorg


Die Welt (11.1. 2005) lässt sich auch noch über das Ohnsorg-Theaterstück und verquickt die Besprechung mit den Rezeptionserfahrungen des Schreibers anlässlich des ARTE-Bankraub-Themenabends:

Zwei alte Trottel humpeln ums Goldene Kalb

Mit mäßigem Erfolg versuchte Meike Harten, das fehlkonstruierte Stück "Keen Geld för Dösbaddels" am Ohnsorg Theater zu retten

von Lutz Lesle

"Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?", läßt Bertolt Brecht seinen Helden Mackie Messer in der "Dreigroschenoper" sagen. Seit es Geldinstitute gibt, geht von Bankräubern eine ungeheure Faszination aus. Zumal wenn sie so tolldreist vorgehen wie die Brüder Sass in den zwanziger und dreißiger Jahren, Bonnie & Clyde, Ronald Biggs oder Kimmel & Co. Von ihnen, auch von Deutschlands erstem Geiselnehmer Dimitri Todorov, erzählte der Arte-Themenabend eben in dem Moment, als ich mich - vom jüngsten Bühnen-Kriminalfall bei "Ohnsorgs" müde heimkehrend - dem Fernseher überantwortete, um angeregter schlafen zu können.

Dabei war auch zu erfahren, daß die Zahl der Banküberfälle stetig abnimmt, seit sich der Geldverkehr auf virtuelle Datenbahnen verlagert. Was Unterhaltungsautoren nicht davon abhält, der theatralischen Zugkraft des Geldraubs in Kassenhallen zu vertrauen, zumal wenn die Umstände etwas zu lachen hergeben. So schnitt der Aachener Humanmediziner, Chirurg und Freizeitschauspieler Markus Voell, Mitglied des dortigen Blackout Theaters, aus einschlägigen Stoffquellen wie den oben erwähnten eine Kriminalkomödie zurecht, die er "Oslo-Syndrom" betitelte - in Anlehnung an das so genannte "Stockholm-Syndrom". (...)

"Keen Geld för Dösbaddels", so der plattdeutsche Titel - für Nichtniederdeutsche: ein Dösbaddel ist ein Tölpel, ein "zerstreuter Barthold" (der Name bedeutet ursprünglich "Haudegen") - ist nicht halb so spannend wie der spanische Spielfilm "Vier Frauen gegen eine Bank", obwohl sich alle hinreißend bloßstellen und für dumm verkaufen: Frank Grupe als filialleitender Bangbüx und Sandra Keck als listige Liebhaberin, Edda Loges als betrogene Betrügerin, Jürgen Lederer und Karl-Ulrich Meves als gotterbärmliches Gaunerpaar. Kleine Anregung am Rande: Ohnsorg-Intendant Christian Seeler, hier zwischendurch als TV-Moderator eingesetzt, sollte sich vielleicht bei N3 als Nachrichtensprecher bewerben.

Der Lord von Barmbek ist in diesem Weblog bereits gewürdigt worden. Nun hat auch der Schauspieler Ulrich Tukur denselben für das Hamburger St.Pauli Theater entdeckt und zeigt Sympathien. In einem Interview mit der Hamburger Morgenpost (4.1. 2005) will er seinen Lord fein geschieden wissen von anderen Halunken.

Ulrich Tukur & Ulrich Waller: »Das waren sportive Unternehmer!«

Edel-Schurke auf dem Kiez - Am Sonnabend betritt »Der Lord von Barmbeck« die Bühne des St. Pauli Theaters

Zwischen organisiertem Verbrechen und irrwitzigen Einbruchstouren verlief die kriminelle Karriere von Julius Adolf Petersen. Als "Gentlemangangster" machte sich der "Lord von Barmbeck" nach dem Ersten Weltkrieg einen Namen - und nahm sich später einsam in einer Gefängniszelle das Leben. Im St. Pauli Theater bringen Autor-Regisseur Ulrich Waller und Autor-Hauptdarsteller Ulrich Tukur seine Geschichte auf die Bühne.

MOPO: Was macht die Geschichte des "Lord von Barmbeck" heute noch interessant?

Tukur: Julius Adolf Petersen hat eine sehr pfiffige Lebensgeschichte hinterlassen. Und wir dachten, man sollte auf der Bühne was über ihn erzählen. Das ist ja auch ein Stück Hamburger Geschichte. Wir schließen unsere "Kriminellentrilogie" - nach "Blaubarts Orchester" und "Dreigroschenoper" - mit einem authentischen Hamburger Mackie Messer ab.

Waller: Das Lokalkolorit interessiert uns aber nur als Hintergrund, es geht um den "Lord" als Prototyp. Wie so ein Mann, der den staatlich verordneten Weg zu Reichtum und Glück nicht einhält, in die Mühlen eines Systems gerät, wie ihm jede Lebensperspektive genommen wird. Der "Lord" ist eine merkwürdig unzeitgemäße Figur, er verschwand 1922 im Knast und kam wieder, als die Weimarer Republik kippte, in ein Deutschland, das sich komplett verändert hatte. Auch die Verbrecherszene war viel amerikanischer geworden war, es wurde mehr geschossen.

MOPO: Wie viel Rechercheaufwand steckt in dem Stück?

Waller: Wir haben ein Jahr recherchiert, konnten auch Originalakten im Staatsarchiv einsehen.

Tukur: Man muss sich entscheiden, was für eine Geschichte man erzählen will: Was ist interessant an dieser Figur? Warum sind diese Verbrechertypen Identifikationsfiguren?

MOPO: Ist Petersen für Sie eine Heldenfigur?

Tukur: Er hat sich zu einer gemacht, und er ist ein Mythos geworden. Seine Truppe war über 400 Mann stark, die haben Gelder verschoben bis in die USA. Witzig war es nicht wirklich. Er war sicherlich ein charmanter, intelligenter und aus gutem Holz geschnitzter Typ - in Maßen. Aber diese Geschichte endet elend, wie immer bei Menschen, die verzweifelt versuchen, in der Gesellschaft anzukommen, die aber ein anarchisches Grundpotenzial haben und bestimmte Regeln einfach nicht akzeptieren können.

MOPO: Aber Sie begegnen ihm mit einer gewissen Grundsympathie.

Tukur: Na klar! Er hat immer gesagt: Bei mir wird nicht geschossen. Das waren Geldschrankknacker, deren größter Traum die Bettentour war: den Schlüssel für den Tresor der Reichen vom Nachttisch klauen, alles rausholen und den Schlüssel wieder zurücklegen. Das war das Größte! Das waren sportive Unternehmer.

MOPO: Welchen Ruf hatte der "Lord" in der Hamburger Gesellschaft?

Waller: Wenn man sich durch die Ermittlungsakten arbeitet, zeigt sich, dass er ein sehr guter PR-Stratege war. Er hat Presseerklärungen abgegeben und an Eides statt erklärt, dass er kein Ein-, sondern ein Ausbrecher sei. Er war rotzfrech, und das hat den Leuten gefallen.

MOPO: Warum eine solche Geschichte auf die Bühne bringen - damit sie erhalten bleibt?

Tukur: Definitiv. Das ist eine Art Demokratie für die Toten, denn die können nicht mehr reden. Wenn wir uns nicht um sie kümmern, sind deren Leiden und Kämpfe für immer vergessen
.

Ja dann, hoch die ....

update nach fast zwei Jahren (10.10.2007):
Hier beim datenhamster.org gibts ein Blogeintrag von der NDR-TV-Übertragung des Theaterstücsk

Die Leipziger Volkszeitung (5.1. 2005) berichtet über einen Tresoraufbruch, dessen Machart offensichtlich die Antwort auf die zunehmenden Sicherheitsmaßnahmen im Innern ist. Die "Schränker" verlegen das Geschehen an eine andere Frontlinie. Immer wieder war in letzter Zeit von Fällen zu lesen, bei denen mit Brachialgewalt gegen das Bankgebäude vorgegangen wurde. Aber immerhin aus Bankräubern, die bewaffnet gegen Personal und Kunden vorgehen, werden so wieder "Schränker", deshalb sin die Äußerungen über die neue Form von "Brutalität" am Ende des Artikels doch etwas überzogen:

Räuber heben mit Bagger Geld in Glesien ab

Glesien. (...) Mit einem geklauten Bagger rissen gestern Nacht gegen 3 Uhr Unbekannte die Fassade der Volksbank in Glesien ein und stahlen den Tresor samt Geldautomaten. Ihr Tatwerkzeug, den Bagger, klauten die Bankräuber zuvor aus dem Gewerbegebiet in Wiedemar. Ihr ursprünglicher Plan, den Bagger mit einem Tieflader zur Bank zu fahren, misslang offenbar. So entschlossen sich die Räuber kurzerhand, direkt mit dem Bagger zur Bank zu fahren.

(....) Spezialisten des Landeskriminalamtes Sachsen kamen gestern Morgen, um die Spuren zu sichern. "Ich kann leider keine Angabe zum entwendeten Geldbetrag machen, da die Summe nicht zum Nachahmen animieren soll", bittet Polizeisprecher Michael Hille um Verständnis. Ein Brancheninsider vermutet aber, dass in dem Geldautomaten bis zu 300 000 Euro gewesen sein könnten.
(...)

"Ich arbeite seit 15 Jahren bei der Volksbank in Delitzsch und wir haben schon einige Überfälle erlebt, aber dass mit solch einer Brutalität vorgegangen wurde, das ist neu", erklärte gestern Wolfgang Schuster, Leiter der Volksbank Delitzsch.

Lizenz zum Schnüffeln
Unter dieser Überschrift bespricht Peter O. Chotjewitz in Konkret 1/2005 die von Klaus Viehmann und Markus Mohr herausgegebene Spitzel-Anthologie.

In einer vergleichsweisen langen Einleitung lässt Chotjewitz sich über den Verlag Assoziation A und dessen Bücher aus, wobei diese 'Dramaturgie' in Besprechungen offensichtlich sein Markenzeichen ist über andere Bücher zu schreiben. In der folgenden 'Laudatio' hat auch Vabanque einen gebührenden Platz; hatte er den Band doch selbst für Konkret 5/2001 besprochen.

"Weil Marx von der Ablösung der Staatsgewalt durch die »freie Assoziation der Produzenten« sprach, nannte sich ein Verlag Anfang der siebziger Jahre »Verlag Association«. Daraus wurde in den Achtzigern die »libertäre Assoziation«, die sich kürzlich mit der Kooperative »Schwarze Risse« zum Verlag »Assoziation A« vereinigte.
Ein traditionsreiches Verlagshaus also, in dem viele schöne Bücher erscheinen, mit denen sich trefflich die Zeit vertreiben läßt, die vor uns liegt, bis endlich mal so viele Produzenten frei sich vereinigt haben, daß wir die blöde Staatsgewalt ohne das übliche Geballere und lästige Kaputtgemache auf den Misthaufen der Geschichte fegen können.
Unter www.assoziation-a.de finden wir die drei lesenswerten Romane des einst polizeilich gesuchten Italieners Nanni Balestrini (einen davon in meiner beispiellosen Übersetzung: Wir wollen alles!). Vieles über Flüchtlinge, Emigranten und die Segnungen der Globalisierung ist da erschienen, auch Gaby Webers Die Verschwundenen von Mercedes Benz, Die Geburt der dritten Welt von Mike Davis und Dario Azzelinis Buch über Paramilitärs, Warlords, Privatarmeen und die neue Kriegsordnung stehen auf der Backlist.
So besteht das Programm fast ganz aus geistigen Spreng- und Stinkbomben, nicht frei von Sympathie für handfeste Schandtaten wie Klaus Schönbergers Theorie und Praxis des Bankraubs – Lesefutter für Subversive, deren Abneigung gegen obrigkeitliches Getue so weit geht, daß sie dem Staat nicht einmal das Recht auf Selbstverteidigung einräumen. Auf die Knie mit dem Monster.
Soviel zur A-Assoziation, und soviel Lob muß sein, da die Enttäuschten der Sechziger-Revolten nur noch wehklagen können, daß es keine richtige Opposition mehr gebe, keinen Widerstandsgeist und keine latente Gewaltbereitschaft. Es gibt sie, man kann sie kaufen, im Buchladen, und natürlich auch bei Libri und Amazon."


Hhm, also unsereins macht seine Online-Bestellungen über die Basis-Buchhandlung in München oder für englischsprachige Werke bei Missing Link in Bremen. Für französische Bücher würden wir uns über einen Kommentar freuen ...

From: Thomas Köhler <Doc.Koehler@web.de>
Date: 02.01.2005
Subject: Konf: 16. Kolloquium zur Polizeigeschichte in Düsseldorf -
Düsseldorf 06/05
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Dr. Carsten Dams (Dokumentations- und Forschungsstelle für Polizei- und Verwaltungsgeschichte der FHöV NRW), Polizeihauptkommissar Klaus-Friedrich Dönecke (Polizeipräsidium Düsseldorf), Thomas Köhler (wiss. Mitarbeiter im Projekt „Dienst am Volk? Düsseldorfer Polizisten im Spannungsfeld der Umbrüche 1919-49“); unterstützt von der Deutschen Gesellschaft für Polizeigeschichte e.V. und dem Verein „Geschichte am Jürgensplatz“ e.V., Düsseldorf 30.06.2005-02.07.2005, Polizeipräsidum Düsseldorf, Jürgensplatz 5-7, 40219 Düsseldorf

Deadline: 21.03.2005

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

das 16. Kolloquium zur Polizeigeschichte findet in der NRW-Landeshauptstadt Düsseldorf statt. Tagungsort ist das dortige Polizeipräsidium am Jürgensplatz. Veranstalter sind Dr. Carsten Dams (Dokumentations- und Forschungsstelle für Polizei- und
Verwaltungsgeschichte der FHöV NRW), Polizeihauptkommissar
Klaus-Friedrich Dönecke (Polizeipräsidiums Düsseldorf), Thomas Köhler (wiss. Mitarbeiter im Projekt „Dienst am Volk? Düsseldorfer Polizisten im Spannungsfeld der Umbrüche 1919-49“), unterstützt von der Deutschen Gesellschaft für Polizeigeschichte e.V. und dem Verein „Geschichte am Jürgensplatz“ e.V.

Drei thematische und eine offene Sektion sind während der
zweieinhalbtägigen Veranstaltung angedacht und werden im folgenden kurz umrissen.
Die einzelnen Referate sollten die Dauer von zwanzig Minuten nicht überschreiten, 40 Minuten Diskussion im Anschluss sind vorgesehen. Auch Präsentationen in Form von Werkstattberichten sind erwünscht.

Zu Beginn der Veranstaltung werden den Tagungsteilnehmern zwei aktuelle Düsseldorfer Forschungsprojekte inhaltlich wie methodisch präsentiert, deren Maximen zu den unten beschriebenen Themenfeldern überleiten sollen: Das polizeihistorische Projekt „Dienst am Volk? Düsseldorfer Polizisten im Spannungsfeld der Umbrüche 1919-1949“ sowie „Die Geschichte der Bezirksregierung Düsseldorf 1917-1955“.
Während des Kolloquiums ist zudem eine Führung durch den
Gewahrsamsbereich des Polizeipräsidiums geplant.

1. Methodenreflexion: Umsetzung polizeigeschichtlicher Projekte auf
regionaler und lokaler Ebene Ansatzpunkt der Veranstalter ist es, die Gelegenheit zu nutzen, im Kollegenkreis offen und kritisch über Probleme, Möglichkeiten und Strategien der methodischen Umsetzung von Projekten auf lokale oder regionale Ebenen zu diskutieren. Dabei geht es um Erfahrungen bereits durchgeführter Projekte einerseits, Problemstellungen und Lösungsansätze
aktueller Beispiele andererseits. Ins Blickfeld der Diskussion sollen
Projekte mit möglichst unterschiedlichen Umsetzungsstrategien rücken: von Ausstellungen, Filmbeiträgen, über didaktischen Mappen, Lern-DVD´s, bis hin zu Sammelbänden und Dissertationsprojekten.

2. Amts- und Machtmissbrauch: Polizisten als Täter
Polizisten sind als Exekutivorgan des Staates mit weitreichenden
Machtmitteln, wenn nötig auch unter Einschließung von Gewalt,
ausgestattet. Welche Faktoren führen dazu, dass dieses Mandat
missbraucht werden kann? Sei es, dass Polizisten mit staatlicher Duldung oder sogar in seinem Auftrag zu Tätern werden. Sei es, dass in gesetzlichen wie alltäglichen Grauzonen oder durch Amtsmissbrauch der „Freund und Helfer“ sich zum Verfolgungsorgan wandelt. Es sollen Themenfelder angeregt werden, die sich u.a. mit Fragen der ideologischen wie persönlichen Motivation und Verführbarkeit von Polizisten und des Amts- und Machtmissbrauchs der Institution Polizei auseinandersetzen.
Dabei unterliegt die Sektion keiner epochalen Eingrenzung. Biographische Ansätze sind erwünscht.

3. Erinnerungskulturen (und deren Selbstdarstellung) in der Polizei
Gibt es ein spezifisches Selbstbild der Polizei in unterschiedlichen
Epochen, Regionen, Sparten und wie wird dies in den breit gefächerten Quellengattungen (u.a. Zeitschriften, Kalender, Jahrbücher, Jubiläumsschriften, Chroniken, Autobiographien, Filme) konkretisiert? Welche Zielvorstellungen verfolgen solcherlei Erinnerungskulturen, Innen- und Außendarstellungen, welche Rezipienten wurden und werden angesprochen, wie ist das Spannungsverhältnis Realität vs. Selbstinszenierung?


4. freie Sektion
Wie schon in den vergangenen Jahren gut bewährt, soll auch 2005 im Rahmen einer thematisch offenen Sektion Vortragenden die Möglichkeit gegeben werden, Projekte vorzustellen.


Organisatorisches
Fahrt- und Übernachtungskosten können zunächst wie immer nicht übernommen werden. Als Unterbringungen stehen ein kostengünstiges Hotel in der Altstadt sowie optional eine Jugendherberge zur Verfügung.
------------------------------------------------------------------------
Thomas Köhler
Waldweg 2
48163 Münster

Tel: 0251-47348
Mail: Polizeikolloquium2005@web.de

DIE ZEIT-Redaktion (01/2005)
äußert ihre Wünsche an das Jahr 2005:

Ukrainischer Mut gegen die Diktaturen dieser Welt, Tour-Sieg für Jan Ullrich und RWE-Verträge für alle: Der radikal hoffnungsfrohe Wunschkatalog der ZEIT-Redaktion für die kommenden zwölf Monate

Aber es wird niveaulos, wenn sich der ideelle Gesamtbildungsbürger seinen Wunschbankräuber imaginiert ...

"Dass, wenn schon Banküberfall, die Methode »Bankräuber mit Dieter-Bohlen-Maske« Schule macht. "

Also 1. war das ein Tankstellen-Überfall und 2. kann kein Bankräuber so dumm sein, Bohlen die hierfür notwendigen Fähigkeiten zuzutrauen. Bohlen-Masken-Räuber bleibt bei Euren Tankstellen - wo ihr hingehört ...

Der ARTE-Themenabend "Hände hoch und Geld her" wurde deutlich durch Vabanque inspiriert ...

Eine Besprechung wird noch nachgeliefert ...


Sonntag, 9. Januar 2005 um 20:40
Hände hoch und Geld her

Seien es Billy the Kid und Jessy James, Bonnie & Clyde oder die Brüder Sass, Banküberfälle wecken in der Bevölkerung häufig Sympathie, werden sie doch als Racheakt an einem Gesellschaftssystem angesehen, das Geld zum Maßstab von Erfolg und Glück macht. Der Themenabend erzählt die Geschichte des Bankraubs, seiner Täter und seiner Opfer.

Seit es Banktresore gibt, beflügeln sie die Fantasie der Menschen. Hier lagert im Übermaß, woran es den meisten Menschen mangelt: Geld. Wir verbringen einen Großteil unserer Lebenszeit damit, unter mehr oder weniger befriedigenden Umständen Geld zu verdienen - in der Regel eher weniger als mehr. Wer also hat nicht schon einmal den Traum vom erfolgreichen Bankraub gehabt? Die Vorstellung, danach finanziell erst einmal ausgesorgt zu haben, ist zu verführerisch. Kein anderes Verbrechen kann derart große Sympathien in der Bevölkerung hervorrufen wie ein gelungener Überfall auf eine Bank, vorausgesetzt, die Vorgehensweise stimmt: Die Aktion muss gewaltfrei, klug eingefädelt und erfolgreich sein. Die Faszination am Bankraub begründet sich jedoch nicht allein in der Sehnsucht über Nacht reich und glücklich zu werden. Der Bankraub begeistert auch als gelungener Racheakt an einem System, das Glück weitgehend in Geld misst. Der Themenabend berichtet von Underdogs und Überfliegern, Tätern und Opfern der hohen Kunst des Bankraubs und erkundet dessen gesellschaftlichen Bedingungen.

Der Abend umfasst einen Spielfilm und zwei Dokus:
1. Vier Frauen gegen eine Bank
2. Dinger drehen - Kleine Geschichte des Bankraubs
3. Der große kommunistische Bankraub

Im Rahmen des ARTE-Themenabend "Hände hoch - Geld her" wird der spanische Spielfilm "Vier Frauen gegen eine Bank" ausgestrahlt:

Sonntag, 9. Januar 2005 um 20:40
VPS : 20.45
Wiederholungen :
11.01.2005 um 01:10
20.01.2005 um 15:15

Vier Frauen gegen eine Bank
Spielfilm, Spanien 2001
Regie: Eva Lesmes, Drehbuch: Luis Marias, Musik: Manuel Villalta, Schnitt: María Elena Sáinz de Rozas, Produktion: Luis Vallés, Produzent: César Benitez
Carmen Maura (Maite), Adriana Ozores (Lola), Maribel Verdú (Silvia), Malena Alterio (Pecholata), Juan Gea (Direktor), Jaime Pujol (Gustavo), Joaquim Climent (Enrique), Antonia Martinez (Großmutter), Alejandro Sigüenza (Daniel), Omar Munoz (Felipe), Pep Guinyol (Cajero), Francisco Casares (Kommissar), Chelo Vivares (Monja), Diana Palazon (Luisa), Lina Mira (Vanessa)


Vier Frauen kommen mit ihrem Leben, den Männern und dem Geld nicht zurecht. Das ungleiche Quartett plant einen Bankraub, der sich seiner Realisierung zunächst vehement widersetzt und der am Ende doch auf sehr weibliche Art und Weise verwirklicht wird.

Lola lebt mit ihrem kleinen Sohn mehr schlecht als recht von ihrem Lohn als Putzfrau. Die Rechnungen wachsen ihr über den Kopf, sie muss aus ihrer Wohnung und ihr Mann bedrängt sie, zu ihm zurückzukommen. Lola aber will mehr aus ihrem Leben machen: Ein Computerkurs soll ihr Sprungbrett sein. Ein Zimmerbrand zerstört jedoch ihren neuen Computer und damit ihre Träume. Und so putzt Lola weiterhin in der Bankfiliale, in der sie allenfalls als Inventar wahrgenommen wird. In ihrem zweiten Job im Haushalt von Maite ergeht es Lola anders. Die elegante Frau benimmt sich ihrer Putzfrau gegenüber freundschaftlich und großzügig. Nach einiger Zeit findet Lola heraus, dass auch Maite verzweifelt ist. Ihr kürzlich verstorbener Mann hat weit über seine Verhältnisse gelebt und nur Schulden hinterlassen. Aber Maite will ihrer Tochter, die kurz vor der Hochzeit steht, auf keinen Fall etwas davon sagen. Sie wahrt den Schein, bezahlt alles und steuert auf ein finanzielles Desaster zu. Silvia, Lolas beste Freundin, arbeitet als Friseurin und hat ein Verhältnis mit ihrem verheirateten Chef, der seine Versprechungen, sich von seiner Frau zu trennen, natürlich nicht hält. Als Silvia schwanger wird, droht ihr Geliebter, ihr das Kind wegzunehmen und es mit seiner Frau aufzuziehen. Dann ist da noch Pecholata. Sie überfällt Lola im Park und stiehlt ihr die Geldbörse. Ein paar Tage später wird sie von Lola gestellt. Lola heuert sie an, um sich ihrer kriminellen Kenntnisse zu bedienen. Das ungleiche Quartett macht sich auf seine sehr eigene Art an das Projekt eines Bankraubs. Ein Plan wird ausgeheckt, dessen Realisierung nicht ohne Hindernisse verläuft und der am Ende auf sehr weibliche Art und Weise verwirklicht wird.

Sonntag, 9. Januar 2005 um 22:15
VPS : 22.15
Im Rahmen des ARTE-Themenabend "Hände hoch - Geld her" wird in einem Filmessay die auch in diesem Blog immer wiederkehrende Frage gestellt: Wie kommt es zu dieser Faszination (die ARTE immer wieder bewegt, dieses Thema aufzugreifen)? Mit von der Partie, der Volkskundler Klaus Schönberger, Herausgeber von Vabanque sowie einige nette historische Aufnahmen.

Der Autor des Filmes, Thomas Palzer, ist nebenbei erwähnt, auch Redakteur des Zündfunks beim Bayrischen Rundfunk.


Dinger drehen: Kleine Geschichte des Bankraubs

Dokumentation, Deutschland 2004, Erstausstrahlung
Regie: Thomas Palzer


Diese "Kleine Geschichte des Bankraubs" erzählt von der Faszination, die dieser Akt der Kriminalität ausübt. Seien es die Brüder Sass im Deutschland der 20er und 30er Jahre oder Bonnie & Clyde im Amerika der großen Depression, die Täter stießen bei der Bevölkerung immer auf ein gewisses Maß an Sympathie. Die Dokumentation forscht nach den Ursachen.

"Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?", schrieb Bertolt Brecht in der "Dreigroschenoper". Banken sind Institute, die Geld verwalten. Unser aller Geld. Sie sind sichtbarer Ausdruck dessen, dass nur der Glück auf Erden hat, der auch Geld besitzt. Aber auch der gut Betuchte kennt Geldsorgen als ständig nagendes Gefühl der Bedrohung. Da kommt es nicht von ungefähr, dass sich wohl jeder schon einmal - gedanklich - mit Bankraub befasst hat. Natürlich ist es vom vagen Gedankenspiel zur Realität ein weiter Weg. Dennoch - geben wir es zu - werden wir beim Thema Bankraub hellhörig, egal, ob er als schöne Kunst betrachtet wird oder das mit ihm verbundene Elend uns ängstigt. Der Film erzählt eine "Kleine Geschichte des Bankraubs", eine Geschichte, die von den Brüdern Sass über Bonnie & Clyde, Ronald Biggs sowie Kimmel & Co. bis zur Gegenwart reicht. Außerdem gehören zu dieser Geschichte Frankreichs ehemaliger Staatsfeind Nr. 1 Jacques Mesrine, die Ex-"Banklady" Margit Czenki und Dimitri Todorov, der erste Geiselnehmer Deutschlands. Eines war ihnen allen gemeinsam: Der feste Wille, Dinger zu drehen!

Im Rahmen des ARTE-Themenabend "Hände hoch - Geld her" wird nun der zweite Dokumentarfilm zum gefaketen rumänischen Bankraub gesendet.
Zur Version von Irène Lusztig gibt es bereits einige Beiträge in diesem Blog.

Sonntag, 9. Januar 2005 um 23:00
VPS : 23.00


Der große kommunistische Bankraub
Dokumentation, Deutschland / Frankreich / Großbritannien 2004, Erstausstrahlung
Regie: Alexandru Solomon


Der Film erzählt die unglaubliche Geschichte eines Bankraubs in Rumänien und des Prozesses, der den Tätern gemacht wurde. Sie wurden gezwungen, an der filmischen Rekonstruktion des Tathergangs teilzunehmen und kurze Zeit später zum Tode verurteilt und exekutiert.


An einem ruhigen Augustmorgen 1959 wird in Bukarest ein Wagen der Nationalen Bank von Rumänien ausgeraubt. Eine Gruppe bewaffneter und maskierter Männer entkommt mit 1,6 Millionen Lei, einer Summe, die damals dem Gegenwert von 5.000 Gehältern entsprach. Kaum ein Jahr später faszinierte ein einstündiger Film das rumänische Publikum, denn er erzählte die eigentlich unglaubliche Geschichte dieses Bankraubs. Und die echten Bankräuber spielten in diesem Film mit. Nur zwei Monate nach dem Überfall waren die fünf Männer und eine Frau gefasst worden, die nun ihre eigenen Rollen in dieser Polizei-Rekonstruktion übernahmen. Von der Regierung waren ihnen dafür mildernde Umstände zugesichert worden. Das Publikum war von den Tätern ebenso überrascht wie die Geheimpolizei Securitate: Hochrangige frühere Parteimitglieder, Männer, die zuvor selbst für die Securitate gearbeitet hatten, einer war sogar der Schwager des Ministers für Innere Angelegenheiten. Alle sechs waren Juden und gehörten während des Zweiten Weltkrieges zur kommunistischen Widerstandsbewegung. Ihnen wurde ein Aufsehen erregender Schauprozess gemacht und die Tat als Bedrohung des kommunistischen Regimes dargestellt. Und noch während der Film dem entsetzten Publikum vorgeführt wurde, verurteilte das Gericht die "roten Gangster" zum Tode und sie wurden exekutiert. "Rekonstruktion" ist der Titel des Films, der damals entstand und der mehr verbirgt als enthüllt. Warum sollte eine Gruppe von Apparatschiks das System angreifen, für das sie gekämpft hatten? Was sollten sie mit dem Geld anfangen in einem Land, das sie nicht verlassen konnten? Nach über 40 Jahren sind noch immer viele Fragen offen.

tja leider erst heute abend mitbekommen:
Klaus Schönberger und MC Orgelmüller irgendwann heute nacht auf xxp - aber wer kann das schon empfangen ...

Sonntag - 02. Januar 2005 auf XXP, 21:50
dctp KONTEXT: Verbrechen im Wandel der Zeit
dctp Kulturmagazin

u.a.: Strahl der Wahrheit / Norbert Kückelmann über die klassische Sammlung berühmter Justizfälle: Den Pitaval
"Pitaval" heißt die klassische Sammlung berühmter Rechtsfälle, begründet 1734 von Francois Gayot de Pitaval (1673 - 1743) in Frankreich. Friedrich Schiller, fasziniert von diesem Werk, übersetzte eine Auswahl ins Deutsche. Später erschienen weitere Sammlungen im 19. und 20. Jahrhundert. Diese Chroniken von Justizfällen zeigen die Wandlung des Verbrechens im Laufe der Zeiten. Wo heute Sensation die publizistische Aufmerksamkeit bestimmt, war es zu Anfang der Justiz-Berichterstattung die Aufklärung: Der Strahl der Wahrheit. Filmemacher und Rechtsanwalt Dr. Norbert Kückelmann berichtet.


Amok / Das Ende der Einfühlung
Was die Europäer an den asiatischen Amokläufern im 19. Jahrhundert schockierte, sagt Prof. Dr. Joseph Vogl, war der "Terror der Nicht-Unterscheidung". Aus einem Anlass, der zu einem Gemetzel in keinem Verhältnis stand, also "ohne Grund" und gleicherweise grausam gegen Freund und Feind, rannten Mörder durch die Dörfer und töteten. Sie riefen: "Amok, Amok", was so viel heißt wie: "Vernichtet sie".
Inzwischen gehören auch in den westlichen Ländern Amokschützen zu den großen öffentliche Zeichen, die eine Zeitenwende signalisieren.
Prof. Dr. Vogl, von der Bauhaus Universität Weimar, berichtet. Mit Beispielen aus Java, Tasmanien, U.S.A., Schottland u.a.

24 Stunden unsortierte Wirklichkeit / Erfahrungen im mobilen Streifensatz
Die Beamten der Schutzpolizei treffen bei ihren Einsätzen, anders als die Krimi-nalisten, auf unsortierte Wirklichkeit. Keine festen Regeln, keine Vorbereitung, keine Akten helfen ihnen. Keine Situation ist genau wie die andere.
Der Sozialforscher Prof. Dr. Joachim Kersten hat im Rahmen seiner Feldforschung den mobilen Streifendienst begleitet. Er berichtet.

Korruption ist überall / Hans Leyendecker: Korruption zerstört Vertrauen
Hans Leyendecker über Korruption in Afrika, Asien, Südamerika, Russland und in unserem eigenen Europa: Korruption ist überall. Der Journalist Hans Leyendecker berichtet. Er ist leitender politischer Redakteur der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG und Verfasser des Buches "Die Korruptionsfalle".

Die UNO der Kriminologen / Prof. Dr. Joachim Kersten über die Weltöffentlichkeit der Verbrechensforscher
Auf dem Weltkongress für Kriminologie in Rio de Janeiro. Viele Kriminologen aus dem Westen sind zu dem jährlichen Kongress nicht erschienen, weil sie in Brasilien ihre Entführung fürchten. Zu den Themen des Kongresses gehören Piraterie, Terror, Prävention und Kriminalität weltweit. Was sind die neuesten Schwerpunkte in der Kriminalforschung in einer wirren Welt?

Vabanque / Klaus Schönberger Theorie und Praxis des Bankraubs
85% aller Bankräuber sind Ersttäter. Seit der Zeit des Wilden Westens in den U.S.A. sind Banküberfälle Ziel von populärer Phantasie, aber auch wirkliches Objekt krimineller Praxis. Die heutigen Sicherheitssysteme haben diese Praxis verändert.
Der Kulturwissenschaftler Klaus Schönberger dokumentiert in dem von ihm herausgegebenen Buch VABANQUE Theorie, Praxis und Geschichte des Bankraubs mit Bankräuber-Medleys von Mac Orgelmüller.


Der Bestrafer / Die 7 Todsünden
In einem U.S.-Film erweist sich eine Mordserie als vom Motiv her unaufklärbar. Die Morde sind extrem grausam. Ein Nutzen für den Täter zeigt sich nirgends. Die Polizeibehörden kommen erst beim letzten der Morde, der durch alle Intelligenz der Verfolgungsbehörden unvermeidbar bleibt, zum Schlüssel des Geschehens: ein Fundamentalist der Werte mordet, um die 7 Todsünden zu bezeichnen. Brad Pit in der Rolle des verunglückenden Strafverfolgers. Dr. Ulrike Sprenger, Verfasserin des PROUST-ABC, berichtet.

Das berichtet Ede Zimmermann in seinem "Sicherheits"-Portal (27.12.2004).

Zur Vorgeschichte vgl. die diversen Eintragungen in diesem Blog.

Die Yahho-Nachrichten (24.12.2004) wissen über die sächsischen Bankräuber

Angst vor Farbbeuteln

Dresden (ddp-lsc). Bankräuber lassen sich in Sachsen offenbar immer mehr von modernster Sicherheitstechnik abschrecken. Die Sprecherin des Landeskriminalamtes (LKA), Silke Specht, sagte in Dresden der Nachrichtenagentur ddp, 1999 sei in Sachsen noch 71 Mal versucht worden, eine Bank oder Postfiliale zu berauben. Im vergangenen Jahr sei dies nur noch 17 Mal vorgekommen. In den vergangenen Jahren sei so gut wie jeder Fall auch gelöst worden, lediglich 2001 habe die Polizei nur rund drei von vier Räubern schnappen können.

Die rückläufigen Fallzahlen sind laut Jürgen Bollmann, Kriminal-Hauptkommissar in der LKA-Zentralstelle für Sicherungstechnik, vor allem auf einen deutlich verbesserten Schutz der Geldinstitute zurückzuführen. Hier gebe es mittlerweile eine ganze Palette ineinander greifender Maßnahmen. Alle Tricks wollte Bollmann zwar nicht verraten. Allein die Hinweise auf Zeitverschluss-Behälter jedoch, bei denen Bankangestellte nur zu bestimmten Zeiten an größere Geldsummen gelangen könnten, hätten die Anreize für Bankräuber spürbar sinken lassen.

Zudem seien Fallen in die Geldbehälter eingebaut wie Farbbeutel und andere mehr, Videotechnik zeichne jede Bewegung in den Banken auf, das Geld sei gekennzeichnet und nach größeren Summen müssten die Mitarbeiter erst in der Zentrale anfragen, erläuterte Bollmann. Völlig ungesicherte Geldbestände gebe es heute nirgendwo mehr in Sachsen, eine Entwicklung wie auch anderswo in Deutschland, wo von 2500 Banküberfällen 1992 gerade mal 700 im Jahr 2004 übrig geblieben seien. Das Risiko sei für die Täter heute einfach zu hoch, sagt der Kriminalist.

Die NZZ (24.12.2004) bringt ein paar Hintergrundinformationen zum Belfaster Millionencoup:

Erfolgreiche Bankräuber in Schwierigkeiten
Die IRA dementiert Urheberschaft des Belfaster Überfalls


Nach dem aufsehenerregenden Überfall auf die grösste Geschäftsbank Nordirlands vom Montag bleiben fast 50 Millionen Franken spurlos verschwunden. Doch die grossteils druckfrischen lokalen Banknoten sind nicht leicht abzusetzen.

Die Irisch-Republikanische Armee (IRA) hat am Donnerstag über Gewährsleute verlauten lassen, dass sie nichts mit dem spektakulären Überfall auf das Hauptquartier der Northern Bank im Belfaster Stadtzentrum vom Montagabend zu tun habe. 22 Millionen Pfund waren in Kunststoffkisten gepackt, auf Gitterkarren geladen und mit einem speziell umgebauten Lieferwagen abtransportiert worden. Bei mehr als der Hälfte des Bargeldes handelte es sich indessen um frisch gedrucktes Geld, denn wie andere Banken druckt auch die Northern Bank ihre eigenen Noten. Zum Leidwesen von Reisenden werden diese in England nie, in Schottland nur sehr sporadisch als Zahlungsmittel akzeptiert, obwohl es sich um gültige Sterling-Noten handelt. Diese Gepflogenheiten engen den Spielraum der Räuber beträchtlich ein, zumal die Seriennummern den Behörden bekannt sind. Ein Experte für Geldwäscherei wurde mit der Bemerkung zitiert, die Täter hätten ebenso gut Monopoly-Geld stehlen können.

Kriminelle oder subversive Täter?

Die nordirische Polizei engte ihre Fahndung auf insgesamt fünf Gruppen ein, denen sie die Durchführung dieses tollkühnen Überfalls zutraut: zwei kriminelle Banden und drei paramilitärische Organisationen, darunter die IRA. Deren jüngstes Dementi wird mit Vorsicht behandelt, denn die politischen Folgen wären unabsehbar, sollte die IRA tatsächlich hinter dem Raub stehen. Die besorgte Frage der letzten Wochen, ob der Rückzug der IRA aufs Altenteil auch einen Verzicht auf kriminelle Methoden mit sich bringen würde, wäre damit endgültig beantwortet. Ihre politische Weggefährtin, die Sinn-Fein-Partei, müsste sich noch etwas länger gedulden, bis sie als Koalitionspartnerin in Nord und Süd ernst genommen würde. Die Behörden selbst allerdings mussten sich am Mittwoch gegen den Vorwurf der Inkompetenz verteidigen. Denn ein Parkwächter hatte die Polizei am Montagabend auf den verdächtigen Lieferwagen aufmerksam gemacht. Als die Fusspatrouille endlich am Tatort eintraf, war sie exakt drei Minuten zu spät. Tatsächlich erfuhr die Polizei erst kurz vor Mitternacht vom Verschwinden des Geldes - mehr als 24 Stunden nach dem Beginn der kriminellen Handlungen."


Der ganze Text in der NZZ

Die Taz (23.12.2004) macht sich Gedanken über die Geldwäsche Probleme der nordirischen Bankräuber. Im übrigen zeigen sich die Medien davon überzeugt, dass hier eine wohlorganisierte paramilitärische Truppe zugange war.
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"DUBLIN taz Nach dem bisher größten Bankraub in Nordirland ist die erste Spur der Ermittler ein ausgebranntes Auto, das die Räuber südlich von Belfast zurückließen. Sie erbeuteten etwa 20 Millionen Pfund (knapp 29 Millionen Euro) aus der Northern Bank. Zuvor hatte die Bande die Familien zweier Bankmanager als Geiseln genommen, um die Bankiers zum Öffnen des Safes zu zwingen. Die geraubte Geldmenge überstieg das Fassungsvermögen des Lkw, so dass die Räuber einen Teil zurücklassen mussten. Fahndungsleiter Sam Kinkaid: "Das war kein Glück. Die waren sehr gut organisiert." Die Ermittler vermuten IRA-Dissidenten hinter der opulenten Operation. Ein Problem werden die Räuber mit dem Geld haben: Die erkennbar nordirischen Banknoten lassen sich nur schwer in England oder Südirland absetzen."

Es war zwar kein Bankraub, sondern ein ordinärer Tankstellenüberfall, aber die Tracht hatte es in sich:

Tankstellen-Überfall mit Bohlen-Maske1_normal

In Brandenburg hat ein Mann eine Dieter-Bohlen-Maske benutzt, um eine Tankstelle zu überfallen. Allerdings hat das Karma des Herrn Bohlen, den wir nur ungern beschimpfen, weil wir uns leider mit Sigrid Löffler u.a. und deren Bildungsdünkel (die im Grunde ja dessen prolligen VerehrerInnen meinen, denn dieses Ekelpaket) gemein machen müssen, auf das Projekt abgefärbt. Er verliert seine Beute auf der Flucht wieder (Dieter Bohlen schreibt ja auf ähnliche Weise mit dieser BILD-Zeitungschefredakteursgattin seine Bücher - nach Veröffentlichung verlieren sie schon mal ab und an ein paar Aussagen und Sätze auf der Flucht vor der Wirklichkeit ). Aber es ist schon richtig, der Tankstellenüberfall entspricht ungefähr dem Niveau dieser Bagage und von daher hat das mit der Maske schon seine Richtigkeit.

"Einen Hinweis hat die Polizei schon: Der Mann muss vor kurzem bei Makromarkt eingekauft haben. Dort wurde die angeblich verwendete Bohlen-Maske anlässlich einer Verkaufsaktion Ende November verteilt." (BZ, 21.12.2004)

Das würden wir ganz spontan Beihilfe zum Raub nennen .... ;-)

Die Süddeutsche Zeitung (22.12.2004) hat Mühe nicht ins Schwärmen zu geraten. Nach dem Lottocoup vergangene Woche kommen nun andere mit der Komplentärstory daher ...

Der perfekte Raub

Geiselnahme, Erpressung, starke Nerven – wie die Bankräuber von Belfast einen der größten Coups der Weltgeschichte landeten.

Es fällt auf Anhieb schwer, sich der dunklen Faszination dieses größten Raubzugs in der Geschichte des Vereinigten Königreichs zu entziehen, seiner kühlen Kalkulation, seiner Präzision und Perfektion in der Vollendung hinter den stummen Mauern der Northern Bank-Zentrale mitten in Belfast.

Die Fantasie fängt an sich auszumalen, wie im Inneren der Bank die Räuber Zentner, ach was: Tonnen an Pfund-Banknoten vom Fünfer bis zum Hunderter auf einen Lastwagen wuchteten, während vor der Fassade des Gebäudes unbekümmert Tausende Menschen an diesem frühen Montagabend ihre Weihnachtseinkäufe nach Hause schleppten.

So viel Geld, sie konnten es gar nicht mehr tragen

So viel Geld war es, dass die Räuber einen Teil liegen lassen mussten, weil ihr Lkw die Massen nicht fassen konnte. In britischen Zeitungen ist am Mittwoch von 20 bis 40 Millionen Pfund die Rede, also bis zu 60 Millionen Euro.

Der Zeitpunkt hätte nicht besser gewählt sein können: Die Bankzentrale barst vor Bargeld, mit dem die Automaten der 95 Filialen für das Weihnachtsgeschäft aufgeladen werden sollten. Dies war vielleicht einer der größten Beutezüge der Weltgeschichte, und er stellt bei weitem in den Schatten, was der legendäre Posträuber Ronald Biggs und Kumpane am 8. August 1963 mit dem Postzug Glasgow-London anstellten.


Der ganze Text in der SZ

 

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